ebook img

Theologen: 185 Porträts von der Antike bis zur Gegenwart PDF

255 Pages·2004·30.25 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Theologen: 185 Porträts von der Antike bis zur Gegenwart

metzler kompakt Markus Vinzent (Hrsg.) Theologen 185 Portrats von der Antike bis zur Gegenwart Verlag J. B. Metzler Stuttgart· Weimar Abaelard Abaelard, Peter Paris. 1140 wird er, nicht ohne aktive Geb. 1079 in Le Pallet; Mitwirkung seines groBen Gegners gest. 21.4. 1142 in St. Marcel Bernhard von Clairvaux, von einer Syn- ode in Sens aufgrund von 19 aus seinen Er ist das enfant terrible der hochmittel- Sehriften herauspraparierten Satzen alterlichen Kirche und zugleich der ori- zum zweiten Male als Ketzer verurteilt. ginellste Denker der fruhen Seholastik: Petrus Venerabilis, Abt von Cluny, Mit dem Namen A.s verbinden sich die nimmt A. in dieser schwierigen Situa- zur Weltliteratur gewordene Liebesge- tion auf, erwirkt die Aufhebung des schiehte mit Heioisa, die zweifellos in- Urteils sowie die Versohnung mit Bern- novativste Theologie des 12. Jh. und die hard und weist A. eine Studierstube im scharfsten Angriffe auf das kirchliche Kloster St. Mareel bei Chalon-sur-Sa6ne und monastische Establishment seiner an, wo dieser 1142 stirbt. Bedeutende Zeit. - 1079 in der Bretagne geboren, Schiiler A.s sind u. a. Petrus Lombardus, studiert A. ausweislich seiner autobio- /ohannes von Salisbury und Arnold von graphischen Historia calamitatum (Lei- Brescia. - Grundlegend fur das Denken densgeschichte) Philosophie und Theo- A.s ist seine theologisch-wissenschaft- logie bei den besten Lehrern seiner Zeit liche Methode, wie er sie in Sic et Non (Wilheim von Champeaux, Anse!m von (fa und Nein) niedergelegt hat: Ein- Laon), lauft diesen aber schon bald auf- ander widerspreehende Aussagen etwa grund seiner uberragenden Begabung der Kirchenvater sind methodiseh ge- den Rang ab. Se!bst als Lehrer der Philo- leitet zu einem iiberzeugenden Aus- sop hie in Paris erfolgreich, beginnt er gleieh zu bringen; falls dies aber nicht 1117 ein leidensehaftliches Liebesver- moglieh ist, muB man sich fur die eine hiiltnis mit Heloisa, einer Privatschii- und gegen die andere Meinung ent- lerin, das mit der dureh ihren Onke! seheiden. Damit beweist A. seine Auf- Fulbert aus Rache veranlaBten Entman- fassung, daB ein bloBes Berufen auf die nung A.s und dem Klostereintritt beider Tradition theologisch nicht ausreieht. Liebender endet, He!oisa in Argenteuil, Die Theologie kann einerseits den A. in St. Denis. 1121 wegen seiner Theo- Wahrheitsanspruch der Offenbarung logia Summi Boni auf der Synode von nicht begriinden, muB und kann aber Soissons erstmals als Ketzer verurteilt, andererseits ihre VernunftgemaBheit vom papstlichen Legaten zur Riickkehr sehr wohl aufweisen. Von diesen Pra- nach St. Denis begnadigt, naeh Kon- missen her erhiilt die Theologie A.s eine flikten in diesem Kloster aber auch von kritisch-rationale Ausrichtung, die alle dort wieder verstoBen, errichtet A. 1122 seine Texte durchzieht. Im die Diskus- in der Einode bei Nogent-sur-Seine ein sion seiner Zeit besonders beschafti- Bethaus (Paraklet), das sich bald unter genden Universalienproblem nimmt A. groBem Schiilerzustrom zu einer im- zwischen