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Strategie zur Förderung des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft: Handlungsempfehlungen für die Gegenwart, Forschungsbedarf für die Zukunft PDF

46 Pages·2009·0.229 MB·German
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acatech BEZIEHT POSITION – Nr. 4 > STRATEGIE ZUR FÖRDERUNG DES NACHWUCHSES IN TECHNIK UND NATURWISSENSCHAFT HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR DIE GEGENWART, FORSCHUNGSBEDARF FÜR DIE ZUKUNFT Titel acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, 2009 Geschäftsstelle acatech Hauptstadtbüro Residenz München E-Werk Hofgartenstraße 2 Mauerstraße 79 80539 München 10117 Berlin T +49(0)89/5203090 F +49(0)89/5203099 E-Mail: [email protected] Internet: www.acatech.de ISBN 978-3-642-01124-5 e-ISBN 978-3-642-01125-2 DOI 10.1007/978-3-642-01125-2 Mathematics Subjects Classification (2000): 97Bxx Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2009 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Überset- zung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungs- anlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbe- stimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbe- zeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dürften. Redaktion: Dr. Jochen Holzkamp Koordination: Dr. Martina Röbbecke Layout-Konzeption: acatech Konvertierung und Satz: Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, Sankt Augustin Gedruckt auf säurefreiem Papier springer.com Inhalt > INHALT MITWIRKENDE UND PROJEKTVERLAUF 4 1 PRÄAMBEL 5 2 ZUSAMMENFASSUNG 6 3 EINFÜHRUNG 11 4 AKTIONSFELDER 15 4.1 Aktionsfelder entlang des Lebenslaufes 15 4.1.1 Elternhaus 15 4.1.2 Kindergarten und Vorschule 16 4.1.3 Schule 18 4.1.4 Hochschule 21 4.1.5 Arbeitsmarkt und Berufswelt 24 4.2 Übergreifende Aktionsfelder 26 4.2.1 Förderung und Gleichstellung von Frauen 26 4.2.2 Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland 29 4.2.3 Technikaufgeschlossenheit und Attraktivität des Ingenieurberufs 30 5 ADRESSATEN 34 6 AUSBLICK 36 7 ANHANG: AUF EINEN BLICK – WICHTIGSTE DATEN ZUM INGENIEURNACHWUCHS 2009 37 aaccaatteecchh NNaacchhwwuucchhssssttrraatteeggiiee MITWIRKENDE UND PROJEKTVERLAUF Zur Untersuchung der Ursachen des Nachwuchsmangels Die Expertinnen und Experten haben in den fünf Themen- ebenso wie zu den Fördermöglichkeiten hat acatech einen feldern ‚Förderung der Kompetenzen von Kindern und Expertenkreis ins Leben gerufen, dem die folgenden Wis- Jugendlichen’, ‚Ausbildung und Studium’, ‚Arbeitsmarkt, senschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören: Attraktivität und Image von technischen und naturwissen- schaftlichen Berufen in Deutschland’, ‚Doing Gender im — Professor Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. E. h. mult. Joach- technisch-naturwissenschaftlichen Bereich’ sowie ‚Technik im Milberg, acatech Präsident (Vorsitz) und Gesellschaft’ die wichtigsten Ursachen des Nachwuchs- — Professor Dr. Jürgen Enders, Center for Higher Education mangels in Expertisen zusammengefasst und analysiert. Die Policy Studies (CHEPS), Universität Twente/Niederlande Expertisen, die in wissenschaftlicher Eigenverantwortung — Professor Dr. Marcus Hasselhorn, Deutsches Institut für der Autoren verfasst wurden, sind in der separaten Publi- Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt am kation ‚acatech diskutiert: Förderung des Nachwuchses in Main Technik und Naturwissenschaft – Beiträge zu den zentralen — Dr. Christoph Heine, HIS Hochschul-Informations-System Handlungsfeldern’ (2009) erschienen. GmbH, Hannover — Professorin Dr. Eva-Maria Jakobs, Rheinisch-Westfälische Auf Basis der Expertisen und weiterer Beratungen im Ex- Technische Hochschule Aachen/acatech pertenkreis hat acatech die vorliegende Strategie zur Förde- — Dr. Hans-Peter Klös, Institut der deutschen Wirtschaft, rung des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft Köln entwickelt. — Professor Dr. Manfred Prenzel, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften, Kiel/acatech Das Präsidium von acatech hat die Nachwuchsstrategie am — Professorin Dr. Kristina Reiss, Ludwig-Maximilians-Univer- 19. Februar 2009 syndiziert. sität München — Professor Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn, Universität Stutt- Die Forschungs- und Handlungsempfehlungen zur Siche- gart/acatech rung der Fachkräftebasis des deutschen Wissenschafts- und — Professorin Dr. Heike Solga, Wissenschaftszentrum Ber- Innovationssystems wurden im Rahmen eines „Nachwuchs- lin für Sozialforschung gipfels“ am 23. März 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt. — Professor Dr. Peter Weingart, Universität Bielefeld/acatech Wir bedanken uns herzlich beim Bundesministerium für Bil- dung und Forschung für die finanzielle Förderung. 4 Präambel 1 PRÄAMBEL Deutschland droht ein Fachkräftemangel in den MINT-Beru- Politik und Wirtschaft, Schulen und Hochschulen sind zu fen1, der weitreichende Folgen für die Innovationsfähigkeit gleichen Teilen die Adressaten der acatech Nachwuchsstra- von Wissenschaft und Wirtschaft haben kann. Es ist daher tegie. Die gegenwärtige weltweite Finanzkrise hat die gesell- das erklärte Ziel von acatech, der Deutschen Akademie der schaftlichen und vor allem ökonomischen Voraussetzungen Technikwissenschaften, das Interesse an Berufen im tech- einer erfolgreichen Nachwuchsförderung gravierend verän- nisch-naturwissenschaftlichen Bereich nachhaltig zu fördern dert. acatech appelliert mit Nachdruck an die Wirtschaft, ihre und die Zahl der Absolventinnen und Absolventen in allen bestehenden Aktivitäten zur Förderung des Nachwuchses in MINT-Fächern zu erhöhen.2 Die vorliegende Nachwuchsstra- Technik und Naturwissenschaft auch in Zeiten einer Finanz- tegie von acatech fokussiert in erster Linie auf den Nach- krise fortzusetzen. Ein Zurückfahren oder Aussetzen der Ak- wuchs in den Technikwissenschaften, da in diesem Bereich tivitäten würde kurzfristig Einsparungen ermöglichen, ließe der Nachwuchsmangel besonders ausgeprägt ist und Ingeni- jedoch außer Acht, dass sich der Mangel an Fachkräften bei eurinnen und Ingenieuren für den Erhalt und die Steigerung einem konjunkturellen Aufschwung umso dramatischer aus- der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands eine wirken würde. Schlüsselrolle zukommt. Die acatech Nachwuchsstrategie formuliert den Forschungs- In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Initiativen zur bedarf für die Zukunft und stellt Handlungsempfehlungen Förderung des Nachwuchses in Technik und Naturwissen- für die Gegenwart vor, wie der Nachwuchs in Technik und schaften entstanden. Sie reichen jedoch nicht aus, um dem Naturwissenschaften in allen Lebensphasen – vom Eltern- Mangel an Akademikerinnen und Akademikern in den In- haus bis in die Berufswelt – gefördert werden kann. Die genieurwissenschaften wirklich vorzubeugen. Auch wenn die wichtigsten Elemente der Nachwuchsstrategie werden im Zunahme der Zahl der Studienanfängerinnen und Studienan- Folgenden (Kapitel 2) knapp zusammengefasst und in den fänger in den Studienjahren 2007/08 und 2008/09 als er- anschließenden Kapiteln ausführlicher erläutert. freulich angesehen werden kann, kommt dies keiner echten Trendumkehr gleich, da dessen ungeachtet deren absolute Zahl doch weit hinter den Einstellungserfordernissen einer auf Wachstum ausgelegten Wirtschaft zurück bleibt. acatech will dazu beitragen, die vielfältigen Aktivitäten über ihre „Plattform zur Förderung des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft“ zu bündeln und zugleich Perspektiven für die weitere Entwicklung aufzeigen. 