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Stresskrankheiten. Vorbeugen und behandeln mit chinesischer Medizin PDF

549 Pages·2006·15.439 MB·German
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Zuschriften und Kritik an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Lektorat Komplementäre und Integrative Medizin, Karlstraße 45, 80333 München Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfah- rungen. Autoren, Herausgeber und Verlag dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das ent- bindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpfl ichtung, anhand weiterer schriftlicher Informati- onsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Bibliografi sche Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 1. Aufl age 2006 © Elsevier GmbH, München Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH. 06 07 08 09 10 5 4 3 2 1 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Planung und Lektorat: Christl Kiener, München Projektmanagement: Petra Münzel-Kaiser, München Redaktion: Dr. Petra Zimmermann, Braunschweig Grafi ken: Henriette Rintelen, Velbert Register: Dr. Ursula Osterkamp-Baust, Ottobrunn Herstellung: Marion Kraus, München, Ute Landwehr-Heldt, Bremen Satz: Kösel, Krugzell Druck und Bindung: Krips, Meppel/Niederlande Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm Titelfotografi e: CORBIS ISBN-13 978-3-437-57560-0 ISBN-10 3-437-57560-0 Aktuelle Informationen fi nden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com noll_kirschbaum_Stress.indd IV 05.04.2006 13:34:15 Uhr Vorwort Stress ist in aller Munde – er schädigt, nervt, verausgabt, macht krank, demotiviert, macht Angst, zerstört Beziehungen. Kaum ein Hilfe suchender Patient, der seine gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht mehr oder weniger auf das gestresste Dasein zurückführt. In diesem Buch versuchen wir nun auf der einen Seite herauszuarbeiten, was Stress eigentlich aus Sicht der chinesischen Medizin ist. Auf der anderen Seite geht es darum, welche Lösungskonzepte sich aus der Jahrtausende alten Tradition der chinesischen Medizin und Philosophie für unser heutiges Leben hier im Westen ableiten lassen. Konfuz ianismus, B uddhismus und Taoismus, die drei Religionen oder Weltsichten Asiens, schufen vor 2500 Jahren heute noch überaus erprobte und bewährte Lehr- und Lebensweisen. Sie können dem Menschen einen Weg weisen aus Elend und Leid, auch aus dem Stress des täglichen Daseins. Stress, also Konfl ikte des Ein- zelnen im Kampf des Lebens, gab es zu allen Zeiten. In unserer heutigen Welt lassen sich nun – mit den Methoden der chinesischen Medizin – zahlreiche Erkrankungen behandeln, die spezifi sch für westliche Reaktionsweisen sind: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Disharmonien, Magen-Darm- oder Hauterkrankungen. Dieses Buch ist ein Versuch, die großen Möglichkeiten von Akupunktur und Arzneimitteltherapie, D iätetik, Qigong, Taiji und Tuina in der Behandlung aufzuzeigen, gerahmt und mit dem geziemenden „Beiwerk“ versehen durch einen angemessenen Teil, der der großen Gewichtung von Philosophie und Sinologie gerecht wird. Verständlich wird auch uns im Westen die chinesische Medizin in ihrem Kern vor allem dadurch, dass das historische, kulturelle und soziale Umfeld berücksichtigt wird, in dem die verschiedenen Konzepte der Heilkunde entstanden sind. Die zahlreichen Autoren, die an der Entstehung dieses Buches beteiligt waren, haben sich aber schwerpunktmäßig der praktischen Relevanz der Themen gewidmet. Vieles blieb trotz des großen Umfangs und der Menge der Beiträge auf der Strecke – zahlreiche häufi ge gesundheitliche Störungen, psychologische Probleme, die Situation im Alltag, spezielle Störungen u. v. m. konnten nicht dargestellt werden – obgleich es mit Sicherheit auch hierfür Konzepte gibt. Im Vorfeld des Rothenburger Kongresses 2005 wurde das Thema dieses Buches von den Herausgebern, dem Lektorat und der Kongressleitung