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Technische Gesteinkunde: für Bauingenieure, Kulturtechniker, Land- und Forstwirte, sowie für Steinbruchbesitzer und Steinbruchtechniker PDF

561 Pages·1929·38.75 MB·German
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Technische Gesteinkunde für Bauingenieure, Kulturtechniker Land-und Forstwirte, sowie für Steinbruchbesitzer und Steinbruchtechniker Von lng. Dr. phil. Josef Stiny o. ü. Pmfessor an der Technischen Hochschule in Wien Z w e i t e, vermehrte und vollständig umgearbeitete Auflage Mit 422 Abbildungen im Text und 1 mehrfarbigen Tafel, sowie einem Beiheft: "Kurze Anleitung zum Bestimmen der technisch wichtigsten Mineralien und Gesteine" Springer-Verlag Wien GmbH 1929 ISBN 978-3-7091-2036-1 ISBN 978-3-7091-4210-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-4210-3 All Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalte Copyright 1929 by Springer-Verlag Wien Ursprünglish erschienen bei Julius Springer in Vienna 1929 Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1929 Aus dem Vorwort zur ersten Auflage Gelegentlich der Abhaltung von Vorträgen über Gesteinkunde für geologische Hilfskräfte, die zur Beratung bei militärtechnischen Arbeiten herangezogen werden sollten, wurde der Mangel eines kurzen Leitfadens empfunden, welcher die technisch wichtigsten Gesteine unter Hervor helmng ihrer technischen Eigenschaften darstellt, ohne das Vertrautsein mit den mikroskopischen Methoden vorauszusetzen. Der Ingenieur, mag er nun Tiefbau-, Hochbau- oder Forsttechniker sein, bedarf eines gewissen Maßes an Kenntnissen in der Gesteinkunde; denn die l!'elsarten liefern ihm seine Baustoffe und bauen die Erdhaut auf, in welcher er seine Bauten gründet und ausführt. Nur derjenige Ingenieur wird in seinem Fache das Beste leisten können, der die ihm zur Verfügung stehenden Stoffe auch zu meistern versteht und Mißgriffe in der Wahl der Baumittel und Bauplätze vermeidet. Die Zeiten sind vorüber, in denen man sich mit der Durcharbeitung eines Planes nach der rein technischen Seite hin begnügte und wahllos nach dem nächstbesten, billigen Baustoff griff oder Verkehrswege baute, ohne auf das Verhalten des Erdbodens gegenüber den beabsichtigten, einschneidenden Eingriffen in seine Gleichgewichtsverhältnisse viel Rück sicht zu nehmen. Der Ingenieur der Gegenwart räumt der Beschaffenheit des zur Verfügung stehenden oder anzufordernden Baustoffes und dem Verhalten der Gesteine im Hoch- oder Tiefbau eine wichtige, die Bauweise, Linienführung usw. beeinflussende Stellung ein, mit der er die übrigen Forderungen technischer oder wirtschaftlicher Natur in Einklang zu bringen sucht. Auch das Steingewerbe weicht allmählich von den rein empirischen Geleisen ab, in denen es sich jahrhundertelang bewegte und beginnt Wege einzuschlagen, die e'l im allmählichen Anstiege zu einer wirtschaftlicheren Ausnützung der Bodenschätze emporführen werden. Die Steinbruch besitzer haben die Bedeutung einer wissenscheftlichen Gesteinprüfung lange unterschätzt, ja von ihr bisweilen eine Schädigung ihrer In"t.eressen befürchtet; solches Mißtrauen ist unbegründet; denn erst die genaue Kenntnis der Eigenschaften und des Verhaltens eines Gesteines ermöglicht IV Vorwort es, die Felsart jener Verwendungsart zuzuführen, zu der sie sich am besten eignet, und es von einem Gebrauche auszuschließen, in dem es sich nicht bewährt und bei dem Mißerfolge eintreten müssen, die selbst ein sonst gutes Vorkommen in Verruf bringen können. Vorwort zur zweiten Auflage Bei der zunehmenden Bedeutung der Gesteinkunde für den neu zeitlichen Straßenbauer, überhaupt den Tiefbauer jeder Art, den Hoch bauer, Land- und Forstwirt usw. erschien die Herausgabe einer neuen Auflage-die erst vor einigen Jahren im Verlag bei Waldheim-Eberle A. G erschienene Auflage ist 11eit lä.ngerer Zeit vergriffen -eine Notwendigkeit, welcher sich Verlag und Verfasser nicht entziehen konnten. Für den Verfasser war die Einladung zur Niederschrift einer zweiten Auflage um so angenehmer, als der rührige Verlag Julius Springer sich entschlossen hatte, dem Buche