Lutz Hering Heike Hering Technische Berichte Gliedern - Gestalten - Vortragen 2., iiberarbeitete und erweiterte Auflage Unter Mitarbeit von Klaus-Geert Heyne aI vleweg Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fUr diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhiiltlich. 1. Auflage 1996 2., iiberarbeitete und erweiterte Auflage 2000 Die Nennung von Markennamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese Namen handelsrechtlich als frei anzusehen wiiren. Aile Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2000 Der Verlag Vieweg ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbe sondere fiir Vervielfiiltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.vieweg.de Konzeption und Layout des Umschlags: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Gedruckt auf siiurefreiem Papier ISBN 978-3-528-13828-8 ISBN 978-3-322-93925-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93925-8 Vorwort Technische Berichte werden i. a. nach Regeln erstellt, die einerseits den DIN-Nonnen entstammen und andererseits auf Logik und langjiiliriger Praxis beruhen. Diese Regeln sind bei vieleri in der Berufspraxis stehenden Ingenieuren zu wenig bekannt. Die An wendung solcher Regeln wird entweder von "Lehrern" aller Ebenen gelehrt, oder die Autoren erarbeiten sich ihre Kenntnisse aus der Fachliteratur. Es gibt hierfiir zahlreiche Ratgeber allgemeiner Art. Ein Buch, das speziell fur die Gestaltung Technischer B\., richte gescbrieben ist und sich dabei auch an verwandte Berufsgruppen wie Naturwis senschaftler, Infonnatiker usw. wendet, feblt jedoch bisher auf dem Buchmarkt. Diese Lucke solI mit dem vorliegenden Buch geschlossen werden. Die Autoren sind beide langjiilirig in der Ingenieur- bzw. Technikausbildung tatig; Prof Dr. Lutz Hering seit mehr als 26 Jahren, Dr. Heike Hering seit mehr als 9 Jahren. Beide Autoren betreuen laufend Lehrveranstaltungen, in denen "Berichte" geschrieben werden mlissen und haben seit liber 26 bzw. 9 Jahren aIle Fehler notiert, die im Konstruktions saal, im Labor, in Referaten und bei Diplomarbeiten wiederholt aufgetreten sind. Davon ausgehend wurde das Buch so konzipiert, daB es konsequent Fragen beanfworfet und nicht neue Fragen hervorruft. Das Buch solI dem Studenten am PC die Fragen beantworten, die bei der ErstelIung Technischer Berichte auftreten. Dies gilt auch fur den in der Praxis stehenden Ingenieur, Infonnatiker oder Naturwissenschaftler, der am PC einen Technischen Bericht oder eine Prasentation vorbereitet. Die bei den Schrei benden auftretenden Fragen betreffen sowohl inhaltliche als auch fonnale Aspekte. Solche Fragen treten yom Anfang bis zum Ende wiilirend der gesamten Erarbeitung des Berichtes auf Deshalb ist das Buch als Leitfaden bzw. Handbuch zur Erstellung Techni scher Berichte konzipiert worden. Es ist so aufgebaut, daB nach dem zeitlichen Ablauf bei der ErstelIung Technischer Berichte in die Phasen Planung, Ausarbeitung und Fer tigstelIung gegliedert worden ist. Neuer Mitarbeiter dieser Auflage ist Prof Dr.-Ing. Klaus-Geert Heyne, der das Prasenta tionskapitel erweitert und neu gestaltet hat. Prof Heyne bringt hier die Erfahrung seiner Industriezeit, seiner Dozententatigkeit und zahlreicher eigener Rhetorik- und Visualisie rungsseminare in Russelsheim und Mannheim ein. Da von "Erarbeitung des Titels" bis "Bewertung der Prasentation" alle vorkommenden Tiitigkeiten und Berichtsbestandteile in ihrer zeitlichen und logischen Reihenfolge genau beschrieben sind, kann der Leser bei auftretenden Fragen gezielt nachschlagen. Das Buch hilft dadurch dem Anfanger, der die Infonnationen i. a. chronologisch entspre chend dem Berichtsfortschritt aufuimmt. Es unterstiitzt aber auch den versierten Autor, der gezielt nur bestilmnte StelIen verwendet. So bietet das vorliegende Buch durch ver stiindliche Anleitung und viele Beispiele verwertbaren Nutzen fur die Praxis im Techni schen Schreiben. Verlag und Verfasser hoffen auf eine gute Aufuahme des Buches durch die Leser und bitten um Hinweise, wie das Buch in weiteren Auflagen noch besser an die Bediirfuisse der Schreibenden angepaBt werden kann. Hannover, Januar 2000 Lutz und Heike Hering VI Inhalt Inhalt 1 Ausgangssituation .............................................................................................. 