Rock Mechanics Felsmechanik Mecanique des Roches Supplementum 1 Stability of Rock Slopes and Underground Excavations Contributions to the Josef-Stini-Colloquium (l8th Geomechanical Colloquiuml of the Austrian Society for Geomechanics Standfestigkeit von Felsboschungen und Untertagebauten Vortrage des Josef-Stini-Kolloquiums (l8. Geomechanik-Kolloquiuml der Osterreichischen Gesellschaft fUr Geomechanik Edited by / Herausgegeben von Leopold Muller-Salzburg With 115 Figures/ Mit 115 Abbildungen 1970 Springer-Verlag Wien New York Editorial Board L. Miiller-Salzburg (Chairman) H. G. Denkhaus P. Habib P. Duffaut A. E. Scheidegger L. A. Endersbee A. Watznauer C. Fairhurst R. Wolters K. Gray O. C. Zienkiewicz International Society for Rock Mechanics The Society was constituted in 1962 in Salzburg. Its first President was Leopold Miiller. Board of the Society President: Manuel Rocha Vice Presidents: W. Judd L. A. Endersbee A. J. Costa Nunes A. von Moos H. G. Denkhaus M. Yoshida Secretary-General: R. Oliveira ISBN-13:978-3-2U-80958-7 e-ISBN-13:978-3-7091-8243-7 DOl: 10.1007/978-3-7091-8243-7 AIle Rechte vorbehalten Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Springer-Verlages iibersetzt oder in irgendeiner Form vervielfiiltigt werden Library of Congress Catalog Card Number 77-117914 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1970 Titel Nr. 9267 Index - Inhaltsverzeichnis - Table des matieres Aile Aufsatze in deutscher Sprache, mit Titeln und Zusammenfassungen in Englisch und Franzosisch All papers are written in German, with headings and summaries in English and French Les articles sont ecrits en allemand, avec les titres et resumes en franyais et en anglais Seite Muller, L.: Eroffnungsworte zum Josef-Stini-Kolloquium ............... . Wolters, R.: Reibungswiderstande auf Scherkliiften - Ergebnisse von Laboratoriums- untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 3 Frictional Resistances on Shearing Joints - Results of Laboratory Investigations Resistance au frottement sur les fissures de cisaillement - Resultats des essais de laboratoire Rengers, N. und L. Muller: Kinematische Versuche an geomechanischen Modellen . .. 20 Kinematical Studies on Geomechanical Models Essais cinematiques avec des modeles geomecaniques Weber, H. J.: ErhOhung der Stabilitat von TagbaubOschungen durch Berucksichtigung des GebirgsgefUges bei der Anlage von Gewinnungsstatten (Zusammenfassung) 32 Increase of Stability of Opencast Slopes by Taking into Account the Rock Mass Fabric when Installing a Mine (Summary) Mosna, J.: Die Bestimmung der Schwerpunkte von Lagerstattenteilen mit bestimmten physiko-mechanischen Eigenschaften fUr die Projektierung von Gruben und Steinbruchen (Zusammenfassung) . . . . . . . 33 The Significance of Determining Centres of Gravity of Parts of Mineral Deposits with Certain Mechanical Properties for Planning of Mines and Quarries (Summary) La determination des centres de gravite des parties d'un gisement ayant des proprietes physiques et mecaniques particulieres, et son interet pour les projets de mines et de carrieres (Resume) Prinz, H.: Fossile Einbruchschlote im Mittleren Buntsandstein der Vorderrhon, ent standen durch Auslaugung von Salzgesteinen im tiefen Zechsteinuntergrund . .. 