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Sozialstruktur im Umbruch: Karl Martin Bolte zum 60. Geburtstag PDF

337 Pages·1985·11.686 MB·German
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Stefan Hradil (Hrsg.) Sozialstruktur im Umbruch Karl Martin Bolte Sozialstruktur im Umbruch Herausgegeben von Stefan Hradil Kar! Martin Bolte zum 60. Geburtstag Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen 1985 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Sozialstruktur im Umbruch; Karl Martin Bolte zum 60. Geburtstag I hrsg. von Stefan Hradil. - Opladen: Leske und Budrich, 1985. ISBN 978-3-8100-0547-2 ISBN 978-3-322-95501-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95501-2 NE: Hradil, Stefan (Hrsg.); Bolte, Karl Martin: F estsehrift (e) 1985 by Leske Verlag + Budrich GmbH, Leverkusen Softcover reprint of the hardcover Ist edition 1985 Inhalt Einftihrung .............................................. 7 Soziale Ungleichheit Rene König Der Wandel in der Problematik der sozialen Klassen und Minoritäten 11 Reinhard Kreckel Statusinkonsistenz und Statusdefizienz in gesellschaftstheoretischer Perspektive .............................................. 29 Stefan Hradil Die "neuen" sozialen Ungleichheiten. Was man von der Industriegesell- schaft erwartete und was sie gebracht hat .......................... 51 Siegfried Lamnek Sozialstruktur und Kriminalität. Gesellschaftliche Ebenen selektiver Prozesse. .. 67 Ralf Ziegler Bildungsexpansion und Partnerwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 85 Wirtschaft und Arbeit Walter L. Bühl Die Bundesrepublik zwischen Strukturwandel und Strukturkrise . . . . . . . . . .. 109 Wolfgang Littek Die betriebliche Handlungsstruktur im Technisierungsprozeß. Zur subjekt- orientierten Analyse von Arbeit und Technik im Dienstleistungsbereich ...... 129 Karin JurczykjErhard TreutnerjGünter VaßjOrtrud Zettel "Die Zeiten ändern sich". Arbeitszeitspezifische Strategien und die Arbeits- teilung der Personen ........................................ 147 Sabine Kudera Sozialer Wandel und Kohortenschicksal. Veränderungen von Lebensver- läufen und Orientierungen in der Generationenfolge . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 165 Burkart Lutz Das "ehrenamtliche Element". Eine Skizze des Zusammenhangs von Indu strialisierung, Sozialstruktur und Arbeitnehmerorganisationen . . . . . . . . . . . .. 181 Politik Friedhelm Neidhardt Einige Ideen zu einer alllgemeinen Theorie sozialer Bewegungen ........... 193 Helga Recker Sozialpolitik in der Bundesrepublik. Versuch einer Bilanz. . . . . . . . . . . . . . .. 205 Horst Holzer Kommerzfunk, Staatsinteresse und die Telekommunikationspolitik der Bundespost. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Kommunikations- struktur in der Bundesrepublik? ................................. 217 Günther Wach tIer Militärsoziologie und Gesellschaftsstruktur ......................... 235 Familie und Sozialisation Jose! Schmid Strukturwandel oder Finis Germaniae. Klassische Bevölkerungsstrukturen in Auflösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 249 Elisabeth Beck-Gernsheim Wieviel Mutter braucht der Mensch? Geburtenrückgang und der Wandel der Erziehungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 265 Susanne Grimm Aktuelle Entwicklungstendenzen familialer und schulischer Sozialisation in der Bundesrepublik Deutschland .............................. 287 Ulrich Beck Ausbildung ohne Beschäftigung. Zum Funktionswandel des Bildungs- systems im Systemwandel der Arbeitsgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 305 Walter Harnstein Jugend. Strukturwandel im gesellschaftlichen Wandlungsprozeß ........... 