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Tanzsprache und Orientierung der Bienen PDF

587 Pages·1965·22 MB·German
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TANZSPRACHE UNO ORIENTIERUNG OER BIENEN VON DR. KARL VON FRISCH PROFESSOR EM. DER ZOOLOGIE AN DER UNIVERSITAT MUNCHEN MIT 452 TEXTABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN· HEIDELBERG· NEW YORK 1965 ISBN-13: 978-3-642-94917-3 e-ISBN-13: 978-3-642-94916-6 DOl: 10.1007/978-3-642-94916-6 Alle Rechte. insbesondere das der "Obersetzung In fremde Sprachen. vorbehalten Ohne ausdrlickllche Genehmigung des Verlages 1st es nuch nicht gestnttet. dieses Buch oder Teile darnus auf photomechanischem Wege (Photokopie. Mikrokopie) oder auf andere Art zu vervielfiUtlgen © by Springer-Verlag Berlin . Heidelberg 1965 Softcover reprint oftbe hardcover 1st edition 1965 Library of Congress Catalog Card Number 65-26948 Die Wiedergabevon Gebrauchsnamen. Handelsnamen. Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme. daB solche Namen im Sinne der Warenzelchen-und Markenschutz Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daber von jedermann benutzt werden dllrften. Titel-Nr. 1291 Vorwort Seit mehr als 50 Jahren sind die Bienen in unserem Institut, wie in der Zeit der Ferien am Wolfgangsee, die Lieblingstiere meiner wissensGhaftlichen Arbeit. Ihr Farbensehen, ihr Riechen und Schmecken und die Beziehungen ihrer Sinnes leistungen zur Blumenwelt, ihre "Sprache" und ihr Orientierungsvermogen - das war das ratselvolle Wunderland, das zu immer weiterem Vordringen lockte. All mahlich haben sie uns aus der Schatzkammer ihres Daseins viele Neuigkeiten verraten. Diese hauften sich im Laufe der Jahre und verlangten immer dringender nach einer Besinnung und Dbersicht. Der Plan, dieses Buch zu schreiben, besteht daher schon lange. Aber groBe LUcken in unseren Kenntnissen waren so storend, wie die weiBen Flecken fUr den Betrachter der alten Erdkarten. Der Wunsch, ein moglichst geschlossenes Bild zu geben, rief immer wieder yom Schreibtisch zum Experiment, urn tieferen Einblick zu gewinnen - und jede neue Einsicht stellt neue Fragen. Ein Ende kommt nicht von selbst. Man muB es schlieBlich setzen. Ich war bemUht, aHgemein verstandlich zu schreiben und hoffe, daB auch noch in unserer Zeit, die immer mehr zur Spezialisierung drangt und immer weniger MuBestunden kennt, die Biene das Interesse weiterer Kreise fesseln kann. Sie hat es durch Jahrtausende vermocht. Mancher Unvollkommenheiten bin ich mir bewuBt. Nichts Besseres konnte ich mir wUnschen, als daB sie anderen als Anreiz dienen, die Arbeit fortzufUhren. Dem Springer-Verlag fUhle ich mich fUr sein Entgegenkommen und die gute Ausstattung des Buches in Dankbarkeit verbunden. MUnchen, im Marz 1965 K. v. FRISCH Inhaltsiibersicht Einleitung . . . . . . . Erster Teil: Die Tanze der Bienen I. Historisches. . . . 3 II. Allgemeine Technik 6 1. Der Beobachtungsstock 6 2. Heizbare Beobachtungsstocke. 12 3. Bienenraume. . . . . . . . 13 4. Das Numerieren der Bienen 14 5. Wir legen einen kiinstlichen Futterplatz an. 17 6. Automatische Registrierung der Besuche am Beobachtungsplatz. 21 7. Sauberung der Gerate; Riechstoffe als Fehlerquellen. . . . . . 