Sturmdokumentation 2014 D E U T S C H L A N D h z Legenden o Copyright 2005 RSGB, University of Bern and NOAA, Courtesy of A. Hauser and D. Oesch Legenden Bodenkarte Maximalböenfeld Isobaren Böenrichtung (Linien gleichen Luftdrucks in hPa) Warmfront Warmluft gleitet langsam auf bodennahe Kaltluft auf: großflächige Schichtbewölkung, z. T. Dauerniederschlag. Geschwindigkeit derMaximalböen 0 – 20 m/s Kaltfront (0 – 72 km/h) Kaltluft schiebt sich wie ein Keil unterWarmluft und zwingt diese zum raschen Aufsteigen: 20 – 25 m/s hochreichende Bewölkung, Schauer, (72 – 90 km/h) böigerWind, z. T. Gewitter, Hagel. 25 – 30 m/s (90 – 108 km/h) 30 – 35 m/s Okklusionsfront (108 – 126 km/h) Die rascherfortschreitende Kalt- front hat die Warmfront eingeholt, 35 – 40 m/s derWarmsektorwird überdie Kaltluft gehoben: häufig Nieder- (cid:11)126 – 144 km/h(cid:12) schläge. 40 – 45 m/s (144 – 162 km/h) T 45 – 50 m/s Tiefdruckgebiet (162 – 180 km/h) > 50 m/s H (> 180 km/h) Hochdruckgebiet Momentaufnahme derLuftdruckver- Pro Rasterzelle ist die abgeleitete teilung in Hektopascal (hPa) am Boden Maximalböe in m/s fürden angege- in derRegel um 1 UhrMEZ. benen Zeitraum dargestellt. Die Erstellung erfolgt mit dem Sturm- Datenbasis: BerlinerWetterkarte schadenmodell derDeutschen Rück. Datenbasis: DeutscherWetterdienst, MeteoGroup Übersicht der als Referenz genutzten deutschland- Temperatur [ °C ] weiten Gebietsmittelwerte der Mitteltemperatur, 1961 – 1990 1981 – 2010 der Niederschlagsmenge und der Sonnenschein- Januar -0,5 0,4 dauer einzelner Monate sowie des gesamten Jahres. Februar 0,4 0,9 Angegeben sind die Mittelwerte für die noch bis zum März 3,5 4,3 Jahr 2020 gültige klimatologische Referenzperiode April 7,4 8,3 1961 – 1990 der Weltorganisation für Meteorologie Mai 12,1 13,0 (WMO). Zusätzlich sind die Mittelwerte des Zeit- Juni 15,4 15,7 raums 1981 – 2010 aufgeführt, da sie einen besseren Juli 16,9 18,0 Vergleich zur jüngeren Vergangenheit bieten. Im August 16,5 17,5 Witterungsrückblick der Sturmdokumentation wird September 13,3 13,5 auf die Vergleichswerte beider Perioden hingewie- Oktober 9,0 9,2 sen. Ist kein Zeitraum explizit genannt, bezieht sich November 4,0 4,4 der Vergleich auf die Periode 1981 – 2010. Dezember 0,8 1,2 Jahr 8,2 8,9 Niederschlag [ l/m² ] Sonnenschein [ h ] 1961 – 1990 1981 – 2010 1961 – 1990 1981 – 2010 Januar 60,8 65,8 Januar 43,6 50,8 Februar 49,4 54,3 Februar 72,6 76,2 März 56,6 64,3 März 110,6 113,8 April 58,3 50,7 April 152,3 167,6 Mai 71,1 71,6 Mai 195,7 205,4 JJASONDJuuaeueokhnlpzgtvioeriteuebmmsmetbbrbeeerrr 8776567747715608,,,,,,,66218329 8787667174773376,,,,,,,75685347 JJASONDJuuaeueokhnlpzgtvioeriteuebmmsmetbbrbeeerrr Datenbasis:1 D512111e29094053u88869838t,,,,,,,,s42884555cher Wet1te522211r80104053d71958539ie,,,,,,,,37821871nst Copyright 2005 RSGB, University of Bern and NOAA, Courtesy of A. Hauser and D. Oesch Inhalt Das Jahr 2014 im Überblick 2 Phänologische Uhr Januar | Sehr mild, teilweise fast frühlingshaft 4 2014 – ein Temperatur-Rekordjahr 6 Februar | Viertmildester Winter