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Soziologische Abenteuer: Earle Edward Eubank besucht europäische Soziologen im Sommer 1934 PDF

191 Pages·1985·5.99 MB·German
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Dirk Kasler· Soziologische Abenteuer Dirk Kasler Soziologische Abenteuer Earle Edward Eubank besucht europiiische Soziologen im Sommer 1934 Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kisler. Dirk: Soziologische Abenteuer: Earle Edward Eubank besucht europ. Soziologen im Sommer 1934/ Dirk Kisler. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1985. ISBN 978-3-531-11781-2 ISBN 978-3-322-94346-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94346-0 © 1985 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt Aile Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfaltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11781-2 Inhalt Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 A. Eine soziologische Pilgerfahrt durch Europa 1. Das Projekt "The Makers of Sociology" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Earle Edward Eubank (1887-1945) ....................... 12 3. Die Lage der europaischen Soziologien im Licht der Eubank-Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 4. Zu Struktur und VerIaf~lichkeit der Eubank-Berichte . . . . . . . . . .. 43 B. Europiiische Soziologen im Sommer 1934 1. Morris Ginsberg ....................................... 45 2. Karl Mannheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 49 3. Auf den Spuren Herbert Spencers ......................... 52 4. John Atkinson Hobson. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56 5. Alexander Farquharson ................................. 60 6. Franz Oppenheimer .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 60 7. Alfred Vierkandt ...................................... 68 8. Eduard Spranger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 74 9. Ferdinand T6nnies und Rudolf Heberle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 74 10. Julius Hecker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 11. Florian Znaniecki . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 93 12. Werner Sombart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97 13. Hans Freyer .......................................... 101 14. Arnost Blaha ......................................... 110 15. Othmar Spann ........................................ 114 16. Alfred Weber ......................................... 120 17. Maurice Halbwachs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 125 18. Paul Fauconnet ....................................... 132 19. Lucien Uvy-Bruhl und Celestin BougIe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 5 20. Francois Simiand ...................................... 135 6 In bait 21. Erich Voegelin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 142 22. MarcelMauss ......................................... 148 23. Auf den Spuren von Auguste Comte ....................... 156 24. Leopold von Wiese ..................................... 159 C. Epilog 1. Antonin und Sonia Obrdlik 167 2. Franz und Renate Oppenheimer ........................... 172 3. Hans Simmel ......................................... 182 Personenverzeichnis ........................................ 