UNIVERSITÄT DES SAARLANDES PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT III EMPIRISCHE HUMANWISSENSCHAFTEN Theoretisieren für die Praxis: Förderung anwendbaren bildungswissenschaftlichen Wissens in der Lehramtsausbildung anhand instruktionaler Fehler Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät III der Universität des Saarlandes vorgelegt von David Martin Klein aus Ottweiler Saarbrücken, 2015 Der Dekan: Univ.-Prof. Dr. phil. Roland Brünken Berichterstatter/innen: Univ.-Prof. Dr. phil. Robin Stark Univ.-Prof. Dr. phil. Franziska Perels Tag der Disputation: 27.07.2015 „Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“ Winston Churchill „I wanted to save Gotham. I failed.“ - „Why do we fall, Sir? So that we can learn to pick ourselves up.“ Bruce Wayne & Alfred Pennyworth , Batman Begins Danksagung Mein Dank gilt natürlich an erster Stelle meinem Doktorvater, Prof. Robin Stark, ohne den diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Nach dem kürzesten Vorstellungsgespräch aller Zeiten und einer kurzen Eingewöhnungszeit an einem eher ungewöhnlichen Lehrstuhl war unsere Zusammenarbeit immer sehr positiv und vor allem von viel Vertrauen geprägt. Ja, ich hätte bei manchen Dingen öfter nachfragen können, aber mir kam es sehr entgegen, auch einfach mal machen zu können und zu wissen, dass man mir zutraut, es gut zu machen. Danke dafür und für viele Chancen - und natürlich auch für ein jederzeit offenes Ohr, wenn ich wirklich mal nicht weiterwusste. Dank gilt auch meinen Kollegen am Lehrstuhl, vor allem Kai Wagner und Eric Klopp, für fachliche Beratung, Austausch von Ideen, Projektplanung, Feedback, gegenseitige Tritte in den Hintern und die Möglichkeit, innerhalb von Sekundenbruchteilen jegliches hochgeistige Thema zugunsten der wirklich wichtigen Dinge im Leben („Gehn ma ball mo Middach esse?“) fallen zu lassen. Meiner Kollegin und sehr guten Freundin Kathrin Kaub möchte ich vor allem für ihre Freundschaft und Unterstützung in diversen beruflichen und auch persönlichen Krisen danken. Und natürlich auch für geschickte Appelle an meinen ausgeprägten Trotz, der am Ende das Schreiben der Dissertation wesentlich beschleunigt hat. Unerlässlich war dabei von Anfang an auch die Hilfe unserer studentischen Hilfskräfte - allen voran Thorsten Mai und Tobias Stahl, deren Unterstützung bei der Durchführung der Experimente, in der Dateneingabe und später sogar bei der Auswertung von unschätzbarem Wert war. Besonders erwähnt seien auch noch Claudia Buck und Sinah Auchtor, die beim Korrekturlesen des Literaturverzeichnisses schier Übermenschliches geleistet haben. Vielen anderen Kolleginnen und Kollegen aus der Fachrichtung danke ich ebenfalls für den fachlichen Austausch, aber viel mehr noch für gute Gesellschaft und gemeinsame Erlebnisse auf diversen Konferenzen, Fachrichtungsfeiern („Heute Sekt ab elf!“) und einfach beim Treffen auf dem Flur. Davon können sich andere Fachrichtungen echt was abschneiden. Bei Prof. Franziska Perels möchte ich mich noch gesondert für die Übernahme des Zweitgutachtens und speziell dafür bedanken, wie unkompliziert so etwas von Statten gehen kann. Meiner Partnerin Maike Lauterbach danke ich ganz besonders - dafür, dass sie mich in den letzten paar Wochen und Monaten ausgehalten hat, in denen mein Nervenkostüm zusehends dünner wurde, aber auch dafür, dass sie immer da und einfach ein wunderbarer Mensch ist. Den Rest sage ich ihr persönlich ;). Zu guter Letzt, von Anfang an und immer wieder möchte ich mich bei meiner Familie bedanken. Bei meinem großen kleinen Bruder, der mich am Ende bei der Promotion sogar überholt und mir grade dadurch den nötigen Motivationsschub gegeben hat. Ich bin stolz auf dich, Tobi! Und vor allem natürlich - bei meinen Eltern, ohne die ich nichts wäre, die mir eine gute Erziehung, Bildung und Wissensdurst (und den Dickkopf) mitgegeben haben, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen und es auch dann immer gut meinten, wenn man es als „pubertärer Panz“ nicht mitbekommen hat. Danke für alles. Inhaltsverzeichnis 1. Überblick über die der Arbeit zugrundeliegenden Aufsätze............................................ 1 2. Problemstellung und Ziel des Forschungsprojekts ........................................................... 2 2.1 Anwendung wissenschaftlichen Wissens im Lehramt .................................................................. 2 2.2. Probleme und Fehler bei der Anwendung wissenschaftlichen Wissens ...................................... 5 2.3 Ursachen für Fehler bei der Anwendung wissenschaftlichen Wissens ......................................... 6 3. Wissensarten ....................................................................................................................... 10 3.1 Wissenschaftliches vs .Alltagswissen ......................................................................................... 