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Soziologische Forschung in Unserer Zeit: Ein Sammelwerk Leopold von Wiese zum 75. Geburtstag PDF

346 Pages·1951·17.866 MB·German
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SOZIOLOGISCHE FORSCHUNG IN UNSERER ZEIT SOZIOLOGISCHE FORSCHUNG IN UNSERER ZEIT Ein Sammelwerk Leopold von Wiese zum 75. Geburtstag Herausgegeben von Karl Gustav Specht ' 1 , " .• I " I • @ Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Mitarbeiter dieses Werkes: Th. W. Adarna, H. Bed<er, W. llrepahl, ehr. Ed<ert, e. A. Emge, L. H. Ad. Ged<, Th. Geiger, G. Gurvitch, R. Heberle, L. Heyde, H. Haffmann, P. Hanigsheim, M. Harkheimer, E. e. Hughes, B. Ischbaldin, R. König, M. M. Kassitsch, G. Le Bras, E. Linpinsel, F. K. Mann, A. McClung Lee, J. L. Marena, W. E. Mühlmann, W. Rahrbed<, H. Schelsky, P. A. Sarakin, F. Stepun, G. Weisser, E. Willems, H. Winkmann, L. Wirth, F. 2nanied<i. Additional material to this book can be downloaded from http://extras.springer.com ISBN 978-3-663-01009-8 ISBN 978-3-663-02922-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02922-9 e a p y r i g h t 1 95 1 b y Springer Fachmedien Wieshaden UrsprünglicherschienenbeiWestdeutscher Verlag, Köln und Opladen 1951. Einband: Heinrich Wehmeier Vorwort Dieser Band, der Leopold von Wiese zu seinem 75. Geburtstage auf den Gabentisch gelegt wird, möchte an eine alte Tradition anknüpfen, nämlich eine "Festschrift" zu einem Sammelwerke zu gestalten, dem eine bestimmte Thematik zugrunde liegt; er möchte nicht den heute oft beschrittenen Weg gehen, einzelne Beiträge zu einem Werk zu vereinigen, deren innerer Zusammenhang meistens nur ein sehr lockerer ist. Gewiß: ein solches Vorgehen wäre in unserem Falle mehr als gerechtfertigt gewesen; denn die Forschungsarbeit wie auch die Lehrtätigkeit Leopold von Wieses erstrecken sich über eine Vielzahl von Wissenschaftsbereichen und -disziplinen. Wenn nun hier eine Beschränkung auf die soziologische Wissenschaft geübt wurde, so waren dafür zwei Gründe maßgebend: einmal nimmt die Soziologie im Schaffen des zu Ehrenden wohl den breitesten Platz ein; zum anderen reizte es, gerade auf diesem Gebiete eine Art Bestandsaufnahme zu veran stalten, d. h. aufzuzeigen, wo wir heute stehen, was erforscht wird und mit welchen Methoden man arbeitet: in der allgemeinen Soziologie und auch in ihren Unter- und Nachbardisziplinen. Bei den letztgenannten kommt nun ein wenig von der Vielseitigkeit der Arbeit Leopold von Wieses zum Vorschein: neben der Soziologie kommen in dieser Schrift auch - freilich nur in einem Beitrage jeweils - die Kulturphilosophie, die Anthro pologie, die Nationalökonomie, die Wissenschaft von der Politik und die Sozialpolitik zu Worte. Den Stand der soziologischen Forschung in der heutigen Zeit umreißen zu wollen, muß in der auch im Bereich der Wissenschaft so schnellebigen Zeit vermessen erscheinen. Wer wollte sich unterfangen, aus der gewaltigen Zahl der Forschungen und Untersuchungen und aus der Fülle der literarischen Werke einen Querschnitt zu ziehen, ohne sim dabei immer wieder schwerer Sünden, sei es durch übersehen, Nichtbeachtung, falsche Interpreta tion, oder was auch immer. schuldig zu machen? So sei auch hier in aller Besmeidenheit ausgesprochen: das Werk, das wir zusammentrugen, weist Lücken auf; aber es will schei nen, als könne das hier in 32 Beiträgen Gebotene einen nicht geringen Zweck erfüllen, wenn es Zeugnis ablegt von der weitverzweigten und fein verästelten Arbeit der soziolo gischen Disziplin, wenn es darüber hinaus die Lebensnähe unserer Wissenschaft erweist, einer Wissenschaft, die ja nach den Worten Leopold von Wieses "die Lehre und Praxis von der Beobachtung des zwischenmenschlichen Daseins" sein soll. Es steht dem Herausgeber nicht zu, den Mitarbeitern dieses Werkes für ihre Beiträge, die sie nur zu oft in kurzer Zeit liefern mußten, zu danken; dieser Dank