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Talent und Geschichte: Goethe in seiner Autobiographie PDF

339 Pages·1996·33.75 MB·German
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ErwinSeitz·Talent und Geschichte Erwin Seitz Talent und Geschichte Goethe in seinerAutobiographie l\4r£ UNDFORSCHUNG Die DeutscheBibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Seitz, Erwin Talent undGeschichte: Goethe inseinerAutobiographie/ErwinSeitz. - Stuttgart;Weimar: Metzler, 1996 Zugl:Berlin,FreieUniv.•Diss.,1995 ISBN978-3-476-45169-9 ISBN978-3-476-45169-9 ISBN978-3-476-04264-4(eBook) DOI 10.1007/978-3-476-04264-4 Dieses Werk ist einschlieBlich aller seiner Teile geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim mung des Verlages unzulassig und stratbar. Das gilt insbesondere fur Ver vielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung in elektronischenSystemen. M &P VerlagftlrWissenschaftund Forschung einVerlagderJ.B.MetzlerschenVerlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel VerlagGmbH inStuttgart © 1996Springer-VerlagGmbHDeutschland UrsprunglicherschienenbeiJ.B.Metzlersche Verlagsbuchhandlung undCarlErnstPoeschel VerlagGmbHinStuttgart 1996 Vorwort DieseArbeitwurdeimJuni 1995amFachbereich Germanistik derFreienUniversitat BerlinaIsDissertationangenommen.MeinDankgiltderStudienstiftungdesdeutschen Volkes, diemirdurcheingrollzugiges Stipendium einzusammenhiingendes Arbeiten ermoglicht hat.Wiihrend einesAufenthaIts inWeimarimWinter1995/96, freundlich unterstiitztdurchdieStiftungWeimarerKlassikunddieGoethe-Gesellschaft, konnten einige abschliel3ende Uberlegungen eingefugt werden. Herzlich danke ich meinem DoktorvaterProfessorHans-Jiirgen Schings, derdieArbeitmitRat undZuspruchbe gleitete.GemdenkeichauchandieTutorienmitProfessorJimReedinOxfordzuruck, wodieIdeefurdiesesProjektheranreifte.Schliel3IichdankeichmeinemFreundeskreis, ThomasBucker,BerndKaskas,LarissaKritschil,LucindeLauer,AndreasRutherund ImkeSturm,furGesprachsbereitschaft,AnregungundKorrektur. Wolfrarns-Eschenbach,imMarz 1996 E.S. INHALT Einleitung 1.DoppeltesMiflverstandnis 9 2.EntdeckungderWirklichkeit 17 3.OrtimGesamtwerk 25 ErsterTeil DrangzurAutobiographie 29 1.PhilosophischerRealismus 29 2.Kommando derKlassik 45 3.Glucksfall Geschichte 78 4.TheoriederAutobiographie 110 ZweiterTeil "Dichtung undWahrheit" 151 I. SchwierigeAnfange 152 1.AndeutungdesKiinstlertums 152 2.DichterischesTalent 162 3.WeltlicheErfahrungen 174 4.GeistigeErfahrungen 180 5.IrritationendurchLiebeundPolitik 189 II.Selbstfindung 203 I.VersucheinesNeubeginns 203 2.AnsatzzumsubjektivenDichten 211 3.Schiffbruch 224 4.WirklicherNeubeginn 236 5.RolledesDichters 245 m.Selbstbestimmung 264 1.Weichenstellung 264 2.WiederIrritationendurchLiebeundPolitik 278 3.DurchsetzungdesTalents 293 4.Befremden 307 5.WiederholteWeichenstellung 313 IV.VorlaufigesEnde 321 Epilog 'SymboledesMenschenlebens' 328 Literaturverzeichnis 333 Einleitung 1.DoppeltesMiBverstandnis Goethehat dreiFigurengedichtet, dieuberdieGrenzendes deutschen Sprachraums hinausberuhmtgewordensind:Werther, Faust- undGoethe. Wiekaumeinanderer