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Stein und Zeit: Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten PDF

333 Pages·2003·13.691 MB·German
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Jan Assmann Stein und Zeit Mensch und Gesellschaft im alten Ägypten Wilhelm Fink Verlag München Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 3. Auflage 2003 ISBN 3-7705-2681-3 <i:l 1991 Wilhelm Fink Verlag, München Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH, Paderborn Inhalt Einführung . . . . . . . . . . ............... 9 ErsterTeil Stein und Zeit. Grundstrukturen der symbolischen Kultur /. Zwei Kulturen ...... . 16 1. Spuren und Botschaften . 16 2. Zwei Bauweisen . . . . 17 a) Bleiben und Vergehen 18 b) Zur Entstehungsgeschichte der Steinbauweise . 19 c) Formtendenzen der Steinarchitektur: Kolossalität und Zeichenhaftigkeit . . . . . . . . . . . 20 3. Zwei Schriften . . . . . . . . . . . . . . 24 4. Ägypten und das Problem der Hochkultur 27 Il. Das Doppelgesicht der Zeit . 32 1. Wie schneU vergeht Zeit? 32 2. Zeit und Sprache . . . . 35 a) Die Zeiteinheiten . . 35 b) Die Zeit des Menschen und der Dinge . 37 c) Die kosmische Zeit . . . . 39 3. Theologie der Zeit . . . . . . . . . . . . 47 III. Magische Weisheit. Wissensformen im ägyptischen Kosmotheismus . . . . . . 59 1. Kosmotheismus . . . . . . . . . . . . 59 2. Adam und Adapa: Wissen und Sterben 59 3. Die magische Weisheit des Herrschers 61 4. Kosmographien . . . . . . . . . . . 63 5. Eritis sicut Deus: Göttliche Weisheit 67 6. Bildersturz . . . . . . 69 7. Vor Sonnenuntergang . . . . . . . . 73 IY. Sprachbezug und Weltbezug der Hieroglyphenschrift 16 1. Bildhaftigkeit und Weltreferenz . . . . . . . . . 76 a) Weltbezug und Sprachbezug . . . . . . . . . 76 b) Ursprung und Entwicklung der Hieroglyphen 79 c) Bild und Schrift: Interdependenz und komplementäre Multimedialität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 6 Inhalt 2. Inschriftlichkeit: Monumentale Präsenz und situative Verankerung . . . . . . . . . . 86 a) Semiotische Interferenz ...... . 86 b) Monumentalität und Unsterblichkeit 87 3. Systemoffenheit: Die Welt als Text . . . 88 a) Idolatrie und unmittelbare Signifikation 88 b) Krokodilizität, oder: Die Welt als Text 90 Zweiter Teil: Menschenbild und Lebensformen V. Das Bild des Vaters . . 96 A. Der lebende Vater . . . . . . 96 1. Der Vater als Erzeuger: Geschlecht und Abstammung 96 2. Der Vater als Ernährer: Versorgung und Schutz . 100 1. Der Vater als Erzieher: Untetweisung und Sozialisation 104 "B. Der tote Vater . . . . . 115 1. Die Horus-Konstellation im Totenkult . . . . 118 2. Die mythische Fassung der Horns-Konstellation 125 3. Die Vater-Sohn-Konstellation auf der Ebene des Götterkults und des ägyptischen Königtums 128 4. Die Karnutcf-Konstellation . . . 134 VI. Das Bildnis in der ägyptischen Kunst. Stile und Funktionen bildlicher Selbstdarstellung . . . 138 Vorbemerkung . . 138 1. Das ägyptische Porträt als Gattung monumentaler Selbstthematisierung 138 2. Porträtplastik des Alten Reichs 142 a) Magischer Realismus . . . 142 b) Das Königsporträt im Alten Reich . 144 c) Generalität der vollkommenen Serienproduktion: Die private Porträtplastik der 5. und 6. Dyn. 146 3. Idealporträt und Schönheitssinn in der 18. Dynastie 148 4. Expressiver Realismus: die Bildniskunst des Mittleren Reichs 150 5. Individualismus der Unsterblichkeit 159 VII. Schrift, Tod und Identität. Das Grab als Vorschule der Literatur . . . . . . . 