1 Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bilden zusammen die MINT-Fächer. 2 acatech hat hier seit ihrer Gründung einen deutlichen Schwerpunkt auf die Förderung des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft gesetzt und mit verschiedenen Empfehlungen besonders den Bereich der Hochschulen in den Blick genommen. U. a. sind Empfehlungen aus dem Hochschulbereich wie diejenige zur Förderung der Projektarbeiten in der Ingenieurausbildung (2004-2005), zur Einführung von Bache- lor- und Master-Studiengängen in den Ingenieurwissenschaften (2004-2006) und zur Zukunft der Ingenieurpromotion (2008) entstanden. Andere Projekte wie MoMoTech – Monitoring von Motivationskonzepten für den Techniknachwuchs (Verbundprojekt von acatech, Universität Stuttgart und RWTH Aachen; laufendes Projekt 2007-2010) und das Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften (gemeinsames Projekt von VDI – Verein Deutscher Ingenieure e.V. und acatech; laufendes Projekt 2007-2009) haben in jüngerer Vergangenheit begonnen. 5 acatech Nachwuchsstrategie 2 ZUSAMMENFASSUNG GRUNDSÄTZE DER NACHWUCHSSTRATEGIE DIE EINZELNEN AKTIONSFELDER acatech vertritt einen systemischen Ansatz zur Förderung acatech hat ihre Nachwuchsstrategie auf acht Aktionsfelder des Nachwuchses in Technik und Naturwissenschaft. Kenn- konzentriert. Die wichtigsten Handlungsempfehlungen in zeichnend für diesen sind: den einzelnen Aktionsfeldern sind: — Die Förderung von technisch-naturwissenschaftlichen — Elternhaus Interessen und Kompetenzen sollte alle Lebenspha- In vielen Elternhäusern sind die Technik und die Natur- sen – vom Elternhaus bis in die Berufswelt – umfassen. wissenschaften kein (pädagogisches) Thema. Vielfach Diese sollten nicht isoliert voneinander, sondern über- wird unterschätzt, dass die Eltern eine besondere Rol- greifend und zusammenhängend betrachtet werden. le dabei spielen, die kindlichen Interessen für Technik — Initiativen und Projekte zur Förderung des Nach- und Naturwissenschaften zu wecken und in diesen Be- wuchses in Technik und Naturwissenschaft sollten auf reichen erste Kompetenzen zu vermitteln. einen längeren Zeithorizont angelegt sein und kontinu- ierlich durchgeführt werden, um ihre Wirkung entfalten > acatech empfiehlt zu können. — Die Förderung des Nachwuchses kann nur in der Zusam- In Schüler-Experimentierkästen, dem Besuch von Schü- menarbeit von sämtlichen involvierten Akteursgruppen lerlabors, im gemeinsamen Besuch von Museen oder erfolgreich sein. Besonders hervorzuheben sind Wirt- Science Centern und in der Nutzung museumspäda- schaft, Schulen, Hochschulen und Politik. gogischer Angebote liegen vielfältige, noch zu wenig — Maßnahmen zur Nachwuchsförderung müssen von ei- ausgeschöpfte Möglichkeiten, Einblicke in Technik zu ner Evaluation begleitet werden. erlangen. Kindergärten und Schulen sollten mehr als bisher mit den Eltern zusammenarbeiten (u. a. Mitbeteiligung am Unterricht, Einblicke in Berufe). Wissenschaftsfernsehen und Webportale sollten spe- ziell für Kinder und Jugendliche konzipierte Angebote ausbauen und gezielt Eltern auf diese Angebote auf- merksam machen. 