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Strategien der Moral am Kapitalmarkt: Namhafte Finanzmarktakteure geben Einblick in ihr Ethikverständnis PDF

373 Pages·2013·32.97 MB·German
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Strategien der Moral am Kapitalmarkt Irina Kummert Strategien der Moral am Kapitalmarkt Namhafte Finanzmarktakteure geben Einblick in ihr Ethikverständnis Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Grün Irina Kummert Berlin, Deutschland Dissertation, Goethe-Universität Frankfurt am Main, 2013 D30 ISBN 978-3-658-03508-2 ISBN 978-3-658-03509-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-03509-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-gabler.de Zum Geleit Der gesteigerte Anspruch an Ethik als einer normativen Wissenschaft hat ihren empirischen Charakter verblassen lassen. Doch es muss das Eine das Andere nicht ausschließen. Insbesondere darf Ethik nicht zur reinen Geisteswissenschaft ins Überweltliche entsorgt werden. Schon Aristoteles wandte sich aus diesem Grund gegen die idealistische und paradoxe Forderung Platons, Ethik müsse die Verwirklichung eines nur als reine Idee fassbaren Guten sein. Er hielt dem entgegen, dass die Erkenntnis des Guten das Resultat von Beobachtung ist; der Beobach tung dessen, was die Menschen jeweils als das Gute im pragmatischen Sinn verfolgten. Und dieses Gute ist in der Summe keineswegs ein rein in sich ruhender Zweck, sondern das Wohlstand sichernde soziale Gebilde. Ziel der Ethik ist zunächst die Glückseligkeit, die Eudaimonia, wie Aristo teles sagte, und diese drückt sich in einer säkularen Gesellschaft durch das Wort "happieness" aus. Es beinhaltet zum einen, dass mir niemand vorschreiben kann, auf welche alleinige Weise ich glücklich werden könne. Zum anderen aber löst es Ethik aus dem abstrakten Denkraum bloßer Wortfetische heraus und stellt sie in die lebensweltliche Praxis. Es ist der Studie von lrina Kummert hoch anzurechnen, dass sie daran erinnert, dass wir die Frage: "Wozu überhaupt Ethik?", nur beantworten können, wenn wir sie mit dem Glücksstreben der Menschen verbinden. Insbesondere für Ethik in der Finanzwirtschaft ist der Gesichtspunkt des Glücks von größter Bedeutung. Denn wer die Wahl hat, mit Transaktionen schnelles und großes Geld zu machen oder aus ethischen Gründen da rauf zu verzichten, wird vor Unredlichkeiten nicht deshalb zurückschre cken, weil dies nicht dem philosophisch vielleicht noch plausiblen Begriff des Guten entspreche. Vielmehr wird er seine Handlungen stets ausrich ten an dem Glücksversprechen, das mit ihnen verbunden ist. Schlimmer noch als das Fehlen .ethischer Glücksversprechen" ist der mo ralisierende Vorwurf gegenüber den Akteuren der Finanzwirtschaft, sie V hätten durch moralisches Versagen die Krisen der vergangenen Dekade zu verantworten. Solange eine Ethik das .Wozu?" nicht auf nützliche Re sultate bezieht, darf sie auch keine Vorwürfe austeilen, wenn die nützli chen Resultate verfehlt wurden. Gleichwohl herrscht, wie der Ausgangs punkt der vorliegenden Studie belegt, eine fröhliche Tendenz zur morali schen Verurteilung der Akteure der Finanzwelt. Kummerts Untersuchung reagiert auf die verbreitete Auffassung, dass die gegenwärtigen Finanzkrisen zum wesentlichen Teil auch durch ein ethi sches Versagen der Akteure auf dem Kapitalmarkt verursacht worden seien. Wenngleich diese Auffassung nicht grundsätzlich zu verneinen ist, so lässt sich die Untersuchung dennoch leiten von der Vermutung, dass der Stoffwechsel zwischen professioneller Ethik und allen Bereichen der Ökonomie grundsätzlich nicht angelegt ist auf eine wirkungsvolle Koope ration. Kummert widmet sich deswegen vor allem zweier Annahmen, die mit dieser Auffassung verbunden sind. Zum einen fragt sie danach, in weI cher Weise professionelle Ethik sich im Besonderen mit den Strukturen, Risiken und Erwartungen auf dem Kapitalmarkt befasst. Zum anderen stellt sie empirisch gewonnene Antworten von führenden Kapitalmarktak teuren auf die Frage vor, in welcher Weise ihnen überhaupt zumindest im Allgemeinen die Positionen ethischer Theorie bekannt sind. Die ernüch ternden Resultate ihrer Untersuchung erlauben Kummert auch den Vor wurf eines teilweisen Versagens akademischer Ethik, der es nicht nur nicht gelungen ist, spezifische Probleme des Kapitalmarktes in ihren Sys temen zu berücksichtigen, sondern die es auch nicht vermocht hat, Ent scheidungsträger in der Wirtschaft mit weitreichenden Kompetenzen über die wichtigsten Grundlagen eines ethisch-moralischen Bewusstseins aus zustatten. Kummerts Studie belegt hiermit unter anderem, dass das ethisch-moralische Bewusstsein bei Entscheidungsträgern auf dem Kapi talmarkt einem Standpunkt entspricht, der für den Alltagsverstand zu Be ginn des 20. Jahrhunderts