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Stimmungen und Atmosphären: Zur Affektivität des Sozialen PDF

284 Pages·2018·6.56 MB·German
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Larissa Pfaller Basil Wiesse Hrsg. Stimmungen und Atmosphären Zur Affektivität des Sozialen Stimmungen und Atmosphären Larissa Pfaller · Basil Wiesse (Hrsg.) Stimmungen und Atmosphären Zur Affektivität des Sozialen Herausgeber Larissa Pfaller Basil Wiesse Erlangen, Deutschland Eichstätt, Deutschland ISBN 978-3-658-18438-4 ISBN 978-3-658-18439-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-18439-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt Affektive Gestimmtheiten in den Sozial- und Kulturwissenschaften . . . . . . . . . 1 Basil Wiesse und Larissa Pfaller I Begriffe, Ontologien und Konstitutionen – Theoretische Zugänge Affekt als analytische Kategorie der Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Christian von Scheve und Anna Lea Berg Drei Haltungen der Affect Studies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Jan Slaby Die affektive Seite des Interaktionsrituals . Emotionen und Hintergrundaffekte in Durkheims zentralen Konzepten der sozialen Tatsache und der kollektiven Efferveszenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Yasemin Yilmaz Soziale Situation und Atmosphäre . Vom Nehmen und Geben der Perspektiven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Christian Julmi Bruchlinien . Das Atmosphärenkonzept in Theorie und Praxis . . . . . . . . . . . . 125 Andreas Rauh V VI Inhalt II Zur Erforschung sozialer Affektivität – Methodische Zugänge und empirische Felder Die Stimmung der Partizipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Nicole J. Saam Atmosphären als sozialisierende Einflussgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Barbara Wolf Sinnlichkeitsunverdächtige Sphären . Ein quasi-sozialphänomenologischer Streifzug durch zwei soziologische Kolloquien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Anja Kauppert Beziehungsweise . Sozial wirksame Präsenzeffekte des Musikalischen . . . . . . 217 Birgit Abels Zur Herstellung von Atmosphären . Stimmung und Einstimmung in der Sinnprovinz Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Christian Meyer und Ulrich von Wedelstaedt Situationen und ihre Smartphones . Affektivität in Situationsvideo . . . . . . . . 263 Basil Wiesse Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Birgit Abels ist Professorin für kulturelle Musikwissenschaft am Musikwissen- schaftlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen . Geographische Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen bei den Musiken Nordindiens, der südostasiati- schen Inselwelt sowie der pazifischen Inseln . Anna Lea Berg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB „Affective Societies“ an der Freien Universität Berlin, im Teilprojekt „Gefühle religiöser Zugehörigkeit und Rhetoriken der Verletzung in Öffentlichkeit und Kunst“ . Ihre Forschungsschwer- punkte sind Diskurstheorie, Säkularismus-Theorien und Postcolonial Studies . Christian Julmi ist akademischer Rat am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Organisation und Planung, an der FernUniversität in Hagen . Seine Promotion verfasste er zum Thema „Atmosphären in Organisationen“ . Anja Kauppert beschäftigt sich in ihrer Dissertation „Lichte Augenblicke . Zur Leiblichkeit sozialer Relationen“ mit dem Phänomen Demenz . Ihre Forschungs- schwerpunkte liegen in der Sozialphänomenologie . Momentan befindet sie sich auf Feldforschung . Christian Meyer ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Universität Konstanz . Seine Schwerpunkte liegen in der Körpersoziologie und qualitativen Methoden . Larissa Pfaller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der FAU Erlangen-Nürnberg . Ihre Schwerpunkte liegen in der Kultur- und Altersso- ziologie sowie bei qualitativen Methoden . VII VIII Autorinnen und Autoren Andreas Rauh ist Geschäftsführer des HDC (Human Dynamics Centre) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZiLS (Servicezentrum innovatives Lehren und Studieren) an der Universität Würzburg . Forschungsschwerpunkte sind Atmo- sphären- und Wahrnehmungstheorie sowie die Ästhetik . Nicole J. Saam ist Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung am Institut für Soziologie an der FAU Erlangen-Nürnberg . Ihre Schwerpunkte liegen in der Organisations- und politischen Soziologie . Christian von Scheve ist Professor für Soziologie am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin . Er ist Vorstandsmitglied des Sonderforschungsbereichs „Affective Societies“ . Jan Slaby ist Professor für Philosophie des Geistes an der Freien Universität Berlin . Er ist Vorstandsmitglied im Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ . Ulrich von Wedelstaedt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Soziologie an der Universität Konstanz . Seine Schwerpunkte liegen in der Körpersoziologie sowie in der videobasierten Interaktionsanalyse, Videografie . Basil Wiesse ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Soziologie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und promoviert zu dem Thema „Si- tuation und Affekt“ . Interessenschwerpunkte liegen in den Bereichen soziologische Theorie, Interaktionismus und Affektivität . Barbara Wolf ist Professorin für Kindheitspädagogik an der SRH Hochschule Hei- delberg . Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Sozialisationsforschung, Kindheitsforschung, leibliche Kommunikation und Atmosphärenforschung . Yasemin Yilmaz ist Stipendiatin des DFG Graduiertenkollegs „Präsenz und implizites Wissen“ an der FAU Erlangen-Nürnberg . Sie promoviert zum Thema „Sakralisierungsprozesse in der face-to-face Interaktion“ . Affektive Gestimmtheiten in den Sozial- und Kulturwissenschaften Basil Wiesse und Larissa Pfaller „Der plötzliche Stimmungswechsel auf einer Straße in ei- ner Entfernung von nur wenigen Metern; die offensichtli- che Aufteilung einer Stadt in einzelne, scharf unterscheid- bare psychische Klimazonen; die Richtung des stärksten Gefälles […], dem alle Spaziergänger ohne bestimmtes Ziel folgen müssen; der anziehende oder abstoßende Charakter bestimmter Orte – all dies wird scheinbar nicht beachtet, jedenfalls wird es nie als abhängig von den Ursa- chen betrachtet, die man durch eine tiefgreifende Analyse aufdecken und sich zunutze machen kann.“ (Guy Debord, Einführung in eine Kritik der städtischen Geographie) Guy Debord thematisiert in seinen Ausführungen zur Notwendigkeit der Ent- wicklung einer „Psychogeographie“ als Element des situationistischen Projekts die affektive Dimension des öffentlichen Raumes – hier verstanden als der geo- graphische Raum der Stadt, wie er von Fußgänger/innen durchschritten wird . Die ‚Stimmung auf der Straße‘ lässt heute vor allem an die Empörung denken, wie sie bei Demonstrationen nicht selten als politisches Gefühl im Zentrum steht, etwa bei den so genannten Wutbürgern in Stuttgart oder ‚Pegida-Spaziergängen‘ in Leipzig und anderen Städten . Öffentlicher Raum ist aber nicht nur ein geographischer Ort . Und so werden in den Feuilletons auch etwa Shitstorms auf Twitter und Facebook als affektive Ereignisse aufgegriffen . Die affektive Dimension des öffentlichen Raumes, Gefühle und ihre diskursive Wertung sind Gegenstand der öffentlichen Debatte: Das Spektakel thematisiert seine eigene Spektakularität über praktische wie auch diskursive Reflexionen auf öffentliche Affektivität . Nicht zuletzt ist es in jüngster Zeit die Rede um das ‚Postfaktische‘, die eine Betonung des ‚Gefühlten‘ gegenüber dem ‚Wirklichen‘ konstatiert . Augenscheinlich mit der öffentlichen Bedeutsamkeit © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 1 L. Pfaller und B. Wiesse (Hrsg.), Stimmungen und Atmosphären, DOI 10.1007/978-3-658-18439-1_1 2 Basil Wiesse und Larissa Pfaller von Affektivität verknüpft sind Diskurse und Praktiken von Expert/innen, die unter Berufung auf moralische, ökonomische und/oder politische Gründe Atmosphären und Stimmungen gestalten und sich, gleichsam einer orthodoxierenden Inversion des situationistischen Programms, ‚zunutze machen‘ möchten . Dabei wird inner- halb der jeweiligen Felder die praktische Präformierung der Befindlichkeiten von Betrachter/innen – allen voran die jeweilige(n) Zielgruppe(n) – umfassend theo- retisiert und ihre angestrebte Wirksamkeit einer ständigen – ob implizit bleibend oder explizierten – methodischen Reflexion unterzogen . Dies ist insbesondere gut erkennbar an der Diskussion um das Wohl oder Übel populistischer Techniken, ‚die Massen‘ zu erregen, zu mobilisieren und zu bündeln .1 Im Unterschied zum Großteil der medialen Aufmerksamkeit stellt Guy De- bord jedoch die Straßenszenen, die er beschreibt, nicht als außergewöhnliche Begebenheiten dar: Er stellt hier kein medienwirksames Großereignis vor, keine Demonstration, deren Verlauf eskaliert und deren aufgeladenen Stimmung in Ag- gression umschlägt . Es ist kein Straßenkampf, kein Amoklauf, kein Flashmob . Er führt uns vor Augen, dass wir es mit ganz alltäglichen Phänomenen zu tun haben: Öffentlicher Raum wird als grundsätzlich von Affekten gefärbt vorgestellt . Und so schlägt seine situationistische Skizze gleichsam ein Vokabular zur Erstellung einer affektiven Landkarte vor: Das „Klima“ begegnet uns auch im Alltag – etwa im Betriebsklima – als meteorologische Metapher zur Beschreibung von geteilten, eine Zeitspanne überdauernden Gefühlslagen . Den psychischen Klimazonen, wel- che durch ihre jeweilige affektive Qualität die Hintergrundfärbung der Stadtteile der imaginierten Landkarte bestimmen, stellt er „plötzliche Stimmungswechsel“ als temporäre Ereignisse zu Seite, die sich räumlich markieren, also gleichsam auf die Karte pinnen lassen könnten . Auch für die gerichtete Wirkmacht von einzelnen Orten, die auf unserer Karte möglicherweise mit Linien und Pfeilen sichtbar gemacht werden könnten, fehlt uns die eigentliche Sprache, mit der wir sie benennen könnten . Die verwendeten Metaphern deuten jedoch darauf hin, dass wir sie als Art Naturkräfte erleben, denn sowohl die Anziehung und Abstoßung von Debord, als auch beispielsweise der Ausdruck „Publikumsmagnet“ sind dem Reich der Physik entlehnt . In dieser Art der Beschreibung stellt nicht individuelle Handlung oder das Bewusstsein des einzelnen Individuums die Analyseeinheit dar, sondern die Situation mit der relationalen Bestimmung von Akteursströmen, Kräften und Prozessen . Wie auch schon die großen öffentlichen Gestimmthei- ten sind diese alltäglichen Affizierungen Gegenstand reflexiver Diskurse und 1 Siehe dazu die Diskussion um deliberative Demokratie (etwa John Rawls und Jürgen Habermas) gegenüber Chantal Mouffes Idee eines agonistischen Pluralismus (Mouffe 1999) .

Description:
​Unter dem Leitbegriff einer „Affektivität des Sozialen“ geht der vorliegende Sammelband den Phänomenen Stimmungen und Atmosphären nach, indem er theoretische Ansätze und empirische Analysen aus Sozial- und Kulturwissenschaften ins Gespräch bringt. Insgesamt loten die im Band versammelten
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