Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Instituts fOr Kommunikationsdienste Rudolf Pospischil Telekommunikation in Frankreich Die Reform des institutionellen und regulierungspolitischen Rahmens des franzQsischen Telekommunikationssektors Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Dr. Rudolf Pospischil Generaldirektion Telekom Postfach 2000 W-5300 Bonn 1 ISBN-13: 978-3-540-55521-6 e-ISBN-13: 978-3-642-45718-0 001: 10.1007/978-3-642-45718-0 n2 Die Deutsche Bibliothek - CIP·Einheitsaufnahme Pospischil, Rudolf: Telekommunikation in Frankreich; die Reform des institutionellen und regulierungspolHi· schen Rahmens des franzosischen Telekommunikationssektors I Rudolf Pospischil. -Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Springer, 1992 (Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Instituts fOr Kommunikationsdienste; 13) NB: Wisschenschaftliches·lnstitut fUr Kommunikationsdienste <Honnef>; Schriftenreihe des Wissenschaftlichen ... Dieses Werk ist urheberrechtlich geschOtzt. Die dadurch begrOndeten Rechte, insbesondere die der Oberset zung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder derVervielfiittigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverart:JeHungsan lagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielffiltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der Fassung yom 24. Juni 1985 zuliissig. Sie ist grundsatzlich vergOtungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterfiegen den Strafbestimmun gen des Urheberrechtsgesetzes. © by Wissenschaftliches Institut fOr Kommunikationsdienste GmbH, 1992 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berech tigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzei chen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrfen. Vorrede Die Anregung zu der Arbeit fallt in das Jahr 1988. Damals war ich am Wissen schaftlichen Institut fOr Kommunikationsdienste der Deutschen Bundespost (WIK) beschaftigt und mit einem Forschungsprojekt zu Frankreich betraut. Gleichzeitig hatte ich die Gelegenheit, in der deutsch-franzosischen Grundsatz gruppe Fernmeldepolitik mitzuwirken. Ais ich dann Ende 1989 das Angebot erhielt, kOnftig als Leiter einer Stabsstelle beim Vorstand der Telekom zu wirken, waren zwar die Konzeption und die Vor studien erstellt, doch die fOr die Arbeit entscheidenden Gesetze waren von der franzosischen Nationalversammlung noch nicht verabschiedet worden. Das ge schah erst 1990. Die Ausarbeitung der Endfassung der Arbeit erfolgte schlieB lich 1990/91. Oabei haben meine Erfahrungen als vormaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem gerade reorganisierten Telekommunikationsunternehmen unter einem neuen Regulierungsregime durchaus noch neue Erkenntnisse bei gesteuert. FOr die UnterstOtzung des Vorhabens Ober das Forschungsprojekt hinaus gilt mein Dank Dr. Karl-Heinz Neumann, dem Direktor des WIK, und Dipl.-Ing. Gerd Tenzer, Mitglied des Vorstands der Telekom. Die intensiven Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen im WIK und mei nem akademischen Lehrer, Prof. Dr. Hanns-Albert Steger, waren mir bei der Konzeption der Arbeit eine groBe Hilfe. Far diese UnterstOtzung mochte ich mich herzlich bedanken. Far die kritische Durchsicht des Manuskripts schulde ich Dipl.-Math. Dieter Elixmann einen besonderen Dank. Inhaltsverzeichnis A. EINFUHRUNG 1 1. Frankreich und die Te/ekommunikation 1 2. Uberblick zum Te/ekommunikationssektor 5 2.1. Funktion der Telekommunikation 5 2.2. Sektorangebot 7 2.3. Sektornachfrage 9 3. Regulierungsbedarf 11 3. 1. Staatsintervention und Untemehmenspolitik 11 3.2. BegrOndung von Regulierung im Telekommunikationssektor 17 B. GESCHAFTSFELDER DES TELEKOMMUNIKATIONSSEKTORS 23 1. Auswahl und Abgrenzung der Geschdftsfelder 23 2. Geschdftsfelder 29 2.1. Obertragungswege 29 2.2. Transportdienste 30 2.3. Fernsprechdienst 33 2.4. Rundfunk 41 2.5. Mehrwertdienste 43 2.6. Mobilfunkdienste 45 3. Synoptische Ubersicht zu den Geschdftsfe/dern 51 C. INSTITUTIONELLER RAHMEN 56 1. Regulierungsinstitutionen 57 1. 