gefunden. Dort war dann auch der Pool, aus dem in der Planungs- phase zum 38. TCM-Kongress zahlreiche Referenten, die 2006 als Dozenten dort tätig sind und zusätzlich als Autoren gewonnen werden konnten. In kurzer Zeit – mit ein wenig Stress – gelang uns dann dieses Projekt, das die Vielfalt und Kreativität dieses alljährlichen Kongresses widerspiegelt. Dem Vorstand der AGTCM als Veranstalter dieses Kongresses sei an dieser Stelle gedankt. Dem Rothen- burger TCM-Kongress, der seit nunmehr 38 Jahren jährlich ab Christi Himmelfahrt in diesem mittelalter- lichen fränkischen Städtchen stattfi ndet, sei dieses Buch hiermit gewidmet. Besonderer Dank gebührt der Lektorin dieses Buches beim Elsevier-Verlag, Frau Christl Kiener. Ihr haben wir das Zustandekommen des Konzepts und die sicherlich recht arbeitsintensive Realisierung zu verdanken. Ihre Herausgeber Andreas A. Noll, München Barbara Kirschbaum, Hamburg V noll_kirschbaum_Stress.indd V 05.04.2006 13:34:15 Uhr Autorenverzeichnis Dr. med. Verena Baustädter Barbara Kirschbaum Hasnerstr. 29/9, 1070 Wien, Österreich Grindelberg 77, 20144 Hamburg Ulla Blum Gudrun Kotte Leibnizstr. 33, 10625 Berlin Gneiststr. 7, 10437 Berlin Lilian Bridges Dr. Katharina Krassnig 11406 NE 106th Lane, Kirkland, WA 98033, USA Leonhardstr. 54/5/28, 8010 Graz, Österreich Oswald Elleberger Prof. Dr. med. Gertrude Kubiena Ruckerlberggasse 47, 8010 Graz, Österreich Weimarer Straße 41, 1180 Wien, Österreich David Euler Dr. phil. Manfred Kubny 8 Centre Street, Natick MA 01760, USA Liegnitzer Str. 25, 10999 Berlin Dr. Claudia Focks Yair Maimon Am Skibuckel 16, 78628 Rottweil 10 Shazar Street, 52247 Ramat Gan, Israel Heiner Frühauf Dr. med. Ulrich März P. O. Box 402, Corbett OR 97019, USA Engelgasse 4, 89073 Ulm, Donau Dr. Thomas Gefaell Wilhelm Mertens Eckberger Weinstr. 35, 8462 Gamlitz, Österreich Rehmstr. 18, 22299 Hamburg Dr. phil. Dagmar Hemm Dr. med. Hamid Montakab Elisenstr. 5, 80335 München Prafi rmin 604, 1965 Saviese, Schweiz Dr. phil. Dominique Hertzer Josef V. Müller Ammerseestr. 25, 86919 Utting Seestraße 45, 8002 Zürich, Schweiz Petra Hinterthür Michael Noack Erikastr. 55, 20251 Hamburg Beuckestr. 15, 14163 Berlin Dr. Andreas Höll Andreas A. Noll Hauptstr. 28/1, 2340 Mödling, Österreich Elisenstr. 5, 80335 München/ Drakestr. 40, 12205 Berlin Dr. Henrik Jäger Am Weidengraben 66, 54296 Trier Jacqueline Peineke Drakestr. 40, 12205 Berlin Andreas Kalg Turnierstr. 9, 78462 Konstanz Dr. med. Florian Ploberger Zieglergasse 66/6, 1070 Wien, Österreich VI noll_kirschbaum_Stress.indd VI 05.04.2006 13:34:16 Uhr Dr. med. Michael Plötz Beatrice Trebuth Moltkestr. 56, 20253 Hamburg Hüxtertorallee 2B, 23564 Lübeck Clemens Prost Mag. med. Ru Xie-Ritzer Carl-Herz-Ufer 31, 10961 Berlin Waldschmidtstr. 2, 94034 Passau Dr. med. Ralph Raben Wu Yanping Ottenser Hauptstr. 33, 22765 Hamburg Akupunkturpraxis/Akupunkturakademie Claudiusstr. 3, 10557 Berlin Rolf Rothe Ferdinand-Maria-Str. 2a, 82319 Starnberg Prof. Dr. Yuan Heping Hubertusstr. 35, 76532 Baden-Baden Harro von Senger Vieux Châtel 13, 2000 Neuchâtel, Schweiz Dr. med. Karl Zippelius Costa San Giorgio 12, 50125 Firenze, Italien Dr. med. Vietnam Minh Yen Tran Flammenkamps Berg 6, 32805 Horn-Bad Meinberg VII noll_kirschbaum_Stress.indd VII 05.04.2006 13:34:16 Uhr Zum Thema Ist Stress etwas Neues? Ein typisch westliches und modernes Phänomen? Die in diesem einfüh- renden Abschnitt zu fi ndenden Beiträge versuchen eine Verbindung herzustellen zwischen den Vorstellungen, die durch unser hiesiges Umfeld, unseren soziokulturellen Kontext geprägt wur- den, und den Vorstellungen, die aus dem Ursprungsland der chinesischen Medizin selbst kom- men. Da geht es um die Frage, warum wir „Westler“ ausgerechnet dem Osten so zugeneigt sind, wenn es um Gesundheit und Wohlbefi nden geht (A. Noll). Deutlich werden die Unterschiede zwischen unseren Vorstellungen von Glück und Stressfreiheit, wenn man betrachtet, was den Chinesen im