ein größeres Format, größeren Umfang und eine den Bedürfnissen entsprechende Ausstattung zu geben. Selbst die flüchtigste Durchsicht wird den Beurteilerderneuen Auf lage schon davon überzeugen, daß sie gegenüber der. ersten Auflage ganz beträchtlich erweitert, stofflich ergänzt und mit Abbildungen bereichert worden ist. Hoffentlich hat das Buch dadurch an Brauchbarkeit für alle gewonnen, an die es sich wendet: den Schüler, den ausübenden Ingenieur aller Sonderberufszweige, den Steinbruchbesitzer, den Steinbruch techniker, Kulturingenieur usw.; vielleicht kann es sogar dem jungen Fachgeologen oder Fachgesteinkundler, der sich seine rein wissenschaft liche Bildung an der Universität geholt hat, bei der technischen An wendung seines Wissens eine Art erster Hilfeleistung bieten. Da eine genaue Kenntnis der wichtigeren gesteinbildenden Mineralien die unerläßliche Voraussetzung der Erkennung und technischen Be wertung der Gesteine ist, wurde dieser Abschnitt des Buches besonders stark erweitert und durch die Hinzufügung einer knappen Anleitung zum Bestimmen der Mineralien (Beiheft) ergänzt. Entbehrliche Fremdwörter wurden durch deutsche Fachausdrücke ersetzt; ich hoffe, dadurch dem Leserkreise, der überwiegend der lateini schen und griechischen Sprache unkundig ist, gedient zu haben. Gerade in den technischen Wissenschaften findet das neuzeitliche, sieghafte Streben, sich deutsch auszudrücken und in seiner Muttersprache zu schreiben, erfreulicherweise den stärksten Widerhall. Auf die Normung der Gesteinprüfung usw. konnte ich in dieser Auf lage noch keine Rücksicht nehmen, da hier vieles noch im Flusse ist. Vorwort V Die äußere Verbesserung des Buches verdanke ich einer ganzen Reihe von He~ern. In erster Linie habe ich dein Verlage zu danken, der das Büchlein in ein würdiges Kleid hüllte, mit Abbildungen reichlich ausstattete und auch sonst mannigfaches Entgegenkommen und viel Geduld bewies. Zahlreiche Werke und Steinbruchbesitzer unterstützten mich in dankenswertester Weise, indem sie mir Druckstöcke zur Wiedergabe überließen, wie z. B. der Bund Deutscher Marmorbruchbesitzer, Gr. Kunnersdorf (Kreis Neisse), die optischen Werke C. Reichert, Wien, Ingenieur Luzzatto u. a. m., odermir Vorlagen für Abbildungen zur Ver fügung stellten. Viele Betriebe sandten auch Proben ihrer Rohstoffe und ihrer Erzeugnisse, Steinbruchbeschreibungen usw. ein; die Gesteinmuster sind nun in meinem Institute zu Unterrichtszwecken auf- und ausgestellt. Sollte das Buch eine weitere Auflage erleben, dann werde ich mich be mühen, die angeführten Beispiele heimischer deutscher und österreichisoher Steingewinnung und -Verwertung noch weitgehend zu vermehren; daran muß nicht bloß dem Leser des Buches und dem Steinkä.ufer, sondern ganz besonders auch dem Rohstofferzeuger liegen. Ich bin daher nach wie vor für die Einsendung von Gesteinproben, Prüfungszeugnissen, Stein bruchbeschreibungen, Bildern von Gesteinbearbeitungswerkzeugen und Fertigwaren aus Stein sehr dankbar. Die überwiegende Zahl der Dünnschliffaufnahmen verdanke ich meinem früheren Assistenten, Herrn Dr. H. Küpper, dzt. Geologe in Holländisch-Indien. Mehrere Dutzend Vorlagen konnte ich der Lichtbild sammlung meines Institutes entnehmen; soweit sich dies feststellen ließ, befinden sich darunter Geschenke der Herren Dr. Hlawatsch (z. B. Abb. 120, 122), Geheimrat Dr. K. Keilhack (Abb. ll7, ll9, 124, 125, 206) und Professor Dr. Fr. Toula. Die Abb. 345 bis 350 und 354 bis 359 sind aus dem Handbuche des Materialprüfungswesens von 0. Wawrziniok (Berlin 1923, J. Springer) übernommen. Einige Aufnahmen von Handstücken und Geräten ver danke ich meinen Assistenten (K. Kuhn, A. Winter) und Schülern (z. B. N. Hantsch, Daschkow, K. Alber u. a.). Beim Durchsehen der Fahnen und des Umbruches unterstützte mich meine Frau Leopoldine. Allen jenen, welche das Büchlein irgendwie förderten, sei hiermit herzliehst Dank gesagt! Hinweise auf Mängel oder Fehler sowie Rat schläge für Verbeaserung und Ausgestaltung des Buches für Berufszwecke nehme ich gerne und dankbar entgegen. Wien, im November 1928 IV. Karlsplatz 13 (Techn. Hochschule) J. Stiny Inhaltsübersicht Seite Einleitung .................................................... . 