Schmidt • Sprachliche Untersuchungen zu Herondas Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Heinrich Dörrie und Paul Moraux Band i Walter de Gruyter & Co. Berlin 1968 Sprachliche Untersuchungen zu Herondas Mit einem kritisch-exegetischen Anhang von Volkmar Schmidt Walter de Gruyter & Co. Berlin 1968 D 188 Archiv-Nr. 36 96 691 © 1968 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13 (Printed in Germany) Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Geneh- migung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Graphische Betriebe Dr. F. P. Datterer & Cie., Nachfolger Sellier OHG, Freising MEINEN ELTERN Inhalt Vorwort IX Literaturverzeichnis XI I. Lautlehre 1. ä 1 'AiSris/'AiSTtf 1 dväphris 10 liä 12 Mccxacov 14 yeyflpctKE 15 a für r) der 1. Deklination 18 2. r) 20 Krasis von Kai + e- 20 Verba contracta 27 Ersatzdehnung von a: TÖcAris, KcnT)pr|TOS 31 3. £ + o-Laut 40 a) Zur Verbalflexion 41 b) Zur Nominalflexion 42 II. Formenlehre 1. Deklination 47 a) Flexion der Namen auf -äs 47 b) 'ApTeuefs 54 c) 0aXfjs/0<5cAr|s 61 d) npri^iTeAris 69 2. Konjugation 74 a) Augment und Reduplikation 74 b) Besondere Verbalstämme 79 SEK- 'zeigen'? 79 ¿Eiy- 'öffnen' ? 80 öia-'meinen'? 83 aßco(a)-'löschen'? 84 VIII Inhalt III. Syntax Gebrauch des Nominativs für den Vokativ 89 IV. Metrik 1. Choriambus 96 2. Metrische Dehnung 102 Kritisch-exegetischer Anhang III 72 107 IV 46 f 109 IV 57 114 V 69 116 VII 128f 117 VIII 79 127 Berichtigungen 133 Register 134 Vorwort Die folgende Abhandlung ist die im einzelnen vielfach, im großen wenig veränderte Fassung meiner Dissertation, die im Jahre 1966 der Philosophischen Fakultät der Freien Universität Berlin vorge- legen hat. Für ihre Aufnahme in diese Schriftenreihe bin ich den Herausgebern sehr zu Dank verpflichtet. Die Arbeit enthält in den ersten zwei Kapiteln Untersuchungen über Fragen des Dialekts, im dritten und vierten solche über einzelne syntaktische und metrische Probleme, im Anhang Besprechungen strittiger Einzelstellen mit hauptsächlichem Augenmerk auf die Fest- stellung sprachlich möglicher Formen. In keinem der beiden Teile ist auf Vollständigkeit gesehen; das bedeutet für den Hauptteil, trotz seiner systematischen Anlage, ein bestimmtes Auswahlprinzip. Dieses Prinzip war der Nutzen für die Textkritik; eine Zielsetzung, die insbesondere einer neuen Ausgabe des Herondas dienen soll, die der Verfasser beabsichtigt. Einigemale sind kleine Fragenbereiche auch über diesen Gesichtspunkt hinaus voll ausgeschöpft, um der Darstellung den Charakter des Fragmentarischen zu nehmen; je- doch ist auch dann — wie sonst — versucht, über die bloße Beschrei- bung zu einer Erklärung der Phänomene, d.h. zu den Quellen der Sprache des Herondas vorzudringen, und die Herkunft der Elemente zu bestimmen, aus denen sie sich aufbaut. Zu letzterem Punkt sind einige grundsätzliche Bemerkungen erforderlich. Es wird als bekannt vorausgesetzt und nicht im ein- zelnen dargelegt, daß Herondas ionischen Grunddialekt verwendet; die Merkmale dieses Dialekts hat Richard Meister ausführlich be- schrieben. Was uns vielmehr hauptsächlich beschäftigt, sind Beson- derheiten, und zwar: Verkannte Ionismen, wie ; 2) Hyper- 1) ECTCTGOIKXI ionismen, wie TOATIS; 3) Abweichungen vom Ionischen, nämlich: a) Äolismen, wie Maxcecov; b) Dorismen, wie c) Einflüsse ÄVÄPTTT]S; der Koine, wie öccAris. Hierbei stellen sich zweierlei Aufgaben: Er- stens die von der Überlieferung gebotenen grammatischen Erschei- nungen zu deuten, d.h. in die richtige der genannten Gruppen ein- zuordnen; und zweitens kritisch zu prüfen, ob die so definierten Er- scheinungen dem Dichter selbst oder als Fehler der Überlieferung zuzuweisen sind. In beiden Richtungen ergeben sich besondere metho- X Vorwort dische Probleme. Hinderlich bei der Feststellung dessen, was ionisch und was gemeinsprachlich war, ist oft genug unsere nur dürftige Kenntnis der altionischen Iambographen sowie die mangelhafte grammatische Aufarbeitung des Sprachguts der Koine. Schwierig ist oft die Beurteilung der Hyperionismen, da es keine allgemeingül- tigen Kriterien für die Frage ihrer Herkunft gibt; es gilt also in jedem Einzelfall die Gefahr bloß subjektiver Entscheidung zu ver- meiden. Die Beimischung unionischer Elemente bei Herondas ist Tatsache, dies hat Domenico Bo mit Recht hervorgehoben; sie war aber schwerlich so wahllos-behebig, wie er annimmt. Es ist zu unter- scheiden zwischen unionischen Wortstämmen, die der Dichter an- deren Idiomen entlehnt haben kann, und unionischen Flexionsaus- gängen, bei denen dies nicht wahrscheinlich ist, da solche den ioni- schen Dialektcharakter des Werks viel offenkundiger durchbrochen hätten. Zum Schluß möchte ich allen meinen Lehrern Dank sagen, wie auch denen, die sonst zur Förderung der Arbeit beigesteuert haben; besonders Mr. T. C. Skeat, Keeper of Manuscripts am Britischen Museum in London, der mich bei der Lesung des Papyrus an Ort und Stelle unterstützte; Herrn Prof. G. Maresch in Wien für die Möglichkeit, bei der Kleinasiatischen Kommission der Wiener Aka- demie der Wissenschaften Einsicht in Scheden und Namenindices zu den griechischen Inschriften Kleinasiens nehmen zu können; Herrn Prof. J.-H. Kühn für die Überlassung von Lesarten der Hip- pokrates-Handschriften aus den unveröffentlichten Materialien des Thesaurus Linguae Graecae in Hamburg; und vor allem Herrn Prof. R. Kassel in Berlin, der die Arbeit angeregt und unermüdlich mit immer förderndem Rat begleitet hat. V. Schmidt