Spirituelle Führung Rolf Arnold Spirituelle Führung Anleitung zum Selbstcoaching Mit einem Methoden-ABC Dr.RolfArnold Kaiserslautern Deutschland ISBN978-3-8349-3977-7 ISBN978-3-8349-3978-4(eBook) DOI10.1007/978-3-8349-3978-4 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbi- bliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabruf- bar. SpringerGabler ©GablerVerlag|SpringerFachmedienWiesbaden2012 DiesesWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt.JedeVerwertung, dienichtausdrücklichvomUrheberrechtsgesetzzugelassenist,bedarf dervorherigenZu- stimmungdesVerlags.DasgiltinsbesonderefürVervielfältigungen,Bearbeitungen,Über- setzungen,MikroverfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischen Systemen. DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungenusw.indiesem WerkberechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolche NamenimSinnederWarenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachten wärenunddahervonjedermannbenutztwerdendürften. Lektorat:UlrikeM.Vetter Einbandentwurf:KünkelLopkaGmbH,Heidelberg GedrucktaufsäurefreiemundchlorfreigebleichtemPapier. SpringerGableristeineMarkevonSpringerDE.SpringerDEistTeilderFachverlagsgruppe SpringerScience+BusinessMedia www.springer-gabler.de FührungistkeineSachevonBefehlundKontrolle.Siebestehtdarin,Spirit wachzurufenundihmeineRichtungzugeben.(Owen2008,S.56) Ichbin,wasichinmeinerSprachebin,wasichindenWortenbin,dieichmirüber michmache.(Drawert2011,S.12) Vorwort InZukunftwerdeninderWirtschaft Vorstellungen,Werte,EthikeinesehrgroßeRollespielen, andenensichauchdieKonsumentenorientierenwerden. Esgehtalsoumeinemehrgeistige,spirituelleHaltung– abernichtimesoterischenSinne,sondernso, dasswirunsbewusstwerden, dasswirindieserWelt, dieimmermehrvernetztist undsichimmermehrinRichtungKrisebewegt, eineverantwortungsvolleRollehaben. (Lazlo2009,S.28) Zugegeben:„Spiritualität“ isteinglitschigesThema–allzuvielfältigsinddieeso- terischenKontexte,indenendiesertiefeBegriffeineleichtfertigeVerwendungfin- det.Wasunsdabeibegegnet,istmeistBekenntnis,nichtAnalysedurcheinstarkes Denken. Oftmals dienen die Argumentationen auch nur vom Anspruch her der SelbstvergewisserungundeinerwirksamenKlärung,erweisensichbeigenauerem Hinsehenaber häufig als (auf)gesetzt und nicht seltenverkitschend,weshalb die darausresultierenden„Ratgeber“auchkaumwirklichnutzbare Orientierungshil- fenzustiftenvermögen. DiesesBuchsetztandersan.EsbeleuchtetdiePraxiseinerspirituellenFührung: Im Zentrum steht ein veränderter Blick auf das Geschehen und das gewandelte ErlebenvonFührenundGeführtwerden.Grundlegendisthierfüreinunmittelba- res Verständnis von Spiritualität. Diese wird als Ausdruck einer tief durchspürten EinstellungzumLebenverstandenundvonverschiedenenSeitenherdaraufhinbe- leuchtet, welche Konsequenzen sich aus der dabei wachsenden Haltung für eine verantwortliche Führungspraxistatsächlichergebenkönnen.Möglichepraktische Konsequenzenwerdennicht„verkündet“,vielmehrbieteteineigenerMethodenteil („Methoden-ABC“)Führungskräftenundsolchen,dieeswerdenwollen,zahlrei- VII VIII Vorwort cheAnregungen,„sichselbstaufdieSpurzukommen“undsichSchrittfürSchritt eineeigenespirituelleBalanceimFührungsalltagzuerarbeiten. AuchdiesesBuchistinderFormeinesBriefwechselszwischeneinerFührungs- kraft