323 Lebensdaten von Karl Martin Bolte .............................. 343 Veröffentlichungen von Karl Martin Bolte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 345 Einführung: Sozialstruktur im Umbruch - Ein sachliches und persönliches Thema Die vorliegende Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl Martin Balte hat ein prä zise eingegrenztes Thema: Alle 19 Beiträge sind auf die Umbruchstendenzen ausge richtet, die derzeit die vertrauten Konturen der Sozialstruktur der Bundesrepublik in Auflösung geraten lassen und allenthalben "neue" Phänomene hervorrufen. Um diese geschlossene Themenorientierung zu erreichen, bedurfte es unter den Autoren keiner langwierigen Abstimmungsprozesse; das Thema kam fast zwangsläufig zustande. Und zwar ebenso aus sachlichen Gründen heraus wie aus Gründen, die im persönlichen Wirken von Karl Martin Balte liegen. Von der Sache her gesehen bestand wirklich Anlaß genug, die Festschrift auf die gegenwärtigen sozialstrukturellen Umbruchstendenzen auszurichten. In immer kürzeren Abständen geraten Schlagworte auf die Titelseiten soziologischer und populärer Veröffentlichungen, die "neue" Erscheinungen in der Sozialstruktur ankündigen: "Neue Technologien" und ihre sozialen Folgen, Arbeitslosigkeit und die "neue Armut", Bildungsexpansion und Bildungsinflation, Wertewandel, neue soziale Bewegungen wie die Friedens-, Frauen· und Ökologiebewegung, der Geburtenrückgang, neue Familien und Haushaltsformen, neue Muster des Lebenszyklus, "neue" soziale Ungleichheiten wie z. B. wohlfahrtsstaatlich erzeugte Disparitäten und ethnische Benachteiligungen, neue Lebensformen usw. Diese Wandlungsphänomene haben solche Ausmaße und so verwirrende Formen angenommen, daß gesellschaftstheoretische Neuorientierungen nahelagen. So wurde mit Theorien des Spätkapitalismus, des Postindustrialismus und der Postmoderne versucht, das "Neue" in der Sozialstruktur in den Griff zu bekom men. Aber diese Bemühungen erwiesen sich nur in Grenzen als erfolgreich; sie änderten im Grunde wenig an der Unübersichtlichkeit der heutigen "SOZialstruktur im Umbruch". Anlaß genug also für eine kritische Bestandsaufnahme: Der vorliegende Band doku mentiert und reflektiert Umbruchstendenzen auf dem Gebiet der sozialen Ungleich· heit, der Wirtschaft und Arbeit, der Politik, sowie der Familie und Sozialisation. Insgesamt entsteht ein umfassendes Bild der Sozialstruktur, das die derzeit gegebene Widersprüchlichkeit nicht verschweigt, das aber auch die längerfristigen Entwicklungs tendenzen, die bestehenden Problemschwerpunkte und die angebotenenen Deutungs· muster offenlegt, die man heute zur Orientierung benötigt. Daß der Band diese Ausrichtung erfuhr, liegt nicht nur am äußeren Anlaß. Es ist genausosehr die Persan und die Tätigkeit von Karl Martin Balte, der in seinem Umfeld, bei Kollegen und Mitarbeitern, seit jeher bestimmte Gemeinsamkeiten der soziologi· schen Arbeit und bestimmte Strukturen der Aufmerksamkeit anregte, welche jetzt den Blick der Autoren nahezu automatisch auf die "Sozialstruktur im Umbruch" lenkten: Soziologisches Arbeiten am Lehrstuhl Balte im Institut fur Soziologie. im 8 Einftihrung Sonderforschungsbereich 10 1 an der Universität München, in Regierungskommissionen und Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in Umgebungen also, auf die Karl Martin Balte einwirkt, richtet sich auf eine Soziologie, die neben dem Soziologi schen immer das "Soziale" im Auge behält: Die reale Eingebundenheit von Menschen und ihr Handeln in sozialen Verhältnissen, die Problembezogenheit und Erfahrbarkeit sozialer Strukturen, die Priorität faktischer sozialer Gegebenheiten vor tradierten soziologischen Kategorien. Wer im