1 I. Einführende Vorbemerkungen ............................... . 3 1. Die Bestandteile der Gesteine ............................ . 3 2. Größe und Gestalt der Gesteinsgemengteile ................ . 11 3. Die wichtigsten Verfahren zur Bestimmung der Korngröße der Gesteingemengteile und die Darstellung der gewonnenen Unter- suchungsergebnisse ...................................... . 25 li. Die Bildung der Gesteine und ihrer Bestandteile; die wissenschaft- liche Einteilung der Gesteine ............................. . 40 1. Allgemeine Vorbemerkungen .............................. . 40 2. Der Aufbau des Erdballs ................................. . 42 3. Die Glutflußerscheinungen als }Iineral- und Gesteinbildner .. . 49 a) Die Mineralien und anderen Gesteinsbestandteile der Glut- flußerscheinungen ..................................... . 49 b) Allgemeine Vorbemerkungen über die Glutflüsse und die aus ihnen hervorgehenden Erstarrunggesteine ................ . 107 a) Chemische Verhältnisse ............................. . 107 p) Geologische Erscheinungsweise ...................... . 115 r) Tracht, Verband und Gefüge ....................... . 126 d') Absonderung (Klüftung) ............................ . 138 c) Die Familien der Erstarrunggesteine .................... . 149 a) Tiefengesteine ............................ · . · · · · · · · · 149 p) Ergußgesteine; Anhang: Feuerberglockermassen ....... . 166 y) Begleitgesteine ..................................... . 195 4. Die geologischen Kräfte der Erdoberfläche als Gesteinbildner .. 201 Allgemeines über die Absatzgesteine und ihre Eigenschaften .. 202 a) Die Verwitterung ..................................... . 215 b) Die Abscheidung von Mineralien aus Lösungen .......... . 225 Die wichtigsten gesteinbildenden Absatzmineralien ........ . 225 c) Der trockene Massenabtrag ............................ . 244 d) Die Massenverfrachtung durch fließendes Wasser ........ . 257 e) Die Gesteinbildung in Seen und Meeren sowie durch Lebe- wesen ................................................ . 314 5. Die Umprägung der Gesteine durch geologische Kräfte des Erdinnern, besonders durch die Gebirgsbildung und Krusten- bewegungen aller Art .................................... . 329 a) Allgemeine Bemerkungen über die Umwandlungsgesteine .. . 329 b) Die Mineralien der Umwandlungsgesteine ................ . 346 c) Allgemeine Vorbemerkungen über die Umprägungsgesteine. 353 d) Die verschiedenen Arten der kristallinen Schiefer und sonstigen Timprägungsgesteine ......................... . 362 Tn haltsübersicht VII Seite 111. Die technischen Eigenschaften der Gesteine und ihre Prüfung; Gewinnung und Ve.rwertung der Gesteine ..................... 3R1 J<:inleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 A. Einige wichtigere technische Gesteineigenschaften und ihre Prüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 1. Körnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 2. Korngestalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 3. Kornbindung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 4. Gefüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 5. Tracht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 6. Verband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 7. Mineralische Zusammensetzung ........................ 398 8. Chemische Zusammensetzung .......................... 401 9. Raumgewicht und Dichte ............................. 403 10. Natürliche Ablösung; Klüftung ........................ 407 11. I,uftdurchlässigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 12. Wasserdurchlässigkeit ................................. 423 13. Wasseraufnahmevermögen ............................. 427 14. Wärmeleitungsfähigkeit ............................... 435 15. Erwärmbarkeit ....................................... 437 16. \Värmedehnung ...................................... 