Jasper Technologische Innovationen in Europa GABLER EDITION WISSENSCHAFT Jörg Jasper Technologische Innovationen in Europa Ordnungspolitische Implikationen der Forschungs- und Technologiepolitik der EU Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. udo Müller DeutscherUniversitäts Verlag Die Deutsche Bibliothek -ClP-Einheitsaufnahme Jasper, Jörg: Technologische Innovotionen in Europa: ordnungspolitische Implikationen der Forschungs- und Technologiepolititk der EU 1 Jörg Jasper. Mit einem Geleitw. von udo Müller. -Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. ; Wiesbaden: Gabler, 1998 (Gabler Edition Wissenschaft) Zugl.: Hannover, Univ., Diss., 1998 ISBN 978-3-8244-6739-6 ISBN 978-3-322-95248-6 (eBook) (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95248-6 Rechte vorbehalten Gabler Verlag, Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1998 Der Deutsche Universitäts-Verlag und der Gabler Verlag sind Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlag~~ unzulässig und strafbar. Das gilt insbeson dere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.gabler-online.de Hächste inhaltliche und technische Qualität unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Auslieferung unserer Bücher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Lektorat: Ute Wrasmann 1 Brigitte Knörringer ISBN 978-3-8244-6739-6 Meinen Eltern VII Geleitwort Europa sah seine Position im internationalen Technologiewettbewerb seit jeher als ge fährdet an. Bereits in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Befiirch tungen laut, daß die europäische Industrie zur "verlängerten Werkbank" der USA zu werden drohe. Diese Ängste verstärkten sich noch, als mit Japan ein weiterer, beson ders erfolgreicher Konkurrent auf dem Weltmarkt auftauchte. Durch die Globalisie rung des Wettbewerbsgeschehens, insbesondere im Bereich der Hoch- und Schlüssel technologien, ist die Position der europäischen Industrie in der Wahrnehmung vieler Beobachter derzeit so stark wie kaum jemals zuvor von einer starken Erodierungsge fahr bedroht; von einem "Europa als technologische Kolonie Japans (wahlweise auch der USA)" ist die Rede. Die EU, die gemäß Art. 3 I EG-Vertrag auf eine Politik der "Stärkung der Wettbe werbsfähigkeit der Industrie der Gemeinschaft" verpflichtet ist, sieht vor dem Hinter grund dieses Bedrohungsszenariums eine Notwendigkeit fiir innovationspolitisches Tätigwerden, um ein weiteres Zurückbleiben der europäischen Industrie zu verhindern. Das zunehmende Engagement der Gemeinschaft auf diesem Politikfeld ist nicht zuletzt an dem nachgerade sprunghaften Volumenzuwachs des einschlägigen Budgets abzule sen, der vor allem die Entwicklung vom Dritten (1990-1994) zum Vierten EG Forschungsrahmenprogramm kennzeichnete. Angesichts der dramatisch zunehmenden (und durch die Stagnation der nationalen For schungshaushalte zusätzlich akzentuierten) Bedeutung der Forschungs-und Technolo giepolitik der EU stellt sich die Frage, ob mit dem massierten Mitteleinsatz tatsächlich die angestrebten Ziele erreicht werden und ob insbesondere die praktizierte Politik sich nicht beeinträchtigend auf die marktwirtschaftliche Rahmenordnung und verzerrend auf die Wettbewerbsverhältnisse auswirkt. Die desaströsen Erfahrungen mit der euro päischen Agrarpolitik und die Bedeutung organisierter Partialinteressen, wie sie sich im Rahmen der europäischen Forschungs-und Technologiepolitik bereits etwa bei der Entwicklung von ESPRIT zeigte, mahnen zu einer gründlichen Untersuchung dieser Frage. Herr Jasper bearbeitet diese komplizierte Problematik aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Ausgangspunkt entwirft er, auf der Grundlage von Erkenntnissen der neueren In novationsforschung, ein marktwirtschaftliches Referenzsystem, das ihm als Maßstab fiir die Beurteilung der europäischen FuE-Politik dient. Der hierauf basierende folgen- VIII de Aufbau der Arbeit richtet sich nach den Gegenständen der ordnungspolitischen Ein schätzung. Herr Jasper zieht als Gegenstände der Beurteilung die Ziele, die theoreti schen Begründungsansätze, die konkrete instrumentelle Ausgestaltung und die institu tionellen Strukturen der europäischen Forschungs- und Technologiepolitik heran. Die Beurteilung erfolgt anband von sieben Kriterien: Systemkonfonnität, Zielkonfonnität, Funktionsfähigkeit der institutionellen Strukturen, empirischer Gehalt und Konsistenz von Begründungsmustern, Subsidiarität, dynamische Marktkonfonnität und eine recht liche Bewertung. Diese umfassende und systematische Herangehensweise erlaubt es Herrn Jasper, zu einer ebenso ganzheitlichen wie tiefgehenden Analyse seines Objektbereiches zu ge langen. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß große Teile der europäischen Forschungs und Technologiepolitik weder wirtschaftstheoretisch zu rechtfertigen, noch ziel- oder systemkonform und damit unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten nicht zu recht fertigen sind. In diesen Ergebnissen und in der Art ihres Zustandekommens muß ein wesentlicher Beitrag in der Diskussion um die europäische Forschungs-und Technologiepolitik ge sehen werden. Die erzielten Ergebnisse lassen es für verantwortliche politische Ent scheidungsträger in der EU und in den Mitgliedstaaten dringend angeraten erscheinen, auf eine grundlegende Revision der gemeinschaftlichen Forschungs-und Technologie politik hinzuarbeiten. Die vorliegende Arbeit, die als Dissertation dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaf ten der Universität