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Spielen Frauen ein anderes Spiel?: Geschichte, Organisation, Repräsentationen und kulturelle Praxen im Frauenfußball PDF

234 Pages·2012·1.96 MB·German
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Spielen Frauen ein anderes Spiel? Gabriele Sobiech • Andrea Ochsner (Hrsg.) Spielen Frauen ein anderes Spiel? Geschichte, Organisation, Repräsentationen und kulturelle Praxen im Frauenfußball Herausgeberinnen Gabriele Sobiech Andrea Ochsner Freiburg, Deutschland Basel, Schweiz Voestalpine Linz, Österreich ISBN 978-3-531-18604-7 ISBN 978-3-531-19133-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-19133-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandabbildung: Frank Lepper, 2010 Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vs.de Vorwort 5 Vorwort Vorwort Frauenfußball hat sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft an Bedeu- tung gewonnen. Nie zuvor hat eine Frauen-Weltmeisterschaft so viel Aufmerk- samkeit erhalten wie im vergangenen Jahr. Daneben belegen die zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen, dass der Frauenfußball zu einem beliebten und nicht zu unterschätzenden Forschungsgegenstand geworden ist. Die Rah- menbedingungen haben sich in den vergangen zehn Jahren deutlich verändert, und wenn es auch noch eine ganze Liste von Defiziten aufzuführen gäbe, kann man doch behaupten, dass nicht zuletzt mit der Ausführung der Weltmeister- schaft in Deutschland ein weiteres Anwachsen der Attraktivität und der Verbes- serung der Bedingungen für Frauen im Fußballsport zu erwarten ist. In diesem Buch werden einige essentielle Themenfelder des Frauenfußballs angesprochen. Wir beschäftigen uns mit historischen, strukturellen, gesellschaftli- chen, integrativen, interaktiven und individuellen Aspekten, ebenso werden sozia- lisatorische, verbandspolitische und wirtschaftliche Zusammenhänge angespro- chen. Dass diese Aspekte und Zusammenhänge unter dem Blickwinkel der Geschlechterdifferenz betrachtet werden, liegt auf der Hand. Schon die Tatsache, dass explizit vom ‚Frauen-Fußball’ gesprochen wird, während der schlichte Ter- minus ‚Fußball’ genügt, um den Männerfußball zu bezeichnen, verweist auf die zentrale Position, die der Geschlechterzuschreibung bei der sportlichen Aktivität zukommt. Als Sportsoziologin (Gabriele Sobiech) einerseits und Kulturwissenschafte- rin (Andrea Ochsner) andererseits nähern wir uns der Thematik aufgrund unserer wissenschaftlichen Sozialisation und Forschungsinteressen zwangsläufig auf unterschiedliche Weise. Nichtsdestotrotz verbindet uns die Gemeinsamkeit, den Frauenfußball in Bezug auf seine Besonderheiten aus fachspezifischer als auch interdisziplinärer Perspektive zu betrachten. Uns verbindet insbesondere die Fra- ge, wie die spezifische Dynamik in diesem Feld zu fassen ist, die durch unter- schiedliche Rahmenbedingungen und Ressourcen für Frauen im Zusammenspiel von sportlicher Aktivität und Raumaneignung, von gesellschaftlichen Weiblich- keitsdefinitionen und eigenen Identitätskonstruktionen jeweils neu artikuliert wird. Die Zusammenarbeit einer deutschen und schweizerischen Herausgeberin spiegelt sich auch in der zum Teil internationalen Ausrichtung der Beiträge 6 Vorwort wider. Wir sind überzeugt, dass die Aufsätze im vorliegenden Band nicht nur eine spannende Auswahl zu den Themenfelder rund um den Frauenfußball dar- stellen, sondern zur gegenwärtigen und zukünftigen Diskussion aus einer inter- disziplinären Perspektive beitragen können. Sie sind so verfasst und ausgewählt, dass sie in ihrer Aussagekraft nicht nur für Sozial- und KulturwissenschafterIn- nen interessant sind, sondern für alle, denen das Spiel in fußballbezogenen Spiel-Räumen, ob das der Frauen oder der Männer, am Herzen liegt. An dieser Stelle möchten wir unseren Dank all denjenigen aussprechen, de- ren Kooperation im Wesentlichen dazu beigetragen hat, dass dieses Buchprojekt zustande kam: den AutorInnen für die Erstellung der Beiträge, dem VS Verlag für die kompetente Betreuung bei der Fertigstellung des Bandes, und ganz be- sonders dem Schweizerischen Fußballverband (SFV) für die finanzielle