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Staatsverständnisse in Italien. Von Dante bis ins 21. Jahrhundert PDF

341 Pages·2019·2.21 MB·German
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Wissenschaftlicher Beirat: Klaus von Beyme, Heidelberg Norbert Campagna, Luxemburg Wolfgang Kersting, Kiel Herfried Münkler, Berlin Henning Ottmann, München Walter Pauly, Jena Tine Stein, Kiel Kazuhiro Takii, Kyoto Pedro Hermilio Villas Bôas Castelo Branco, Rio de Janeiro Loïc Wacquant, Berkeley Barbara Zehnpfennig, Passau Staatsverständnisse herausgegeben von Rüdiger Voigt Band 109 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. BUT_Campagna_3499-3.indd 2 15.03.18 14:06 Norbert Campagna | Stefano Saracino [Hrsg.] Staatsverständnisse in Italien Von Dante bis ins 21. Jahrhundert https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. BUT_Campagna_3499-3.indd 3 15.03.18 14:06 © Titelbild: Geographische Karte Italiens von Guillaume de l’Isle (1675 –1726). Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8487-3499-3 (Print) ISBN 978-3-8452-7887-2 (ePDF) 1. Auflage 2018 © Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. BUT_Campagna_3499-3.indd 4 15.03.18 14:06 Editorial Das Staatsverständnis hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder grundlegend gewandelt. Wir sind Zeugen einer Entwicklung, an deren Ende die Auflösung der uns bekannten Form des territorial definierten Nationalstaates zu stehen scheint. Denn die Globalisierung führt nicht nur zu ökonomischen und technischen Verände- rungen, sondern sie hat vor allem auch Auswirkungen auf die Staatlichkeit. Ob die »Entgrenzung der Staatenwelt« jemals zu einem Weltstaat führen wird, ist allerdings zweifelhaft. Umso interessanter sind die Theorien der Staatsdenker, deren Modelle und Theorien, aber auch Utopien, uns Einblick in den Prozess der Entstehung und des Wandels von Staatsverständnissen geben, einen Wandel, der nicht mit der Glo- balisierung begonnen hat und nicht mit ihr enden wird. Auf die Staatsideen von Platon und Aristoteles, auf denen alle Überlegungen über den Staat basieren, wird unter dem Leitthema »Wiederaneignung der Klassiker« im- mer wieder zurück zu kommen sein. Der Schwerpunkt der in der Reihe Staatsver- ständnisse veröffentlichten Arbeiten liegt allerdings auf den neuzeitlichen Ideen vom Staat. Dieses Spektrum reicht von dem Altmeister Niccolò Machiavelli, der wie kein Anderer den engen Zusammenhang zwischen Staatstheorie und Staatspraxis verkörpert, über Thomas Hobbes, den Vater des Leviathan, bis hin zu Karl Marx, den sicher einflussreichsten Staatsdenker der Neuzeit, und schließlich zu den Wei- marer Staatstheoretikern Carl Schmitt, Hans Kelsen und Hermann Heller und weiter zu den zeitgenössischen Theoretikern. Nicht nur die Verfälschung der Marxschen Ideen zu einer marxistischen Ideolo- gie, die einen repressiven Staatsapparat rechtfertigen sollte, macht deutlich, dass Theorie und Praxis des Staates nicht auf Dauer von einander zu trennen sind. Auch die Verstrickungen Carl Schmitts in die nationalsozialistischen Machenschaften, die heute sein Bild als führender Staatsdenker seiner Epoche trüben, weisen in diese Richtung. Auf eine Analyse moderner Staatspraxis kann daher in diesem Zusam- menhang nicht verzichtet werden. 