1 1.1 Vorkenntnisse zum Gestalten Techniseher Beriehte ....................................... 1 1.2 Technisehe Beriehte in Studium und Praxis ................................................... 3 1.3 Hinweise zur Arbeit mit dem vorliegenden Bueh ........................................... 4 2 Planen des Technischen Berichts ..................................................................... 5 2.1 Gesamtiibersicht iiber die erforderliehen Arbeitssehritte ................................. 5 2.2 Entgegennahme und Analyse des Auftrags .................................................... 6 2.3 Priifung bzw. Erarbeitung des Titels .............................................................. 8 2.4 Die Gliederung als ,,roter Faden" ................................................................. 10 2.4.1 Aligemeines zu Gliederung und Inhaltsverzeiehnis ........................... 12 2.4.2 Vorsehriften und Regeln fiir die Gliederung ...................................... 12 2.4.3 Spraehlogisehe und fonnale Gestaltung von Dokumentteil- Nummern und Dokumentteil-Ubersehriften ....................................... 14 2.4.4 Zweckmiillige Vorgehensweise zur Erstellung von Gliederungen ...... 17 2.4.5 Datei-und Papierorganisation fiir die Gliederung .............................. 21 2.4.6 Muster-Gliederungen fiir Technisehe Beriehte .................................. 21 2.5 Der "Style Guide" siehert einheitliehe Fonnulierung und Gestaltung .......... 26 3 Formulieren, Schreiben und Erstellen des Technischen Berichts ............. 28 3.1 Bestandteile des Technisehen Beriehts und ihre Gestaltung ......................... 29 3.1.1 Titelblatt ........................................................................................... 30 3.1.2 Gliederung mit Seitenzahlen = Inhaltsverzeiehnis ............................. 36 3.1.3 Text mit Bildern, Tabellen und Literaturzitaten ................................ 42 3.1.4 Literaturverzeiehnis .......................................................................... 44 3.1.5 Sonstige vorgesehriebene oder zweckmiillige Teile ............................ 44 3.2 Samlneln und Ordnen des Stoffes ................................................................ 49 3.3 Erstellung guter Tabellen ............................................................................. 50 3.3.1 Tabellengestaltung ............................................................................ 52 3.3.2 Tabellennumerierung und Tabelleniibersehriften ............................... 56 3.3.3 Der Morphologisehe Kasten - eine besondere Tabelle. ...................... 58 3.3.4 Hinweise zu Bewertungstabellen ....................................................... 64 Inhalt VII 3.4 Das Bild zum Text. ...................................................................................... 66 3.4.1 Infonnationswirksame Gestaltung von Bildern .................................. 69 3.4.2 Bildnumerierung und Bildunterschriften ........................................... 73 3.4.3 Foto und Fotokopie ........................................................................... 76 3.4.4 Der Einsatz von Grafik-und CAD-Programmen ............................... 80 3.4.5 Schema und Diagr81nIn ..................................................................... 85 3.4.6 Skizzen zur vereinfachten Darstellung und zur Berechnung .............. 93 3.4.7 Perspektivische Darstellungen ........................................................... 95 3.4.8 Technische Zeichnung und Stiickliste ............................................... 97 3.5 Das Zitieren von Literatur .......................................................................... 101 3.5.1 Einleitende Bemerkungen zum Zitieren von Literatur ..................... 102 3.5.2 Griinde fUr Literaturzitate ............................................................... 102 3.5.3 Bibliografische Angaben nach DIN 1505 ........................................ 103 3.5.4 Kennzeichnung von Zitaten im Text ............................................... 