FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN IF Nr. 2833 achgruppe Maschinenbau/Verfahrenstechnik Herausgegeben vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung o. Prof. Dr. -lng. Gunter Dittrich Dipl. -lng. Hans Wilhelm Leyendecker Dipl. -lng. Heinrich Zakel Institut fur Getriebetechnik und Maschinendynamik der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen Systematik, Konstruktion und Fertigung raumlicher Kurvengetriebe Westdeutscher Verlag 1979 ('I P-I\urzti telau'fnahme der Deutschen Bibliothek Dittrich, GUnter: Sy~tematikt Konstruktion und Fertigung raum licher Kurvengetriebe / GUnter Dittrich ; Hans Willtclm Leyendecker; Heinrich Zakel. - Opla den : We~tdeutscher Verlag, 1979. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westlalen ; Nr. 2833 : Fachgruppe Maschinen bau, Verlahrenstechnik) [SBN-[3: 978-3-53 [-02833-0 e-ISBN-[3: 978-3-322-88430-5 001: [0. [007/978-3-322-88430-5 NE: Leyendecker, llans Willlelm:; Zakel, Heinrich: . \ 1879 hy \\'cstdeutscher \'erlag GmbH, Oplaclen C;csamtherstellung: Wcstdeutscher Verlag Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 1 2. Systematik 4 2. 1. Aufgabe eines (raumlichen) Kurvengetriebes 4 2.2. Formen der Bewegungsiibertragung 4 2. 3. Analytische Beschreibung der Eingriffsoberflache 6 2. 3. 1. Koordinatensysteme 8 2. 3.2. Die erzeugende Meridianlinie 9 2.3.2.1. Drehende Bewegung des EingriffsgUedes 10 2.3.2.2. Schiebende Bewegung des Eingriffsgliedes 10 2. 3. 3. Ki:irperformen, die speziellen Hauptabmessungen 11 entsprechen 2.3.3.1. Drehende Bewegung des Eingriffsgliedes 11 2. 3. 3.2. Schiebende Bewegung des Eingriffsgliedes 16 2.4. " Ideale " Formen des Zwischengliedes 18 2. 4. 1. Gleichungen der GangachsfHiche 19 2. 4. 2. Spezialfalle der Gangachsflache als " ideale" Formen 21 des Zwischengliedes 2.4.2.1. Drehende Bewegung des Eingriffsgliedes 23 2.4.2.2. Schiebende Bewegung des Eingriffsgliedes 25 2.4. 3. " Ideale " Form des Zwischengliedes fUr Kurven 26 getriebe mit nicht rotationssymmetrischer Gang achsflache 2.5. Systematik allgemein raumlicher Kurvengetriebe in 29 Tafeln 3. Konstruktion 36 3.1. Der Pressungswinkel 37 3.2. Beziehung zwischen Pressungswinkel und Getriebe 39 parametern 3. 3. Vereinfachungen fUr Sonderfalle und Ermittlung von 49 Mindestabmessungen 3. 3.1. G loboidkurvengetrie be 49 3.3.2. Unechte Zylinderkurvengetriebe 51 3. 3. 3. Ebene Kurvengetriebe mit drehender Bewegung 54 des EingriffsgUedes 3. 3.4. Spharische Kurvengetriebe 56 3. 3. 5. Zylinderkurvengetriebe 58 3.3.6. Ebene Kurvengetriebe mit schiebender Bewegung 59 des Eingriffsgliedes 3.3.7. Ke ge lkurvengetrie be 61 3. 3. 7. 1. 11 Ideales 11 Zwischenglied 61 3.3.7.2. Uebliche Anordnung des Zwischengliedes 62 4. Fertigung 63 4.1. Kurvenk5rper 63 4.2. N aherungsk5rper 66 4.2.1. Der maximale Schwingwinkel bei Verwendung von 67 Naherungsk5rpern 4.3. FUhrungsflache des Kurvenk5rpers 70 4.3.1. FUnf gesteuerte Achsen 71 4.3.2. Vier gesteuerte Achsen 72 4.3.3. Drei gesteuerte Achsen 72 4.3.4. Zwei gesteuerte Achsen 73 5. Zusammenfassung 75 Anhang A 76 Anhang B 80 Anhang C 88 Anhang D 100 Literatur 102 - 1 - 1. Einleitung Die Kurvengetriebe, die in diesem Bericht behandelt werden, k5nnen fol gendermaJ3en beschrieben werden: Es liegt ihnen die in Bi Id 1/1 dargesteUte dreigliedrige kinematische Kette zugrunde. BUd 1/1: Einfachste kinematische Kette raumlicher Kurvengetriebe Die Glieder 1 und 3 bzw. 2 und 3 sind durch je ein Dreh- bzw. Schubge lenk miteinander verbunden, wahrend sich zwischen den Gliedern 1 und 2 ein Kurvengelenk befindet. Die Relativbewegung der Glieder 1 und 2 ge geneinander ist dann