mag von Be- rufeneren ausgesprochen werden. - Zu danken jedoch hat er all jenen, die mit ihrem Rate und mit ihrer Unterstützung ihm zur Seite standen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die der Veröffentlichung eines solchen Buches heute entgegenstehen, sind so beträchtlich, daß sie ohne die großzügige Hilfe Vieler nicht hätten überwunden werden können. Hier seien genannt das Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, der Herr Oberbürger meister und die Verwaltung der Stadt Köln, die Universität zu Köln und viele Persön lichkeiten, die sich gerne bereit erklärten, eine solche Ehrung für Leopold von Wiese möglich zu machen. Ihren Rat und ihren Beistand gewährten immer wieder der derzeitige Rektor der Uni versität zu Köln, Magnifizenz Prof. Bohne, die Herren Professoren Geheimrat Eckert, Adorno, Honigsheim, Kossitsch und Privatdozent Geck. Für viele Hilfe habe ich auch zu danken meinen beiden Kolleginnen Fräulein Dr. H. Hoffmann und Fräulein Dipl. Kaufmann R. Kleingarn. - Der Inhaber des Westdeutschen Verlages, Herr Dr. Middel hauve, und sein Verlagsleiter, Herr G. Zänker, waren gern bereit, dieses Werk zu ver öffentlichen und enthoben mich mancher Sorgen. Ihnen allen kann ich nicht genug danken. So sei dieser Band Leopold von Wiese dargebracht, dem Gelehrten, dessen Werk seit Jahrzehnten einen festumrissenen Platz in der Wissenschaft einnimmt, dessen Arbeit stets von dem Streben durchdrungen war, »die verschlungenen Verbindungen der Menschen untereinander zu entwirren und zu durchleuchten, damit aus Erkenntnis die Möglichkeit erwachse, diesen Zusammenhang zu veredeln." Köln, im September 1951 Karl Gustav Spemt Inhaltsübersicht I. Seire Die gegenwärtige Lage der Soziologie und ihre Aufgaben. Von Georges Gurvitch 10 Die Bedeutung der systematischen Soziologie für die Sozialwisssenchaften. Von fI ans Winkmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Die Beziehungslehre als sozialwissenschaftliche Forschungsmethode. Von Harriet Hoffmann ......................... . 25 Influences of Organizational Research upon the Development of Sociology. Von Alfred McClung Lee .................. . 41 Ober dynamische Analyse sozialer Umschichtungen. Von Theodor Geiger . . 50 General Features of Sacred and Secular Societies. Von Howard Becker . . . 64 Neuere Tendenzen sozialanthropologischer Feldforschung. Von Emilio Willems 75 Die Idee einer zusammenfassenden Anthropologie. Von Wilhelm E. Mühlmann 83 II. Die moderne Methodologie der Nationalökonomie. Von Boris Ischboldin 96 Zur Entstehungsgeschichte der Betriebssoziologie. Von L. H. Ad. Geck . 107 Mistakes, a Problem in the Socjology oE Work. Von Everett C. Hughes 123 Vom Beruf der Finanzsoziologie. Von Fritz Karl Mann . . . 130 Zur Soziologie des Versicherungswesens. Von Walter Rohrbeck 135 Soziologische Gedanken über den Arzt. Von Ludwig Heyde 140 111. Soziologische Probleme der internationalen Ordnung. Von Rene König . . . . 146 Die Soziometrie und ihre Anwendbarkeit auf die praktische Politik der Gegenwart. Von Jacob L. Moreno . . . . . . . . . . . 158 Politische Soziologie. Von Mirko M. Kossitsch . . . . . . . . . . . . . 171 Principles of Political Ecology. Von Rudolf Heberle . . . . . . . . . . . 187 Dringlichkeitsstufen beim Wiederaufbau eines echten Rechts - Rechtssoziologische Gedanken. Von Carl August Emge . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 IV. Ideologie und Wertgebung. Von Max Horkheimer . . . . . . . 220 Kulturkritik und Gesellschaft. Von Theodor W. Adorno . . . . . 228 Das Wesen des Films - Ein soziologischer Versuch. Von Fedor Stepun 241 The Present and the Future of Sociology of Knowledge. Von Florian Znaniecki 248 V. Orientations Presentes de la Sociologie Religieuse. Von Gabriel Le Bras 258 Die nichtchristlichen Kulturreligionen in der amerikanischen Soziologie. Von Paul Honigsheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 Amitology as an Applied Science of Amity and Unselfish Love. Von Pitirim A. Sorokin 277 VI. Die gegenwartlgen Problemlagen der Familiensoziologie. Von Helmut Schelsky 282 Pädagogische Soziologie. Von Elsbet Linpinsel . . . . . . . . 