439 1 7. Rehallfortpflanzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439 18. Elektrische Leitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ~40 19. Magnetisches Verhalten ............................... 441 20. Radiumwirksamkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441 21. Druckfestigkeit ....................................... 441 22. Zugfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450 23. Biegungsfestigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 24. Scherfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454 25. Knickfestigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454 26. Schlagfestigkeit (Zähigkeit) ................•........... 455 27. Abnützbarkeit ........................................ 45? 28. Härte ............................................... 471 29. Bearbeitbarkeit ....................................... 474 30. Bohrfestigkeit • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485 31. Teilbarkeit (Spaltbarkeit, Spaltfestigkeit) ............... 489 32. Lösbarkeit (Gewinnungsfestigkeit) ...................... 491 33. Glättbarkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49~ 34. Standfestigkeit (Nachbrüchigkeit) ...................... 494 35. Bruchflächenbeschaffenheit; Farbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497 36. Erweichbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504 37. Wetterbeständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506 38. Feuerbeständigkeit .................................... 511 39. Tragfähigkeit der Gesteine als Baugrund ............... 512 B. Die Anlage von Steinbrüchen, Schottergruben und ähnlichen Gewinnun~tätten technisch nutzbarer Gt!steine .............. 514 Schriftenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . .................... 529 S a c h v e r z e i c h n i s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533 Ortsverzeichnis ............................................ 539 Anhang (Beiheft): Anleitung zum Erkennen und Bestimmen der gestein bildenden Mineralien und der Gesteine Einleitung Gesteine (Gebirgsarten, Felsarten) sind deutlich begrenzte natürliche ::\lassen von mehr oder weniger gleichbleibender Aus bildung und solcher räumlicher Ausdehnung und Verbreitung, daß sie am Aufbaue der Erdkruste wesentlichen Anteil nehmen und geologische Selbständigkeit beanspruchen können. 'Vie jede Bcgriffumschreibung, die sich auf einen Gegenstand oder eine Erscheinung der vielfältigen Natur bezieht, entbehrt auch die vor stehende als Menschenwerk im Forscherstübchen der völligen Strenge und Schärfe. So grenzen sich in der Natur draußen die Gesteine nicht immer mit auffälligen Flächen gegeneinander ab; gar häufig schalten die Körper verschiedenartiger, aber unmittelbar benachbarter Gebirgsarten einen Über gangsau m zwischen sich, innerhalb welches oft ganz unmerklich ein Gestein im andern gewissermaßen aufgeht. So verschwimmt zuweilen die Grenze zwischen dem feinkörnigen Ton und dem aus gröberen Teilchen bestehenden Sande, beispielsweise in der Art, daß in der Richtung gegen die Sandmasse zu die Tonkörnchen immer mehr und mehr vergröbern; in gleichem l\Iaßc nimmt dann die Korngröße der Sande gegen das Tongestein hin mehr oder minder stetig ab. Dies ist nur einer der häufigen Fälle des Überganges einer Felsart in eine andere . .Nach der gegebenen Beschreibung müßte man auch das Eis der Gletscher und der nordischen Festländer, das 'Vasser und die Erzvorkommnisse zu den Gesteinen zählen. Wohl wegen der hohen Bedeutung, welche die Erze für die menschliche Wirtschaft besitzen, pflegt man sie häufig aus der Masse der übrigen Felsarten herauszuheben und eingehend für sich zu behandeln. Vom rein wissenschaftlich-geologischen Standpunkt aus betrachtet, trägt diese Abtrennung den Stempel einer gewissen Willkür an sich; dieser Vor wurf trifft auch das vorliegende Buch; doch rechtfertigt die Stoffabgrenzung ähnlich wie dort hier der Umstand, daß der Leitfaden für die Bedürfnisse des technisch Gebildeten geschrieben ist und von vornherein darauf verzichtet, rein bergwirtschaftlich wichtige Gesteinskenntnisse zu vermitteln. In Laienkreisen hält man nicht selten den Ausdruck ,.Gestein" für gleich