169 1. Schrift und Unsterblichkeit-allgemeine Vorüberlegungen 169 2. Die biographische Grabinschrift im Alten Reich 178 3. Biographie und Literatur . . . . . 189 Inhalt 7 V 111. Der schöne Tag. Sinnlichkeit und Vergänglichkeit im altägyptischen Fest. . . . . . . . . . . . . . 200 A. Die Form des Festes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 1. Gesellige Feste: Die Gastmahlsszene in den Beamtengräbern der 18. Dynastie ( 1500- 1300 v. Chr.) . . . . . . . . 200 a) Die Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 b) Die Auratisierung des Augenblicks: Stimmung und Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 c) Das Zeugnis der Texte: Der "schöne Tag" 209 2. Das Intimfest . . . . . 213 B. Die Weisheit des Festes . . . . . . . 215 1. Die Harfnerlieder . . . . . . . . . . 215 2. Das Herz: Vergessen und Vergnügen 218 3. Memento Mori . . . . . 220 4. Das Fest als "Heterotop" . . . . 223 Dritter Teil: Staat und Geschichte IX. Politik zwischen RitWll und Dogma . . . . . . . . . . . . 238 A. Solidarität von Heil und Herrschaft: die ,Göttlichkeit' königlichen Handeins . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 1. Allmachtswahn und Despotismus: Pharao von außen gesehen 238 2. Göttlichkeit des Herrschens: Pharao von innen gesehen 240 a) Grundlagen des Göttlichkeitsdogmas: Verkörperung und Sohnschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 b) Wandlungen des Göttlichkeitsdogmas: identitäre und repräsentative Theokratie . . . . . . . . . . . . . . 241 B. Routine und Ritual: die Struktur königlichen Handeins 245 1. Allgemeinverbindlichkeit und Überindividualität . 245 2. Partner und Objekte königlichen Handeins . . . . 246 3. Rollenkonformität . . . . . . . . . . . . . . . . 250 C. Ansätze eines Handlungsspielraums im politischen Denken des Mittleren und Neuen Reichs . 251 1. Das Mittlere Reich : Rhetorik der Motive 252 2. Das Neue Reich: Semiotik des Ereignisses 257 X. Königsdogma und Heilserwartung. Politische und kultische Chaosbeschreibungen . . . . . . . . . . 259 Vorbemerkung: Geschichte als Fest- die Negation der Eschatologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 8 Inhalt 1. Die Klagen des Mittleren Reichs . . . . . . 260 a) die Admonitions: das Gott zum Vorwurf gemachte Böse . . . . . . . . . . . . . . 260 b) Exkurs: die .,Kosmotelie" von Totenbuch Kap. 175 und ihr Vorläufer . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 c) Chacheperreseneb: die Chaos-Klage als Ausdruck pessimistischer Weltsicht . . . . . . . . . . . . . . 267 d) Das Selbstgespräch des .,Lebensmüden": das Verstummen zwischenmenschlicher Verständigung 270 2. Politische Prophezeiungen . . . . . . 271 a) Neferti . . . . . . . . . . . . . . . 271 b) Töpferorakel und demotische Texte 276 3. Königsinschriften des Neuen Reichs 278 a) Tutanchamun und die Amarnazeit . 278 b) Sethos I. und der Beginn der 19. Dynastie 279 c) Pap. Harris I und der Beginn der 20. Dynastie 280 d) Die Israelstele des Merenptah . . . . . . . . . 281 4. Chaosbeschreibungen in Magie und Kult der Spätzeit 283 a) Metternichstele: Krankheit und kosmisches Unheil 283 b) Pap. Sah 825 u.a. Texte: kultische Unheilsbannung 284 c) Kultvollzug und kosmische Sympathie 285 XI. Der Einbruch der Geschichte . 288 Vorbemerkung . . . . . . . . 