23 8. Wie man die Bienen an die Arbeit schickt oder nach Hause bringt 23 9. Die Messung von Tanztempo und Tanzrichtung. . . . . . . 24 10. Wahl der Bienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 III. Der Rundtanz als Verstandigungsmittel bei nahen Trachtquellen. 28 A. Das Ziel ist den benachrichtigten Bienen bekannt . 28 1. Die Kundschafter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2. Der Rundtanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3. Auch ein Kontakt ohne Tanz kann bei den Gruppengenossen wirksam sein 30 4. Diffuse Benachrichtigung bei der Fiitterung an Zuckerwasserschalchen 31 5. Distinkte Benachrichtigung bei Fiitterung an Bliiten 31 6. Diifte als Verstandigungsmittel 33 7. Die Pollensammler 34 8. Der Tanzboden 36 9. Duftgruppen. . . 37 ZUSa111111,en!assung 41 B. Das Ziel ist den benachrichtigten Bienen unbekannt. 42 10. Die Beschaffung zusatzlicher Hilfskrafte ..... 42 11. Alarmierung neuer Krafte nur bei Bedarf . . . . 43 12. Wie find en die angeworbenen Hilfskrafte ihr Ziel? 44 13. Der Duft der Futterquelle als \Vegweiser fUr die Neulinge 45 14. Versuche mit Bliiten . . . . . . . . . . . . . . 45 15. Die Haftfahigkeit von Duftstoffen am Bienenkorper 48 16. Keine Benachrichtigung iiber Farben und Formen 49 17. Die Rolle des Duftorganes. 50 Zusal1unen!assung . 55 IV. Der Schwanzeltanz als Verstandigungsmittel bei fernen Trachtquellen 56 1. Beschreibung des Schwanzeltanzes . . . . . . . 56 2. Der Dbergang vom Rundtanz zum Schwanzeltanz 63 3. Vergleich der Nektar- und Pollensammler . 64 ZUSa1}l,l1ten!assung . 65 A. Die Entfernungsweisung . 65 4. Das Tanztempo . . . 65 5. Der Einflu13 innerer Faktoren auf das Tanztempo. 71 6. Der Einflu13 au13erer Faktoren auf das Tanztempo 75 a) Die Temperatur. . . . 75 b) DerWind ...... . 79 c) Neigung der Flugstrecke 82 d) Pharmaka ..... . 84 Inhaltsiibersicht V 7. Wie genau wird die Entfernungsweisung von den Neulingen befolgt? - Stufenversuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 8. Was ist im Schwanzeltanz das maBgebende Signal fiir die Entfernung? . . 96 a) Die Elemente des Schwanzeltanzes und ihre Korrelation zur Entfernung 97 b) Versuche, die Elemente des Tanzes einzeln zu variieren. . . . . . . . 102 c) Vergleich der Genauigkeit des Suchens mit der Genauigkeit der Weisung 104 9. Wie schatzt die Tanzerin die Entfernung? . . . . . . . . . . . . . . 106 a) Die Bienen melden nicht die absolute Entfernung des Zieles ...... 106 b) Die Entfernungsmeldung bezieht sich auch nicht auf die Zeitdauer des Fluges. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 c) Der Kraftaufwand als MaB fiir die Entfernung . . . . . . . . 114 10. Die Bedeutung von Hin- und Riickfiug fUr die Entfernungsmeldung 116 II. Die Gestalt der Entfernungskurve 120 Zusam,m,enfassung . . . . . . . . . . . . . . . 125 B. Die Richtungsweisung. . . . . . . . . . . . . . . . 127 12. Erste Hinweise auf das Prinzip der Richtungsmeldung 127 13. Die Richtungsweisung auf horizontaler Unterlage. . . 129 14. Die Richtungsweisung auf der vertikalen Wabenfiache 136 15. Tanze auf schrager Wabenfiache . . . . . . . . . . 147 16. Individuelle Unterschiede in der Richtungsweisung und EinfiuB des Alters 149 17. Vergleich der Wirkung von Rundtanzen und Schwanzeltanzen. . . .. 