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Soziale Vielfalt internationale Soziale Arbeit aus interkultureller und dekolonialer Perspektive PDF

258 Pages·2018·2.447 MB·English
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Monika Pfaller-Rott Esperanza Gómez-Hernández Hilaria Soundari Hrsg. Soziale Vielfalt Internationale Soziale Arbeit aus interkultureller und dekolonialer Perspektive Soziale Vielfalt Monika Pfaller-Rott Esperanza Gómez-Hernández Hilaria Soundari (Hrsg.) Soziale Vielfalt Internationale Soziale Arbeit aus interkultureller und dekolonialer Perspektive Herausgeberinnen Monika Pfaller-Rott Hilaria Soundari Eichstätt, Deutschland Gandhigram, Indien Esperanza Gómez-Hernández Medellin, Kolumbien ISBN 978-3-658-21089-2 ISBN 978-3-658-21090-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-21090-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Die Beiträge dieser Publikation dokumentieren die erste Tagung des internatio- nalen Forschungsprojektes ‚Interkulturelle und de-koloniale Soziale Arbeit‘ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Oktober 2016. Die zahlrei- chen Artikel aus Europa, Lateinamerika und Indien zum Thema der Tagung ‚Social Diversity – International Social Work from an Intercultural and De- Colonial Perspective. Implications for Social Work with Refugees and Migrants‘ repräsentieren den internationalen Kontext des Forschungsansatzes. Hervorzu- heben sei dabei die Annäherung lateinamerikanischer, indischer und europäi- scher Ansätze der interkulturellen und de-kolonialen Sozialen Arbeit, die im darauffolgenden Jahr an der Kolping University of Applied Sciences in Kaunas, Litauen, mit dem Fokus der Inklusion weiter entwickelt werden. Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben, insbesondere Christiane Schiffner, Anita Mittermeier-Breitner und Alexandra Witaschek, die mit außergewöhnlich großem Engagement an der Vorbereitung und Durchführung dieser internationalen Tagung engagiert waren. Besten Dank auch an die Übersetzer (Spanisch-Deutsch-Englisch), Christiane Schiffner, Dr. Helene Büchel, Dr. Roswitha Kramer und Hannah González Volz. Genannt sei insbesondere Natalia Gomez, die zudem auch während der gesamten Tagung synchron dolmetschte. Nicht zuletzt sei an dieser Stelle gedankt für die gute Kooperation mit dem Zentralinstitut für Lateinamerika Studien (ZILAS), deren Mitarbeitern bzw. Institut-Mitgliedern Prof. Dr. Roland Schmidt-Riese, Christiane Hoth, Ulrich Morenz und Manuel Brettschneider, die mit großem Engagement die Panels moderierten. Ohne die finanzielle Unterstützung zahlreicher Sponsoren könnte eine inter- nationale Tagung in dieser Größenordnung nicht stattfinden. Hervorzuheben sei die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), die Fakultät Soziale Ar- beit der KU, der Förderkreis der Fakultät für Soziale Arbeit, das Zentrum für Flucht und Migration an der KU, das Institut zur interdisziplinären und interkul- turellen Forschung von Phänomenen sozialer Exklusion e.V., der Freundeskreis Kolping Universität Litauen e.V., die katholische Erwachsenenbildung der Diö- zese Eichstätt e.V.. Nicht zuletzt an dieser Stelle einen großen Dank an die Pä- dagogische Stiftung Cassianeum, ohne deren Unterstützung diese Publikation nicht entstanden wäre, an Lisa Vollnhals sowie an Beatrice Klepper für ihren unermüdlichen und geduldigen Einsatz bei der Gestaltung dieses Werkes. Eichstätt, Dezember 2017 Dr. Monika Pfaller-Rott (Herausgeberin / Tagungsleitung) Einleitung Monika Pfaller-Rott, Esperanza Gómez-Hernández, Hilaria Soundari Die vorliegende Publikation dokumentiert den Diskurs der Internationalen Sozi- alen Arbeit