6 Zusammenfassung — Kindergarten und Vorschule — Schule Die Vermittlung von altersgerechter Mathematik, Tech- Schülerinnen und Schüler in Deutschland weisen oft- nik und Naturwissenschaften gewinnt im Elementar- mals nicht die im internationalen Vergleich üblichen bereich nur allmählich an Stellenwert. Kompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften Bei einer Reihe von Initiativen zur vorschulischen För- auf und sind an diesen Fächern weniger interessiert als derung besteht derzeit die Gefahr, dass reizvolle Aktivi- an anderen Unterrichtsfächern. täten (z. B. chemische Experimente) in den Kindergarten Die Vermittlung technischer Inhalte spielt in vielen gebracht werden, aber nicht für einen kontinuierlichen Schulen kaum eine Rolle; der hierfür zur Verfügung ste- Aufbau eines anschlussfähigen fachlichen Verständ- hende Unterrichtsumfang ist gering. nisses genutzt werden. Die Lehrerbildung steht an den Universitäten im Schat- Die fachlichen und fachdidaktischen Qualifizierungs- ten anderer Studiengänge. Technik und Technikwissen- und Ausbildungsangebote für Erzieherinnen und Er- schaften spielen in der Lehreraus- und Lehrerfortbil- zieher im Kindergartenbereich sind oftmals nicht aus- dung nur eine untergeordnete Rolle. reichend. > acatech empfiehlt > acatech empfiehlt Im Sachkundeunterricht der Grundschule und den na- Bereits im Kindergarten kann ein spielerischer Umgang turwissenschaftlichen Fächern Physik, Biologie und mit Technik ohne großen Aufwand helfen, Eignungen Chemie an den weiterführenden Schulen sollten mehr zu erkennen und zu fördern. technikbezogene Themen und Fragen im Curriculum Voraussetzung dafür ist, dass für Erzieherinnen und Er- verankert werden. Erforderlich ist auch die Entwicklung zieher eine deutlich bessere Qualifizierung angeboten spezifischer Schulbücher sowie Unterrichtsmaterialien. wird, so durch die Einführung entsprechender Studien- Die fachliche, fachdidaktische und pädagogische gänge an den Hochschulen sowie Fortbildung für die Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals bedarf ei- heutigen Erzieherinnen und Erzieher. ner Verbesserung. Insgesamt müssen die Lehrkräfte in der Aus- und Fortbildung in die Lage gesetzt werden, einen verständnisorientierten Technik- und Naturwis- senschaftsunterricht zu erteilen, der an den Voraus- setzungen der Schülerinnen und Schüler ansetzt und kumulativ angelegt ist.3 Wesentliche Beiträge zur Förderung des Interesses an Technik können auch außerschulische Lernorte wie Schülerlabore oder Kinderuniversitäten leisten. Sie sind besonders wirkungsvoll, wenn sie mit dem Schulunter- richt inhaltlich verknüpft und für eine längere Dauer konzipiert sind. 3 acatech wird sich zu einem späteren Zeitpunkt gesondert und ausführlich zur Reform der Lehrerausbildung äußern. 7 acatech Nachwuchsstrategie — Hochschule meldung auf erbrachte Leistungen durch die Lehrenden Nach wie vor haben junge Menschen nur eine verhaltene und eine stärkere Nutzung der Möglichkeiten des Pro- Präferenz für ingenieurwissenschaftliche Studienrich- jektstudiums sind weitere wichtige Aspekte. tungen: Die Hochschulen bieten ingenieurwissenschaft- liche Studiengänge an, die als schwierig, zu analytisch — Arbeitsmarkt und Berufswelt und zu wenig kreativ gelten – zusammengefasst als nur In Deutschland ist die Wirtschaft das hauptsächliche wenig attraktiv angesehen werden. Offenbar motiviert Betätigungsfeld von Ingenieurinnen und Ingenieuren. die Schule zu wenige Schülerinnen und Schüler für ein