288 1. Die Genese der Alten Welt 289 2. Theologie des Willens . . . 291 3. Der Mensch vor Gott . . . 295 4. Einstieg in die Geschichte . 298 XII. Die Entdeckung der Vergangenheit. Innovation und Restauration in der ägyptischen Literaturgeschichte . . . . . . . . . . 303 1. Kinder und Greise- das "Vergangenheitsbewußtsein" der ägyptischen Spätzeit im Spiegel der griechischen Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 303 2. Ramessidische Geschichtskodifikationen . . . . 305 3. Klassik als Zweisprachen-Lehrstoft . . . . . . . 308 4. Der Modernismus der ramessidischen Literatur 309 5. Memphis und die Entdeckung der Vergangenheit . 312 Abkürzungen . . . . . 314 Bibliographie . . . . . 316 Abbildungsverzeichnis 334 Nachweise . . . . . . . 336 Einführung Die Frage nach dem Wesen der Kultur, nach Entstehung und Wandel symboli scher Formen und Sinnwelten, hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten zur Ausbildung neuer Forschungszweige und Arbeitsmethoden geführt. War sie früher Sache bestimmter Fächer, zunächst der Philologie und Philosophie, dann der Soziologie und Ethnologie, ist sie immer mehr zur gemeinsamen Sa che fachübergreifender Zusammenarbeit geworden. Die literarische Form dieser Zusammennarbeit ist der Sammelband, bei dem Vertreter verschiede ner Disziplinen aus der Sicht ihrer fachspezifischen Forschungen her zur Klä rung einer allgemeineren kulturtheoretischen Fragestellung beitragen. Die Fragestellung ist es, die für die thematische Integration des Bandes sorgt. Dieser Band nun geht einmal den umgekehrten Weg. Aus einer Fülle ägyp tologischer Forschungen zu fachübergreifenden Projekten stellt er solche Ar beiten zusammen, die sich zu einem möglichst umfassenden und geschlosse nen Bild der altägyptischen Kultur ergänzen. Hier ist es also das Thema "Ägypten", das dem Buch seinen Zusammenhang gibt, während die einzel nen Aspekte, unter denen dieses Thema hier in den Blick gefaßt wird, im Kontext ganz verschiedener kulturtheoretischer Fragestellungen entwickelt wurden. Insgesamt ergeben sie ein Bild der pharaonischen Kultur Ägyptens, wie es sich aus der Sicht einer vergleichenden, interdisziplinären Kulturwis senschaft darstellt. Da diese Kulturwissenschaft etwas Neues ist, das es so vor 30 Jahren noch nicht gab, ist auch das Bild der altägyptischen Kultur neu, das sich in dieser Beleuchtung entwerfen läßt. Das ergibt sich einfach daraus, daß sie unter Fragestellungen untersucht wird, auf die man aus der Eigendynamik des Faches heraus bislang nicht gekommen ist und vielleicht nie gekommen wäre. Für die einzelnen Fächer stellt die Mitarbeit im kooperativen Projekt einer vergleichenden und theoretischen Kulturwissenschaft und Historischen Anthropologie eine große und fruchtbare Herausforderung dar. In den mei sten Fällen ist der Ägyptologe- ist jeder Vertreter einer Einzelwissenschaft, der sich auf solche Fragestellungen einläßt- gezwungen, Neuland zu betre ten. In manchen Fällen wird man dabei in überraschender Weise fündig. Ein auf solche Weise, nicht am einsamen Schreibtisch, sondern im interdis ziplinären Gespräch entstandenes, auf Fragen von anderen antwortendes und vielfache Anregungen aufgreifendes Buch ist in gewisser Hinsicht ein kollektives Produkt. Daher ist hier ein Wort des Dankes an jene am Platze, die diese Fragen aufgeworfen haben und von denen ich hier stellvertretend 10 Einführung nur einige