geht zu Ende 7 März | Drittwärmster März seit 1881 9 10 April | Blühende Obstbäume schon zu Beginn 11 Mai | Kühles Ende eines warmen Frühlings 13 Exkurs | Das Pf ingstunwetter ELA Juni | Verheerende Schäden an Pf ingsten 16 Exkurs | Das Pf ingstunwetter ELA 19 Juli | Schön an der Küste, nass im Binnenland 24 Exkurs | Das Starkregenereignis QUINTIA 27 19 August | Kühles verregnetes Sommerende 31 September | Spätsommerlich und herbstlich zugleich 33 Exkurs | Das Starkregenereignis QUINTIA Oktober | Ex-Hurrikan stürmt im goldenen Oktober 34 November | Warm und wechselhaft 37 Dezember | Mild und sehr trüb 39 Mitteltemperaturen 1901 – 2014 42 27 Sturmdokumentation 2014 | Ex-GONZALO 44 Quellenverzeichnis 48 2 | Deutsche Rück – Witterungsrückblick 2014 Witterungsrückblick 2014 Das Jahr 2014 im Überblick Es war warm in Deutschland – sehr warm. Mit 10,3 °C periode wurde jedoch am Pf ingstmontag durch das erreichte die deutschlandweite Jahresmitteltempe- Unwetter ELA – dem folgenschwersten Naturgefahren- ratur erstmalig einen zweistelligen Wert und machte ereignis des Jahres – beendet. In Nordrhein-West- das Jahr 2014 mit Abstand zum wärmsten seit Mess- falen, besonders in Düsseldorf und Umgebung so- beginn 1881. Dabei war der Hochsommer in vielen wie im Ruhrgebiet entstanden massive Sachschäden Teilen Deutschlands verregnet. durch umgestürzte Bäume sowie beschädigte Autos und Häuser ((cid:194) siehe Das Pf ingstunwetter ELA). Aufgrund der milden, teils ungewöhnlich warmen Temperaturen zu Jahresbeginn ging der Winter Die Urlauber an Nord- und Ostsee konnten sich im 2013/2014 als viertmildester und der Frühling Hochsommer über beständiges, sonniges Wetter 2014 als drittwärmster seit 1881 in die deutschen freuen – im Rest von Deutschland war es hingegen Wetterannalen ein. Eine Folge der hohen Tempera- meist schwülwarm und regnerisch. Eine der höchs- turen im ersten Jahresdrittel: Die Obstbäume blüh- ten, jemals in Deutschland registrierten Regenmen- ten hierzulande viel früher als in den vergangenen gen prasselte am 28. Juli im nordrhein-westfälischen Jahrzehnten. Münster nieder: unvorstellbare 292,4 l/m² innerhalb (cid:89)(cid:82)(cid:81)(cid:3)(cid:86)(cid:76)(cid:72)(cid:69)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:54)(cid:87)(cid:88)(cid:81)(cid:71)(cid:72)(cid:81)(cid:17)(cid:3)(cid:39)(cid:76)(cid:72)(cid:3)(cid:41)(cid:82)(cid:79)(cid:74)(cid:72)(cid:3)(cid:90)(cid:68)(cid:85)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:192)(cid:108)(cid:70)(cid:75)(cid:72)(cid:81)(cid:71)(cid:72)(cid:70)(cid:78)(cid:72)(cid:81)- Die heißesten Tage des Jahres mit Temperaturen de Überschwemmungen im Stadtgebiet ((cid:194) siehe über 35 °C gab es zu Beginn des Juni. Die Hitze- Das Starkregenereignis QUINTIA). Deutsche Rück – Witterungsrückblick 2014 | 3 Tief verwurzelt – ganz im Gegensatz zu diesen Bäumen am Düsseldorfer Rheinufer – bleibt das Jahr 2014 vor allem aufgrund eines Ereignisses im Gedächtnis vieler Menschen: Am Abend des Pf ingstmontags sorgte Unwettertief ELA binnen weniger Stunden