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Studienkreis Rundfunk und Geschichte PDF

102 Pages·2012·2.68 MB·German
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Rundfunk und Geschichte Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv 22. Jahrgang Nr. 1 -Januar 1996 Nutzungsgeschichte des Rundfunks Das DDR-Hörspiel im Urteil der Hörer SED und Rundfunk. Quelleninventar Rundfunk und Jazz im Dritten Reich Molotow im Rundfunkam 22. Juni 1941 Geschichte der Politpropaganda Zehn Jahre Sonderforschungsbereich »Bildschirmmedien« Neues Rundfunkgesetz in Ungarn Rezensionen Bibliographie Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv Zitierweise: RuG -ISSN 0175-4351 Redaktion: Ansgar Diller Edgar Lersch i I I I ~ I' I, I Redaktionsanschrift Dr. Ansgar Diller, Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main - Berlin, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main, Tel. 069-15687212, Fax 069-15687200. Dr. Edgar Lersch, Süddeutscher Rundfunk, Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart, Tel. 0711-9293233, Fax 0711-9292698. Redaktionsassistenz: Dr. Stefan Niessen. Herstellung: Michael Friebel. Redaktionsschluß: 27. Februar 1996. Inhalt 22. Jahrgang Nr. 1-Januar 1996 Aufsätze Carsten Lenk Das Dispositiv als theoretisches Paradigma der Medienforschung Überlegungen zu einer integrativen Nutzungsgeschichte des Rundfunks 5 Siegtried Hahnel Das DDR-Hörspiel im Urteil der Hörer Versuch einer Interpretation der Hörer-Hörspielpreise (1977- 1991) 18 Dokumentation SED und Rundfunk. Quelleninventar zu den Protokollen der Parteiführungsgremien (1946 - 1989) (Ansgar Diller, lngrid Pietrzynski) 30 Miszellen Filmpioniere im Rundfunk (1931) (Jeanpaul Goergen) 43 Rundfunk und Jazz im Dritten Reich (Ansgar Diller) 45 »Unsere Sache ist gerecht« Die Rundfunkansprache Molotows am 22. Juni 1941 und ihre Hintergründe (Carola Tischler) 48 Franz Thedieck ( 1900 - 1995) (Frank Capellan) 51 Bert Donnepp (1914- 1995) (Wolf Bierbach, Manfred Erdenberger) 53 Wim Toelke (1927- 1995) (Christoph Schneider) 55 Wunsch und Wirklichkeit Colloquium zur Geschichte der Politikpropaganda in Deutschland (Jürgen Zieher) 56 »Perspektiven der Medien- und Kommunikationswissenschaften« 10 Jahre Sonderforschungsbereich »Bildschirmmedien« (Edgar Lersch) 59 Rezeptionsgeschichte des Rundfunks Ein Projekt des Südwestfunks (Ralf Hohlfeld) 62 »Peter Huchel zum Kennenlernen«. Eine Ausstellung in Potsdam (lngrid Pietrzynski) 66 Gesetz für Rundfunk und Fernsehen in Ungarn (Susanna Grossmann-Vendrey, Andras Szekfü) 67 2 Rundfunk und Geschichte 22 (1996) Rezensionen Die ästhetische Faszination des Nationalsozialismus. Positionen und Probleme Peter Reichel: Der schöne Schein des Dritten Reiches Karsten Witte: Lachende Erben, Toller Tag Ulrich Hermann/Uirich Nassen (Hrsg.): Formative Ästhetik im Nationalsozialismus Franz Dröge/Michael Müller: Die Macht der Schönheit (Konrad Dussel) 70 Fernsehgeschichte, aber die Fernsehgeschichte der Bundesrepublik? Knut Hickethier (Hrsg.): Institution, Technik und Programm Helmut Schanze/Bernd Zimmermann (Hrsg.): Das Fernsehen und die Künste (Edgar Lersch) 74 Klaus Petersen: Zensur in der Weimarer Republik (Ansgar Diller) 77 Klaus Winker: Fernsehen unterm Hakenkreuz Heiko Zeutschner: Die braune Mattscheibe (Ansgar Diller) 78 Deutsches Rundfunkarchiv (Hrsg.): »Hier spricht Berlin ... « (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 78 Axel Schildt: Moderne Zeiten (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 79 Konrad Dussel u.a: Rundfunk in Stuttgart 