ebook img

Studies on Urum. Volume 1 PDF

23 Pages·2016·0.44 MB·English
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Studies on Urum. Volume 1

MA Lingustics, Bielefeld University Stavros Skopeteas (ed.) Studies on Urum volume 1 MA-course Proceedings 2011 Bielefeld University Preface The articles in this volume report the results of empirical studies on Urum, a Turkic language spoken on the Caucasus and very close to Anatolian Turkish. These studies were carried out within an MA-seminar on Comparative Grammar, held at the University of Bielefeld, summer term 2011. The empirical basis was the data collected by the Urum documentation project (see http://urum.lili.uni-bielefeld.de). All studies present genuine insights on a language that is substantially understudied. Bittricher, Franke, Mende, and Schulz report their findings on the use of number inflection with quantifiers, which reveal very interesting aspects of variation depending on the quantifier at issue. Böhm and Hilger examine the conditions of the realization of the accusative suffix on objects and create a set of diagnostics for the interpretation of observational data. Finally, Keuch and Yakimovich examine the realization of the vowel [e] in words of Russian and Turkish origin and find a phonetic difference determined by the lexical environment. This course was inspired by the current discussion on the establishment of a teaching-research nexus in Higher Education. Beyond the genuine scientific contribution of these studies, the major aim was to implement an educational practice that brings methods of scientific inquiry into the class. Stavros Skopeteas Contents Bittricher, Meike, Jobst Franke, Eva Mende and Martina Schulz 1 Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum Böhm, Stefanie and Marianne Hilger 5 Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum Keuch, Sarah and Tatyana Yakimovich 11 Phonetic alternations of [e] in words of Russian and Turkish origins in Caucasian Urum UNIVERSITY OF BIELEFELD · M.A. LINGUISTICS · SS 2011 · COURSE: COMPARATIVE GRAMMAR Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum Meike Bittricher, Jobst Franke, Eva Mende, Martina Schulz University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected], [email protected], [email protected] Abstract Tabelle 1. Pluralbildung in Urum. Numerals have a direct impact on the usage of the plural form Wort Singular Plural of the accompanying noun. The following article addresses dog it it-ler this issue for the language Urum. First, general aspects of plur- horse at at-lar al formation in Urum are introduced and its numerals are de- road yol yol-lar fined and categorized. Then, the influence of numerals on the number of nouns is exemplarily described for some selected 2. Numeralia und Numerus languages. In the following empirical part, the hypothesis that in the context of numerals Urum nouns tend to be used in sin- Numeralia dienen der Umschreibung von Zahlen und Rela- gular, is tested by presenting and analyzing selected examples tionen bezüglich Anzahl, Abfolge, Häufigkeit und Teilbarkeit. from the corpus. In [2] findet man folgende Unterscheidung der Arten von Index terms: numerals, numerus, cardinal, plural, singular Numeralia: 1. Einleitung (1) Kardinalia (Grundzahlwörter): drei Meter, vier Mädchen Das Paper beginnt mit einer Vorstellung der Sprache Urum (2) Ordinalia (Ordnungszahlwörter): und deren Pluralmarkierung. Anschließend