der nominalistischen Mei- provisierten, freien »Privathochschule« nung, daB den Einzeldingen Realitat entwickelt. Als A. Ende der 20er /ahre eigne und die Allgemeinbegriffe (Uni- zum Abt des Klosters St. Gildas in der versalien) bloBe Abstraktionen seien, Bretagne berufen wird, iibernimmt He- und der umgekehrten, Realismus ge- loisa das Paraklet und installiert dort nannten Auffassung, daB die Einzeldin- ein schon bald hoch angesehenes Non- ge Abbilder seien und nur den AlI- nenkloster. In diese Zeit urn 1132 fallt gemeinbegriffen Realitat eigne, mit sei- der beriihmte Briefwechsel zwisehen ner status-Lehre eine Mittelposition ein. beiden. Nach dem Seheitern seiner Mis- Nach ihr sind die Universalien zwar sion als KIosterreformer in St. Gildas (nur) Termini, aber als solche bezeich- finden wir A. 1136 wieder als Lehrer in nen sie doch den (realen) status der 2 Ahn jeweiligen Sache. In der Ethik (Nosce te 20. Jh. Die fruhen Jahre stehen ganz im ipsum, Dialogus) betont A. als entschei- Schatten der japanischen Kolonialherr- den des Kriterium allen Handelns die schaft (1905-45). Die Eltern f1iehen mit Intention; Sunde ist demzufolge nicht dem einjahrigen Byung-Mu vor den ja- als bose Tat zu verstehen, sondern als panischen Besatzern in die Mandschu- die bewuBte Bejahung des Bosen. Diese rei. Konfuzianistisch erzogen konver- Ausrichtung der Ethik hat u. a. Kon- tiert der Dreizehnjahrige aus eigenem sequenzen fur A.s Stellung zu den Ju- Antrieb zum Christentum. Nach dem den, denen - gegen die zeitgenossische Besuch einer Missionsschule treibt der christliche Auffassung - der Christus- Bildungshunger ihn zum Studium dann mord nun nicht mehr als Todsunde doch in das Land der verhaBten Kolo- vorgeworfen werden kann, da sie ihn nialherren. Urn dem japanischen Mili- guten Gewissens begingen; sie stellt v. a. tardienst zu entgehen, taucht A. wah- aber auch die Grundlagen des sich in rend des Zweiten Weltkrieges in der der mittelalterlichen Kirche langsam Mandschurei unter und arbeitet zeit- etablierenden Satisfaktionsdenkens und weilig als Laienprediger. Nach Kriegs- TarifbuBsystems massiv in Frage. Ahn- ende nimmt er zunachst Selbstverwal- lich innovativ und ganz in der Linie tungsaufgaben wahr, f1ieht schlieBlich seiner Ausfuhrungen zur Ethik liegend jedoch vor den Kommunisten gemein- ist es, daB A. in seinem Romerbrief- sam mit seiner Mutter in den 5iiden des kommentar das Versohnungswerk Chri- Landes. In Seoul nimmt A. sein Sozio- sti nicht (wie z. B. Anselm von Canter- logiestudium wieder auf und engagiert bury) als Suhnopfer versteht, sondern sich nebenbei in der christlichen Stu- als Vorleben der Liebe Gottes und als dentengemeinde. In der Zeit des Ko- Anzunden dieser Liebe in den Herzen reakrieges (1950-53) griindet er mit der Menschen. - A.s Fragment geblie- Freunden eine christliche Kommunitat. benes Spatwerk, der Dialogus inter Phi- A. gehort auch zu den Mitbegrundern losophum, Iudaeum et Christianum, ist des Chungang-Seminars (1950), einer ein faszinierend zu lesendes Ringen urn theologischen Ausbildungsstatte fur den Konflikt zwischen dem Offenba- Laien. Der theologische Autodidakt hat rungsanspruch der Religionen und de- kontinuierlich Alt-Griechisch gelernt ren moglicher