Holger Luczak • Walter Eversheim (Hrsg.) Telekooperation Springer Berlin Heidelberg NewYork Barcelona Hongkong London Mailand Paris Singapur Tokio Holger Luczak • Walter Eversheim (Hrsg.) Telekooperation Industrielle Anwendungen in der Produktentwicklung Mit Beiträgen von D. Herbst, B. Binkowski, J. Kampmeyer, R. Lechelmayr, C. Nöller, C. Schlick, J. Springer, M. Walz Mit 69 Abbildungen Springer Additional material to this book can be downloaded from http://extras.springer.com. Vorwort der Forschungspartner Seit Ende der 80er Jahre macht im Bereich computer unterstützter Informations- und Kommunikationssy steme ein Schlagwort Furore: Computer Supported Cooperative Work (CSCW), häufig auch als Telekoope ration bezeichnet. Unabhängig vom Ort, über beliebige Distanzen, zu jeder Zeit erreichbar zu sein, asynchron ohne Informationsverlust zu arbeiten, das alles sind Möglichkeiten, die Telekooperation bieten soll. Die betriebliche Realität hinkt diesem Stand der Technik jedoch weit hinterher: Nach wie vor sind viele Mitar beiter über E-Mail nicht erreichbar; effiziente Video konferenzsysteme und Groupware sind vorhanden, werden aber nicht genutzt. Es scheint vielmehr, als ob sich die Schere zwischen Potentialen und Machbarkeit einerseits und kommerzieller Nutzung andererseits weiter öffnet. Zu den wichtigsten Ursachen dafür zäh len das Fehlen inner-wie auch überbetrieblicher Orga nisationskonzepte und insbesondere die Berücksichti gung der Bedürfnisse der Benutzer. Mit Unterstützung des Projektträgers Arbeit und Technik beim Bundesministerium für Bildung, Wissen schaft, Forschung und Technologie (BMB+ F) konnten die Defizite in der Umsetzung zum Gegenstand des Forschungsvorhabens "Unterstützung von Entwick lungskooperationen im Rahmen des Simultaneous Engineering durch moderne Telekommunikationsmit - tel" (CONTACT) gemacht werden. Dieses Projekt wur de mit Mitarbeitern der BMW AG, der Wilhelm Kar mann GmbH und der Peguform GmbH durchgeführt. Weitere Erfahrungen wurden im Projekt "Telekoopera tion in der Entwicklung Fahrwerk" (TELEF) gesam melt, an dem die BMW AG, die Benteler AG und die Deutsche Telekom AG beteiligt waren. Beide Projekte wurden von den Mitarbeitern des Instituts für Arbeits- VI Vorworte wissenschaft und des Werkzeugmaschinenlabors der RWTH Aachen wissenschaftlich begleitet. Das vorliegende Buch faßt alle hierbei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen mit der Einführung von Telekooperation zusammen. Am Beispiel von Entwick lungsprozessen aus der Automobilindustrie werden vor allem dem betrieblichen Praktiker Hilfestellungen für das Gestalten telekooperativer Prozesse gegeben. Dabei ist das Buch ein Leitfaden in mehrfacher Hin sicht: Es werden die Grundlagen dargestellt, wie Tele kooperation funktioniert, welches die Potentiale von Telekooperation sind aber auch Gründe für das Schei tern von Telekooperation. Diese Beschreibung mündet in einem Modell von Einflußfaktoren, einem Einfüh rungsmodell und einem Wirtschaftlichkeitsmodell. ,Telekooperation wird dabei aus unterschiedlichen Per spektiven betrachtet: der Mitarbeitersicht und der Un ternehmenssicht. Praxisbeispiele geben zum Schluß die Einführungserfahrungen wieder. Ziel bei der Erstellung des Buches war es, über Tele kooperation nicht nur zu schreiben, sondern Teleko operation auch zu zeigen. Auf der beiliegenden CD ROM führt ein Sprecher durch ein virtuelles Seminar gebäude, in dem Grundlagen, Modelle sowie die Ein satzmäglichkeiten von Telekooperation mittels Grafi ken, Tondokumenten und Videos demonstriert werden. Wir empfehlen, sich zunächst durch die CD-ROM in die Telekooperation einführen zu lassen und dann zum Buch zu greifen. In dem Forschungsverbund und bei der Erstellung des Buches und der CD haben eine große Anzahl von Personen