5 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Was ergibt sich daraus für ein zeitgemäßes Verständnis des Staates im Sinne einer modernen Staatswissenschaft? Die Reihe Staatsverständnisse richtet sich mit dieser Fragestellung nicht nur an (politische) Philosophen, sondern vor allem auch an Stu- dierende der Geistes- und Sozialwissenschaften. In den Beiträgen wird daher zum einen der Anschluss an den allgemeinen Diskurs hergestellt, zum anderen werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse in klarer und aussagekräftiger Sprache – mit dem Mut zur Pointierung – vorgetragen. So wird auch der / die Studierende unmit- telbar in die Problematik des Staatsdenkens eingeführt. Prof. Dr. Rüdiger Voigt 6 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Inhaltsverzeichnis Norbert Campagna/Stefano Saracino Einleitung 9 Teil 1: Von den Anfängen der Renaissance bis zur Generation Machiavellis Benjamin Schmid Aegidius Romanus und Dante Alighieri. Anmerkungen zu monarchischen Denkfiguren in ihren Werken und deren Bezug zur politischen Realität Italiens 27 Manuel Knoll/Stefano Saracino Die Staatsräson bei Niccolò Machiavelli und Giovanni Botero 47 Volker Reinhardt Staatsräson bei Francesco Guicciardini. Ein Versuch 73 Francesca Russo Donato Giannottis Theorie von der gemischten Regierung und ihr Erfolg im deutschen Sprachraum 91 Teil 2: Barock und Aufklärung Norbert Campagna Die Kompatibilität von Signoria und politischer Freiheit in Battista Guarinis Trattato della politica libertà 115 Norbert Campagna Tommaso Campanellas Projekt einer katholischen Weltrepublik 147 Stefano Saracino Als man anfing, über den Staat zu lachen: Das Staatsdenken Traiano Boccalinis 179 Stefano Biancu Der Staat, edel und bescheiden: Vicos Staatsverständnis im Kontext der Scienza Nuova 195 7 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Alberto Bondolfi Cesare Beccarias Dei delitti e delle pene im Kreuzfeuer der inoffiziellen und offiziellen theologischen Kritik 217 Teil 3: Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart Markus Krienke Staat und Zivilgesellschaft bei Antonio Rosmini 233 Norbert Campagna Errico Malatesta: Radikale Staatskritik im Namen der menschlichen Freiheit 255 Martin Beckstein Giovanni Gentiles nichtidealtheoretischer Rechtfertigungsversuch des Faschismus 301 Pierpaolo Portinaro Die Erbschaft des politischen Realismus. Elitentheorie und Demokratieskepsis als Schlüssel der politischen Kultur 315 Autoren 339 8 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Norbert Campagna/Stefano Saracino Einleitung 1. Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes Bevor man sich die Frage stellt, wie man den Staat in Italien verstanden hat und ver- steht, muss man sich zunächst einmal darüber klar werden, wie man oder was man genau unter Italien verstehen soll. Der heutige Name des Landes stammt ursprüng- lich, und etymologisch, von der Volksgruppe der Italier oder Italioten ab, die um das Jahr 1000 vor Christus einen Teil des heutigen Italiens besiedelten.1 Es kann aller- dings nicht behauptet werden, dass man sich damals einer italienischen Nationalität bewusst gewesen wäre. Und dasselbe gilt hinsichtlich der Etrusker und der Römer, die in den kommenden Jahrhunderten die Geschichte jenes stiefelförmigen Land- strichs im Süden Europas prägen sollten – und die Römer prägten selbstverständlich mehr als nur die Geschichte dieses Landstrichs. Was ist also Italien? Eine rein geographische Gegebenheit, ein Territorium, des- sen Konturen man auf einer Landkarte erkennen kann – Konturen die natürlich erst durch politische Entscheidungen zu Grenzen wurden? Dann existiert Italien – das geographische Gebiet, das heute in den Grenzen des politisch-definierten Italiens zu finden ist – schon seit Jahrmillionen, und ein Buch über die Staatsverständnisse in Italien müsste mit den ersten Reflexionen über die Formen politischer Organisation in jenem Gebiet beginnen, das wir heute Italien nennen, und das heißt mit den Rö- mern (etwa Cato, Cicero, Seneca, Tacitus,…). Man