35 Cylindrical fossil collapse structures in the Middle Buntsandstein of the RhOn Mountains, caused by the leaching of the deep lying saline rocks of Zechstein age Cheminees d'effondrement fossiles dans Ie gres bigarre des monts Rhoen, resultees du lessivage des roches salinaires du zechstein profond Feder, G.: Uber das Knickverhalten von Stollenauskleidungen in Fels- und Lockerboden 43 The Buckling Characteristics of Tunnel Linings in Rock and Loose Soil Le processus de flambage des blindages de galeries dans les terrains rocheux et meubles IV Inhaltsverzeiclmis Seite Rabcewicz, L. v.: Die halbsteife Schale als Mittel zur empirisch-wissenschaftlichen Be messung von Hohlraumbauten . . . . . . . . . . . '. . . . . . . . . . . . . . .. 58 The Semistiff Shell as Means for the Empirical Scientific Dimensioning of Under ground Excavations Detzlhofer, H.: Erfahrungen bei der Sicherung von Stollenausbriichen in gebrachen und drucliliaften Gebirgsstrecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 69 Experience in securing gallery deformations in headings through weak and yielding rock Experiences sur les dMormations de galeries dans des roches faibles et poussantes Hautum, F.: Uber die Abstiitzung des Innendruckes von Betonstollen auf das Gebirge - Betrachtungen zur Injektionsvorspannung nach dem Verfahren OBAG-KUNZ 87 On the Support of the Internal Pressure Acting in Concrete-Lined Tunnels in Rock - Prestressing by Grouting, According to the System OBAG-KUNZ Remarques concernant la transmission de la pression interieure des tunnels betonnes sur Ie massif rocheux - Considerations sur la precontrainte par injections suivant Ie procede OBAG-KUNZ Rescher, o. J.: Die Anwendung des Gefrierverfahrens beim Ausbau eines Stollens in einer schwierigen Gebirgsstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Application of Refrigeration during Construction of an Adduction Gallery in Difficult Ground Application de la congelation lors de la construction d'une galerie dans un terrain difficile Discussions - Diskussionen - Discussions ....................... 124 Rock Mechanics, Supp!. 1, 1-2 (1970) Eroffnungsworte zum Josef-Stini-Kolloquium Von L. Muller -Salzburg Seit dem Tode Josef Stinis, der vor 18 Jahren die Osterreichische Gesell schaft fur Geomechanik mitbegrunden half und in ihr bis zu seinem Tode wirkte, sind 10 Jahre ins Land gegangen. Es war den Veranstaltern ein Anliegen, das dies jahrige Kolloquium mit seinem Namen zu verbinden; nicht um seine Leistungen zu wurdigen - das hieBe Eulen nach Athen tragen -, nicht um das Bild dieser eigen standigen und eigenartigen Individualitat in Erinnerung zu bringen, welcher noch lebendig vor uns allen steht, sondern um seiner in Dankbarkeit zu gedenken. Die Osterrcichische Gescllschaft fur Geomechanik ist stolz darauf, diesen Mann ihren Vorkampfer zu nennen. Wenn unser Salzburger Kreis bereits in den fiinfziger Jahren Grundsatze erarbeiten konnte, welche heute noch, ja heute erst recht gelten, und noeh vor etlichen Jahren einen Vorsprung aufzuweisen hatte, so ist das nicht zuletzt dem glucklichen Umstande zu danken, daB nahezu dreiBig J ahrgange von Bauingenieuren durch seine Schule der Ingenieurgeologie und zwanzig weitere durch die Schule seiner Nachfolger gegangen sind, eine Schule, in welcher der Blick der Ingenieure auf die geologischen Gegebenheiten, auf ihre quantitative Erfassung und ihre mechanische Bedeutung gerichtet wurde. Wenn die Klufte zu einem unserer zentralen Themen gehoren und wir gelernt haben, die Eigenschaften des Gebirges von jenen des Gesteins zu unterscheiden, so ist das Geist von seinem