Hannover vorgelegen hat, richtet sich damit nicht allein an interes sierte Leser aus den Bereichen Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften, son dern auch und gerade an Akteure in der Politik, in Verbänden etc., die in ihrer Praxis mit der Forschungs-und Technologiepolitik der EU konfrontiert sind. Prof. Dr. Udo Müller IX Vorwort Das Engagement der EG im Bereich der Förderung von Forschung und technologi scher Entwicklung hat in den vergangenen Jahren dramatisch an Bedeutung gewonnen. Dies äußert sich nicht allein am Wachstum der Budgets, die für diese Zwecke zur Ver fügung stehen, sondern auch in den gestiegenen Erwartungen, die die (potentiell) Ge förderten über die künftige Rolle der Gemeinschaft bei der Innovationsförderung ha ben. Einen gewissen Rückhalt erfahrt die staatliche Förderung von technologischen Innova tionen dabei auch teilweise von wissenschaftlicher Seite: Der Politikbereich "For schungs- und Technologieförderung" wird oftmals auch von marktwirtschaftlieh aus gerichteten Ökonomen als sinnvoller wirtschaftspolitischer Betätigungsbereich angese hen (Stichwort: technisches Wissen als öffentliches Gut) oder aber als im Vergleich zu anderen Betätigungsfeldern (Agrarpolitik, Strukturpolitik in den Bereichen Kohle und Stahl etc.) zumindest weniger verwerflich eingestuft. Unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten kommen allerdings Bedenken, ob nicht auch mittels der Forschungs-und Technologiepolitik system-und zielwidrig in Markt prozesse eingegriffen wird, oder - so die noch grundlegendere Fragestellung - ob sich forschungs- und technologiepolitische Maßnahmen theoretisch wie erfahrungswissen schaftlieh überhaupt rechtfertigen lassen. In der nachfolgenden Untersuchung wird versucht, Antworten auf diese Fragen zu fmden. Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1997/1998 am Fachbereich Wirt schaftswissenschaften der Universität Hannover als Dissertation eingereicht. Das Ma nuskript wurde im Herbst 1997 abgeschlossen. Mein besonderer Dank gilt meinem akademischen Lehrer, Prof. Dr. Udo Müller, der es mir durch die Schaffung ausge zeichneter Rahmenbedingungen und durch "ordnungskonforme" Eingriffe ermöglichte, mein Promotionsvorhaben zügig und intensiv voranzutreiben. Mein Dank gilt weiter hin Herrn Prof. Dr. J.-Matthias Graf von der Schulenburg für die rasche Erstellung des Zweitgutachtens. Das Entstehen der vorliegenden Arbeit wurde durch die Friedrich-Naumann-Stiftung mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Tech nologie gefördert. Beiden Institutionen schulde ich ebenfalls herzlichen Dank, da die x Arbeit ohne diese Unterstützung entweder gar nicht oder aber um einiges später zu stande gekommen wäre. Ich widme diese Arbeit meinen Eltern, denen ich alles verdanke und ohne deren groß zügige Investition in meine gute Ausbildung die nachfolgende Untersuchung mir nie mals möglich gewesen wäre. Tiefempfundener Dank gilt weiterhin meiner Verlobten Leyla für ihr Verständnis, u.z. sowohl für meine Arbeit selbst als auch für meine unmöglichen Arbeitszeiten. Jörg Jasper XI INHALTSVERZEICHNIS Abkürzungsverzeichnis ............................................................... XIX Abbildungsverzeichnis ................................................................ XXV Tabellenverzeichnis ................................................................. XXVII 1 Einleitung ....................................................................................... 1 1.1 Problemstellung ................................................................................................ 1 1.2 Inhalte, Zielsetzung und Vorgehen .................................................................... 8 2 Grundlagen ..................................................................................................... 11 2.1 Grundlegende Begriffe: Forschungs-und Technologiepolitik, Innovationspolitik ........................................................................................... 11 2.2 Ein ordnungspolitischer Referenz-und Beurteilungsrahmen für die europäische Innovationspolitik ........................................................................ 18 2.2.1 Grundzüge eines ordnungspolitischen Referenzsystems der europäischen Innovationspolitik ............................................................... 18 2.2.1.1 Grundlagen katallaktischen Neuerungsverhaltens ................................ 19 2.2.1.2 Katallaktisches Fortschrittsverständnis und Innovationspolitik ............ 21 2.2.2 Ordnungspolitische Beurteilungskriterien der europäischen Innovationspolitik .................................................................................... 24 2.2.2.1 Systemkonformität .............................................................................. 24 2.2.2.2 Zielkonformität ................................................................................... 26 2.2.2.3 Funktionsfähigkeit der institutionellen Strukturen ................................ 26 2.2.2.4 Erfahrungswissenschaftlicher Gehalt und Konsistenz .......................... 27 2.2.2.5 Subsidiarität ........................................................................................ 28 2.2.2.6 Das dynamische Marktkonformitätskriterium ...................................... 29 2.2.2.7 Das europäische Wettbewerbs-und Beihilfenrecht als Beurteilungsmaßstab der gemeinschaftlichen Forschungs-und Technologiepolitik ............................................................................... 31