ebook img

Sub-Versionen: Weiblichkeitsentwürfe in den Erzähltexten Lou Andreas-Salomés PDF

209 Pages·1997·11.22 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Sub-Versionen: Weiblichkeitsentwürfe in den Erzähltexten Lou Andreas-Salomés

Birgit Wernz Sub-Versionen Frauen in der Literaturgeschichte Band 9 Sub-Versionen Weiblichkeitsentwürfe in den Erzähltexten Lou Andreas-Salomés Birgit Wernz Centaurus Verlag & Media UG 1997 Die Autorin: Birgit Wemz, Jahrgang 1963, studierte Germanistik und Romanistik in Frei burg/Brsg., 1996 Promotion an der Universität Tübingen. Derzeit ist sie als Redakteurin bei einem Schulbuchverlag tätig. Dieses Buch wurde gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Wernz, Birgit: Sub-Versionen : Weiblichkeitsentwürfe in den Erzähltexten Lou Andreas-Salomés/ Birgit Wernz. - Pfaffenweiler : Centaurus Veri.-Ges., 1997 (Frauen in der Literaturgeschichte ; Bd. 9) Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1996 ISBN 978-3-8255-0152-5 ISBN 978-3-86226-477-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-86226-477-3 ISSN 0947-4056 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwen dung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. © CENTAURUS-Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung, Pfaffenweiler 1997 Satz: Vorlage der Autorin Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung 9 1. 'Post'-Femioismus als Methode 9 1.1. "Frauenwerke" als "Frauenwiederholungen"? 9 1.2. Das feministische 'Wir' -oder was heißt 'Subjektwerdung'? 11 1.3. Zum Begriff der 'Dekonstruktion der Theorie des Weiblichen' 15 2. Das Rätsel 'Weib' 23 2.1. Das Bild der Frau im literarischen und wissenschaftlichen Kontext der Jahrhundertwende 23 2.2. Die Infragestellung männlicher Frauenbilder in der Literatur von Frauen um 1900 29 3. Heorik Ibsen's Frauen-Gestalten-Lou Andreas-Sa1omes psychologische Bilder nach Ibseo 34 3.1. lbsens Frauen-Figuren in neuer Versuchsanordnung 34 3.2. Palimpseste-oder: grenzüberschreitende Lektüre 40 3.3. Die textuellen Transformationen: 'Verknappung' im Sinne einer 'Umwertung' 46 3.3 .1. Ein Märchen zur Einleitung 46 3.3.2. Nora-Frau Alving-Hedwig-Rebekka-Ellida und Hedda im Diskurs 50 4. Fenitschka-Eine Dekonstruktion der Theorie des Weiblieben 71 4.1. 'Dichtung' versus 'Wissenschaft' -oder: der "bisexuelle Einschlag" 71 4.2. Die Position der Forschungsliteratur 74 4.3. Inszenierung und Desillusionierung von Weiblichkeits- vorstellungen 76 4.4. Der 'doppelte Ort der Frau' 86 5. Das Paradies-Das Prinzip der parodistischen Wiederholung 91 5. 1. Die Wiederholung als parodistisches Verfehlen 91 5.2. Das Ungesagte des Gesagten-Der Traum zu fliegen 93 5.3. 'Dietrich', das Schlüsselimitat 102 5.4 Das Seidensticken als Mitteilungsform 108 6. Eine Ausschweifung-Erinnerungsarbeit als 'Subversion der Identität' 122 6 .1. Vergegenwärtigung der impliziten Leidensgeschichte 122 6.2. "Wir sind nur, indem wir uns fort und fort von uns scheiden" 125 6. 3. Die "Kardinaltugend" der Demut 131 6.3.1. Deckerinnerungen 132 6.3 .2. Die Schauer der "wollustweichen Demut" 135 6.3.3. Das Unbewußte als Verkörperung der Archegeschichte 139 Exkurs: "Der Masochismus ist also[ ... ] echt weiblich" 141 6.4. Adine, Prototyp des 'Echt-Weiblichen'? 