191 Vorbemerkung 1m Sommer des J ahres 1934 reiste der amerikanische Professor fiir Soziolo gie an der Universitat Cincinnati, Earle Edward Eubank, durch Europa und besuchte dabei die zu dieser Zeit namhaftesten Soziologen in England, Deutschland, bsterreich, der Tschechoslowakei und in Frankreich. Ober diese Reise, deren Ergebnisse und Folgen soH der folgende Text Auskunft geben. Er entstand wahrend eines Forschungsaufenthaltes im Sommer und Herbst 1981 in Chicago. Ich folgte damit einer Einladung des Department of Sociology und des Committee on Social Thought der University of Chicago. Der Forschungsaufenthalt stand im Zusammenhang mit meiner Untersu chung iiber die friihe deutsche Soziologie 1909 bis 1934, die in der Zwischen zeit abgeschlossen wurde und etwa gleichzeitig mit diesem Biichlein verOf fentlicht wird.! Ich danke der Ludwig-Maximilians-Universitat Miinchen fiir die Ermoglichung des Auslandsaufenthaltes und der Deutschen Forschungs gemeinschaft fiir die Gewahrung der Fahrtkosten und eines Auslandszu schlags. Fiir Hinweise auf die Eubank-Materialien danke ich den Professoren John E. Craig (Comparative Education Center, University of Chicago), David Lindenfeld (Dept. of History, Louisiana State University, Baton Rouge) und vor aHem Edward A. Shils (Committee on Social Thought, University of Chicago). Ich widme dieses Biichlein meiner Frau, die nicht nur meine Phase der Eubank-Begeisterung ertragen muBte, sondern an deren Ende selbst schon von Eubank zu traumen anfing. Der Text gliedert sich in drei Abschnitte: 1m ersten Teil sage ich eini ges iiber Eubank, den Hintergrund seiner Europa-Reise und den Ausgang seines Projektes; daran anschlieBend finden sich wenige, eher auswertende Beobachtungen und Gedanken. Der zweite Teil soH die Begegnungen Eu banks mit den von ihm besuchten europaischen Soziologen moglichst um fassend wiedergeben. Der dritte Teil berichtet von den selbstlosen Bemii hungen Eubanks, einigen, von den Nazis bedrohten europaischen Sozial wissenschaftlern und ihren Angehorigen bei der Emigration in die Vereinig ten Staaten zu helfen. Miinchen, im Marz 1984 Dirk Kasler 1 Dirk Kasler: Die friihe deutsche Soziologie 1909 bis 1934 und ihre Entstehungs Milieus. Eine wissenschaftssoziologische Untersuchung. Opladen: Westdeutscher Verlag 1984. A Eine soziologische Pilgerfahrt durch Europa 1. Das Projekt "The Makers of Sociology" Am 27. August 1933 urn 12 Uhr 48 beschlieBt ein Soziologe ein Buch zu schreiben. Dieser Soziologe heiBt Earle Edward Eubank, und da er ein kor rekter Mensch ist, notiert er sich diese Absicht, - mit Uhrzeit. Da er von sich selber immer als "EEE" schreibt, wollen wir ihm in dieser Angewohnheit folgen, und ab jetzt von ihm als EEE sprechen. EEE nun denkt bald nicht nur an ein Buch, sondern an deren zwei: das eine solI heiBen "The Making of Sociology", und solI nach Landern geord net die Entwicklung der Soziologie in England, Deutschland und bsterreich, Frankreich, Italien, RuBland, Schweiz, Belgien, Tschechoslowakei, Polen und den Vereinigten Staaten behandeln; das zweite Buch solI heiBen "The Makers of Sociology" und sah im EntWurf die Behandlung von etwa vierzig solcher soziologischen "Macher" vor. Nachdem EEE seine eigenen Absichten einigermaBen prazisiert hat, taucht bei ihm die Einsicht auf, daB viele der von ihm vorgesehenen sozio logischen "Macher" noch leben und daB es fiir sein Projekt nur von Nutzen sein konnte, die von ihm ausgewahlten beriihmten Kollegen personlich in Europa zu besuchen. Zur Absicherung und Vervollstandigung dieser Plane schrieb er in den folgenden Monaten an seine prominenten amerikanischen Kollegen Theodore Abel (Columbia University), Howard Becker (University of Wisconsin, Madison), Herbert Blumer (University of Chicago), Louis Wirth (University of Chicago) und Pitirim Sorokin (Harvard University). Er bat sie, vor all em im Hinblick auf ihre Vertrautheit mit europaischen Verhaltnissen, ihm Angaben iiber Wichtigkeit, Heimatadresse, englische Sprachkenntnisse etc. seiner geplanten Gesprachspartner zu machen. Er suche seine Informan ten personlich auf und notierte ihre Kommentare: Abel iiber Freyer: "eine Schliisselfigur"; Becker iiber Freyer: "AuBerordentlich begabt, aber ein wenig voreingenommen"; Becker iiber Andreas Walther: "Ein gliihender Nazi. J ede Information von ihm wird gefarbt sein."; Becker iiber Othmar Spann: "Begabt aber voller V