mitgewirkt, denen wir an dieser Stelle herz lich danken mächten: Unser besonderer Dank gilt zunächst dem BMB+F sowie Constantin Skarpelis und Dr. Gerhard Ernst vom Projektträger ''Arbeit und Technik" für die tatkräftige Unterstützung des Vorhabens CONTACT. Herzlich mächten wir auch den vielen Konstrukteu ren, Berechnungsingenieuren, Produktionsmitarbei tern etc. danken, die die Einführung von Telekooperati on stets mit großem Engagement gefärdert haben und dabei viel Toleranz für die entstehenden Probleme zeigten. Sie haben wesentlich zum Gelingen des Pro jekts beigetragen. Stellvertretend für sie mächten wir an dieser Stelle Rudolf Lechelmayr und Bernd Bin- Vorworte VII kowski von der BMW AG, Dr. Armin Vornberger von der Wilhelm Karmann GmbH, Dr. Wilhelm Benfer von der Peguform GmbH sowie Wolfram Linnig von der Benteler AG nennen. Unser Dank gilt ferner Günter Weick von der Deutschen Telekom AG. Für Ihr großes Engagement bei der Erstellung dieses Buches danken wir unseren Mitarbeitern Detlev Herbst, Jörg Kampmeyer, Clemens Nöller, Christopher Schlick, Dr. Johannes Springer und Martin Walz. Dabei hat Herr Herbst wesentliche Teile einer Herausgeberar beit übernommen, d.h. die Einzelbeiträge -in der Dik tion der Automobilbranche-»zusammengefahren". Für die Konzeption und Erstellung der CD-ROM danken wir Jens Hambach (Sprecher), Detlev Herbst (Konzept), Christa Siebes von CLS Software-Service (Programmierung) und Nicole Zimmermann (3D Graflk und Animation). Die BMW AG stellte freundli cherweise Bild- und Tonmaterial für die CD zur Verfü gung. Unser Dank gilt weiterhin den Mitarbeitern des Springer Verlag -insbesondere Thomas Lehnert- für die Unterstützung und Verlegung dieses Buches. Die Weiterentwicklung und Verbreitung von Tele kooperation bleiben wichtige und aktuelle Aufgaben steIlungen, die Industrie und Forschung gemeinsam zu bewältigen haben: Aachen, im November 1998 Holger Luczak Walter Eversheim Vorwort der Industriepartner Die neuen Möglichkeiten der Informations- und Kom munikationstechnologien zu untersuchen und nutzen, war die Aufgabe der Pilotprojekte CONTACT und TELEF, um Kooperationen über Entfernungen in der Automobilindustrie weiterzuentwickeln. Die Aufgaben stellung der Projekte konzentrierte sich dabei auf Ein führungs- und Nutzungsstrategien und nicht auf die Entwicklung technischer Lösungen. Wir haben mit neuer Technologie im industriellen Umfeld an aktuellen Fahrzeugentwicklungen eine neue Arbeitsweise studiert. Dabei haben wir sowohl Abläufe zwischen unternehmensinternen Stellen bei der BMW AG in München und Dingolfing, als auch das Zusammenspiel zu den Zulieferpartnern Benteler AG, Paderborn; Peguform GmbH, Bötzingen und Wilhelm Karmann GmbH, Osnabrück betrachtet. Erfahrungen wurden bei verschiedenen Fahrzeug komponenten (Fahrwerk, Karosserie, Ausstattung), bei mehreren Fertigungstechnologien (Umformtechnik, Preßwerktechnologie, Kunstoffspritzguß) sowie in unterschiedlichen Phasen des Fahrzeugentstehungs prozesses (Konzept, Konstruktion, Fertigungsplanung, Produktion) gesammelt. Dabei stellten wir eine eigene Charakteristik der Einführungsprozedur von Teleko operation fest: • die Komplexität und Abhängigkeit der einzelnen Komponenten bedingt einem Planungszeitraum von einem halben bis einem Jahr; • eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von Telekooperation ist, eine "kritische Masse" an An wendern zu gewinnen; • erst durch persönliche Betroffenheit und eigene Zustimmung zur Telekooperation kann für das Vorworte IX Unternehmen, für das Projekt sowie für jeden per sönlich das ganze Potential erschlossen werden. Leidensdruck durch Projektzwang und große Ent fernungen führen stärker zum produktiven Einsatz als Demonstrationen und sonstige Motivationsver anstaltungen; • um das Thema