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Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter: Fakten, Prognosen und Visionen (Reihe: Alter(n) und Gesellschaft, Band 15) PDF

230 Pages·2008·1.36 MB·German
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Harald Künemund · Klaus R. Schroeter (Hrsg.) Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter Alter(n) und Gesellschaft Band15 Herausgegeben von Gertrud M.Backes Wolfgang Clemens Harald Künemund Klaus R. Schroeter (Hrsg.) Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter Fakten, Prognosen und Visionen Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1.Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2008 Lektorat:Monika Mülhausen Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15753-5 Inhaltsverzeichnis Klaus R. Schroeter und Harald Künemund Einleitung ........................................................................................................... 7 Theoretische und konzeptionelle Zugänge Wolfgang Clemens Zur „ungleichheitsempirischen Selbstvergessenheit“ der deutschsprachigen Alter(n)ssoziologie .......................................................................................... 17 Andrea Kottmann Alter als Kategorie sozialer Ungleichheit? ...................................................... 31 Gertrud M. Backes und Ludwig Amrhein Potenziale und Ressourcen des Alter(n)s im Kontext von sozialer Ungleichheit und Langlebigkeit ....................................................................... 71 Exemplarische Analysen zur Ungleichheit im Alter Ursula Dallinger Altert Gerechtigkeit? – Einstellungen zu Gerechtigkeit und Ungleichheit im Wandel der Kohorten ....................................................................................... 85 Traute Meyer und Birgit Pfau-Effinger Die Geschlechter-Dimension in der Restrukturierung von Rentensystemen – Deutschland und Großbritannien im Vergleich ............................................. 105 Cordula Kropp Ernährungsarrangements im Alter – Spielräume und Grenzen der Gestaltung von Ernährungsmustern im dritten Lebensabschnitt..................... 127 Andreas Motel-Klingebiel und Heribert Engstler Einkommensdynamiken beim Übergang in den Ruhestand .......................... 141 6 Inhaltsverzeichnis Hildegard Theobald Soziale Ausgrenzung, soziale Integration und Versorgung: Konzepte und Empirie im europäischen Vergleich ............................................................... 161 Wolfgang Voges und Lars Borchert Soziale Ungleichheit und Heimkarriere bei Älteren ...................................... 195 Harald Künemund und Claudia Vogel Erbschaften und ihre Konsequenzen für die soziale Ungleichheit ................. 221 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ...................................................... 233 Einleitung Klaus R. Schroeter und Harald Künemund Seit mehreren Jahren liefern die Medien fassettenhafte (Schreckens-)Visionen einer künftigen „alternden Gesellschaft“, die Konsequenzen werden in immer schrilleren Farben ausgemalt. Die „Rentnerschwemme“ – um ein Unwort des Jahres aufzugreifen – wird nicht nur mit Problemen bei der Finanzierung der Renten und des Gesundheitswesens in Verbindung gebracht. Es drohe gar eine „Diktatur der Senioren und Senilen“ (Tremmel 1996, S. 60) oder ein „Aufstand der Alten“ (ZDF 2007), während zugleich hilflose Greise am Straßenrand ausge- setzt oder nach Afrika deportiert werden (vgl. hierzu Künemund 2007). Es geht also keinesfalls nur um ökonomische, sondern auch um politische, kulturelle und ethische Probleme, denen sich die Gesellschaft zuwenden muss. Aber wie realis- tisch sind solche Szenarien? Wie verlässlich prognostizieren die Experten den demographischen Wandel und seine Folgen? Und wie lauten die soziologischen Antworten auf die gesellschaftliche Herausforderung der älter werdenden Ge- sellschaft? Und da der überwiegende Teil der Szenarien soziale Ungleichheiten ignoriert – wie