kann Italien aber auch als eine sprachliche und kulturelle Gegebenheit be- trachten. Italien würde dann ungefähr ab dem XIII. Jahrhundert existieren, als Fran- cesco Petrarca in seinen Gedichten und dann Dante Alighieri in der Divina Comme- dia durch ihren Gebrauch der italienischen Sprache eine Entwicklung in Gang setz- ten, durch die das Italienische zur Kultur- und Literatursprache erhoben wurde. Mag auch zu Dantes Zeit der italienische Stiefel noch politisch zerfetzt gewesen sein und aus einer Vielzahl kleiner mehr oder weniger autonomer und auch mehr oder weni- ger mächtiger politischer Gemeinwesen bestanden haben, so spricht oder versteht man doch grundsätzlich so gut wie überall dieselbe Sprache bzw. Dialekte als Vari- 1 Eine detaillierte Geschichte Italiens von den Anfängen vor etwa 3000 Jahren bis heute bietet Milza 2013. Auf mehr als tausend Seiten werden hier die wichtigsten Etappen der Geschichte Italiens dargestellt. 9 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. anten dieser Sprache, und eine Hochliteratur in dieser Sprache beginnt sich zu entwi- ckeln. Die italienische Kultur ist weitaus älter als die italienische Nation. Man könnte Italien auch mit dem Wunsch beginnen lassen, alle ausländischen In- vasoren (die „Barbaren“ in der Sprache des Humanismus) vom Stiefel zu verjagen, um damit den vielen Kleinstaaten oder Republiken die Gelegenheit zu geben, ihre Geschäfte ohne fremden Einfluss zu regeln. Es wäre dies noch kein Wunsch nach einem politisch geeinten Italien, wohl aber nach einem nicht durch fremde Einflüsse – und den Einmarsch fremder, alles zerstörender Truppen – politisch ungeeinten geographischen Italien. Man würde dann bei Petrarcas „canzone“ Italia mia oder Machiavellis Principe ansetzen – dessen Schlusszeile aus Petrarcas Italia mia stammt. Man kann dann drittens Italien als eine einheitliche politische Wirklichkeit auffas- sen, als Nationalstaat, in welchem der Florentiner oder der Venezianer zunächst Ita- liener sind, bevor sie Florentiner oder Venezianer sind, und in dem Florenz und Ve- nedig nicht mehr eigenständige Gemeinwesen sind, sondern lediglich Provinzhaupt- städte. Dieses nationalstaatliche Italien entsteht erst im XIX. Jahrhundert, unter dem Impuls Cavours und, vor allem, Garibaldis. Man könnte ein Buch über die Staatsver- ständnisse in Italien prinzipiell hier beginnen lassen – und ein erstes Kapitel über Garibaldis Staatsverständnis vorsehen –, wäre dann aber gezwungen, bedeutende Denker wie Machiavelli oder Vico zu ignorieren. In diesem Band haben wir uns für die zweite Möglichkeit entschieden, das heißt, wir haben ihn ungefähr dort beginnen lassen, wo das Italienische zu einer eigenen Sprache wird, derer man sich auch bedient, um Traktate über den Staat bzw., allge- meiner, über die Organisation des politischen Gemeinwesens zu verfassen. Diese Wahl präjudiziert nicht den terminus ad quem der Beiträge – man schreibt heute im- mer noch auf Italienisch über den Staat –, wohl aber den terminus a quo: das politi- sche Denken der Römer wird ausgeklammert bzw. taucht es nur dort auf, wo Denker des späten Mittelalters und der folgenden Jahrhunderte auf es zurückgreifen. Dieses Denken ist somit kein unmittelbarer und eigenständiger Untersuchungsgegenstand dieser Aufsatzsammlung, sondern allenfalls ein mittelbarer. Dass wir den Band im ausgehenden Mittelalter beginnen lassen, erklärt sich zum Teil aber auch dadurch, dass sich zu dieser Zeit jenes politische Gebilde zu entwi- ckeln beginnt, das wir heute als Staat bezeichnen (wenn auch nur in Ansätzen, die erst über einen Prozess vieler Jahrhunderte zur Herausbildung von Staatlichkeit im neuzeitlichen Sinne führten). Auch wenn die freien italienischen Städte des Mittelal- ters noch nicht als Staaten im strengen Sinn des Wortes bezeichnet werden können – auch nicht jene im Zentrum des Stiefels liegende Stadt, die in der Antike die Haupt- stadt des Römischen Reichs war, um dann zum politischen Zentrum der westlichen Christenheit zu werden –, so kann man doch schon hier erste Elemente staatlicher Organisation – wenn auch nur im Kleinen – entdecken. 