ebook img

Soziale Rationalität: Entwicklungen, Gehalte und Perspektiven von Rationalitätskonzepten in den Sozialwissenschaften PDF

525 Pages·1999·20.113 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Soziale Rationalität: Entwicklungen, Gehalte und Perspektiven von Rationalitätskonzepten in den Sozialwissenschaften

Helmut Brentel Soziale Rationalitat Helmut Brentel Soziale Rationalitat Entwicklungen, Gehalte und Perspektiven von Rationalitatskonzepten in den SozialwissenschaJten Westdeutscher Verlag ISBN 978-3-531-13362-1 ISBN 978-3-322-87324-8 (eBook) 001 10.1007/978-3-322-87324-8 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, OpladenlWiesbaden, 1999 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.westdeutschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Bucher wollen wir die Umwelt schon en: Dieses Buch ist auf sau refreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Po lyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. U mschlaggestaltung: Horst Dieter Burkle, Darmstadt Inhalt Einleitung 11 Teil I: Die Rekonstruktion sozialer Rationalitiit ......................... 21 1. Rationalitiitsbegriffe und Rationalitiitstheorien 1.1 Vemunft und Rationalitat ............................................. . 23 1.2 Rationalitat als Pradikat und Kompetenz ............................ . 25 1.3 Rationalitatstypen und Rationalitatskriterien ........................ . 28 1.4 Probleme des kommunikationstheoretischen Rationalitatskonzeptes 30 1.5 Theorien sozialer Rationalitat ......................................... . 33 1.6 Methodischer Individualismus und Utilitarismus ................... . 36 1.7 Entwicklungen und Revisionen des Rationalitatsbegriffs 38 1.8 Rationalitat und Rationalisierung .................................... . 42 2. Begriindungsprobleme ethischer Theorien 2.1 Theoretische und praktische Vemunft ............................... . 44 2.2 Kognitivismus, Naturalismus, Intuitionismus ...................... . 46 2.3 Teleologische und deontische Theorien ............................ . 47 2.4 Ethischer SUbjektivismus ............................................. . 49 2.5 Ethischer Objektivismus 54 2.6 Vermittlungsbestimmungen von Interesse und Moral 60 3. Fragestellungen und Forschungsprobleme 3.1 Die Modellierung von Rationalitaten und Akteuren ............... . 64 3.2 Zur Problematik zureichender Konzepte und Kritieren sozialer Rationalitat ...................................................... 70 3.3 Oko-soziale Rationalitat, industrielle Transformations- und betriebliche Rationalisierungsprozesse ................................ 75 Teil II: Neoklassik und neoklassische UmweltOkonomie ............... 79 4. Grundziige der neoklassischen Theorie 4.1 Knappheit und Bedurfnisbefriedigung ................................ 83 4.2 Erstausstattung und Tausch ............................................. 85 6 Inhalt 4.3 Haushalte und Untemehmen 85 4.4 Entscheidungstheorie: Rationalverhalten und price-taker-Hypothese 86 4.5 Praferenztheorie und Vollkommenheitsannahmen 88 4.6 Marginalanalyse und Konvexitat ..................................... 89 4.7 Gleichgewichtspreise: dezentrales Handeln und Walrasscher Zentralakteur .............................................. 91 4.8 Die Grundaxiome der Neoklassik .......................... ........... 93 5. Elemente einer empirischen Kritik 5.1 Die Praferenzen 5. 1.1 Konsistenz der Praferenzordnung .............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.1.2 Veranderung der Entscheidungsaltemativen ......... . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.1.3 Exteme Beeinflussung der Praferenzordnung ........................ 96 5.1.4 Unsicherheit und Lemen .............................................. 97 5.1.5 Einheit von Empirie und normativer Basis: revealed preferences 99 5.2 Das physische Mengensystem ........................................... 99 5.2.1 Private Guter ............................................................... 100 5.2.2 Unendliche Teilbarkeit der Guter ..................................... 100 5.2.3 Independenz und Nichtrivalitat der Guter ............................ 101 5.3 Die Akteure 5.3.1 Haushalte: die Gesellschaft allgemeiner Konsumenten . . . . . . .... . . 102 5.3.2 Reproduktionsleistungen, Entscheidungsautonomie, Lebensstile 103 5.3.3 Untemehmen: Betriebe als Trivialmaschinen ........................ 