10 3.2 Wissensarten und Qualitäten von Wissen ................................................................................... 12 3.2.1 Das Modell von DeJong und Ferguson-Hessler: Arten und Qualitäten von Wissen ........... 12 3.2.2 Vergleich mit anderen Konzeptionen .................................................................................. 13 3.2.3 Merkmale anwendbaren Wissens ........................................................................................ 14 3.2.4 Träges Wissen ...................................................................................................................... 16 3.3 Theorieartikulation: Theorieanwendung zur Erklärung von Sachverhalten ............................... 18 4. Lernen aus Fehlern ............................................................................................................ 21 4.1 Begriffsbestimmung: Was ist ein Fehler? ................................................................................... 21 4.2. Fehlerkultur: Produktiver Umgang mit Fehlern ......................................................................... 23 4.3 Negatives Wissen als Produkt des Lernens aus Fehlern ............................................................. 25 4.4. Negatives Wissen als zusätzliche Wissensdimension aus der Perspektive der Conceptual Change-Forschung ............................................................................................................................ 27 4.5. Lernen aus eigenen versus Lernen aus fremden Fehlern ........................................................... 29 4.6. Bedingungsfaktoren beim Lernen aus Fehlern........................................................................... 31 5. Umsetzung des Lernens aus Fehlern anhand integrierter Lernumgebungen .............. 35 5.1 Begriffsbestimmung: Problem- und Instruktionsorientierung .................................................... 35 5.2 Problemorientierung .................................................................................................................... 37 5.2.1 Problemorientierte Ansätze ................................................................................................. 37 5.2.2 Kritik am problemorientierten Lernen ................................................................................. 39 5.3 Instruktionsorientierung .............................................................................................................. 39 5.3.1 Instruktionsorientierte Ansätze ............................................................................................ 40 5.3.2 Kritik am instruktionsorientierten Lernen ........................................................................... 41 i 5.4 Synthese: Designprinzipien integrierter Lernumgebungen ......................................................... 42 6. Studie 1: Lernen aus eigenen vs. Lernen aus fremden Fehlern ..................................... 45 6.1 Productive Failure ....................................................................................................................... 45 6.2 Advokatorisches Lernen aus Fehlern .......................................................................................... 47 6.3 Fostering theory application competences in student teachers by learning from errors: a comparison of productive failure and advocatory error learning ...................................................... 51 7. Studie 2: Instruktionale Unterstützung beim Lernen aus fremden Fehlern in integrierten Lernumgebungen.......................................................................................... 77 7.1 Problemdarstellung ..................................................................................................................... 78 7.2 Theoretischer Hintergrund .......................................................................................................... 79 7.4 Fragestellung und Hypothesen .................................................................................................... 86 7.5 Methode ...................................................................................................................................... 87 7.6 Ergebnisse ................................................................................................................................... 96 7.7 Diskussion ................................................................................................................................. 101 8. Studie 3: Implementation des Lernens aus Fehlern in Seminaren anhand von Blended learning und Fading ........................................................................................................ 112 8.1. Stabilität der Lerneffekte ......................................................................................................... 