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Sowjetische China-Politik unter Gorbatschow PDF

44 Pages·1987·6.349 MB·German
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Berichte des Bundesinstituts 'ür ostwissenschafüiche and internationale Studien Sowjetische China-Politik unter Gorbatschow Dieter Heinzig 40-1987 Als Beitrag zum Umweltschutz: Innenteil überwiegend aus Recyclingpapier Die Meinungen, die in den vom BUNDESINSTITUT FÜR OSTWISSENSCHAFTLICHE UND INTERNATIONALE STUDIEN herausgegebenen Veröffentlichungen geäußert werden, geben ausschließlich die Auffassung der Autoren wieder. © 1987 by Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Köln. Abdruck und sonstige publizistische Nutzung - auch auszugsweise - nur mit vorheriger Zustimmung des Bundesinstituts sowie mit Angabe des Verfassers und der Quelle gestattet. Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien Lindenbornstraße 22, D-5000 Köln 30, Telefon 0221/5747-0 INHALT Seite Kurzfassung 1 1 . Einleitung 5 2. Kein politischer Durchbruch nach Gorba tschows Amtsantritt 5 3. Wiederaufnahme der Parteibeziehungen nicht in Sicht 7 4. Substantielle Angebote in Gorbatschows Wla diwostok-Rede 9 5. Pekings differenzierte Reaktion 10 6. Das Kambodscha-Problem als politisches Hin dernis 13 7. Wiederaufnahme der Grenzverhandlungen und gemeinsame Nutzung von Amur und Argun 17 8. Fortschritte im Bereich der wirtschaftlich technischen, wissenschaftlichen und kultu rellen Kooperation 19 9. Beachtliche Steigerung des Handelsvolumens . .. 23 10. Fazit und Ausblick 25 Anmerkungen 27 Summary 35 September 1987 Zur Transkription Bis auf Eigennamen, die im Text und im Textteil der An merkungen phonetisch transkribiert werden, wird für rus sischsprachige Wörter im Text und in den Anmerkungen die wissenschaftliche Transkription verwendet. Chinesisch sprachige Wörter werden grundsätzlich in der in der VR China verbindlichen Umschrift (Pinyin) wiedergegeben. Dieter Heinzig Sowjetische Chinapolitik unter Gorbatschow Bericht des BlOst Nr. 40/1987 Kurzfassung Der Konflikt zwischen der Sowjetunion und der Volksrepu blik China hatte in den sechziger und siebziger Jahren dazu geführt, daß die Beziehungen zwischen beiden Staaten praktisch auf die Aufrechterhaltung diplomatischer Bezie hungen und einen marginalen Handel geschrumpft waren. Zu Beginn der achtziger Jahre setzte ein Entspannungsprozeß ein, in dessen Verlauf es zu einer Wiederaufnahme der staatlichen Kooperation auf zahlreichen Feldern kam. Der vorliegende Bericht untersucht, wie sich das sino-so- wjetische Verhältnis seit Gorbatschows Amtsantritt (März 1985) entwickelt hat. Hierbei interessiert in besonderem Maße, inwieweit es dem neuen dynamischen Generalsekretär gelungen ist, die Kooperationsbeziehungen weiter zu ver dichten und das seit langem erkennbare Ziel der Sowjet führung zu erreichen, auch auf politischem Gebiet zu einer substantiellen Annäherung an China zu gelangen. Der Bericht stützt sich auf Quellen und Literatur aus der UdSSR, den anderen osteuropäischen Staaten und der Volks republik China sowie auf westliche Sekundärliteratur. Ergebnisse 1 . Unter Gorbatschow setzte die Sowjetunion ihre Anfang der achtziger Jahre eingeleitete Entspannungspolitik in verstärktem Maße fort. Die Zusammenarbeit in den bis herigen Bereichen wie Handel, Wirtschaft, Technik, Wis senschaft und Kultur wurde ausgeweitet und durch neue Kooperationsgebiete ergänzt. 2 2. Das sino-sowjetische Gesamthandelsvolumen erreichte 1986 einen Wert von 2,6 Mrd. US Dollar, verzehnfachte sich im Vergleich zu 1981 und machte 3,5 Prozent des chinesischen und 1,4 Prozent des sowjetischen Gesamthan dels aus. Die Sowjetunion besetzt damit im chinesischen Außenhandel nach Japan, Hongkong, den USA und der Bundes republik Deutschland den fünften Platz. Nach einer Pla nung aus dem Jahr 1985 ist für 1990 ein Gesamthandelsvo lumen von 3,5 Mrd. US Dollar vorgesehen. Nach westlichen Berichten hat China inzwischen - erstmals seit den fünf ziger Jahren - in Moskau um Kredite nachgesucht. In den 1983 wiederaufgenommen Grenzhandel wurde seit 1986 auch der zentralasiatische Grenzbereich einbezogen. 