besonders in Nordrhein-Westfalen für verhee- rende Schäden. Deutschlandweit bezifferte sich der versicherte Ge- samtschaden des Sommersturms auf etwa 650 Millionen Euro. (Quelle: Andreas Endermann) Letztlich traf das Temperaturmittel der Sommermo- zeiträumen von 1,4 °C (1981 – 2010) beziehungs- nate zwar genau den langjährigen Vergleichswert weise 2,1 °C (1961 – 1990) das wärmste Jahr seit (1981 – 2010), aufgrund des vielen Regens wird der Messbeginn, sondern auch in allen Bundesländern Sommer 2014 den meisten Bundesbürgern aber ((cid:194) siehe 2014 – Ein Temperatur-Rekordjahr). Die eher in schlechter Erinnerung bleiben. Niederschlags- und Sonnenscheinbilanz des Jahres war hingegen unspektakulär: Es gab deutschlandweit Dafür war der Herbst außergewöhnlich warm: Nach 11,1 % weniger Niederschlag und 2,1 % mehr Son- dem Jahr 2006 war es der zweitwärmste Herbst nenschein als im Durchschnitt der Jahre 1981 – 2010. seit Messbeginn in Deutschland. Und es wurde kurz- zeitig stürmisch: Ex-Hurrikan GONZALO sorgte am Auch in 18 weiteren europäischen Ländern war 2014 21./22. Oktober vor allem im Süden der Republik für ein Temperatur-Rekordjahr (EURO4M 2015) und einige Schäden ((cid:194) siehe Die Entwicklung des Sturm- europaweit wahrscheinlich das wärmste Jahr der tiefs Ex-GONZALO). Der Rest des Jahres verlief eben- letzten 500 Jahre (CLIMATECENTRAL 2015). Nomi- falls recht mild. Richtig winterlich – wenn auch nur nal nimmt die globale Jahresmitteltemperatur 2014 kurz – wurde es erst nach Weihnachten. ebenfalls die Spitzenposition der bisherigen Mess- reihe ein, wobei bei Berücksichtigung der Unsicher- Nicht nur im deutschlandweiten Gebietsmittel war heiten die Jahre 2010, 2005 und 1998 ähnlich warm 2014 mit einer Abweichung gegenüber den Referenz- ausf ielen (WMO 2015). 4 | Deutsche Rück – Witterungsrückblick 2014 Deutschlandweite Jahresmitteltemperaturen 1901 – 2014 Temperatur [ °C ] Jahresmitteltemperatur Mittelwert 1981 – 2010 Mittelwert 1961 – 1990 2014: 10,3 °C 10,0 9,0 8,9 °C 8,0 8,2 °C 7,0 6,0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Datenbasis: Deutscher Wetterdienst Januar vor allem durch umgestürzte Bäume und herabfal- lende Äste. In Remsfeld, 30 km südlich von Kassel, z Sehr mild, teilweise fast frühlingshaft wütete ein Tornado der Stärke F1 (118 – 180 km/h) und beschädigte etwa 20 Häuser. Atlantische Tiefdruckgebiete, eingebettet in eine Auch in der zweiten Kalenderwoche wehte in der kräftige südwestliche Strömung, eröffneten das Nordhälfte kräftiger Wind, wobei auf dem Brocken Jahr 2014 windig und sehr mild. Vor allem in West- (1 142 m ü. NN) bis zum 10. Januar täglich Orkan- deutschland wurde bereits an den ersten Januar- böen von mehr als 118 km/h registriert wurden. (cid:87)(cid:68)(cid:74)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:75)(cid:108)(cid:88)(cid:191)(cid:74)(cid:3)(cid:71)(cid:76)(cid:72)(cid:3)(cid:20)(cid:19)(cid:16)(cid:42)(cid:85)(cid:68)(cid:71)(cid:16)(cid:48)(cid:68)(cid:85)(cid:78)(cid:72)(cid:3)(cid:129)(cid:69)(cid:72)(cid:85)(cid:86)(cid:70)(cid:75)(cid:85)(cid:76)(cid:87)(cid:87)(cid:72)(cid:81)(cid:3) Gleichzeitig