103 3.5.5 Das Literaturverzeichnis - Inhalt und Fonn .................................... 110 3.5.6 Urheberrecht und Urheberrechtsgesetz ............................................ 121 3.6 Der Text des Technischen Berichts ............................................................ 123 3.6.1 Allgemeine Stilhinweise ................................................................. 123 3.6.2 Stilmerkmale des Technischen Berichts .......................................... 124 3.6.3 Verstiindliche Fonnulierung von Technischen Berichten ................. 126 3.6.4 Fonneln und Berechnungen ............................................................ 130 3.6.5 Riiufige FehIer in Technischen Berichten ........................................ 134 3.7 Der Einsatz von Textverarbeitungs-Systemen ............................................ 140 3.7.1 Dokument-bzw. Seitenlayout und Hinweise zum Editieren ............. 140 3.7.2 Typografische Festlegungen aus der DIN 5008 ................................ 150 3.7.3 Hinweise zu Texthervorhebungen ................................................... 155 3.7.4 Papierorganisation .......................................................................... 156 3.7.5 Disketten-und Festplattenorganisation ............................................ 158 3.7.6 Automatisches Erzeugen von Verzeichnissen mit WinWord ........... 162 3.8 Die Fertigstellung des Technischen Berichts .............................................. 165 3.8.1 Die Berichts-Checkliste sichert Qualitiit und Vollstiindigkeit .......... 165 3.8.2 Korrekturlesen und Korrekturzeichen nach DIN 16511 .................. 167 3.8.3 Endausdruck und Erstellung der Kopieroriginale ............................ 172 3.8.4 Kopieren und Reften bzw. Binden des Technischen Berichts ........... 176 4 ZweckmaJlige Verhaltensweisen bei der Erstellung des Technischen Berichts .............................................................................. 183 4.1 Zus8lll1llenarbeit mit dem Betreuer ............................................................ 183 4.2 Hinweise fUr die Bibliotheksarbeit ............................................................. 184 4.3 Personliche Arbeitstechnik ......................................................................... 186 VIII Inhalt 5 Das Prasentieren des Technischen Berichtes .......................................... 189 5.1 Einfiihrung ................................................................................................ 189 5.1.1 Zielbereiche Studium und Beruf. ...................................................... 189 5.1.2 Worum geht es? ............................................................................... 189 5.1.3 Was ntitzt lnir das? .......................................................................... 190 5.l.4 Wie gehe ich vor? ............................................................................ 191 5.2 Warum tiberhaupt Vortriige? ..................................................................... 191 5.2.1 Definitionen ..................................................................................... 192 5.2.2 Vortragsziele und Vortragsarten ...................................................... 192 5.2.3 Risiken und Nebenwirkungen .......................................................... 194 5.3 Vortragsplanung ........................................................................................ 195 5.3.1 Erforderliche Arbeitsschritte und ihr Zeitbedarf ................................ 195 5.3.2 Schritt 1: Rahmenkliirung und Zielbestimmung ............................... 197 5.3.3 Schritt 2: Materialbeschaffimg ......................................................... 201 5.3.4 Schritt 3: Die kreative Phase ............................................................ 202 5.4 Vortragsausarbeitung ................................................................................. 208 5.4.1 Schritt 4: Verdichtung und Feinauswahl .......................................... 208 5.4.2 Schritt 5: Visualisierung und Manuskript... ...................................... 210 5.4.3 Schritt 6: Probevortrag und Anderungen ......................................... 