Einführung Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2 Einführung DieBezeichnungGenetikschlug1906dereng- Bis etwa 1902 bestanden keine Beziehungen lische Biologe William Bateson (1861–1926) zwischenErkenntnissendurchgenetischeAna- für eine neue biologische Wissenschaftsrich- lyseundderLehrevondenZellen,derZytolo- tungvor,alsderenHauptzieleerdieUntersu- gie(Dunn,1965;Sturtevant,1965).Chromoso- chung der Gesetzmäßigkeiten vonErblichkeit men in Mitose (Flemming 1879) und Meiose (Heredity)undVariationnannte.MitdemBe- (Strasburger1888)wurdenbeobachtetundder griff Erblichkeit bezog sich Bateson auf die Begriff Chromosom geprägt (Waldeyer 1888), Ähnlichkeit zwischen genealogisch verwand- aberfunktionelleBeziehungenzwischenChro- tenOrganismen,mitdemBegriffVariationauf mosomenundGenenwurdennichtvermutet. dieUnterschiede.BatesonhattedieBedeutung Eine Ausnahme bilden die vorausschauenden derimJahr1900vonCorrens,Tschermakund BemerkungenvonTheodorBoveri(1862–1915) DeVries wieder entdeckten Mendelschen Ge- undWalterS.Sutton(1877–1916)überdieIn- setzmäßigkeitenbesondersklarerkannt,auch dividualitätvonChromosomen(1902). fürdenMenschen. Abetwa1902wurdendieMendelschenGesetz- Der Augustinermönch Gregor Mendel (1822– mäßigkeiten bei Tieren, Pflanzen und auch 1884)hatte1865durchZüchtungsexperimente beimMenschensystematischanalysiert.Bate- imKlostergartenBrünnanderGartenerbsege- sonundSaundersführten1902denBegriffalle- zeigt, dass Vererbung auf definierten, vonei- lomorphfürvarianteFormeneinesgenetischen nanderunabhängigen,einzelnenFaktorenbe- Faktorsein(späterAllelgenannt).GleicheAlle- ruht (vgl. Brink & Styles, 1965; Mayr, 1982). lomorphebezeichnetensiealshomozygot,ver- IhreWeitergabeandienächstePflanzengene- schiedenealsheterozygot.AuchErkrankungen rationunddieVerteilungverschiedenerMerk- beimMenschenwurdenalserblichbedingter- maleunterliegenbestimmtenGesetzmäßigkei- kannt.EineFormvonKurzfingrigkeit(Brachy- ten,dieallgemeineGültigkeithaben.JederFak- daktylie TypA1, McKusick-Nr.112500) wurde toristfüreinbestimmtesMerkmalverantwort- 1903alserstesautosomaldominanterbliches lich.DerdänischeBiologeWilhelmJohannsen MerkmalvonW.C.Farabee(Ph.D.ThesisHar- (1857–1927) führte 1909 dafür die Bezeich- vardUniv.)ineinergroßenSippeausPennsyl- nungGenein. vaniabeschrieben(Haws&McKusick,1963). GenetischeIndividualität Der englische Internist Archibald Garrod (1857–1936)istderersteArzt,derdieBedeu- tung der Mendelschen Gesetzmäßigkeiten für Krankheiten des Menschen erkennt. Er zeigt zwischen 1901 und 1909 in Zusammenarbeit mitW.BatesonfürvierangeboreneStoffwech- sel-Krankheiten(Alkaptonurie,Albinismus,Cys- tinurie,Pentosurie),dasssieautosomalrezessiv erblichsind(A.Garrod:InbornErrorsofMeta- bolism,1909).AberdarüberhinausstelltGarrod die Erkenntnis in den Mittelpunkt, dass auch nichtzuKrankheitenführendeindividuellebio- chemische Unterschiede zwischen Individuen eine genetische Grundlage haben. Im Zusam- menhangmitseinerBeschreibungvonAlkapto- nurie(Lancetii:1484–1486,1901)hatGarrod, dieIdeeeinerbiochemischenIndividualitätdes Menschengefasstunddarübereinenintensiven BriefwechselmitBatsongeführt.IneinemBrief vom11.Januar1902schreibtArchibaldGarrod anWilliamBateson„...Ibelievethatnotwoin- dividualsareexactlyalikechemicallyanymore JohannGregorMendel thanstructurally“(Bearn,1993,S.61). Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart Einführung 3 DiesichindiesemKonzeptoffenbarendeVer- bindung von genetischen und biochemischen ErkenntnissenwarjedochderZeitvoraus.Die umfassendeBedeutungfürdiegenetischdeter- minierte Individualität des Menschen wurde nichterkannt.GarrodfassteseineVorstellun- gen ineiner 1931 erschienenen Monographie mitdemTitel„TheInbornFactorsinDisease“ zusammen.SiefandkeinEcho;esfehltendie biochemischenundgenetischenVoraussetzun- gen,umdenBeitraggenetischerKomponenten zudenUrsachenvonKrankheitenzuerfassen (Bearn,1993;Childs,1999).Heutehabensich ErkenntnisseüberdiegenetischeIndividualität desMenscheninnichterwartetemUmfangbe- stätigt.DasindividuelleMakeupeinesGenoms kann dazu führen, dass es zu bestimmten Krankheitendisponiert.Individuellegenetische UnterschiedesinddasZielneuerTherapiever- fahren mit speziell entwickelten Pharmaka, die auf hohe Effizienz bei minimalem Risiko von Nebenwirkungen zielen (Pharmokogene- tik, Pharmakogenomik, vgl. Evans & McLeod, ThomasHuntMorgan 2003). Der englische Mathematiker Hardy und der KlassischeGenetikzwischen Stuttgarter Arzt Weinberg erkannten 1908 die 1910und1940 Konsequenzen derMendelschen Gesetzmäßig- GenetikalseigenesWissenschaftsgebietbeginnt keitenfürdiegenetischeStruktureinerPopula- 1910anderColumbiaUniversityNewYorkmit tion.GenetischeÜberlegungenwurdenmitEr- derEinführungderFruchtfliege(Drosophilame- folgindieTier-undPflanzenzuchteingeführt. lanogaster) durch Thomas H.Morgan (1866– AmEndedererstendreiJahrzehntediesesJahr- 1945),CalvinB.Bridges(1889–1938),A.H.Stur- hunderts,bisetwa1930,warGenetikalsneues tevant (1891–1970) und H.J. Muller (1890– GebietderBiologieetabliert.Jedochfehlteeine 1967). Die sich anschließenden mehrjährigen Vorstellung von der Natur eines Gens; dessen systematischen genetischen Studien an Droso- StrukturundFunktionwarenunbekannt. philaführenzuderErkenntnis,dassGenelinear Dass Gene nicht unveränderlich sind, hatte H. auf Chromosomen angeordnet sind (Dunn, deVries(1848–1935)bereitsimJahr1901er- 1965;Sturtevant,1965;Whitehouse,1973).Die kannt.ErführtefürdieVeränderbarkeitdieBe- erste genetische Karte erstellt A.H. Sturtevant zeichnungMutationein.H.J.Mullerbestimmte 1913fürsechsX-chromosomaleGene(nochals 1927diespontaneMutationsratebeiDrosophila FaktorenbezeichnetundnichtKarte[map]ge- undwiesnach,dassMutationendurchRöntgen- nannt).DieUntersuchungenderMorgan-Schule strahleninduziertwerdenkönnen.C.Auerbach begründetdieChromosomentheoriederVerer- und J.M. Robson (1941) sowie unabhängig bung(Morgan,Sturtevant,Muller,Bridges,The F.Oehlkers (1943) wiesen dies auch für be- Mechanism of Mendelian Inheritance, 1915). stimmte chemische Substanzen nach. Jedoch Erstaunlicherweise werden jedoch noch bis in bliebunklar,waseineMutationist,solangedie die20er-JahrehineindiegrundlegendenBezie- materielleGrundlagedergenetischenInformati- hungenzwischenChromosomenundVererbung onsübertragungunbekanntwar. verkannt.SelbstE.B.Wilson(1856–1939)insei- ModerneGenetikzwischen1940und nem zuerst 1896 erschienenen einflussreichen 1953 BuchTheCellinDevelopmentandHereditybe- zieht sich in derdritten Auflage 1925 auf das VermutlichdenerstenVersuch,direkteInforma- Genals„hypotheticalelementaryentity“. tionüberdasGenzugewinnen,unternahmen Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 4 Einführung M.Delbrück,N.W.TimofeeffundK.G.Zimmer die Struktur von DNA endgültig im Mittel- (1935),indemsiedieGrößeeinesGensausder punkt. Häufigkeit bestimmen wollten, mit der es durchzunehmendeDosenvonRöntgenstrahlen inaktiviert wird („Treffer-Theorie“). Neue An- sätzeführenab1940zuneuenErkenntnissen, diealsVorläuferdermolekularenGenetikgel- tenkönnen.ZumerstenMalwirdeineengeBe- ziehungzwischengenetischenundbiochemi- schen Vorgängen entsprechend dem Garrod- schenKonzeptdesInbornErrorofMetabolism erkennbar,als1941BeadleundTatumbeiei- nemPilz(Neurosporacrassa)nachweisen,dass jeweilseinGenfürdieBildungeinesbestimm- tenEnzymsverantwortlichist(„einGen–ein Enzym“).DerNachweisgenetischerRekombi- nation bei Bakterien (Lederberg und Tatum, 1946)undViren(Delbrückund Bailey,1947), sowiedieBeobachtungspontanerMutationen beibakteriellenViren(Bakteriophagen)durch Hershey(1947)führenzueinersystematischen genetischenAnalysevonMikroorganismenmit ähnlichgroßenAuswirkungenfürdieEntwick- lungderGenetikwiedieAnalysevonDroso- phila35Jahrezuvor(Cairns,Stent&Watson, 1966).Ein1944erscheinendeseinflussreiches, kleinesBuchmitdemTitel„WhatisLife?