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Symbolische Interaktion in der Residenzstadt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit PDF

296 Pages·2013·14.639 MB·German
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Symbolische Interaktion in der Residenzstadt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit HallischeBeiträgezurGeschichtedesMittelaltersundderFrühenNeuzeit Band 9 Herausgegeben von Andreas Ranft und Andreas Pečar Gerrit Deutschländer, Marc von der Höh, Andreas Ranft (Hg.) Symbolische Interaktion in der Residenzstadt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit Akademie Verlag BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikation inderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüber http://dnb.d-nb.deabrufbar. ©AkademieVerlagGmbH,Berlin2013 EinWissenschaftsverlagderOldenbourgGruppe www.akademie-verlag.de DasWerkeinschließlichallerAbbildungenisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertungaußerhalb derGrenzendesUrheberrechtsgesetzesistohneZustimmungdesVerlagesunzulässigundstrafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undBearbeitunginelektronischenSystemen. Einbandgestaltung:Entwurf hauserlacour DruckundBindung:BeltzBadLangensalzaGmbH DiesesPapieristalterungsbeständignachDIN/ISO9706 ISBN 978-3-05-004141-4 eISBN978-3-05-006396-6 Inhalt Vorwort ........................................................ 7 MarcvonderHöh SymbolischeInteraktioninderResidenzstadtdesSpätmittelaltersundder FrühenNeuzeit.ZurEinleitung ...................................... 9 MatthiasMüller DieBildwerdungdesFürsten.DasVerhältnisvonRealpräsenzundmedialer FiktionalsAufgabesymbolischerKommunikationindenhöfischenBau-und Bildkünstendes15.und16.Jahrhunderts .............................. 27 AndreasBihrer Einzug,WeiheundersteMesse.SymbolischeInteraktionzwischenBischof, HofundStadtimspätmittelalterlichenKonstanz.Zugleicheinigemethodische ErgänzungenzudenErgebnissenderaktuellenAdventusforschung.......... 65 ArendMindermann ZurPräsenzdesStadtherrnunddesniederenAdelsimspätmittelalterlichen Göttingen....................................................... 89 JoachimSchneider SymbolischeElementederKonfliktaustragungzwischenHofundStadt. ZeugnissederChronistikausdem14.bis16.Jahrhundert ................. 109 AndreasH.Zajic RepräsentationdurchInschriftenträger.SymbolischeKommunikationund IntegrationdesAdelszwischenHofundGrundherrschaftindenbeiden österreichischenErzherzogtümernim15.und16.Jahrhundert .............. 129 MatthiasMeinhardt VonZeichenundLeichen.DieResidenzstadtDresdenalsDarstellungsraum vonFürstenundHöfenim16.Jahrhundert ............................. 171 GerritDeutschländer DieStadt-undSchlosskirchezuDessau–einOrtsymbolischerInteraktion zwischenHofundBürgerschaft?..................................... 199 6 Inhalt JanBrademann GesellschaftlicherWandelundUmbruchimSpiegelsymbolischerKommuni- kation.ZukulturgeschichtlichenForschungsfelderninHalleanderSaale zwischen1450und1550 ........................................... 221 MichaelHecht LehnszeremoniellundWahlverfahren.ZursymbolischenInszenierungpoliti- scherOrdnunginderSalz-undResidenzstadtHalle(15.-18.Jahrhundert) .... 249 StephanSelzer SymbolischeInteraktioninderResidenzstadtdesSpätmittelaltersundder FrühenNeuzeit.EinekurzeBestandsaufnahmeamEndederTagung ........ 273 RegisterderOrts-undPersonennamen ................................ 285 Autorenverzeichnis ............................................... 