223 5.4.4 Schritt 7: Aktualisierung und Vorbereitungen vor Ort ...................... 224 5.4.3 Schritt 8: Vortrag, Priisentation ........................................................ 225 5.5 Vortragsdurchfiihrung ............................................................................... 225 5.5.1 Kontaktvorlaufund Kontaktaufuahme ............................................... 225 5.5.2 Beziehungsebene herstellen .............................................................. 226 5.5.3 Richtiges Zeigen .............................................................................. 227 5.5.4 Umgehen mit Zwischenfragen .......................................................... 228 5.6 Vortragsbewertung und -auswertung .......................................................... 228 6 Zusammenfassung und Ausblick. ................................................................. 231 7 Literatur .......................................................................................................... 232 8 Glossar ............................................................................................................ 235 9 Sachwortverzeichnis (Index) ........................................................................ 239 1 Ausgangssituation 1 1 Ausgangssituation 1m Freizeitbereich und auch im Arbeitsleben findet zwischen versehiedenen Mensehen Kommunikation statt. Dies kann miindliche oder schriftliehe Kommunikation sein. Gehoren die Objekte oder Saehverhalte zum Bereich "Technik", dann wird dies techni sehe Kommunikation genannt. 1st sie sehriftlieh, dann handelt es sieh mn "Technische Beriehte". 1st sie miindlich, dann wird der Technische Bericht als "Report" beim Chef bzw. als Vortrag, Referat oder Prasentation vor einer Gruppe von Zuhorern dargeboten. Das vorliegende Bueh wendet sich in erster Linie an techniseh vorgebildete bzw. in der Technik tatige Leser. Dies sind hauptsachlich Ingenieure und Ingenieurstudenten. Aueh andere Berufsgruppen wie Naturwissensehafiler, Infonnatiker usw. werden dem Bueh niitzliehe Hinweise entnehmen konnen. Ebenso ist es geeignet fiir Technikersehulen, wo ja ebenfalls sehriftliche Arbeiten, Referate, Laborberichte usw. geschrieben werden. In der Industrie miissen heute - oft verursaeht dureh Lean Management - Technisehe Berichte von Saehbearbeitern gesehrieben werden, die friiher von Gruppen- oder Abtei lungsleitern erarbeitet wurden. Hier wird der technisehe und naturwissensehafiliche Naehwuchs mit einer Anforderung konfrontiert, fiir die er i. d. R nicht ausgebildet wurde. Das vorliegende Bueh ist deshalb durehgehend so konzipiert worden, da13 die Leser sieh im Selbststudium die Kenntnisse aneignen konnen, die sie zum Sehreiben und Vortragen von Technischen Beriehten benotigen. Bei allen Nutzergruppen des vorliegenden Buehes sind in der Regel erste Erfahnmgen mit den Problemen bei der Erstellung Techniseher Beriehte und den dabei aufgetretenen Beanstandungen vorhanden. Daran ankniipfend werden einfiihrend erst einmal haufige Mangel in Technisehen Beriehten naher betraehtet. Die naehfolgend angesproehenen Mangel konnen iibrigens aueh in Beriehten ganz anderer Wissensgebiete auftreten, wie z. B. in den Wirtsehafis-, Rechts-und Geisteswissensehaften, der Medizin usw. 1.1 Vorkenntnisse zum Gestalten Technischer Berichte Die Vorkenntnisse zum Gestalten Techniseher Beriehte sind sehr vielfaltig. Hier soil en nur einige Punkte angefiihrt werden, um erst einmal ein "ProblembewuBtsein" zu erzeu gen. Es beginnt bereits mit dem "In die Hand Nehmen" eines sehriftlichen Beriehtes. 1st er sauber geheftet? 1st ein neuer Hefter oder Ordner verwendet worden? Gibt es ein aussagef<ihiges Titelblatt? Bei der inhaltliehen Priifung tritt die Frage auf: gibt der Titel ausreichende und saehgerechte Infonnation iiber den Inhalt des Technisehen Beriehts? 1st ein Untertitel angegeben, wenn dies erforderlieh ist? Beim weiteren Durehsehen konnen u. a. folgende Fragen auftreten. 1st ein Inhaltsver zeiehnis vorhanden? Hat es aueh Seitenzahlen? Sind die Abschnitte naeh DIN 1421 numeriert? 1st das Inhaltsverzeiehnis logiseh gegliedert bzw. ist der "rote Faden" er kennbar? 