kaiserlichen China „gestresst“ hat – Parallelen und Unterschiede zu erkennen kann dazu beitragen, auch unsere Vorstellungen zu hinterfragen und zu relativieren (D. Hemm). Auch im Huangdi neijing spiegelt sich dies wider. D. Hertzer hat in ihrem Beitrag untersucht, was in diesem Klassiker über Wünsche, Begierden und Gefühle geschrieben wurde. Um die Zusammenhänge zwischen Zeit und Lebenszeit, um Schicksal und Lebensgestaltung aus Sicht der klassischen Literatur geht es bei dem Beitrag „Stressempfänglichkeit und -belastbarkeit“ (M. Kubny). Einen Überblick über die schädigenden Emotionen fi nden Sie in „Die 7 Typen des Stress“ – Wut, Freude, Grübeln, Sorgen, Trauer, Angst und Schreck sind aus Sicht der TCM die klassischen Faktoren, die den Menschen in eine Stresssituation bringen können (Y. Maimon). „Huizii fragte den Zhuangzi: ‚Haben die Menschen also keine Gefühle?‘ Zhuangzi sagte: ‚So ist es‘. Huizi erwiderte: ‚Ein Mensch zu sein und dabei keine Gefühle zu haben, wie kann man ihn als Menschen bezeichnen?‘ Zhuangzi antwortete: ‚Das dao gab dem Menschen seine Er- scheinung und der Himmel gab ihm seine Gestalt, wie könnte man ihn da nicht als Menschen bezeichnen?‘ Huizi fragte: ‚Aber sobald man ihn als Menschen bezeichnet, wie kann er da keine Gefühle haben?‘ Zhuangzi erwiderte: ‚Das ist es nicht, was ich als keine Gefühle haben bezeichnet habe, es bedeutet vielmehr, dass ein Mensch nicht mit Zuneigung und Ablehnung im Inneren sein Selbst verletzt, er sollte regelmäßig der Natur folgen und dem Leben nichts hinzufügen.‘“ noll_kirschbaum_Stress.indd 1 05.04.2006 13:34:19 Uhr 1 Stresslösung im Fernen Osten Andreas A. Noll Inhalt mehr muss der andere agieren. Das birgt Konfl ikt- potenzial und führt dann zu „Stress“. Wir hier im Westen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Im Folgenden möchte ich versuchen Mechanismen a Individualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 zur (Er-) Lösungssuche darzustellen – nicht um sie m Freiheit und Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 in Frage zu stellen oder zu bewerten, sondern um he Einschränkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 letztendlich den gemeinsamen Nenner zu fi nden, m T Das Fremde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 der es dem Therapeuten im Westen möglich macht, u Z die Besonderheiten des Ostens zu nutzen. Seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts Wir hier im Westen … ist der Begriff „Stress“ zu einem ausgesprochen häufi g benutzten Begriff geworden. Ursprünglich Individualität benutzt, um die Reaktion eines Tieres in Gefahren- situationen zu beschreiben, dient er nun als Cha- rakterisierung eines Zustandes dauernder und be- Der einzelne Mensch ist eigentlich schon immer ein lastender Konfl iktsituationen. Diese müssen durch gesellschaftliches Wesen gewesen. Er sucht den Part- keine konkreten Gefahren ausgelöst werden. Das ner, die Gruppe, den Kontakt und die Interaktion mit Gefahrenpotenzial der heutigen Welt für den einzel- anderen Menschen. Mit Beginn der Aufklärung – nen Menschen reicht häufi g aus, um eine dauernde eigentlich jedoch schon 200 Jahre früher mit der „Habachtstellung“ zu bewirken. Und so besucht Reformation – wurde nun aber der einzelne Mensch heute kaum ein Patient unsere Praxen, der nicht als eigenverantwortliches, autonom agierendes We- zumindest einen Teil seiner Krankheitsgeschichte sen entdeckt. Davor war sein Leben und Handeln auf „Stress“ zurückführt. Worin bestehen nun diese durch religiöse und staatliche Zwänge reguliert und erlebten, gespürten Gefahrenpotenziale, und was bestimmt worden. Und nun, im ausgehenden führt immer mehr Menschen dazu, die Befreiung, 18. Jahrhundert auf dem vorläufi gen Höhepunkt der die Erlösung hieraus in fernöstlichen Methoden zu Aufklärung, forderte Kant den mündigen Bürger: suchen? Was ist das besonders Attraktive z. B. an der chinesischen Medizin, das die Menschen in