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Soziologie und Ethnologie: Zur Interaktion zwischen zwei Disziplinen Beiträge zu einem Symposium aus Anlaß des 80. Geburtstages von Wilhelm Emil Mühlmann PDF

196 Pages·1986·9.769 MB·German
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Horst Reimann (Hrsg.) Soziologie und Ethnologie Horst Reimann (Hrsg.) Soziologie und Ethnologie Zur Interaktion zwischen zwei Disziplinen Beitrage zu einem Symposium aus AnlaB des 80. Geburtstages von Wilhelm Emil Mtihlmann Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Soziologie und Ethnologie: zur Interaktion zwischen zwei Disziplinen; Beitr. zu e. Symposium aus Anllill d. 80. Geburtstages von Wilhelm Emil Miihlmann / Horst Reimann (Hrsg.). - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1986. NE: Reimann, Horst [Hrsg.j; Miihlmann, Wilhelm E.: Festschrift Alle Rechte vorbehalten © 1986 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschlie~lich alier seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung a~erhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuliissig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr VervielfaItigungen, Obersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Biirkle, Darmstadt ISBN-13: 978-3-531-11853-6 e-ISBN-13: 978-3-322-84174-2 DOl: 10.1007/ 978-3-322-84174-2 Vorwort 1m Dezember vergangenen Jahres fand aus Anlaf~ des 80. Geburtstages von Wilhelm Emi! MUhlmann ein interdisziplinares Symposium an der Universitat Augsburg statt, das den wechselseitigen Einfluf~ der beiden sozialwissenschaftlichen Disziplinen Soziologie und Ethnologie zum Thema hatte. Eine besondere I3indung an die durch die Thematik umrissene Wechselbeziehung zwischen beiden Bereichen ergab sich bei allen Referenten und Diskutanten des Symposiums, durchweg Hochschullehrer fUr Soziologie oder Ethnologie, aus deren frUherer Zugehorigkeit zum Heidelberger Institut fUr Soziologie und Ethnologie, einer Griindung MUhlmanns aus dem Jahre 1960. Die in diesem Band publizierten Originalarbeiten sind zum groBten Tei! tiber arbeitete Fassungen der damals vorgetragenen Referate - hier bewuf~t "un-diszipliniert" in der relativ zwanglosen Abfolge des Symposium-Programms dargeboten: zwecks Vermeidung jedes gerade in diesem Kontext unangebrachten Anspruchs auf strenge Systematik und zur Verdeutlichung des explorativen und transzendierenden Charak ters der Beitrage. Diese reflektieren, teils explizit, teils implizit, die fruchtbare Aus einandersetzung und wechselseitige Orientierung, die sich beim grenz- und disziplin tiberschreitenden ErkenntnisprozeB ergibt, wobei die Einbeziehung von Anthropologie, Literatur-, Geschichts- und Kommunikationswissenschaft und sogar der bei uns noch unetablierten "Women's Studies" in die soziologisch-ethnologische Aspektstruktur gewissermaBen als kulturwissenschaftliche Selbstverstandlichkeit erscheint; sie aile stellen Variationen zum groBen Thema "Gesellschaft" dar. Augsburg, im Sommer 1985 Horst Reimann v Inhalt v Vorwort Einfiihrung ........................................ 1 HORST REIMANN Das Komplementar-Verhaltnis von Soziologie und Ethnologie. . 8 HORST REIMANN Zwischen Trapani und Tahiti .......................... 41 WILHELM EMIL MOHLMANN Differenzierung, Rationalisierung, Interpenetration 48 RICHARD MONCH Symbol und Sozialisation 73 CLAUS MOHLFELD Evolution und Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 BERNHARD GIESEN Zur Entstehung der "Grenze" in Interaktionssystemen 96 PETER MEYER Der interkulturelle Vergleich in der Frauenforschung ... . . . . . 