10 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig. Durch das Weglassen der Römer wurde die Zahl der behandelbaren Autoren ein- gegrenzt, aber sie war trotzdem noch so groß, dass eine Auswahl getroffen werden musste. Wollte man dem Reichtum des italienischen Staatsdenkens gerecht werden, so müsste man eigentlich für jedes Jahrhundert einen Band vorsehen – und für man- che Jahrhunderte würde es mit einem Band wahrscheinlich nicht genügen. Die Liste der in diesem Band behandelten Autoren kann Anlass zu zwei entge- gengesetzten Kritiken geben. Einerseits kann man beanstanden, dass manche bedeu- tende Denker fehlen. Wo sind, um nur sie zu nennen, die Humanisten des Quattro- cento, Lodovico Settala, Giaccomo Leopardi, Vittorio Alfieri, Giuseppe Mazzini, Antonio Labriola, Gaetano Mosca, Piero Gobetti, Carlo Rosselli, Santi Romano, Be- nedetto Croce oder noch Norberto Bobbio und Giorgio Agamben?2 Andererseits kann man aber auch beanstanden, dass manche kaum bekannte Denker behandelt werden. Warum von Guarini oder Facchinei sprechen, wo sie doch – zumindest was die politischen Schriften des ersten betrifft – höchstens einigen Spezialisten bekannt sind und bisher als kaum würdig gehalten wurden, einem größeren Publikum zu- gänglich gemacht zu werden? An ihrer Stelle hätte man, so ließe sich dieser zweite Einwand mit dem ersten verbinden, die abwesenden Großen behandeln sollen. Auch wenn einige Namen in diesem Band fehlen – doch ein Fehlen bestimmter Namen in Überschriften impliziert noch nicht, dass diese Namen nicht doch im Kor- pus des Beitrags auftauchen und in Verbindung mit dem behandelten Autor gebracht werden3 –, so glauben wir doch, dass wir keine nennenswerte Denkrichtung oder Denktradition vergessen haben. Das katholische Staatsdenken ist ebenso vertreten wie das marxistische, das anarchistische ebenso wie das absolutistische, das republi- kanische ebenso wie das monarchistische, das faschistische ebenso wie das demo- kratische. Wenn uns ein Vorwurf gemacht werden kann, dann höchstens der, dass keine ita- lienische Staatsdenkerin in dem Band erwähnt wird, dass es in dem Band also nur um das Staatsdenken von Männern geht. Doch dieser Vorwurf wäre ungerecht. Es ist zu hoffen, dass die Forschung zukünftig die Schriften bedeutender klassischer italie- nischer Staatsdenkerinnen an den Tag fördern wird – Christine de Pizan, obwohl ita- lienischer Abstammung, hat in Frankreich gelebt und ihre Schriften auf Französisch verfasst –, doch im Augenblick hat sie das unseres Wissens noch nicht getan. Der bedeutende Beitrag von Frauen für die Kultur und Literatur in Italien, beispielsweise 2 Insofern ein kürzlich erschienener Band der Staatsverständnisse Gramsci behandelt, haben wir auf die Inklusion eines Beitrags zu diesem für das XX. Jahrhundert zentralen Denker des Staates verzichtet. 3 Portinaros Beitrag gibt eine ausgezeichnete Übersicht über wichtige Tendenzen des italieni- schen Staatsdenkens im XX. Jahrhundert. 11 https://doi.org/10.5771/9783845278872 Generiert durch Universität Leipzig, am 01.05.2021, 17:29:00. Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.

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