Scharen Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus sei- zu Qigong, Taijiquan, Meditation, Akupunktur und ner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmün- Kräuterheilkunde treibt? digkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes „Stress“ bedeutet immer, dass der einzelne Mensch, ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstver- das „In-dividuum“, also das unteilbare Wesen, in schuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache Konfl ikt mit seiner Umwelt gerät. Zwischen die- derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern sen beiden Komponenten des Daseins besteht ein der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner inniges Wechselspiel. Je mehr eine Verbindung be- ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere steht zwischen dem Einzelnen und den Anderen, aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu desto mehr tritt das Spiel des Miteinanders in den bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Vordergrund. Und je mehr der eine Part will, desto (Kant, Werke. Bd. XI, S. 51) 2 noll_kirschbaum_Stress.indd 2 05.04.2006 13:34:20 Uhr Dieses Postulat bewirkte bahnbrechend eine bis ihnen eine Vielzahl von Beziehungen, die bis dato heute das Denken der – westlichen! – Menschen be- die Identität und das Selbstverständnis jedes Einzel- stimmende Geisteshaltung. Es bewirkte die Domi- nen bestimmt hatten. Jeder Einzelne erfährt jedoch nanz des Individuums, das Ziel seiner Befreiung aus seine Relevanz, seine ganz persönliche Wichtigkeit Unmündigkeit und Abhängigkeit. Erst der Mensch, aus dem, was er für seine Mitwelt darstellt. Ohne der sich ausschließlich seines Verstandes und somit diese Mitwelt steht er alleine und bedeutungslos da. der Vernunft bedient, ist mündig und kann sein Ver- Nicht nur die Wertschätzung bildet seine Identität. halten dann so lenken, dass es gesellschaftliche Kon- Sondern die Stellung in einem äußeren Zusammen- sequenzen, also Folgen für sein Handeln gegenüber hang, in einem mit-gesellschaftlichen Kontext. Der n e Anderen hat: „Handle so, dass die Maxime deines einzelne Mensch defi niert sich über seine Funktion st O Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allge- im Zusammenspiel mit anderen: er ist der Chef oder n meinen Gesetzgebung gelten könne.“ (Kant, Kritik der Mitarbeiter, der Vater oder das Kind, der Mann e n der praktischen Vernunft, S. 140) oder die Frau, der Deutsche oder der Franzose usw. er F Das Individuum war konstatiert, und mit ihm das Ohne eine Mitwelt fehlt diese Identität. Und ohne m Streben nach individueller Freiheit und Vervoll- diese feste Bindung in einem ontologischen Netz i g kommnung. fehlt dem Menschen die Orientierung und Defi nition n u Die Folgezeit bis heute war dann bestimmt durch seiner Selbst. Angst, Unsicherheit und Haltl osigkeit s ö die Frage, wodurch der Mensch denn noch – außer sind die Folgen. sl s durch die Vernunft – bestimmt werden kann. Die e r verschiedensten Ansätze gab es, jenseits von reli- Bindungen im Netz St giösen Vorstellungen, die ja bis dato das Dasein 1 als gottbestimmt und gottgelenkt defi niert hatten. Schauen wir uns einmal an, wie es mit den Bin- Nietzsche erklärte „Gott ist tot“ und kreierte in sei- dungen und somit der Gesellschaftlichkeit unseres nem „Zarathustra“ den Übermenschen, der sein in Daseins aussieht. Nicht lamentierend ob vergan- ihm steckendes Potenzial optimal entfalten konnte. gener schöner Zeiten, sondern konstatierend und Es gab die Suche nach einer dem Menschen inne- wohl ahnend, dass sich nach der Aufl ösung beste- wohnenden sittlichen Kraft, und es gab frühzeitig hender Netzwerke neue Bindungen bilden, auf an- auch die Betrachtungen anderer Weltanschauungen deren Ebenen, in anderen Räumen. unter dem Aspekt von Lösungsmöglichkeiten. Erin- In der kleinsten Zelle der Gesellschaft, im Minimal- nert sei hier an die immerhin 150 Jahre andauernde konsens zwischenmenschlicher Beziehungen, was Wirkung der