unter dem Fokus interkultureller und sozialer Diversität (Gender, religiöse Pluralisierung, indigene Menschen, Migration, Inklusion). Die Beiträge stammen aus Ländern, deren gesellschaftliche Realität z.T. gekennzeichnet ist von Binnenmigration aufgrund Gewalterfahrungen (Kolumbien) oder wirtschaft- lichen Gründen (Indien); andere befinden sich in politischen Transformations- prozessen (Kuba) oder müssen aufgrund hoher Emigration (Litauen, Indien) länderspezifische Lösungen finden. Sie spiegeln die aktuellen fachlichen Diskus- sionen (aktuelle wissenschaftliche Studien, Forschungsergebnisse, Lehre, profes- sionelle Theorie-Praxis) und Entwicklungen in sieben Ländern aus drei Konti- nenten: Südamerika (Costa Rica, Kolumbien, Kuba), Asien (Indien) und Europa (Österreich, Litauen, Deutschland). Bei dieser Publikation handelt es sich um Tagungsbeiträge eines transkonti- nentalen Treffens von Professoren aus diesen Ländern. Die internationale Kon- ferenz zum Thema ‚Social Diversity – International Social Work from an Inter- cultural and Decolonial Perspective. Implications for Social Work with Refugees and Migrants‘ fand an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) als Auftaktveranstaltung für ein gemeinsames Forschungsprojekt in Eichstätt statt. Im Vorfeld dieser Tagung verständigten sich die Forschungspartner auf ein Bündel von Zielen: Konzepte der Sozialarbeitsforschung mit Fokus auf soziale und kulturelle Diversität, Multi-, Trans- und Interkulturalität sowie Dekoloniali- tät sollen transparent gemacht werden. Ebenso intendiert ist es, internationale Forschungsergebnisse für den Transfer in die jeweilige lokale Soziale Arbeit bereitzustellen. Die Implementierung der Forschungsergebnisse in bestehende Bildungsprogramme in der diversitätssensiblen (migrationssensiblen etc.) Sozi- alarbeit wird als weiteres gemeinsames Ziel formuliert. Die Ergebnisse der Ta- gung unterstützen die Entwicklung von diversitätssensiblen/migrations-sensiblen Kompetenzen von Sozialarbeiterin im interkulturellen Kontext und forcieren einen reflektierten Theorie-Praxis-Transfer. Während der Tagung entwickelten sich kontroverse Diskussionen: u.a. um die Frage, wie innerhalb der eigenen Disziplin Forschungsergebnisse rezipiert und generiert werden können. Die einzelnen Beiträge des Buches untersuchen exemplarisch den Wandel in der jeweiligen Gesellschaft, identifizieren Problemstellungen und setzen Diskus- sionen zur Entwicklung länderspezifischer und transnationaler Lösungsansätze in Gang. Dabei wird die interkulturelle und dekoloniale Soziale Arbeit bzw. Soziale Arbeit des Südens unter Berücksichtigung einer interdisziplinären Per- VIII Monika Pfaller-Rott, Esperanza Gómez-Hernández, Hilaria Soundari spektive behandelt. Interdisziplinarität ergibt sich u.a. durch sozialarbeitswissen- schaftliche, pädagogische, philosophische und politische Herangehensweise an die Themenstellung der Tagung und des Forschungsprojektes. Die Komplexität dieses Themas ‚Social Diversity‘ wird unter dem Gesichtspunkt der Inklusions- aspekte und -prozesse diskutiert. Durch die Hinzuziehung der Philosophie einer interkulturellen und de- kolonialen Sozialen Arbeit wird eine konzeptionelle Debatte über die Neuformu- lierung der Sozialen Arbeit ohne Dominanz der vorherrschenden klassischen Standards der interkulturellen Sozialen Arbeit im Bereich der Sozialarbeitspro- fession, auf gesellschaftlicher Ebene, der Sozialarbeitswissenschaften und der praktischen Sozialen Arbeit angeregt und entwickelt. Dafür dient die Darstellung theoretischer, epistemologischer, methodischer und ethischer Ansätze auf Basis der jeweiligen kontextuellen