Selbstrechtfertigung vor und beginnt nun mit neutestamentli- dem Kriterium der Vernunft. Zwar chen Lehrveranstaltungen. Die 5chrif- mussen alle Versuche, A. wegen dieses ten RudolfBultmanns (1884-1976) sind Textes als Lessing ante Lessing zu verein- dabei nach eigener Aussage pragend fiir nahmen, als anachronistisch zuruckge- ihn. Urn seine Jesusstudien zu vertiefen, wiesen werden, doch beeindruckt die beschlieBt A. nach Deutschland zu ge- Unbestechlichkeit und Ernsthaftigkeit hen (l956-{55). Nach der Promotion in der gedanklichen Suchbewegung in die- Heidelberg bei dem Bultmannschiiler sem Text bis heute. Giinther Bornkamm, lehrt er zunachst Jiirg Ulrich wieder am Chungang-Seminar, dem er auch als Prasident vorsteht (1965-71). Es folgt ein Ruf an die presbyterian i- Ahn, Byung-Mu sche Hankuk Theologische Hochschule Geb. 23.6.1922 in Shinanju (Hanshin). - Unter dem Eindruck der (heute Nordkorea); zunehmend repressiver werdenden Ent- gest. 19.10.1996 in Seoul (SUdkorea) wicklungsdiktatur Park Chung-Hees engagiert A. sich seit Beginn der 70er A.s Biographie ist eng verknupft mit der Jahre in der Menschenrechtsarbeit. Wie wechselvollen Geschichte Koreas im viele seiner Mitstreiter wird er von der Albertus Magnus 3 Universitat relegiert (1975) und verhaf- cher Mann, so sehr, daB er mit Recht als tet (1976). Erst auf internationalen staunenerregendes Wunder unserer Zeit Druck kommt er wieder frei. GroBe bezeichnet werden kann.« Mit diesen Verdienste hat sich A. mit der Griin- Worten setzt Ulrich von StraBburg sei- dung des Koreanischen Theologischen nem Lehrer ein Denkmal der Wert- Studieninstituts erworben (1973). Der schatzung, und selbst A.s Konkurrent koreanischen Theologie gelingt dadurch und Kritiker, der norglerische Roger Ba- der AnschluB an den internationalen con bekennt: »Man glaubt ( ... ), die Diskurs. In kirchlichem Auftrag griindet Philosophie sei den Lateinern bereits er eine Aus- und FortbiIdungsstatte vollstandig gegeben und in lateinischer (1975), an der auch von den Univer- Sprache verfaBt. Und zwar wurde sie zu sitaten ausgeschlossenen Studentenak- meiner Zeit in Paris geschrieben und tivisten ein Theologiestudium ermog- verbreitet, und ihr Verfasser wird als licht wird. Spat rehabilitiert (1984) ist er Autoritat zitiert ( ... ). Er lebt noch und bis zu seiner Emeritierung (1987) De- hatte bereits in seinem Leben solche kan der Hanshin-Universitat. Zeit seines Autoritat, wie sie niemals ein Mensch in Lebens hat A. auf dem Laienstatus be- der Lehre besaB.« A. ist nahezu der harrt. - Aber nicht nur als Regime- einzige Wissenschaftler, dem - schon kritiker und engagierter Padagoge wur- bald nach seinem Tod - der Beiname de ihm Anerkennung zuteil,. sondern »der GroBe« zuerkannt wurde. Seine auch als Neutestamentler hat A. sich Interessen umfassen gIeicherweise Na- profiliert. Im Westen bekannt geworden turwissenschaften, Philosophie und ist seine Auslegung des Markusevan- Theologie und tragen ihm den Ehren- geliums. Sie ist das biblische Fundament tite! doctor universalis ein. Doch neben der Minjung-Theologie, einer politi- der wissenschaftlichen Betatigung greift schen TheoIogie im koreanischen Kon- der vielseitig Gewandte wahrend seines text. A. hebt die