Ideen von Karl Marx. Mit der Zeit die gesellschaftliche Relevanz betrifft: in Ehe und entwickelten diese Ideale von individueller Frei- Familie bestimmen Scheidungen und Patchwork- heit ein reges Eigenleben, gelegentlich in Gestalt familien das Leben von über 30 % der Menschen von menschenvernichtenden Feldzügen. Auch Kon- bei uns. Gemeinschaften von Jahrzehnten, wie ei- sumdenken und Karrieregeist erwuchsen zu neuen gentlich mit der Ehe konzipiert, sind die Ausnahme Gottheiten, denen auch persönliche, aber vor allem geworden. Die Alten verschwinden irgendwo im gesellschaftliche Opfer dargereicht werden müssen. tabuisierten Dunkel der Seniorenresidenzen, nichts- Und namens der Rechte der Menschen werden auch nutzig für die Enkel, Kinder und Gesellschaft. Groß- Menschen gelegentlich geopfert … familien mit mehr als zwei Generationen sind mit suspekter Anerkennung bedachte Raritäten. Identität Die Religionen boten eine Orientierung für Diesseits und Jenseits. Zudem klare moralische und ethische Neue Orientierungen tauchten dann im 20. Jahrhun- Verhaltenskodizes. An ihre Stelle traten neue Reli- dert auf, schufen Perspektive und Handlungsmaxi- gionen („Sekten“), viele orientalische Religionen, men. Immer weiter reduziert auf das Handeln des aber auch eine Renaissance der Religiosität, wie sie Einzelnen wurde und wird das persönliche Glück zum einen aus dem calvinistisch-protestantischen und Wohlbefi nden, die Erfüllung persönlicher Be- Nordamerika in den mächtigen „Megachurches“ dürfnisse immer wichtiger. Die gesellschaftliche der Evangelikalen wie auch aus der Auseinander- Rolle des Einzelnen trat und tritt – dieses ist ein setzung mit ethisch-religiösen Fragen erwuchs. Die andauernder Prozess – mehr und mehr in den Hin- Möglichkeiten der Gentechnik bieten zudem hinrei- tergrund. Alte Bindungen werden gelöst, und mit chend Grund für diese Fragestellungen, aber auch 3 noll_kirschbaum_Stress.indd 3 05.04.2006 13:34:20 Uhr die notwendige inhaltliche Auseinandersetzung mit der Freiheit, aber sie garantieren dem einzelnen Buddhismus und vor allem dem Islam. Menschen in der Bindung, die hierdurch geschieht, Der Tod konfrontiert jeden einzelnen Menschen und die Identität und Orientierung. Es entsteht ein Netz seine unmittelbare Umwelt mit der Frage von Indivi- von Beziehungen, ein Netzwerk mit unendlich vie- dualität und Autonomie. Die im letzten Jahrhundert len Verknüpfungen, in dem jeder Einzelne genau immer mehr zunehmende Tabuisierung des Alterns weiß – oder wissen sollte –, wo sein persönlicher und des Todes spiegelt die Hilfl osigkeit unserer Standort und sein individueller, unschätzbarer und Gesellschaft im Umgang mit der Verabsolutierung gesellschaftlich unverzichtbarer Platz ist. Die Struk- der Freiheit und Ratio wider. Es bleibt die Angst, tur, die sich hierdurch ergibt, defi niert somit Ver- wie beim Umgang mit allem Irrationalen. Es bleibt schiedenes: Zum einen erfährt er in seinem indivi- aber nichts, was dem Einzelnen eine über die Exis- duellen Freiheitsstreben eine Einschränkung. Es ist tenz hinausgehende Identität gibt. So geschieht es eine Frage der Abwägung, ob er im Individualismus mit den Trauerritualen, die in Form der zelebrierten oder im gemeinschaftlichen Handeln seine Ziele Erinnerung der Vergänglichkeit einen dauerhaften erreicht. Aber die Einschränkung ist zunächst da. Platz im Denkgefüge der Lebenden – und somit im Zum anderen erfährt er jedoch auch seine Sicherheit weiter bestehenden gesellschaftlichen Netzwerk – im gesellschaftlichen Raum. Die Struktur vermittelt a einräumen. ihm das Gefühl für den Standort, das er nicht stän- m Die Erwerbstätigkeit – immerhin eigentlich die dig überdenken und hinterfragen muss. Sicherheit e h Hälfte des aktiven Wirkens ausfüllend – verliert den und Freiheit – gerade die Politik macht tagtäglich T m Orientierung und Sicherheit vermittelnden Rahmen deutlich, in welchem perfi den Wechselspiel diese u Z durch Globalisierung und