strömte sehr milde Luft subtropischen (zum Beispiel am 3. Januar in Freiburg im Breis- Ursprungs in den Warmsektoren der über Europa gau: 13,3 °C). Mit dem Sturmtief ANNE, dessen Aus- hinwegziehenden Tiefdruckgebiete nach Deutsch- läufer Deutschland am 3. Januar erreichten, wurde land. Dies sorgte für ungewöhnlich hohe, frühlings- es sehr ungemütlich. Entlang einer Gewitterlinie, hafte Temperaturen bis zu 16,5 °C am 7. Januar die am Abend den Nordwesten Deutschlands über- in München sowie am 9. Januar in Stuttgart- querte, traten von Nordrhein-Westfalen bis nach Schnarrenberg. Während im Süden Baden-Würt- Schleswig-Holstein vielerorts schwere Sturmböen tembergs und Bayerns zum Teil längere Zeit die (> 89 km/h) auf. Die Station Bremerhaven meldete Sonne schien, wurde das restliche Deutschland mit 127 km/h sogar Orkanböen. Die meisten Schä- immer wieder von Regengebieten heimgesucht. den hinterließ ANNE im nordwestlichen Binnenland, Deutsche Rück – Witterungsrückblick 2014 | 5 Im Verlauf des 9. Januar überquerte die Kaltfront hälfte und dem kalten Nordosten herrschten am von Tief DAGMAR Deutschland und beendete den 26. Januar: Um 12 Uhr MEZ war es mit 6,8 °C in An- extrem milden Witterungsabschnitt. So überschrit- dernach am Rhein über 20 °C wärmer als im 400 km ten die Temperaturen in der zweiten Monatsdekade entfernten, brandenburgischen Wiesenburg mit nur noch selten die 10-Grad-Marke, gebietsweise -13,6 °C. Am 27. Januar erreichte die Warmfront des gab es nächtlichen Bodenfrost. In der Südhälfte Tiefs LILLI den Nordosten Deutschlands und führte Deutschlands zeigte sich die Sonne abseits einzel- zu einer Frostabschwächung. In den letzten Januar- ner lang anhaltender Nebelfelder vielerorts für län- tagen stellte sich eine südliche Strömung ein, und gere Zeit. Zur Monatsmitte wurde es aber auch hier bei milden Temperaturen zeigte sich im Süden und niederschlagsreich. Gleichzeitig sickerte aus Norden (cid:58)(cid:72)(cid:86)(cid:87)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:39)(cid:72)(cid:88)(cid:87)(cid:86)(cid:70)(cid:75)(cid:79)(cid:68)(cid:81)(cid:71)(cid:86)(cid:3)(cid:75)(cid:108)(cid:88)(cid:191)(cid:74)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:71)(cid:76)(cid:72)(cid:3)(cid:54)(cid:82)(cid:81)(cid:81)(cid:72)(cid:17)(cid:3)(cid:44)(cid:80)(cid:3)(cid:49)(cid:82)(cid:85)(cid:71)- vorübergehend etwas kältere Luft ein, sodass die osten verharrten die Temperaturen unter hochne- Niederschläge bis zum Morgen des 15. Januar teil- (cid:69)(cid:72)(cid:79)(cid:68)(cid:85)(cid:87)(cid:76)(cid:74)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:37)(cid:72)(cid:90)(cid:124)(cid:79)(cid:78)(cid:88)(cid:81)(cid:74)(cid:3)(cid:71)(cid:68)(cid:74)(cid:72)(cid:74)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:90)(cid:72)(cid:76)(cid:87)(cid:72)(cid:85)(cid:75)(cid:76)(cid:81)(cid:3)(cid:75)(cid:108)(cid:88)(cid:191)(cid:74)(cid:3)(cid:76)(cid:80)(cid:3) weise bis ins Flachland in Schnee