Geiste. Wenn wir erst vor kurzem aus dem internationalen Schrifttum als groBte Neuigkeit erfahren haben, daB ein Felsmechaniker die Klufte beachten musse, weil die Eigenschaften des Gebirges im wesentlichen durch deren Anordnung bestimmt werden, so erinnern wir uns mit Befriedigung daran, daB S tin i und niemand anderer es war, der uns als Horern in den zwanziger Jahren wie ein Trommler die Bedeutung der Kliifte eingehammert und geklufteten Fels mit einem wohl gefugten Trockenmauerwerk verglichen hat; ein Bild ubrigens, aus dem sich viele Eigen schaften des Diskontinuums haben ableiten lassen. Seine grundlegenden Darstellungen des Talzuschubes, so sehr sie eigentlich zur geologischen Weltliteratur gehoren sollten, sind in der Welt leider nicht bekannt geworden, sondern die Tatsache dieser haufigen Erscheinungen ist erst vor wenigen Jahren in Amerika neu entdeckt worden. Vielleicht lag es an seiner allzu osterrei chischen Zuruckgezogenheit, daB Stini nicht in dem MaBe in die Welt wirkte, wie es seiner Berufung und Begabung entsprochen hatte. Vielleicht lagen hier die Gren zen, die jedem in seinem Innern gesetzt sind. Vielleicht aber liegt es daran, daB es oft lange dauert, bis sich Wahrheiten endlich durchsetzen. Denn es ist die GroBe, aber auch das harte Geschick der Genialen, unter die wir Josef S tin i rechnen durfen, daB sie ihrer Zeit voraus sind und daB die Zeitgenossen oft nicht mit ihnen gehen. Entscheidend war in dieser Hinsicht ohne Zweifel, daB Stini nur in deut scher Sprache publiziert hat und diese in den angelsachsischen Landern nicht ge lesen wird. So beriihrt es uns schmerzlich, wenn es Bucher der Ingenieurgeologie gibt, die den Namen ihres eigentlichen Begrunders nicht einmal kennen. Rock Mechanics, Suppl. 1 2 Eroffnungsworte zum Josef-Stini-Kolloquium In seinem eigenen Lande aber ist man mitgegangen; gerade dieser Salzburger Kreis und seine Arbeiten beweisen es. Hier hat S tin i in die Ferne, zumal in die zeitliche Ferne gewirkt, in einem AusmaB, von welchem er in seiner iibergroBen einmaligen Bescheidenheit gar keine Vorstellung hatte. So hat sein Beitrag zur Kliirung der Begriffsbildung in der Gebirgsdrucklehre beim III. Kolloquium auBerordentlich forderlich gewirkt auf die Auffassungen von der Beherrschung des Gebirgsdruckes durch neue Methoden und Erkenntnisse, welche in diesem Kreise besonders gepflegt und auch im gegenwiirtigen Kolloquium aus neuer Sicht dargestellt werden. Wenn Stini und Petzny auf unserem VI. Kolloquium iiber Wasserspren gung und Felsgrundbriiche gesprochen haben, dann konnen wir erst am heutigen Stand der Wissenschaft so recht ermessen, wie sehr seine Gedanken in die Weite gewirkt haben. Damals fragte mich Professor S tin i, ehe er es wagte, den neuen Begriff der Offentlichkeit vorzulegen: Gibt es im Fels iiberhaupt so etwas wie einen hydraulischen Grundbruch; kann es ihn geben? So neu war diese Art, den Fels als ein Zweiphasen-Diskontinuum zu denken; und so neu ist sie heute noch, daB bisher nur wenige die Rolle erkannt haben, welche "Sprengwasser" bei der groBten tech nischen Katastrophe des Jahrhunderts, der Felsgleitung vom Monte Toe, spielte. Auch sein letzter Vortrag - er hielt ihn auf dem VIII. Kolloquium 1957 - behandelte das Kluftwasser. Wie bedeutend er war, erkennen wir an den Auswir kungen auf den Talsperrenbau; wenn wir heute den Dichtungsschleiern eine ganz andere Richtung geben als vor 10 Jahren und die Felswiderlager