150 18. Wie genau wird die Richtungsweisung von den N eulingen befolgt ? - Facher- versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 19. Tanze bei Zenitstand der Sonne . . . . . . . . . . . . . . . 163 20. Keine Richtungsweisung nach "oben" oder "unten" . . . . . . 165 21. Die Bedeutung von Hin- und Riickfiug fiir die Richtungsweisung. 172 22. Umwegversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 a) Ausgangsbeobachtung und Vorversuch. . . . . . . 177 b) Schafberg-Versuche . . . . . . . . . . . . . . . 178 c) Versuche mit Italienerinnen und mit indischen Bienen 183 d) Der biologische Aspekt. . . . . . . 186 e) Umwegversuche mit FuBgangerbienen . 187 23. D!e Ric?-tun.gswe~~ung bei Seitenwind. . . 191 24. DIe "MIBweisung . . . . . . . . . . . 203 a) Die durch Licht bedingte "MiBweisung" 204 b) Durch die Schwerkraft bedingte "MiBweisung" ("Restmil3weisung") 210 25. Duftorgan und Bliitenduft bei fernen Trachtquellen . . . 228 26. "Vir suchen einen Futterplatz nach Anweisung der Bienen . 233 Zusam,m,enfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . 236 V. Die Abhangigkeit der Tanze von der Rentabilitat der Sammeltatigkeit 240 1. MaBgebende Faktoren fiir die Auslosung und Lebhaftigkeit der Tanze 240 a) Die SiiBigkeit der Zuckerlosung. . 240 b) Die Reinheit des Siil3geschmacks . 242 c) Leichte Gewinnbarkeit der Losung 242 d) Die Viskositat . . . . 242 e) Die Belastung . . . . . 243 f) Nahe des Weideplatzes . 243 g) Bliitenduft. . . . . . . 245 h) Die Form des Safthalters 245 i) Gleichmal3iger FIul3 der Nahrungsquelle . 246 k) Die allgemeine Ernahrungslage. 247 I) Verbesserung des Futters . . . . . . . 247 m) Die Tageszeit . . . . . . . . . . . . 248 n) Die Wetterlage. . . . . . . . . . . . 248 2. Die Regelung von Angebot und Nachfrage auf dem Blumenmarkt. 250 3. Bienenuhr und Blumenuhr . 255 Zusam,m,enfassung 259 VI. Duftlenkung . 260 1. Historisches 260 2. Methoden . 260 VI Inhaltsiibersicht 3. Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . 263 4. Bewahrung - aber keine NutznieBung. 265 Zusa7rnnen!assung . . . . . . . 266 VII. Anwendung der Tanze auf andere Ziele . 266 1. Wasser. .,. . . . 267 2. Kittharz (Propolis) . 269 3. Wohnplatze 270 Zusatntnen!assung 278 VIII. Andere Tanzformen .. 279 1. Rumpellauf, Rucktanz und Sicheltanz 279 2. Schwirrlauf. . . . . . 281 3. Putztanz (Schiitteltanz) 281 4. Riitteltanz (D-V A V) . 282 5. Zittertanz . . . . . 283 Zusatntnen!assung ~84 IX. Tanzlose Verstandigung durch Tone und Geriiche 285 1. Tone . . . . . . . 285 2. Geriiche . . . . . . 287 Zusatntnen!assung 292 X. Abwandlungen der "Bienensprache" 292 1. Rassengema/3e Verschiedenheiten ("Dialekte") 292 2. Artverschiedenheiten; die indischen Bienen. . 300 3. Von primitivem zu erfolgreichem Nachrichtendienst bei den stachellosen Bienen (Meliponinen). . . . . . . . . . . . . . . 306 4. Kurzer Seitenblick auf andere soziale Insekten 317 Zusatntnen!assung 321 XI. Phylogenie und Symbolik der "Bienensprache" 323 Zusa1ntnen!assung. . . . . . . . . . . . 330 Zweiter Tell: Die Orientierung der Bienen unterwegs zum Ziel A. Die Orientierung auf dem Flug in die Ferne 331 I. Landmarken. . . . . 