werden eine all- der fünfte Läufer gemeine Erläuterung von Numeralia und ihr Einfluss auf die (3) Multiplikativa Verwendung des Numerus in ausgewählten Beispielsprachen a. Wiederholungszahlwörter: fünfmal gegeben. b. Vervielfältigungszahlwörter: zweifach Die Minderheitensprache Urum wird von einer griechischen (4) Distributiva (Verteilungszahlwörter): Deutsch kennt Population im Bereich des kleinen Kaukasus gesprochen, die diese Wortform nicht, stattdessen Umschreibung mit ursprünglich in der östlichen Türkei (Kars) lebte. Die kauka- „je“ (cid:198) je drei Bücher sische Region zeichnet sich besonders durch eine starke (5) Partitiva (Bruchzahlen): ein Drittel, ein Sechstel sprachliche Vielfalt aus. Es handelt sich dabei um eine bedroh- te Sprache, denn im Jahr 2006 wurden nur noch 1500 Sprecher verzeichnet. In den letzten Jahren haben viele Muttersprachler Bezüglich der Klassifizierung von Numeralia ist sich die lin- die traditionellen Dörfer verlassen und sind vor allem nach guistische Wissenschaft nicht einig. So werten manche Lingu- Griechenland emigriert. Urum wurde vor allem durch die türk- isten die Numeralia als eigene Wortart. Viele rechnen sie aber, ische, die russische und die georgische Sprache beeinflusst. je nach Verwendung, den Pronomen, Adjektiven oder Nomen Gleichzeitig konnten die angestammten Sprachen aber in einer zu. So besitzen Ordinalia laut [3] eine große Übereinstimmung annähernd ursprünglichen Form weiterhin bestehen, da die mit superlativisch markierten Adjektiven („the third Japanese Sprecher aufgrund der erschwerten geografischen Situation in runner in this race“ vs. „the youngest runner in this race“). den verschiedenen Gemeinschaften isoliert blieben. Unbestimmte Numeralia (Quantifier) gehören zu den De- In diesem Artikel wird die Markierung des Numerus an den terminierern (auch Determinative oder Artikelwörter). Für Nomina untersucht, wobei besonders der Sonderfall im Zu- dieses Projekt sind insbesondere die Indefinitpronomina inter- sammenhang mit Numeralia betrachtet werden soll. Ebenso essant, welche auf etwas hinweisen, das hinsichtlich seiner wie im Türkischen wird der Plural im Urum mit Hilfe des Zahl unbestimmt ist. Hierzu gehören zum Beispiel die Wörter Suffixes –lAr am Nomen markiert. Entsprechend der kleinen einige, viel(e) oder alle. Laut [3], teilen besonders Ordinalia Vokalharmonie des Türkischen passt sich das Pluralsuffix und Quantifier bestimmte Eigenschaften und gehören somit harmonisch an den Vokal des Stammes an. Demnach ergibt zur gleichen Klasse. sich für einen vorderen Vokal im Stamm die Silbe –ler und für Neben den Indefinitpronomina liegt der Fokus dieser Studie einen hinteren Vokal die Silbe –lar [1]. Es gibt kein Singu- auf den Kardinalia, wobei die Kardinalzahl eins ausgelassen larsuffix. Um ein einzelnes Objekt zu beschreiben, wird der wird, da sie keinen Plural beschreibt. unveränderte Stamm des Wortes verwendet. Um die Verständ- lichkeit zu erleichtern, wird im Folgenden, wenn von der un- In den folgenden Abschnitten werden die Numeralia von fünf markierten Form des Numerus die Rede ist, der Terminus ausgewählten Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch, Türk- „Singular“ gebraucht. isch, Georgisch) und deren Besonderheiten vorgestellt. Sie dienen als Hilfe, um die Einflüsse der Numeralia auf den Nu- merus in Urum zu erläutern. In verschiedenen Sprachen ist die Pluralisierung des Nomens im Kontext von Numeralia, die