kriiftig driinieren, so haben Gedanken Friichte getragen, die er gleich Samenkornern in die Felsritzen gelegt hat. Wenn er aber den damaligen Vortrag mit den Worten einleitete " ... alles in den Wind gesprochen, alles in den Kamin geschrieben", so irrte er in diesem einen Punkt ganz bestimrnt: Nichts war in den Wind gesprochen, es sei denn, der Wind hiitte es weitergetfllgen, wie Samen, damit sie Wurzeln schlagen; nichts war in den Kamin geschrieben. Mogen auch heute Tausende von Ingenieurgeologen in der Welt, wenn sie Kliifte messen, dies tun, ohne zu wissen, daB es Josef Stini war, der damit angefangen hat, diese elementaren Messungen fiir die Baugeologie und Fels mechanik nutzbar zu machen, - das ziihlt nicht: Sie werden gemessen; nur darauf komrnt es an! Wenn wir zum heurigen Kolloquium, das eigentlich nur als eine be scheidene nationale Veranstaltung im alten kleineren Kreis gedacht war, doch wieder nahezu 300 Teilnehmer und Giiste aus 9 Staaten begriiBen diirfen, dann zeugt dieses Interesse nicht nur fUr die stiirmische Entwicklung, welche die Geomechanik heute - beinahe hiitte ich gesagt: erleidet - fUr die Bedeutung, welche sie gewonnen hat, sondern es bestiitigt uns auch, daB der methodische Weg, den wir seit 18 Jahren verfolgen und auf welchen S tin i uns vor aHem gewiesen hat, der richtige war. So konnen wir unserem Lehrer und dem Mitbegriinder unserer Gesellschaft, dem unentwegten Impulsgeber und Anreger so vieler Gedanken, die zur Sicherung des Lebens auf der Erde beitragen, die Ehrfurcht, die wir ihm gegeniiber hegen, nicht besser bekunden, als wenn wir uns zu seinen Grundsiitzen bekennen: in inniger Verbindung mit der Natur und niemals gegen sie unsere Ingenieurbauwerke zu planen und zu errichten und das wichtige Grenzgebiet zwischen Geologie und Bau wesen, die Wechselbeziehungen zwischen dies en, dem Bergbau und den Geowissen schaften, niemals aus dem Auge zu lassen. In diesem Sinne ist das KoHoquium gemeint, in diesem Geiste sei es eroffnet. Gliickauf! Rock Mechanics, Supp!. 1, 3-19 (1970) Reibungswiderstande auf Scherkliiften - Ergebnisse von Laboratoriumsuntersuchungen Von R. Wolters Mit 12 Abbildungen (Eingegangen am 9. Marz 1969) Zusammenfassung - Summary - Resume Reibungswiderstiinde auf Scherkliiften - Ergebnisse von Laboratoriumsuntersuchungen. Der Reibungswiderstand auf Trennflachen im Gebirge bestimmt maBgeblich des sen Scher festigkeit. In-situ-Versuche sind haufig nicht moglich und stets kostspielig. Es wird der Versuch unternommen, in Laboratoriumsuntersuchungen an kleinen Proben GesetzmiiBig keiten tiber den Reibungswiderstand zu finden. Es wurden Sedimentgesteine verschiedener KorngroBenbereiche, verschiedener Mineralzusammensetzung und unterschiedlicher Korn bindung untersucht: Sandstein (ankeritisches Bindemittel), Silt- und Tonstein des Ruhr karbons, Buntsandstein (tonig-kalkiges Bindemittel) und Quarzit des Rheinischen Schiefer gebirges (kieseliges Bindemittel). Proben dieser Gesteine, bei denen sich in Dreiaxialdruck versuchen nur eine einzige Bruchfuge eingestellt hatte, wurden in Dreiaxialzellen bei ver schiedenen allseitigen Drticken nochmals belastet. Dabei wurde der Reibungswiderstand auf den Flachen bestimmt. Es zeigt sich bei den hier untersuchten Fallen, daB die Reibung auf Fugen von Sedimentgesteinen sich sehr der von Lockersedimenten nahert. 