294 Vorwort Der seit dem Beginn des 15.Jahrhunderts zu beobachtende Prozess der Residenzbil- dungdarfnichtlosgelöstvomstädtischen Umfeld gesehen werden.Gleich ob sich die Residenz in einer bereits bestehenden Stadt entfaltete oder ob sich um die fürstliche Residenz eine neue städtische Siedlung bildete: Stadt und Residenz waren in jedem Fall eng aufeinander bezogen und miteinander verbunden. Insofern kommt der Unter- suchung des Verhältnisses zwischen Stadt und Hof in der Residenzstadt für das Ver- ständnis des Residenzbildungsprozesses, aber auch für die weitere Entwicklung der ResidenzenmaßgeblicheBedeutungzu. Zum vorläufigen Abschluss des eng in das Feld der Residenzenforschung einge- bundenenForschungsprojektes„StadtundResidenzimmitteldeutschenRaum“ander Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde im November des Jahres 2006 eine Tagung veranstaltet, die sich einem zentralen, in diesem Zusammenhang bisher aber zu wenig beleuchteten Aspekt der vielschichtigen Problematik zuwendete: der symbolischenInteraktionzwischenHofundStadtinderResidenzstadt. Hof und Stadt werden dabei als zwei ganz unterschiedlich generierte soziale Sphären verstanden, die in der Residenzstadt auf sehr verschiedenen Ebenen auf- einander einwirkten. Vorträge zu unterschiedlichen Medien und Feldern der symbo- lischen Interaktion sollten beleuchten, ob und in welcher Weise diese beiden Systeme miteinander in Beziehung traten. Beispielsweise konnten Wappen, Inschriften und Architekturformen den Anspruch oder schlicht die Präsenz des Stadtherrn und seines Hofes gegenüber der Stadt demonstrieren. Von städtischer Seite hervorgebrachte Zeichen mochten im Gegenzug den städtischen Autonomieanspruch verdeutlichen oder die Zugriffsversuche des Hofes abzuwehren suchen. In anderer Weise, aber mit grundsätzlich vergleichbarer Intention wirkten Rituale und zeremonielle Handlungen in den Stadtraum hinein. Höfische und städtische Feste, Herrschereinzüge oder Huldigungen, schließlich auch religiöse Prozessionen und Bestattungsrituale stellten jeweils Besetzungen des Stadtraums oder von Teilen desselben durch den Hof, durch dieStadtoderdurchbeidegemeinsamdar. Von Interesse war und ist, welcher Formen sich Stadt und Hof bedienten, wenn sie mit der jeweils anderen Seite in Beziehung traten. Die Befunde sind freilich nicht immer so eindeutig und vergleichsweise unproblematisch zu interpretieren wie im Falle von Wappen und Inschriften. Unter einer methodologischen Perspektive ist daher zu fragen, welche symbolischen Formen überhaupt als Medien der symboli- schen Interaktion zwischen Hof und Stadt aufgefasst werden können. Darüber hinaus muss der Blick ebenso auf die räumliche Dimension solcher Interaktionen und die 8 Vorwort Wertigkeit städtischer Topographie gerichtet werden. Zu denken ist hier u.a. an privilegierte Orte der Interaktion zwischen Stadt und Hof wie etwa an die städtische Pfarrkirche, wenn sie zugleich Hofkirche war, oder auch an den Außenbereich des Schlosses, in dem Stadt und Hof ganz konkret aneinander stießen. Schließlich stellt sich die entscheidende Frage, ob die jeweiligen Botschaften überhaupt die andere Seite erreichten bzw. wie sie verstanden und beantwortet wurden. Hier kann nur die Analyse von Konflikten um derartige symbolische Formen weiterhelfen oder aber die Auswertung von Berichten der städtischen oder höfischen Historiographie im wei- testen Sinne. Unter welcher Perspektive man sich den Phänomenen auch nähert, in denBlickgeratenimmerFormensymbolischenHandelnsimSpannungsfeldzwischen HofundStadt. Trotz dieses Spannungsfeldes scheint es geboten, sich nicht von Anfang an auf ein Konfrontationsmodell der Residenzbildung festzulegen, denn gerade auf der Ebene der symbolischen Kommunikation lassen sich Phänomene beobachten, die im Gegenteil auf eine Integration der beiden Sphären bzw. gesellschaftlichen Systeme ausgerichtet sind. Zudem darf die diachrone Dimension des Problems nicht ausge- blendet werden. Der Stadtherr und sein Hof waren auch vor der Residenzbildung mehr oder weniger oft in den Städten präsent. Es geht also nicht bloß um eine Analyse einzelner Formen symbolischer Interaktion, sondern darum, diese mit der Frage