übergingen. Frostbereich. Auf der Vorderseite des Tiefs HELGA gelangte Deutlich turbulenter gestaltete sich das Wetter zum Deutschland ab dem 16. Januar zunehmend in eine Ende des Monats auf der Alpensüdseite durch extre- südliche Strömung, die besonders in der Höhe sehr me Schneefälle von der Schweiz bis nach Slowenien: milde Luft nordwärts transportierte. Mit Föhnunter- (cid:54)(cid:82)(cid:3)(cid:191)(cid:72)(cid:79)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:69)(cid:72)(cid:76)(cid:86)(cid:83)(cid:76)(cid:72)(cid:79)(cid:86)(cid:90)(cid:72)(cid:76)(cid:86)(cid:72)(cid:3)(cid:68)(cid:80)(cid:3)(cid:22)(cid:20)(cid:17)(cid:3)(cid:45)(cid:68)(cid:81)(cid:88)(cid:68)(cid:85)(cid:3)(cid:76)(cid:81)(cid:81)(cid:72)(cid:85)(cid:75)(cid:68)(cid:79)(cid:69)(cid:3)(cid:89)(cid:82)(cid:81)(cid:3) stützung setzte sich die Warmluft am 19. Januar 24 Stunden in Kötschach-Mauthen (Kärnten) 102 cm in einigen Alpentälern bis zum Boden durch (zum Neuschnee. Auf der Nordseite der Alpen herrschte Beispiel in Garmisch-Partenkirchen: 15,9 °C). Im dagegen Schneemangel. In den Alpentälern lag vie- Gegenzug intensivierte sich das über Skandinavien lerorts nur eine dünne Schneedecke (zum Beispiel liegende Hoch BENJAMIN, dessen bodennahe Kalt- Oberstdorf am 31. Januar: 6 cm). luft ab den Abendstunden des 19. Januar in den Nordosten Deutschlands vorstieß. Nordöstlich einer Insgesamt war der Januar 2014 sehr mild, in der ers- Linie von Bremen bis nach Hof stellte sich Dauerfrost ten Monatshälfte vorübergehend sogar frühlingshaft. ein. Die gleichzeitig in der Höhe aus Süden einströ- Der Temperaturüberschuss wurde aber im letzten mende Warmluft führte zu leichtem Sprühregen (cid:48)(cid:82)(cid:81)(cid:68)(cid:87)(cid:86)(cid:71)(cid:85)(cid:76)(cid:87)(cid:87)(cid:72)(cid:79)(cid:3)(cid:71)(cid:88)(cid:85)(cid:70)(cid:75)(cid:3)(cid:71)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:46)(cid:68)(cid:79)(cid:87)(cid:79)(cid:88)(cid:73)(cid:87)(cid:72)(cid:76)(cid:81)(cid:192)(cid:88)(cid:86)(cid:86)(cid:3)(cid:76)(cid:80)(cid:3)(cid:49)(cid:82)(cid:85)(cid:71)(cid:82)(cid:86)(cid:87)(cid:72)(cid:81)(cid:3) und gefrierender Nässe und vor allem am 20. und wieder etwas abgebaut. Somit lag die deutschlandwei- 21. Januar zu gefährlichem Glatteis. Hunderte te Durchschnittstemperatur im Januar bei 2,1 °C. Das glättebedingte Unfälle im Nordosten waren die entspricht einer Abweichung von 1,7 °C vom langjäh- Folge, und in Berlin rief die Feuerwehr den Ausnah- rigen Mittel der Vergleichsperiode 1981 – 2010. Dabei mezustand aus. Im Südwesten dagegen blieb es mit reichte die Spanne der Abweichungen vom lokalen Höchstwerten bis 7 °C deutlich milder (zum Beispiel Referenzwert von -0,7 °C in Greifswald (Mecklenburg- Rheinstetten bei Karlsruhe am 21. Januar: 6,3 °C). Vorpommern) bis +3,5 °C in Lahr (Baden-Württem- In den Folgetagen rückte die Kaltluft noch etwas (cid:69)(cid:72)(cid:85)(cid:74)(cid:12)(cid:17)(cid:3)(cid:44)(cid:80)(cid:3)(cid:41)(cid:79)(cid:108)(cid:70)(cid:75)(cid:72)(cid:81)(cid:80)(cid:76)(cid:87)(cid:87)(cid:72)(cid:79)(cid:3)(cid:191)(cid:72)(cid:79)(cid:3)(cid:71)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:45)(cid:68)(cid:81)(cid:88)(cid:68)(cid:85)(cid:3)(cid:93)(cid:88)(cid:3)(cid:87)(cid:85)(cid:82)(cid:70)(cid:78)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:68)(cid:88)(cid:86)(cid:3) nach Südwesten vor, und die Temperaturgegensätze und erreichte nur 68,2 % der durchschnittlichen Nie- verstärkten sich. Südwestlich der Elbe kam es wie- derschlagsmenge (1981 – 2010). Nur im äußersten derholt zu Niederschlägen, die auf der kalten Seite Norden und im Süden der Republik war es nieder- der Luftmassengrenze als Schnee niedergingen. schlagsreicher als sonst. Die Sonnenscheindauer lag Am meisten schneite es in einem Streifen von Ost- mit 47 Sonnenstunden knapp unter dem langjährigen friesland bis zum Bayerischen Wald (zum Beispiel Mittelwert von 51 Stunden. Der Westen Deutschlands, Norderney am 27. Januar: 15 cm). Die größten Tem- vom Emsland bis zum Oberrhein, prof itierte jedoch von peraturunterschiede zwischen der milden Südwest- überdurchschnittlich viel Sonne. 6 | Deutsche Rück – Witterungsrückblick 2014 2014 – ein Temperatur-Rekordjahr Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,3 °C der Wahrscheinlichkeit p = ½, das dritte mit p (cid:3)(cid:32)(cid:3)(cid:344)(cid:3) 2 3 war 2014 das wärmste Jahr in Deutschland seit Auf- und so weiter: je länger die Zeitreihe, desto unwahr- zeichnungsbeginn. Und auch im weltweiten Vergleich scheinlicher ein neuer Rekordwert. stellte das Jahr 2014 einen neuen Spitzenwert auf. Das Forschungsfeld der Rekordstatistik beschäftigt Durch Aufsummieren aller Einzelwahrscheinlich- sich wissenschaftlich mit der Wahrscheinlichkeit keiten p kann man die Anzahl der zu erwartenden n derartiger Rekordereignisse. Mathematisch betrach- Rekorde bestimmen: In einer Zeitreihe mit 30 Ereig- tet ist das Auftreten eines einzelnen Rekords nämlich nissen sind es demnach etwa vier (3,995) Rekorde, (cid:81)(cid:76)(cid:70)(cid:75)(cid:87)(cid:86)(cid:3)(cid:56)(cid:81)(cid:74)(cid:72)(cid:90)(cid:124)(cid:75)(cid:81)(cid:79)(cid:76)(cid:70)(cid:75)(cid:72)(cid:86)(cid:3)(cid:178)(cid:3)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:76)(cid:86)(cid:87)(cid:3)(cid:71)(cid:72)(cid:191)(cid:81)(cid:76)(cid:72)(cid:85)(cid:87)(cid:3)(cid:68)(cid:79)(cid:86)(cid:3)(cid:40)(cid:85)(cid:72)(cid:76)(cid:74)(cid:81)(cid:76)(cid:86)(cid:15)(cid:3) bei 80 Ereignissen sind es etwa fünf (4,965). In der das alle vorherigen Ereignisse übertrifft. In einer Tat traten für die deutschlandweite Mitteltemperatur Zeitreihe zufälliger Ereignisse mit kontinuierlicher während der ersten 30 Jahre seit 1901 vier Wärme- Verteilung beträgt die Wahrscheinlichkeit eines rekordjahre auf (1901, 1903, 1910, 1911) und bis neuen Rekords p = 1/n, wobei n die Anzahl der bishe- 1980 kam nur noch ein weiteres hinzu (1934). Für n rigen Ereignisse ist. Das erste Ereignis einer Zeitreihe die gesamte Zeitreihe seit 1901 (114 Jahre) liegt die ist somit immer ein Rekord, das zweite Ereignis