“des Physikers Erwin Schrödinger diskutiert die OswaldT.Avery StruktureinesGensalsgroßesMolekülmitder Fähigkeit zu diskontinuierlicher Veränderung DieseFragewurdeAnfang1953aufhöchstele- aus Atomen, die zu einem isomeren Molekül gante Weise von James D.Watson, einem 24 führen(„...thestructureofagenetobethatof Jahre alten amerikanischen Stipendiaten, und ahugemolecule...“,S.60).ZudieserZeitwird einem36JahrealtenenglischenPhysiker,Fran- dieAufklärungderMolekularbiologiederGene cisH.Crick,amCavendishLaboratoryderUni- einzentralesThemaderGenetik(Übersichtbei versitätCambridgegelöst(Thedoublehelix– Stent&Calendar,1978). 50years.Nature421:395–453,2003).Ineiner am25.April1953inNatureerschienenenAr- GenetikundDNA beitvoneinerdreiviertelSeite(Astructurefor Es war ein bedeutsamer Fortschritt, als 1944 deoxyribonucleic acid, Nature 171: 737–738, Avery, MacLeod und McCarty am Rockefeller 1953)beschreibenWatsonundCrickdieStruk- Institute in New York nachwiesen, dass eine turderDNAalsDoppelhelix.ImGegensatzzu chemischrelativeinfache,langkettigeNuklein- früherenVorstellungenliegenimWatson-Crick- säure (Desoxyribonukleinsäure, DNS, oder in ModellNukleotid-Baseninnen,jeweilseinPu- der angelsächsischenAbkürzungDNA)Träger rin gegenüber einem Pyrimidin und durch genetischerInformationseinmuss.Averyund Wasserstoff-Brücken verbunden. Außen ver- Mitarbeiter wiesen nach, dass DNA das 1928 läuft ein langkettiges Gerüst aus miteinander von F.Griffith beobachtete „transformierende verbundenenZucker-(Deoxyribose)undPhos- Prinzip“ ist, das genetische Veränderungen phat-Molekülen.DieentscheidendeErkenntnis bei Bakterien bestimmter Pneumokokkens- liegt darin,dassdieBasenpaareinnenliegen. tämmebewirkt(Dubos,1976;McCarty,1985). Sie wurde gewonnen durch die Konstruktion Nachdem A.D. Hershey und M.Chase 1952 einesModellsaufderGrundlageröntgen-kri- bewiesenhatten,dassgenetischeInformation stallographischerErgebnisseanDNAvonRosa- ausschließlich in DNA enthalten ist, steht lindFranklinundMauriceWilkins,dievonste- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart Einführung 5 reochemischen Überlegungen ausgingen. Die tenOrganismenkommeninhomologenChro- grundlegende genetische Bedeutung der da- mosomenpaarenvor,einesvonderMutter,das raus abgeleiteten helikalen Struktur war den anderevomVater(beimMenschen23Paare). Autorensehrklar,erkennbaranderFormulie- WährenddieAnzahlundGrößebeiverschiede- rungdesletztenSatzesderArbeitvom25.April nenOrganismenvariiert,istdieGesamtmenge 1953(„ithasnotescapedournoticethatthe specificpairingwehavepostulatedimmedia- telysuggestsacopyingmechanismforthege- neticmaterial“).IneinerweiterenArbeit,am 30.Mai1953,diskutierenWatsonundCrickge- netischeKonsequenzenderneuenDNA-Struk- turundweisendarufhin,dassjedeKetteals VorlagefürdieBildungeinerneuenKettedie- nenkann,unddassMutationendurchEinbau einer falschen Base entstehen können (J.D. Watson&F.H.C.Crick:Geneticalimplications ofthestructureofDNA,Nature171:964–967, 1953). NachderAufklärungderStrukturderDNAvor 50JahrenvergingzwarfasteinJahrzehnt,bis DNA regelmäßig im Titel von wissenschaftli- chen Arbeiten auftrat, aber zweifellos wurde 1953einneuesZeitalterderBiologiebegrün- det, und zwar das der molekularen Biologie und Genetik. Stent (1981) hat die Bedeutung mit einem