und ihrem akademischenMentor gestaltet und beinhalteteine Fortsetzung undVertiefung desbereitsindemBuch„FührenmitGefühl“(Arnold 2011)be- gonnenenDialogszwischenBernhardundKarl.VondiesempersönlichenStilder GedankenführunghabensichvieleFührungskräfteansprechenundauchbewegen lassen.MicherreichtenBriefe,indenenFührungskräftedarüberberichteten,inwel- cherWeiseKarlundBernhardihnenselbstausderSeelegesprochenhattenundwie hilfreichsiedeshalbauchdievorgeschlagenenToolsempfanden,diemanfüreine angeleiteteSelbstreflexionnutzenkonnte,umzueigenenEinsichtenzugelangen. Diesistmehr,alsdieLektüreeinesBuchesnormalerweiseanzustiftenvermag.Im AustauschmitdiesenMenschenreiftederEntschluss,denBriefwechselzwischen KarlundBernhardfortzusetzenundzudemFluchtpunktzuführen,aufdenbereits indemBuch„FührenmitGefühl“alleszuzulaufenschien:diespirituelleFührung. ThemahieristdeshalbderWegvondereigenenemotionalenSelbstbetroffenheit undSelbstreifungvonFührungskräftenzueinerspirituellenEinbettungihreseige- nenFührungshandelns. DerDialogzwischenKarlundBernhardisterfunden–dieThemenunddieFälle, dieindiesemDialogzurSprachekommen,sindesgleichwohlnicht.SiesindAus- druckundErgebnismeinerdreiJahrzehnte umfassendeneigenenErfahrung mit demThemaFührunginTheorieundPraxis–inderhierpräsentiertenFormaller- dingsanonymisiertundverfremdet,sodassgilt:Ähnlichkeitenmitlebendenoder verstorbenenPersonensindreinzufällig.AmAnfangstanddieeigeneFührungs- erfahrunginunterschiedlichenkomplexen Kontexten1.Diesewurdeergänztund erweitertdurchErfahrungenausForschungs-undBeratungsprojektenimKontakt mitzahlreichenOrganisationenimIn-undAusland.Dabeiverdichtetesichmehr undmehrderEindruck,dassFührungskräfteinihremAlltagkaumirgendwelchen RatgebernausderManagement-oderFührungsforschungundnurseltenwirklich einerbesserenEinsichtfolgen.Siehandelnvielmehrso,wiesiegewohntsindzuhan- deln,undoftsindsiedabeisoüberfordert,wiesieesschonimmergewesensind. AuchFührungskräfte möchtenmöglichstsobleiben,wie siesind,undsiemöch- tenauchdemtreubleiben,wassiezudemgemachthat,wassieheutedarstellen. Aus diesem Grunde ist Führungskräftequalifizierung oder gar eine Haltungsbil- dung und -veränderung ein schwieriges Unterfangen. Immerund immerwieder sindentsprechendeVersucheinFührungstrainingsoderimCoachingmitWider- ständenseitensderetabliertenFührungskräfteselbstkonfrontiert. 1S.VitaimAnhang. Vorwort IX GrundlagedesVerhaltens,welchesFührungskräfteandenTaglegen,istihr inneresBildvonFührung.DiesesbasiertauftiefeingespurtenGewissheiten undfrüheingewurzeltenWertehaltungen.Diesebestimmenhäufig,welche FührungstheoriesieinihrerPraxis„aushalten“undwiesieihreMacht,Ent- scheidungen zu treffen und Mitarbeiter anweisen zu können, handhaben. AuchFührungskräftebleibensichdabeiinihremHandelnmeisttreu,selbst wennsieinneuenFührungstechnikentrainiertsindundihrenAlltagineiner ständigneuenSprache,derSprachederManagementmoden,neubeschrei- benkönnen. TrotzdemgibtesGrundzuhoffen,dadieAnforderungenindenBetriebennach- drücklicheine neueArtvon Führung verlangen: Komplexe Strukturen und Pro- zesse brauchen ein offenes Umgehen mit Unsicherheit. Standardreaktionen füh- rennichtmehrautomatischzudengewünschtenWirkungen.Diewirtschaftlichen