FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 2928/Fachgruppe Bau/Steine/Erden Herausgegeben yom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Kronert Dr. -Ing. Arno Bohm Institut fUr Gesteinshuttenkunde der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen Temperaturwechselverhalten tonerdereicher feuerfester Steine im Bereich hoher Temperaturen Westdeutscher Verlag 1980 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutechen Bibliothek KrHnert, Wolfgang: Temperaturwechselverhalten tonerdereicher feuerfester Steine im Bereich hoher Tempera turen / Wolfgang KrHnert ; Arno BHhm. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1980. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westfalen ; Nr. 2928 : Fachgruppe Bau, Steine, Erden) ISBN-13: 978-3-531-02928-3 e-ISBN-13: 978-3-322-88479-4 DOl: 10.1007/978-3-322-88479-4 NE: BHhm, Arno: © 1980 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN-13: 978-3-531-02928-3 - III - Inhalt 1. Einleitung und Problemstellung 2. Literaturlibersicht 4 2.1 Experimentelle Bestimmung der TI'1B 4 2.2 Rechnerische Verfahren zur Bestimmung der TWB 8 2.3 Die Warmespannungsparameter 10 2.3.1 Theorie der kritischen Spannungen 10 2.3.2 Warmespannungsparameter unter Berlicksichtigung des visko-elastischen FlieBens bei hohen Temperaturen 15 2.3.3 Warmespannungsparameter unter Berlicksichtigung der Bruchmechanik 19 2.4 Statistische Betrachtung der Thermoschock- bestandigkeit 22 3. Experimentelle Untersuchung der Temperaturwechsel bestandigkeit und Beschreibung der dazu verwendeten Apparaturen 24 3.1 Der TWB-Ofen 24 3.2 Die Temperaturwechsel 25 3.3 Die Messung der durch die Temperaturwechsel aufgetretenen Schadigungen 26 3.3.1 Die Resonanzfrequenzmessung 27 3.3.1.1 Die physikalischen Grundlagen der Resonanzfrequenzmessung 27 3.3.1.2 Der apparative Aufbau zur Resonanzfrequenz messung 29 3.3.1.3 Bestimmung der Resonanzfrequenz erster Ordnung, Frequenzauswahl 30 3.3.2 Die Ultraschallaufzeitmessung 33 3.3.2.1 Der apparative Aufbau 35 3.3.2.2 Die Durchflihrung der Schallaufzeitmessung 35 3.3.3 Der EinfluB zunehmender Zerstorung auf die Ergebnisse der Resonanzfrequenz- und Ultra schallaufzeitmessung 36 - IV - 3.3.4 Bestimmung einer mathematischen Beziehung zwischen dem Abfall der Resonanzfrequenz und der Anzahl der Temperaturwechsel 39 3.3.5 Uberprufung der Moglichkeit einer Extra polation des Kurvenverlaufes 42 4. Untersuchung der Proben im Anlieferungszustand 45 4.1 Die chemische Analyse 45 4.2 Die mineralogische Analyse 46 4.3 Die technologischen Eigenschaften 46 4.4 Die thermischen Eigenschaften 46 4.5 Mikroskopische Beurteilung des GefUges der Proben 47 5. Die Versuchsergebnisse 53 5.1 EinfluB der Versuchsbedingungen auf die MeBergebnisse 53 5.1.1 EinfluB der Temperaturdifferenz 54 5.1.2 EinfluB der Temperaturhohe 57 5.1. 3 EinfluB der Anzahl der Aufheiz- und Abkuhl- vorg~nge auf das Ergebnis der TWB-Bewertung 61 5.2 EinfluB der technologischen und thermischen Eigenschaften der Materialien auf die TWB 62 5.3 EinfluB mineralogischer Zusammensetzung und der Mikrostruktur auf die TWB 65 6. Temperaturverteilung in den Steinen w~hrend der Temperaturwechsel 68 6.1 Die experimentelle Bestimmung der Temperatur verteilung 69 6.2 Die berechnete Temperaturverteilung 70 7. Zusammenh~nge zwischen Messungen des Hochtemperatur- torsionsverhaltens und des Temperaturwechselverhaltens 75 8. Zusammenhang zwischen Resonanzfrequenzabfall und Festigkeitsverlust infolge Thermoschocks 78 - v - 9. Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse 81 9.1 Die Ergebnisse der Doppelversuche 82 9.2 Beurteilung des Fehlers aufgrund des Ver- gleichs der Einzelwerte zum Gesamtergebnis 82 10. Zusammenfassung 84 11. Literaturverzeichnis 89 12. Formelzeichen und AbkUrzungen 100 13. Anhang: Tabellen und Abbildungen 102 - 1 - 1. Einleitung und Problemstellung Die Gef~hrdung durch pl5tzliche Ternperaturwechsel ist ein spe zielles Problem fast aller keramischen Materialien. Diese wer den wegen ihrer auBergew6hnlichen Eigenschaften wie groBe H~rte und Abriebbest~ndigkeit, gute Temperatur- und Korrosionsbest~n digkeit in vielen Bereichen der Technik ein~esetzt. Wegen der guten Hochtemperatureigenschaften kommen dabei naturgem~B be son ders Einsatzgebiete in Frage, bei denen Metalle wegen ihres meist niedrigeren Schmelzpunktes versagen. Diese Einsatzmaglichkeiten werden in vielen Bereichen durch den mangelhaften Widerstand dieser Materialien gegen pl8tzliche Temperaturwechsel beschr~nkt. Es ist daher ein wichtiges Entwicklungsziel, insbesondere auch im Bereich feuerfester Werkstoffe, diese Problematik besser zu beherrschen und damit die Einsatzmaglichkeiten keramischer Werk stoffe zu erweitern. Die feuerfester Werkstoffe wird Temperaturwechselbest~ndigkeit nach DIN 51 068 definiert als die "Widerstandsf~higkeit gegen Zerstarung durch schroffen Temperaturwechseln• Der Begriff (TWB) beinhaltet dernnach summa Temperaturwechselbest~ndigkeit risch alle GraBen, die der Zerstarung eines Materials durch RiB bildung bei einem schockartigen Temperaturwechsel einen Wider stand entgegensetzen. Die die RiBbildung verursachenden Spannungen treten infolge in station~rer TeMperaturverteilung auf oder werden durch ~uBere Behinderungen der Ausdehnung verursacht. Vereinbarungsgern~B ver steht man unter der TWB jedoch nur die F~higkeit eines Materials, RiBbildunqen zu vermeiden, die infolge eines Tempe instation~ren raturfeldes auftreten kannen; RiBbildungen sind in einem Material dann zu erwarten, wenn an einer Stelle im Material die Festigkeitswerte Uberschritten wer den. Dies in infolge SpannungsUberh5hung meist an den Spitzen schon vorhandener Kerben der Fall. - 2 - Bei der Beurteilung der Eigenschaften eines Materials, Thermo spannungen mit oder ohne Schadigungen zu tiberstehen, sind im wesentlichen folgende Faktoren zu berticksichtigen: 1. Warmetibergangsbedingungen und Temperaturleitfahigkeit be stirnrnen die Ternperaturdifferenzen im Stein; 2. Ausdehnungskoeffizient, Warmeleitfahigkeit. sowie Tempe raturleitfahigkeit bestirnrnen zusarnrnen mit den elastischen sowie plastischen Eigenschaften die Hohe und den zeitlichen Verlauf der Spannungen; 3. Bruchfestigkeit, Kerbempfindlichkeit sowie Abmessungen des Steines bestirnrnen die Auswirkungen der auftretenden Spannungen auf den Stein. Eliminiert man den EinfluB der Probekorperabrnessungen, dann kann die TWB als eine Materialeigenschaft aufgefaBt werden. Sie unter liegt neben den genannten einer groBen Zahl weiterer EinfluB groBen. Fur die Weiterentwicklung und den Einsatz keramischer Werkstoffe ist es notwendig, diese EinfluBgroBen im voraus experimentell oder rechnerisch zu bestirnrnen. Wie spater gezeigt werden wird, sind die Theorien, die sich mit der TWB beschaftigen, heute schon recht weit entwickelt. Man ist aufgrund einiger von verschiedenen Autoren aufgestellten Modell rechnungen weitgehend in der Lage, den zeitlichen und ortlichen VerI auf der Spannungen bei therrnischen Schockbelastungen zu be rechnen. Es wurde gezeigt, welche GroBen einen