anderen umwälzenden, ein neues Zeitalter begründenden historischen Ereignis verglichen,derEroberungvonKonstantinopel 500 Jahre zuvor, am 29.Mai 1453. Watson DNAstructure1953 (1968)undCrick(1988),habendieEntdeckung der DNA-Struktur auf sehr unterschiedliche Weise eindrucksvoll beschrieben, Judson (1996)hatsieimDetaildokumentiert. Gene Ein Gen entspricht einer Informationseinheit wieeinSatzineinemText.GenesindimZell- kernlinearinChromosomenangeordnet.Jedes GenhateinedefiniertePosition(Genlocus)und eineindividuelleStrukturundFunktion.Gene höhererOrganismenbestehenausAbschnitten mitcodierenderInformation(Exons)undAb- schnitten ohne codierende Information (In- trons).SievariiereninihrerGröße,voneinigen Tausend bis zu über einer Million Nukleotid- Basen(Snyder&Gerstein,2003).Geneunter- scheiden sich nach Anzahl und Größe der Exons,sowievorgeschaltetenAbschnitten,die ihre Aktivität festlegen (regulatorische DNA- Sequenzen). Chromosomen sind während der Watson(links)undCrick(rechts)am21.Mai1953 ZellteilungimLichtmikroskopsichtbareStruk- inCambridge turenausDNAundspeziellenProteinen(Miller (Photographie von Anthony Barrington Brown, &Therman,2001).Chromosomenbeieukaryo- Nature421:417,2003) Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 6 Einführung derDNAunddieAnzahlderGeneinnerhalbbe- EducationSociety,indenUSA1910dasEuge- stimmterKlassenvonOrganismengleich. nics Record Office in Cold Spring Harbor ge- DerlineareTextdergenetischenInformationen gründet.Zwischen1907und1960wurdenin einesGensistinderSequenzderBausteineder denUSAca.60000vorwiegendjungeFrauen DNAcodiertundnichtdirektlesbar.Diecodie- aufderGrundlageentsprechenderGesetze in rendeSequenzmusszunächstineinMolekül 32Staatenzwangssterilisiert.Jedochkritisier- ähnlicher Struktur umgeschrieben werden tenab1930führendeGenetikerwieJ.B.S.Hal- (Transkription). Dieses Molekül, RNA, enthält dane,L.HogbenundL.Penrose,sowie1935die alsZuckerRibose(Ribonukleinsäure,abgekürzt American Neurological Society die wissen- RNSoderRNA,analog derDNA, s.oben). Aus schaftliche Grundlage. Im Jahr 1935 hatten diesemMolekülwerdendienichtcodierenden mehrere Länder (Dänemark, Deutschland, Abschnitte (Introns) durch spezielle Enzyme Schweiz, Norwegen, Schweden und Alberta, entfernt und die codierenden Abschnitte Canada)durchEugenikbegründeteGesetzezur (Exons)zusammengefügt(einalsSpleißenbe- Sterilisierungeingeführt.Amschlimmstenje- zeichneterVorgang).DadurchentstehtBoten- dochentwickeltesichdieSituationimnatio- RNA(mRNA,messengerRNA).SiedientalsVor- nalsozialistischenDeutschland.DasGesetz„zur lage für die Übersetzung der Sequenz der Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom mRNA-Bausteine in eine dem Code entspre- 14.Juli1933führtedirektzurgesetzlichveran- chende Sequenz von Aminosäuren (Transla- kerten Diskriminierung von Erkrankten, die tion). tatsächlich oder vermeintlich an einer Erb- AbhängigvonderorganisatorischenKomplexi- krankheitlitten.ImerstenJahrwurden80000 tät eines Organismus schwankt die Zahl der Menschen zwangssterilisiert, insgesamt bis GenevonwenigenwiebeiVirenundmehreren zum Ende der Schreckensherrschaft 400000. TausendbeiBakterien(4289GenebeiEscheri- VieleMillionenMenschen,vorallemjüdischer chiacoli),6241GeneinZellenderBäckerhefe, Herkunft,ZigeunerundMenschenmitgeistiger 13601beiDrosophila,18424beieinemWurm BehinderungwurdenunterdiesemGesetzmit (demNematodenC.elegans)undetwa30000 eugenischemVorwandermordet.Vondermo- GenenbeimMenschen.DavieleGeneTeileines ralischenVerwerflichkeitdesdamaligenpoliti- bestimmten Funktionskreises sind, kann man schenSystemsunddieserAnwendungabgese- sieGruppenzuordnen,diealsGen-Familienbe- hen, gab es keine einzige wissenschaftliche