ungleich und unterschiedlich gestalten sich die derzeitigen und künftigen Lebenslagen im Alter? Die vorliegenden Antworten auf diese Frage sind noch nicht in allen Punk- ten zufrieden stellend. Sicher ist, dass die anstehenden Entwicklungen heute häufig – sei dies beabsichtigt oder nicht – dramatisiert werden. Dies gilt in erster Linie (aber nicht nur) für mediale Schreckensbilder und „Sachbücher“. Vor 20 Jahren wurde parallel zu den Warnungen vor den Konsequenzen des demogra- phischen Wandels oft noch kritisch angemerkt, dass die Prognosen auf mögli- cherweise problematischen Annahmen beruhen und vor übermäßiger Dramatisie- rung abgeraten (z.B. Kohli 1989; Mayer 1989). Diese Skepsis war nicht ganz unberechtigt, vergleicht man etwa die damaligen Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der „Alterslast“ mit den heutigen: diese wurde zumeist nach unten korrigiert. Aber es ist nicht nur die Fortschreibung mit Risiken behaftet, auch die Interpretation der Kennziffern selbst ist nicht so unproblematisch, wie dies auf den ersten Blick scheint. Hinsichtlich der Renten z.B. entspricht die heutige „Alterslast“ nicht der zukünftigen: Es wären beispielsweise geringere Rentenan- wartschaften aufgrund der Zunahme unstetiger Erwerbsbiographien und steigen- der Anteile von Selbständigen sowie das zusätzlich abgesenkte Rentenniveau zu berücksichtigen. Die durch den Alterslastkoeffizienten angezeigte „Last“ verän- dert sich über die Zeit. Hinsichtlich der Gesundheitsversorgung hängt einiges davon ab, ob die gewonnen Jahre eher in Gesundheit oder Krankheit verbracht werden, aber natürlich auch von der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen – 8 Klaus R. Schroeter, Harald Künemund steigende Kosten wären hier wohl auch im Falle einer völlig entgegen gesetzten demographischen Entwicklung wahrscheinlich. Und schließlich bleibt darauf hinzuweisen, dass natürlich ohnehin nicht alle Älteren eine „Last“ für die Gesell- schaft sind (vgl. z.B. Künemund 1999; Kohli 1999). Abgesehen von den Dramatisierungen besteht an der Grundtendenz des Al- terns der Gesellschaft jedoch kein Zweifel. Insofern besteht in mehrfacher Hin- sicht ein ganz erheblicher Klärungsbedarf. Dies betrifft gegenwärtige Lebensla- gen älterer Menschen ebenso wie die zukünftige Entwicklung. Die Lebenslagen im Alter scheinen inzwischen vergleichsweise gut dokumentiert. Von den ersten frühen empirischen Untersuchungen (z.B. Groth 1954; von Friedeburg, Weltz 1958; Lenhartz 1958; Tartler 1961; Blume 1962) über die später einsetzende Altenberichterstattung des Bundes (BMFuS 1993; BMFSFuJ 1998, 2001, 2002, 2005; BMJFuG 1986) samt der dazugehörigen Expertisen (DZA 1991, 1998, 2001, 2002, 2006), den Berichten der Enquete-Komission „Demographischer Wandel“ (Deutscher Bundestag 1994, 1998, 2002) bis hin zum Alters-Survey (Kohli, Künemund 2005; Tesch-Römer et al. 2006) und den verschiedenen multi- disziplinären oder international vergleichend angelegten Forschungsprojekten (wie z.B. BASE oder SHARE1) hat sich eine Forschungstradition entwickelt, in der die Lebenslagen älterer Menschen materialreich skizziert werden. So ver- schiedenartig die einzelnen Studien auch sind, so weisen sie dennoch darauf hin, dass viele der im gegenwärtigen Populardiskurs formulierten Szenarien eher in den Bereich der moderner Mythen oder der „Alterslügen“ (Amann 2004) zu verweisen sind. Dennoch sind längst nicht alle Fragen hinreichend geklärt. Dies gilt insbe- sondere für den Bereich sozialer Ungleichheiten im Alter. Diese Fragen werden in der Alternsforschung im Kontext verschiedener Modelle diskutiert (Kontinui- täts- oder Differenzierungsthese, Kumulationsthese, These der altersbedingten Veränderungen, Destrukturierungsthese), die jeweils eine gewisse Plausibilität aufweisen, sich aber dennoch nicht ungebrochen halten lassen (vgl. Mayer, Wagner 1996; Kohli et al. 2000). Hier zeigen sich die vielen Fassetten des Al- terns: Lebenslagen sind dynamische Gebilde, die gleichsam als strukturierte