104 5.3.4 Ordnung des Produktionsraumes .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 105 5.3.5 Probleme der Organisations- und Entscheidungstheorie ............ 105 5.4 Das Preissystem ............ ...................... ........................ 106 5.4.1 Allmachtige Zentralakteure ............................................. 106 5.4.2 Abstraktion vom Geld .................................................. 108 6. Grundzuge einer theoretischen Kritik 6.1 Widerspriiche neoklassischer Modellierung 112 6.1.1 Private Guter versus vollkommene Information .................... . 112 6.1.2 Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung: strategische Praferenzen und exteme Effekte ....................... . 113 6.1.3 Dezentraler versus zentraler Vergesellschaftsungsmodus: Grenzraten und Geld ................................................. . 114 6. 1.4 Reproduktion versus Allokation 115 6.2 Anforderungen an reale Akteure: ein Ausblick .................... . 115 Inhalt 7 7. Die neoklassische Umweltokonomie 7.1 Die Integration der Natur in die okonomische Theorie: yom freien zum knappen Gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 7.2 Marshall: exteme Effekte als Herausforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 7.3 Pigou und Coase: exteme Effekte als AnschluBstrategie .......... 122 7.4 U mwelt als Offentliches Gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 7.5 Pigou-Steuer und Probleme paretianischer Umweltallokation 127 7.6 Pragmatische Instrumente der UmweltCikonomie: Abgaben und Zertifikate .............................................. 132 7.7 Die Allokation erschopflicher Ressourcen 137 7.8 Zur Stilisierung der Natur durch das umweltokonomische Konzept 144 7.8.1 Das Mengensystem: okologische Interdependenzen ................ 144 7.8.2 Die Praferenzen: zunehmende Abhangigkeiten ..................... 146 7.8.3 Die UmweltbehOrde: Unbestimmtheit des Akteurskonzepts 147 7.9 Okonomisch-okolgische Rationalitaten und Reproduktionsprobleme: ein vorlaufiges Fazit 149 Teil III: Theorien rationaler Wahlhandlung 153 8. Das Feld der Rational Choice-Theorie 156 9. Die Begriindung sozialer Ordnung 9.1 Der Gesellschaftsvertrag bei Thomas Hobbes: Dualitat naturrechtlicher No rmbegriindung 159 9.2 Neuverhandlungen bei James Buchanan: Voraussetzungslosigkeit und Freiwilligkeit sozialer Vertrage und Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 9.3 Organische Solidaritat bei Emile Durkheim: Probleme und Voraussetzungen der vertrags- und tauschtheoretischen Begriindung gesellschaftlicher Ordnung 169 10. Avancierte utilitaristische Vernunft 10.1 Der okonomische Ansatz in den Sozialwissenschaften: Konzepte einer okonomischen Erklarung der Entstehung sozialer Normen und Institutionen ................................... 177 10.2 Grundziige des spieltheoretischen Modells strategischen Handelns 184 10.3 Computer-Tumiere bei Robert Axelrod: die endogene Generierung sozialer Normen ......................... 192 10.4 Bedingungen und Modellierungen strategischer Interaktion ..... . 200 8 Inhalt 11. Unvollstandige Rationalitat 11. 1 Die Reformulierung der Rational Choice-Theorie bei J. Elster 203 11.2 Eine" schmale" und eine "breite" Konzeption von Rationalitatstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 11.3 Die Grenzen vollstandiger Rationalitat ............................. 208 11.4 "Zweitbeste" Rationalitat: rationale Selbstgestaltung der Akteure 216 Teil IV: Organisationale Rationalitaten 223 12. Zweckrationalitat und Systemrationalitat. Von Max Weber zu Niklas Lulunann: Paradigmenwechsel in der Organisationslehre 12.1 Max Weber und die Kritik der alteren Organisationstheorie 225 12.2 Reflexion der Rationalitatsgewinne des Systems bei N. Luhmann 228 12.3 Die Rationalitat selbstreferentieller Entscheidungssysteme 234 13. Organisationale Rationalitat als Garbage Can-Proze6. Das non-decision-Modell von James March und Johan Olsen 13.1 Organisationales Entscheidungsverhalten unter Ambiguitat und Unsicherheit ... . ... . ... ...... ... . ... ...... .. . . .. . . .... ........ . . . .. . 237 13.2 Die Handlungscharakteristik von non-decision-Prozessen ........ 243 13.3 Rationalitat als "technology offoolishness" ...... ................... 