zeichnet werden. Es wird geschätzt, dass die Grundlage,umgesetzlicheBestimmungenmit GenedesMenschenetwa1000Familienbilden. dieserZielsetzungzuerlassen(weiterführende SiesindwährendderEvolutionauseinerur- Angaben bei Müller-Hill, 1984; Becker, 1988; sprünglich kleinen Zahl hervorgegangen. Die Weatherall,1991;Vogel&Motulsky,1997).Im GesamtheitallerGeneundderDNAeinerZelle LichteheutigerKenntnisisterwiesen,dassge- wirdalsGenombezeichnet,dieGesamtheital- netisch bedingte Krankheiten nicht generell lerProteinealsProteom.Diekorrespondieren- vermiedenwerdenkönnen.Menschenkönnen den Wissenschaftsgebiete sind Genomik und nichtin„erbgesunde“und„erbkranke“einge- Proteomik. Die Größe eines Genoms wird in teiltwerden. ZahlderNukleotid-Basenausgedrückt. DasGenomjedesMenschenträgtdieAnlagezu bestimmten Krankheiten bei ihm selbst oder EinunheilvollerIrrweg:Eugenik bei den Kindern. Eine genetisch bedingte Die Unkenntnis der Struktur und Wirkungs- KrankheitkanngrundsätzlichinjederFamilie weisevonGenenindererstenHälftedesvori- unvorhersehbar durch neue Mutation oder genJahrhundertshatzueinerunheilvollenEnt- durch unerkennbar bei beiden Eltern vorlie- wicklung beigetragen. Unter dem 1863 von gende Mutationen auftreten. Kranke gehören Francis Galton (1822–1911) geprägten Begriff zuunsererGesellschaft.Siedürfennichtdiskri- „Eugenik“wurdeab1907inzahlreichenLän- miniert werden. Die zögerliche und viel zu dern diskutiert, wie vermeintlich der Anteil späteAuseinandersetzungmitdenvonzahlrei- „guter“Geneerhöhtundder„schlechter“Gene chen Ärzten und Anthropologen geförderten vermindertwerdenkönneundzuKrankheiten kriminellen Handlungen an Kranken hat die führende Mutationen ausgemerzt werden Entwicklung der modernen Humangenetik in könnten. In England wurde 1907 die British Deutschlandbisweitindie60er-Jahrebehin- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart Einführung 7 dert. Dies hat dazu beigetragen, dass noch sche Information generell entspricht einem heute den Fortschritten der Genetik Skepsis TextundkannineinemComputergutgespei- entgegengebrachtwird. chertwerden.TatsächlichexistierenvieleDa- tenbanken mit genetischer Sequenzinforma- GenetischerCode tion. Fürjededer20Aminosäuren,dievonlebenden MethodischeVoraussetzungenfürdie Organismen genutzt werden, existiert ein im weitereEntwicklungab1953 Jahr1966vollständigaufgeklärtergenetischer Code.ErbestehtauseinerspezifischenReihen- WieBiologieundNaturwissenschaftenistGe- folge von drei Nukleotid-Basen. DNA ist ein netikeinvonderEntwicklungneuerMethoden Read-Only Memory Speicher des genetischen geprägtes Fach. Da sich direkte Untersuchun- Informationssystems.ImGegensatzzumbinä- genamMenschenverbieten,wurdenausme- ren System aus Reihen der Ziffern Eins und thodischenGründenvor1949keinewesentli- Null,wieesinComputerngenutztwird(„bits“, chen genetischen Erkenntnisse primär am diezuachtbinärenStellenals„bytes“zusam- Menschengewonnen.WesentlicheFortschritte mengefasst werden), besteht der genetische verdankt die Genetik den in den 50er- und CodederlebendigenWeltauseinemquaternä- 60er-Jahren erarbeiteten biochemischen und ren System von vier Nukleotid-Basen, deren immunologischen Grundlagen (Biochemische chemischerNamemitdenBuchstabenA,C,G Genetik,Immungenetik).Dazugehörtenzuver- und T beginnt (siehe TeilI, Grundlagen). Bei lässige,aberrelativeinfacheVerfahrenfürdie dem quaternären Code, wie er in lebendigen TrennungkomplexerMoleküledurchverschie- ZellenvorkommtbestehendieBytes(als„Quy- dene Formen der Elektrophorese, DNA-Syn- tes“bezeichnet,TheEconomistinSurveyofthe these in vitro (Kornberg, 1956), immunologi- HumanGenome,July1,2000)ausdreiNukleo- schen Methoden und anderen. Vor allem die