im wesentlichen von der Gestalt der Oberflachenteile abhangig, die sich im Kurvengelenk berlihren. Es gibt verschiedene M5glichkeiten, bewegungsgeometrische Gr5J3en vor zugeben, um die Gestalt der Elemente im Kurvengelenk festzulegen. So kann man z. B. die Werte zweier Rollgleitzahlen im Kurvengelenk fUr jede Bewegungsphase [1] oder die Gestalt des Gliedes 2 und die einzl}haltende Relativbewegung gegenliber Glied 1 (Uebertragungsfunktion) vorschreiben. Es soll hier 'nur der letztere Fall in Betracht gezogen werden. Die Bewegung des Gliedes 2 gegenliber Glied 1 sei auf eine bestimmte Wei se vorgegeben. Ebenso m5ge die Gestalt des Gliedes 2 nach Gesichtspunk ten, die im wesentlichen unabhangig von der Uebertragungsfunktion sind, festgelegt sein. Insbesondere fUr den Teil des Gliedes 2, dessen Oberfla che zum Kurvengelenk zahlt, soll noch gefordert werden, daJ3 die starre Verbindung zum Rest des Gliedes 2 durch ein Drehgelenk ersetzt werden kann, ohne daJ3 die Uebertragungsfunktion verandert wird, urn die M5glich keit zu haben, EinfluLl auf die Reibung im Kurvengelenk zu nehmen. Durch diese Annahme und die Bedingung, daJ3 sich die Elemente des Kur vengelenks dauernd berlihren mlissen, ist dann auch die Oberflache des Gliedes 1 im Bereich des Kurvengelenks bestimmt. Es kann als9 flir die hier behandelten Kurvengetriebe auch die spezielle viergliedrige' kinema- - 2 - tische KeUe gema13 B i 1 d 1/2 zugrundege1egt werden; sie hat die be sonderen Merkma1e, da13 das Ge1enk e die Freiheitsgrade fe= 0 oder fe= 1 haben kann und da13 unabhangig davon das Glied 4 die gegenseitige Re1ativbewegung der Glieder 1 und 2 nicht beeinflu13t. BUd 1/2: Spezielle kinematische Kette raumlicher Kurvengetriebe Die Glieder der kinematischen Kette erhalten fo1gende Bezeichnungen: Glied 1: Kurvenkorper. Der Teil seiner Oberflache, der im Bereich des Kurvenge1enks liegt, hangt im wesentlichen von der zu ver wirklichenden Uebertragungsfunktion abo Er wird F li h run g s - f 1 a c h e genannt. Glied 2: E in g r iff s g 1 i e d. Seine Gestalt ist unabhangig von der gefor derten Uebertragungsfunktion. G lied 3: S t e g. In der Mehrzah1 der Falle wird er zum G est e 11 gemacht. Glied 4: Z w is c hen g 1i e d. Es berlihrt mit seiner Oberflache die Flih- rungsflache des Kurvenkorpers im K u r v eng e 1 e n k • Die durch Festsetzen eines Gliedes dieser kinematischen Kette entstehen den Kurvengetriebe stellen eine wichtige K1asse ung1eichfOrmig liberset zender Getriebe dar. Sie werden vor allem dort eingesetzt, wo es mit re- 1ativ einfachen Mitteln eine praktisch beliebige Bewegungsfunktion zu ver wirklichen gilt. Dabei kann jede Anordnung der Drehachsen zueinander alE grundsatzlich zu1assig angesehen werden. Trotzdem verwendet man in der Praxis vorzugsweise e ben e K u r v eng e t r i e b e (deren Drehachsen pa rall~l zueinander sind). Entsprechend vielfa1tig und detailliert sind die theoretischen, experimentellen und fertigungstechnischen Erkenntnisse, die liber die ebenen Kurvengetriebe zur Verfiigung stehen. Ob das Ueber gewicht der ebenen Kurvengetriebe im praktischen Einsatz aber objektiv gerechtfertigt ist, oder ob die einfachere Behande1barkeit ebener Prob1e me ihre Bevorzugung auch dort bewirkte, wo ein r au m 1 i c h e sKu r v e n - 3 - getriebe am Platze gewesen ware, kann nicht zweifelsfrei ent schieden werden. Tatsache ist jedoch, dal3 raumliche Kurvengetrie- be bislang seltener als ebene eingesetzt werden. Zwar gibt es schon seit geraumer Zeit Bemlihungen, die raumlichen Kurvengetriebe der Praxis zugAnglicher zu machen, aber man ist kaum liber erste Ansatze hinweggekommen. Eine