Die Berufswahl ‚Ingenieurin’ bzw. ‚Ingenieur’ erfährt technisches Studium. Zudem gilt das Image des Ingeni- durch die verschiedenen Informationskampagnen der eurberufs als veraltet und eher unattraktiv. Zu nennen Wirtschaft eine wichtige Unterstützung. Jedoch besteht sind zudem äußere Einflüsse von Arbeitsmarktschwan- angesichts der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise kungen, die einer Entscheidung zugunsten von Ingeni- die Gefahr, dass die Bemühungen der Wirtschaft wie- eurwissenschaften als Studienfach entgegen stehen. der nachlassen und sich die Schulabgängerinnen und Noch immer sind Frauen in ingenieurwissenschaft- Schulabgänger – trotz guter Arbeitsmarktperspektiven lichen Studiengängen stark unterrepräsentiert. Schließ- und beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten – gegen ein lich schrecken auch überdurchschnittlich hohe Abbre- ingenieurwissenschaftliches Studium entscheiden. cherquoten junge Menschen von der Aufnahme eines Auffallend ist, dass zahlreiche Frauen mit ingenieur- ingenieurwissenschaftlichen Studiums ab. wissenschaftlichen Abschlüssen nicht in Berufen des MINT-Bereiches tätig sind. Ursachen dafür sind insbe- > acatech empfiehlt sondere mangelnde Möglichkeiten für den beruflichen Wiedereinstieg (nach Teilzeiterwerbstätigkeit oder Um die Entscheidung für ein ingenieurwissenschaft- Elternzeiten) beziehungsweise von Teilzeitbeschäfti- liches Studium zu fördern, bedarf es einer stärkeren Be- gungen für Mütter und Väter. rufs- und Praxisorientierung dieser Studiengänge durch vermehrte Vermittlung von berufsqualifizierenden > acatech empfiehlt Kompetenzen fachlicher wie überfachlicher Art, der Einbeziehung nicht-technischer Fächer sowie der För- Das Personalmanagement von Unternehmen bedarf derung interdisziplinärer Teamarbeit bei Projekt- und anstatt konjunkturbedingter Personal- und Einstel- Abschlussarbeiten. lungspolitik einer auf fortwährende Qualifikation abzie- Mit einer größeren formalen (zwischen beruflicher und lenden Personalförderung für technische Berufe. Einer tertiärer Bildung) und räumlich-geografischen (zwischen Verstetigung der Einstellungspolitik kommt auch und Bildungsinland und Bildungsausland) Durchlässigkeit gerade in Zeiten abnehmender Konjunktur eine ganz können zusätzliche Potenziale an Ingenieurqualifikati- entscheidende Bedeutung zu, um das Vertrauen in be- onen in Deutschland erschlossen werden. rufliche Chancen wieder herzustellen und die einschlä- Die Erfolgsquote kann vor allem durch Verbesserung gige Studienmotivation zu fördern. der Lehre im Grundstudium erhöht werden. Notwendig Die Wirtschaft sollte für Bachelor-Absolventinnen und sind Angebote, welche die oft erheblichen schulischen Absolventen aus den Ingenieurwissenschaften mehr Defi zite der Studienanfängerinnen und Studienanfän- Perspektiven am Arbeitsmarkt und für ein lebenslanges ger ausgleichen. Eine verbesserte Betreuung und Rück- Lernen eröffnen und die Möglichkeiten zu einem (spä- 8 Zusammenfassung teren) berufsbegleitenden Master-Studium verbessern. Von Seiten der Wirtschaft sollte der Vereinbarkeit von Es bedarf verbesserter Möglichkeiten zur Vereinbarkeit Ingenieurberuf, Karrierechancen und Familienarbeit für von Familie und Beruf. Beispiele guter Vereinbarkeit Frauen (und Männer) deutlich mehr Aufmerksamkeit von Ingenieurberuf, Karrierechancen und Familienar- gewidmet werden. beit können junge Frauen und auch Männer ermutigen, sich für ein solches Studium zu entscheiden. — Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland Die demographische