auf 2 Meike Bittricher, Jobst Franke, Eva Mende, and Martina Schulz eine Menge referieren, obligatorisch. Im Deutschen und Eng- Tabelle 3. Beispiel des Türkischen. [6] lischen ist dieser Fall zu beobachten, wie die Beispiele (6) und Türkisch Deutsch (7) zeigen. ev Haus/das Haus/Häuser bir ev ein Haus Beispiel: evler die Häuser (6) Deutsch: Apfel – drei Äpfel üç ev drei Häuser (drei Haus) (7) Englisch: baby – two babies çok sayıda ev viele Häuser (viele Haus) bazı evler einige Häuser Für Urum sind die Sprachen Russisch, Türkisch und Georg- tüm evler alle Häuser isch relevant, da sie einen erheblichen Einfluss auf die unter- suchte Sprache aufweisen. Die wesentlichen und interessanten Nach unbestimmten Zahlwörtern wird im Türkischen bei viel/e Unterschiede werden im Folgenden vorgestellt. der Singular verwendet. Dagegen wird bei einige/alle der Plural verwendet. Bis auf wenige Ausnahmen, gibt es für die meisten russischen Wörter eine Singular- und eine Pluralform. Die Grundzahlen Es gibt auch Ausnahmen wie die beiden folgenden Beispiele werden im Russischen dekliniert. Diese Deklination ist aber (14) und (15) zeigen, wenn es sich auf allgemeingültige Fest- nicht einheitlich. Die Zahl один (eins) hat drei Formen: legungen bezieht: männlich, weiblich, sächlich. Die Zahlen zwei bis vier bilden wiederum eine eigene Deklinationsgruppe und unterscheiden (14) Ali Baba ve kırk haramiler = Ali Baba und die nur zwischen zwei Formen: männlich/sächlich und weiblich. vierzig Räuber Zusätzlich muss beachtet werden, dass nach der Zahl eins das (15) üç silahşorlar = Die drei Musketiere [7] Substantiv im Nominativ Singular folgt. Nach den Zahlen zwei bis vier steht das folgende Substantiv im Genitiv Singular Im Georgischen sind die Zahlen von 20 bis 99 nach dem Vige- und nach allen Zahlen ab fünf der Genitiv Plural. Die Zahlen simalsystem aufgebaut. Die Zahlen lauten beispielsweise sechs bis 20 sowie 30 werden wie die Zahl fünf dekliniert. „zwanzig-und-zehn“ (30), „zwanzig-und-elf“ (31), „zweimal- Wie 50 werden die Zahlwörter 60, 70 und 80 dekliniert [4]. zwanzig-und-fünfzehn“ (55), „dreimal-zwanzig (60), etc. Für Diese Beispiele dienen der Übersicht und dürfen nicht als voll- den Numerus gilt aber eine ähnliche Regel wie für das Türk- ständig angesehen werden. ische. Beispiele aus [5]: Nach Zahlwörtern (auch unbestimmten, z.B. viele, zahlreiche, einige, etc.) folgt das Nomen im Singular (z.B.: „Vier Haus“). (8) ein Haus ein Buch Handelt es sich um ein Subjekt, steht das Prädikat auch im один дом одиá книга Singular (z.B.: „Es kam viel Gast“). Auch bei Lebensmitteln (9) sieben Häuser drei Bücher folgt das Wort im Singular, wenn mehrere Teile gemeint sind. семь домов три книги Wenn es sich um ein unbelebtes Subjekt handelt, benutzt man (10) einundzwanzig Häuser einundzwanzig Bücher das Prädikat im Singular (vgl. [8]). двадцать один дом двадцать однa книгa (11) zweiunddreißig Häuser vierundvierzig Bücher (16) Wo sind die Bücher? (wörtl.: Wo ist die Bücher?) тридцать два дoма сорок четыре книги სად არის წიგნები? (sad aris ts'ignebi?) (17) Wo sind die Nachbarn? Bei zusammengesetzten Zahlen entscheidet das letzte Wort სად არიან მეზობლები? (sad arian mezoblebi?) über das Nomen. Vgl. Beispiel (8) und (10) mit Beispiel (11). Im Deutschen ist es vergleichbar mit „1001 Nacht“ und nicht Das folgende Nomen steht aber im Singular, wenn zuvor ein „1001 Nächte“ [6]. Daher heißt es bei (10) wörtlich „zwanzig Zahlwort steht (vgl. [8]). und ein Haus“, während es bei (11) „dreißig und zwei Häuser“ heißt. Beispiele: Nach unbestimmten Zahlwörtern (viele, einige) im Nominativ (18) 1 Student oder Akkusativ, steht das Substantiv im Genitiv Plural [4]. ერთი სტუდენტი (erti st'udent'i) Beispiele: (19) 11 Studenten (wörtl.: 11 Student) თერთმეტი სტუდენტი (tertmet'i st'udent'i) (12) Einige Monate Ein Monat несколько месяцев один месяц (20) 23 Studenten (wörtl.: 23 Student) (13) Wenige Zuschauer Ein Zuschauer ოცდასამი სტუდენტი (otsdasami st'udent'i) мало зрителей один зритель (wörtl.: wenig Zuschauer) 3. Empirischer Teil Im nachstehenden Teil wird die Bildung des Numerus im Zu- Im Türkischen gibt es Zählnomina und Pronomina, die mit sammenhang mit Numeralia in Urum genau untersucht. Zu- dem Deutschen Gemeinsamkeiten aufweisen. Das türkische nächst erfolgt die Vorstellung der Hypothese, die anschließend Nomen hat kein grammatikalisches Geschlecht und keinen be- durch Beispiele belegt wird. Die Ergebnisse werden im darauf stimmten Artikel. In der Grundform fungiert das Wort als No- folgenden Teil zusammengetragen. minativ, Singular bzw. Plural. Der unbestimmte Artikel wird durch bir (eins) ausgedrückt. Der Plural wird durch das Suffix Für die Fragestellung wurden sämtliche Plural-Items aus dem –ler bzw. –lar (unter Beachtung der Vokalharmonie) ausge- Satz- und Textkorpus des Urum Documentation Projekts be- drückt und wird bei der Mehrzahl verwendet. Bei einer trachtet, die in Zusammenhang mit einem Numeral standen. Nomen-Zahlwort-Kombination wird hingegen auf das Plural- Die Analyse bezieht sich auf folgende Numeralia: many, morphem verzichtet (siehe Tabelle 3) [6]. some/several, all, few und die Kardinalzahlen 2-100. 2 Der Einfluss von Numeralia auf den Numerus der kaukasischen Sprache Urum 3 Hypothese: Im Urum gibt es eine starke Tendenz, den Nume- Menge referiert. Im Gegensatz zum Russischen, wird in Urum rus im Zusammenhang mit Numeralia im Singular zu bilden. nicht ab der Zahl fünf der Plural verwendet. Die nachfolgenden tabellarisch dargestellten Beispiele für die Das unbestimmte Numeral „all“ kann sowohl vor als auch Bildung des Numerus bei Numeralia dienen der Veranschau- nach dem Nomen stehen. Es konnte eine Tendenz für die Plu- lichung und zeigen lediglich einen Ausschnitt der analysierten ralbildung ermittelt werden, allerdings ergab der vorliegende Items. Datensatz hierfür nur wenige Beispiele, sodass eine Gene- ralisierung in diesem Punkt nicht möglich ist. Sinngemäß Tabelle 4. Beispiele des Numerus. wurden aber auch häufig für „all“ die Determinierer „each“ Numeral Übersetzung Urum und „every“ genutzt, die sich jedoch nur auf ein einzelnen Ob- Singular Plural jekt beziehen, sodass die Verwendung von „all“ in diesem many many things choɣ ish Kontext den Singular nach sich zog. Die Aussage, dass das many blankets choɣ yorɣan Numeral „all“ ein Pluralsuffix erfordert bezieht sich demnach many ate chiles choɣ edi nur auf den Determinierer, der dem deutschen Wort „alle“ bibyar entspricht. Die Vermutung liegt nahe, dass gemäß des All- many these choɣi quantors der Plural notwendig ist, um auszudrücken, dass der children_of ushaxlardan beschriebene Sachverhalt universell für alle Objekte gilt. many bad things choɣ qyoti Die Position des Numerals „few“ ist ebenfalls variabel. Steht ishlyar es vor dem Zielnomen, wird tendenziell der Singular verwen- some/ several hours birɣach saat det, steht es dahinter, der Plural. several several days birɣach gyun (21) Marallar az gyoryunierlyar bu meshyada. some families birɣach Deer few seen_are this bush_in. semyalar „Von den Rehen, wenig wurde gesehen.