bedeutend mit festem, ,.gewachsenen" Fels. Diese Auffassung ist irrig. Der Gesteinsbegriff hängt nicht von einer bestimmten Zustandform oder von der Zusammenhangsinnigkeit ab. Der lockere Sand, der weiche, wie "flüssig" sich verhaltende Schlamm, der leicht stechbare Löß und der harte, schwer schießbare feste Fels zählen mit gleichem Bürgerrechte zur Welt der Gesteine. Die Grenzen zwischen den Zusammenhangsgraden verschwimmen oft so sehr, daß sie die Auseinanderhaltung verwandter Gesteinsarten mehr oder min· der erschweren; so gehen nicht selten mit wachsendem, inneren Zusammen hange lose Schotter ganz allmählich in mittelfeste Nagelfluh und schließ- S t in y, Gesteinkunde 2. Aufl. 1 2 Einleitung lieh in kräftig verbundene Konglomerate (Kittschotter) über; in· völlig ähnlicher Weise kann man die Stufenleiter: loser Sand---. mürber Sandstein ---. fester Sandstein, oder die Reihe: bildsamer, weicher Ton---. etwas festerer Schieferton ---. mittelfester Tonschiefer ---. fester Urtonschiefer (Phyllit) aufstellen. Zustandsform und Zusammenhangsgrad der GcstPine bedeuten für die reine 'Vissenschaft wenig, für den ausübenden Techniker aller Fach richtungen aber überaus viel; im vorliegenden Buche müssen sie, seinem Sonderzwecke entsprechend, ganz besonders kräftig hervorgehoben und berücksichtigt werden. Die Gesteinkunde (Gesteinskunde, Petrographie, Lithologie, Petro logie usw.) ist die Lehre von den Gesteinen, ihrem Werden, Sein und Vergehen; sie will eine förmliche Lebenskunde der Gesteine sein. In nicht allzuferner Zeit ging die Gesteinkunde völlig in der Aufzählung, Einteilung und Beschreibung der Gesteine nach Zusammensetzung, äuß<>rcr Tracht, Eigenschaften, Vorkommen usw. auf; heute spüren die fruchtbarsten Forschungen dem geologischen Werdegange der Gesteine nach; man spricht den Gesteinen nicht mehr ein gewisses "Leben" ab, mag dieses auch wegen der langen Dauer der Vorgänge, wegen des Fehleus von Bewegungserscheinungen usw. von dem Leben der Pflanzen und Tiere sich stark unterscheiden; immer hin sind einige grobe Vergleiche gestattet. Auch die Gesteine "entstehen" und "wachsen"; geologische Vorgänge sind ihre Erzeuger und ihre Ernährer; sie antworten auf eine Veränderung ihrer Daseinsbedingungen ("Reize"), indem sie sich "weiterbilden". "umwandeln" oder sich auflösen und vergehen. Jede Zerstörung löst wieder Neubildungen aus, so daß auch von den Gesteinen das Dichterwort gilt: "Neues Leben blüht aus den Ruinen". Auch da walten geologische Kräfte in erster Linie; ihr schöpferisches Gestalten schafft hier Gesteine, prägt dort Felsarten um und wieder wo anders zertrümmert ihre schwere Hand bald plötzlich und sprunghaft, bald langsam, aber stetig das eigene Gebilde oder wenigstens seine Form. Denn der Stoff selbst geht ja eigentlich nie verloren, er ändert nur nach dem Wechselspiele der geologischen Einflüsse seine Erscheinungsgestalt. Die Gesteinkunde beschäftigt sich auch mit den gegenseitigen Wechsel beziehungen der Gesteine. Auch diese Kenntnis wur~~lt in der Geologie; ähnliche Entstehungsgeschichte bedingt auch vielfach .A.hnlichkeit der sich bildenden Gesteine, die so zu "Gesteinsvereinen" und "Gesteinsgenossen schaften" zusammengeschlossen werden können; so besteht die Lockermassen Genossenschaft der Stromablagerungen beil'pielsweise immer wieder aus Schottern, Sanden und Schlammen; die Glieder dieses Gesteinsvereines verbinden viele gemeinsame Eigenschaften; die trennenden Unterschiede bestehen in der Verschiedenheit der ,.Ausbildung" (Fazies) der Ablagerung im einzelnen. Die Gesteinkunde beackert ein ganz anderes Arbeitsgebiet als die Mineralogie; Aufgabe dieser bildet die Beschreibung und Einteilung der Mineralien, ihr Vorkommen, ihre Bildung und Zerstörung. Die Gesteinkunde macht sich die Erkenntnisse, welche der Mineraloge gewonnen hat, zunutze, wo sie ihrer bedarf; denn in unzähligen Fällen ent stehen die Gesteine eben durch die massenhafte Aneinanderhäufung von einzelnen l\Iineralkörpern; dann geben die verschiedenen Mineralien selbst die Bausteine für die Felsart ab.

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