1st die Ausgangssituation verstandlich fonnuliert? Hat sich der Ersteller am L. Hering et al., Technische Berichte © Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden 2000 2 1 Ausgangssituation Ende des Berichts kritisch mit der Aufgabenstellung auseinandergesetzt? Sind Litera turquellen angegeben? Existiert ein Literaturverzeichnis usw? Die Erfahnmg zeigt, daB die Fahigkeit zur sachgerechten und zielgruppenorientierten Ab-fassung Technischer Berichte bei fertig ausgebildeten Ingenieuren und Technikern oft noch nicht ausreichend entwickelt ist. In den allgemeinbildenden Schul en aller Schularten - von der Hauptschule bis zum Gymnasium - wird in der Regel auf fliissiges, stilistisch schones Schreiben deutlich mehr Wert gelegt als auf die Prazision im sprach lichen Ausdruck. Obwohl Referate fiir die Schule oft auf auf dem zu Hause vorhandenen PC erstellt werden, gibt es in der Schule praktisch keine Hinweise zur Typografie. So ist es bei Schiilern und Studenten meist unbekannt, daB bei Aufzahlungen zwischen dem Leitzeichen und der Sachaussage immer mindestens ein Leerzeichen stehen muB. Dieses Ausbildungsdefizit bleibt iiblicherweise auch an der Hochschule bestehen. Die knappe Betreuungskapazitat wird meist auf direkt fachliche Fragen konzentriert und nicht so sehr fiir das Abfassen der Berichte verwendet. Dabei muB jeder Ingenieur Student sowohl an der Uni als auch an der FH wahrend seines Studiums etwa 10 bis 15 groBere schriftliche Arbeiten erstellen, wofiir heute praktisch ausschlieBlich Textverar beitungs-Systeme verwendet werden. Dies konnen mehrere Studienarbeiten sowie La bor-, Konstruktions- und Projektierungsberichte sein. Aber auch Praktikums- bzw. Pra xissemesterberichte sowie die Diplomarbeit am Ende des Studiums gehoren zu diesen schriftlichen Arbeiten. Geniigend "Lernstofl" ware also vorhanden. Das Problem liegt jedoch in der Betreuungskapazitat der Professoren, die in den vergangenen Jahrzehnten im Hochschulbereich statistisch gesehen betrachtlich gesunken ist. Es stellt sich aber auch die Frage nach der Unterstiitzung der Studenten beim Schreiben Technischer Berichte durch "schreibkundige" wissenschaftliche Mitarbeiter. Dabei kon nen signifikante Unterschiede zwischen Fachhochschulen und Universitaten festgestellt werden. 1m Universitatsbereich tritt - mindestens im Hauptstudium wahrend der vorge schriebenen Studienarbeiten bzw. Entwiirfe - eine nennenswerte Unterstiitzung durch die Assistenten der Institute auf. Da diese im Zusammenhang mit der meist beabsich tigten Promotion haufig Veroffentlichungen fiir Fachzeitschriften schreiben, sind ihnen die geltenden Regeln mehr oder weniger gut bekannt. Diese Kenntnisse werden dann an die Studenten im Rahmen der Betreuung weitergegeben. Auch Hilfsassistenten ("Hiwis"), die in promotionsrelevanten Forschungsprojekten eingesetzt sind, werden yom Doktoranden angehalten, die Arbeitsergebnisse in Ubereinstimmung mit den gel tenden Regeln zu erstellen, damit moglichst wenig Nacharbeit beim Veroffentlichen der Ergebnisse bzw. beim Zusammenschreiben der Dissertation auftritt. Die Situation in der Ingenieurausbildung an Fachhochschulen ist vollig anders. Hier findet - ahnlich wie an den Universitaten - keine systematische Ausbildung im "Techni schen Schreiben" statt. Aber auch die Betreuung und Wissensweitergabe von den Assi stenten an die Studenten findet faktisch nicht statt, weil es zu wenig entsprechend aus gebildete Hilfskrafte an Fachhochschulen gibt, von Ausnahmen einmal abgesehen. ZusammengefaBt stellt sich die Situation so dar: weder an Universitaten, noch an Fach hochschulen ist eine systematische Ausbildung im "Technischen Schreiben" vorhanden. Dies bestatigt auch der Berliner FH-Professor Lutz von Werder in seinem Aufsatz "Wa- 1 Ausgangssituation 3 rum konnen Studierende nicht wissenschaftlich schreiben?". Insofern kann es nicht iiberraschen, wenn die von Student en und vielfach auch von Mitarbeitern in der Indu strie erstellten Technischen Berichte noch starke Verbesserungsmoglichkeiten aufwei sen. Das vorliegende Buch versucht deshalb, die vielfach nicht vorhandene Ausbildung im "Technischen Schreiben" wenigstens teilweise zu kompensieren. 