113 8.2 Strukturierung der Seminarkonzeption anhand von Blended Learning .................................... 113 8.3 Fading instruktionaler Unterstützung ........................................................................................ 115 8.4 Förderung anwendbaren bildungswissenschaftlichen Wissens bei Lehramtsstudierenden anhand fehlerbasierten kollaborativen Lernens: Eine Studie zur Replikation und Stabilität bisheriger Befunde und zur Erweiterung der Lernumgebung .......................................................................... 117 9. Gesamtdiskussion ............................................................................................................. 145 9.1 Übergreifende Diskussion aller Studien mit Bezug zu den theoretischen Grundlagen ............ 146 9.3 Limitationen .............................................................................................................................. 151 9.4 Pädagogische Konsequenzen .................................................................................................... 152 10. Literatur Synopse ........................................................................................................... 154 ii Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Tabellen Synopse Tabelle 1: Auszug aus dem Kompetenzkatalog der Standards für Lehrerbildung 3 Tabelle 2. Unterschiede zwischen wissenschaftlichem Wissen und Alltagswissen 11 Studie 1: Lernen aus eigenen vs. Lernen aus fremden Fehlern Table 1: Means and standard deviations of the learning outcomes in all groups 66 Table 2: Means and standard deviations of the subjective dimensions in all groups 67 Table 3: Correlations between subjective dimensions and learning outcomes 67 Studie 2: Instruktionale Unterstützung beim Lernen aus fremden Fehlern in integrierten Lernumgebungen Tabelle 1: Versuchsdesign – experimentelle Variation des Ausmaßes instruktionaler 87 Unterstützung Tabelle 2: Struktur der Trainingsszenarien 90 Tabelle 3: Korrelationsmatrix der Wissenstests zu t2 95 Tabelle 4: konzeptuelles Fehlerwissen -- Mittelwerte und Standardabweichungen 97 Tabelle 5: strategisches Fehlervermeidungswissen -- Mittelwerte und Standardabweichungen 97 Tabelle 6: prozedurales Fehleridentifikationswissen -- Mittelwerte und Standardabweichungen 98 Tabelle 7: Erklärungswissen -- Mittelwerte und Standardabweichungen 99 Tabelle 8: Subjektiver Lernerfolg - Mittelwerte und Standardabweichungen 99 Tabelle 9: Akzeptanz - Mittelwerte und Standardabweichungen 100 Tabelle 10: Korrelationsmatrix zu t2 100 Studie 3: Implementation des Lernens aus Fehlern in Seminaren anhand von Blended learning und Fading Tabelle 1 Versuchsablauf in der Experimental- und Kontrollgruppe 128 Tabelle 2 Seminartermine Phase 2 - Blended Learning130 130 Tabelle 3 Korrelationen der Wissenstests zu allen Messzeitpunkten 133 Tabelle 4 Vorwissen; Mittelwerte und Standardabweichungen 135 Tabelle 5 Intraklassenkorrelation 135 Tabelle 6 Mittelwerte und Standardabweichungen gesamt zu zwei Messzeitpunkten 136 Tabelle 7 Mittelwerte und Standardabweichungen der Versuchsgruppen zu t3 137 Tabelle 8 Mittelwerte und Standardabweichungen der Versuchsgruppen zu t2 und t3 138 iii Abbildungen Synopse Abbildung 1: Negatives Wissen als zusätzliche Wissensdimension 28 Studie 1: Lernen aus eigenen vs. Lernen aus fremden Fehlern Figure 1: Model of knowledge types involved in theory articulation 54 Figure 2: Experimental conditions 60 Figure 3: Training and testing procedure 61 Studie 3: Implementation des Lernens aus Fehlern in Seminaren anhand von Blended learning und Fading Abbildung 1: Ausschnitt aus einer fehlerhaften Erklärung 122 Abbildung 2: Beispiel zur Korrektur eines Fehlers 122 Abbildung 3: Test zum Prozeduralen Fehleridentifikationswissen 132 Abbildung 4: Test zum Erklärungswissen 133 iv 1. Überblick über die der Arbeit zugrundeliegenden Aufsätze 1. Überblick über die der Arbeit zugrundeliegenden Aufsätze Die vorliegende Arbeit beruht auf drei Studien, die in den folgenden Aufsätzen beschrieben werden: Studie 1 Klein, M., Wagner, K., & Stark, R. (eingereicht). Fostering Theory Application Competences in Student Teachers by Learning from Errors: A Comparison of Productive Failure and Advocatory Error Learning. Journal of teacher education. Studie 2 Wagner, K., Klein, M., Klopp, E. & Stark, R. (2014). Instruktionale Unterstützung beim Lernen aus advokatorischen Fehlern in der Lehramtsausbildung: Effekte auf die Anwendung wissenschaftlichen Wissens. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 61, 287 - 301. Studie 3 Klein, M., Wagner, K., Klopp, E. & Stark, R. (angenommen). Förderung anwendbaren bildungswissenschaftlichen Wissens bei Lehramtsstudierenden anhand fehlerbasierten kollaborativen Lernens: Eine Studie zur Replikation bisheriger Befunde sowie zur Nachhaltigkeit und Erweiterung der Trainingsmaßnahmen. Unterrichtswissenschaft 1
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