vorausgesetzte Mobilität. beiden Grundbedürfnisse des modernen Menschen Arbeitsplätze werden mit ihren Produktionsstätten zu betrachten sind. verlegt, berufl iche Pendler lassen die Aufl ösung der angestammten Verbindung zwischen Wohn- und Ar- Einschränkungen beitsort zur Normalität werden. Gefordert wurde schon seit der Aufklärung der au- tonome, freie Mensch. Er ist in vielen Bereichen Diese von der Aufklärung initiierte Reduktion der jetzt unübersehbar da. Handlungsmaximen des Menschen auf die des ein- Dies führte in der Folge auch dazu, dass gerade in zelnen vernunftbegabten Wesens bedeutete, dass den letzten Jahrzehnten jede Rolle, die der Einzelne nur das rational Erfassbare als wahr betrachtet und in der Gesellschaft spielt, in Frage gestellt wurde. für das Handeln relevant wurde. Alles Irrationale Die 68er-Generation gab noch einmal frischen wurde als solches als nicht existent betrachtet. Die Schwung in dieser Entwicklung, und so haben wir vernunftmäßige Ergründung allein gab ihm die Re- nun in der Praxis immer häufi ger den von Selbst- levanz. zweifeln zernagten Menschen, der seit Jahrzehnten Und von diesem Irrationalen gab und gibt es in der auf der Suche nach Identität und Selbsterkenntnis In- und Umwelt immer noch recht vieles – vor allem die Atome seines Ich gefunden und somit sein Gan- die Gefühle. Mit der Autonomie des Einzelnen sollte zes verloren hat. eigentlich auch die Sicherheit über die eigenen Emp- fi ndungen und Gefühlsregungen einhergehen. Diese jedoch sind Refl exionen äußerer, mithin also gesell- Freiheit und Sicherheit schaftlicher Impulse auf das „Innenleben“. Gefühle lassen sich zwar rational erklären, aber nur in den Die Freiheit des Einzelnen – das ist etwas, was nur seltensten Fällen hierdurch abändern. Unsicherheit ohne den Menschen als „gesellschaftliches Wesen“, schafft nun aber Angst. Durch die Ratio lässt sich σοον πολιτικον (zoon politikon), gewährt werden schon die Angst bewältigen. Wenn die Ratio aber kann. In dem Augenblick, wenn er nicht mehr al- nicht erfolgreich ist – bei Irrationalem eben –, dann leine dasteht, erwachsen ihm Verpfl ichtungen. Ge- bleibt die Angst. sellschaftliches Dasein bedeutet per se, Verpfl ich- Die Grundfragen der Menschheit, die zu den ver- tungen zu haben – wem gegenüber sollte man sich schiedenen Heilslehren ebenso wie zu den Gedan- verpfl ichtet fühlen, wenn man alleine auf der Welt ken der Philosophen motivierten, sind irrational: ist? Verpfl ichtungen sind somit Einschränkungen nämlich die Frage von Leben und Sterben, Geburt 4 noll_kirschbaum_Stress.indd 4 05.04.2006 13:34:21 Uhr und Tod. Die Ratio gibt keine Antworten auf diese Welt. Das Irrationale hingegen wächst ins Unvor- Fragen. Und so bleibt auch beim aufgeklärten mün- stellbare und kann so beides bewirken – Angst und digen Bürger die Angst vor dem Sterben, dem un- Erlösung von Angst. entrinnbaren Weggang des Individuums aus dieser Denn das Fremde bietet unermesslich großen Raum. Welt. Und die Angst vor dem Weiterbestand der Eine andere Kultur, eine andere Sprache, eine andere Gesellschaft, aller anderen Teile des Netzes, in dem Religion – alles ist völlig neu, und der Suchende der nunmehr Verstorbene vorher seinen festen Platz fi ndet in diesem bis dahin nicht gekannten Konglo- hatte. merat von Impulsen das, was er braucht. Die Wahr- Diese grundlegende Daseinsangst engt ein, sie stellt nehmung des Fremden in der Fremde durch den n e in den Konfl iktsituationen die Fragen nach dem Sinn Fremden ist nicht geschult, sie ist selektiv durch die st O des Lebens und des Strebens. Sie kann vernichtend, Lücken geprägt, die die bisherige Erfahrung in der n aber auch motivierend wirken. Sie kann entwurzeln vertrauten Welt hinterlassen hat. Es ist nicht rele- e n und nach Wurzeln suchen lassen. vant, wie umfangreich und komplex die Kenntnisse er F des Neuen und Fremden sind. Im Gegenteil: die m notwendigerweise nur partielle Kenntnis der Hinter- i Das Fremde g gründe