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Soziale Handlungsfelder: Strukturen und Orientierungen PDF

273 Pages·1995·7.171 MB·German
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Friedrich Fürstenberg Soziale Handlungsfelder Friedrich Fürstenberg Soziale Handlungsfelder Strukturen und Orientierungen Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1995 ISBN 978-3-663-11401-7 ISBN 978-3-663-11400-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11400-0 © 1995 by Springer Fachmedien Wiesbaden Urspriinglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 1995 Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerha1b der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu stimmung des Verlages unzulăssig und stratbar. Das gilt insbesondere fiir Ver vielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in e1ektronischen Systemen. Vorbemerkung Angesichts der unsere Gesellschaft kennzeichenden sozialen Umbruchs phänomene und unseres Interesses an ihnen muß die Frage nach einer genuin soziologischen Perspektive stets von neuem beantwortet werden. Die Irrun gen und Wirrungen, aber auch die bleibenden Erkenntnisleistungen in der bisherigen Geschichte der Soziologie sind Ergebnis dieser Selbstreflektion. Das vorliegende Buch dokumentiert einen Forschungsansatz, in dessen Mit telpunkt die strukturellen Bedingungen und Folgen sozialen Handeins stehen. In Abgrenzung zu einer Sozialstrukturforschung, die auf die Erforschung von Statusverteilungen und deren Veränderung anband sozialstatistischer Indikatoren gerichtet ist, wird im ersten Kapitel die Frage nach der Konstitu ierung sozialer Handlungsfelder und ihrer Dynamik gestellt. Die Analyse er folgt aus einer feldtheoretischen Perspektive. Sowohl die Konsolidierung als auch die Veränderung sozialer Hand lungsfelder steht in engem Zusammenhang mit den in ihnen wirkenden Machtstrukturen. Das zweite Kapitel bringt hierzu Untersuchungen, die un terschiedliche Machtformen und deren Auswirkungen berücksichtigen, und zwar auf der Ebene personaler Interaktion, in und zwischen Organisationen sowie im Rahmen gesellschaftlicher Steuerungsprozesse. Die Handlungsfähigkeit der Akteure hängt zu einem wesentlichen Teil von ihren Handlungsorientierungen ab, die im Kulturzusammenhang vermit telt werden. Nach einer grundlegenden Analyse ihrer Hauptformen werden im dritten Kapitel sozialkulturelle Orientierungsmuster untersucht, wobei be sonders der Aspekt des Interpretationsspielraums und die damit begründete Selbststeuerung von Handlungen beachtet werden. Die Analyse von Handlungsfeldern und Handlungsorientierungen ist auch für die Erfassung des gesellschaftlichen Wandels unerläßlich. Im vier ten Kapitel bilden die sozialkulturellen Aspekte des Modernisierungsprozes ses, insbesondere der Wandel der Wertorientierungen, den Ausgangspunkt. Anschließend wird ein Modell zur theoretischen Analyse des sozialen Wan dels auf der Makroebene dargestellt. Es folgt eine Analyse der Möglichkeiten einer stabilisierenden Institutionalisierung in einem Konfliktbereich zweier 6 Vorbemerkung Handlungsfelder (Beruf-Familie). Die Auswirkungen eines Verfalls von Handlungskompetenz bzw. Problemlösungskapazität werden dann als "so ziale Regression" auf verschiedenen Ebenen gesellschaftlicher Zusammen hänge untersucht. Schließlich wird am Beispeil der Einführung der Markt wirtschaft gezeigt, daß gesamtgesellschaftlich wirksame Transformationspro zesse allein durch die Einführung von Steuerungsmechanismen in spezifische Handlungsfelder nicht beherrschbar sind, insbesondere wenn erst grundle gende Handlungsvoraussetzungen geschaffen werden müssen. Das letzte Kapitel des Buches bringt anhand einer kritischen Auseinan dersetzung mit unterschiedlichen Auffassungen über das Handlungsfeld des Soziologen zugleich eine Klärung der Position des Verfassers. Gegenüber den Versuchen, eine allgemeine, von konkreten Ausformungen sozialer Phä nomene weithin abstrahierende Handlungstheorie zu begründen, wird hier Soziologie als eine an realen Phänomenen orientierte Erfahrungswissenschaft aufgefaßt. Der Theoriehorizont dient hierbei auch der Gewinnung kritischer Distanz bei der Analyse konkreter Problemlagen. Ausgangs- und Endpunkt bleibt aber immer der handelnde Mensch im sozialen Strukturzusammen hang. In der Analyse sozialer Handlungsfelder und ihrer Veränderungen so wie differentieller Soziallagen und sozialkultureller Orientierungsmuster bietet sich einerseits die Möglichkeit, von konkreten sozialen Phänomenen auszugehen. Andererseits kann auf dieser Grundlage sowohl ein Verständnis subjektiver Situaitonswahrnehmung