297 Der Standort der industriellen Volkskunde. Von Wilhelm Brepohl 312 Urbanism as a Way of Life. Von Louis Wirth . . . . . . 320 Erkenntniskritische Bemerkungen in pragmatischer Absicht zu Fragen der Gesell- schaftsforschung. Von Gerhard Weisser . . . . . . . . . . . . . 336 VII. Leopold von Wiese. Von Christian Eckert . . ............ 340 Anhang Soziometrische Geographie einer Gemeinschaft. Von Jacob L. Moreno 346 Verzeichnis der Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . 351 Soziogramm zu Soziometrische Geographie einer Gemeinschaft In den einzelnen Beiträgen wird auf Fußnoten durch kleine, hochgestellte Zahlen hinter den Bezugswörtern hingewiesen. Anmerkungen, die dem Gesamttext des jeweiligen Beitrages angehängt sind, erfahren Verwei sung durch eingeklammerte (nicht hochgestellte) Zahlen hinter den Bezugswörtern. I Die gegenwärtige Lage der Soziologie und ihre Aufgaben Von Georges Gurvitch Die Soziologie ist eine Wissenschaft, die Sprünge macht oder zumindest bei jeder so zialen Krise von einiger Bc!deutung Schwankungen unterliegt. Ihre kurze Geschichte lehrt uns dies. Entstanden im Milieu des 19. Jahrhunderts, "des großen ökonomischen, sozialen und geistigen Durcheinanders" (Comte), das diese nach- und zugleich vorrevolutionäre Epoche charakterisiert, verdankt sie ihre Entstehung nicht allein ihrem offiziellen Vater - Auguste Comte -, sondern gleicherweise seinen bei den großen Gegnern: Proudhon und M arx. Diese drei Gründer der Soziologie setzen darüber hinaus, jeder auf seine Weise, die Bemühungen ihres gemeinsamen Lehrers: Saint-Simon, fort. Der Zerschmetterung der Kommune und der Errichtung der III. Republik entsprechen die ersten Bemühungen der Soziologie, sich von jeder Bindung an die Geschichtsphilo sophie zu befreien und die Notwendigkeit einer Option zwischen einer "Ordnungs-Sozio logie" und einer "Fortschritts-Soziologie" zu überwinden. Tatsächlich dienten diese beiden Arten der Soziologie allein als spanische Wand für eine offensichtliche Verwechslung von Werturteilen und Seinsurteilen. In jener Zeit entwickelt sich die, offen gestanden, gerade zu unselige Theorie der "gesellschaftlich vorherrschenden Faktoren", deren einziger Effekt in der Auflösung der gesellschaftlichen Wirklichkeit besteht und die somit zu mutwilligen Konflikten zwischen den sogenannten "geographischen", "biologischen", "anthropologi schen", "demographischen", "technologischen", "ökonomischen", "psychologischen" usw. und schließlich "formalistischen" Schulen führt. Das Ende des 19. und der Anfang des 20. Jahrhunderts - eine Epoche der Tr.ennung von Kirche und Staat in Frankreich, der ersten vollen Entfaltung des organisierten Kapitalis mus, der Gewerkschaftsbewegung und der Weltwirtschaftskrisen - erblickt die Entfaltung einer kraftvollen Anstrengung zur Ausmerzung jedweder dogmatischen Prämisse aus der Soziologie, zu ihrer Durchdringung mit kritischem Geist, zu ihrer Hinwendung auf das' Studium empirischer Tatsachen und zur Auffindung einer Grundlage allgemeinerer Über einstimmung zwischen den einzelnen Soziologen. In Frankreich ist es besonders Emil Durkheim und seine Schule, denen die Entdeckung der Eigentümlichkeit der gesellschaft lichen Wirklichkeit in ihrer Komplexheit und Ausdehnung zu danken ist, vom äußeren Zwang bis zu den Glaubensinhalten und den kollektiven Schöpfungen der Werte und Ideen. Sie eliminieren .ebe:n5owohl die "Theorie der Faktoren" wie die formalistische Theorie. Die gleiche Klärung vollzieht sich - allerdings mit einiger Verspätung - in den Vereinigten Staaten von·Amerika (H.-G. Sumner und C.-H. Cooley) sowie in England

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