PARISER HISTORISCHE STUDIEN HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN HISTORISCHEN INSTITUT IN PARIS BAND VII ANTON HIERSEMANN . STUTTGART STUDIEN ÜBER DIE FRANZÖSISCHEN VOLKSSTÄMME DES FRÜHMITTELALTERS VON WALTHER KIENAST 1968 ANTON HIERSEMANN . STUTTGART Atribvrvçi © 1968 Anton Hîersemann, Stuttgart Alle Rechte, insbesondere des Nachdrucks und der Übersetzung, vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, das Werk oder Teile daraus auf photomechanischem oder sonstigem Wege (Photokopie, Xerographie, Mikrofilm u. a.) zu vervielfältigen Printed in Germany * Imprimé en Allemagne Schrift: 10/13 und 8/11 Garamond-Antiqua Monotype Satz und Druck: Großdruckerei Erich Spandel, Nürnberg VORWORT Als ich mich im Jahre 1955 mit dem damals erschienenen Werk von Jean Richard, Les ducs de Bourgogne et la formation du duché du XIe au XIVe siècle, Paris 1954 beschäftigt hatte (vgl. meine Besprechung HZ 184, 1957, 411-421), plante ich, in einem Aufsatz deutsche Stämme und deutsche Stammesherzogtümer, französische nationalités parti culières und französische duchés féodaux in ihren Wechselbeziehungen innerhalb der Grenzen und in ihren Entsprechungen über die Grenzen hinweg vergleichend darzustellen. Ich bemerkte sehr bald, daß der Stand der Forschung dazu nicht entfernt ausreichte. So vertiefte ich mich in langwierige Studien. In den späten 50er Jahren wurde der erste Hauptabschnitt dieses Buches, der die einzelnen Stämme behandelt, geschrieben und das Material für die folgenden Abschnitte gesammelt. Eine Unterbrechung trat ein, als sich die Notwendigkeit herausstellte, den Herzogstitel und seine Formen in einem besonderen Kapitel zu behandeln. Es zeigte sich bald, daß nur eine vollständige Sammlung wenigstens des gedruckten Materials ein einigermaßen sicheres Ergebnis gewährleistete. Jahrelange Arbeit war erforderlich. Die Untersuchungen sprengten durch ihren Umfang bei weitem den erwarteten Rahmen. Es entstand mein Werk über den Herzogstitel in Frankreich und Deutsch land, das Ende 1965 im Manuskript fertig vorlag und im Mai 1968 im Verlag Oldenbourg erschienen ist. Nach seinem Abschluß kehrte ich zum Ausgangspunkt zurück. Im ersten Hauptabschnitt der vorliegenden Schrift habe ich die seither erschienene Literatur eingear beitet, die drei folgenden Abschnitte wurden jetzt geschrieben: Davon sind Kapitel II und III - das letztere noch mit weniger Belegen als hier - inzwischen schon an anderer Stelle veröffentlicht. Die Studie über das Fortleben des gotischen Rechtes (Kapitel III) bildet das allein ausgeführte Teilstück eines viel weiter gespannten Planes: Ich hatte ursprünglich ganz Spanien einbeziehen und besonders auch das materielle Recht mit behandeln wollen. Aber die Aufgabe, gegenwärtig vielleicht unlösbar, hätte eine genaue Kenntnis des römischen Vulgärrechtes erfordert und mich bis zum Ende meines Lebens festgelegt. So beschränkte ich mich, VI Vorwort da in der wissenschaftlichen Literatur die spätere Anwendung der Lex Visigothorum vielfach unterschätzt wird, auf eine möglichst reiche Sammlung der in Südfrankreich und Katalonien ausgestellten Urkunden, welche die Lex Visigothorum allegieren. Vielen deutschen Universitäts- und Landesbibliotheken, besonders der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt habe ich zu danken für unermüdliche Hilfe bei der Beschaffung der von mir benötigten überaus zahlreichen Literatur. Wie bei meinem Buch über den Herzogstitel war mir die Unterstützung Dr. J. SEMMLERS vom Deutschen Historischen Institut in Paris unentbehrlich, meinem Assistenten Dr. G. RAUCH bin ich für mannigfachen Beistand dankbar. Besonders verpflichtet fühle ich mich der Deutschen Forschungsgemeinschft, die mir die Sachkosten für Fernleihe, Photokopien usw. ersetzte und meinen Assistenten in den letzten Jahren besoldete. Ich bin mir bewußt, daß dies kleine Buch ein großes Thema nicht erschöpfen kann. Möge es bessere und umfangreichere Nachfolger finden. Frankfurt am Main, im August 1968 WALTHER KIENAST INHALTSVERZEICHNIS I. Die einzelnen Stämme Einleitung Regionale oder stammesmäßige Gliederung Frankreichs /. Aufgabe der vorliegenden Untersuchung 4. Das Wort »Stamm« 4. Steinbach /. Wenskus 6. Sentiment national der nationalités provinciales 7. Stamm und Mundart 9. 