selbstverständlich war und für den die gesamte Entwicklung der Ethik seit Kant kaum mehr Bedeutung hat - als hätte sie niemals stattgefunden. VI Mit dieser Konsequenz ist Kummerts Studie auch als eine Kritik an der reinen Selbstbezüglichkeit akademischer Ethik zu verstehen. Die Studie leitet schließlich aus dem Widerspruch zwischen dem inneren Fortschritt professioneller Ethik und den ethisch-moralischen Vorwürfen gegenüber Finanzmarktakteuren in der Krise eine Verpflichtung für akademische Ethiken ab, ethisch-moralische Orientierung für die Wirtschaft bereitstel len zu müssen und die ethisch-moralische Bewertung am Kapitalmarkt agierender Unternehmen nicht allein den Ratingagenturen zu überlassen. Goethe-Universität Frankfurt am Main im Juli 2013 Klaus-Jürgen Grün VII Dank Ein zentrales Ansinnen dieser Arbeit war es, aus Gesprächen mit profes sionellen Kapitalmarktteilnehmern Erkenntnisse für die Beantwortung der hier relevanten Forschungsfragen zu generieren. Bedeutende Protagonis ten des Kapitalmarktgeschehens erklärten sich bereit, für Experteninter views zur Verfügung zu stehen. Meine Gesprächspartner erlaubten mir, die Interviews aufzuzeichnen. Es ergaben sich sehr persönliche Ge sprächssituationen, die einen tiefen Einblick in die Denkweise der Kapital marktakteure und die Grundlage ihrer ethischen Argumentation ermög lichten. Selbstverständlich sind in dieser Arbeit alle Aussagen insofern anonymisiert worden, als sie keinerlei Rückschlüsse auf konkrete Perso nen erlauben. Meinen Gesprächspartnern in ihren jeweiligen Funktionen zum Zeitpunkt der Experteninterviews danke ich für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung: Dr. Stefan Asenkerschbaumer, Geschäftsführer Robert Bosch GmbH Bemhard Berg, Sprecher der Geschäftsführung IVG Institutional Funds Dr. Christoph Boschan, Geschäftsführer Baden-Württembergische Wert papierbörse GmbH Siegfried Cofalka, Vorstand SEB Asset Management Serge Demoliere, Vorstand Landesbank Ber/in AG Dr. A/exander C. Dibelius, Vorstandsvorsitzender Goldman, Sachs & Co. oHG Georg Fahrenschon, Präsident Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. Artur Fischer, Vorstand Börse Ber/in AG Wilhe/m Freiherr Haller von Hallerstein, Vorstandsvorsitzender Sa/. Op penheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA Prof. Dr. Rüdiger Helmhold Freiherr von Rosen, Geschäftsführendes Vor standsmitglied Deutsches Akfieninstitut e. V. Dirk Große-Wördemann, Vorstand Aareal Bank AG IX Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender des Aufsichtsrates Heraeus Holding GmbH Ulrich Höller, Vorstandsvorsitzender Deutsche Immobilien Chancen AG & CO.KGaA Dr. Siegfried Jaschinski, Vorstand MainFirst Bank AG Jean-Claude Juncker, Premierminister Europäische Union Stefan Jütte, Vorstandsvorsitzender Deutsche Postbank AG Dr. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Deutscher Bankene.V. U/rich Kissing, Vorstandsvorsitzender Investitionsbank Ber/in Dr. Hartmut Knüppel, Geschäftsführender Vorstand Deutscher Derivate Verbande.V Anja Kohl, Freie Börsenkorrespondentin Hessischer Rundfunk Dr. Hans-Wilhe/m Korfmacher, Geschäftsführer Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer NRW Ulrich Leitermann, Designierter Vorstandsvorsitzender Signal Iduna Gruppe Dr. Woifgang Lerch, Vorstand Stiftung Industrieforschung Erik Marienfeldt, Geschäftsführer HIH Hamburgisehe Immobilien Hand lungGmbH Dr. Johannes J. Reich, Partner Bankhaus Metzler see/. Sohn & Co. Hol ding AG Bjöm H. Robens, Vorstandssprecher BHF-Bank AG Raimund C. Röse/er, Exekutivdirektor Bundesanstalt für FinanzdienstJeis tungsaufsicht Alexander Schindler, Vorstand Union Asset Management Holding AG Dr. Stefan Schmittmann, Vorstand Commerzbank AG Andreas Schmitz, Vorstandssprecher HSBC Trinkaus & Burkhardt AG Stephan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer und Vizepräsident der IHK Ber/in Klaus Siegers, Vorstandsvorsitzender Weberbank Actiengesellschaft x Dr. Jörg Stotz, Geschäftsführer HANSAINVEST Hanseatische Investment GmbH Harald Strötgen, Vorstands vorsitzender Stadtsparkasse München Prof. Dr. Andreas Suchanek, Vorstandsvorsitzender Wittenberg-Zentrum für globale Ethik e. V. Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher Hamburger Sparkasse AG Johannes Werner, Vorstandsvorsitzender Mittelbrandenburgische Spar kasse Frank Wieser, Vorstandssprecher Vontobel Europe AG XI

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In 2012 wurden für diese wissenschaftliche Studie 38 prominente professionelle Kapitalmarktakteure, überwiegend Vorstände und Geschäftsleiter von Banken, zu deren Ethikverständnis befragt. Insbesondere interessierte, welche Rolle Ethik an der Schnittstelle zwischen Gewinnerzielung und Moral spi
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