“ all all children ap ushaxlar all urum (people) ap urumlar Im Beispiel (21) steht das Numeral nach dem Nomen,das im few few blankets az yorɣan Plural ausgedrückt wird. Eine mögliche Erklärung für die Ver- few hair az sach wendung des Plurals und die Nachstellung des Numerals wäre, children few ushaxlar az dass das Numeral „few“ zwar semantisch auf das Nomen deer few marallar az „deer“ referiert, es aber syntaktisch losgelöst zu sein scheint. Kardi- two boys iqi oɣlan Das Numeral ist hier keine Subkonstituente der Nominal- nalia two girls iqi ɣɯz phrase „deer few“, sondern eine selbstständige Konstituente, five or six besh alti die ko-referent mit der Konstituente „deer“ ist. „Few“ bezieht neighbours gonshi sich somit nicht direkt auf das Nomen. three baskets uch Weiterhin fällt auf, dass, sobald Wörter zwischen Numeral karzinkasi und Nomen stehen, das Nomen häufig mit dem Pluralsuffix markiert wird (siehe Beispiel (22)). Eventuell handelt es sich Die Bildung des Numerus im Zusammenhang mit den Nume- um ein Kongruenz-Phänomen. Dieses kann wegen der gering- ralia „many“, sowie „several/some“ (hierfür wird in Urum das en Datengrundlage nicht bestätigt werden. selbe Wort verwendet) und „few“ weist einige Variationen, aber eine Tendenz zur Singularnutzung auf. „All“ erfordert (22) “choɣ qyoti ishlyar” immer die Pluralbildung. Die Kardinalzahlen ziehen immer den Singular nach sich. “many bad things” Bei einem untersuchten Korpus von 64 Beispielitems ließen Es zeigt sich insgesamt im Urum eine Tendenz für die ein- sich für die zuvor erwähnten Numeralia die folgenden Er- deutige Präferenz des Singulars bei konkreten Numeralia und gebnisse feststellen: die der Pluralverwendung für unbestimmte Numeralia. Corbett Tabelle 5. Ergebnisse des Numerus. [9] weist darauf hin, dass die Pluralmarkierung in einer Phrase Anzahl (n) Prozent (%) mit einem Numeral in vielen Sprachen nicht erforderlich ist. Singular 51 79,69 Er nennt beispielsweise die ungarische Sprache. Corbett er- Plural 13 20,31 wähnt allerdings auch Sprachen, in denen sowohl der Singular als auch der Plural in Zusammenhang mit einem Numeral ver- Total 64 100 wendet wird, abhängig vom sprachlichen Kontext und einigen komplexen Regeln. Dies sei vor allem in den slawischen Es zeigt sich insgesamt eine starke Tendenz zur Verwendung Sprachen zu beobachten. Im Urum scheint eine ähnliche Opti- des Singulars in Verbindung mit Numeralia. onalität zu bestehen. Die geringe Datenmenge lässt an dieser Stelle aber kein definitives Urteil und keine klare Begründung 4. Diskussion zu. Für künftige Studien, die sich mit dem Numerus im Urum befassen, ist es ratsam, diesem Phänomen weiter nachzugehen. Im folgenden Teil werden die ermittelten Ergebnisse inter- pretiert. Am eindeutigsten zeigt sich die Verwendung des Singulars in Verbindung mit vorangestellten Kardinalzahlen. Hier konnten keine Ausnahmen gefunden werden. Es zeigen sich diesbe- züglich Ähnlichkeiten zur türkischen Ursprungssprache und auch zum Georgischen. Ein zusätzliches Pluralsuffix am Nomen scheint redundant, da das Zahlwort eindeutig auf eine 3 4 Meike Bittricher, Jobst Franke, Eva Mende, and Martina Schulz 5. Schlussfolgerung Die Hypothese, dass der Numerus im Zusammenhang mit Numeralia in Urum tendenziell im Singular verwendet wird, wurde