nach dem Wandel zu verbinden, den Hof und Stadt durch die Residenzbildung erfahren haben. Insofern verstehen sich die Beiträge dieser Tagung als methodisch- analytische Explorationen eines Forschungsfeldes, dessen weitere Bearbeitung reichen Ertrag für das Verständnis residenzstädtischer Gesellschaften und ihres Wandelsverspricht. Für ihre freundliche Unterstützung bei der Durchführung der Tagung danken wir der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, die mit ihren historischen Räumlichkeiten unserer Tagung ein atmosphärisch stimulierendes Ambiente geboten hat. Unser Dank geht weiterhin an Alexander Lehmann, Verena Spilcke-Liss und Sylvia Opel, die durch große Umsicht bei der Organisation für einen reibungslosen Tagungsverlauf gesorgt haben. Besonderer Dank gilt Joachim Seibt, der neben vielen anderen Verpflichtungen am Lehrstuhl die letzten Arbeiten an der Druckvorlage vorgenommen hat, und schließlich Manfred Karras vom Akademieverlag, der unser Unternehmen zusammen mit seiner Mitarbeiterin Claudia Kühne auf bewährte Weise über teilweise schwierige Wegstrecken bis zur Publikation gelotst hat. Nachdem die Vorbereitung dieses Tagungsbandes mehr Zeit in Anspruch genommen hat als gedacht, freut es uns umso mehr, dass die Ergebnisse der Tagung nun endlich gedrucktvorliegen. GerritDeutschländer MarcvonderHöh AndreasRanft Symbolische Interaktion in der Residenzstadt des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit Zur Einleitung Marc von der Höh, Bochum Seit Beginn der Erforschung des Residenzbildungsprozesses wurde auf den engen Zusammenhang zwischen den entstehenden Residenzen und ihrem städtischen Um- feld hingewiesen.1 Residenzbildung ohne städtisches Umfeld, so kann man heute auf der Basis umfangreicher Forschungen sagen, war in Spätmittelalter und Früher Neu- zeit undenkbar.2 Gleichwohl lag der Schwerpunkt der Erforschung der Residenzen 1 Vgl. schon Hans PATZE, Die Bildung der landesherrlichen Residenzen im Reich während des 14.Jahrhunderts,in:StadtundStadtherrim14.Jahrhundert,hrsg.vonWilhelmRAUSCH(Beiträge zurGeschichtederStädteMitteleuropas,Bd.2),Linz1972,S.1-54,sowieinderFolgeHansPATZE undGerhardSTREICH,DielandesherrlichenResidenzenimspätmittelalterlichenDeutschenReich, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 118 (1982), S.205-216; Klaus NEITMANN, Was ist eine Residenz?,in:VorträgeundForschungenzurResidenzenfrage,hrsg.vonPeterJOHANEK(Residen- zenforschung, Bd.1), Sigmaringen 1990, S.11-43, und den Forschungsüberblick von Andreas BIHRER,Curianonsufficit.Vergangene,aktuelleundzukünftigeWegederErforschungvonHöfen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für Historische Forschung 35 (2008), S.235-237. 2 Vgl.AndreasRANFT,ResidenzundStadt,in:HöfeundResidenzenimspätmittelalterlichenReich, Bd.2: Bilderund Begriffe,hrsg.von Werner PARAVICINI, bearb. von Jan HIRSCHBIEGELundJörg WETTLAUFER (Residenzenforschung, Bd.15,2), Ostfildern 2005, Teilbd.1: Begriffe, S.27-32, Teilbd.2: Bilder, S.95-107; Matthias MEINHARDT und Andreas RANFT, Das Verhältnis von Stadt und Residenz im mitteldeutschen Raum. Vorstellung eines Forschungsprojektes der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, in: Sachsen und Anhalt 24 (2002/2003), S.391-405, und dem- nächst Gerrit DEUTSCHLÄNDER und Matthias MEINHARDT, Was ist Residenzstadtbildung?, in: Sachsen und Anhalt. Die Erträge der Forschungen zu spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Residenzen sind jetzt durch das Handbuchprojekt der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen erschlossen: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hrsg. von Werner PARAVICINI, bearb. von Jan HIRSCHBIEGEL und Jörg WETTLAUFER, Bd.1: Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Bd.2: Bilder und Begriffe, Bd.3: Hof und Schrift (Resi- denzenforschung, Bd.15,1-3), Ostfildern 