Unter- stützung. Wir möchten das Buch allen Fußball spielenden Frauen, aber insbesondere denjenigen widmen, die den Sport unter den schwierigsten wirtschaftlichen, sozialen und persönlichen Umständen ausüben. Gabriele Sobiech & Andrea Ochsner Inhaltsverzeichnis 7 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis I. Einleitung Gabriele Sobiech & Andrea Ochsner Einführung: Spielen Frauen ein anderes Spiel?.....................................................9 II. Historische Ansätze Marianne Meier & Helen Hürlimann Pfeifendamen, Stauffacherinnen und Champions: Geschichte und aktueller Stand des Schweizer Frauenfußballs...................................................................21 Gertrud Pfister „Lasst sie Fußball spielen“ – Ärztinnen als Anwältinnen des Mädchenfußballs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.......................................................41 III. Organisation und Mobilität Marie-Luise Klein, Angela Deitersen-Wieber & Stella Lelek Strukturelle Auswirkungen der Inklusion des Frauen- und Mädchenfußballs in die Fußballvereine – untersucht am Beispiel des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes.................................................................................61 Silke Sinning & Jonathan Pargätzi Impulse für die Talentförderung im Mädchen- und Frauenfußball – erfolgreiche Spielerinnen äußern ihre Interessen und Wünsche..........................77 Nina Clara Tiesler Mobile Spielerinnen als Akteurinnen im Globalisierungsprozess des Frauenfußballs.....................................................................................................97 8 Inhaltsverzeichnis IV. Berichterstattung und Repräsentation Stefanie Groll & Susanne Diehr Who the f*** is Abby? – Die Berichterstattung zur Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011 und ihr Schweigen.........................123 Daniela Schaaf „Lieber Barbie als Lesbe?“ Dispositionen von Sportjournalisten und Sponsoren zum heteronormativen Körperideal im Frauenfußball.....................139 Andrea Ochsner Gender and kulturelle Identität in Bend it like Beckham. Frauenfußball als doppelte Entkolonialisierung.......................................................................155 V. Kulturelle Praxen Gabriele Sobiech Die Logik der Praxis: Frauenfußball zwischen symbolischer Emanzipation und männlicher Herrschaft.........................................................171 Nina Degele & Caroline Janz Homosexualität im Fußball – Zur Konstruktion von Normalität und Abweichung......................................................................................................195 Gabriele Sobiech & Petra Gieß-Stüber „TatOrt“ Fußball-AG an einer Hauptschule – Räumliche und körperliche Praktiken von Mädchen.....................................................................................215 Autorinnenverzeichnis......................................................................................237 Einführung: Spielen Frauen ein anderes Spiel? 9 Einführung: Spielen Frauen ein anderes Spiel? Gabriele Sobiech & Andrea Ochsner Im Gegensatz zu den Europa- oder Weltmeisterschaften der Männer, die jeweils ganz Europa und die meisten Teile der Welt für rund sechs Wochen in ihren Bann ziehen, finden die entsprechenden Turniere der Frauen nur bei einer ge- sellschaftlichen Minderheit Beachtung. Bei Bundesligaspielen ist die Zuschaue- rInnenquote noch geringer, zum großen Teil kommen weniger als 1000 Besu- cherInnen ins Stadion. Die Weltmeisterschaft der Frauen 2011 wurde erstmalig deutlich stärker wahrgenommen und medial begleitet, dies zeigte unter anderem die Quantität der Berichte in der Presse. Ob diese Aufmerksamkeit nachhaltige Auswirkungen auf den Frauenfußball haben wird, ist sicher von verschiedenen Faktoren abhän- gig: dem medialen Interesse, insgesamt der qualitativen Verbesserung der Be- richterstattung, dem Entstehen medialer Vorbilder und der Unterstützung durch Sponsoren. Aber auch infrastrukturelle Entwicklungen innerhalb der nationalen Ligen und der Fußballvereine werden für den Ausbau des Mädchen- und Frau- enfußballs entscheidend sein. Ein anderer