belegt. Hierfür gab es speziell für die Kardinalzahlen eine deutliche Evidenz. Dies lässt die Vermutung zu, dass in Urum die vorherige Nennung einer Kardinalzahl ausreicht, um den Plural auszudrücken. Eine weitere Pluralmarkierung am Nomen scheint hiermit redundant. Da aber in Verbindung mit unbestimmten Numeralia auch die Verwendung von Plural- formen beobachtet werden konnte, kann geschlussfolgert werden, dass die Pluralmarkierung am Nomen fakultativ ist und unter Umständen nur dann gebraucht wird, wenn diese Information für deren Übermittlung dringend erforderlich ist. Die Ausnahmen sollten für deutlichere Ergebnisse genauer analysiert werden, um die Verwendung des Plurals und die Gründe hierfür aufdecken zu können. 6. Referenzen [1] Verhoeven, E. (2011): Vowel harmony and noun inflection in Caucasian Urum. Manuscript. University of Bremen. [2] Wiese, Heike (1997): Zahl und Numerale: Eine Untersuchung zur Korrelation konzeptueller und sprachlicher Strukturen. Berlin, Akademie Verlag. [3] Wiese, Heike (2003): Numbers, Language and the Human Mind. Cambridge UP. [4] Denisova, E. (2005): Russisch Grammatik, München, Compact Verlag. [5] Lektorenkollektiv der Karl – Marx – Universität Leipzig (1977): Leitfaden der russischen Grammatik, 11. Auflage, Leipzig, VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig. [6] Jansky, H. (1986): Lehrbuch der türkischen Sprache, 11. Auflage, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag [7] Lewis, G. L. (2000): Turkish Grammar, 2. Ed., New York, Oxford University Press. [8] Abuladze, L., Ludden, A. (2006): Lehrbuch der georgischen Sprache, Hamburg, Helmut Buske Verlag GmbH. [9] Corbett, G. G. (2004): Number, Cambridge University Press. 4 UNIVERSITY OF BIELEFELD · M.A. LINGUISTICS · SS 2011 · COURSE: COMPARATIVE GRAMMAR Die Realisierung und Verwendung des Akkusativs im Urum Stefanie Böhm, Marianne Hilger University of Bielefeld, Bielefeld, Germany [email protected], [email protected] Abstract 2.1. Türkisch This paper investigates the realisation and application of the Grammatische Funktionen werden im Türkischen durch accusative in Urum. On the basis of the Turkish grammar we Suffixe ausgedrückt. Das Türkische unterscheidet dabei zwei have constructed several hypotheses about the accusative Grundformen: Suffixe mit dem Vokal –e und Suffixe mit dem marking in Urum which will be examined on a corpus of Vokal –i, siehe [1]. Der Akkusativ wird im Türkischen durch naturalistic texts. We will find out that the accusative marking das Morphem –i realisiert und gehört somit zur zweiten of direct objects which precede the verb directly is optional, Gruppe türkischer Suffixe, siehe [1]. whereas the marking of direct objects which are modified by a demonstrative determiner, of those which do not precede the Tabelle 1. Grundformen der türkischen Suffixe verb directly and of pronouns is obligatory. Taking everything into consideration our results corroborate the assumption that Suffixe mit -e Suffixe mit -i the accusative marking in Urum is determined by the -ler -li definiteness of an object. -mek -di Index Terms: application of the accusative marker, the role of definiteness, pronouns, possessive noun phrase, preverbal -de -i direct object, contextual definiteness Eine Besonderheit der türkischen Sprache ist das Prinzip der 1. Einleitung Vokalharmonie, siehe [1]. Die acht türkischen Vokale (i, e, ü, ö, ı, a, u, o) werden in helle (i, e, ü, ö) und dunkle