331 II. Die Sonne als KompaB . . . . . . . 333 1. Versetzungsversuche . . . . . . . 335 2. Himmelskompa/3 und Landmarken in Konkurrenz 341 3. Die Leistung des Zeitsinnes bei der Orientierung und die Kenntnis der Sonncn- bahn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 4. Die Wahrnehmung der Sonne durch eine Wolkendecke 37~ Zusatntnen!assung. . . . . . . . 382 III. Die Orientierung nach polarisiertem Licht 384 1. Das polarisierte Himmelslicht . . . . 385 2. Nachweis der Orientierung nach polarisiertem Licht 387 3. Die Koppelung des Polarisationsmusters an den Sonnenstand. - Bergschatten- Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 4. Kiinstliche Polarisationsmuster bei bedecktem Himmel. . . . . . . .. 402 5. Die relative Bedeutung von Sonne und Himmelspolarisation. . . . . .. 404 6. Welcher Farbbereich ist bei der Wahrnehmung der Polarisation wirksam? 408 7. Welche Intensitat der Polarisation geniigt zur Orientierung? 410 8. Zur Funktion der Punktaugen bei Bienen. . . . . . . . . . . . 412 9. Spontane Einstellung zur Schwingungsrichtung polarisierten Lichtes 414 10. Direkte oder indirekte Wahrnehmung der Polarisation? . 416 a) Teilweise Ausschaltung der Augen. . . . . . . . . 417 b) Anderung der Reflexionsmuster. . . . . . . . . . 419 c) Indirekte und direkte Orientierung bei anderen Tieren 421 Inhaltsiibersicht VII 11. Der Analysator fiir polarisiertes Licht . . . . . . . 422 a) Liegt der Analysator im dioptrischen System? . . 422 b) Der Radiar-Analysator im Einzelauge von Insekten 423 12. Struktur der Sehstabe und Wahrnehmung polarisierten Lichtes bei anderen Tie;-gruppen. . . . . . . . 437 Zusammenjassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 IV. Ein Seitenblick auf andere Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 1. Die Orientierung nach der Schwingungsrichtung polarisierten Lichtes . 448 2. Der HimmelskompaB. . 454 a) GliederfiiBer . . . . 455 b) Wirbeltiere. . . . . 461 3. Magnetfeld-Orientierung 469 Zusa7n7nenjassung. 475 B. Die Nahorientierung am Ziel. 477 1. Die Orientierungsfiiige. . 477 II. Die optische Nahorientierung. 482 1. Der Farbensinn der Bienen 482 2. Das Formensehen . . . . 490 3. Das Sehen der Bienen und das Aussehen der Blumen . 494 III. Die Nahorientierung durch den Geruchs- und Geschmackssinn 504 1. Das geruchliche Unterscheidungsvermogen der Biene . 505 2. Der Sitz des Geruchssinnes . . . . . . . 507 3. Die Fahigkeit zu lokalisierendem Riechen. . 513 4. Die Riechscharfe der Bienen ....... . 517 5. Die biologische Bedeutung des Bliitenduftes. 522 6. Der Geschmackssinn . 526 Zusa7n7nenjassung . 534 Riickblick .... 538 Literaturnachweis . 540 A utorenverzeichnis 563 Sachverzeichnis. . 567 Einleitung Manchen Leser mag der Titel des Buches befremden. Kann die Verstiindigungs weise von Insekten als "Sprache" bezeichnet werden? Man darf den Gebrauch dieses Wortes nicht dahin miBverstehen als sollte das, was Bienen einander mitzuteilen haben, der Sprache des Menschen gleichgesetzt werden. Durch ihren Reichtum an Begriffen und ihre artikulierte Ausdrucksweise steht diese auf einer anderen Ebene. Wo schlechthin von einer "Sprache" der Bienen die Rede ist, weisen die Anfuhrungszeichen