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Standardisierung internationaler afrikanischer Verkehrssprachen PDF

156 Pages·1994·3.271 MB·German
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FORSCHUNGS BERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 3249 / Fachgruppe Geisteswissenschaften Herausgegeben vom Minister für Wissenschaft und Forschung Dr. He1ma Pasch Universität zu Köln Institut für Afrikanistik Standardisierung internationaler afrikanischer Verkehrssprachen Westdeutscher Verlag 1994 Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Pasch, Helma: Standardisierung internationaler afrikanischer Verkehrs sprachen / Helma Pasch.- Opladen : Westdt.Verl., 1994 (Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen; Nr. 3249 : Fachgruppe Geisteswissenschaften) ISBN 978-3-663-05318-7 ISBN 978-3-663-05317-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05317-0 NE: Nordrhein-Westfalen: Forschungsberichte des Landes ... Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. © 1994 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Herstellung: Westdeutscher Verlag Lengericher Handelsdruckerei, 49514 Lengerich ISBN 978-3-663-05318-7 für Ulrike und Reinhard und Monika und Brigitte Inhalt Vorwort 7 O. Einleitung 9 1. Sprachpolitik und Sprachplanung 13 1.1. Formen der Sprachpolitik und der Sprachplanung in Afrika 15 1.2. Standardisierung, Normierung bzw. Kodifizierung von Sprachen 17 1.3. Zur Geschichte der Sprachstandardisierung 21 1.4. Standardisierung afrikanischer Sprachen 22 1.5. Nationale Standardisierungsprogramme 24 1.6. Standardisierung internationaler Sprachen 25 2. Verkehrssprachen 28 2.1. Ausbreitungsfördernde Faktoren 31 3. Die afrikanischen Verkehrssprachen 34 3.1. Regionale Verkehrssprachen 37 3.1.1. Berberisch 37 3.1.2. Fulfulde 38 3.1.3. Ciluba 40 3.1.4. Kanuri 42 3.1.5. Fanagalo 45 3.1.6. Wolof 50 3.1.7. Sango 56 3.2. Internationale Verkehrssprachen 60 3.2.1. Autochthone internationale Verkehrssprachen 60 3.2.1.1. Kiswahili 60 3.2.1.2. Hausa 68 3.2.1.3. Manding 79 3.2.2. Importierte Verkehrssprachen 88 3.2.2.1. Arabisch 88 3.2.2.2. Verkehrssprachen aus Europa 98 3.2.2.2.1. Englisch 101 3.2.2.2.2. Französisch 105 3.2.2.2.3. Portugiesisch 108 4. Zusammenfassung 113 4.1. Wachsende Einflußbereiche autochthoner Verkehrssprachen 114 4.2. Gründe für die erfolgreiche Ausbreitung von Verkehrssprachen 115 4.3. Probleme der Sprachstandardisierung 120 4.4. Standardisierung internationaler Sprachen 125 4.5. Urheberschaft von Standards, Alternativen und Akzeptanz 126 6 Literatur 129 Autorenindex 147 Sachindex 150 Karte 1: Afrikanische linguae francae 36 Karte 2: Die Verbreitung des Arabischen in Afrika 87 Karte 3: Die 'anglophonen' Gebiete in Afrika 104 Karte 4: Die 'frankophonen' Gebiete in Afrika 107 Karte 5: Die 'Iusophonen' Gebiete in Afrika 112 VORWORT Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis einer sechsmonatigen Unter suchung, die vom Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wurde. Dafür möchte ich der Ministerin, Frau Anke Brunn, meinen tiefempfundenen Dank aussprechen. Die ThemensteIlung 'Standardisierung internationaler afrikanischer Verkehrssprachen' wurde von Herrn Prof. Dr. Bernd Heine formuliert, der als erster afrikanische Verkehrssprachen umfassend wissenschaftlich untersucht hat und der somit als einer der Begründer der afrikanistischen Soziolinguistik gelten kann. Seine soziolinguistischen Arbeiten bilden einen