tid-Basen, z.B. dem Triplet-Code ACG. Der li- EntwicklungvonMethodenderZellkulturwar nearenSequenzderAminosäureneinesProte- eineentscheidendeVoraussetzungfürdiege- insentsprichteinekorrespondierendeSequenz netische Analyse beim Menschen. Pontecorvo inderDNA(genetischerCode). führte1958diegenetischeAnalysevoneukaryo- Die Sequenzierung von Insulin (Feststellung tenZelleninKulturein(somatischeZellgene- derSequenzderAminosäuren)durchF.Sanger tik).InsbesonderediegenetischeAnalysevon (1955) und Hämoglobin im Jahr 1957 durch fusioniertenZelleninderKultur(Zellhybridi- V.Ingrambewiesen,dasseinProteinauseiner sierung, G.Barski, B.Ephrussi, 1961; W.Szy- definiertenAbfolgevonAminosäurenbesteht. balski&E.H.Szybalska,1962)unddieEntwick- DaProteinsyntheseimCytoplasmastattfindet, lung eines Zellkulturmediums zur Selektion DNAsichjedochimZellkernbefindet,konnte bestimmter mutanter Zellen in Kultur (HAT DNA nicht unmittelbar die Proteinsynthese Medium,J.Littlefield,1964)fördertendieEnt- steuern.Eszeigtesich,dassDNAzunächstin wicklungderGenetikbeiSäugetierenmitzu- ein chemisch ähnliches Boten-Molekül (Ribo- nehmenderBedeutungfürdenMenschen.An nukleinsäure,RNA)überschriebenwird(Crick, BakterienundVirengewonneneErkenntnisse Barnett, Brenner, Watts-Tobin, 1961), das als konntennunmehranZellenhöhererOrganis- VorlagefürdievorgeseheneSequenzvonAmi- men geprüft werden. Ein hereditärer Stoff- nosäuren dient. Die Aufklärung des geneti- wechseldefekt(Galactosämie)wurde1961zum schenCodefolgteindenJahren1963bis1966 ersten Mal in Zellkulturen nachgewiesen (Nirenberg, Mathaei, Ochoa, Benzer, Khorana (Krooth). Die Feststellung der richtigen Chro- und andere). Ausführliche Darstellungen der mosomenzahldesMenschen1956(unabhängig Entwicklung und persönliche Rückblicke fin- durchTjio&LevanundFord&Hamerton),die den sich unter anderem bei Chargaff (1978), EinführungvonLymphocytenkulturenzurAna- Stent (1981), Watson & Tooze (1981), Brown lyse von Chromosomen (Hungerford etal., (1992), Judson (1996), Lander & Weinberg 1960), sowie die Beschreibung des Replikati- (2000),Watson(2000). onsmusters derChromosomendes Menschen DergenetischeCodeistuniversellundwirdvon (J.German,1962)warenweiteregrundlegende allen lebenden Zellen verwendet, einschließ- Voraussetzungen für die Entwicklung einer lichderPflanzen,BakterienundViren.Geneti- modernen Genetik des Menschen (Humange- Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart 8 Einführung netik). Die seit 1971 mögliche individuelle DiesgipfelteinderimApril2003abgeschlosse- Identifizierung aller Chromosomen des Men- nenSequenzierungdesGenomsdesMenschen schen durch spezifische Färbung (Zech) legte (s.unten, Humangenom-Projekt). Die raschen die Grundlage für die Kartierung von Genen. Fortschritte in der Kenntnis des Genoms bei Dieswurdeinsbesonderedurchdie1986einge- verschiedenen Organismen haben früher be- führte Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung ge- stehendeGrenzenindergenetischenAnalyse fördert. verschiedenerOrganismenmiteinerEinteilung inSpartenwieDrosophila-Genetik,Säugetier- MolekulareGenetik genetik, Hefegenetik, Bakteriengenetik etc. Moderne Genetik ist molekulare Genetik. Sie weitgehendaufgehoben. hatsichaufderGrundlagederdirektenAnalyse GeneundEvolution vonDNAabca.1970raschentwickelt.DieEnt- deckung eines neuen Enzymkomplexes, Re- GenemitdenselbenoderähnlichenFunktionen verseTranskriptase,beiRNA-Viren(Retroviren) beiverschiedenenLebewesenähnelnsich,weil imJahr1970unabhängigdurchH.Teminund siedurchihreEvolutionverwandtsind(Dob- D.Baltimore,erschüttertedasbisdahingültige zhansky, 1970; Mayr, 1982; Stebbins, 1982; Dogma,dassderWegdergenetischenInforma- Neel,1994;Lander&Weinberg,2000).Allele- tionausschließlichvonDNAzuRNAundvon