undsozialenVerhältnissesindunübersichtlichgeworden.Zunehmendsehensich Führungskräfte deshalb vor Herausforderungen gestellt, die ihnen Kompetenzen abverlangen, über die sie nicht oder nur unvollkommen verfügen. Oft sind dies Kompetenzen,diesieindieLageversetzen,ungewohnteSituationenzugestalten, Ziele flexibel zu handhaben und Menschen an ihren eigenen Ideen, Fähigkeiten undInteressenzu„packen“. ZudemerfordertFührungeinekraftvolle Zuversicht, diefreivonDepressionist.DieswussteschonMicheldeMontaigne:„Nochniehat einer,derfinsterdreinblicktundabstoßendwirkt,etwasausgerichtet(Montaigne 2005,S.17).“ Werführt,benötigtdemnach–sodiegrundlegendeThesediesesBuches–ei- neganzbesondereHaltungsichselbstundderWeltgegenüber;eineHaltung, diemannichterzwingen,fürderenHerausbildungmanabereinigestunkann undfürderenRealisierungmaneinespirituelleEinwurzelungbenötigt. AmwichtigstenistdafürdiereflektierendeBegegnungmitsichselbst.Werführt, muss lernen, sich von außen zu betrachten und seine Motive des Handelnsund Gestaltenszuverstehen.DabeisollteerodersieeinigesüberdiepsychosozialenDi- mensioneneinergelingendenFührungwissen,ohnediesejedochsichernodergar gewährleistenzukönnen.ZudembenötigteinenachhaltigeFührung–soeinewei- tereMaßgabe–eineOrientierung,dieübereinenselbsthinausweist.Mitihrbindet dieFührungskraftihrstrategischesDenken,FühlenundHandelnauchandasGe- X Vorwort genübersystem(dieMitarbeiter,dieTeams,denBetrieboderdieGesellschaft)und dessenEntwicklungspotenziale,undsieistinihremAgierenundReagierenauch geleitetdurcheinenBlickaufdasGanzedesLebens–diesemgeheimnisvollenIn- einanderwirkenvongenutztenundversäumtenMöglichkeiten. DieseverschiedenenAspekteeinerspirituellenFührungwerdenindemfolgen- den Briefwechsel aufgefächert und ausgelotet. Dabei werden Praxissituationen ebenso beleuchtet wie theoretische Verdichtungen und führungstheoretische Argumentationen. Gleichwohl entsteht dabei kein geschlossenes Konzept spiri- tueller Führung; vielmehr wird deutlich, dass jegliche Art von Geschlossenheit das Anliegen der Spiritualität selbst bereits im Keim zu ersticken droht. Nicht Geschlossenheit,sondernSelbstreflexivität,NachdenklichkeitsowieeineStiftungs- mentalität werden dabei als die Stoffe sichtbar, aus denen heraus eine spirituelle Führungspraxis heranreifen kann, die sich darauf bezieht, die mögliche Zukunft derGegenübersystemewirksamzurEntfaltungkommenzulassen. EinewichtigeKlarstellunggleichzuBeginn:EsgehtindiesemBuchnichtum dieAusbildungvonspirituellenFührungskräften,sonderndarum,Führungskräf- tedabeizubegleiten,ihreeigeneSpiritualitätzuentdeckenundzuvertiefen.Diese findetdarin ihren Ausdruck,wie Führungskräfte ihre Führungsaufgaben verant- wortlich wahrzunehmen und lebendig,d.h. energienutzend und energiestiftend, zugestaltenvermögen.AlsDefinitionfürdasSpirituellederFührungdientindem vorliegendenBriefwechseldeshalbdieFormulierung: SpirituelleFührungistzunächstundinallerersterLinieeineSelbstführung durch Selbstklärung. In dieser Bewegung können Führungskräfte heran- reifen, die spirituell tief verankert sind. Die Zeiten für spirituelle Führer überlieferterLesart sind demgegenüber wohl schon länger versunken. Die modernenBerufs-undLebensweltenbenötigenheutekeinespirituelleFüh- rung,wohlaberspirituellgeführteFührungskräfte! Von