1m einzelnen wird der Reibungswiderstand beeinfluBt von der Hohe des allseitigen Drucks, von der Bruchfestigkeit des Gesteins bzw. vom Bindemittel, von der Petrographie und vom Winkel der Scherflache zur angreifenden Kraft. Geschwindigkeitsanderungen bei der Verformung dagegen andern nicht den erreichten Hochstwert. Frictional Resistances on Shearing Joints - Results of Laboratory Investigations. The shear strength in rocks is determined by the frictional resistance in joints. In situ tests are often not feasible and always expensive. It is tried in laboratory tests with small samples to ascertain regularities of frictional resistance. Sedimentary rocks of various grain size distributions, mineral compositions and with different cementing materials were investigated: Sandstones (ankeritic binder), siltstones and clay shales from the Ruhrkarbon, Buntsandstein (clayey-limey binder) and quartzite from the Rheinische Schiefergebirge (silicic binder). Rock samples which had shown only one plane of failure in triaxial tests, were loaded once more in triaxial cells under various confining pressures in order to measure the frictional resistance between the two parts. The test showed frictional resistances in the joints of the sedimentary rocks similar to the internal friction of corresponding soils. The frictional resistance is an effect of confining pressure, failure strength of the rock or rather its cementing material, of the petrography and the inclination of the failure plane already existing. Measured values did not depend on the rate of loading. Resistance au frottement sur les fissures de cisaillement. - Resultats des essais de laboratoire. La resistance au cisaillement des roches Ie long des surfaces de separation est influencee principalement par la resistance au frottement de celles-ci. Des essais grandeur nature ne sont pas possibles dans tous les cas et sont toujours d'un prix eleve. On a essaye de trouver les lois de la resistance au frottement par l'examen de petits I' 4 R. Wol ters: echantillons au laboratoire. On a etudie des roches sediment aires de differentes granulo metries, de differentes compositions mineralogiques et avec differents liants: des gres (liant ankeritique), des roches silteuses et argileuses du Carbonifere de la Ruhr, des roches du Buntsandstein (liant argilo-calcareux) et des quarzites du massif schisteux rhtinan (liant siliceux). Des echantillons qui n'ont montre qu'un plan de rupture a l'essai triaxial ont ete soumis a nouveau a diverses pressions laterales afin de me surer la resistance au frottement sur ce plan. Les cas etudies ont montre que Ie frottement de glissement sur les plans de rupture des roches sediment aires res semble fortement a celui des sols. En resume la resistance au frottement est influencee par la valeur de la pression laterale, par la resistance a la rupture de la roche ou du liant, par la petrographie et par l'angle entre Ie plan de cisaillement et la force agissante. Un changement de la vitesse de deformation n'influence pas Ie maximum de la valeur atteinte pour la resistance au frottement. 