148 7. Menschenkinder- die Standortbestimmung der Frau ex negativo 154 7.1. Die 'moderne Frau' 154 7.2. Subversion der Geschlechtsidentitäten 160 7.2.1. Parodie und Karikatur (Vor dem Erwachen und Abteilung 'Innere Männer) 164 7.2.2. 'Weiblichkeit als Maskerade' (Inkognito) 168 7.2.3. Travestie (Mädchenreigen) 170 7.3. Die Desillusionierung in der Liebe 173 7.3.1. Begriffsdifferenzierung: Liebe-Ehe-Erotik 175 Resümee 185 Literaturverzeichnis 189 Vorbemerkung Der unglückliche Spiegelheld Narcissus wird heute neu entdeckt und steht Pate bei der Benennung des Zeitphänomens gesunder oder ungesunder Selbstliebe: "Narziß mus ist fur die neuere Kulturkritik der Nachfahr Ödipus' als Mythenheld der Zeit"1 schreibt Jessica Benjamin. Marianne Schuller schließt sich dem Urteil an: "Die Hysterika figuriert um die Jahrhundertwende einen Sozialcharakter, ähnlich wie heute der Narziß."2 Die Reihe der Aussagen, die Bedeutung und Aktualität des Narzißmus hervorheben, ließe sich fortfuhren.3 Lou Andreas-Salome war in ihrer Beschäftigung mit dem Narzißmus ihrer Zeit voraus. Tagebucheintragungen dokumentieren ihre Auseinandersetzung mit dem Thema von 1913 an und kulminieren in der psychoanalytischen Schrift Narzißmus als Doppelrichtungt, die 1921 in der von Freud herausgegebenen Zeitschrift Imago erschien. Von ihr als Urzustand verstanden, als Ausdruck ursprünglicher Undif ferenziertheit, grenzt Andreas-Salome primären Narzißmus ab von Autoerotismus, in dessen Nähe Freud den Begriff ursprünglich gerückt hatte.5 Die ungespaltene lJessica Benjamin, The Bonds of Love. Psychoanalysis, Feminism, and lhe Problem of Domi nation, New Y ork 1988; dt.: Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht, Frankfurt a.M. 1993, S. 133. 2 Marianne Schuller, Im Unterschied. Lesen/Korrespondieren/Adressieren, Frankfurt a.M. 1990, S. 17. 3 "Eine der fruchtbarsten Enwicklungslinien im psychoanalytischen Denken der letzten zehn Jahre ist die Wiederentdeckung der außerordentlichen Signifikanz des Narzißmus" meint auch Cynthia Chase in ihrem Aufsatz The Witty Butchers 's Wife: Freud, Lacan and the Conversion of Resistance to Theory, in: Modem Language Notes 100 (1987),S. 989-1013; dt.: Die witzige Metzgers.frau: Freud, Lacan und die Verwandlung von Widerstand in Theorie, in: Oe konstruktiver Feminismus. Literaturwissenschaft in Amerika, hg. v. BarlJara Vinken, Frankfurt a.M. 1992, S. 97-130, S. 97. Grundlegende Studien zum Narzißmus liegen vor mit Heinz Kohut, The Analysis oflhe Self. A Systematic Approach to lhe Psychoanalytic Treatment ofNarcissistic Personality Discorders, New York 1971; dt.: Narzißmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzißtischer Störungen, Frankfurt a.M. 1976. Heinz Henseler, Die Theorie des Narzißmus, in: D. Eicke (Hg.), Freud und die Folgen, 2 Bde. (Die Psychologie des 20.Jhds, 2.3), Zürich 1976, S. 459-477. Christopher Lasch, The Culture of Narcissism, New York 1979; dt.: Das Zeitalter des Narzißmus, München 1980. Dieneueste Studie wurde von Vamik D. Volkan und Gabriele Ast herausgebracht: Spektrum des Narzißmus, Göttingen 1994. 4 Lou Andreas-Salome, Narzißmus als Doppelrichtung, in: Imago. Zeitschrift fiir Anwendung der Psychoanalyse aufdie Geisteswissenschaften VIU4 (1921), S. 361-386. 