103 HELGA REIMANN Sozialwissenschaft als Ethnologie 119 ERNST W. MOLLER Vom Nutzen einer Ethnosoziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 DIETER GOETZE Anthropologie und Literatursoziologie 133 HANS NORBERT FOGEN VII Soziologie/Ethnologie und Geschichtswissenschaft . . . . . . . . . . 143 CHRISTIAN GIORDANO Soziale Siebung als Prozefb gesellschaftlicher Reproduktion 157 MICHAEL SCHMID Probleme interkultureller Kommunikation: Massenmedien und Entwicklungsgesellschaften 164 HORST REIMANN Biographische Notizen zu den Autoren 174 Nachwort 181 Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Ubersichten und Diagramme Interdisziplinares Spektrum von Soziologie und Ethnologie . . . . 13 Komplementare Spezialisierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Positionstableau: Soziologie/Ethnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Die gemeinschaftliche Struktur der "primitiven"Gesellschaft .. 55 Die Differenzierung der traditionalen Gesellschaft .......... 57 Differenzierung, Rationalisierung und Interpenetration in der modernen Gesellschaft I .............................. 59 Differenzierung, Rationalisierung und Interpenetration in der modernen Gesellschaft II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Ein Modell fUr den Status von Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Relativer Status von Frauen nach dem Typus der Gesellschaft und dem der Familienstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Interdependenzen zwischen gesellschaftlichen Subsystemen und dem sozialen Status der Frauen ........................ 116 VIII Horst Reimann Einftihrung *) VOT fast genau zehn Jahren hat Wilhelm Emil Miihlmann im Internationalen Jahrbuch flir interdisziplinare Forschung in dem von Richard Schwarz herausgegebenen Band "Wissenschaft als interdisziplinares Problem" einen Aufsatz verOffentlicht mit dem Titel "Soziologie und Ethnologie - zu ihrer wechselseitigen Korrektur".1 Dieser Bei trag schlieBt mit den Worten: "Weder kategorial noch materialmaBig k6nnen diese beiden Wissenschaften, die Soziologie und die Ethnologie, he ute ohne einander be stehen. Sie erganzen und korrigieren sich zudem in ihren Methoden und veranlassen Reflexionen, die Ihnen wechselseitig zugute kommen".2 Nun haben wir den 80. Ge burtstag des soeben Zitierten am 1. Oktober 1984 zum AniaB genommen, urn dieses anspruchsvolle und auf Dauer angelegte Programm in interdisziplinarer Aussprache im Rahmen einer kleinen Tagung zu er6rtern. Unsere Zusammenkunft hat den Zweck, die Interaktion zwischen diesen beiden sozialwissenschaftlichen Disziplinen sowohl in unmittelbarer Verfolgung der Thematik als auch durch implizite Darstellungen der wechselseitigen Beeinflussung zwischen beiden Bereichen deutlich werden zu lassen. Auf diese Weise soil vergegenwartigt werden, welche Bedeutung die Verbindung und wechselseitige Befruchtung von Soziologie und Ethnologie, letztere als "soziologische Theorie der interethnischen Systeme" im Sinne Miihlmanns3 verstanden, flir die eigene wissenschaftliche Arbeit der Symposiumsteilnehmer hat. Aile Referenten und Diskutanten4 sind wahrend ihrer akademischen Ausbildung fUr eine mehr oder weniger lange Zeit auch Schiller Wilhelm Emil Miihlmanns gewesen, an der Universitat Mainz, an der er zehn Jahre lang von 1950 bis 1960 zunachst als Professor fiir Soziologie und V6lkerpsychologie,seit 1957 als Ordinarius fiir Ethnologie und Soziologie tatig gewesen ist, und/oder an der Universitat Heidelberg, wo Wilhelm Emil Miihlmann von 1960 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1970 Ordinarius flir Soziologie und Ethnologje gewesen ist. 5 Dort hat er im Jahre 1960, dem