Grundstock für die vorliegende Untersuchung. Wenngleich diese Arbeit als Literaturarbeit angelegt ist, konnten in be grenztem Umfang Erkenntnisse eigener früherer Feldforschungen, vor allem in Za'lre und in der Zentralafrikanischen Republik, eingebracht werden. Diese Feldforschungen wurden durch finanzielle Unterstützung der Graduierten förderung der Universität zu Köln bzw. durch ein Reisestipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. Den beiden Institutionen bin ich dafür zu aufrichtigem Dank verpflichtet. Die Beobachtungen zum mauritianischen Kreol konnte ich in Mauritius während und nach der Teilnahme am 7e Co/loque International des Etudes Creoles im September 1992 machen. Die Konferenzteilnahme wurde durch eine Beihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht, der ich hiermit meinen herzlichen Dank aussprechen möchte. Carla Butz danke ich für die Anfertigung der Karten. Helma Pasch O. EINLEITUNG "Sprachen wachsen nicht wie Bäume. Sie funk tionieren nicht wie Maschinen. Sprachen sind fein strukturierte Sozialgebilde, die ihren Ort im Bewußtsein vieler Sprecher haben und sich nach den wechselnden Bewußtseinszuständen dieser Sprecher unaufhörlich verändern." (Haraid Weinrich 1985:7) "Sprachstandardisierung, zumal im afrikanischen Kontext, ist ein überaus komplexes Problemfeld" (Wolff 1991:1). Sie spielt eine Rolle, seitdem die ersten Missionare begannen, afrikanische Sprachen zu verschriften, um den Afrikanern die Bibel in ihrer eigenen Sprache zugänglich zu machen. Bereits in der Kolonialzeit haben Missionare weit über hundert afrikanische Sprachen zu Schriftsprachen ausgebaut (Heine 1979:65). Solange jedoch die europäischen Kolonialsprachen die einzigen Amts- und Bildungssprachen in den afrikanischen Kolonien waren, spielte die Schaffung und Etablierung von Standardformen der autochthonen Sprachen auf Staatsebene meist nur eine geringe Rolle. Diesem Umstand ist es wohl auch zu verdanken, daß für bestimmte Sprachen von verschiedenen Kirchen unterschiedliche Standardformen oder Religiolekte 1) geschaffen wurden, ohne daß dies besondere Auswirkungen im Alltagsleben gezeigt oder politische Reaktionen hervorgerufen hätte. Die betreffenden Religiolekte werden nur innerhalb der jeweiligen Religionsgemeinschaften benutzt und üben keinen Einfluß auf die außerhalb gesprochenen Sprachen aus. Nach der politischen Unabhängigkeit zeigte sich in vielen afrikanischen Staaten eine Ablehnung der Sprachen der ehemaligen Kolonialherren, die vielfach noch alleinige Amtssprachen waren. Damit verbunden war eine Rückbesinnung auf eigene kulturelle Werte, zu denen auch die autochthonen Sprachen zählen. Aus der Erkenntnis heraus, daß die eigenen Sprachen den europäischen gleichwertig sind und daß letztere von den überwiegenden Mehr heiten der Bevölkerungen nicht beherrscht werden, wurde eine Einbeziehung der eigenen Sprachen in das politische und kulturelle Leben angestrebt. Sie 1) Als Religiolekte werden diejenigen Varianten einer Sprache bezeichnet, die sich als Resultat der Religionsausübung durch verschiedene Religionsgemeinschaften bilden. Sie manifestieren sich insbesondere in schriftlichen Texten, Liedern, Gebeten und in der Liturgie etc. Beispiele sind die "katholischen" bzw. "evangelischen" Varianten von bestimmten Sprachen. 