nennen will: Aleida Assmann für die Frage nach dem "Festen und dem Flüssigen in der Kultur" 1 bzw. dem "kulturellen Gedächtnis" sowie nach "Weisheit"2 im Kontext historischer Wissensformen und ihrer Wertung, Hu bertus Teilenbach für die Frage nach der Geschichte des "Vaters"3, Walter Haug und Rainer Warning für die Frage nach dem Fest4, Christian Meier für die Frage nach der kulturellen Konstruktion geschichtlicher Handlungsspiel räume5 und Hans Ulrich Gumbrecht, dessen Dubrovnik-Kolloquien einen ganz besonders inspirierenden Rahmen darstellten, für die Frage nach den "Materialitäten"6 und den "Epochen•<?. Im Idealfall trifft die Frage im Hori zont des betroffenen Einzelfaches auf so reiche und eigenartige Befunde, daß sich von daher auch der theoretische Ansatz neu und differenzierter darstel len läßt. In den genannten Beispielen ergab sich, wie ich glaube, diese Wech selwirkung. Es geht also in allen diesen Arbeiten nicht nur um bestimmte Aspekte Ägyptens, sondern auch um bestimmte theoretische Fragen, was bei man chen von ihnen auch terminologisch in Erscheinung tritt. Bei der Bearbei tung dieser Aufsätze habe ich keinen Versuch gemacht, diese Bezugnahmen auf die jeweils zugrundeliegenden kulturtheoretischen Fragestellungen zu verwischen. Im Gegenteil: der Band, zu dem sich diese verschiedenen Arbei ten hier vereinigen, will nicht nur ein Bild vom alten Ägypten vermitteln, sondern auch unser theoretisches Wissen vom Wesen und Wandel kultureller Welten anband ägyptischer Beispiele fördern. 1 Das entsprechende Kolloquium fand Ende 1987 im Internationalen Wissenschaftsforum Heide I· berg statt und wurde vom Heidelberger Gesprächskreis "Kulturanalyse'' veranstaltet. Ein be sonderer Dank gebührt Dietrich Harth für seine Verdienste um diese stimulierende Unterneh· mung. 2 Die Ergebnisse von drei Tagungen des Arbeitskreises "Archäologie der literarischen Kommuni kation" in der Wemer-Reimers-Stiftung Bad Hornburg (Mai 1987 bis September 1988) zum The ma "Weisheit" wurden von A. Assmann im Verlag W. Fink veröffentlicht. Aus Tagungen dieses Arbeitskreises zum Thema "Mündlichkeit und Schriftlichkeit" stammt auch das 7. Kapitel über "Schrift, Tod und Identität". 3 Die von Hubertus Teilenbach geleiteten, inzwischen legendären "Heidelberger Vaterseminare" haben für vier Jahre, von 1973-1977, die Heidelberger Geisteswissenschaften geprägt und sind in einer vierbändigen Kassette im Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, erschienen: I. Das Vaterbild in Mythos und Geschichte, 1976 II. Das Vaterbild im Abendland I. Rom, Frühes Christentum, Mittelalter, Neuzeit, Gegenwart, 1978 111. Das Vaterbild im Abendland II, Literatur und Dichtung Europas, 1978 IV. Vaterbilder in Kulturen Asiens, Afrikas und Ozeaniens. Religionswissenschaft, Ethnologie, 1979. 4 Die Tagung der Forschungsgruppe "Poetik und Hermeneutik" fand im September 19H7 in der Werner-Reimers-Stiftung Bad Hornburg statt. s Deutscher Historikertag Münster 1982. Einige der dort zu diesem Thema gehaltenen Vorträge wurden in der Zeitschrift Saeculum, Bd. 35 (1984) veröffentlicht. 6 Die Tagung im Jnter-University-Center in Dubrovnik, der das 4. Kapitel ganz besonders weitrei chende Anregungen verdankt, fand im Frühjahr 1987 statt. 