Vokale (ı, a, Türkisch und Urum gehören zur Familie der Turksprachen und u, o) klassifiziert. Türkischstämmige Wörter enthalten immer sind sogenannte agglutinierende Sprachen. Das heißt, sowohl nur Vokale einer Gruppe, d. h. entweder ausschließlich helle im Türkischen als auch im Urum wird jede Bedeutungseinheit oder ausschließlich dunkle Vokale. Sobald ein Suffix an ein durch ein einzelnes Affix ausgedrückt. Der Akkusativ wird Wort angehängt wird, muss dessen Vokal daher, nach den folglich in beiden Sprachen jeweils durch ein bestimmtes Regeln der Vokalharmonie, dem Vokal der letzten Silbe des Morphem realisiert. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Grundwortes angeglichen werden, siehe [1]. Man Sprachen ist die Nichtexistenz eines definiten Artikels. Die unterscheidet im Türkischen zwischen der kleinen Definit- bzw. Indefinitheit eines Substantivs muss somit aus (zweiförmigen) Vokalharmonie, welche beispielsweise bei der dem Kontext erschlossen werden. Bildung von Pluralsuffixen berücksichtigt werden muss und Dieser Artikel untersucht die Realisierung und für die Fragestellung in diesem Artikel daher weniger Verwendung des Akkusativs im Urum mit Hilfe der türkischen interessant ist, und der großen (vierförmigen) Vokalharmonie, Grammatik. Im Anschluss an die Einleitung befasst sich siehe [2]. Letzterer unterliegen sowohl die Personal- und Abschnitt 2 zunächst mit der morphologischen Realisierung Possessivsuffixe als auch die Kasussuffixe des Genitivs und des Akkusativs in den beiden Sprachen Türkisch und Urum. Akkusativs. Die Anpassung des Akkusativmorphems –i erfolgt Die Verwendung des Akkusativs, die den Hauptteil der somit nach den Regeln der großen Vokalharmonie, siehe [2]. empirischen Arbeit beinhaltet, wird in Abschnitt 3 behandelt. Bei Wörtern, deren Stamm auf einem Vokal enden (z. B. su Hier werden zunächst die wichtigsten Regeln, die der ‚Wasser‘), muss vor dem Akkusativsuffix zusätzlich der Verwendung des Akkusativs im Türkischen zu Grunde liegen, Halbvokal -y- eingefügt werden um den Hiatus zu vermeiden, anhand von Beispielen anschaulich erläutert. Auf Grundlage siehe [2]. der türkischen Grammatik werden Hypothesen über die Verwendung des Akkusativs im Urum formuliert, die im Tabelle 2. Vokalharmonie des türk. Akkusativsuffixes weiteren Verlauf des Artikels in einem Korpus von naturalistischen Texten überprüft werden. Die Ergebnisse der Vokal Vokal Beispiele Glossierung Untersuchung werden im Anschluss an die Korpusanalyse Vorsilbe Endung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Forschungsfrage diskutiert e i i ev-i Haus-AKK und interpretiert. ö ü ü küçüğ-ü klein-AKK a ı ı saray-ı Palast-AKK 2. Die Realisierung des Akkusativs o u u su-y-u Wasser-ø-AKK In diesem Teil der Arbeit wird zunächst die morphologische Realisierung des Akkusativs im Türkischen und im Anschluss 2.2. Urum daran die Realisierung des Akkusativs im Urum vorgestellt. Im Urum wird der Kasus Akkusativ ebenfalls durch das Morphem –i realisiert. Im Unterschied zum Türkischen bedarf es bei der Verwendung des Akkusativsuffixes allerdings

Description:
MA-Course Proceedings. — Bielefeld: Faculty of Linguistics and Literary Studies, University of Bielefeld, 2011. — 18 pp.The articles in this volume report the results of empirical studies on Urum, a Turkic language spoken on the Caucasus and very close to Anatolian Turkish. These studies were ca
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.