besondere Beziehung langen Lebens auch als Diplomat, Frie- zwischen Jesus und der Volksmenge (gr. densstifter, Kirchenpolitiker, nicht zu- ochlos) hervor. Die kleinen Leute sind letzt als Seelsorger aktiv in die groBen die Adressaten der Mission Jesu. Ihnen und kleinen Geschicke seiner Zeit ein. - wendet er sich bedingungslos zu. In A. entstammt einer ritterbiirtigen Mini- deutIicher Abgrenzung zu Bultmann sterialenfamilie, die im schwabischen stellt A. dem entgeschichtIichten Ke- Lauingen ansassig ist, und wird wohl rygma der institutionalisierten Urkirche kurz vor 1200 dort geboren. Als junger die narrative Volksiiberlieferung des Je- Mann begibt er sich zu Studien an die susereignisses gegeniiber. Im ochlos ent- Universitat Padua. Dort lernt er die deckt A. das koreanische Yolk (minjung) neuartige Spiritualitat der Bettelorden wieder. Zugleich ist er im Minjung dem kennen und tritt wahrscheinlich urn leidenden Christus begegnet. Ostern 1223 in die 1215 von Dominikus Volker Kuster ins Leben gerufene Gemeinschaft der Predigerbriider ein. Wo A. das Noviziat und die theologische Ausbildung ab- Albertus Magnus solviert, ist unbekannt, manches spricht Albert von Lauingen; fiir Koln. In den 30er Jahren finden wir geb. vor 1200 in Lauingen/Donau; ihn bereits als Studienleiter (Lektor) an gest. 15.11. 1280 in Koln verschiedenen deutschen Konventen, so in Hildesheim, Regensburg und »Mein Professor, Herr Albert, ehemals StraBburg. VerhaltnismaBig spat, nam- Bischof von Regensburg, (war) ein in lich Anfang der 40er Jahre, wird der jeglicher Wissenschaft geradezu gottli- Schwabe ins intellektuelle Zentrum des 4 Albertus Magnus Abendlands, an die Universitat Paris, Werke des Aristoteles zu kommentieren, entsandt, urn den theologischen Dok- ja sogar die nicht geschriebenen bzw. torgrad zu erwerben und (ab 1245) ei- nicht iiberlieferten selbst zu verfassen. nen der dortigen Lehrstiihle zu iiber- Hinter diesem Vorhaben steht die Er- nehmen. In dieser Pariser Zeit entstehen kenntnis, daB im Corpus Aristotelicum neben dem obligaten Kommentar zu ein System der Wissenschaften vorliegt, den Sentenzen des Petrus Lombardus das es erlaubt, die faktische Welt unter eine Reihe wichtiger systematisch-theo- den Bedingungen der Kontingenz ad- logischer Schriften (hervorzuheben ist aquat zu beschreiben. So entstehen zwi- die anthropologische Summe De ho- schen 1250 und 1270 knapp vierzig zum mine), die bereits A.s detaillierte Ver- Teil iiberaus umfangreiche Kommen- trautheit mit Aristoteles, den Kirchen- tare bzw. Paraphrasen zu alien bekann- vatern und den arabischen Denkern ten Aristotelesschriften (u. a. zur Physik, zeigen, sowie die Kommentierung der Metaphysik, Nikomachischen Ethik, Lo- Schriften des Pseudo-Dionysius Areo- gik, Tierkunde, Seelenkunde), den fur pagita (1250 in Koln abgeschlossen). aristotelisch gehaItenen Biichern (Liber Im Corpus Dionysiacum findet A. die de causis) und den diesen Kanon ergan- neuplatonisch gepragte Denkform des zenden Schriften anderer Autoren (etwa Ausstromens aus und ZUrUckflieBens zu Boethius, Euklid), sowie Werke ohne Gott (exitus-reditus), die bestimmend Vorlage, die A. zur Vervollstandigung fur seine Konzeption der geschopflichen der von ihm vermuteten »LOcken« im Gesamtwirklichkeit wird. Aristoteles aristotelischen System schreibt (so De dagegen stellt ihm das Model! zur nutrimento et nutribili, De intellectu et Verfiigung, mit dessen Hilfe sich Schop- intelligibili). In den Jahren 1254-57 be- fung unter den Bedingungen der Imma- kleidet A. das Amt des Provinzials der nenz, sozusagen auf dem Umschlag- deutschen Dominikanerprovinz, zeit- punkt zwischen Ausgang und Riickkehr, weilig doziert er auch an der papstlichen verniinftig denken laBt. So zeigen be- Kurie. 1260 wird er gegen den Protest reits diese friihen Schriften in breiter des Ordensmeisters zum Bischof von Fiille die grundlegende Systematik der Regensburg ernannt, legt aber nach ei- A.schen Synthese von biblisch-patristi- nem Jahr die Amtsgeschafte nieder. schen, neuplatonischen und aristoteli- Nach erneutem Aufenthalt am papst- schen Elementen, eine Syn these freilich, lichen Hof kehrt er als Kreuzzugspre- die nicht Amalgamierung von Hetero- diger nach Deutschland zuriick und genem sein will, sondern die jeder lehrt in der zweiten Halfte der 1260er Komponente ihren jeweiligen Platz im Jahre in den Dominikanerkonventen »System« zuweist. In Paris auch findet Wiirzburg, wo sein Bruder Heinrich jener hochbegabte, etwa zwanzigjahrige lebt, und StraBburg, bevor er 1269 Schiiler zu A., der wirkungsgeschicht- endgultig nach Koln zuriickkehrt. In die lich den Lehrer iiberragen wird: Tho- 60er Jahre diirften A.s gro£e Bibelkom- mas von Aquin. Mit ihm als »Assisten- mentare (Evangelien, Propheten, Ijob) ten« geht A. 1248 nach Koln, urn dort fallen. Die spate zweiteilige Summe der nach Pariser Vorbild ein ordenseigenes Theologie bemiiht sich noch einmal urn Studienhaus aufzubauen, das die erste eine systematische Zusammenschau, Hochschule in Deutschland und Vor- bleibt aber unvollendet. A.s Grab be- laufer der Universitat zu Koln wird. findet sich heute - nach der Zer- Beide sind wahrscheinlich Augenzeu- s16rung der alten Dominikanerkirche gen, als am 15. August desselben Jahres HI. Kreuz unter Napoleon - in der der Domgrundstein feierlich gelegt Kirche St. Andreas. 1931 wurde der Pa- wird. In Koln faBt A. den Plan, alle tron der Naturwissenschaften von Papst AI-BustanT 5 Pius XI. auch als Lehrer der Kirche einer der Inauguratoren der formge- anerkannt. - Die groBe und zeitiiber- schichtlichen Erforschung des NT her- greifende Leistung des doctor universalis vor; fur ihn ist die neutestamentliche besteht darin, die Herausforderung ei- Botschaft zwar in verschiedene, wesent- ner rein innerweltlichen, vernunftorien- lich im AT vorgepragte Formen geklei- tierten Welterklarung, wie sie in der det, entfaltet aber - da vom Heiligen Philosophie des Aristoteles vorlag, ge- Geist eingegeben und auf das geistli- gen zum Teil erbitterte theologische Wi- che Leben der Gemeinde zuriickzu- derstande angenommen und sie als mit fuhren - das Zeugnis von Leben, Tod den Glaubensiiberzeugungen der christ- und Auferstehung Jesu einheitlich. Nach lichen Offenbarungsreligion vereinbar 1933 steht A. kompromiBios auf der ausgewiesen zu haben. Diese charak- Seite der BK und iibernimmt trotz des teristische Verbindung von Philosophie damit verbundenen Leidensweges ex- und Theologie pragte jahrhunderte!ang