orurteile". Auf dieser Basis erstellte EEE eine "Liste". Ende Marz 1934 schrieb er allen geplanten Interviewpartnern einen Brief, in dem er ihnen mitteilte, daB er im Sommer eine Reise nach Europa beabsichtige und den jeweiligen Adressaten kennenlernen wolle. Die allermeisten antworteten ihm und teil- 10 A. Eine Soziologiscbe Pilgerfabrt durcb Europa ten ihm ihre Bereitschaft zu einem Gespriich mit. Am 16. Juni 1934 reiste EEE von Cincinnati ab und traf Ende Juni in London ein. 1m Vorgriff sei noch kurz tiber den Ausgang des Buch-Projektes berich tet. Nach seiner Riickkehr von Europa und der weiteren Beschiiftigung mit seinem Vorhaben, wandte EEE sich im Oktober 1935 an Edward Alsworth Ross (University of Wisconsin, Madison), teilte ihm sein Vorhaben mit und bat ihn urn Untersiitzung bei Verlagskontakten. Ross half ihm zu einem Ver trag mit D. Appleton-Century in New York. 1m Januar 1936 kam es zum VertragsabschluB: Schon hier muBte EEE erhebliche Konzessionen machen. Aus seinem Plan mit zwei Biinden sollte ein einbiindiges Werk mit maximal 600 Seiten und einem geplanten Verkaufspreis von $ 5.00 werden. 1m Februar 1938 erschien das zweibiindige Werk von H. E. Barnes und Howard Becker "Social Thought from Lore to Science" (Boston, New York, Chicago etc.: D. C. Heath). Mit seinen iiber 1 200 Seiten und der Behand lung siimtlicher nationaler Soziologien hatte diese VerOffentlichung das Kon zept von EEE verwirklicht. In einem deprimierten Brief vom 8. Februar 1938 schrieb er den beiden Verfassern von seiner iiber fiinfjiihrigen Arbeit und driickte die Sorge aus, daB man meinen konnte, er habe von ihnen abge schrieben oder sie nachgeahmt. Ross riet ihm, das Material nicht mehr nach Liindern aufzuarbeiten, sondern nach Themen, nach "Schliisselideen" zu ordnen. Barnes und Becker versicherten ihm, daB sie allen Geriichten ent gegentreten werden, er sei "sklavisch ihren FuBspuren gefolgt" (Brief vom 16.2.1938). EEE beschloB daraufhin, sich mehr urn einzelne "Maker" zu kiimmern und sich vor allem auf biographische Darstellungen zu konzentrie ren, wozu er das Material seiner Interviews heranziehen wollte. Ein Plan vom November 1940 fiir sein "Source Book" nennt 84 Namen aus Frankreich, Deutschland, (jsterreich, England, USA und anderen Liindern: alle sollten behandelt werden nach Biographie, Bibliographie und Textausziigen. Zur gleichen Zeit versicherte EEE sich der Hilfe von Antonin Obrdlik, zu dieser Zeit an der Ohio Wesleyan University, der ihm vor allem bei den Ubersetzun gen der Texte helfen sollte. Trotz der erneuten Unterstiitzung von E. A. Ross zeigte sich der Verlag Appleton-Century wenig interessiert am neuen Projekt und bot keinen neuen Vertrag an. Am 17. Dezember 1945 starb EEE in Cocoa, Florida, ohne daB er oder Obrdlik das Projekt vollendeten. Am 14. Miirz 1946 fragte Howard Becker bei der Witwe an, ob er das biographische Material haben konnte, die Versuche der Frau EEE's, E. A. Ross zur Vollendung des Projektes zu iiberreden, scheiterten. So schickte die Witwe Eubanks einen Teil der Materialien an Becker nach Madison; noch im Januar 1949 teilte dieser mit, daB er versuchen werde, jemanden zu finden, der die Materialien zu einer Publikation zusammenstellen konne. Bis zu Beckers Tod (8. Juni 1960) verblieben die Unterlagen in dessen Besitz, ohne daB ein Bearbeiter gefunden wurde - danach gelangten sie, als Teil der 1. Das Projekt "The Makers of Sociology " 11 "Becker-papers" in den Besitz der Special Collections der University of Wisconsin in Madison, von wo sie 1979 an das Special Collections Depart ment der University of Cincinnati transferriert wurden. Nach dem Tod der Witwe Eubanks bemiihte sich seine Tochter, Laile Eubank Bartlett, darum, den GroBteil der Materialien, zumeist die Originale, einem Soziologen zu iibergeben, der das begonnene Werk ihres Vaters vollen den wiirde. Durch