Ruf an die Ruperto Carola folgend,6 das erste und auch einzig gebliebene deutsche "Institut fiir Soziologie und Ethnologie" gegri.indet 7, an dem aile heute hier zu Wort Kommenden in irgendeiner Form als Wissenschaftler gearbeitet haben, als Hilfskrafte, Assistenten, Dozenten. Dieses Institut steHte zugleich die erste fachsoziologische Lehr-und For schungseinrichtung der an soziologischer Tradition so reichen Universitat Heidelberg dar. Das 1927 als Privatstiftung gegriindete und spater etatisierte Vorlauferinstitut flir Publizistik wurde in die neue Institution eingegliedert und im Jahre 1964 in einer eigenen "Abteilung fiir Kommunikationsforschung" institutionalisiert, die an die be reits bestehenden beiden Abteilungen fiir Soziologie und Ethnologie angeschlossen *) Etwas gekiirztc und urn Anmerkungen erganzte Fassung der Einflihrung. mit der das Symposium am 7. Dezember \984 in Augsburg eroffnet wurde. wurde. Das Institut, zunachst in drei Etagen des alten Eckhauses HauptstraBe 126 ne ben der Alten Universitat, spater zusatzlich noch in einer Etage des aus dem 18. Jahr hundert stammenden "Hauses zum Riesen" in der HauptstraBe 52 untergebracht, konnte nicht nur an alte Heidelberger Forschungstraditionen, die eng mit den Namen von Max Weber und Alfred Weber, Alexander Riistow, Karl Mannheim, Arnold Berg strasser, Hans von Eckardt verbunden sind, ankniipfen, sondern brachte mit der Ethnologie auch eine neue Disziplin an die alte Hochschule und trug hiermit ganz wesentlich zur Belebung respektive Wiederbelebung sozialwissenschaftlich-anthropologi scher Synopsis bei. Man denke nur an die auBerordentlichen Bemiihungen Max Webers, die ihm damals nur beschrankt zur Verfiigung stehenden v6lkerkundlichen Materialien in seine universalhistorischen und religionssoziologischen Analysen einzubeziehen. MiihImann hat diesem Institut eine geistige Spannweite vermittelt, die zu diesem Zeit punkt sieher einmalig in Deutschland gewesen ist und thematisch von Problemen der Humangenetik, Sozialbiologie, Ethnographie, Ethnologie bis zur Kultur-und Literatur soziologie, Sozialpsychologie, politischen Soziologie, Religionssoziologie reichte. Er hat aber auch durch die spater von ihm forcierte Berufung von Ernst Topitsch an das von ihm gegriindete Institut bewuBt eine fruchtbare Auseinandersetzung auf hohem theoretischen Niveau zwischen der an Max Weber, Alfred Schlitz und vor aHem Edmund Husser! orientierten von ihm vertretenen phanomenologischen Ausrichtung der Soziologie und der von Ernst Topitsch reprasentierten analytischen Wissenschafts theorie provoziert, so daB der vor aHem fiir die deutsche Soziologie der sechziger und friihen siebziger Jahre charakteristische Methoden- und Paradigmenstreit Gegenstand eines permanenten Diskurses innerhalb des Instituts wurde8. Die vor aHem aus Miihlmanns friiherem Mainzer Ethnologischen Institut mit nach Heidelberg gekommenen Mitarbeiter partizipierten an den soziologischen Diskussionen tiber Theorie-ModeHe, den raffinierten vorzugsweise quantifizierenden sozialempiri schen Verfahrensweisen und makroanalytischen Konzeptionen, wahrend die Soziolo gen ihrerseits von der Ethnologie die Vorziige der Feldforschung kennenlernten, wenn auch zunachst mit kritischer Distanz und theoriegeleiteter Skepsis: namlich Anschau lichkeit und individuelle Erfii1ltheit, welche sich nur im Felder!ebnis erfahren lassen, zugleich aber auch Wert und Nutzen qualitativer Verfahren, die neuerdings zunehmend auch von Soziologen verwendet werden, dazu die Intensitat mikro-analytischer Studien, die Konzentration auf kleine soziale Einheiten wie Gemeinde, iiberschaubare