Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen Wolfgang Kokoska Struktur und Effizienz berufsvorbereitender Maßnahmen Eine Längsschnittuntersuchung von Förderungslehrgängen für noch nicht berufsreife Jugendliche FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN-WESTF ALEN Nr. 3044 / Fachgruppe Geisteswissenschaften Herausgegeben vom Minister für Wissenschaft und Forschung Dr. Wolfgang Kokoska M. A. Projektleitung: Prof. Dr. J oachim H. Knoll Institut für Pädagogik der Ruhr-Universität Bochum Struktur und Effizienz berufsvorbereitender Maßnahmen Eine Längsschnittuntersuchung von Förderungslehrgängen für noch nicht berufs reife Jugendliche Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1981 CIP-Kurztitelaufnahrne der Deutschen Bibliothek Knoll, Joachim H.: Struktur und Effizienz berufsvorbereitender Massnahmen : e. Längsschnittunters. von För derungslehrgängen für noch nicht berufsreife Jugendliche / Joachirn H. Knoll ; Wolfgang Kokoska. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1981. (Forschungs berichte des Landes Nordrhein Westfalen ; Nr. 3044 : Fachgruppe Geistes wiss.) NE: Kokoska, Wolfgang:; Nordrhein-Westfalen: Forschungsberichte des Landes ••• ISBN 978-3-531-03044-9 ISBN 978-3-663-14305-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-14305-5 © 1981 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1981. - III - Inhalt Einleitung VII 1 Jugendberufsnot: Problemstrukturen im 1 Bildungs- und im Beschäftigungssystem 1.1 Entwicklung und Ursachen des Problems 1 1.1.1 Quantitative Entwicklung 1 1.1.2 Strukturelle Hintergründe der Jugend 5 berufsnot 1.1.2.1 Arbeitsorganisatorische Entwicklung und 6 Qualifikationsstruktur 1.1.2.2 Bildungspolitische Reformansätze 9 1.1.2.3 Demographische Faktoren 11 1.1.2.4- Pädagogisch-institutionelle Einfluß 12 größen 1.1.2.5 Individuelle Disposition 13 1.2 Gruppen von Arbeitslosigkeit betroffe 16 ner Jugendlicher 1.2.1 Jugendliche mit Berufserfahrung 17 1.2.1.1 Jugendliche mit abgeschlossener Ausbil 17 dung 1.2.1.2 Ausbildungsabbrecher 19 1.2.1.3 Ungelernte Jugendliche 21 Exkurs: Weibliche Jugendliche 22 1.2.2 Jugendliche ohne Berufstätigkeit 24- 2 Maßnahmen und Konzepte gegen Jugend 28 berufsnot 2.1 Beschäftigungspolitische Ansätze 29 2.2 Bildungspolitische Ansätze 31 2.2.1 Kapazitive Erweiterungen im dualen Aus 32 bildungs system 2.2.2 Ausbau schulischer Bildungsgänge 36 2.2.3 Das Berufsvorbereitungsjahr 39 2.2.4- Berufsvorbereitende Maßnahmen im außer 45 schulischen Bereich 2.2.4-.1 Zielsetzung und Programmatik 45 2.2.4-.2 Maßnahmen und Inhalte 52 2.2.4-.3 Quantitative Entwicklung 58 2.2.4-.4- Träger der Maßnahmen 63 - IV - 2.2.4.5 Berufsübergang 64 3 Anlage und Methoden der Untersuchung 67 3.1 Untersuchungsansatz 67 3·1.1 Zielsetzung 67 3.1.2 Zum Konzept der Datensammlung 70 3.2 Untersuchungspopulation 74 3.2.1 Grundgesamtheit des Lehrgangs 74 3·2.2 Stichproben der Teilerhebungen 76 3.2.2.1 Erstbefragung und Zwischenbefragungen 77- 3·2.2.2 Population der Abschlußbefragung 79 3.2.3 Erhebungsschritte 83 3.2.3.1 Thematik und Anlage der Nachbefragungen 85 3.2.3.2 Ausbilder- bzw. Firmenbefragung 86 3.2.3.3 Ergänzende Befragung von Lehrgangsteil 87 nehmern 3.2.4 Mündliche Abschlußbefragung der Lehr 88 gangsabsolventen 3.2.4.1 Thematisch-struktureller Bezugsrahmen 88 3.2.4.2 Methodische Aspekte des Fragebogens 90 4 Konzeption und Realisation des BFL 93 4.1 Zur Genese des Modells 94 4.2 Die Struktur des Förderungslehrgangs 96 4.2.1 Übergreifende Aspekte 96 4 •. 