Entwicklung Deutschlands ver- — Förderung und Gleichstellung von Frauen stärkt den aktuellen Fachkräftemangel zusätzlich und Frauen sind in den Technikwissenschaften unterreprä- macht dieses Problem dauerhaft. Deutschland steht im sentiert, und der Anstieg des Frauenanteils erfolgt nur internationalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe vor langsam. Mit jeder Bildungs- und Karrierestufe verrin- großen Herausforderungen. gert sich die Anzahl der Frauen in den MINT-Fächern und -Berufen. Nach wie vor gilt Technik als männliches > acatech empfiehlt Territorium, das stereotypisch mit ‚männlichen’ Kompe- tenzen und Leistungen verbunden wird. Der Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland Zwar haben die vielfältigen Aktivitäten zur Förderung braucht den Zuwachs an hochqualifizierten Zuwande- von Mädchen und Frauen in technischen Fächern und rinnen und Zuwanderern und gerade die internationale Studiengängen zu generell ansteigenden Zahlen von Ausrichtung, welche diese mit sich bringen. Wichtig ist Studentinnen in ingenieurwissenschaftlichen Studien- eine zielgerichtete Steuerung der Zuwanderung von gängen geführt, ihr Anteil von rund 1/5 an allen Stu- qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dierenden der Ingenieurwissenschaften ist jedoch nach aus dem Ausland ebenso wie die Zuwanderung qua- wie vor zu gering – auch und besonders im internatio- lifizierter Studienanfängerinnen und Studienanfänger nalen Vergleich. sowie Studierender. Der Anteil von Frauen an den erwerbstätigen Ingeni- Bildungsinländer (Ausländerinnen und Ausländer, die euren (rund 11 Prozent) zeigt zudem, dass etwa die bereits einige Jahre in Deutschland leben und hier eine Hälfte der Absolventinnen nicht den erlernten Beruf Ausbildung anstreben, absolvieren bzw. abgeschlossen ausübt. haben) sollten intensiver als bisher an ein Studium der Ingenieurwissenschaften herangeführt werden, bei- > acatech empfiehlt spielsweise durch ein Mentoring-Programm. Um mehr Frauen für einen Berufsweg im Ingenieurbe- reich zu motivieren, sind vor allem positive Signale des Arbeitsmarktes erforderlich. Die Wirtschaft sollte be- kannte Instrumente zur Förderung von Frauen wie Di- versity Management, Selbstverpflichtungserklärungen, Audits etc. nachdrücklich ausweiten, um eine Chancen- gleichheit von Frauen und Männern in der Einstellungs- , Beförderungs- und Einkommenspolitik zu erreichen. 9 acatech Nachwuchsstrategie — Technikaufgeschlossenheit und Technikimage Die Technikwissenschaften gelten als schwierig, ab- strakt und unverständlich. Für die meisten jungen Men- schen ist die Auseinandersetzung mit Technik wenig attraktiv. Das Ansehen der mit Technik in Zusammenhang ste- henden Berufsfelder ist eher gering. Die gesellschaft- liche Wahrnehmung des Ingenieurberufs ist nach wie vor bestimmt durch das Bild des hochqualifizierten in- trovertierten Tüftlers mit geringer Sozialkompetenz und mangelnden sozial-kooperativen Fähigkeiten. Der Großteil der technisch-naturwissenschaftlichen Berufe hat massive Vermittlungsprobleme in der gesell- schaftlichen Technikkommunikation. > acatech empfiehlt Um das Informationsdefizit über technische Berufe aus- zuräumen und das Berufsimage der Ingenieurin und des Ingenieurs wirksam zu beeinflussen und zu verän- dern, sollten Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eine nachhaltige Strategie für ein neues Image von Technik in der Gesellschaft entwickeln und in ein bundesweites Marketing- und Kommunikationskonzept umsetzen. 10

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