hinterlieB er einschierunerschopfliches biographisches Material, das es erlaubt, sein LebenfastvonTagzu Tagzuverfolgen.EigeneundfremdeTagebucher, Briefeund Gesprachsaufzeichnungen geben Kunde von seinemLeben. Gekrontjedoch werden dieseLebenszeugnisse vonderAutobiographie.Dieliterarische FigurGoethetrittne bendiehistorischeGestaltundverschaffiGoetheeinDoppelleben. DochgeradedasGeheimnis diesesDoppellebens fuhrteinderForsehung zueinem doppelten MiBverstiindnis. Wiihrend die altere Forschung Goethes Autobiographie ausschlieBlieh alshistorisches Dokument nahm, dashelfen konne, dieWerkeunddie PersondesjungenGoethezu erschlieBen, sahdiejungereForschungdiesenTextzu nachstnurnochalsreinpoetisches Produktan, dasniehtbeanspruehen durfe,einzu verlassigesAbbildvonGoethesLebenzugeben. GeorgGottfriedGervinus fuhrtjeneForschungsriehtungan,furdieGoethemitsei ner Lebensbesehreibung das Mustereinerwissenschaftlichen Biographie vorgibt, die es gestatte, sie fur die Literaturgeschiehte auszusehlachten. "Er lieferte in der ge schichtlichen Erklarung derEntstehung seinerJugendwerke wahreMusterstucke, die ganz geeignetwaren, uns zu einergrundlicheren Behandlung der Literargeschichte anzuregen."!Dieerstekommentierte Ausgabevon"Dichtung undWahrheit", dieGu stavvonLoeperbesorgthat,setztsiehsozumZiel, denNachweis zu erbringen, daB GoethedemReizwiderstanden habe,mitderWirkliehkeitfreiurnzuspringen."Unsere Anmerkungen, dasBuchvonAbis 0 begleitend, jedes erziihlte Ereignis naehseiner 1 G. G. Gervinus, Geschichte derdeutschen Dichtung, 4.AufI. Leipzig 1853 (zuerst unter dem Titel 'Gesehichte derpoetischen National-Literatur derDeutschen' ab1835), Bd. 4, S. 454. historischen Wirklichkeit, nachOrt undZeit,jede Personnachihrern Taufschein pru fend,enthalten denvollstandigsten Gegenbeweis."2 Dadurch,daJ3 diealtereForschung GoethesLebensbeschreibung zu sehr a1s historische Fundgrubebetrachtete, verbaute siesichdenBlickfurdenGehaltdesWerkes. FriedrichGundolfgebiihrtdasVerdienst,einerneuenAnschauungdieBahnbereitet zuhaben.ErkurnmertsichnichturndasVordergriindig-Faktische, sondemrucktden KunstcharakterdesWerkesinsLicht. "Dichtung undWahrheit istnichta1s Quellefur GoethesLeben,nichta1s Kommentar zu GoethesDichtengemeint(...). Dichtungund WahrheitgibtGoethesLeben(...) a1s eineselbstgenugsame Form.'? Goethesei sich von vomherein bewuBt gewesen,daJ3 er die Aufgabe, die die Autobiographie stelle, "a1s Dichterlosenmusseundnichta1s blof3er Historiker''."Das dichterische Gewicht liegedabeiauf denLiebesgeschichten. Da aber Gundolfa1lzu bereitwillig diehistori scheZuverliissigkeitdesWerkesausschliellt, kommterschlief31ichzudemmerkwurdi genErgebnis,daJ3 GoetheselbstinseinerAutobiographieeigentlichgar nichtvorkom me. "Wennmanesnichtanderswoher wiil3te, erkanntemanin diesem'Ich' nichtden grolltenGeistvonJahrhunderten."