wesentlicher Faktor, der dazu beiträgt, dass Frauenfußball nicht die gleiche Popularität genießt wie der Männerfußball, hängt mit den nor- mativen Geschlechterzuschreibungen zusammen. Weiblichkeitsinzenierungen sind nach gesellschaftlichen Vorstellungen immer noch mit der Stilisierung des Aussehens und erotischer Ausstrahlungskraft verbunden, während männliche Darstellungen Kraft und Durchsetzungsvermögen zu demonstrieren haben. Daher ist der Fußballsport, vor allem in denjenigen Ländern, in denen er eine exklusive Position im nationalen Sportraum einnimmt, in hohem Maße von einer männlichen Ordnung strukturiert, die der Produktion und Inszenierung von Männlichkeit gilt.1 Das Männliche bildet also als den Maßstab und der von Männern betriebene Sport bedarf daher keiner besonderen Erwähnung, während 1 Als große Ausnahme gelten hier die USA, in denen ‚Fußball’ vor allem mit Frauen in Verbin- dung gebracht wird – der Männerfußball (soccer) hat nebem dem American Football nur eine marginale Bedeutung. G. Sobiech, A. Ochsner (Hrsg.), Spielen Frauen ein anderes Spiel?, DOI 10.1007/978-3-531-19133-1_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 10 Gabriele Sobiech & Andrea Ochsner das, was Frauen tun, als abweichend betrachtet wird, sichtbar an der Bezeich- nung ‚Frauen-Fußball’. Frauen spielen nach dieser Lesart dann keinen ‚richti- gen’ Fußball. In einem System, dass sich durch die Zentrierung auf den Körper und die Steigerung körperlicher Leistungsfähigkeit auszeichnet, erhält die sozi- ale Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit eine besondere Anschaulichkeit: ‚Über- legene’ Männlichkeit wird nicht nur durch äußere Zeichen wie Körperhaltung, spezifische Gesten und Attitüden auf dem Platz visualisiert, vielmehr sitzt sie gleichsam unter der Haut: Männer werden als muskulöser, kräftiger und mit einem härteren, rücksichtsloseren Körpereinsatz wahrgenommen und es scheint offensichtlich, dass sie schneller laufen und präziser schießen können. Damit wird die ‚natürliche’ Geschlechterdifferenz als erwiesen angesehen, was die Vorstellung bestätigt: Frauen spielen ein anderes Spiel. Aus einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive soll nachge- zeichnet werden, wie Körper- und Geschlechterverhältnisse durch Diskurse und Praktiken im Feld des Fußballs historisch-kulturell geformt und damit entgegen der Annahme einer ‚natürlichen Geschlechterdifferenz’ Effekte einer sozialen Praxis sind. Effekte zeigen sich nicht nur in differenten Erziehungs-, Verhal- tens- und Bewegungsweisen, in Denkstilen und im Körpermanagement, immer geht es zugleich um die Zuordnung zu als auch um die Selbstpositionierung in unterschiedlichen Handlungsspielräumen. Die Wurzeln einer auf Geschlecht bezogenen Differenz- und Hierarchieset- zung reichen weit zurück bis ins 18. Jahrhundert, in dem durch die wissen- schaftliche Erforschung der ‚Natur’ von Männern und Frauen, aus der eine Zu- ordnung spezifischer Funktionen im sozialen Leben sowie die Bestimmung ihres gesellschaftlichen Ortes, der an der Seite eines Mannes zu sein hatte, re- sultiert. Die in diesem Kontext entstehenden Körperkonzepte haben selbstver- ständlich Einfluss auf die Praktiken der Körpererziehung und der sportlichen Betätigung. Während Mädchen und Frauen im 18. Jahrhundert zur Körpererzie- hung der Philantropen noch nicht zugelassen wurden, werden zunächst Töchter wohlhabender Eltern ins Turnen des 19. Jahrhunderts inkludiert und dies nur deshalb, um die Heiratschancen der so genannten „schiefen Mädchen“2 zu erhö- hen. Spezielle Übungen zielten auf die Formung des Körpers nach ästhetisch- weiblichen Standards und vor allem auf die Erhaltung bzw. Förderung der Ge- bärfähigkeit. Den Prinzipien der fortgeschrittenen Industrialisierung, die letztlich zu ei- ner tief greifenden Veränderung in der Zielsetzung der Zurichtung von Körpern führte, entsprach vor allem der aus England importierte Sport. Entsprechend den Arbeitsvorgängen in den industriellen Großbetrieben, in denen Leistung und 2 „Schief’ bezieht sich auf Verformungen des Körpers durch das Korsett (vgl. Pfister 2002).

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