5 Andreas-Salome unterscheidet zwischen primärem und sekundärem Narzißmus. Von entschei dender Bedeutung ist dabei, daß der eigentliche Narzißmus ein Objekt 'Ich' nicht kennt, sondern einen anobjektalen Zustand repräsentiert. Den Narzißmus der zweiten Sorte versteht sie als 2 Vorbemerkung Einheit von Ich und Welt, dieser prä-ödipale Idealzustand wird mit dem Eintritt in das Symbolische und die Sprache unwiderruflich aufgegeben, worüber "sich so unterschiedliche Theoretiker/innen wie Freud, Kristeva, Lacan, Winnicott und Kohut einig"6 sind. Auch Karla Schultz verweist mit ihrem Aufsatz In Defense of Narcissus: Lou Andreas-Salome and Julia Kristeva1 auf die Aktualität der Gedanken Andreas-Salomes: "Lou Andreas-Salome's and Julia Kristeva's affinity via Narcissus reaches across the decades [ .. .]. Each ofthe two writers elaborates his roJe in the discours of her time: Salome, in psychophilosophical terms; Kristeva, in psycholinguistic ones."8 Interessant ist nun der implizite Zusammenhang, der sich zwischen Andreas-Salo mes Begriff des Weiblichen und des Narzißmus herstellt. In ihrem 1899 erschie nenen Aufsatz Der Mensch als Weib9 spricht Andreas-Salome dem 'Weiblichen'10 "intaktere Harmonie", "die in sich ruhende größere vorläufige Vollendung und Lückenlosigkeit. Eine Selbstgenügsamkeit und Selbstherrlichkeit" (Mensch: 10 ) zu. "Indem das Weibliche bei ihr keinen Mangel kennt (symbolisch ausgedrückt im Penis-Neid) entfernt sich Lou Andreas-Salomes Idealbild der in sich ruhenden narzißtischen Frau entschieden vom Freudschen Konzept des Weiblichen."" Eman zipation im Sinne einer Gleichstellung mit dem Mann war nie ihr Anliegen.12 'libidinöse Überbesetzung des Ich'; Vgl. auch Rose-Maria Gropp, Lou Andreas-Salome mit Sig mund Freud. Grenzgänge zwischen Literatur und Psychoanalyse, Diss. Freiburg 1987, Weinheim 1988, S. 90. 6 Gisela Ecker, 'Die glückselige Einheitlichkeit des Weibes' und 'Woman is Perfect': Lou An dreas-Salome und H.D. In der Schule bei Freud, in: Avant Garde. Interdisciplinary and Inter national Review 4: Femmes -Frauen - Women, hg. v. Fran9oise van Rossum-Guyon, Amster s. s. darn 1990, 11-27, 16. 7 Karla Schultz, In Defense of Narcissus: Lou Andreas-Salome and Julia Kristeva, in: The German Quarterly 67.2 (Spring 1994), S. 185-196. 8 Schultz, In Defense of Narcissus: Lou Andreas-Salome and Julia Kristeva, S. 193. 9 Lou Andreas-Salome, Der Mensch als Weib. Ein Bild im Umriß, Neue Deutsche Rundschau, Jg. X (1899), S. 225-243. Unter dem Titel Die in sich ruhende Frau wieder abgedruckt in: Zur Psy chologie der Frau, hg. v. Gisela Brinker-Gabler, Frankfurt a.M. 1978 S. 285-311. Unter dem ur sprünglichen Titel wieder abgedruckt in: Die Erotik. Vier Aufsätze. Neu herausgegeben mit einem Nachwort von Ernst Pfeiffer, München 1979, S. 7-45 (Zitiergrundlage). Folgend im Text mit Mensch + Seitenzahl zitiert. 10 Andreas-Salome entbindet den Begriff 'Weiblichkeit' dabei aus dem konkreten politischen und sozialen Kontext. Sie versteht ihn vielmehr als Chiffre fur eine höhere menschliche Daseins form. Vgl. hierzu auch das folgende Kapitel: Postfeminismus als Methode. 11 Ecker, 'Die glückselige Einheitlichkeit des Weibes', S. 18. 