Sichtweise. Das erste Kapitel der interkulturellen und decolonialen Perspektiven schil- dert das Szenario der Sozialarbeit in den lateinamerikanischen Ländern Kolum- bien, Kuba, Costa Rica und Indien. In Indie gehen die Wurzeln der Sozialpädagogik bis ins Jahr 1936 zurück. Es werden die Diskussionen, die die bevorstehende Gegenwart der Vielfalt umfas- sen, aus interkultureller und dekolonialer Perspektive angesprochen und in den Ländern kontextualisiert, innerhalb derer sie sich äußern. Die Einordnung von Diversität in den Kontext und die Theorie ist deswegen so wichtig, weil sie die Inhalte der Kolonialisierung betreffen kann. Nausikaa- Schirilla wickelt aus kritischer, postkolonialer und dekolonialer Perspektive eine weite konzeptionelle und kontextuelle Tour durch die verschiedenen Nominie- rungen ab, die die Diversität in der Welt hat. Er legt nahe, dass es für die inter- nationale Soziale Arbeit wichtig sei, diese Ideen von Diversität aufgrund ihres normativen Charakters und da die Machtverhältnisse im Wissen/Bewusstsein stark mit der Kolonisierung, vor allem der europäischen, zusammenhängen, zu überarbeiten, weil es dazugehört, einen kritischen und auto-reflexiven Ansatz der Diversität zu konstruieren, da die Kolonialisierung weitergeht und sich die soziale Ungleichheit und Exklusion reproduziert. Esperanza Gómez-Hernández konzentriert sich in ihrer Kritik auf die hege- monische Perspektive des modernen Humanismus, seine Anfänge und die Aus- wirkung, die er auf die Soziale Arbeit hatte, zumal sie die Homogenisierung und die Negierung anderer Möglichkeiten der Humanisierung, die in verschiedenen Gesellschaften der Welt gültig waren, aber wie die lateinamerikanischen Kolle- gen bemerken, Objekt der Diskriminierung und der Vernichtung waren, sowie von Kolonisierung, Neo-Kolonisierung und Kolonisation, anführt. In diesem Sinne hat Soziale Arbeit die Möglichkeit, ihre Art, Individuen anzusprechen, bei denen sie interveniert, neu zu entwerfen. Einleitung IX Eigentlich zeigt auch der Weg der die Professionsgeschichte in Indien, die Hilaira Soundari abwickelt, wie die sozialen Probleme, die nachgewiesen wur- den, nicht allein die Positionierung der Sozialen Arbeit, sondern schafft auch Klarheit angesichts der zentralen Ziele bei menschlichen Wesen. Das erlaubt ihr, zu sagen, dass diese Probleme auch menschliche Wesen in vielen Formen und durch unterschiedliche Umstände geprägt, verkörpern, weswegen die Interkultu- ralität ein Weg sein kann, aufgrund dessen die sich verändernden sozialen Reali- täten die Möglichkeiten verbessern, menschliche Vielfalt, die kulturelle Barrie- ren überwindet, voll zu entwickeln. Raúl Fornet-Betancour setzt den Pfad der Diskussion bezüglich der Verbin- dung von Menschheit und Interkulturalität aus der Perspektive einer interkultu- rellen Philosophie fort, die sich unter Berücksichtigung des Menschlichen als Essenz des Seins und des Internationalen mit der Suche nach Wegen für histori- schen Erfolg, Personen zu humanisieren, mit der Bildung einer neuen Version der europäischen Humanität, die sich selbst als unterschiedlich erkennt und den interkulturellen Dialog beginnt, und mit der damit verbundenen Überwindung des Normativen, Etablierten mit seinen Grenzen und der Einseitigkeit des euro- päischen Humanismus, beschäftigt. In diesen Perspektiven der interkulturellen Humanisierung und Dekoloniali- sierung erklärt Ilango Ponnuswami, dass es unmöglich sei, die Untersuchung des ökonomisch-kapitalistischen Systems zu vergessen, weil es sich in der modernen Welt in Barrieren verwandelt, aufgrund derer viele soziale Bereiche Restriktio- nen entfernen, um ein besseres Leben zu erlangen. Die