diesen spirituell geführten Führungskräften handelt der folgende Brief- wechsel.Dabeiwirddeutlich:SolcheFührungskräftesindSuchende,keineWissen- den.Siekennengleichwohl dieBanalität dermenschlichen Ich-Zustände ebenso wiedieUnvermeidbarkeitvonkonfliktivenVerhakungenmitdenSuchbewegungen anderer,sind jedochin derLage,mitdiesen„leidenschaftslos“und „entdramati- siert“soumzugehen,dassdiePotenzialedesGanzenzurWirkungkommenkönnen. SpirituellgeführteFührungskräfteführenausdiesemGefühldesZusammenhangs heraus,nichtunterselektiverBezugnahmeaufeigeneGewissheiten. ImMai2012 RolfArnold Inhaltsverzeichnis 1 SpiritualitätisteineBalanceimFragen,nichtimWissen . . . . . . . 1 2 MentoringalsspirituelleFührung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3 FührungdurchachtsamesSprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4 DieDementorendesSpirituellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5 FührungsetztSelbstreflexionundSelbstbefreiungvoraus . . . . . . 37 6 AuchimAnderenfühlenwirunsselbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 7 DieNüchternheitdesSpirituellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 8 Andereaufbauenundstärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 9 Führungistvorübergehend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 10 Sichverabschiedenkönnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 11 Methoden-ABC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 DerAutor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 XI 1 Spiritualität ist eine Balance im Fragen, nicht im Wissen ▸ IndiesemBrief wendetsichKarlanseinenlangjährigenFreundBern- hard, dessenberufliche undprivate„Suchbewegungen“ (Mitscherlich 1996,S.25)erseitvielenJahrenmiterlebenkann.Karlistälter,eristaber gleichwohlnichtbloßeinMentorfürBernhard.VielmehrhabenihreGe- sprächesichindenletztenJahren(vgl.Arnold2011)zueinemAustausch zweierSuchenderentwickelt,beidenenbeidenurüberwenigAntwor- tenverfügen,abervieleFragenundeinhohesMaßandurchspürender Wachheitaufbringen.SienutzendieSprache,umorientierendeundklä- rendeBilderzuerzeugen,wissenabergleichzeitig,dassSpracheeiner- seitshelfenkann,unszuverständigenundbewussterzuwerden,aber zugleichdazutendiert,unsindendabeigefundenenBeschreibungen undFormelngefangenzuhalten.Wirmüssendeshalbauchdiesege- fundenen–odersolltenwirsagen:erfundenen?–Sprachspieleletztlich hinterunslassen,uminunsererspirituellenSuchesubstanziellvoran- schreitenzukönnen. LieberBernhard, unserletztesGesprächhatmichsehrlangebeschäftigt.DuhastindiesemGespräch davongeredet,dassDuDichinDeinemAlltagimmerhäufigermitThemenkon- frontiert siehst,dieDeine ganze spirituelle Kraftin Anspruchnähmen.Washast Dudamitgemeint?AuchichverwendedenBegriffderSpiritualität,aberichfasse ihn gewissermaßen „mit spitzen Fingern“ an, denn dieser Begriff ist esoterisch verbraucht und auch kontaminiert, wie Du beim Gang durch die Ratgeber- und KummereckeeinerBuchhandlungleichtfeststellenkannst.Auchdaseherreligiös motivierte Buch von Daniel Zindel„Geistesgegenwärtigführen. Spiritualität und R.Arnold,SpirituelleFührung,DOI10.1007/978-3-8349-3978-4_1, 1 ©GablerVerlag|SpringerFachmedienWiesbaden2012