1. Einleitung Zum Versuch, Festigkeits- und Verformungsverhalten eines Gesteinsverbandes durch Synthese von Einzelfaktoren zu ermitteln, gehOrt die Aufnahme der Schich tenfolge und -ausbildung, der Lagerungsverhiiltnisse und des KluftgefUges mit Lage, Erstreckung, Ausbildung, Durchtrennungsgrad usw. Besonders wichtig ist auch die Kenntnis des Reibungswiderstandes auf den Trennflachen, denn die Scherfestigkeit eines Gebirges setzt sich zusammen aus echtem Scherwiderstand von intakten Ge steinspartien und aus dem Widerstand gegen und bei Bewegung auf den Trenn flitchen. Je nach Richtung und Durchtrennungsgrad der Kltifte ist der Anteil dieser beiden Faktoren groBer oder kleiner. Allgemein aber ist im zerkltifteten Gebirge der Reibungswiderstand auf den Trennflachen bestimmend fUr die Scherfestigkeit. Ftihrt die Beanspruchung eines Gesteinsverbandes zu einer durchgehenden Bewe gungsbahn oder Gleitflache, die den vorhandenen Trennfliichen entspricht, dann ist hier die Scherfestigkeit eine Restscherfestigkeit und entspricht dem Reibungswider stand auf diesen Trennflachen. Die Bestimmung dieses Wertes in situ ist vielfach nicht moglich oder erschwert, immer aber sehr aufwendig. Es ist deshalb wohl selbstverstandlich, daB nach ein facheren Methoden und sogar nach Moglichkeiten einer Bestimmung im Labora·· torium Umschau gehalten wird. Setzt man bei einer Gesteinsprobe im Dreiaxialdruckgerat den Versuch tiber den Bruchpunkt hinaus fort, so fallt die Zusatzspannung nicht ganz ab, sondern es bleibt eine Restspannung, die aus der Reibung auf den eingetretenen Bruchflachen resultiert. Wenn der gemessenc Restwiderstand einer bestimmten GroBe der Ver schiebungs- bzw. Reibungsflache zugeordnet werden konnte und wenn bei Reihen untersuchungen solcher Art sich bereits GesetzmaBigkeiten auch fUr so verhaltnis maBig kleine Bereiche abzeichnen wtirden, mtiBte eine Ubertragung auf groBere Ver haltnisse moglich und eine Laboratoriumsmethode damit auch fUr die Bestimmung dieser GroBe anwendbar sein. 2. Versuchsdurchffihrung und Auswertung Ftir systematische Untersuchungen tiber das Festigkeitsverhalten von Gesteinen waren im Laboratorium des Geologischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren eine groBe Zahl von Zylinderproben (Durchmesser 3,6 cm und Lange etwa 9 cm) in Dreiaxialdruckgeraten bis zum Bruch beansprucht worden. Ein kleiner Teil dieser Proben weist nur eine einzige, durchgehende Scherfuge auf. Solche Proben boten sich an fUr eine Ermittlung des Reibungswiderstandes bei Be wegung auf diesen Flachen. Von Vorteil war hierbei auch noch, daB bereits eine Reihe anderer Kennziffern dieser Proben wie Bruchfestigkeit, Raumgewicht, Poren- Reibungswiderstiinde auf Scherkluften - Laboratoriumsuntersuchungsergebnisse 5 volumen usw. bestimmt war. Ferner waren diese Trennfliichen gleicher Entstehungs art und etwa gleichen Alters, was in bezug auf sekundiire Veriinderungen (wie z. B. Verwitterung) von EinfluB auf die Ergebnisse sein muBte. Fur die n€Uen Versuche* wurden Proben mit moglichst ebenen Scherfugen und ohne Ausbruche oder sonstige Storungen an den Riindern ausgewiihlt (Abb. 1 zeigt zwei Buntsandsteinproben). Auch Proben mit leicht schaufelformigen Bruchfugen konnten noch verwendet werden, wenn die Rundung auf der ganzen Fliiche gleich blieb. Die lufttrockenen Probenteile - wieder zu einem Zylinder zusammengefugt - wurden mit einer durch- Abb. 1. Buntsandsteinproben mit Bruchfugen Triaxial test samples from the Buntsandstein with planes of failure Echantillons des roches du Buntsandstein avec plans de rupture de l'essai triaxial scheinenden Gummihulle versehen, so daB der einwandfreie Sitz zu beobachten war. In Dreiaxialdruckzellen erfolgte dann bei verschiedenen allseitigen Driicken eine zusiitzliche axiale Belastung (Abb. 2). Als Seitendrucke wurden zuniichst 10, 50 und 100 kp/cm2 gewiihlt, spiiter