247 14. Organisationale Rationalitat als Machtspiel. Ein soziologischer Blick auf die Entscheidungs- und Systemlogik durch Michel Crozier und Erhard Friedberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252 14.1 Organisationale Macht .................................................. 253 14.2 Strategische Beziehungen 257 14.3 Spielzwange und soziale Integration ................................. 259 14.4 Strategische Bezugsfahigkeiten als "Kultur" ......................... 261 14.5 Die Analyse konkreter Handlungssysteme .. .... ........... ........ 264 14.6 Die Rationalitat der Entscheidungstrager und die Rationalitat der Systeme . .. . .. . .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 270 14.7 Zur Kritik des Machtspielkonzepts ................................... 275 Teil V: Anerkennung als Ma6stab sozialer Rationalitat . . . . . . . . . . . . . . 283 15. Hegels Konzeption von Sittlichkeit und Anerkennung als Kritik des Naturrechts ....... ..... .... ....... ..... .......... ..... . 285 Inhalt 9 16. Struktur und Gehalt des Anerkennungskonzeptes in den Jenenser Schriften 16.1 Das "System der Sittlichkeit" von 1802 ............................. 290 16.2 Die "Philosophie des Geistes" von 1803/04 . ............. ..... ...... 295 16.3 Die "Geistesphilosophie" von 1805/06 304 16.4 Die Elemente einer "Logik der Anerkennung" im Horizont ihres Deutungs-und Verwendungszusammenhangs 315 17. Anerkennung als moralische Logik sozialer Konflikte bei Axel Honneth .. ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. . .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . 324 17.1 Probleme von Honneths Interpretation der Jenenser Schriften .... 330 17.2 Liebe als basales Anerkennungsverhiiltnis .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 17.3 Intersubjektivistische Anerkennung als formales Sittlichkeitskonzept: die Modellierung von Kompetenzen und Grundannahmen 348 18. Anerkennung als Emanzipationsmodell dialektischer Vermittlungsverhaltnisse bei Jorgen Ritsert .................... . 356 18.1 Zur sozialen Semantik dialektischer Vermittlung .................. . 368 18.2 SELBST -Interesse als Vermittlungsmodell von Sittlichkeit und Nutzlichkeit ......................................................... 373 18.3 Sittlichkeit als institutionalisierte Anerkennung ..................... 376 18.4 Anerkennung als MaBstab der Kritik ................... .... .......... 380 19. Gegenseitiges Anerkennen als Vision jenseits polarisierter Welten bei Jessica Benjamin 19.1 Eine feministische Kritik an Hegel und Freud: Differenzierung als Balance von Selbstbehauptung und Anerkennung 384 19.2 Eine Formtheorie des Anerkennens: Geschlechterpolarisierung und die Entstehung von Herrschaft 389 19.3 Mannliche Rationalitat und soziale Rationalitat: die Kriterien einer feminist is chen Ethik . . . . . . .. .. ...... .. . . . . .. . ... . 394 Teil VI: Konstruktionen und Kriterien sozialer Rationalitat. Ein Resomee ......................................................... 397 20. Die Modellierung bereichsspezifischer Rationalitaten 399 20.1 Okonomisch optimierende Rationalitat: die neoklassische Handlungslogik ..................................... 399 20.2 Neokontraktuelle Rationalitat: Vertrag ohne normative Voraussetzungen ........................... 402 10 Inhalt 20.3 Strategisch begrenzte Rationalitat: der okonomische Ansatz in den Sozialwissenschaften .... . . . .... . 404 20.4 Die Rationalitiit bedingter Strategien: endogene Normgenerierung 407 20.5 Einfache Zweckrationalitat und unvollstandige Rationalitat: strategische Selbstgestaltung der Akteure ............................. 409 20.6 Systemische Rationalitat 413 20.7 Organisationale Rationalitat in non-decision-Prozessen ........... . 415 20.8 Organisationale Rationalitat als Macht-Spiel ........................ . 418 20.9 Soziale Rationalitat als intersubjektivistische Anerkennung ...... . 422 21. PolariHit ond Vermittlong: Probleme integrierender Ansatze 428 21.1 Rationalitatstypen und Rationalitatstheorien: Vermittlungsverhaltnisse zwischen Pluralitat und Polaritat ........ 429 21.2 Rationalitat und Normativitat: Probleme des "MaBstabes der Vernunft" ............................. 432 21.3 Normative Neutralisierung versus Subjektivierung der Vernunft: Probleme der Begriindung substantialistischer Rationalitat ........ 