bendenOrganismensindmiteinanderinunter- dortzumGenprodukt(Protein)führt.RNA-Vi- schiedlichenGradenverwandt,weilihreGene ren bilden DNA aus RNA. Mittels reverser verwandtsind.WiefürLebewesenwirdauch Transkriptase kann man aus dem RNA-Trans- fürihreGeneeineHerkunftvoneinemgemein- kripteinesaktivenGenskomplementäre,dem samenVorläuferwährendderEvolutionange- GenentsprechendeDNA(cDNA)gewinnenund nommen. Der Abstand kann in geschätzten dadurch Rückschlüsse auf die Struktur und Zeitabschnitten oder in der Zahl von Tren- FunktiondesbetreffendenGenserhalten.Die nungsschrittenausgedrücktwerden.Dieersten EntdeckungspezifischerEnzyme(Restriktions- lebendenZellendürftenvoretwa3,5Milliar- Endonukleasen)inBakterien,dieDNAandefi- den Jahren aufgetreten sein, unter Bedingun- niertenStellenschneiden,bildetdieGrundlage gen,dieindenEinzelheitenunklarsind.We- der rekombinanten DNA-Technik (W.Arber, sentliche,spezielleFunktionensindinderRe- 1969;D.Nathans&H.O.Smith,1971).Mitihrer gelnureinmalentstandenundwerdeninmehr Hilfe kann DNA reproduzierbar in Fragmente oder weniger abgewandelter Form von allen definierter Größe zerlegt werden. Zahlreiche Lebewesen verwendet. Deshalb erkennen wir Methoden zur Vervielfältigung (Klonierung) für fundamentale Funktionen die benötigten von DNA in verschiedenen zellgebundenen GenstrukturenbeivielenverschiedenenOrga- Vektoren,künstlichenChromosomenundzell- nismenwieder,wieHefen,Insekten,Würmern, freienSystemenwurdenentwickelt.Durcheine Vertebraten, Säugetieren, sogar Pflanzen, z.B. KombinationvonMethodenderZellkulturund für Funktionen während des Zellzyklus oder derspezifischenIdentifizierungeinzelnerAb- derembryonalenEntwicklungundDifferenzie- schnittevonChromosomendesMenschenund rung.GenemitfundamentalerBedeutungtole- im Vergleich mit anderenOrganismenwurde rierenkeineihreFunktionbeeinträchtigenden ab1980eineraschzunehmendeZahlvonGe- Änderungen(Mutationen).AllelebendenOrga- nenkartiert(einerdefiniertenchromosomalen nismenbesitzenmehrereSysteme,dieFehler Region zugeordnet). Gene konnten allein aus inderIntegritätderDNAundderGeneerken- derKenntnisihrerchromosomalenLageidenti- nen und reparieren können (DNA-Reparatur). fiziertwerden(Positionsklonierung).Inande- Es existieren Mechanismen, die eine Zelle ren Fällen dient Information über ein bereits durchprogrammiertenZelltod(Apoptose)op- identifiziertesGenmitähnlicherFunktionals fern,wenneinSchadennichterfolgreichbeho- Basis (Kandidaten-Gen Klonierung). Die 1977 ben werden kann. Gene, die in gleicher oder beschriebenen Methoden der Sequenzierung ähnlicherStrukturbeiverschiedenenOrganis- von DNA (F. Sanger; Maxam & Gilbert, 1977) menvorkommen,bezeichnetmanalsevolutio- wurden Ende der80er-Jahre durchautomati- närkonserviert. sierte Verfahren ersetzt, die eine Sequenzie- AndersalsdiewichtigenStrukturen,dieinder runggroßerAbschnitteinkurzerZeiterlauben. Evolution konserviert wurden, unterscheiden Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart Einführung 9 sich DNA-Sequenzen ohne oder von geringer DerMensch(Homosapiens) Bedeutung zwischen Individuen der gleichen LebewesenbevölkerndieWeltindenverschie- Spezies.IndividuelleUnterschiedesindhäufig denstenFormen,bestehendausgrobgeschätzt (genetischerPolymorphismus).InderAbfolge 1,5 bis 30 Millionen Tierarten (Spezies). Die der Nukleotid-Basen findet sich mindestens BiodiversitätistdasErgebnisderEvolutionund einmalauf600BasenpaarederDNAdesMen- erlaubt jeder Art eine unterschiedliche Nut- schen ein Unterschied zwischen zwei Indivi- zungvonRessourcen.VorstufenderArtenbil- duen (SNP, Single Nucleotide Polymorphism, dung sind Subspezies oder Rassen. Da der