1950-1959 (Axel Schildt) 80 Heinz-B. Heller/Peter Zimmermann (Hrsg.): Blicke in die Weit (Christian Filk) 81 Heiner Boehncke u.a. (Hrsg.): hr- 50 Jahre Rundfunk für Hessen (Ansgar Diller) 82 Tarnara Domentat (Hrsg.): Coca-Cola, Jazz und AFN (Oliver Zöllner) 83 Knut Hickethier: Geschichte der Fernsehkritik in Deutschland (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 84 Ludwig Jäger/Bernd Switalla (Hrsg.): Germanistik in der Mediengesellschaft (Christian Filk) 84 Hans Bentzien: Meine Sekretäre und ich (Wolfgang Mühi-Benninghaus) 86 Günter Herlt: Sendeschluß (lngrid Pietrzynski) 87 Andreas Arthur Wernsing: E- und U-Musik im Radio (Themas Münch) 87 Rainer Fromm/Barbara Kernbach: ... und morgen die ganze Weit. (Christian Filk) 88 Christoph Mick: Sowjetische Propaganda, Fünfjahrplan und deutsche Rußlandpolitik 1928-1932 (Carola Tischler) 89 Inventar der Befehle des Obersten Chefs der SMAD 1945-1949 90 Rainer E. Latz u.a.: Discographie der deutschen Sprachaufnahmen 90 Inhalt 3 Bibliographie Rundfunkbezogene Hochschulschriften aus kommunikationswissenschaftliehen Fachinstituten Fachgebiet Kommunikationswissenschaft I Journalistik am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hohenheim (Regine Kleeberger) 91 Zeitschriftenlese (69) (Rudolf Lang) 91 Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Vorstand des Studienkreises 93 Jahrestagung in Baden-Baden. Sitzungen der Fachgruppen am 5. Oktober 1995 Archive und Dokumentation (Edgar Lersch) 93 Rezeptionsgeschichte (Ralf Hohlfeld) 94 Technikgeschichte 95 24. Doktoranden-Kolloquium des Studienkreises in Grünberg 1996 96 27. Jahrestagung des Studienkreises in Wien 1996 96 Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv Neue Buchreihe des Deutschen Rundfunkarchivs 97 CDs des Deutschen Rundfunkarchivs 98 Zurück nach Adlershof Die westdeutsche »Ostaufzeichnung« im Deutschen Rundfunkarchiv Berlin (Sigrid Ritter) 98 Promotionsstipendien für Dissertationen zur DDR-Rundfunkgeschichte 100 Dokumente des Rundfunks -Zeichen der Zeit Beitrag in der »Buchhandelsgeschichte« 100 4 Rundfunk und Geschichte 22 (1996) Autoren der längeren Beiträge Dr. Ansgar Diller, Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main -Berlin, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main. Dr. Konrad Dussel, Universität Heidelberg, Wannenstraße 45, 76694 Forst. Dr. Siegtried Hähne!, Sterndamm 22a, 12487 Berlin. Dr. Ralf Hohlfeld, Südwestfunk Unternehmensplanung/Medienforschung. Dr.des. Carsten Lenk, Universität Regensburg, Roter-Brach-Weg 46, 93049 Regensburg. Dr. Edgar Lersch, Süddeutscher Rundfunk, Historisches Archiv, Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart. Jürgen Zieher, Student an der Universität Mannheim, Sandgewannstraße 20, 68526 Ladenburg. Carsten Lenk Das Dispositiv als theoretisches Paradigma der Medienforschung Überlegungen zu einer integrativen Nutzungsgeschichte des Rundfunks Die Entwicklung theoretischer Modelle ist - so wenn sie nicht an konkrete gesellschaftliche Be lehrt ihre Anwendung - immer auch ein trade-off funde, an eine empirische Basis rückgebunden Geschäft. ln der Regel geht beim Erklettern werden. Andererseits scheint ihre Existenz dort theoretischer Abstraktionshöhen genau jenes legitim, wo die Fülle der Fakten und Beobach Potential an Spezifik verloren, was auf der ande tungen nach einer übergeordneten Betrach ren Seite der Bilanz an Generalisierbarkeit hin tungsweise verlangt. Theoriemodelle wären zugewonnen wird. Umso schmerzlicher gilt diese dann eine Art Denk- und Ordnungshilfe beson