12 Dies bot Vertreterinnen des 'Gieichheitsprinzips' innerhalb der ersten deutschen Frauenbewe gung Angriffspunkte. Zur Frauenbewegung in der Jahrhundertwende gibt Comelia Klinger einen guten Überblick: Deja-vu oder die Frage nach den Emanzipationsstrategien im Vergleich Vorbemerkung 3 Die Suche nach dem Selbst, 'Selbstwerdung der Frau', weibliche Sexualität und weibliche Psyche sind Themen, die Andreas-Salome zeitlebens beschäftigen. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, die sich nach ihrem Zugang zur Psycho analyse ab 1911 fast ausschließlich in psychoanalytischen Schriften dokumentiert13, legen vor allem die zwischen 1892 und 1898 verfaßten literarischen Texte Zeugnis davon ab. Das in den Erzähltexten gezeichnete 'Bild der Frau' aufzuspüren und Andreas-Salomes Verständnis von Frau und Weiblichkeit näher zu kommen, ist da her Intention der vorliegenden Arbeit. Zielsetzung ist, die Aktualität der Erzäh lungen aufzuzeigen, nicht nur, was die Wahl ihrer Sujets anbelangt, sondern vor al lem in Hinblick auf die ihnen zugrunde liegenden Textstrategien. Schon Andreas-Salomes Auffassung von Autorschaft ist von moderner Prove nienz. Die literarische Rede ist fiir sie nicht Instrument in der Verfugung des Subjekts, sondern es bemächtigt sich seiner umgekehrt die Sprache14: Menschenleben - ach! Leben überhaupt - ist Dichtung. Uns selber unbewußt lebenwir es, Tag um Tag wie Stück um Stück, in seiner unantastbaren Ganzheit aber lebt es, dichtet es uns. Weit, weitab von der alten Phrase vom 'Sich-das-Leben-zum Kunstwerk-machen' [. .. ].1s Das Subjekt als Effekt einer sprachlichen Struktur, das Unbewußte als unablässiger Prozeß des Urnformens, der Strukturen hervorbringt und wieder auflöst, Andreas Satomes Verständnis von Subjekt-und Textbegriff nehmen aktuelle Positionen, wie sie Lacan und Kristeva heute vertreten, vorweg. Ein nicht veröffentlichter Tage bucheintrag aus dem Jahr 1919 zeigt, daß auch Andreas-Salome Schreiben als ein zur Tätigkeit gewordenes Lesen versteht: zwischen der ersten und zweiten Frauenbewegung, in: Kommune 12 (1986), S. 57-72. Siehe auch Andreas-Salomes Position zur schrifstellerischen Tätigkeit der Frau im nachfolgenden Kapitel: Postfeminismus als Methode. 13 Zu nennen sind neben Reflexionen, die von ihr in Tagebuchaufzeichnungen festgehalten wurden (von Ernst Pfeiffer posthum herausgegeben unter dem Titel In der Schule bei Freud. Tagebucheintragung eines Jahres: I 91211913, Zürich 1958), die Aufsätze Zum Typus Weib, in: Imago III/1 (1914), S. 1-14. Wieder veröffentlicht anläßlich des 70.Geburtstags von Lou Andreas-Salomc! in: Psychoanalytische Bewegung III (1931),S. 122-137 und Was daraus wurde, daß es nicht die Frau gewesen ist, die den Vater tot geschlagen hat, in: Almanach fiir das Jahr 1928, S. 25-30, Wien 1928. 14 Vgl. Rose-Maria Gropp, Lou Andreas-Salome mit Sigmund Freud, S. 35. 15 Lou Andreas-Salomc!, Mein Dank an Freud. Offener Brief an Sigmund Freud zu seinem 75.Geburtstag, Wien 1931; wieder abgedruckt in Lou Andreas-Salome. Das 'zweideutige' Lachein der Erotik. Texte zur Psychoanalyse, hg. v. Inge Weber und Brigitte Rempp, Freiburg 1990, S. 243-324, S. 252. (Hervorh. LAS)

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.