auf den Dnterschied hin. G. REVESZ allerdings will bei Tieren uberhaupt nicht von einer Sprache reden. Dazu muBte nach seiner Meinung gezeigt werden, daB sie zum Zweck der Kommuni kation mit ihren Artgenossen ein System von Lauten oder Bewegungen benutzen, derart, daB "jedem Laut bzw. Lautkomplex oder jeder Bewegung bzw. jedem Bewegungskomplex eine bestimmte Bedeutung zukommt". Gerade das trifft - wie wir sehen werden - fUr die Tiinze der Bienen zu. Mit ihrer priignanten und diffe renzierten Zeichensprache erheben sie sich weit uber alles, was sonst im Tierreich von einem Mitteilungsvermogen bekannt ist. Das AuBerordentliche im Bereiche tierischer Verhaltensweisen solI durch den Ausdruck "Sprache" betont seinl). Eine Begrundung ist wohl auch am Platze dafur, daB ein wesentlicher Teil eines Buches von der "Sprache" der Bienen ihrer Orien tierung gewidmet ist. Nahrungsuchende Bienen konnen mehr als 10 km von ihrem Heimatstock fort fliegen. Das ist fUr ein 13 mm langes Wesen eine beachtenswerte Distanz. Dnd doch konnen sie von einer Blume am Endpunkt dieses Fluges nach Hause und wieder zuruck zur gleichen Blute finden. J a sie vermogen daruber hinaus ihren Stock genossen eine so genaue Lagebeschreibung des Futterplatzes zu geben, daB diese, ohne den Weg vorher gekannt zu haben, das Ziel richtig ansteuern. Bienen be sitzen also ein ausgezeichnetes Orientierungsvermogen und zugleich die Gabe, die fUr das Finden des Weges erforderlichen Daten einander mitzuteilen. Dadurch ist ihre "Sprache" mit der Art und Weise, wie sie sich im Raum zurechtfinden, eng verzahnt und das Studium des Mitteilungsvermogens fUhrte mit Notwendigkeit auf das Orientierungsproblem. Als ich vor rund 40 Jahren das Ergebnis dreijiihriger Arbeit zusammenfaBte (v. FRISCH 1923), glaubte ich die Bedeutung der Bienentiinze zu kennen. Nach zwanzigjiihriger Pause gab der Nahrungsmangel im zweiten Weltkrieg den AniaB zu neuer Beschiiftigung mit dem Thema. Wir wollten den Bienen in ihrer eigenen "Sprache" sagen, daB sie eifriger sammeln, und wohin sie fliegen sollten. Da be merkte ich, daB mir die interessantesten Dinge entgangen waren. Mit der Vertie fung der Kenntnisse wuchsen die Aufgaben auch in die Breite. Viele Mitarbeiter stellten sich ein zu gemeinsamem Schaffen. Was wir in jahrzehntelanger Arbeit herausgebracht haben, steht in zahlreichen, zum Teil schwer zugiinglichen Ver offentlichungen zerstreut. Eine Zusammenfassung, die den roten Faden erkennen liiBt, scheint mir angebracht. Sie wird deutlich machen, was bis heute gekliirt ist und auf Lucken hinweisen, die kunftige Forschungen schlieBen mogen. Der Kundige wird auch mancherlei entdecken, was bisher noch nicht gedruckt war. 1) G. REVESZ 1953, K. v. FRISCH 1953; vgl. auch LoTZ 1950, KAINZ 1961. v. Frisch, Tanzsprache der Bienen 1 2 Einleitung Nach vielen Seiten schulde ich Dank - in erster Linie jenen Schiilern und Schii lerinnen, die durch ihre Dissertationen einen Stein urn den anderen zu diesem Bauwerk beigetragen haben; in zeitlicher Folge: WERNER JACOBS, GUSTAV A. ROSCH, ANSELM SCHALLER, FRITZ RAUSCHMAYER, HERBERT BAUMGARTNER, INGEBORG BELING, ILSE WEIS, BERTA VOGEL, ELISABETH OPFINGER, OSKAR WAHL, RUTH LOTMAR, MARIA