und des Kontextes fremden Denkens birgt n u ungleich mehr Spielraum für Lösungs- und Heils- s ö Der Mensch bei uns ist nun also sich selber und konzepte, die an die eigenen Defi zite angepasst wer- sl s seiner Ratio überlassen. Bei Versagen dieser Angst- den können. e r bewältigungs-Mechanismen – also bei der Konfron- Der Ferne Osten ist fern und fremd genug, um die- St tation mit Krankheit, Tod und emotionalen Turbu- sen Ansprüchen nach angemessener Distanz zum 1 lenzen – steht er ohne Strategien im Leben. Und er Eigenen zu genügen. begibt sich auf die Suche nach Lösungsmöglich- keiten. Ex oriente lux – das Licht kommt aus dem Ori- Der Suchende verlässt sein in Jahrzehnten und ent – dieses Schlagwort spiegelt in seinem V erweis eigentlich seit Generationen angestammtes und zu- auf die aufgehende Sonne gleichzeitig den Beginn tiefst verinnerlichtes Umfeld. Er sucht die Lösung des Tages wie des Lebens, die Helligkeit nach außerhalb des Vertrauten, Gewohnten und gleich- der dunklen Nacht und den Beginn an sich wider. zeitig Enttäuschenden. Das war schon immer so: Das Paradies wurde seit Jahrhunderten im unzu- Die Suche nach dem Paradies des Christentums gänglichen, durch Berge und Wüsten geschützten oder nach den „Inseln der Seeligen“ des Daoismus O sten lokalisiert, die Altäre wurden nach Osten trieb die nach Erlösung strebenden Menschen in hin ausgerichtet. Der tibetische Buddhismus die Ferne. Die Fremdheit bedeutete den Bruch mit übt eine gewaltige Anziehungskraft aus auf west- dem Vertrauten und gleichzeitig auch Verhassten, liche Menschen, aus Asien stammende Embleme die Ablösung von der Gemengelage von Sicherheit werden hemmungslos vermarktet, von den „Fünf und Angst, den Konfl ikten zwischen Anspruch und Tibetern“ bis zu Fertigsuppen mit der yinyang- Wirklichkeit. Monade. Aber gleichzeitig führt die Auseinandersetzung mit (Noll / Ziegler 2006, S. 7) dem Fremden auch zu den Grenzen der bisherigen eigenen Wahrnehmung. Es führt zur Infragestel- Der Große Raum lung von Selbstverständlichkeiten und alltäglichen Ritualen. Denkmuster und Wertekategorien werden Aber nicht nur ein spontaner, dem Zufall entsprun- überdacht, Weltmodelle stürzen zusammen. Nicht gener Hang zur Exotik ist die treibende Kraft, die selten ist auch das wieder nicht nur ein wichtiger die Menschen sich gen Osten wenden lässt. Es ist Motor auf der Suche nach Sicherheit und Fort- nicht nur die fremde, keine Parallelen zur eigenen schritt, sondern auch ein Auslöser von existenzieller Kultur bietende Sprache in Wort und Schrift. Es ist Unsicherheit und von Ängsten, die zu Hass und Ver- der „große Raum“ im mehrfachen Sinne, der dem nichtungsdrang des Andersartigen führen. Somit ist Suchenden unendliche Heilsmöglichkeiten aus dem in der Gegenüberstellung des Fremden die genutzte stressigen Elend des Westens bieten kann. Dieser Ratio nurmehr unzureichend, ist sie doch erwachsen Raum erstreckt sich von den Stränden Thailands aus den Erklärungsmodellen der gewohnten eigenen über die Finanzmetropolen der „emsigen Ameisen“ 5 noll_kirschbaum_Stress.indd 5 05.04.2006 13:34:22 Uhr in China und Japan bis hin zu den präriegleichen hafte, und vice versa sind Instabilität, Vergänglich- Weiten der Mongolei. Dieses alles vermengt sich keit und Relativität das Einzige, was wahrhaftig ist. zu einem unerschöpfl ichen, aber den jeweiligen (Noll / Ziegler 2006, S. 5) persönlichen Bedürfnissen angepassten Pool an Lö- sungspotenzialen. Es entfällt a priori die einengende und zwingende Die lange Geschichte des chinesischen Reiches – als Festlegung. Nicht das westliche „Entweder – oder“, Inbegriff des Orientalischen – kann dem westlichen sondern ein „Sowohl – als auch“ ist die Betrach- Menschen die Vorstellung von Kontinuität und heiler tungsmaxime. Als solche erlöst sie dann auch von alter Welt bieten, die er angesichts der wechselnden dem widrigen Dilemma der Festlegungen, befreit Kulturen im Westen vermisst: Das verehrte, glor- von