Zusammenstellung und Ordnung raumlicher Kur vengetriebe [2] , die bis heute keiner Veranderung unterzogen wurde, entstand zwar schon im Jahre 1932. Wendet man jedoch darauf die Krite rien der weiter unten vorgestellten Systematik an, so stellt man Leicht fest,dal3 es sich im wesentlichen um konstruktive Varianten nur weni ger (wenn auch vielleicht der wichtigsten) 'Getriebetypen handelt, wah rend die liberwiegende Menge denkbarer Moglichkeiten darin nicht vor kommt. Aul3erdem wird keine Verbindung zu den ebenen Kurvengetrie ben, die ja ein Sonderfall raumlicher Kurvengetriebe sind, hergestellt. Verfolgt man dann die danach erschienene Literatur [3 + 19] , die sich mit raumlichen Kurvengetrieben beschaftigt, so raUt auf, dal3 aul3er einer mehr oder weniger vollstandigen Aufzahlung der schon in [2] genannten Getriebe, nur die Zylinderkurvengetriebe [3,4,9,14], die Globoidkurven getriebe [14,15] und die spharischen Kurvengetriebe [16,17] eine einge hendere theoretische Behandlung erfahren haben. Lediglich in aUerneu ester Zeit sind zwei Arbeiten [18,19] bekannt geworden, die den Versuch unternehmen, die Theorie der raumlichen Kurvengetriebe unter einem einheitlichen Gesichtspunkt darzustellen, wobei naturgemal3 nur einige Teilprobleme angesprochen werden konnten. Es ist daher das Anliegen dieses Berichts, einen Beitrag zur systemati schen Darstellung der Theorie raumlicher Kurvengetriebe zu leisten. Da mit sollen dem potentieUen Anwender Grundlagen an die Hand gegeben werden, die im konkreten Fall die raumlichen Kurvengetriebe bei der Aus wahl des optimalen Kurvengetriebes in die Entscheidung einzubeziehen ge statten. Zu diesem Zwecke wird an den Anfang eine Systematik der raumlichen Kurvengetriebe gestellt, deren wesentliches Ordnungsmerkmal die re lative Lage der Symmetrieachsen der zu verbindenden Wellen zueinander ist. Darin werden die Formen der Eingriffsoberflachen und die idealen I I Zwischenglieder den ihnen entsprechenden wesentlichen Haupta~messun genzugeordnet. Die Ergebnisse, die im Zusammenhang mit der Erarbei tung der Systematik angefaUen sind, sowie die daran anschliel3ende einge hende Untersuchung der Bewegungslibertragung im Kurvengelenk, ge stlitzt auf den Pressungswinkel, bilden das Rlistzeug, das speziell fUr die Konstruktion raumlicher Kurvengetriebe notwendig ist. Erst damit wird in dem alsiterativen Vorgang betrachteten Konstruktionsprozess fUr die Getriebeabmessungen eine sinnvolle Wahl der Ausgangswerte und ihre Verbesserung moglich. Zum Schlul3 werden noeh die fUr raumliehe Kur vengetriebe spezifisehen fertigungstechnisehen Grundlagen zusammenge stellt. Dem Anwender werden damit Hilfen zur Gestaltung und Herstel lung vor allem der Kurvenkorper gegeben. - 4 - 2. Systematik Die erste Frage, die sich bei dem Aufbau einer Systematik stellt, ist die nach dem ordnenden Kriterium. Die Antwort wird fUr den 1ngenieur stets nach praktischen Gesichtspunkten fallen, ist aber letztlich subjektiv. Nicht anders ist es deshalb bei den nachfolgenden AusfUhrungen. Es wird aller dings darauf geachtet, daB sich alle bisher bekanntgewordenen raumlichen Kurvengetriebe (einschlieBlich der ebenen) zwanglos einordnen lassen. 2. 1. Aufgabe eines (raumlichen) Kurvengetriebes 1m allgemeinen Fall sind zwei windschief zueinander angeordnete Wellen 1 und 2 mit dem Kreuzungsabstand 13 und dem Kreuzungswinkel A gegeben, zwischen denen eine bestimmte Uebertragungsfunktion verwirklicht wer den soll (Bild 2.1/1). --'r-"'::::::"':...:::-D. _ Bild 2.1/1: Funktionsschema eines raumlichen Kurvengetriebes Zur ErfUllung dieser Aufgabe seien nur die in der Einleitung beschriebe nen Kurvengetriebe zugelassen. FUr die Uebertragungsfunktionen sollen aber keine Beschrankungen gelten, sofern sie nicht prinzipieller Art sind. Es sei darauf hingewiesen, daB im folgenden die Uebertragungsfunktionen als gegeben hingenommen werden, ohne sie einer weiteren Analyse zu un terziehen [20] . 