Einsicht all jenen Wissenschaften, die von ihrem ders für jene Forschungsfelder, die noch wenig Untersuchungsgegenstand her auf eine kasuisti erschlossen sind. Sie sind diesem Verständnis sche Perspektive verpflichtet sind, die sich eben nach also weniger als allgemeingültige Wahrhei einem konkreten Ereignis, einer spezifischen hi ten zu betrachten, sondern als Werkzeuge, de storischen Entwicklung innerhalb bestimmter ren Brauchbarkeit im Laufe eines Forschungs Zeiträume, unter konkreten gesellschaftlichen prozesses durchaus obsolet werden kann, weil Bedingungen, innerhalb bestimmter Kulturen sie sich mit der Zeit als zu grob, zu unscharf er widmen. Die historischen Wissenschaften zählen weisen, um dem Forschungsgegenstand in sei zweifelsohne zu diesem Feld, in dem das Stre ner Differenziertheit gerecht zu werden. ben nach Differenz, die Erhellung jener Fakto Die Erforschung historischer Rezeptionssi ren, durch die sich eine historische Situation in tuationen, der Versuch, Mediengeschichte als ihrer Spezifik gerade von allen anderen unter Nutzungsgeschichte zu schreiben, gehört ohne scheidet, zum maßgeblichen Paradigma wird. So Zweifel zu den relativ neu beschrittenen Feldern scheint sich zu bewahrheiten, was Rudolf Braun der Medienhistoriographie. Die Geschichte des einmal als »Schicksal der historischen Fächer<< Zeitunglesens, des Radiohörens, des Fernseh bezeichnet hat, nämlich »an eirer permanenten schauens oder des Kinobesuchs ist gerade ein Theoriebedürftigkeit zu leiden«. mal in groben Linien projektiert, nachdem sie in Ganz im Gegensatz zu diesem Dilemma der den 80er Jahren als eine andere Perspektive auf historischen Fächer, unter die hier auch die Er die Geschichte der Medienentwicklung, nämlich forschung von Rundfunk- und im weiteren Sinne aus der Perspektive der Nutzer, neben die etab Mediengeschichte eingereiht werden darf, wird in lierten Bereiche von Institutionen- und Pro der Kommunikationswissenschaft seit ihren An grammgeschichte getreten ist. Mittlerweile hat fängen gerne mit einer Vielzahl von theoreti sich gezeigt, daß das Unternehmen Rezeptions schen Modellen gearbeitet. Begonnen mit dem geschichte eine ganze Reihe von Tücken und klassischen Kommunikationsmodell aus Sender, Problemen aufwirft, die man ohne theoretische Botschaft und Empfänger bis hin zu hoch Vorüberlegung und Reflexion nicht bewältigen komplexen Prozeßmodellen gehört diesem Wis wird. Das beginnt mit dem Problem der Datener senschaftsverständnis nach die Entwicklung hebung: Die Geschichte der Mediennutzung ist theoretischer Modelle zum täglichen Brot einer dem direkten sozialwissenschaftliehen Zugriff in Wissenschaft, die es sich gerade zum Anliegen sofern entzogen, als Nutzungsweisen bestenfalls gemacht hat, das allgemeingültig Generalisierba aus der Erinnerung von Informanten erfragt oder re von Kommunikations- und Informationspro aus ihren Aufzeichnugen erschlossen werden zessen zu untersuchen. Auch die Erforschung können. Zum anderen wird schnell deutlich, daß von Medienrezeption und Medienwirkung bedient Rezeptionsgeschichte ohne enge Anbindung an sich vielfältiger Modellvorstellungen, um psycho die Technik-, Institutionen- und Programmge logische, kognitionstheoretische, soziologische schichte eines Mediums nicht zu schreiben ist, Dimensionen und Einflußfaktoren ihres For es sei denn, man begnügt sich damit, eine mehr schungsgegenstands zu fassen. ln der For oder weniger gefällige Sammlung von »aparten schungspraxis gilt es, solche Wirkungsmodelle Kabinettstückehen kommunikativer Kulturge