mit erwartete Rekordanzahl in einem gleichbleibenden Klima rechnerisch bei 5,3. In Wirklichkeit war der Jahresmitteltemperatur 2014 im Vergleich zu Temperaturrekord des Jahres 2014 bereits das achte den Referenzperioden Wärmerekordjahr (nach 1994 und 2000). Gleichzei- tig gab es im selben Zeitraum aber nur drei Kälte- Temperatur [ °C ] rekordjahre (1901, 1902 und 1940). Dies legt zwar 10,5 den Schluss nahe, dass es einen positiven Trend bei 2014 Jahresmitteltemperaturen gibt, um jedoch statis- 10,0 tisch signif ikante Aussagen ableiten zu können, ist die Auswertung einer großen Anzahl von Datensät- zen notwendig. Daher wurden in wissenschaftlichen 9,5 Studien die Zeitreihen der Tagestemperaturen vie- ler Messstationen unterschiedlicher Regionen rekord- 9,0 statistisch ausgewertet. So konnten MEEHL et al. (2009) für das Gebiet der USA nachweisen, dass sich 8,5 das Verhältnis von Hitze- zu Kälterekorden in den (cid:89)(cid:72)(cid:85)(cid:74)(cid:68)(cid:81)(cid:74)(cid:72)(cid:81)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:45)(cid:68)(cid:75)(cid:85)(cid:93)(cid:72)(cid:75)(cid:81)(cid:87)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:86)(cid:76)(cid:74)(cid:81)(cid:76)(cid:191)(cid:78)(cid:68)(cid:81)(cid:87)(cid:3)(cid:89)(cid:72)(cid:85)(cid:108)(cid:81)(cid:71)(cid:72)(cid:85)(cid:87)(cid:3)(cid:75)(cid:68)(cid:87)(cid:17)(cid:3) 8,0 Max. Auf Basis europäischer Tagestemperaturwerte ge- 75 % lang es außerdem den beobachteten Rekordzuwachs Median von etwa 40 % zwischen 1976 und 2005 mithilfe eines 7,5 25 % Min. mathematischen Modells zu beschreiben (WERGEN & Mittelwert KRUG 2010). Auch weitere Studien kommen zu dem 7,0 Ergebnis, dass die weltweite Häufung von Tempera- 1961 – 1990 1981 – 2010 turrekorden in den letzten Jahren nur mit einem Er- Steigende Temperaturen haben zwangsläuf ig auch wärmungstrend erklärt werden kann (RAHMSTORF & steigende Temperaturmittelwerte von Referenzperioden COUMOU 2011). Schreitet die Klimaerwärmung zur Folge. Das deutschlandweite Mittel für den Vergleichs- weiter voran, so wird für die nächsten 30 Jahre ein zeitraum 1981 – 2010 liegt bereits 0,7 °C über dem Wert noch stärkerer Rekordanstieg prognostiziert als (cid:71)(cid:72)(cid:85)(cid:3)(cid:82)(cid:73)(cid:191)(cid:93)(cid:76)(cid:72)(cid:79)(cid:79)(cid:72)(cid:81)(cid:3)(cid:46)(cid:79)(cid:76)(cid:80)(cid:68)(cid:89)(cid:72)(cid:85)(cid:74)(cid:79)(cid:72)(cid:76)(cid:70)(cid:75)(cid:86)(cid:83)(cid:72)(cid:85)(cid:76)(cid:82)(cid:71)(cid:72)(cid:3)(cid:20)(cid:28)(cid:25)(cid:20)(cid:3)(cid:178)(cid:3)(cid:20)(cid:28)(cid:28)(cid:19)(cid:17)(cid:3)(cid:61)(cid:88)(cid:85)(cid:3) besseren Einordnung gegenwärtiger und zukünftiger bisher (WERGEN et al. 2014). Die vorliegende Sturm- Monats- und Jahreswerte werden daher in der Sturmdoku- dokumentation wird daher wohl nicht die letzte mentation primär die Mittelwerte der Periode 1981 – 2010 gewesen sein, in der von einem neuen Rekordjahr bei Vergleichen herangezogen. berichtet wird.
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