Ver wandtschaftssysteme sowie, vielleicht als wichtigste Erkenntnis, die Notwendigkeit der Relativierung eigener kultureHer Muster als bedingenden Schritt zum Fremdver standnis und zur komparativen Analyse, zum Kulturvergleich. Dieser relativistische Ansatz, die Objektivierung der eigenen LebensweIt sind sicher diejenigen Aspekte ethnologischer Erfahrung, die in das soziologische Denken Eingang finden miissen. Bereits 1938 hat Miihlmann den Terminus "Fremdphanomen" eingefiihrt9, fiir den Ethnologen, der sich mit den Manifestationen der materiellen Kultur auseinander- setzt, eine Selbstverstandlichkeit, von den Soziologen gemeinhin unbeachtet. Bei der Betrachtung der M6glichkeiten zur wechselseitigen Korrektur der Soziologie und Ethnologie erinnert Miihlmann an Kants Wort: "Gedanken ohne Inhalt sind leer, An- 2 schauungen ohne Begriffe sind blind"lO. Wahrend die mangelnde Phanomenaufklarung vieler Ethnologen eine Demonstration fehlender Begrifflichkeit darstellt, sind Soziolo gen eher durch des Gedankens Blasse angekrankelt, namlich einen professionell charakteristischen Mangel an lebendigem Kontakt mit der sozialen Wirklichkeit. Die transkulturelle Perspektive vermag nicht nur eine gewisse disziplinare Beschrankung zu neutralisieren, provinzielle Verengungen der Sichtweise, z.B. Soziologie auf "Bundes ebene" zu betreiben und sie damit auf eine bestimmte raurnlich und zeitlich begrenzte Form der Industriegesellschaft zu reduzieren, zumindest zu thematisieren und damit das nicht selten ethnozentrische Gesellschaftsbild von Sozialwissenschaftlern zu korrigie ren. Das heiBt natiirlich auch, daB hierdurch kulturelle Vorurteile abgebaut werden und z.B. das positive Welt- und Menschenbild der Aufklarung revidiert wird; der Blick scharft sich fiir die normalen Lebensbedingungen von nicht-industriellen Gesellschaften. Als das Normale erscheinen dann etwa personalistische Beziehungen, eben weil soziale Beziehungen immer primar personal sind und die Herausbildung iiberpersonaler Ord nungssysteme eine ebenso extrem unwahrscheinliche Variante innerhalb von Gesell schaften darstellt wie etwa Massenbildung, Rechtssicherheit, Wohlstand. "Normale Ge gebenheiten" sind eben AnTIut, Unsicherheit, Unbildung, Korruption, Klientelismus uSW. Die Feststellung eines Soziologen sollte also nicht lauten "der Klientelismus etwa in siideuropaischen und lateinamerikanischen Gesellschaften schwacht die Zentralge walt", vielmehr erhellt aus dem Kulturvergleich: das Klientelsystem funktioniert, weil die Zentralgewalt schwach ist 11. Miihlmann nennt das das Prinzip der "dialektischen Aspektumkehr,,12. Die okzidentalen Errungenschaften wie funktionierende Verwal tung, Gleichheit vor dem Gesetz, Breitenbildung, umfassende medizinische Versorgung und anderes sind "menschheitsgeschichtlich das absolut Unwahrscheinliche,,13. Wenn sich Soziologen mit sozialkulturellem Wandel beschaftigen, miiBten sie das im Horizont haben. Michael Schmid 14 hat das mit seiner Theorie des sozialen Wandels jiingst un- ter Beweis gestellt -und das durchaus mit den Mitteln moderner Wissenschaftstheorie, aber eben doch vor dem Hintergrund transkultureller Erfahrungen. Schmids theorie kritische Analyse kommt daher auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln und ab strakter zur gleichen Erkenntnis wie Miihlmann mit seiner ethnologischen Konkretion des beriihmten Schopenhauer-Worts yom labilen Bestand der Welt: "ware sie noch ein wenig schlechter, so konnte sie schon nicht mehr bestehen" -bei Miihlmann: "Wenn die Re-Barbarisierung der zivilisierten Menschheit weiterschreitet, wird sie selbst nicht mehr