mit den Methoden der empirischen Sozialfor schichte« zusammenzutragen, wie Winfried B. schung wie Befragung, Beobachtung und Expe Lerg seine Skepsis gegenüber der medienbio 2 riment zu stützen oder in Frage zu stellen. graphischen Erhebungsmethode artikulierte. Theoretische Modelle tendieren einerseits dazu, allzu leicht zum Selbstzweck zu geraten, 6 Rundfunk und Geschichte 22 (1996) 5 Die Erforschung der Hörfunknutzung im er retiker J. L. Baudry übernommen, haften die sten Jahrzehnt des neuen Mediums (1923 bis sem Begriff gewisse Eigenheiten des französi 3 1932) mag verdeutlichen, daß es für eine inte schen Denkens, nämlich eine nicht zu leugnende grativ gedachte Rezeptionsgeschichte nicht aus Nähe zur strukturalistischen Theoriebildung, an. reicht, mediengeschichtliche Belege zur Rezep ln seinem allgemeinsten Sinne meint Dispositiv tion lediglich zusammenzutragen. Diese verteilen zunächst eine Anordnungsstruktur, eine Anord sich auf ein breites Spektrum von Quellen, ange nung etwa zwischen medialem Apparat und dem fangen von den medienbiographischen Erinne wahrnehmenden Subjekt. Der Begriff kennzeich rungen älterer Hörerinnen und Hörer, über die net ein wechselseitiges Verhältnis des aufeinan Empfehlungen, die Rundfunkzeitschriften und der Bezogenseins, dessen spezifische Konstel Werbeschriften geben, bis hin zu Bildbelegen, lation das Dispositiv bildet. Damit ist ein Disposi die Hörsituationen dokumentieren (oder besser:) tiv immer auch Ausdruck einer Beziehung, die inszenieren. Das Hauptproblem der Rezeptions von verschiedenen französischen Theoretikern historiographie ist es nun, diese Quellen in Be auch als Machtbeziehung (bei Foucault) oder un ziehung zu setzen zur Entwicklung der Geräte ter psychoanalytischen Aspekten (bei Lyotard) technik, zur Entwicklung des Programms sowie ausgelegt wird. zu juristischen und wirtschaftlichen Rahmenbedi Im hier verwendeten Sinne soll unter Disposi gungen, innerhalb derer sich Rundfunkhören be tiv eine noch näher zu beschreibende Mensch wegte. Die Vernetzung dieser gegenseitigen Ab Maschine-Relation verstanden werden. Immer hängigkeiten und Einflußfaktoren kann nicht also, wenn Koppelungen zwischen Apparaten ohne Entwicklung theoretischer Modelle geleistet und Subjekten vorliegen, läßt sich von einer dis werden, deren Aufgabe es ist, die Fülle des vor positiven Anordnung sprechen. Damit ließe sich gefundenen Materials zu strukturieren und sie in beispielsweise die Nutzung des elektrischen Beziehung zu setzen zu einem übergeordneten Lichts oder Autofahren als Dispositiv beschrei theoriegeleiteten Bezugssystem. ben, da sie eine spezifische Abhängigkeit von Mensch und Apparatur voraussetzen.6 Medien wären dieser Definition nach nur ein Sonderfall Zur Herleitung des Dispositiv-Begriffs von Dispositiven, nämlich solche, die eine Bot schaft, ein Programm, eine wie immer auch ko Ein solches Bezugssystem hat Knut Hickethier dierte Zeichenmenge transportieren. Das bereits bereits vor einigen Jahren mit dem Dispositiv angedeutete Koppelungsverhältnis läßt sich da Begriff in die mediengeschichtliche Diskussion bei auf zwei Ebenen beschreiben (Vgl. Grafik 1) : eingebracht.4 Von dem französischen Filmtheo- Zum einen hinsichtlich der Aufmerksamkeits zuwendung, die menschliche Wahrnehmung an Encoding Decoding Zeichenstrom Software Wahrnehmen kognitive (über "Oberfläche") (Programm) Ebene materiell leibliche Ebene Hardware Bedienen Bedienermanual Handeln Grafik 1: Das Dispositiv als Koppelungsverhältnis Lenk: Das Dispositiv als theoretisches Paradigma