immer größer werdende Kluft zwischen Norden und Süden angesichts der raschen Entwicklung des Ka- pitalismus ist eine Herausforderung. Soziale Arbeit soll sich neu erfinden. Es soll ein Wandel stattfinden in den sozialen Dienstleistungen und der Beziehung, die sie mit ihren Subjekten allein durch die Idee des „ Klienten“ aufbauen, gerade weil man vergisst, dass sie Bürger sind und dass die Beziehungen in der Gesellschaft die Beziehungen der Reziprozität und Solidarität wiedererlangen können und müssen. Das Vorhergehende wirft, wenn wir in einer globalisierten und neoliberalen Welt leben, laut María Luz Mejías die Frage nach der Bedeutung der Kultur aus dekolonialisierter Perspektive auf. Genauer, weil die Diversität sich auf die menschlichen Wesen auswirkt und sie in Subjekte eines sozialen Kampfes nach Verbesserung ihrer Lebensbedingungen macht. Sie wollen das Recht haben, würdig zu leben. Soziale Arbeit setzt voraus, in diesen sozialen Kämpfen präsent zu sein - in Institutionen, die ökonomische, soziale, politische und kulturelle Strukturen der Gesellschaft bilden, weil die Transformation einen Prozess der sozialen Liberalisierung mit sich bringen soll. Von den vielen Schlagwörtern der sozialen Liberalisierung scheint die Bil- dung und Erziehung eine fundamentale Komponente in der Ausübung der Sozi- X Monika Pfaller-Rott, Esperanza Gómez-Hernández, Hilaria Soundari al-arbeit zu sein. Joseph Antony Jacob äußert, dass, wenn sich alternative Bil- dungs- und Erziehungsmodelle in Zeiten der globalen Ökonomie entwickeln, sie helfen können, Fertigkeiten für die Zeiten der globalen Wirtschaft zu entwickeln, in denen gefordert wird, soziale Nachteile abzubauen, und andere Möglichkeiten sozialer Gerechtigkeit zu finden. Jede Anstrengung, soziale Verbindungen und Netzwerke zu stärken, ist nötig und es ist eine wichtige Aufgabe wegen der Hu- manisierung derjenigen, die Soziale Arbeit in Anspruch nehmen. Die interkulturellen und dekolonialen Perspektiven werfen viele Fragen auf und Marisol Patiño Sánchez und Adan López Vargas sind emphatisch damit, die Wissenschaft zu fragen, die Theorie und die Praxis und ihre Verbindung mit der Sozialen Arbeit. Deswegen werden epistemische, methodologische und ethische Schlüssel präsentiert, die – ausgehend von den auf den Kontinenten vorauseilen- den Erfahrungen – dazu neigen, von einer interkulturellen und dekolonialen Perspektive verfochten zu werden, die die Effekte des wirtschaftlichen Wachs- tums, basierend auf dem Verlust der Natur und der Machtverhältnisse, wie Herr- schaft, die bei der Konstruktion des Wissens vorherrschen, zu ihren Interessen zählt, weil nur die moderne Wissenschaft vollwertig ist und andere untergeord- net sind und minderwertig und nicht anerkennt. Deswegen ist es nötig, interkul- turelle Prozesse hervorzurufen, die die Bildung und Erziehung, die Profession und Themen, die mit Achtung vor der menschlichen und nichtmenschlichen Diversität auf dem Planeten verbunden sind, positiv beeinflussen. Das zweite Kapitel der Publikation beleuchtet ausgewählte Aspekte der In- klusion und Migration in Europa und zeigt damit sowohl länderüberspezifische, beispielsweise die Gesetzgebung, aber auch –übergreifende Herausforderungen an. Mathias Otten fokussiert den Aspekt der besonderen Schutzbedürftigkeit im breiten Feld der international asyl- und schutzsuchenden Menschen, die nach geltenden internationalen Grundsätzen als sogenannte ‚Personen mit besonderem Schutzbedarf‘ gelten bzw. zu den ‚most vulnerable groups‘ zählen am Beispiel von Behinderungen. Auf der Phänomenebene betrachtet er zunächst jede Form der unfreiwilligen Migration (forced migration) als