2003-2007; eine aktualisierte Bibliographie bieten Jan HIRSCHBIEGEL, Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterli- chen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der AkademiederWissenschafteninGöttingen(MitteilungenderResidenzen-Kommission,Sonderheft 4), Kiel 2000; DERS., Auswahlbibliographie von Neuerscheinungen zu Residenz und Hof 1995- 2000 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission, Sonderheft 5), Kiel 2000; DERS. und Silke 10 MarcvonderHöh lange Zeit auf dem Hof und den sich hier durch die Residenzbildung einstellenden Veränderungen.3 Erst in jüngerer Zeit wandte man sich den Folgen der Residenzbil- dung für die entsprechenden Städte zu und untersuchte die auf vielen Ebenen erkenn- baren Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Hof.4 Dieses Verhältnis zwischen Stadt und Hof während und nach der Residenzbildung stand im Zentrum des For- schungsprojektes „Stadt und Residenz im Mitteldeutschen Raum“ am Institut für Geschichte der Universität Halle-Wittenberg, aus dessen Abschlusstagung der hier nun vorliegende Sammelband hervorging.5 Mit dem Thema „Symbolische Interaktion in der Residenzstadt“ widmete sich die Tagung einem Aspekt des Themas, dessen RelevanzsichschonaufdemgemeinsammitderResidenzen-KommissionderAkade- miederWissenschaftzuGöttingenorganisiertenSymposium„DerHofunddieStadt“ erwiesen hatte.6 Schon die hier rein quantitativ zutage getretene Relevanz des Themas7 unterstrich die Notwendigkeit, sich der symbolischen Interaktion in einer eigenen Tagung zuzuwenden, um so Möglichkeiten und Chancen einer methodischen und thematischen Konzentrierung der Fragestellung auszuloten.8 Die Organisatoren der Tagung haben daher Vertreter unterschiedlicher Disziplinen eingeladen, aus ihrer spezifischen Perspektive einen Blick auf Formen symbolischer Interaktion in der MEIER,AuswahlbibliographievonNeuerscheinungenzuResidenzundHof2001-2005(Mitteilun- genderResidenzen-Kommission,Sonderheft8),Kiel2006. 3 AndreasRANFT,Adel,HofundResidenzimspätenMittelalter,in:ArchivfürKulturgeschichte89 (2007), S.61-89; Werner PARAVICINI, Die Gesellschaft, der Ort, die Zeichen. Aus der Arbeit der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, in: Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands, hrsg. von Klaus NEITMANN und Heinz-Dieter HEIMANN (Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Lan- desgeschichte, Bd.2), Göttingen 2008, S.15-40, zur Hinwendung zu den Höfen vor allem S.18; BIHRER,Curianonsufficit(wieAnm.1);sowieMEINHARD/RANFT,Verhältnis(wieAnm.2). 4 Zu nennen sind hier etwa die Beiträge in: Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hrsg. von Werner PARAVICINI und Jörg WETT- LAUFER(Residenzenforschung,Bd.20),Ostfildern2006;SusannePILSundJanPaulNIEDERKORN, EinzweigeteilterOrt?HofundStadtinderFrühenNeuzeit(ForschungenundBeiträgezurWiener Geschichte, Bd. 44), Innsbruck, Wien und Bozen 2005. Einen Überblick bieten RANFT, Residenz und Stadt (wie Anm.2); MEINHARDT/RANFT, Verhältnis (wie Anm.2) und DEUTSCHLÄNDER/ MEINHARDT,WasistResidenzstadtbildung?(wieAnm.2). 5 MEINHARDT/RANFT,Verhältnis(wieAnm.2). 6 PARAVICINI/WETTLAUFER,DerHofunddieStadt(wieAnm.4). 7 Der Abschnitt „Krieg der Zeichen“ umfasst nahezu die Hälfte aller im Tagungsband vereinten Beiträge(12voninsgesamt25),schautmanbeidenübrigenBeiträgendanngenauerhin,stelltman fest,dassaucheinigevondiesensichüberwiegendoderzumindestteilweiseauchmitdersymboli- schenSeitedesThemasbeschäftigen. 8 Auf den Hof konzentriert betonen die Bedeutung der „semiologischen“ Perspektive PARAVICINI, Gesellschaft(wieAnm.3)undPeter-MichaelHAHNundUlrichSCHÜTTE,ThesenzurRekonstruk- tion höfischer Zeichensysteme in der Frühen Neuzeit, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommi- ssion13-2(2003),S.19-47.

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