437 21.4 Die Rationalitat aufgeklarten Eigeninteresses: optimierendes Entscheidungsverhalten als Vermittlungskonzept 440 21.5 Kommunikative Rationalitat: Begriindbarkeit als Vermittlungskonzept ............................. 442 21.6 Anerkennung als sittliche Substanz: das dialektische Vermittlungskonzept der Rationalitat ............ 445 21.7 Zur Dialektik der Rationalitat bei Theodor W. Adorno: Transformation und Kritik des dialektischen Vermittlungskonzepts 451 22. Probleme ond Perspektiven einer Theorie sozialer Rationalitat 458 22.1 Bereichsspezifische Rationalitaten: Rationalitatsdimensionen und Rationalitatstypen .................... 459 22.2 Bereichsubergreifende Rationalitaten: Sach-und Begriindungsprobleme einer "Einheit" der Vernunft ... 461 22.3 Was ist "rational "? E1emente einer integrierten Perspektive ....... 464 22.4 Rationalitatssemantik und Modellbildung: die Stilisierung von Akteuren und Kompetenzen .................... 468 22.5 Exkurs zur Methodo1ogie von Modellbildung und Modelltaktik 471 23. Soziale Rationalitat .................................................... 479 Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503 Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506 Einleitung Der Begriff der RationaZitiit kann als der SchZiisseZbegriff der Moderne gelten. Ais Erbe des metaphysischen Vernunftbegriffs steht Rationalitat heute primar fUr die Ordnungs- und Subjektvorstellungen einer industrialisierten Welt, fur RegelmiiBig keit und Rechenhaftigkeit, fur Kalkulierbarkeit und Effizienzorientierung, fUr die Vorstellung durch zweckrationales Handeln alle Dinge des menschlichen Lebens in den Griff bekommen zu k6nnen. Allerdings werden tiber diese Identifikation von Rationalitat mit formaler Rationalitat hinaus mit der Rationalitat von Handlungen und sozialen Gebilden auch normative Anspruche auf - richtige und emanzipato risch anspruchsvolle - moralisch-ethische Handlungsorientierungen, auf die einer rational en Gesellschaft, verbunden. Wahrend an die Rationalitat des Handelns hau fig appelliert, die Rationalitatskategorie bestandig unterstellt und verwendet wird, ist sie zugleich zu einem der umstrittensten Begriffe geworden. Mit dem tiefgrei fenden Zweifel tiber ihre M6glichkeit verbinden sich hOchste Anspruche und Hoffnungen auf ihre Realisierung und Wirksamkeit. Rationalitat existiert als fort schreitender ProzeB industrieller und sozialer Rationalisierung und ist darin Mythos, Rationalitatsglaube und Illusion des industriellen Wohlfahrtsversprechens und stellt gleichwohl auch faktische individuelle und kollektive Fahigkeiten zur kritischen Reflexion und gesellschaftlichen Transformation dar. Offensichtlich ist, daB vor den technologischen, den 6konomischen, sozialen und 6kologischen Gefahrdungen und Krisen der Gegenwart die klassische Rationalitatsvorstellung - die einer einfachen Zweckrationalitat, einer ungebrochenen Intentionalitat der Akteure und der Wohlgeordnetheit der Elemente der Entscheidungssituation -nicht Bestand haben kann. GroBtechnische Risiken, prognostizierte und langst eingetre tene 6kologische Katastrophen von Tschernobyl bis zu den Auswirkungen des Treibhauseffektes, lassen die Konsequenzen des Handelns ungewiB, Entschei dungen kontingent und riskant werden. Wissenschaft ist langst nicht mehr das Fortschritt verbUrgende, rationalisierende Mittel, urn Ordnung und Sicherheit in die Welt zu bringen. Sie ist selbst in die Krise gekommen, ist Krisenl6sung und Krisenursache zugleich. Den Irritationen des Rationalisierungsprozesses korrespondieren die Entwick lungen und Revisionen des Rationalitatsverstandnisses. In der Abarbeitung an den Inkonsistenzen und Defiziten der Rationalitatsvorstellungen der alteren Organisati onslehre und den Modellierungen einer optimierenden Rationalitat entwickeln sich in den avancierten rational choice- und Organisationstheorien alternative Rationa litatstypologien und Rationalitatssemantiken, in denen die bislang unberucksich tigten Phanomene kollektiven Entscheidens, die systematischen Blockaden wie die Bedingungen und Chancen zur ErOffnung rationalen Handelns analysiert und fur Rationalisierungsprozesse fruchtbar gemacht werden sollen. Die Reflexion auf UngewiBheit wird zum AnstoB der Revisionen des Rationalitatsbegriffs und zum Movens eines Rationalisierungsverstandnisses, das die Kreativitatspotentiale quasi

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.