1. Franci 10 Die drei Hauptvölker Franci, Burgundiones, Aquitani JÖ. Bedeutung des Namens Franci 10. Regnum Franciae, der König gebietet über mehrere regna 11. Maß und Bedeutung der fränkischen Siedlung 1$. Westfränkische Sprache 18. Frankonisierung der Galloromanen 19. Gentilizische Anschauungsweise 21. 2. Burgundiones 23 Burgundische Sprache, francoprovenzalische Mundart, Siedlung 23. Regionalisierung des Burgundernamens trotz gentiüzischer An schauung 26. Merowingisches Teilreich 28. Burgund in den karoüngi- schen Teilungen 28. Die Form des Königstitels in den beiden burgun- dischen Rhonereichen 29, Titel der Herzoge 31 und der Grafen 32 von Burgund. Der burgundische Herzogstitel der Zähringer 33. Abneigung gegen die deutsche Herrschaft im Königreich Burgund? $j. Die Bur gunder lignage des traîtres $6. Markgraf Gerhard von Vienne als burgundischer Nationalheld $j. Gens Burgundionum 38. Sentiment de la nationalité bourguignonne 40. Volkscharakter der Bourguignons und Franc-comtois 41. 3. Aquitanier 42 Keltische, römische, westgotische Zeit 42. Gotische Siedlung 43, kein gotischer Spracheinfluß 44. Fränkische Siedlung 4/. Merowingische Zeit, Herzogtum Aquitanien 46. Kg. Pippin unterwirft Septimanien und Aquitanien 47. Der Name Romani durch Aquitani ersetzt 48. Umfang der »Aquitania« 4p. Occitanische Sprache 49, Sprachgrenze zum Französischen jo. Haß zwischen Franzosen und Aquitaniern //. Unterkönigtum Ludwigs d. Fr. 72, Umfang seines Reichs //. Pippin VIII Inhaltsverzeichnis L, Umfang seines Reichs j6. Pippin II. jp. Weihe Karls des Kahlen, gültig für Aquitanien 62. Karl das Kind 6$. Ludwig d. St. 6;. Populus Aquitanorum und seine Handlungsfähigkeit 66. Landtage 67. Kirch liche Abgrenzung 67. Aquitanien in den karolingischen Reichsteilun gen 68. Vertrag von Verdun, Gegensatz von Franci und Aquitani 69. Bewußtsein der aquitanischen Sonderart 72. 4. Goti J4 Goten - Goti 74. Goti im Frankenreich 7/. Goti - Hispani 77. Theo- dulf von Orléans 77, Nachkomme der alten Goten 82. Germani, Ger mania 82. Theotiscus, theutonicus 84. Sprachverwandtschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl der Germanen 8j. Gotischer Einfluß im Karolingerreich 87. 4a. Katalanen 8$ Katalanische Sprache 8p. Guifred el Pilos, der Nationalheld 90. Eigen ständigkeit 91. Bindung an Frankreich 91. Abwendung von Frank reich 93. Die katalanische Nation 94. 5. Normannen $j Entwicklung der Herzogsmacht 96. Herzogsinvestitur 98. Nor mannische Siedlung 100. örtlich beschränkte Kontinuität der fränki schen Zustände 102. Nordische Ortsnamen 107. Heidentum 107. Fränkisches Recht und normannische Coutume 108. Verbindung mit Skandinavien 109. Romanisierung der Normannen ///. Skandina vische Lehnwörter 112. Normannische Dialektgrenze iiß. Volks charakter iiß. 6. Bretonen /// Keltisches Volk mit eigener Sprache ///. Kämpfe gegen die Karolin ger 116. Bretonische Könige und ihre Krönung 117. Verschiedene Titel I2ß> Rei Bret 124. Volkscharakter 124. 7. Waskonen 12 j Basken nichtindogermanisches Volk mit eigener Sprache I2j. Basken, Gascogner, Waskonen izj. Aufstände und Grenzerweiterung gegen das Frankenreich 126. Gascognische Sprache 127. Volkscharakter 128. Schluß 128 Gentile und regionale Stämme 128.