Einzelnukleotid-Polymorphismus,Sachidanan- Mensch,Homosapiens,außerinderArktisund dametal.,2001).Danebenexistierenvielean- Antarktis auf allen Kontinenten in Populatio- dere Formen von DNA-Polymorphismus. Sie nenmitunterschiedlichenäußerenMerkmalen spiegelndiegenetischeGrundlagefürdieEin- beheimatet ist, hat man früher fälschlicher- zigartigkeitjedesIndividuumswider.Auchim weise auch beim Menschen die Existenz von Stoffwechselexistierenindividuellegenetische Rassenangenommen.GenetischeErkenntnisse UnterschiedeinderEffizienzvonchemischen derletztenvierzigJahrehabenjedochergeben, Reaktionen. Dies kann in einer individuellen dassHomosapienseineevolutionärjungeund NeigungzubestimmtenKrankheitenoderei- relativhomogeneSpeziesist.Diebeobachtba- nemrelativenSchutzresultieren(Childs,1999). ren Unterschiede sind buchstäblich äußerlich EntscheidendfürdastatsächlicheAuftretenei- undaufFarbederHaut,AugenundHaare,so- nerKrankheitsindandere,zusätzlicheFaktoren wieAspektederFormdesGesichtsundSkeletts wieUmwelteinflüsse. beschränkt.DieseMerkmalesindeineevolutio- In bemerkenswerten Arbeiten beschrieb Bar- närbedingtegenetischeAnpassunganklimati- bara McClintock (1950–1953) bei der Mais- scheUnterschiedederKontinente. Pflanze(Zeamays)mutierbareLociundEffekte Esgiltalsgesichert,dassderMenschundder aufdenPhänotypbeiMaisdurcheinGen,das SchimpanseeinengemeinsamenVorfahrenha- garnichtanderStellederMutationlag.Esübte ben,dervorca.6–7MillionenJahreninAfrika gewissermaßen eine Fernwirkung aus. Mehr gelebthat.VoretwafünfMillionenJahrenent- noch,bestimmteGenekonntenihrePositionen wickeltenVorläuferdesMenscheninOstafrika ändern und an anderen Stellen Mutationen denaufrechtenGang,begünstigtodererzwun- verursachen. McClintock bezeichnete diese genvonVeränderungendesKlimasmitderBil- Gruppe von Genen als „kontrollierende Ele- dung großer Landflächen. Systematischer mente“, die nach ihrer Wirkung auf andere Werkzeuggebrauch begann vor 2,6 Millionen GeneunddieverursachteMutationunterschie- Jahren(Homohabilis)undvorzweiMillionen denwerdenkönnen.LangebliebendieseArbei- JahrenverließenVorfahrendesMenschenAf- ten weitgehend unberücksichtigt (Fox Keller, rika(Homoerectus).Steinwerkzeugeausdieser 1983;Fedoroff&Botstein,1992).DreißigJahre Zeit und etwasjünger sind an verschiedenen später,inihrerNobelpreis-Vorlesung1983(The Stellen gefunden worden (Israel, Java, China, significance of responses of the genome to Südspanien). Nach allen bisher verfügbaren challenge,Science226:792–801,1984),hatte Funden entstanden dem heutigen Menschen sichdiesgeändert. ähnliche Hominae (Homo sapiens) vor ca. Wir wissen heute, dass das Genom nicht ei- 200000 Jahren in Afrika (Streit, 1995; White ner zementierten Einheit gleicht („Erbgut“), etal., 2003). Von dort wanderte er vor ca. sondernwegenderdarinenthaltenenbewegli- 100000JahrennachNordostenundverbreitete chengenetischenElementedynamischistund sich allmählich in alle Kontinente, zunächst evolutionären Umordnungen unterworfen ist nachEuropaundAsien,vondortüberdieLand- (Dawkins,1989). enge der heutigen Beringsee nach Amerika. EineneueKlassevonMutationenbeimMen- Von Asien aus gelangten Menschen über See schen wurde 1991 entdeckt: Expansion von nach Ozeanien und Australien, einer Theorie Trinukloetid-Repeats („dynamische Mutatio- zufolgevielleichtauchvonSüdamerikaaus. nen“).Siekönnenzuderzeitetwafünfzehnbe- Voretwa10000JahrenbegannderMenschin kanntenhereditärenKrankheitendesZentral- eineralsneolithischeRevolutionbezeichneten nervensystemsführen. Epoche in verschiedenen Regionen der Erde Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden! Aus Passarge, E. : Taschenatlas der Genetik (ISBN 3-13-759502-9) © 2004 Georg Thieme Verlag, Stuttgart