der Medienforschung 7 einen Apparat bindet, die uns (um es alltags vielmehr die medialen Rahmenbedingungen, be sprachlich auszudrücken) an ein Buch oder ei sonders die apparativen Strukturen von Spei nen Fernsehbildschirm fesselt, zum anderen auf cher- und Übermittlungsprozessen. Im Rahmen der Ebene der Materialität, auf welcher die des Forschungsprojektes »Ästhetik, Pragmatik Leiblichkeit des Menschen, sein Körpereinsatz und Geschichte der Bildschirmmedien« hatten zum Bedienen der Knöpfe und Schalter (und sei Monika Elsner und Themas Müller die Metapher es der Finger zum Umblättern der Seiten) mit der vom »angewachsenen Fernseher« in die Dis Materialität des Mediums korrespondiert. Diese kussion eingebracht. Sie kennzeichnet, doppel ist im Papier der Buchseiten genauso gegeben deutig im Sinne des Dispositivs, sowohl den im wie in einem mehr oder weniger aufwendig ge Wohnalltag verorteten Apparat als auch jenen stalteten Bedienermanual eines Radios oder »im Kopf angewachsenen Fernseher«, der im Fernsehers, heute als Fernbedienung dem Gerät Laufe seiner Habitualisierung begann, renschli nur noch extern zugehörig und damit dem Kör che Sehgewohnheiten zu beeinflussen. per näher als der technischen Apparatur. Das Paradigma von der Materialität der Die hier vorausgesetzte Koppelung beruht auf Kommunikation verdeutlicht mit aller Konse einem systemtheoretischen Denkmodell, das quenz die Tatsache, daß es Inhalte, Botschaften sich sowohl den übermittelnden Apparat wie das ohne eine sie übermittelnde oder speichernde wahrnehmende Subjekt als geschlossene Sy Apparatur nicht gibt, daß diese stets an die Ma steme vorstellt, die über zwei Schnittstellen, terialität eines Zeichenträgers oder -erzeugers sowohl kognitiv als auch leiblich miteinander gebunden sind und sei es an die Leiblichkeit des verbunden sind. Man könnte auf der Seite des Menschen, nämlich an einen Sprachlaute erzeu Apparates als Software und Hardware analytisch genden Kehlkopf. Immer also hat Kommunika auseinanderhalten, was beim Menschen als tion neben dem Aspekt der Performanz eine an Wahrnehmen auf der einen Ebene, Handeln Materialität gebundene Basis. Zuweilen ereigne (also Bedienen) auf der anderen diesen beiden ten sich sogenannte »Revolutionen« in der Ge Dimensionen der Medienbezogenheit entspricht. schichte der Medien nur deshalb, weil Medien ih Eine so verstandene Koppelung kommt dem re Materialität veränderten. Auch nach Guten Modell eines kybernetischen Regelkreises nahe. bergs Erfindung, den Druck mit beweglichen Let Dabei kann das Koppelungsverhältnis je nach tern auszuführen und damit die Reproduzier Medium unterschiedlich eng ausfallen, hier bei barkeit von Texten enorm zu erhöhen, blieb das spielsweise liegen größte Unterschiede zwischen Buch ein immobiles Medium in der Gestalt der visuellen bzw. audiovisuellen und rein auditiven Folianten, die auf Altären,. Sängerpulten oder Medien. Peter M. Spangenberg hat dies unter Pulten von Schreibstuben ruhten. Erst die Ein Zuhilfenahme einer systemtheoretischen Wahr führung des Oktav-Formats, das ein Buch in je nehmungstheorie am Beispiel de~ Fernseh der Satteltasche Platz finden ließ, sicherte dem schauens ausführlich exemplifiziert: Die hohe Gedruckten den Aufstieg zum sich über ganz Eu Zeichendichte der übermittelten Bilder, deren ropa ausbreitenden Medium. Materialitäten von Erfassen durch das Auge eine gleichzeitige Re Medien, der »Körper des Buches« etwa, sind al flexion über das Gesehene nahezu ausschließt, so immer ein maßgeblicher Faktor bei ihrer Nut wäre in