3. Beeindruckend ist die Konsequenz, mit der unter Gorba tschow die wirtschaftlich-technische Kooperation vor angetrieben wurde. Ein Abkommen über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit vom Juli 1985 sah - erstmals seit 1960 - sowjetische Hilfe beim Bau von neuen und der Modernisierung von alten chinesischen Industrieanlagen vor. Die im Dezember 1984 gegründete Gemeinsame Kommis sion für die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Handel sowie Wissenschaft und Technik hielt im Frühjahr 1986 und 1987 ihre ersten Jahrestagungen ab. Vereinbart wurde Koopera tion bzw. verbesserte Kooperation im Planungswesen, Bil dungswesen, in der Zivilluftfahrt, auf den Gebieten Land wirtschaft, Fischerei, Meteorologie, Petrochemie, Maschi nenbau, Buntmetallurgie, Erdöl- und Erdgaswirtschaft so wie im Verkehrswesen. Im September 1986 schloß man ein Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen den beiden Staatlichen Plankomitees ab und nahm Joint Ventures in Aussicht, von denen die ersten beiden im Frühsommer 1987 versuchsweise in Betrieb genommen wurden. Aufsehen erreg ten Ende 1986 ein Abkommen über die Lieferung von zehn sowjetischen Großgeneratoren für chinesische Wärmekraft werke und die Ankündigung von Verhandlungen über eine Zusammenarbeit im Bereich der Atomenergie. Das im Mai 1986 abgeschlossene erste Kulturabkommen seit 20 Jahren sieht Kooperation im Erziehungs-, Film- und Verlagswesen sowie bei Rundfunk und Fernsehen vor. Die beiden Akade mien der Wissenschaften einigten sich auf ein Einjahres und ein FünfJahresabkommen über Zusammenarbeit. Ebenfalls 1986 besuchte - erstmals seit den sechziger Jahren - eine chinesische Gewerkschaftsdelegation die UdSSR, und die Schriftsteller- und Journalistenorganisationen nahmen ihre Zusammenarbeit wieder auf. Ende 1986 wurden die in den sechziger Jahren geschlossenen Konsulate in Leningrad und Schanghai neueröffnet. 3 4. Gorbatschows asienpolitische Rede in Wladiwostok vom 28. Juli 1986 war, insoweit das Verhältnis der UdSSR zu einzelnen asiatischen Staaten angesprochen wurde, in erster Linie an China adressiert und enthielt einige Zugeständnisse. Gorbatschow erklärte u.a. die sowjetische Bereitschaft, erstmals auf den chinesischen Wunsch nach einer Grenzziehung auf dem Amur entlang der Mittellinie der Hauptschiffahrtsrinne (Talweg-Prinzip) einzugehen, bei der wasserwirtschaftlichen Nutzung der Amur zusammen zuarbeiten, sechs sowjetische Regimenter bis zum Jahres ende aus Afghanistan abzuziehen, einen "bedeutenden Teil" der sowjetischen Truppen aus der Mongolei zurückzunehmen und mit China über "konkrete Schritte zu einer proportio nalen Senkung des Niveaus der Landstreitkräfte" zu spre chen. 5. China reagierte auf die sowjetische Erklärungen und Vorschläge differenziert. Soweit sie den Amurbereich betrafen, wurden sie positiv aufgenommen. So kam es im Februar 1987 - erstmals wieder seit 1978 - zu einer Grenzverhandlungsrunde, gefolgt im August von einer zwei ten, auf denen man vereinbarte, über den gesamten Verlauf der Grenze zu sprechen und mit einer Überprüfung des Ostteils zu beginnen. Ein schwieriges Problem stellt der Abschnitt bei Chabarowsk dar, wobei die Sowjetunion sich aus sicherheitspolitischen Gründen bislang weigert, eine Grenzziehung entlang des Hauptzusammenflusses von Ussuri und Amur zu akzeptieren. Im Oktober 1986 wurde eine bila terale Kommission für die wasserwirtschaftliche Nutzung des Amur und seines Quellflusses Argun gebildet, deren Arbeit dazu führte, daß Mitte 1987 eine gemeinsame Expe dition entlang des Amur stattfand und der Frachtverkehr auf dem Amur, Ussuri und Sungari wiederaufgenommen wurde. 6. Enttäuschend für die Sowjetführung fiel die chinesi sche Reaktion auf die Ankündigung von Truppenrückfüh rungen aus. Den Ende Oktober 1986 gemeldeten Teilabzug aus Afghanistan bezeichnete man in Peking als einen "Trick", einen "Täuschungsversuch", und die Moskauer Mel dung über den Abschluß der Rückführung von Truppen aus der Mongolei quittierte China ungerührt mit der Forde rung, sämtliche sowjetischen Verbände seien abzuziehen. Von einer offiziellen chinesischen Stellungnahme zum Vor schlag einer proportionalen Truppenreduzierung ist nichts bekanntgeworden. 