und Handlungsintention als auch eine objektivierende Erklärung der prozeßhaften Umformung von Sozialstruktu ren angestrebt werden. Die in diesem Buch vereinten Arbeiten des Verfassers umfassen einen Zeitraum von vierzig Jahren. Abgesehen von wenigen grundlegenden Ab handlungen wurden die Veröffentlichungen überarbeitet und aktualisiert und vor allem durch neue Beiträge ergänzt. So stellt sich das Buch keineswegs als Sammlung von Gelegenheitsarbeiten dar, sondern verdeutlicht die Genese eines spezifischen soziologischen Problembewußtseins und seine Konkreti sierung in der Forschung. Ob der Leser nun die Arbeiten dieses Buches als Einzelbeiträge oder in ihrem Gesamtzusammenhang zur Kenntnis nimmt, wichtig bleiben letztlich die Denkanstöße, die der Verfasser zu vermitteln hofft. Ihm ging es nie um den Anschluß an eine "Schule", noch weniger um deren Begründung. Der soziologischen Forschungstradition ist am besten durch die Pflege eines kriti schen Diskurses gedient. Allerdings sollte er nicht in lamentierendem Kri sengerede enden, sondern die Zuversicht stärken, daß auch die Chance krea tiver Lösungen besteht. Inhalt Vorbemerkung ................................................................................................ 5 1. Sozialstrukturforschung als Handlungsfeld-Analyse .......................... 9 1.1. Das Strukturproblem in der Soziologie .. .............................. ............. 11 1.2. "Sozialstruktur" als Schlüsselbegriff der Gesellschaftsanalyse ......... 21 1.3. Sozialstrukturforschung-Tendenzen und Probleme ........................ 34 1.4. Soziale Ungleichheit aus feldtheoretischer Perspektive .................... 44 1.5. Randgruppen in der modernen Gesellschaft.. .................................... 55 2. Macht als Strukturproblem ............................................................... 67 2.1. Macht in personalen Beziehungen: Das Autoritätsproblem .............. 69 2.2. Die Machtstruktur der industriellen Arbeitsbeziehungen........ .......... 80 2.3. Macht als Handlungskompetenz ........................................................ 94 2.4. Die soziale Kontrolle der Funktionärs-und Expertenmacht.. .......... 100 2.5. Vernetzte Machtstrukturen: Steuerung des Übergangs vom Bildungs-zum Beschäftigungssystem in Japan und Deutschland .. . .. .. .. .. .. .. . .. . .. .. . . .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. . .. .. .. .. . . 107 3. Handlungsorientierungen im Kulturzusammenhang ....................... 121 3.1. Bedürfnisse, Interessen, Wertorientierungen ................................... 124 3.2. Das Leistungsprinzip als Orientierungsrahmen strategischen Handelns .......................................................................................... 138 3.3. Die zeitliche Strukturierung von Handlungsfeldern ........................ 148 3.4. Sozialräumliche Orientierung: Die Vermittlung von Heimat .......... 157 3.5. Soziale Muster von Glückserwartungen .......................................... 168 4. Handlungsstrukturen im gesellschaftlichen Wandel....................... 175 4.1. Modernisierung als sozialkulturelle Transformation: Der Säkularisierungsprozeß .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 177 4.2. Zur Modernisierung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert ............... 188 4.3. Die Institutionalisierung von Interessenkonflikten zwischen Berufswelt und Familie .... .. .. .. .. ...................... .... ...................... ....... 204 8 Inhalt 4.4. Soziale Regression-eine Verlaufsform des gesellschaftlichen Wandels ........................................................................................... 214 4.5 Die Einführung der Marktwirtschaft-ein sozialkulturelles Entwicklungsprojekt ....................................................................... 227 5. Das Handlungsfeld des Soziologen ................................................. 239 5.1. Soziologische Erkenntnis- und Anwendungsinteressen ................... 241 5.2. Probleme des Praxisbezugs und der Professionalisierung ............... 247 5.3. Die Herausforderung der Soziologie in den 90er Jahren ................. 252 Literaturverzeichnis .................................................................................... 261 Nachweise .................................................................................................. 