diesem Sinne ein Beispiel intensiver zung und Aneignung. Koppelung zwischen menschlicher Wahrneh Diese knappen Ausführungen zur theoreti mung und medialer Apparatur. schen Herleitung des Dispositiv-Begriffs mögen verdeutlichen, daß es sich um ein systemtheore tisch fundiertes Modell zur Medienrezeption han Die Materialität der Kommunikation delt, das primär der Frage verpflichtet ist, wie sich Wahrnehmung via Medien vollzieht und Auf den Aspekt der Materialität von Kommunika welche selbst nicht sinnhaften Bedingungen da tionsprozessen ist in den letzten Jahren vor al bei eine Rolle spielen. Damit unterscheidet sich lem durch die literaturwissenschaftlich inspirier diese Konstellation grundlegend vom »klassi ten Arbeiten unter der Initiative von Hans Ulrich schen« Kommunikationsmodell, bei dem voraus Gumbrecht und K. Ludwig Pfeiffer hingewiesen gesetzt wird, daß es mit Hilfe eines Mediums worden. Das Hauptanliegen der dort vertretenen miteinander Kommunizierende gibt. Vor jeder Medientheorie zielte zunächst darauf, nach den Kommunikation - so ließe sich mit Hilfe des selbst nicht sinnhaften Voraussetzungen, dem Dispositiv-Modells einwenden - stehen aber Ort, den Trägern und den Modalitäten von Sinn Wahrnehmungsprozesse. Knut Hickethier hat Genese zu fragen8 Diese folgenreiche Interes das verschobene Interesse wie folgt zusammen senverschiebung fokussierte nicht länger Texte gefaßt oder Botschaften selbst als interpretierbare Trä »Kommunikationsgeschichte als Geschichte ger von Sinneinheiten, sondern untersuchte der Mediendispositive ist interessiert am Zu- 8 Rundfunk und Geschichte 22 (1996) sammenwirken der ganz unterschiedlichen Rah Modell zu erweitern, in dessen Mittelpunkt sich menbedingungen, innerhalb derer Kommunika Mediennutzung als Verhaltnis aus Apparat, Pro tion funktioniert, daran, wie sich diese Dispositive gramm und Subjekt konstituiert (Vgl. Grafik 2). im Nutzungsverhalten, in Erwartungsstrukturen Zwischen den drei Faktoren existiert eine Relati umsetzen, aber auch daran, wie sich innerhalb on gegenseitiger Bedingtheiten, die sich wech solcher Dispositive die Subjekte selbst mit ihrer selseitig beeinflussen. Diese Verhältnisse (und 10 Medienwahrnehmung verhalten.« nicht die Faktoren selbst) sind das eigentlich konstitutive Moment des Dispositiv-Modells. Dabei lassen sich in jede dieser Relationen Das Dispositiv als Strukturmodell gesellschaftliche Rahmenmomente einschreiben, für Rezeptionsprozesse die Medienrezeption über Elemente des sozialen Wissens und Handeins erst mitbestimmen. Sie bilden (anders formuliert) zugehörige Kontexte, Für eine pragmatisch orientierte Analyse von die über die eigentliche Rezeptionssituation her Rezeptionssituationen ist es hilfreich, das dyadi ausweisen und sie zurückbinden an die Institu sche Modell des Dispositivs (im Sinne eines tionen-, Programm- und Technikentwicklung. So Koppelungsverhältnisses) zu einem triadischen Kommunikatoren (setzen inhaltliche Intentionen um) Metaebene des Diskursiven Apparat Subjekt Bedienun Soziale Orga sation der Geräteindus ie Medien tzuung (schafft techn ehe Innovationen) (gibt Verh tensvorgaben) aus Wissenselementen Aufmerksamkeitszuwendung Grenzen der Reproduzierbarkeit Zeichenordnung Belebung mit Inhalten Grafik 2: Rezeptionsstruktur des Dispositiv-Modells

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Das mag banal klingen - geht man aber zurück in die 3.1., Anm. 102 und Kap. 3.2.2., Anm fast banal-alltäglichen Situation: Da sagt eine Leh-.
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