7 Tagung ebendort Frühjahr 1983. Einführung 11 Die altägyptische Kultur kommt solchen Fragestellungen entgegen. Man könnte auch sagen: sie erzieht den, der sich mit ihr hauptberuflich beschäf tigt, den Ägyptologen, zu einer gewissen kulturtheoretischen Aufgeschlos senheit und kulturwissenschaftlichen Vielseitigkeit. Das liegt an der Fülle und Vielseitigkeit der Quellen. Ein Ägyptologe kann es sich nicht leisten, ganz in der Spezialisierung aufzugehen, zu der er wie jeder andere Wissen schaftler durch die Entwicklung seines Faches gezwungen wird. So wird er sich vielleicht, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, als Philologe für eine bestimmte Textgattung interessieren. Wenn er dem Kontext dieserTexte nachgeht, wird ersieh aber notgedrungen auch z.B. mit ägyptischen Gräbern beschäftigen und das bedeutet: mit Ikonographie und Architektur, Sozial und Verwaltungsgeschichte, Totenkult und Jenseitsvorstellungen; und er wird sich im Bemühen um ein besseres Verständnis dieser Quellen auch nach Kräften in den verschiedensten Richtungen theoretischer und vergleichen der Ansätze umschauen: in der Sprach- und Literaturwissenschaft, der Sozi al- und Religionswissenschaft, in der Kunsttheorie und vergleichenden Rechtsgeschichte. Der Ägyptologe ist ein notorischer Dilettant: immer et was nachhinkend in der Entwicklung theoretischer Fragestellungen und Me thoden, weil er sich auf zu vielen Gebieten gleichzeitig auf Laufenden zu hal ten versuchen muß, aber dafür ein gern gesehener Gast im interdisziplinären Gespräch, weil von Ägypten her zu so gut wie allem Wichtiges und oft Über raschendes beizutragen ist. In meinem Falle betrifft diese Spezialisierung die Religionsgeschichte Ägyptens. Die meisten meiner im engeren Sinne ägyptologischen Arbeiten beziehen sich auf Fragen der ägyptischen Religion. Diese Arbeiten sind in den vorliegenden Band nicht aufgenommen worden. Das heißt aber nicht, daß die ägyptische Religion darin ausgespart worden wäre. Im Gegenteil: sie kommt genau in dem Sinne zu Wort, in dem sie aus der Sicht einer größeren Distanz in den Blick tritt: als symbolische Sinnwelt, die sich von dem, was wir "Kultur" nennen, in keiner Weise unterscheiden läßt, aber nicht als besonde res "Gebiet", zu dem sie nur in der verengten Optik fachinterner Spezialisie rung künstlich ausdifferenziert wird. Die Idee zu diesem Band stammt von Raimar S. Zons, dem ich für seine Ermutigung und tatkräftige Unterstützung sehr zu danken habe. Der Titel, der nicht ganz unabsichtlich an ein bekanntes philosophisches Werk anklingt, bezeichnet die Brennpunkte der ägyptischen Kultur, die daher zugleich auch das Thema dieses Bandes umreißen: den Stein als das Medium ägyptischer Erinnerung und Selbstverewigung, und die Zeit als die Dimension, in der und gegen die diese Kultur des Steinernen aufgestellt ist. Man könnte auch an den Begriff der "Steinzeit" denken. Zwar liegt diese Periode- im Sinne eines strengen prähistorischen Epochenbegriffs-schon lange zurück, als im späten Chalkolithikum und der Frühen Bronzezeit die ersten ägyptischen In schriften anfangen, zu uns zu sprechen. Und doch scheint sich in der zentra- 12 Einführung len Kulturbedeutung, die das Steinerne in Ägypten besaß, noch ein Stück "Steinzeitideologie" wiederzuspiegeln. Die ägyptischen Texte, die weiter als alle anderen Texte zurückreichen in der Geistesgeschichte der Menschheit, führen uns in die "Steinzeit" des Denkensund Erkennens, der Imagination und Erinnerung zurück.

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