Gerhard Fasching Ingrid Wertner Sterne, Gotter, Mensch und My then Griechische Sternsagen im J ahreskreis SpringerWienN ewYork Gerhard Fasching o. Univ.-Prof. Dr. techno habil., Technische Universitat Wien, Osterreich Ingrid Wertner Maria Enzersdorf bei Wi en und Velden, Osterreich Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2000 Springer-VerlaglWien Softcover reprint of the hardcover 1st edition 2000 Satz: Reproduktionsfertige Vorlage von Gerhard Fasching Druck und Bindearbeiten: Euroadria, Ljubljana Gedruckt auf saurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier - TCF SPIN: 10756352 Ein Titeldatensatz dieser Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich ISBN -13:978-3-7091-7406-7 e-ISBN-13 :978-3-7091-6773-1 DOl: 10.1007/978-3-7091-6773-1 INHALT SUBERSICHT Vorwort 1 Friihling 5 Mythen des Friihling-Himmels 9 GroBer Bar, Barenhiiter und J agdhunde 9 Nordliche Krone 16 Jungfrau 22 Nordliche Wasserschlange, Rabe und Becher 28 Lowe 29 GroBer Wagen und Bootes 34 Zentaur 37 Sommer 45 Mythen des. Sommer-Himmels 49 Drache 49 Herkules 54 Leier 60 Schwan 66 Adler und Pfeil 68 Schiitze 74 Skorpion 79 Schlange und Schlangentrager 81 Steinbock 84 Herbst 87 Myt hen des Herbst-Himmels 91 Kassiopeia, Cepheus, Andromeda, Perseus und Walfisch 91 Pegasus und Perseus 100 Fische und Steinbock 108 Wassermann und Adler 113 Delphin 115 Winter 119 Myt hen des Winter-Himme1s 123 Perseus 123 Fuhrmann 126 Zwillinge 129 Krebs 132 Stier 136 Widder 140 Orion und Hase 142 GroBer Hund 148 Kleiner Hund und GroBer Wagen, Jungfrau und Bootes 151 Himmelskarten 157 Monatstabellen 175 Anhang 183 Sternbildmythen und Naturwissenschaft 185 Quellen tiber Verstirnungen 187 Quellen und Schrifttum 195 Glossar mythologischer Gestalten 201 Register der Sternbilder 221 Register mythologischer Gestalten 227 00 FRUHLING G. Fasching et al., Sterne Götter, Mensch und Mythen © Springer-Verlag/Wien 2000 Der Sternenhimmel Anfang Mai G"MON um 23 Uhr Sommerzeit 22 Uhr N ormalzeit sun (Karte 5) Friihling Wie man die Sternbilder am Plimmel auffindet und wie man die Himmelskar ten richtig liest, wird am Ende des Buches ausfuhrlich besprochen. Fiirs erste ge niigt es zu wissen, daB der Mittelpunkt der kreisformigen Karte jenen T eil des Himmels zeigt, der genau liber dem Betrachter liegt. Wendet man sich unter dem freien Himmel nach Sitden, dann sieht man jene Sternbilder vor sich, die die untere Halfte der Himmelskarte zeigt: o Genau liber dem Betrachter steht der Grofte Wagen. Wir sehen die krumme Deichsel und das Viereck, welches die Ladeflache des Wagens darstellt. Aber nicht nur ein Wagen ist es. Wenn man auch die schwacher leuchten den Sterne in das Bild einbezieht, dann sieht man einen Groften Baren. Schwach leuchtende Sterne markieren den machtigen Schadel und die V order- und Hintertatzen sind deutlich zu sehen. o Hinter dem GroBen Baren schreitet der Barenhitter. Er steht im Siidosten recht hoch am Himmel. Bootes wird er manchmal auch genannt. o Der Barenhliter fuhrt die Jagdhunde, die hinter dem Baren dreinstobern. Der untere ist recht gut zu sehen, aber der andere, der den Barenschwanz schon fast zu fassen kriegt, ist oft nur undeutlich zu erkennen. o Links vom Barenhliter, also ostlich von ihm, sieht man einen zarten Lichtbo gen, mit einem hell leuchtenden Edelstein, es ist das die Nordliche Krone. Hephaistos, der hinkende Schmiedegott, hat sie einst aus feurigem Gold fur Aphrodite geformt und mit indischen Edelsteinen verziert. o 1m Siiden, in mittlerer Hohe, sind es blasse Sterne, in denen man das Sternbild der Jungfrau finden kann. Hingegossen liegt sie am Himmel, westwarts streckt sie ihre Arme, und nach Osten liegen entspannt ihre Beine. Der helle, blaulich-weille Stern bei ihrem linken Knie wird seit Ja hrtausenden Spica genannt: die Weizen-Ahre; 1st dieses Madchen die Tochter der Fruchtbarkeitsgottin Demeter? 