HORMANN, ELISABETH KLEBER, FRITZ HASLINGER, JESUS DEL PORTILLO, ANNELIESE SCHMIDT, THEODOR STAUDENMAYER, ILSE KORNER, HANS ENGLANDER, HILDTRAUT STEINHOFF, MARTIN LINDAUER, THERESE ZU OETTINGEN-SPIELBERG, HEDWIG STEIN, HERBERT HERAN, EGON PALITSCHEK, JOSEF BRETSCHKO, IRMGARD KAPPEL, HERTA KNAFFL, WOLFGANG SCHICK, WOLF GANG STECHE, THERESE LEX, KARL STOCKHAMMER, RUDOLF BOCH, KARL DAUMER, AHMAD-H. KASCHEF, WILHELM FISCHER, RUDOLF JANDER, A. RUTH BISETZKY, ELMAR MEDER, PETER GaRNER, LORE BECKER, E. MARIA SCHWEIGER, UNA F. JACOBS-JESSEN, FRIEDRICH OTTO, AHMAD SCHAH SEI DJALAL, HANNELORE DIR SCHEDL, ALEXANDRA v. AU FSESS, JOHANNES SCHMID, DIETER BRAUNINGER. Manche von diesen blieben iiber ihre Doktorarbeit hinaus den Bienen verhaftet. RUTH BEUTLER, deren Dissertation einem ganz anderen Gebiet gegolten hatte, wandte sich bald den Bienen zu und forderte biologisch-chemische und bliitenbiologische Fragen. MAX RENNER trat in unseren Kreis, HARALD ESCH schloB sich an und MARTIN LINDAUER wurde mein engster Mitarbeiter. Schiller von ihm (]. O. NEDEL, H. KIECHLE, H. MARKL, H. MARTIN, U. MASCHWITZ, V. NEESE, B. SCHRICKER) haben neue Befunde beigesteuert, und so ist eine dritte Generation in gleicher Richtung auf gutem Wege. Der Stoff wird auch ihnen nicht ausgehen. Zahlreiche Studierende, technische Assistentinnen und andere Personen waren bei den Versuchen wertvolle und unentbehrliche Hilfskrafte. In technischen Er fordernissen hat Ing. RICHARD WOKSCH oftmals Beistand geleistet. In physikali schen Fragen haben mich Prof. HANS BENNDORF (Graz) , Prof. K. O. KIEPENHEUER (Freiburg i. Br.) und Prof. ROLLWAGEN (Mlinchen) hilfsbereit beraten und unter stiitzt. In imkerlichen Angelegenheiten standen mir G. BAMBERGER (Mlinchen) und M. ELLMAUER (St. Wolfgang) zur Seite, deren Aufgeschlossenheit flir wissen schaftliche Probleme und deren groBe praktische Erfahrung unserer Arbeit zugute kamen. Dankbar denke ich auch daran, wie kostbares Bllitenmaterial uns in der Folge der Jahre Prof. K. v. GOEBEL, Prof. O. RENNER und Prof. L. BRAUNER als Leiter des Mlinchner Botanischen Gartens verstandnisvoll liberlieBen und wie viele Versuche sie im Gartengelande duldeten. Oberforstmeister F. PROM BERGER erlaubte uns das Aufstellen von Bienenvolkern im Forstenrieder Park bei Mlinchen und das Befahren der Forstwege mit Kraftfahrzeugen. Er hat uns dadurch ein wert volles Versuchsgelande erschlossen. Auch der Bayerischen Landpolizei sind wir flir manche Hilfe verpflichtet. Dr. H. FERNANDEZ-MoRAN, Dr. T. H. GOLDSMITH, Dr. FR. W. SCHLOTE und Dr. J. J. WOLKEN danke ich flir die Dberlassung elektronenoptischer Bilder. Meinen Schillern Prof. M. LINDAUER und Dr. R. JANDER bin ich flir Durchsicht des Manuskriptes und manchen wertvollen Hinweis verbunden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat die Arbeit wiederholt durch Bereitstellung von Mitteln und durch Bewilligung von Mitarbeiter-Stipendien ge fordert. WarmenDank schulde ich auch der Rockefeller Foundation, we1che durch Jahrzehnte die finanziellen Hemmungen flir eine freie, unbesorgte Ver suchsplanung groBziigig beseitigt hat. Erster Tei1: Die Tanze der Bienen I. Historisches In seinem Buch fiber das "Leben und Wesen der Bienen" muBte