Produkte der gesellschaftlichen Entwicklung wie auch als strukturierende Be- dingungen und Ausgangssituationen für die Entwicklung von Menschen wirken und damit als Produkt des (individuellen und kollektiven) Handelns erscheinen (Amann 1983, 1993, 1994). Lebenslagen sind dynamische Wechselbeziehungen, die sich aus der dialektischen Beziehung zwischen „Verhalten“ und Verhältnis- sen“ ergeben (Amann 2000). Damit wird der Blick zugleich auf die gesellschaft- lich vorgegebenen Opportunitätsstrukturen und die individuell wahrgenomme- nen Dispositionsspielräume gelenkt (vgl. Nahnsen 1975; Naegele 1998). 1 Zur Berliner Altersstudie (BASE) vgl. Mayer, Baltes (1996), zum „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE) vgl. Börsch-Supan, Jürges (2005). Einleitung 9 Wie sich diese Möglichkeitsräume im Einzelnen gestalten und welche Mus- ter bzw. Typen von Lebensführungen und Kulturstilen sich im Alter zeigen, wird in der Alternsforschung zwar gelegentlich untersucht (z.B. Brockmann 1998; Kolland 1996), doch verlässliche repräsentative Forschungsergebnisse liegen hierzu bislang noch kaum vor. Wollte man die Lebenslagen und Lebensführun- gen älterer Menschen – und damit auch die sozialen Ungleichheiten und kulturel- len Unterschiede in Lebenslauf und Alter – annähernd realitätsgetreu erfassen, so bedürfte es idealiter eines theoretisch geleiteten und empirisch überprüften Mehrebenenmodells, mit dem die Verfügbarkeit und der strategische Umgang mit den verschiedenen Kapitalien älterer Menschen in den von ihnen gestalteten Dispositionsspielräumen erklärt und abgebildet werden könnte. Bislang stützt sich die empirische Alternsforschung vor allem auf die Erhebung der ökonomi- schen, sozialen und kulturellen Kapitalien bzw. Ressourcen und Potenziale älte- rer Menschen (vgl. u.a. Künemund 2001; BMFSFuJ 2005; Kohli, Künemund 2005). Die Frage nach den symbolischen Kapitalien (etwa in Gestalt von Anse- hen, Status und Prestige) ist zwar den meisten soziologischen Alternstheorien inhärent (vgl. Schroeter 2006), empirisch jedoch bislang nur unzureichend er- forscht. Die Frage nach den korporalen Kapitalien älterer Menschen (Schroeter 2007a, b) ist bislang empirisch nur unter dem Aspekt der Vulnerabilität und Pflegebedürftigkeit erfasst (vgl. BMFSFuJ 2002; DZA 2002). Und die Frage nach dem emotionalen Kapital (Setzwein 2004) ist in der Alternsforschung noch kaum gestellt worden. Hier stellt sich daher noch eine Reihe von Anschlussfra- gen, die freilich zunächst einmal operationalisiert und in die Logik empirischer Forschung übersetzt werden müssen. Dass die Lebensphase Alter eine höchst differenzierte soziale Figur ist, zeigt sich schon allein darin, dass sie heute bereits für viele Menschen mehrere Jahr- zehnte umfasst und daher auch schon in verschiedene Lebensabschnitte – etwa als drittes, viertes und fünftes Alter (Laslett 1995, Rosenmayr 1996) – unterteilt wurde (wobei freilich für ein viertes oder fünftes Alter keine sozial institutionali- sierten Altersgrenzen existieren). Wenn wir es hier aber mit einer Lebensphase mit höchst sozialer Heterogenität bei zugleich erheblicher individueller Varianz zu tun haben, ist es nur nahe liegend, das sich im „Fadenkreuz von Individuali- sierung und Vergesellschaftung“ (Prahl, Schroeter 2000) bewegende Alter(n) auch verstärkt unter dem Aspekt von Diversity zu betrachten (vgl. Daatland, Biggs 2004; Pasero et al. 2007). In diesem Zusammenhang lässt sich Vielfalt des Alterns nicht nur unter der sozialstrukturellen Perspektive der sozialen Un- gleichheiten, sondern auch im Hinblick auf die soziokulturellen Unterschiede einfangen. Die hier vorgelegte Anthologie zum Thema Soziale Ungleichheiten und kul- turelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter vereinigt Beiträge, die sich mit verschiedenen Aspekten dieses Themas empirisch oder konzeptionell auseinan- dersetzen. Der Beitrag von Wolfgang Clemens nimmt den Aufsatz von Martin

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