2.2. Formen der BewegungsUbertragung Eine grundlegende Voraussetzung dafUr, daB ein Kurvengetriebe die ihm gestellte Aufgabe erfUllen kann, ist die, daB die BewegungsUbertragung vom Kurvenkorper auf das Eingriffsglied zwanglaufig geschieht, d. h. daB sich die Elemente des Kurvengelenkes in jeder Bewegungsphase in vorge- - 5 - schriebener Weise beriihren. Bild 2.2/1: Bewegungsilbertragung bei kraftschlilssiger Zwanglauf- sicherung Die Berilhrung kann auf zwei Arten gesichert werden: Lal3t man den Freiheitsgrad bestehen, der das Abheben der Elemente des Kurvengelenks voneinander ermoglicht, verhindert aber die entsprechen- de Bewegung unter Betriebsbedingungen durch das Wirkenausreichend grol3er aul3erer Krafte, so spricht man von k raft s c h lii s s i g e r Z wan g laufsicherung (Bild 2.2/1). Sie bringt Vorteile hinsichtlich der Ge nauigkeitsanforderungen an die Fertigung und Montage mit sich. Demge geniiber mul3 die zusatzliche Belastung der Getriebeglieder durch die aul3eren Krafte als Nachteil gewertet werden. Werden dagegen zwei aufeinander abgestimnrte Fiihrungsflachen auf dem Kurvenkorper von einem (Bild 2.2/2) oder zwei (Bild 2.2/3) mit dem selben Eingriffsglied verbundenen Zwischengliedern gleichzeitig abgetastet, so liegt eine fo r m s c h lii s s i g e Z wan g 1 auf sic her u n g vor. Bild 2.2/2: Bewegungsilbertragung bei formschliissiger Zwanglauf sicherung (Kurvenkorper mit Nut) - 6 - BUd 2.2/3: Bewegungslibertragung bei formschllissiger Zwanglauf- sicherung (Kurvenk5rper mit Wulst) Die Flihrungsflachen sind im allgemeinen als Flanken einer Nut bzw.· eines Wulstes ausgefUhrt. Die Verwirklichung des Formschlusses ist allerdings aufgrund der unvermeidlichen Fertigungstoleranzen nur nahe rungsweise m5glich. Wenn bei formschllissiger Zwanglaufsicherung das Kurvengelenk stets Spiel hat, so ist, genau genommen, immer nur eine Flihrungsflache im Eingriff. Findet ein Anlagewechsel von einer zur anderen Flihrungsflii.che statt, so ist dieser von StoJ3en begleitet, die zu Schwingungen AnlaJ3 ge ben k5nnen. Handelt es sich insbesondere urn eine in einer Nut gefUhrte Rolle, so ist die hohe Relativgeschwindigkeit der Punkte am Rollenum fang gegeniiber der Nutflanke beim Anlagewechsel auJ3erdem die Ursa che fUr zusatzlichen VerschleiE. Liegt andererseits bei einer formschllissigen Zwanglaufsicherung im Kurvengelenk U ebermaJ3 vor, so werden die Elemente der Kurvengelenke verformt. Die erforderliche Verformungsleistung muE an der Antriebs welle zusatzlich zur Nutzleistung zugefUhrt werden, was zu groJ3eren Be lastungen des. gesamten Getriebes und zur Erwarmung der Kurvengelenk elemente fiihrt. 2. 3. Analytische Beschreibung der Eingriffsoberflache Da die Form des Eingriffsgliedes von der Uebertragungsfunktion unab hangig sein soll, kann man hierfUr ohne Einschrankung der Allgemein giiltigkeit immer einen radial gerichteten Hebel der Lange 12 annehmen, der mit einer der Wellen starr verbunden ist (Bild 2.3/1). Der Endpunkt des Hebels wird als E in g r iff s pun k t E bezeichnet. Durch ihn soll die Drehachse des Gelenkes C zwischen dem Eingriffsglied und dem Zwischenglied gehen. Der Eingriffspunkt E beschreibt einen Kreis bogen in der zur Drehachse des Eingriffsgliedes senkrechten .E in g r iff s - e ben e l1E' deren Lage in einem noch naher festzulegenden Koordinaten-