10 Einleitung sollen als gleichberechtigte Sprachen neben die europäischen Sprachen treten und diese vollkommen ersetzen können. Dazu müssen Sprachplanungsprogramme entwickelt werden, die zum einen die Statusplanung und zum anderen die Korpusplanung organisieren. Status planung hat hier zum Ziel, den Status der afrikanischen Sprachen gegenüber demjenigen der europäischen Sprachen aufzuwerten. Korpusplanung dagegen befaßt sich mit der Standardisierung und der Modernisierung der afrikanischen Sprachen (vgl. Kloss 1969:81-3). Dazu gehören: 1) die Standardisierung oder Kodifizierung der Schreibung und der Aussprache, sowie die Erarbeitung geeigneter Terminologien, 2) das Erstellen eines Wörterbuches, 3) die Herausgabe von Zeitschriften, Büchern und anderen Schriftwerken, wodurch die Standardform der Sprache vulgarisiert wird, 4) die Förderung der Literaturproduktion in den betreffenden Sprachen, damit sie entwickelt und bereichert werden (vgl. Rubin & Jernudd 1975:XIII). Zu diesem Zweck haben die Regierungen vieler afrikanischer Staaten die Standardisierung einer oder mehrerer Nationalsprachen 1) zu einem zentralen Teil ihrer Sprachpolitik gemacht. Die Ziele von Sprachstandisierung und die Probleme der praktischen Durchführung sind daher auch das Thema einer langen Reihe von Konferenzen und Publikationen. Einige wenige dieser Konferenzen haben Probleme der Sprachstandardisierung in Afrika ganz allgemein zum Thema, z.B. Language Standardization in Africa, hrsg. von Cyffer et al. (1991). Andere konzentrieren sich auf spezielle Probleme, wie die Orthographie oder die Terminologie, die bei Standardisierungsprogrammen ganz am Anfang stehen. Dazu gehören African Languages - Proceedings of the Meeting of Experts on the Transcription and Harmonization of African Languages, hrsg. von der UNESCO (1966) und Papers of the Leverhulme Conference on Universities and the Language Problems of Tropical Africa, Ibadan, hrgs. von Spencer (1963). Wieder andere Konferenzen befassen sich mit bestimmten Einzelsprachen, z.B. Proceedings of the Inter national Conference on the Standardization of Swahili Terminology, hrsg. von 1) Unter Nationalsprachen werden im afrikanischen Kontext mehrheitlich solche Sprachen verstanden, die durch einen Erlaß oder ein Gesetz dazu erklärt worden sind. Heine (1979: 17) bezeichnet sie deshalb als "De-jure-Nötionö/spröchen ". Einleitung 11 Massamba (1983) oder mit Sprach politik bestimmten Länder, z.B. Sprache und Politik auf den Kapverdischen Inseln, hrsg. von Fleischmann (1984). Doch trotz aller Bemühungen konnte das Ziel, eine autochthone Sprache auf das funktionale Niveau der europäischen Sprachen auszubauen, bisher in keinem afrikanischen Land ganz erreicht werden. Die vorliegende Arbeit hat die Standardisierung der autochthonen internatio nalen Verkehrssprachen Afrikas zum Gegenstand. Dazu sind nur solche gezählt worden, die in mehr als drei Ländern wichtige Kommunikationsmittel bilden. Es geht um die Frage, welche soziolinguistischen, politischen und ökonomischen Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit diese Sprachen erfolgreich stan dardisiert werden können. Eine Auswertung von Standardisierungsprogrammen nach pädagogischen oder rein linguistischen Kriterien konnte im Rahmen dieser Untersuchung nicht durchgeführt werden. Die Verkehrssprachen von internationaler Verbreitung sind deshalb von besonderem Interesse, weil mit ihnen die Hoffnung am stärksten verbunden war und ist, daß sie zu Äquivalenten der europäischen Sprachen werden. Trotzdem werden zunächst auch einige der nichtinternationalen Verkehrssprachen unter