Telekooperation zur Wirkung zu bringen, ist über eine Phase der Stagnation hin wegzukommen. Nach einem gewissen Zeitraum stellt sich ein "Deichbruch-Effekt" in einzelnen Anwendungen und Fachbereichen ein, d.h. die Nachfrage steigt schlagartig und muß dann auch befriedigt werden können. Bei der Integration der "neuen Form der Zusammen arbeit" in die industriellen Arbeitsabläufe lernten wir natürlich auch wesentliche Hemmnisse kennen: • der technokratische Ansatz: der Glaube, daß die bloße Bereitstellung von Technik ausreicht, • ungenügender Einfluß auf die Gestaltung der Ar beitsprozesse, • Unterschätzung von Teamaspekten und deren Einfluß auf den Willen zur Kommunikation, • falsche Kosten-/Nutzenargumentation (z.B: nur über Reisekosteneinsparung) und • Vernachlässigung von Betriebs-und Betreuungs- aufwänden. Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelten wir zu sammen mit den Instituten IAW und WZL der RWTH Aachen eine wirkungsvolle Methode zur Einführung von Telekooperation. Die Schlüsselerkenntnis dabei ist für uns die Bedeutung des Zusammenspiels von Men schen, Prozeß und Technik in Veränderungsprozessen. Bei richtiger Einführung von Telekooperation steigt die Qualität der Kooperation nachhaltig, indem beispiels weise • ein aktueller Informationsstand der Kooperations partner leicht herstellbar ist, • räumlich verteiltes Expertenwissen transparent in tegriert werden kann, • Personen direkt miteinander sprechen, die sonst nicht zusammenkommen und so • schneller Lösungen entstehen. Die beteiligten Projektpartner haben heute Telekoope ration im breiten Einsatz. Durch aktive Information an X Vorworte weitere Partner sorgen alle Firmen dafür, daß in neuen Projekten Begeisterung für die "neue Form der Zu sammenarbeit" entsteht. Wir sind davon überzeugt, daß sich anspruchsvolle Entwicklungsziele im heutigen Zeitraster nicht mehr ohne Telekooperation erreichen lassen. Das vorliegende Buch mit der interaktiven CD-ROM faßt die Ergebnisse und Erfahrungen von ca. 100 Mit arbeitern in fünf Unternehmen und zwei Instituten zusammen. Wichtig dabei sind insbesondere: • die Analyseverfahren für Kooperations- und Kommunikationsbeziehungen, • das Vorgehensmodell zur Einführung von Te leko operation und • die Entwicklung einer gemeinsamen Lernwelt, die im TK -Training erprobt wurde und offen für dritte Partner ist. Wir haben CONTACT und TELEF mit einer "virtuellen Projektorganisation" gesteuert. Wir waren unsere eige nen Kunden, d.h. die neue Arbeitsform ist selbst er probt worden. Dazu wurden die Reviews mit bis zu 20 Teilnehmern per Mehrpunkt-Video-Konferenz an vier bis sechs verschiedenen Orten organisiert. Nach der Auswahl der Technik wurden die Hilfsmittel zum tägli chen Arbeitswerkzeug für alle Beteiligten. Einzelne Mitarbeiter wurden an wechselnden Standorten inte griert und lebten somit im "virtuellen Verbund" ihrer Firma oder ihres Instituts. Telekooperation stützt sich auf komplexe Technik, die in einem Netzwerk räumlich verteilter Unterneh men wirken muß. Diese nicht ganz einfache Aufgabe stellt in der nächsten Zeit eine große Herausforderung an die Gerätehersteller und Serviceanbieter. Noch ist die Technik im Alltagsbetrieb nicht immer robust ge nug. Daher war in den Pilotprojekten ein gutes Zu sammenspiel der Fachstellen aller Unternehmen erfor derlich. Hier ist den engagierten Mitarbeitern ein herz liches Dankeschön zu übermitteln, da dieser Service ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Bei aller Technikeuphorie liegt der Kern der "neuen Form der Zusammenarbeit" auf der Gestaltung einer wirkungsvollen (Tele-)Kooperation. Entsprechend dem Spruch von Bertolt Brecht "von den neuen Antennen, die möglicherweise alte Torheiten transportieren" sind
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