die Vermittlungen von Talcott Parsons und Edward A. Shils gelangten die "Eubank·papers" im August 1978 in den Besitz des De partment of Special Collections der University of Chicago Library. Die dort aufbewahrten Eubank-papers, auf deren Auswertung der vorliegende Text basiert, sind eine Sammlung von 14 Kasten, in denen sich Korrespondenz, Interview-Protokolle, Zeitschriftenartikel, Bibliographien und Photogra phien finden. Fiir die Moglichkeit der Auswertung und Verwendung in der vorliegenden Form danke ich Dr. Robert Rosenthal und Dr. Michael T. Ryan von der University of Chicago Library, und vor allem Dr. Laile Eubank Bartlett (Berkeley) fiir das lebhafte Interesse an dieser Arbeit. Kehren wir aber nochmals in jene Zeit zurUck, in der EEE - gerade 47 Jahre alt geworden - voller Vorfreude und Erwartung auf dem Schiff nach Europa unterwegs war. Welche Ziele verfolgte er mit seiner Absicht, die beriihmten "Macher" der europaischen Soziologie personlich aufzusuchen und zu interviewen? Es waren wohl vier Ziele, die er sich dabei gesteckt hatte: 1) Die jeweiligen Soziologen personlich kennenzulernen, 2) durch sie direkte Informationen iiber ihr Leben und Werk zu erhalten, 3) von ihnen Auskiinfte iiber den jeweiligen Stand der Soziologie und deren Hauptvertre ter im jeweiligen Land zu erhalten, 4) dadurch einen umfassenden Dberblick iiber Entwicklungsgeschichte und gegenwartigen Stand der europaischen Soziologie zu erlangen. Mit diesen Zielsetzungen besuchte EEE, hier in alphabetischer Reihen folge: in England: Alexander Farquharson Morris Ginsberg John Atkinson Hobson Karl Mannheim in Deutschland: Hans Freyer Rudolf Heberle Franz Oppenheimer Werner Sombart Eduard Spranger Ferdinand Tonnies Alfred Vierkand t Alfred Weber 12 A. Eine Soziologische Pilgerfahrt durch Europa in (jsterreich: Hans Riehl Othmar Spann Erich V oegelin in Frankreich: Celestin BougIe Paul Fauconnet Maurice Halbwachs Lucien Levy-Bruhl Marcel Mauss Francois Simiand in der Tschechoslowakei: Amost Blaha in Polen: Stefan Charnowski Florian Znaniecki in RuGland: Julius Hecker Ludwig Martens Die genannten Personen befragte EEE immer nach dem gleichen Schema, machte zum AbschluB der Gesprache einige Photos und notierte sich an schlieBend den Gesprachsinhalt. In den Eubank-papers befinden sich die mei sten der Protokolle und Photographien; die Berichte sind auBerordentlich de tailliert und angefiillt mit einer Vielzahl von personlichen Beobachtungen und Betrachtungen. Aus dem Wortlaut dieser, teilweise sehr umfangreichen Berichte wird die Person EEE recht gut erkennbar: Seine Kenntnisse von Europa waren nicht sehr fundiert, und ein erhebliches MaB an Naivitat war ihm zu eigen. Sympathisch sind seine groBe Offenheit, seine unersattliche Neugier und seine Empfanglichkeit fur neue, ihm unbekannte Eindriicke. Sorgfaitig, manchmal auch betulich, notierte er alles, was ihm wissenswert und interessant erschien, zumeist unmittelbar nach dem Gesprach. Dabei vergaB er manchmal das eigentliche Ziel seiner soziologischen Abenteuer fahrt und verlor sich in Schilderungen von Land und Leuten. DaB diese Of fenheit und Empfiinglichkeit, auch die leichte Beeindrucktheit, seinen jewei ligen Gesprachspartnern gefiel, wird schon aus der Tatsache erkennbar, daB er mit den meisten noch lange nach seinem Besuch in Briefwechsel stand und sich diese Kontakte in manchen Fallen zu langandauernden Freundschaften entwickelten. 2. Earle Edward Eubank (1887-1945) Obwohl dieses Biichlein keinesfalls ein Gedenkband fiir Eubank werden soll, bedarf es doch einiger Bemerkungen iiber ihn. Auch wenn fUr uns heute das Bild, das er uns von den von ihm besuchten europaischen Soziologen zeigt, von eigentlichem Interesse ist, so miissen wir uns doch auch iiber den "Spie gel", der uns dieses Bild wirft, irtformieren.

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