fUr die Feststellung des Einflusses einzelner Fak toren nur noch 10 kp/cm2. Dieser allseitige Druck wurde bei jedem Versuch konstant gehalten. Die Verformung der Probe erfolgte mit gleichbleibender Geschwindigkeit. Dabei stieg die Zusatzlast immer nur bis zu einer gewissen Hohe an. Von diesem Punkt ab wurde dann im allgemeinen auch bei weiterer Verformung, also bei wei terem Aneinandervorbeigleiten der beiden Probenstucke, keine Erhohung der zu siitzlichen axialen Last mehr gemessen. Sowohl die in eine Ebene projizierte bzw. auf ihr abgerollte Fugenflache als auch die nach Fortschritt des Versuches verblei bende Beruhrungsfliiche wurden ausplanimetriert. Der hochste, gleichbleibende Wert der Zusatzlast, bezogen auf die jeweilige Beruhrungsfliiche, wird im folgenden als Reibungswiderstand bezeichnet, wobei Klarheit besteht, daB dies nur der Dimen sion nach eine Spannung ist. Wenn die Bruchwinkel aIle gleich groB wiiren, wiire der so definierte Reibungswiderstand proportional der in dieser Fliiche wirkenden Schubspannung. (Mit dieser Darstellungsweise und in Verbindung mit den in an deren Abbildungen gemachten Angaben [z. B. Bruchwinkel] konnen die Ergebnisse der Untersuchungen yom Leser auch fUr spezielle Probleme weiterverwendet werden.) * Fur die wertvolle Hilfe bei der Durchfiihrung der Versuche mochte ich auch hier Herrn H. E i c h h 0 r n herzlich danken. 6 R. Wol te rs: Die Verkiirzung des Abstandes der Probenenden (Wegmessung) und die axiale Zu satzlast (Kraftmessung) wurden mit Gebern auf Dehnungsme13streifenbasis, wie sie von Neuber u. Wolters (1963) und Strasser (1968) beschrieben wurden, direkt an der Probe gemessen und laufend registriert. Abb. 3 zeigt die Aufzeich nungen von mehreren Versuchen an Karbonsandsteinproben, die mit unterschied lichen Verformungsgeschwindigkeiten durchgeflihrt wurden, wie aus dem steileren oder flacheren Anstieg der am Anfang jeweils rechts liegenden Wegmessung er sichtlich ist. Die jeweils linke Linie gibt die axiale Last an, die hier zunachst schnell ansteigt, dann aber bald einen gleichbleibend hohen Wert behalt, wahrend die Ver formung (rechte Linie) gleichma13ig weiterverlauft. (Durch notwendiges Umschalten t d, Abb. 2. Prinzipskizze der Versuchsdurchfiihrung (Reibungswiderstand = 01 - 03 = zusatzliche axiale Belastung, bezogen auf die je nach Verschiebungsbetrag verbleibende Scherfugenflache) Schematic diagram showing the sample during friction test (frictional resistance = 01 - 03 = additional axial load relative to the contact area in the failure plane varying with translation) Diagramme schematique de la methode d'essai (resistance au frottement = 01 - 03 = charge axiale additionelle appliquee it la surface de contact dans Ie plan de rupture, variable avec Ie deplacement) am Rand des Papierstreifens entsteht eine zweite parallele Linie.) Da der Papier vorschub konstant bleibt, ist aus dem zUrUckgelegten Weg auch die Verschiebungs geschwindigkeit an den Scherflachen bekannt. Durch Steuerung der hydraulischen Krafterzeuger kann die Vorschubsgeschwindigkeit der Probenteile in einfacher Weise variiert werden. 3. Versuchsergebnisse Flir die ersten Untersuchungen erschien es zweckma13ig, einmal Gesteine verschiedener Mineralzusammensetzung bzw. Korngro13enbereiche und zum anderen solche unterschiedlicher Kornbindung auszuwahlen. Flir die erste Gruppe standen Sandsteine, Silt- und Tonsteine des Ruhrkarbons zur Verfiigung. Die Bedeutung