! Die iisthetische Wertschatzung, die Gundolf Goethes Autobiographie entgegen brachte,bliebfurserstesingular. DieGoethesche Lebensbeschreibung wurdevonder Forschungnichtsogleichin denIiterarischen KanonderGoetheschen Arbeiten aufge nommen. Foigenschwerer war Gundolfs Bereitschaft, die historische Zuverlassigkeit von"Dichtung undWahrheit" fur marginal zu erklaren. Dennseit zudem historische Nachforschungen an einigenDetailsdievollige Authentizitat der Autobiographie wi derlegten,setztesichbeiGoethesBiographendieAuffassungdurch,seineBekenntnis se seiengrundsatzlich nichternstzunehmen, so daJ3 GoetheseigeneLebensbeschrei bunginnerhalb derGoethe-Forschung ubereinigeDekadenhinwegnureineExistenz amRandefuhrte. 2 G.v.Loeper,Einleitung zu "Dichtung undWahrheit",in:Hempelsche Ausgabe (1868-79), Bd.20,S.XXVIII. 3 F.Gundolf,Goethe,12.Aufl.Berlin 1925(zuerst 1916).S.4f. 4 F.Gundolf,Goethe,S.604. 5 F.Gundolf,Goethe,S.627f. 10 Richard Friedenthalsiehtzwar dieKunst, mitder "Dichtungund Wahrheit"kom poniert ist, doch er steht dieser Kunst verstandnislosgegeniiber. Er reillt die Lucke zwischen Goethes Leben und seiner Lebensbeschreibung so weit wie moglich auf. "Waserfreilichin'Dichtung undWahrheit' an Bildungserlebnissenundliterarhistori schenRiickblicken-vieIfachausHandbiichem-vorlegt,willnichtiiberzeugen."6 Frie denthalist bestrebt, den Lebensgestalter Goethe, den 'Olympier', wie ibn die alteren Goethe-MonographenaufderGrundlagederAutobiographienachgezeichnethaben,zu demontieren."EinschwererHypochonderwarerjedenfalls,unddasWort 'heiter',das ersosehrliebt,istvorallemeineAnrufungandieGorter."7 Der kiinstlerische 'Knitl", mit dem Goethe sein Leben zur Kunst transformiert, wurde alsoinfruhererZeitnichterkanntundinjungerer Zeitnichtgewurdigt,Zuerst wurdenichtgesehen,daBsichhinterderhistorischenWahrheitauchnocheinedichteri scheWahrheitverbirgt;spater wurde nichtgesehen,daB die IiterarischeFigur Goethe diehistorischeGestaltinsich aufnimmt. Die Aussagekraftder GoetheschenAutobio graphie wurde bedenklich unterschatzt, Rolf Christian Zimmermann gibt sich uber zeugt, "daB wirdasgiiltigeBilddesjungen Goethenichtaus GoetheseigenerJugend beschreibunggewinnenkonnen''."EinederjungstenvoluminosenGoethe-Biographien, dievonCarlOttoConrady,zeigt,daB dieThese,GoethestelleseinLebennichtrichtig dar, zur gangigenFormelgeworden ist. "'Dichtung undWahrheit' isteineApotheose des kiinstlerischschopferischEinzelnen,die eineEinheitdes Lebens und Werks sug geriert,wiesieinWirklichkeitnichtbestandenhatte."9 Das Goethe-Bild entfemt sich zunehmend von Goethes Autobiographie. Urn ein Goethe-Bildzu formen, interessiertman sich in neuerer Zeit mehr fur geschichtliche Realien,furZeugnisseanderer,alsfurdas,waserubersichselbstsagt,waseraussich selbsterdichtet:DerDichterGoetheversinktindenFaktenderGeschichte. NicholasBoyle,der dieneueste bedeutende Goethe-Biographievorgelegthat, ver suchtzwar, diesemSogzu entgehen,dochnur mitbedingtemErfolg.Er kritisiertein- 6 R.Friedenthal,Goethe. SeinLebenundseineZeit,17.Aufl.Munchen 1991 (zuerst 1963), S.51. 7 R.Friedenthal,Goethe,S.56. 8 R.C.Zimmermann, DasWeltbild desjungen Goethe. Studien zurhermetischen Tradition desdeutschen18.Jahrhunderts,2Bande,Munchen1969-79,Bd.1,S.12. 9 C.O.Conrady,Goethe.LebenundWerk,2Bande,Konigstein 1982-85,Bd.2,S.385. 11

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