ponierte Amter im Priifungsamt, an das geistige Antlitz des Abendlandes. der Kirchlichen Hochschule Berlin, in Dber diese Drehscheibe wurde das anti- der 2. Vorlaufigen Kirchenleitung. Sei- ke Erbe im lateinischen Kulturraum ne entschiedene Orientierung an der wieder lebendig und fruchtbar, auf die- Schrift laBt ihn zum Mitunterzeichner sem Nahrboden konnte sich die Re- der Denkschrift an Hitler sowie der naissance herausbilden. A.s System, das Gebetsliturgie in Kriegsgefahr 1938 den Naturwissenschaften, der Philoso- werden und bringt ihn dazu, sich fur phie und def Theologie ihre je eigenen das Pfarramt fur Theologinnen einzu- Bereiche zuweist und sie alle zu einer setzen oder seine Stimme fur ausge- umfassenden Einheit in Vie!heit inte- grenzte und verfolgte Judenchristen zu griert, ist Ausdruck der Suche nach uni- erheben. versaler Wahrheit. Siegfried Hermle Joachim R. Soder AI-Bustani, SUlayman Albertz, Martin Geb. 1856 in IbkistTn (Libanon); Geb. 7.5.1883 in Halle/S.; gest. 1925 in Kairo gest. 19.12.1956 in Berlin Friih schickte ihn sein Vater zur neu In einem 1941 erschienenen Buch be- eroffueten Schule von Butrus al- zeichnet sich A. - noch ehe ihm nach Bustanl, in der er wie dieser alle darin einer Verurteilung zu 18 Monaten Ge- angebotenen orientalischen und euro- fangnis wegen verbotener Priifungsta- paischen Sprachen, denen er spater wei- tigkeit fur die Bekennende Kirche (BK) tere hinzufugte, lernte und eine umfas- 1942 vom Konsistorium sein Amt als sende Ausbildung absolvierte. Damit Pfarrer und Superintendent in Berlin- wurde er von Butrus als Lehrer in seiner Spandau entzogen und das Recht abge- Schule sowie als Mitarbeiter an seinen sprochen wird, seine Tite! weiter zu Zeitschriften eingesetzt. Begleitet von gebrauchen - als verbi divini minister. vie! Erfolg als Padagoge, Journalist und »Diener am gottlichen Wort« - nichts Forscher half al-B. mit, in der irakischen anderes will A. als Theologe und Wis- Stadt al-Basra eine Schule zu eroffnen, senschaftler, als Gemeindepfarrer - der was seine Fahigkeiten deutlich machte. er stets ist - und Mitglied in Kirchenlei- Eine Zeit lang konnte er im Geschafts- tungen sein. Der Pfarrerssohn iiber- leben an der Seite seiner irakischen nimmt 1910 eine Pfarrstelle in Stam- Gonner, dann als Mitglied des Handels- pen/Schlesien und tritt zunachst als gerichts in Bagdad sowie als Direktor 6 AI-BustanT der osmanischen Schiffahrtsgesellschaft Beirut gewahlt und kurz danach zum und der Metallindustrie tatig sein. Botschafter mit Sonderaufgaben und Durch seine zahlreichen Reisen entwik- Minister fiir Handel, Landwirtschaft kelte er sich zu einer hochangesehenen und Bodenschatze ernannt. Hier zeich- Personlichkeit in Ost und West, die wie nete er sich aus durch Intelligenz, Sach- keine andere Figur im Orient iiberall verstand und immense Kultur, auch auf sprachlich zu Hause W'lr: Zu alien wich- historischer Ebene, so daB er die Inter- tigen orientalischen Sprachen kamen essen der Christen im Libanon und au- europaische, alte und moderne (insge- Berhalb, sowie die Beziehungen der zen- samt 15), die aus ihm einen der fiihren- tralen Macht zu den Minderheiten im den Weltbiirger machten. - Seine im- Osmanischen Reich auf reife und