sucht, um darzustellen, welche Probleme bei der Sprachstandardisierung gene rell entstehen und welche für die Sprachen von internationaler Verbreitung in Afrika spezifisch sind. Die Arbeit gliedert sich folgendermaßen. Im ersten Teil wird eine kurze Einführung in die Thematik der Sprachplanung gegeben. Es werden die für die Untersuchung grundlegenden Begriffe Sprache, Standard, Standardsprache, Verkehrssprache, Sprachpolitik, Sprachplanung etc. definiert. Im zweiten Teil werden erst verschiedene afrikanische Verkehrssprachen in ihrer Geschichte und Verbreitung vorgestellt. Zunächst zwei überregionale mit nur gering entwickelter Verkehrssprachenfunktion, Berberisch und Fulfulde. Dann folgen als Beispiele für regionale Verkehrssprachen Fanagalo (Südafrika) und Ciluba (Za'lrel. und als Beispiele für nationale Verkehrssprachen, die quasi die einzigen in einem Staat sind, folgen Sango (Zentralafrikanische Republik) und Wolof (Senegal). Den größten Raum mehmen die drei wichtigsten autochthonen Verkehrssprachen ein: Hausa, Kiswahili und Manding, die alle von internationaler Bedeutung sind. Es wird zunächst untersucht, welche Faktoren bei der Entstehung dieser Sprachen und bei ihrer Ausbreitung förderlich waren und welche die Aus- 12 Einleitung breitung eher behindert haben. Dann soll ihre aktuelle Verbreitung und ihre Funktion als Verkehrssprache untersucht werden. Schließlich wird festgestellt, ob und welche Standardisierungprogramme für diese Sprachen durchgeführt wurden und welche Faktoren den Erfolg bzw. Mißerfolg der Standardisierungs programme für diese Sprachen bestimmt haben. Ihre Einflußbereiche und ihre Sprecherzahlen werden nur von denjenigen der importierten Verkehrssprachen, Arabisch, Englisch, Französisch und Portu giesisch übertroffen, die zum Schluß diskutiert werden. Die Schreibweise geographischer und ethnischer Namen entspricht den orthographischen Regeln des Deutschen, soweit diese für die betreffenden Termini etabliert ist. Außerdem sind - anders als in der afrikanistischen Literatur üblich - die Namen der Bantusprachen einschließlich ihrer eigen sprachlichen Präfixe notiert. Dadurch soll die bisher übliche Praxis vereinheit licht werden, derzufolge bestimmte Sprachnamen regelmäßig mit Nominal klassenpräfix geschrieben werden, andere dagegen regelmäßig ohne, während bei dritten das Klassenpräfix optional gesetzt oder weggelassen wird.1 l Beispielsweise werden bei den Bezeichnungen 'Li-Ngala', 'Gi-Kuyu', 'Lu-Ganda', 'Ki-Rundi', 'Ki-Nyaruanda' usw. die Präfixe normalerweise nicht weggelassen2), während sie bei den Bezeichnungen für die süd- und südostafrikanischen Sprachen '(I-si-lZulu', '(I-si-lXhosa', '(Chi-lVenda', '(Chi-lTonga', 'Shona' usw. normalerweise nicht geschrieben werden. Die Form 'Swahili' aber wird neben 'Ki-Swahili' benutzt, 'Luba' neben 'Ci-Luba' und 'Kongo' neben 'Ki-Kongo,3l usw. Die fremdsprachlichen Zitate im Text wurden mehrheitlich ins Deutsche übersetzt und in einer Fußnote in der Originalfassung wiedergegeben. 1) Diese Inkonsistenz zeigt sich beispielsweise bei den Namen der verschiedenen Institu- tionen zur Planung des Kiswahili in Tansania (vgl. Khamisi 1991 :215). 2) Bei diesen Namen werden allerdings häufig die Präfixe nicht durch Bindestrich von den Wortstämmen getrennt. 3) Als Quelle für die vollständigen Formen wurde die Checklist of Language and Dialect Names von Welmers (1971) herangezogen.

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