Kontakt mit Karl Martin Balte arbeitet, wird nicht allzulange Ideologien nachhängen, Glasperlenspiele betreiben, Orchideen züchten oder sich in Esoterik verlieren. Und es ist auch kein Zufall, wenn der Begriff "subjektorien· tierte Soziologie" die Prinzipien soziologischer Analyse zusammenfaßt, die Karl Martin Balte vermittelt. Diese Leitlinien schlagen sich auch in der vorliegenden Festschrift nie der, ohne daß der Geehrte darauf direkten Einfluß nehmen mußte. Autoren und Herausgeben haben dem Verlag Leske + Budrich für seine Bereitwillig keit und den Bayerischen Motorenwerken AG, der Daimler Benz AG sowie der Mün chener Universitätsgesellschaft für Spenden zu danken. Ohne sie hätte der Band nicht im gegebenen Umfang erscheinen können. Stefan Hradil Soziale Ungleichheit Der Wandel in der Problematik der sozialen Klassen und Minoritäten Rene König Selbst wenn man zugesteht, daß das Problem der sozialen Klassen und ihrer Spannungen fundamental ist flir das Verständnis der modernen Industriegesellschaften, so darf man darum doch nicht andere Aspekte der Schichtungsproblematik ausschalten. Insbeson dere muß man sich davor hüten, in diesem Zusammenhang von nichts anderem als nur von sozialen Klassen zu sprechen. Es gibt andere Gruppenbeziehungen mit struktureller Bewandtnis in unseren Gesellschaften, die heute die gleiche, wenn nicht gar eine größere Bedeutung haben und deren Vernachlässigung in unseren Tagen enorme Konflikte ausgelöst hat, denen die meisten Beobachter ratlos gegenüber stehen. Ich wiederhole aber: es geht nicht darum, die Existenz und Bedeutung der sozialen Klassen zu leugnen, das wäre töricht, sondern nur um ihre Exklusivität als Strukturmerkmal der modernen Gesellschaften. Neben ihnen gibt es andere, deren Gewicht heute wesentlich belastender wirkt, und wenn ich sage "heute", so meine ich das im Sinne einer mittelfristigen Erscheinung, die seit ca. 150 Jahren sich herangebildet hat. Von diesen anderen Problembereichen möchte ich nur drei hervorheben, die inner lich engstens zusammengehören, vor allem ihren strukturellen Aspekten nach (indirekt und direkt - jeder auf seine Weise - natürlich auch mit dem Klassenproblem): 1. Die durch die massenhafte Einwanderung von ausländischen Arbeitern entstande nen ,,Neuen Minoritäten"; 2. Die nach Ende des Ersten resp. in verstärktem Maße nach dem Zweiten Weltkrieg in den meisten vermeintlich "einheitlichen" Staaten aufgetretenen "Spaltungen" (c1eava ges) aufgrund der Rückkehr der alten ethnischen Elemente ins Licht des öffentlichen und damit politischen Bewußtseins, die sich im Gegensatz zu den neuen als echte, alt überlieferte Minoritäten erweisen und neuerdings eine beträchtliche politische Aktivität entwickelten und zum be zeichen den Wort von der "Denationalisierung" der Staaten gefUhrt haben; 3. Die im Spannungsverhältnis von fortgeschrittenen Industriegesellschaften westlicher und östlicher Richtung gegenüber der "Dritten Welt" zutagegetretene Polarisierung der "Haves" und der "Have Nots", also eine neue Konfrontierung von Bourgeoisie und Proletariat nach der Periode der Entkolonialisierung mit starken Proletarisierungs tendenzen der Dritten Welt, die aus ihr nicht nur das "Armenhaus der Welt" machen, wie es im blumigen Stil unserer Duodezpolitiker heißt, sondern gewissermaßen eine Kollektivität von Unterklassen im Weltmaßstab, die in verschiedenster Weise in Abhän gigkeit von den Industrienationen stehen (zur Charakterisierung dieser Differenzen resp. der Verteidigungsmöglichkeiten der Benachteiligten wird gelegentlich auch zwi schen "Dritter" und "Vierter Welt" unterschieden). Bei den Industrienationen tritt die

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