273 1. Sozialstrukturforschung als Handlungsfeld-Analyse Der Strukturkontext sozialen Handeins ist ein Zentralthema der Soziologie. So finden sich bei allen theoretisch interessierten Soziolgen auch Beiträge zur Analyse sozialer Strukturen, bei unterschiedlichster Begriffsbestimmung (Vgl. Turner 1986). Die folgenden Arbeiten können das Thema auch keines falls erschöpfen. Sie begründen jedoch eine Perspektive, die neue Problem stellungen und Ergebnisse ermöglicht. Im Mittelpunkt steht die Bestimmung einer Sozialstruktur als Wirkungszusammenhang sozialer Handlungsfelder. Diese Konzeption wurde vom Verfasser allmählich, aber folgerichtig entwik kelt und dann auch immer wieder angewendet. In einer ersten soziologischen Veröffentlichung aus dem Jahre 1954 wird zunächst der Terminus "Soziales Spannungsfeld" verwendet, noch ganz unter dem Einfluß einer interaktioni stischen und gleichermaßen - wenn auch kritisch - dem Strukturfunktionalis mus verpflichteten Sichtweise. Eine grundlegende Arbeit von 1956 (s. 1.1.) setzt sich schon eigenständiger mit dem soziologischen Strukturbegriff aus einander und begründet eine dynamisierte Betrachtungsweise, die zweifellos Parallelen zu dem später entwickelten Konzept der "Strukturierung" von Anthony Giddens zeigt. Die Habilitationsschrift von 1962 brachte dann eine Präzisierung des sozialen Feldbegriffs. Ihm liegt das Erkenntnisinteresse zugrunde, "die Gegenwartsgesellschaft ... zunächst dynamisch im Hinblick auf die gestaltenden Kräfte zu analysie ren, die die Gesamtstruktur bestimmen. Die Prozeßabläufe werden also nicht ... a priori in ein soziales System eingeordnet, sondern als dessen oft unab hängig wirkende Grundlage betrachtet. Die feststellbaren Impulse müssen sodann in ihrer Bedeutung für die verschiedenen Sozialsektoren verfolgt werden (12). Der jeweilige Sozialsektor wird als "soziales Feld" charakteri siert, wodurch "an die Stelle eines Modells mechanistischer Kausalbeziehun gen die Vorstellung eines Kontinuums von Wechselbeziehungen" gesetzt wird (53). Die Feldstruktur wird in dieser Arbeit allerdings-auch unter dem Einfluß des spezifischen Untersuchungsgegenstandes - mit Hilfe von Kate gorien sozialer Organisation beschrieben (Funktionen, Vollmachten, Normen und Werte, Kommunikation), die einen relativ hohen Verfestigungsgrad vor aussetzen. 10 Sozialstrukturforschung als Handlungsfeld-Analyse Allgemeiner und damit auch stärker vom Systembegriff abgesetzt wird dann 1966 in der hier ebenfalls neu veröffentlichten Arbeit zur "Sozial struktur" als Schlüsselbegriff der Gesellschaftsanalyse mit Hilfe des Feldbe griffs das Konzept des "Handlungsfeldes" herausgearbeitet und als wesentli cher Bestandteil einer Sozialstrukturanalyse dargestellt (s. 1.2.). Ihr Ziel soll es sein, Aussagen über die Wirkungsweise der sozialen Felder in der Gesell schaft zu machen, wodurch sich die Grundposition wesentlich von solchen Analysen unterscheidet, in deren Mittelpunkt die quantitative Ermittlung von Soziallagen durch Datenmodeliierung steht. Es geht also auch bei der Frage nach Strukturen der sozialen Ungleichheit nicht nur um den Verteilmodus von Soziallagen, sondern auch um die Reproduktionsmuster sozialen Han deins (vgl. 1.3.). An dieser Stelle sei darauf verwiesen, daß unabhängig vom Verfasser auch Pierre Bourdieu seit Mitte der 70er Jahre zunehmend den Begriff des "champ social" an zentraler Stelle seiner theoretischen Arbeiten verwendet (vgl. Bourdieu 1985). Dies ist aber keineswegs Indikator mangelnder Eigen ständigkeit, sondern verweist auf die Möglichkeiten einer Alternative zum Systemdenken in den Sozialwissenschaften. So ist schon seit dem grundle genden Ansatz Kurt Lewins (1922), den dieser mit Bezug auf Einstein ent wickelte und später vielfältig ausarbeitete, ein breiter Anwendungsbereich des Feldbegriffs nachzuweisen (Mey 1965), wobei recht unterschiedliche Interpretationen auftreten. Wichtig ist also nicht allein die Begriffsgenese, sondern die Fruchtbarkeit der dadurch ermöglichten Forschungen. Hierfür wird in der Untersuchung zur sozialen Ungleichheit aus feldtheo retischer Perspektive (s. 1.4.) ein Beispiel zur Diskussion gestellt. Der Ver such einer formalisierten Darstellung sollte nicht davon abschrecken, die doch recht konkreten Aussagen zur Kenntnis zu nehmen, auf die es vor allem ankommt. Den Abschluß des Kapitels (1.5.) bildet ein 1965 erstmals veröffentlich ter Aufsatz über soziale Randgruppen, der am Anfang einer inzwischen breiten Forschungstradition steht. Er ergänzt die theoretischen Arbeiten zur Sozialstrukturforschung, indem er zeigt, daß ein begrifflicher Bezugsrahmen nicht ständig neue abstrakte Begrifflichkeiten hervorbringen muß, sondern zur Veranschaulichung komplexer Zusammenhänge dienen kann und damit den Zugang zu einer Fülle empirischer Phänomene öffnet.

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