2.1.1 Programmatischer Ansatz 96 4.2.1.2 Berufsfeldbezug 99 4.2.1.3 Organisatorischer Rahmen des unter 111 suchten Lehrgangs 4.2.2 Werkpraktische Unterweisung 115 4.2.2.1 Allgemeine Zielsetzung 116 4.2.2.2 Berufsfindungsphase 118 4.2.2.2.1 Berufsfeldangebot 121 4.2.2.2.2 Differenzierungskriterien 123 4.2.2.2.3 Berufsfeldurchlauf 128 4.2.2.2.4 Zur Problematik des Rotationsprinzips 139 4.2.2.3 Eignungsgruppen 141 4.2.2.4 Beurteilung der Jugendlichen 152 4.2.3 Fachtheoretische Unterweisung 160 4.2.3.1 Allgemeiner Rahmen 160 4.2·3.2 Der Lehrplan der Fachtheorie 163 4.2.3.3 Zur Differenzierung des Unterrichts 166 4.2.3.4 Nachträglicher Hauptschulabschluß 171 - v - 4.2.3.5 Berufsschule 177 4.2.4 Sozialpädagogische Begleitung 178 4.2.4.1 Sozialpädagogisches Grundverständnis 178 4.2.4.2 Sozialpädagogische Begleitung als eigen 185 ständiger Lehrgangsbereich 4.2.4.2.1 Freizeitpädagogische Arbeit 187 4.2.4.2.2 Soziales Training, Gemeinschaftser- 196 ziehung 4.2.4.2.3 Elternarbeit 201 5 Die Effizienz des Lehrgangs 204 Teilnehmerstruktur der Abschlußbe 206 fragung Beruflicher Werdegang der Lehrgangs 210 absolventen 5.2.1 Berufseinmündung 210 5.2.1.1 Einmündungszahlen 211 5.2.1.2 Berufsstruktur der Einmündung 217 5.2.1.3 Die Bedeutung von Eignung und Neigung 225 für die Einmündung 5.2.2 Ausbildungsverlauf und beruflicher 231 Werdegang 5.2.2.1 Ausbildungsabschluß und -ab.bruch 233 5.2.2.2 Gründe für Ausbildungsabbruch 244 5.2.2.3 Berufswechsel, Arbeitslosigkeit 254 5.2.3 Betrieblich-beruflicher Rahmen 260 5.2.3.1 Probleme und Schwierigkeiten in der 262 Berufstätigkeit Berufszufriedenheit und Sicherheits 272 streben Betriebsseitige Verhaltensweisen gegen 280 über Lehrgangsteilnehmern 5.2.!I- Berufsschule 281 5.2.4.1 Organisatorischer Rahmen des Berufs 282 schulunterrichts 5.2.4.2 Probleme und Schwierigkeiten in der 283 Berufsschule 5.2.5 Weiterbildung 288 5.3 Dimensionen sozialen Verhaltens 289 5.3.1 Sozialbeziehungen der Teilnehmer 290 5.3.1.1 Kontakte zu Teilnehmern und Mit 290 arb.ei tern im BFL 5.3.1.2 Soziale Beziehungen im soziokulturellen 293 Umfeld 5.3.2 Freizeitverhalten 297 - VI - 5.3.2.1 Anregungen aus dem Lehrgang 298 5.3.2.2 Allgemeines Freizeitverhalten 302 5.3.3 Politisch-gesellschaftliches Verhalten 306 5.3.3.1 Beruflich-politische Informiertheit 307 5.3.3.2 Politisches Engagement im Betrieb 310 5.3.4 Rollenerwartungen bezüglich Haushalt 313 und Familie 5.4 Bewertung des Förderungslehrgangs durch 316 die Teilnehmer 5.4.1 Affektive und reflektierte Beurteilung 317 5.4.2 Bedeutung des Lehrgangs für die persön- 318 liehe Entwicklung 6 Zusammenfassende Darstellung und Beur- 322 teilung des untersuchten Förderungs- modells Anmerkungen 336 Literaturverzeichnis 378 397 Anhang - VII - Einleitung Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, insbesondere des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt, ist zu Beginn der 80er Jahre auch in der Bundesrepublik Deutschland weiter hin virulent. Sowohl in ökonomischer, politischer als auch pädagogischer Dimension sind die strukturellen Merkmale der Ausbildungs- und Berufsnot Jugendlicher noch immer aktuell. Ist zwar einerseits eine gewisse Entspannung insofern einge treten, als die rapide, krisenhafte Ausweitung der Betroffen heit im Verlauf der 70er Jahre zum Stillstand und Rückgang gekommen ist, so kann andererseits immer noch nicht die Rede von einer Bewältigung oder gar dem Ende jugendlicher Berufs startschwierigkeiten sein. Nach dem Tenor gegenwärtiger Wirtschaftsprognosen ist vielmehr davon auszugehen, daß auch noch in absehbarer Zeit beschäftigungs- und arbeitsmarkt intervenierende sowie schul- und berufsbildungspolitisch orientierte Instrumentarien und Strategien, diesem uner wünschten Phänomen gegenzusteuern, erforderlich sein werden. Zumal die Nahtstelle des Übergangs vom allgemeinbildenden in den beruflichen Sektor bedarf auch fernerhin besonderer Zu wendung, markiert sie doch nach wie vor für einen beträcht lichen Teil von Schulabgängern eine nachhaltige Barriere zu qualifizierter Berufsausbildung und beruflicher Tätigkeit. Dieses Problem des Berufseinstiegs erhält sogar nunmehr zu nehmende bildungspolitische Brisanz. Es ist nicht zu über sehen - selbst wenn man erste vorliegende Daten vorsichtig aufnimmt -, daß die schulischen zur Berufsvorbe Maßn~hmen reitung, die gerade aus den genannten Übergangsproblemen heraus konzipiert worden sind, die intendierte und erhoffte Wirkung bei weitem nicht erzielen. Ihnen werden in zunehmen dem Maße ,die Förderungslehrgänge der Arbeitsverwaltung, die