1. Consei/ Superieur de I'Audiovisuel 57 1.2. Ministere des Postes et Telecommunications 60 1.3. Sekunddre Institutionen 64 2. France Telecom 66 2.1. Geschdftszweck 66 2.2. Rechtsform 68 2.3. Organisation 71 2.4. Personal 76 2.5. Rnanzverfassung 78 VIII Inhaltsverzeichnis ~REGULIERUNGSRAHMEN 83 1. Regulierung des Marktzutritts 84 1.1. Ubertragungswege 84 1.1.1. 1m Monopol 84 1. 1.2. Durch Lizenzierung 85 1.1.3. Mit und ohne Genehmigung 88 1.2. Dienste 90 1.2.1. Transportdienste 90 1.2.2. Femsprechdienst 91 1.2.3. Rundfunk 92 1.2.4. Mehrwertdienste 92 1.2.5. Mobilfunkdienste 97 1.3. Synopse zur Regulierung des Marktzutritts 100 2. Auflagen fOr Anbleter 103 2. 1. Pflichtangebot 103 2.2. Flachendeckung 104 2.3. Standards 106 3. Wettbewerbskontrolle 108 3. 1. Quersubventionierung 108 3.2. Preisfestsetzung 110 3.3. Konditionen 113 E. BEURTEILUNG DER REFORM 1M EUROPAISCHEN KONTEXT 116 1. Europliische und nationale Telekommunikationspolitik 116 1. 1. Gemeinschaftspolitik 116 1.2. Nationale Politik 122 2. Struktur des franzosischen Regulierungsmodells 131 2.1. Funktion des Wettbewerbs 131 2.2. Funktion der France Telecom 139 Inhaltsverzeichnis IX F.ANHANG 151 1. Kosten und ErlOse im Fernsprechdienst 151 2. Wiederverkauf bei Tarifeinheit im Raum 164 3. Verglelch von Eigenkapitalrenditen 169 G. QUELLEN, ABKURZUNGEN UNO VERZEICHNISSE 173 1. Literaturverzeichnls 173 2. Verzeichnis von Rechtsnormen und Regelungen der Regulierung· 180 3. AbkiJrzungsverzelchnis 182 4. Verzeichnis der Schaubilder 186 5. Verzelchnls der Tabellen 187 A. EINFOHRUNG 1. Frankreich und die Telekommunikation 1m Vergleich zu anderen Landern verdient in Frankreich die Telekommunika tion seit der Franzosischen Revolution eine besondere Beachtung. 1m Jahr 1793 beschloll die Gesetzgebende Versammlung Frankreichs die Einrichtung einer Strecke von optischen Telegraphenstationen von Paris nach Lille. Ihr folgten weitere Strecken, die schlielllich die politisch und strategisch wich tigsten Orte Frankreichs an die Zentrale Paris anschlossen.1 Damit war Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Telekommunikationsbereich durch den grollflachigen Einsatz der optischen Telegraphie fUhrend. Mehr als eineinhalb J ahrhunderte spater hatte Frankreich im Telekommuni kationsbereich seine fUhrende Rolle Hingst verloren und war weit hinter Deutschland oder andere Staaten zurtickgefallen, denen es damals als Vorbild galt. Der Telekommunikationsdienst schlechthin, den unser J ahrhundert kennt, der Telefondienst, wurde in Frankreich nach dem II. Weltkrieg tiber viele Jahre durch eine verfehlte Politik in einem Stadium der Unterent wicklung belassen. Erst in den siebziger J ahren setzte dann eine Aufholjagd ein, die Frankreich rasch zu einem Land mit einem hochentwickelten Tele kommunikationssektor gemacht hat. Frankreich verfUgt heute tiber eines der modernsten Telekommunikations netze und der weltweit zweitgrollte Hersteller von Telekommunikationsge raten, Alcatel, ist in franzosischer Hand. Diese Entwicklung von einem in den fUnfziger und sechziger J ahren in Sachen Telekommunikation unterent wickelten Land zu einem der Lander mit modernster Telekommunikations infrastruktur wurde im wesentlichen durch die staatliche Fernmeldeverwal tung getragen, nachdem die Politik das Defizit erkannt, der Verwaltung ent sprechende Zielvorgaben in den staatlichen Wirtschaftsplanen vorgegeben und die finanziellen Mittel bereitgestellt hatte.2 1 Vgl. Oberliesen [1982], S. 47ff. 2 Vgl. Libois [1983], S. 247ff. 2 £infiihrung Doch Ende der achtziger Jahre waren die wahrend der Aufholjagd vorhan denen oder entwickelten Rahmenbedingungen fOr die staatliche Fernmelde verwaltung nicht mehr stabil. Die Fernmeldeverwaltung hatte zuletzt Pro bleme sich als Staatsverwaltung die erforderlichen Ressourcen zu sichern, insbesondere qualifiziertes Personal und Finanzmittel, und die Fortentwick lung der Telekommunikationsinfrastruktur voranzutreiben. Die Rolle der Fernmeldeverwaltung, die bislang zugleich hoheitliche und betriebliche Funk tionen erfiillte, wurde in Frage gestellt. Damit verbunden war die von der Ordnungspolitik getragene Bestrebung, privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen mit der staatlichen Fernmeldeverwaltung in Konkurrenz treten zu