7 Friihling o Wenn der Horizont nicht durch dunstige Schleier verhangen ist, dann sieht man auch das weit ausgebreitete Sternbild der Nordlichen Wasserschlange. Zarte Sterne sind es, und so wird man sie manchmal nur schlecht erken nen. Aber schon viel deutlicher sieht man den Becher und links davon ei nen Raben, der sich vorniiberbeugt - wer kennt nicht diese typische Stel lung - und mit seinem scharfen Schnabel die Wasserschlange zu ergreifen droht. o 1m Siidwesten sieht man in minlerer Hohe das prachtige Sternbild des Lowen. Sein Korper ruht am Himmel und sein Haupt hat er erhoben und blickt westwarts. 1st der helle Stern -den Regulus meine ich - ein leuchtend wei fier Fleck in seiner Mahne? o Rechts, also westlich von der Ju ngfrau haben wir den Lowen gesehen. Links von der Ju ngfrau im Siidosten liegt iiber dem Horizont das Sternbild der Waage. Zur Waage gibt es in der griechischen Mythologie nichts zu erzah len. Denn erst Caesar hat anHilllich der Einfiihrung des Ju lianischen Ka lenders das Sternbild der Waage neu gebildet. Vorher stellten diese Sterne die Zangen des Skorpions dar. o Ganz tief im Siiden kommt der bei uns nur sehr schwer sichtbare Zentaur iiber den Horizont. 8 Friihling MYTHEN DES FRUHLING-HIMMELS Kaum zieht Boreas, der schaurige N ordwind, sich in die hohen, eisigen Berge zurUck, da streift schon Zephir mild iiber die unter den Strahl en der Sonne lang sam erwachende Erde. Des N achts herrschen noch Kalte und Frost, und die Sterne funkeln im klaren, gewichtslosen Ather. GroB wolbt sich die Himmels kugel iiber der Erde und erzahlt uns in leuchtenden Bildern uralte Mythen von Gottern und Menschen, von Helden, Jagern und wildem Getier. J GroBer Bar, Barenhiiter und agdhunde Artemis, die Gottin der J agd, auch der wilden Tiere zugleich, durchstreift mit ihrem Gefolge die weiten Walder Arkadiens. Schon als dreijahriges Madchen wurde sie von Zeus, ihrem Vater, gefragt, welche Geschenke sie von ihm wohl begehre. Schnell war die Antwort gegeben. Sie wiinschte sich fur die J agd ein sa frangelbes Gewand mit rot leuchtendem Saum, so viele Namen wie ihr Bruder Apollon sie hat, einen Pfeil und Bogen, gleich den seinen aus Silber und - man kann es kaum glauben - sie wiinschte sich, ewig Jungfrau zu bleiben. Dariiber hinaus erbat sie nur wenig: Eine Schar junger Madchen zu ihrer Begleitung, alle Berge der Welt und einige Stadte nach ihres Vaters Wahl und nicht zuletzt das Amt der leuchtenden Bringerin allen Lichtes. Stolz und zartlich blickte Zeus auf seine wohlgeratene T ochter und gewahrte ihr lachelnd das Erwiinschte und noch vieles andere mehr. Nur bei dem Wunsche nach ewiger Keuschheit zogert er kurz. Wie konnte er dies auch verstehen! Artemis erwahlt sich darauf sechzig ozeanische Nymphen und zwanzig Nym phen vom FluB zu ihrer Gesellschaft und verlangt von diesen, bei ihrem silber- 9
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