iiber- mens en Kenntnisse und Fahigkeiten zeugende Weise vertreten konnte. Er offneten ihm auch das Tor zur Politik: trat als Minister zuriick, weil er sich So wurde er von der Hohen Pforte in gegen den Eintritt des Osmanischen Istanbul nach Chicago entsandt, urn die Reiches an die Seite der Deutschen im osmanische Abteilung bei der Weltaus- Ersten Weltkrieg eingesetzt hatte. - Als stellungzu leiten. Hier bot sich ihm die Gelehrter ist ai-B. nicht weniger be- Moglichkeit, sich iiber die Probleme der kannt, da er die Ilias von Homer zum zahlreichen orientalischen Emigranten ersten Mal ins Arabische iibersetzte vor allem aus seiner Heimat zu in- (11000 Verse; Kairo 1904). Dieses Werk formieren. In der Politik war ai-B. einer wurde bei der bedeutenden Dberset- der wenigen Christen, der infoIge der zungsbewegung in Bagdad unter den Wiedereinfiihrung des aufgehobenen Abbasiden-Kalifen nicht angeriihrt, weil Grundgesetzes (Dustilr) im Tahre 1908 die altgriechische Dichtung die arabi- eine groBe Karriere machte: Zunachst schen Muslime wenig interessierte, zu- beeilte er sich, ein Buch mit dem Tite! mal sie iiber eine ganz groBe verfiigten, 'Ibra wa-tjikrii (Lehre und Erinnerung die Dbersetzer (die aramaische Christen ader der Osmanische Staat var und nach waren) keine Dichter waren und die dem DustUr) wenige Monate nach der arabischen Dichter kein Griechisch Bewegung der Tungtiirken zu veroffent- konnten. Wozu also die junge Religion lichen, die die Wiedereinfiihrung der mit einer gefahrdenden heidnischen aufgehobenen Verfassung erreichten. Welt belasten? AI-B.s Einfiihrung, die Darin betont er die Bedeutung der Re- als erste Beschaftigung mit der verglei- formen auf alien Gebieten des sozialen chenden Literaturwissenschaft gilt, er- und politischen Lebens, prangert Kor- hellt viele Fragen der arabischen Kultur ruption an, zeichnet ein Bild der Ver- und der literarischen Verhaltnisse in heerungen des despotischen Regimes, den beiden Literaturen, wobei er vehe- dem er die ganze Schuld an der Riick- ment als Verteidiger Homers auftritt. Er standigkeit im Osmanischen Reich zu- lemte zu diesem Zweck Griechisch bei schreibt, und motiviert die Volksver- den Tesuiten von Beirut und bediente treter zu systematischer und ethisch ge- sich mehrerer europaischer Dberset- pragter Arbeit: Er zieht aus den freiheit- zungen, die er miteinander und mit der lichen Bewegungen und Grundsatzen griechischen Vorlage verglich. So konn- Europas (v. a. der Franzosischen Revo- te er wahrscheinlich eine der besten lution) groBen Nutzen, wobei das Wort Obersetzungen der Ilias, wenn nicht die Freiheit fast in jedem Tite! der 24 Kapi- beste bis zu seiner Zeit, liefem. - Nicht te! seines Buches erscheint. Kaum war nur in dieser Obersetzung erweist sich ein parlamentarisches System in Istan- ai-B. als Dichter, da er 5000 weitere bul im AnschluB an diese Ereignisse Verse verfaBte, von denen er nur dieje- etabliert, wurde al-B. als Vertreter von nigen, welche wichtige Ereignisse be- AI-vazigT 7 handeln, bewahrte, wie aI-Dii' wa-I-sifii' ihn druckt sich die Wahrheit des Welt- (Die Krankheit und die HeiIung) - beide ganzen in den beiden groBen Wer- entstanden in der Schweiz wahrend sei- ken Gottes aus: in Schopfung und