im wesentlichen durch das schulische Berufsvorbereitungsjahr abgelöst worden sind, als erfolgreichere Alternative gegen übergestellt. - VIII - Ein solches Modell außerschulischer Berufsvorbereitung ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Es geht im folgen den um die auch empirisch überprüfte Analyse einer ausge wählten institutionellen Steuerungsmaßnahme zur Chancenver besserung von Schulabgängern ohne Ausbildungs- oder Arbeits platz. Aus dem Spektrum praktizierter Förderungslehrgänge ist mithin eine Maßnahme ausgewählt worden, und zwar ein Lehrgang eines Trägers. Gleichwohl ist das Anliegen, über die konkrete Maßnahme hin ausgehende Aussagen zu gewinnen. Die Analyse soll so differen ziert vorgenommen werden, daß wesentliche Befunde generali siert, d. h. auf konzeptionelle Momente des Maßnahmetyps ins gesamt übertragen werden können, wobei allerdings träger spezifische Besonderheiten in ihrer intervenierenden Wirkung nicht übersehen ·werden dürfen. Das Ausbildungs- und Beschäftigungsrisiko Jugendlicher - häufig umschrieben mit dem Begriff Jugendberufsnot - weist auf ein komplexes,strukturell und existenziell bedrohliches Syndrom hin, das zumindest einen Teil der nachwachsenden, ins Erwerbs leben tretenden Generation potentiell in die Gefahr beruf licher und sozialer Desintegration bringt. Diese Situation ge bietet immer noch die öffentliche Aufmerksamkeit und politische Intervention im Hinblick auf das Problem. Der problemanalytische Zugriff erweist die Interdependenz von konstituierenden Faktoren, deren differente Wirksamkeit wiederum unterschiedlich betroffene Problemgruppen hervorbringt. So können nicht allein individuelle Defizite, manifestiert etwa im fehlenden Schulabschluß oder Lernbehinderungen, zur Er klärung von Jugendberufsnot bemüht werden. Sie ist auch zu be greifen als Folgeerscheinung wirtschaftsstruktureller Ver änderungen und (auch globaler) konjunktureller Entwicklungen, die - akut spürbar seit den 70er Jahren - zu einer Verknappung von Arbeits- und zumal Ausbildungsplätzen geführt hat. Hinzu - IX - treten u. a. arbeitsorganisatorische Veränderungen im Zeichen des technischen Wandels und bevölkerungsstrukturelle Ver schiebungen im Zusammenhang der in das Bildungs- und Be schäftigungssystem drängenden geburtenstarken Jahrgänge. Des weiteren komplizieren schulische (z. B. die Funktion der Hauptschule betreffende) und b~triebliche (die Qualifizierung durch Ausbildung betreffende) Selektionsmechanismen den Über tritt von der Schule in eine Berufsausbildung oder in ein Arbeitsverhältnis und von der Ausbildung in ein Arbeitsver hältnis. Ebenfalls beeinflussen sie die Ausgliederung aus einem Beschäftigungsverhältnis. Angesichts dieser - hier nur skizzenhaft umrissenen - krisen haften Entwicklung von Ausbildungs- und Beschäftigungschancen sind vielfältige Lösungsstrategien und Gegensteuerungsmaßnahmen individueller und institutioneller Ausprägung für die betrof fenen jugendlichen Problemgruppen zum Einsatz gebracht worden. Dabei handelt es sich z. T. um neu konzipierte, teilweise . auch um bereits bestehende, nunmehr auf die spezielle Situation hin aktualisierte Bemühungen. Dabei kommt den Programmen gegen die Jugendberufsnot, seien sie nun ?eschäftigungs- oder bildungspolitischer Provenienz, neben der intendierten Zielsetzung, individuelle Qualifi zierung und Beschäftigung zu sichern, realiter eine bedeuten de Entlastungsfunktion für den Ausbildungs- und Arbeitsstellen markt zu: Einerseits sollen finanzielle Anreize an potentielle Beschäftiger zur Ausweitung des Volumens an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen günstige Rahmenbedingungen initiieren. Anderer seits laufen die Bemühungen dahin, durch schulische und außerschulische Förderungsmaßnahmen individuelle Defizite der betroffenen Jugendlichen.abzubauen. Bei einer derartigen kapazitäts- und zielgruppenorientierten Strategie ergeben sich u. a. dahingehend Probleme, inwieweit eine eng an den Bewegungen des Arbeitsmarktes orientierte