EinfluB auf die RiBbildung und den RiBfortschritt haben. All diese Theorien be durfen aber einer experimentellen Uberprufung, die alleine zei gen kann, ob die Ansatze richtig sind, ob die Gewichtung der Ein fluBgroBen zueinander zutreffend ist und insbesondere, ob die forrnelmaBigen Berechnungen tatsachlich aIle EinfluBgroBen er fassen oder nicht. - 3 - Die experimentelle Erfassung des Werkstoffmerkmals TWB steckt i~ Gegensatz zu den Berechnungsmethoden auch heute noch weit gehend in den Kinderschuhen. Die fur die Praxis entwickelten Normverfahren eritsprechen in keiner Weise den Anforderungen, die an ein wissenschaftliches PrUfverfahren gestellt werden mussen. Bei den meisten Verfahren werden die Auswirkungen des Thermoschocks visuell bestimmt oder es werden Methoden der zer st6renden Werkstoffprufung eingesetzt. In vielen Fallen er folgt eine Abkuhlun~ bis auf Raumtemperatur rind damit bis in Temperaturbereiche, die in der Praxis bei Temperaturwechseln selten erreicht werden. Keines der heute genormten Prufverfahren gibt die Temperaturwechselbestandigkeit als eine Funktion der Temperaturh6he an, in der die Temperaturwechsel durchgefuhrt wurden. Ein gutes Prufverfahren sollte demnach - die TWB als Funktion der Temperatur angeben - gut reproduzierbare Aussagen liefern - quantifizierbare Ergebnisse er~6glichen - einen Einblick in den Verlauf der Schadigungen bei zunehmender Anzahl von Wechseln geben. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, ein Verfahren zu entwickeln und unter den oben aufgefuhrten Bedingungen zu prUfen, und an tonerdereichen feuerfesten Materialien Messungen der TWB durch zufUhren. Anhand dieser Messungen solI ten rechnerische Bestimmungsmethoden der TWB uberprUft werden. Weiter sollte der EinfluB der Mikro struktur auf das Temperaturwechselverhalten der untersuchten Ma terialien Uberpruft werden. - 4 - 2. LiteraturUbersicht 2.1 Experimentelle Bestimmung der TWB In Deutschland wird die TWB he ute nach der DIN 51 068 be stimmt. Dabei werden zylindrische Probekorper von 9500C durch flieBendes Wasser abgeschreckt. Einzelheiten des Ab schreckverfahrens sind aus der Norm ersichtlich. Die PrU fung der Wirkung der Temperaturwechsel auf das Material erfolgt visuell. Notiert werden leichte sowie schwere Risse und Abplatzungen. Beim Zylinderverfahren gilt als MaB fUr die TWB die Anzahl der Wechsel, die ein Stein er tragen hat ohne zerstort zu werden. Als zerstort gilt der Zylinder, wenn er in zwei oder mehrere Teile zerfallen ist. Dieses Verfahren ist nicht zugelassen zur PrUfung von ba sischen feuerfesten Materialien, Silikatsteinen, schmelz feuerfesten Produkten, ungebrannten sowie chemisch gebun denen feuerfesten Materialien und fUr Feuerleichtsteine mit einer Gesamtporosit~t Uber 45 %. Zur PrUfung ff. Baustoffe, fUr die das Wasserabschreckver fahren entweder zu schroff ist oder wegen der Hydratations gefahr nicht angewendet werden kann, gilt DIN 51 068, Bl. 2, nach der Luft als KUhlmedium benutzt werden soll. Hierbei wird der Stein mit 9500C auf eine wassergekUhlte Kupfer platte gelegt und dann unter genau festgelegten ·Bedingungen mit PreBluft abgeschreckt. Nach dem Abschrecken wird der Probekorper einer Biegebelastung von 0,3/Nmm2 ausgesetzt. H~lt er diese Belastung aus, so wird weiter geprUft, an sons ten gilt die Zahl der bis dahin Uberstandenen Wechsel als MaB fUr die TWB. Neben diesem Normverfahren werden eine Reihe anderer PrUf verfahren in der Praxis angewandt, die zumeist nur Abwand lungen dieser Normverfahren darstellen.