nes Aufenthalts zwecks medizinischer Er!osung. Behandlung. Mauro FaIcioni Raif Georges Khoury AI-Yizigi, Ibrihim Alexander von Hales Geb. 1847 in Beirut; Geb. um 1186 in Hales; gest. 1906 in Kairo gest. 1245 in Paris Geboren in einem Haus mit groBer wis- Bonaventura nennt ihn pater et magister senschaftlicher Tradition und in einer noster, Thomas von Aquin fordert dazu Zeit, die der modernen arabischen Re- auf, seine Werke zu lesen. Wie groB sein naissance eine Fiille von Bewegungen, Ruhm schon zu Lebzeiten war, beweist Ideologien und beruhmten Personlich- seine Grabinschrift in Paris, wo er als keiten sowie Institutionen bescherte, gloria doctorum ... norma modernorum stieg al-Y. fruh in Auseinandersetzungen gewiirdigt wird. 1221 wurde er Magister ein, die nach dem Tode seines Vaters der Theologie in Paris, wo er bereits Na~if (1871) mit seinem Landsmann studiert hatte. Sein Beitritt zum Orden Al)mad Faris as-Sidyaq (1801-87) ent- der Franziskaner 1236 schlug hohe Wel- standen waren. Letzterer hatte seine len, denn A. war iam senex und famosus maronitische Konfession aufgegeben wie Roger Bacon schrieb, wahrend der zugunsten der protestantischen, diese Franziskanerorden arm war und als un- mit der islamischen vertauscht und gelehrt gait. Erst aufgrund seines Ein- al-y's Vater in seinem Maqamat-Buch flusses haben sich die Franziskaner uni- kritisiert. AJ-Y. zeigte sich schon hier auf versitar etabliert. Sie behielten ihn als der Hohe und lieB seine philologischen doctor irrefragabilis in Erinnerung. 1245 Fahigkeiten erkennen. Darauf folgten nimmt er am Konzil von Lyon teil, doch Jahre der Fortsetzung seiner Ausbildung noch im selben Jahr stirbt er. Sein Name und der Tatigkeit als Journalist: 1872 ist mit der Summa halensis verbunden. wurde ihm die Grundung der Zeitung Er ist Autor dieses Werkes nur in dem aI-Nagiih (Der BrfoIg) anvertraut und Sinne, daB er es entworfen und be- die Jesuiten boten ihm die Mitarbeit an gonnen hat und viele seiner Schriften ihrer Dbersetzung der Bibel an, die die (z. B. zahlreiche Quaestiones disputatae) der Amerikaner ubertreffen soUte. Zu darin aufgenommen wurden. Die Sum- diesem Zwecke lernte er Hebraisch und ma beschaftigt sich u. a. mit der Tran- Aramaisch, und es entstand eine Ver- szendentalienlehre, eine von Philip dem sion, die die katholischen Patres in ihrer Kanzler erarbeitete und seitdem gangige Druckerei in 3 Banden 1875-80 ver- Doktrin, die die allgemeinen Seinswei- offentlichten. Urn ihr Ziel erreichen zu sen jedes Seienden (ens, unum, verum, konnen, wollten die Jesuiten einen voll- bonum) analysiert. Die RoUe des A. war endeten Text liefern. Al-Y., dessen Vater fur die Entwicklung der scholastischen an der Seite der Amerikaner an deren Methodologie maBgebend. Seiner GIos- Dbertragung mitgewirkt hatte, gab sich sa quatuor Iibros Sententiarum Petri viel Muhe, urn dem Ausdruck so viel Lombardi ist es zu verdanken, daB die Klarheit, Soliditat und rhetorische Star- Sentenzen des Petrus Lombardus zu ke wie moglich zu verleihen. Deswegen einem festen Bestandteil des universi- blieb diese Dbersetzung mustergiiltig taren Lehrplans geworden sind. Fur und die beste arabische bis zum heu-

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.