bestehen konnen,,15. Bei allen geht es um die Kontingenz der Welt, des Lebens auf der Erde, der Kulturen, insbesondere der Hochkulturen. Wenn man von "wissenschaftlicher Sozialisation" sprechen mochte, so weiB man, daB diese diskret und nicht stetig verlauft. Viele Einfliisse stromen auf die jungen Adepten ein, von einer Miihlmann-Schule kann also nicht die Rede sein. Aber eben doch von einer "institutionellen und intellektuellen Pragung", die er mit verursacht hat. Viel leicht ist aber die Bezeichnung "Heidelberger Schule,,16 gerechtfertigt, zumal sie im Selbstverstandnis der Betroffenen offensichtlich, aber auch im Urteil Fremder sicher existiert. Damit ist der EinfluB des vor 25 lahren von Miihl'llann in Heidelberg ge- 3 grUndeten Instituts auf verschiedene Verzweigungen von Soziologie und Ethnologie in der uundesrepublik und die wechselseitige Beziehung zwischen beiden Disziplinen, wie sie sich exemplarisch an der wissenschaftlichen Arbeit von frOOeren Mitarbeitern und jetzigen Hochschullehrern darstellt, angesprochen, wobei noch andere wesentliche En! wicklungsstrange wie etwa die kultursoziologische und kommunikationswissenschaft liche Heidelberger Tradition, die anthropologische Dimension und nicht zuletzt die auBerordentIioh wichtige methodologische Diskussion am damaligen Institut mitzu denken sind. Trotz der relativ kurzen Wirkungsgeschichte -das Institut hatte nur kurzen Bestand und hat aufkaum mehr als 2 bis 3 Studentengenerationen einwirken k6nnen und wur de schon in der zweiten Dekade seiner Existenz gewissermaBen aufgeteilt, die Ethno logie wurde ausgegliedert, die Kommunikationswissenschaft ganz aufgegeben -war die Ausstrahlung auf weite Bereiche der deutschen Soziologie und Ethnologie durchaus be trachtlich. SchlieBlich hat es auch Nachfolge gegeben, die die Kontinuitat der MOOI mannschen Grundidee, die auch die Thematik dieses Symposiums bestimmt, an raum lich getrennten Orten sicherstellte. Da ist einmal an der Universitat Mainz das Institut fiir Ethnologie und Afrikastudien, bis vor kurzem im wesentlichen unter der Obhut meines frOOeren Heidelberger ethnologischen Kollegen Ernst Wilhelm Milllerl7, in Augsburg wurden drei Entwicklungslinien18 im Rahmen der Wirtschafts- und Sozial wissenschaftlichen FakuItat fortgesetzt, namlich die Entwicklungssoziologiei zugleich mit einer FortfOOrung der von MOOlmann 1962 begonnenen Sizilien-Studien 9, da rtiber hinaus in noch anderen Mittelmeer-und lateinamerikanischen Gesellschaften, die Kommunikationswissenschaft20, die dabei durchaus auch an die traditionelle ethno logische Diffusions-und Innovationsforschung21 ankntipft, und die Methodologie, in die der vorhin erwiihnte Diskurs durchaus als kritisches Potential miteingebracht wor den ist22. Aber auch an verschiedenen anderen Orten, in Heidelberg, Berlin, Bielefeld, Regensburg, K61n, Freiburg, Frankfurt, DUsseldorf, Bamberg, GieBen geht heute noch dieser Heidelberger Geist um23 1979, bei einer Feier anlaBlich des 75. Geburtstages von Wilhelm Emil Miihlmann in Wiesbaden, habe ich dem Jubilar versichert, daB er nicht nur, im wissenschaftlichen Sinne, S6hne und Tochter, sondern eben auch viele Enkel habe. Heute mochte ich hinzuftigen: Diese sind natiirlich inzwischen "vermendelt", dtirften aber immer noch gentigend MOOlmannsche kulturelle Gene in sich tragen. Und da bekanntlich die Ver erbung erworbener Eigenschaften im kulturellen Bereich die einzige M6glichkeit der Fortpflanzung ist und zudem so viele Abkommen professionelle Vermittler geworden sind, diirfte das Oherleben gesichert erscheinen24 4

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