ein Fluchtphänomen, disku- tiert vielfältig den Policy Regime-Ansatz sowie programmatische Wechselwir- kungen und Widersprüche. Im Bereich Migration und Inklusion in ländlichen Regionen forschte Leoni Wagner, da abgelegene Gebiete bei dieser Fragestellung von Politik, Gesell- schaft und sogar Sozialarbeit häufig vernachlässigt werden. In ihrer vorgestellten Studie untersuchte sie die Phänomene interkulturelle Kompetenzen und interkul- turelle Öffnung in einem wirtschaftlich wohlhabenden Bezirk im Nordwesten Niedersachsen sowie einem norddeutschen Stadtteil, der mit dem Rückgang des Fischereisektors kämpfte. Sie sucht Antworten aus Sicht der Sozialen Arbeit auf die Fragen der Integration nicht ohne auf die Vorteile und Chancen, aber auch Einleitung XI Risiken und Herausforderungen im ländlichen Bereich bei Migration und Inklu- sion hinzuweisen. Monika Pfaller-Rott zeigt den Beitrag der Sozialen Arbeit im Bereich der Migration-Flucht-Integration in Deutschland zur Zeit der sog. Flüchtlingskrise in Deutschland auf. Die Heterogenität dieser Flüchtlingsgruppe, gesellschaftliche Herausforderungen und ausgewählte Antworten der Sozialen Arbeit auf strategi- scher und operativer Ebene werden ebenso diskutiert wie die Notwendigkeit von Forschung, Evaluation und Wirkungsmessung im Bereich der Flucht und Migra- tion. Die österreichische Perspektive erforscht Doris Böhler in ihrem Artikel ‚An- näherung an die Flüchtlingslage in Österreich aus einer Diversity-Perspektive – Werte, öffentlicher Diskurs und Sozialarbeitsstrategien.‘ Historische Aspekte spielen ebenso eine Rolle wie dominante Veränderungen seit 2015 im öffentli- chen Diskurs. Es folgen Diskussionen über die Initiierung von ‚Werte- und Ori- entierungskursen‘ und die Diversity-Perspektive in der Sozialen Arbeit – Diver- sity-Konzepte im Menschenrechtsdiskurs. Erfahrungen mit gemeinschaftsba- sierten Workshops mit Flüchtlingen und Freiwilligen runden den Artikel ab. Mit sozialer Inklusion in Litauen beschäftigen sich Ramune Bagdonaite- Stelmokiene und Dalia Gineitiene. Nach Jahrzehnten der sozialen Exklusion in Litauen untersuchen die Autoren dieses Phänomen auf der Grundlage eines integrierten Ansatzes, der systematisch zahlreiche sozial ausgegrenzten Gruppen abdeckt, den Schwerpunkt aber auf den Bereich der Asylsuchenden legt. Zahl- reiche litauische Studien betonen die Relevanz des Sozialarbeiters in diesem Bereich. In Kapitel drei werden die Ideen in Frage gestellt, die über den Frieden die Beziehungen zwischen verschiedenen Völkern mit dem Staat geleitet haben. Gerardo Vásquez Arenas berücksichtigt, dass der Friede in seiner Idee und Praxis kolonial ist, weil er sich durch den Krieg aufgebaut hat. Deswegen schlägt er vor, die Arten von Frieden von den Erfahrungen aus, die verschiedene Bevöl- kerungen seit Jahrhunderten vollbringen, die aber nicht sichtbar sind, auszubau- en. Er sagt, es sei nötig, Friedenshorizonte mit interkultureller und dekolonialer Perspektive zu errichten. Ein gutes Beispiel dafür ist das, was mit dem regionalen indigenen Rat in Kolumbien geschieht. Jener Prozess zeigt laut Ulrich Morenz, dass Frieden nicht notwendigerweise auf Krieg folgt und es andere Möglichkeiten gibt, Friede zu machen, die von der Abrüstung und nicht von Gewalt aus, genau konstruiert wurden. Inkje Kristin Sachau betont die Religion als Ressource der Friedenspädago- gik am Beispiel des ehemaligen Jugoslawiens. Möglichkeiten der Peacebildung, insbesondere durch einen interreligiösen Dialog mit Blick auf drei monotheisti- sche Weltreligionen werden besprochen. Die Herausforderungen einer Postkon-

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