H. v. BUTTEL REEPEN den Abschnitt fiber das Mitteilungsvermogen (1915, S. 190 ft.) mit dem Gestandnis einleiten, daB man hier nur von "Moglichkeiten und Wahrscheinlich keiten" sprechen kann. DaB sich die Mitglieder eines Volkes in irgend einer Form untereinander verstandigen konnen, ist seit langem bekannt. Jeder Imker weiB, daB sich an einer Honigwabe, die irgendwo von einer einzigen Biene entdeckt wird, nach kurzer Zeit zahlreiche Besucher einfinden. Auch kann man an einem groBeren Bienenstand gelegentlich beobachten, daB viele Stund en hindurch nur an einem einzelnen Yolk Tausende von Sammlerinnen mit machtigen Hoschen landen, weil oftenbar eine Kundschafter-Biene dieses Stockes am Morgen eine ergiebige Pollenquelle entdeckt und die N achricht bei ihren Kameraden verbreitet hat (v. BUTTEL-REEPEN 1915, S. 171). Daneben stehende Volker konnen gleichzeitig andersfarbigen Pollen von anderen Blumen eintragen, die von ihren Kundschaf tern gefunden wurden!). Wie die Benachrichtigung geschieht, war unbekannt. Die groBte Bedeutung schrieb v. BUTTEL-REEPEN einer Verstandigung durch Tone zu, weil das gefibte Ohr den Schwarmton ausschwarmender Bienen sehr wohl vom Stechton gereizter Tiere, vom Hungerton eines darhenden Volkes, vom behaglichen Summen nach guten Trachttagen oder vom Heulton bei Weisellosigkeit unter scheiden konne. DaB diese Tone von den Kameraden gehort werden, hat schon AUGUST FOREL (1910, S. 309/310) bezweifelt. Das relativ lautstarke "Tfiten" und " Quaken", wodurch sich eine junge Konigin im Yolk mit ihren schlfipfreifen Rivalinnen fiber ihre Anwesenheit zu verstandigen scheint, konnte allerdings als ernsthaftes Argument flir die Wahrnehmung von Tonen gelten. A. HANSSON (1945) hat gezeigt, daB es sich hierbei urn eine Leistung des Vibrationssinnes handelt. Nur bei Kontakt mit der Unterlage und auf geringe Entfernung erfolgt eine Reaktion. Verschiedene Tonhohen werden nicht unterschieden. Frei fliegende Bienen reagier ten nie auf Tone. Die Annahme v. BUTTEL-REEPENs, daB Bienen eine difterenzierte Lautsprache besitzen, hat sich also nicht bestatigt, wenn auch nach neueren Er fahrungen die Vibrationswahrnehmung wichtiger ist, als es eine Zeit lang schien. Die Bedeutung des Geruchsinnes flir die Verstandigung erkannte F. W. SLADEN (1902), der in einer wenig beachteten Mitteilung als erster auf ein Duftsignal hin wies. Bienen, die vor dem Flugspalt bei erhobenem Hinterleib mit den Flfigeln facheln ("sterzeln") und dadurch Kameraden anlocken, sind dem Imker ein ver trauter Anblick. SLADEN bemerkte, daB sie hierbei eine Hauttasche nahe der Hinterleibsspitze ausstiilpen, die einen auch ffir uns wahrnehmbaren Duft aus stromt und daB nicht ihr "freudiges Summen", sondern eben dieser, durch das Flfigelfacheln verbreitete Duft das Lockmittel ist. Ich kam spater ohne Kenntnis von SLADENS Entdeckung zu der gleichen Einsicht. AnlaB zur Beschaftigung mit diesen Fragen gaben mir Versuche fiber das Farbensehen und den Geruchsinn der Bienen. Wollte ich mit Versuchen beginnen, 1) Auch beim Sammeln des Nektars wahlen manchmal VOlker desselben Bienen standes ganz verschiedene Bliitensorten (MAURIZIO 1962). 1*

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