lassen, das heiSt ihre angestammten Monopolrechte in bestimmten Berei chen aufzuheben. Dazu kam die Neugestaltung der Beziehungen zwischen der nationalen Fernmeldeverwaltung und der inzwischen international ausgerich teten franzosischen Telekommunikationsindustrie. Die vorliegende Arbeit verfolgt diesen Umbruch Ende der achtziger Jahre, der 1990 in zwei zentrale Gesetze mundete. Mit der Arbeit werden zwei Ziele verfolgt, ein deskriptives und ein analytisches. Das erste Ziel ist die Beschreibung der Reform des institutionellen und regulierungspolitischen Rahmens des franzosischen Telekommunikationssektors aus dem Jahr 1990. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Darstellung der neuen Situation, die im mer dann, wenn es dem besseren Verstandnis dienlich ist, vor dem histori schen Kontext erklart wird. Die Analyse der Reform von 1990 stellt das zweite Ziel der Arbeit dar. Der verfolgte analytische Ansatz lebt yom Vergleich, insbesondere yom interna tiona len Vergleich, yom Vergleich zwischen Theorie und Praxis, yom Zeit vergleich und dem Vergleich allgemeiner Strukturen oder Tiefenstrukturen mit den spezifischen Strukturen oder Oberflachenstrukturen des Telekommu nikationssektors. Mit der Arbeit wird der Anspruch verfolgt, sowohl eine Monographie zur Regulierung des franzosischen Telekommunikationssektors, die vor allem den Telekommunikationsexperten anspricht, als auch eine zur Politik der Regulie rung eines besonderen Sektors, des Telekommunikationssektors, in Frankreich vorzulegen, die insbesondere den Frankreichkenner fOr sich gewinnen will. Einfiihrung 3 Damit wird zum einen der Versuch unternommen, fi.ir den Telekommunika tionsexperten eine Ausarbeitung zu prasentieren, wie sie fi.ir andere Lander bereits existiert.3 Zum anderen solI fi.ir den Frankreichkenner ein Thema aufgearbeitet werden, das bislang in der Behandlung der Wirtschafts- und Sozialordnung Frankreichs keinen Platz hatte.4 Dabei wird insbesondere das Spannungsverhaltnis zwischen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Industriepoli tik herausgearbeitet. Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Vor der Untersuchung, wie der institu tionelle und regulierungspolitische Rahmen des franzosischen Telekommuni kationssektors reformiert wurde und wie diese Reform im europaischen Kon text zu beurteilen ist, erfolgt eine Aufbereitung wesentlicher Eckdaten zum Telekommunikationssektor und der Grundlagen fUr staatliche Eingriffe in die sen speziellen Sektor. Bevor die Reform also zum Objekt wird, solI im ersten Kapitel (A. Einfiihrung) der Telekommunikationssektor hinsichtlich Sektorangebot und -nachfrage untersucht, sowie die Notwendigkeit in diesen Sektor regulierend einzugreifen, dargelegt werden. 1m zweiten Kapitel (8. Geschiiftsfelder des Telekommunikationssektors) wird dann der Kern des Telekommunikationssektors, die Netze und Dienste, ausfUhrlich dargestellt und analysiert. Damit wird eine Basis oder ein Referenzpunkt fUr die nach folgenden Kapitel zur Reform und ihrer Beurteilung geschaffen. Eine aus fUhrliche Beschiiftigung mit den Telekommunikationsendgeraten unterbleibt in diesem Kapitel, da die Liberalisierung ihres Angebots als abgeschlossen gel ten kann.5 Nach den Grundlagen folgt der vorwiegend deskriptive Teil der Arbeit in den Kapiteln C. Institutioneller Rahmen und D. Regulierungsrahmen. Das 3 So zum Beispiel von Wieland [1985] fiir die USA. Der Beitrag von Rommel [1991] zur Reform des Post- und Fernmeldewesens in Frankreich bleibt dagegen auf die rechtlichen Aspekte der veranderten Gesetzeslage fokussiert. die mit dem deut schen Recht verglichen wird. und geht nicht weiter auf den Telekommunika tionssektor ein. 4 Ein Beispiel fiir die Behandlung des Telekommunikationssektors ist die Untersu chung von Neumann / Uterwedde [1986] zur Industriepolitik Frankreichs. In ihr werden nur in einzelnen Punkten Fragestellungen aus dem Telekommunikations sektor aufgegriffen. Der Telekommunikationssektor als solcher wird nicht erfaBt. 5 Lediglich im Rahmen des internationalen Vergleichs zur jiingsten Geschichte der Regulierung im Telekommunikationssektor wird spater auf sie Bezug genommen.