1.2 Technische Berichte in Studium und Praxis Die ISO 5966 "Documentation - Presentation of scientific and technical reports" defi niert, daB ein wissenschaftlicher oder ein Technischer Bericht einen ForschungsprozeB oder Forschungsergebnisse oder den Stand der Technik zu einem wissenschaftlichen oder technischen Problem beschreibt. Daher sind aIle im folgenden aufgezahlten Doku mente "Technische Berichte", soweit in ihnen iiber ein technisches Thema berichtet wird: Laborberichte Projektierungsberichte Konstruktionsberichte MeB- und Versuchsberichte Praktikumsberichte sonstige Studienarbeiten Diplomarbeiten Doktorarbeiten Fachartikel in Fachzeitschriften Forschungsberichte Projektberichte Gutachten usw. Ein Technischer Bericht kann folgendermaBen definiert werden: Technischer Bericht = Bericht iiber technische Sachverhalte • geschrieben in der "Fachsprache der Technik" (Fachworter, Darstellungsregeln usw.) Ganz allgemein gilt fur Technische Berichte folgendes: Il? Technische Berichte erfordern stets ein hohes MajJ an Systematik. Ordnung, innerer Logik US11l. Der Technische Bericht solI also Klarheit beim Leser hervorrufen! Dies bedeutet, daB der Leser die im Technischen Bericht enthaltene Botschaft exakt in der yom Autor beab sichtigten Weise ohne Riickfragen verstehen muB. Das laBt sich folgendermaBen priifen: w Begeben Sie sich als Ersteller gedanklich in die Position des spiiteren Lesers, del' zwar technisches Grundwissen besitzt, aber keine Detailkenntnisse des im Bericht beschriebenen Projekts. Diesel' jiktive Leser sollte Ihren Technischen Bendt ohne Ruckfragen verstehen konnen! 4 I Ausgangssituation 1.3 Hinweise zur Arbeit mit dem vorliegenden Buch Bereits im Vorwort wurde gesagt, daB das vorliegende Buch ein Leit/aden bZlV. Hand buch zur Erstellung Technischer Berichte sein will. Wie ist das zu verstehen? Ein Be nutzer eines erkliirungsbediirftigen technischen Produkts, z. B. eines Videorecorders, verwendet sein Benutzer-Handbuch, um das zugehorige technische Produkt sachgerecht bedienen zu konnen. 1m Benutzer-Handbuch sind alle Funktionen genau beschrieben. Dort sind aber auch alle erforderlichen Wamhinweise gegeben, die ibm ein sicheres Arbeiten mit diesem Produkt ermoglichen. Sie als Autor konnen das vorliegende Buch ganz analog als Autoren-Handbuch verwen den. Hier werden Ihnen die erforderlichen Informationen zur Erstellung Technischer Berichte gegeben. Visualisiert sieht das so aus. Benutzer verwendet Benutzer-Handbuch benutzt Geriit Autor verwendet Autoren- Handbuch schreibt Technischen Bericht Zusiitzlich erhalten Sie wichtige Hinweise, die die Venneidung von Pannen bei der Priisentation Ihres Technischen Berichtes betreffen. Au13erdem werden viele wichtige Regeln und Checklisten zur Text-, Tabellen- und Bilderstellung sowie zur Literaturar beit vorgestellt, die dazu fiibren, daB Ihre Technischen Berichte fUr Ihre Zielgruppe verstiindlich und gedanklich nachvollziehbar werden. Entsprechend dem Handbuch-Charakter des vorliegenden Buches werden Sie - unsere Leser - im vorliegenden Buch oft personlich angesprochen, damit die gegebenen Infor mationen moglichst leseleicht und motivierend bei Ihnen ankommen. Dieses Buch ist dazu gedacht, daB es als Arbeitsbuch bzw. als Nachschlagewerk neb en dem PC liegend verwendet wird. 1m Zweifelsfall ist der Verstiindlichkeit immer der Vorrang gegeben worden gegeniiber komplizierten Satzstrukturen. Wenn Sie das Buch einmal von yom bis hinten durcharbeiten, dann wird Ihnen auffalIen, daB einige Infor mationen mehrfach dargestellt sind. Das ist absichtlich so geschehen. AIle Infonnationen zur Erstellung Technischer Berichte sind eng miteinander verwo ben. Damit jeder einzeine Abschnitt aber in sich moglichst vollstiindig ist und nicht zu viele den Leseflu13 storende Querverweise aufireten, werden die jeweils benotigten In formationen an der jeweiligen Stelle moglichst vollstiindig dargeboten. Alles, was im vorliegenden Buch an Problemen der Schreibenden vorgestellt wird, ist in von Studenten eingereichten Technischen Berichten vorgekommen oder bei der Betreu ung von Diplom- oder Doktorarbeiten aufgetreten. Das vorliegende Buch ist deshalb realitiitsnah und berichtet somit "aus der Praxis fUr die Praxis".