den eigenen Standpunkten, indem ein anderer reiche Altertum, das alte Ägypten, Griechenland, Betrachtungsort gewählt und der eine somit relati- Rom, die islamischen Reiche und die glorreichen viert wird. europäischen Mächte – sie alle sind vergangen und Dazu gehört auch der unserem westlichen Denken zerfallen als „Goldene Zeitalter“. In China hingegen der Ausschließlichkeit so kontradiktische Weg des lebt scheinbar das Alte fort (der kleine Exkurs von Synkretismus. Zur Song-Zeit im 12. Jahrhundert knapp 100 Jahren Republik und Maotsetung-Ideen n. Chr. unter der Prämisse des Konfuzianismus na- a sei gestattet und ignoriert …) Die alten Bücher sind hezu zur Staatsphilosophie erhoben, ist es die Inte- m nach 2000 Jahren noch Quelle des Wissens. Wir im grationsfähigkeit der chinesischen Philosophien, die e h Westen haben nur einen so alten Kanon – die Bibel. den westlichen Menschen aufatmen lässt angesichts T m Die Chinesen haben die Werke von Konfuzius und einer Befreiung von den dogmatischen Ansprüchen u Z Laozi, von Mengzi und Zhuangzi und nutzen sie hiesiger Denkrichtungen aus Philosophie, Natur- immer noch. Und so werden auch bei uns ungeach- wissenschaft und Religion. tet der Entstehungsepoche und des kulturellen und Der Ferne Osten ist ein Großer Raum: Er bietet un- historischen Kontextes munter die Texte „der Chi- endlich viele Lösungsmöglichkeiten für die im hie- nesen“ zitiert. Die Geschichte der Chinesen – und sigen Kontext entstandenen Konfl ikte, ungeachtet dann auch gleich damit die Geschichte der chine- der Tatsache, dass es sich dabeisowohl um speku- sischen Medizin – wird auch einmal auf 6000 Jahre lative, selektive und aus Unwissenheit resultierende datiert, dann wieder (korrekt) auf 2200 Jahre. Es Wahrnehmungen handelt als auch um tatsächliche wirkt aus der Ferne alles so gewaltig, dass ein paar Unterschiede im Denken. Letztere werden uns je- hundert oder tausend Jahre keine Rolle spielen. doch auch nur bewusst, weil wir das westliche Den- Aber dann gibt es auch Faktoren, die jenseits von ken seit Jahrhunderten assimiliert und praktiziert Nichtwissen und Spekulation Lösungsmöglich- haben. keiten für das eigene Dilemma bieten. Der westliche In der hiesigen asiatophilen Welt die antiken grie- Mensch hat sich seit den Anfängen der Neuzeit an chischen und römischen Philosophen fremd gewor- Logik und vor allem an Kausalität gewöhnt. Lineares den sind, um so begieriger werden mit ehrfürchtigem Denken in Kausalketten ist ein Spezifi kum natur- Staunen die Worte des Huang Di erfahren: wissenschaftlichen und analytischen Denkens, ent- stammend der Physik (vor allem der Mechanik) und Der Mensch hat die Bedürfnisse (yu) von Augen, der Chemie. Diese Herangehensweise an Probleme, Ohren, Mund und Nase sowie die Erschöpfung auf das tägliche Denken und Handeln übertragen, durch das Umhergehen, Stehen, Sitzen und Liegen, führt dann zu einem jeweils eindeutig festgelegten doch obgleich dadurch Verletzungen entstehen, „richtigen Weg“, der zu einer „richtigen Lösung“ kann man sie behandeln. Wenn sich jedoch die führt. Ein festgelegtes, zwingendes Procedere. Dem fünf Gemütsregungen ausbreiten und lodern wie stellt die spezifi sch chinesische Philosophie in ihren Feuer, wenn sich die sieben Emotionen ausbreiten Klassikern das Yin-Yang-Denken gegenüber – und und man sie nicht aus seiner Brust befreien kann, zwar im Konfuzianismus ebenso wie im Daoismus: so ist dies eine Erkrankung des Denkens und des Geistes. Wer sich nicht selbst am Himmel erfreut „Einmal Yin, einmal Yang – das ist das Dao“ – so und das Schicksal erkennt, produziert Niederlagen heißt es im Yi Jing. Das ist die Essenz der chine- und befördert den Stumpfsinn. sischen Medizinphilosophie. Der ständige Wechsel (Huangdi neijing yanjiu dacheng, zitiert nach und die beständige Entwicklung sind das Dauer- Hertzer, ☞ Kap. 3) 6 noll_kirschbaum_Stress.indd 6 05.04.2006 13:34:22 Uhr

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