7. Das Haupthindernis unter den "drei Hindernissen" für eine auch politische Annäherung der beiden Staaten stellt nach offiziellen chinesischen Bekundungen aller dings nach wie vor die sowjetische Unterstützung der 4 vietnamesischen ntervention in Kambodscha dar. Hier kam Moskau zwar Peking insofern entgegen, als während der neunten Runde der sino-sowjetischen Halbjahreskonsulta tionen auf der Ebene Stellvertretender Außenminister vom Oktober 1986 der neuernannte sowjetische Verhandlungsfüh rer Rogatschow sich erstmals bereit fand, die Kambo dscha-Problematik zu diskutieren. In der Sache allerdings gab Moskau bis zum Herbst 1987 keinerlei Nachgiebigkeit zu erkennen. Andererseits traten auch im politischen Be reich gewisse atmosphärische Verbesserungen ein. Die diplomatischen Kontakte verdichteten sich, die Reformbe mühungen wurden wechselseitig als positiv bewertet, und China begrüßte die grundsätzliche Bereitschaft der UdSSR zur Eliminierung aller Mittelstreckenraketen in Asien. Keinerlei Bewegung gab es hingegen in der Frage de rWie deraufnahme von Parteibeziehungen, während die KP Chinas ihre Beziehungen zu den kommunistischen Parteien der kleineren osteuropäischen Staaten - sicherlich nicht zuletzt mit dem Kalkül einer divide-et-impera-Politik - seit Honeckers Pekingbesuch vom Herbst 1986 normalisiert hat. 8. Es kann allerdings als wahrscheinlich angenommen wer den, daß die chinesische Führung vorerst auch gar keine weitergehende politische Annäherung an die UdSSR anstrebt, weil sie sonst eine Irritation der Vereinigten Staaten und des politischen Westens befürchten muß, auf dessen Hilfe bei der wirtschaftlichen Modernisierung des Landes sie sich auf lange Zeit angewiesen sieht. Wenn diese Hypothese zutrifft, so haben die "drei Hindernisse" in Pekinger Sicht nicht zuletzt die Funktion einer Brem se, die immer dann eingesetzt wird, wenn die Annäherung an die Sowjetunion eine kritische Grenze zu erreichen droht. Mit einem stetigen Ausbau der nichtpolitischen Kooperation ist hingegen auch künftig zu rechnen. 1. Einleitung Der Konflikt zwischen der Sowjetunion und der Volksrepu blik China hatte in den sechziger und siebziger Jahren dazu geführt, daß die Beziehungen zwischen beiden Staaten praktisch auf die Aufrechterhaltung diplomatischer Bezie hungen und einen marginalen Handel geschrumpft waren. Zu Beginn der achtziger Jahre wurde ein Entspannungsprozeß eingeleitet, in dessen Verlauf es zu einer Wiederaufnahme der staatlichen Kooperation auf zahlreichen Feldern kam. Nach Gorbatschows Amtsantritt (März 1985) stellte sich die Frage, ob es dem neuen dynamischen Generalsekretär gelingen werde, die Kooperationsbeziehungen weiter zu verdichten und das seit langem erkennbare Ziel der So wjetführung zu erreichen, auch auf politischem Gebiet zu einer substantiellen Annäherung zu gelangen. 2. Kein politischer Durchbruch nach Gorbatschows Amtsan tritt Unmittelbar nach Gorbatschows Amtsübernahme sah es so aus, als ob im Verhältnis zu China ein politischer Durch bruch bevorstünde. Es war der neue Generalsekretär selbst, der in seiner Antrittsrede vor dem ZK der KPdSU ein freundliches Signal in Richtung Peking aussandte.1 Der Wunsch nach einer "ernsthaften Verbesserung" der Beziehungen war - anders als unter Tschernenko, Andropow und Breshnew - in diejenige Passage der Rede eingebettet, die sich mit den "sozialistischen Staaten" beschäftigte. Außerdem verzichtete Gorbatschow darauf, diesen Wunsch durch Hinzufügen einer seit Breshnew üblichen "Drittstaa- 6 '» tenklausel" zu konditionieren, durch die Feststellung nämlich, eine solche Verbesserung dürfe nicht auf Kosten dritter, befreundeter Länder erfolgen. Damit waren die Mongolische VR, Afghanistan und die indochinesischen Staaten geraeint, und somit bedeutete die Verwendung der Klausel gleichzeitig eine Absage an das chinesische Be gehren nach Beseitigung der "drei Hindernisse", die einer "Normalisierung" der Beziehungen im Wege stünden: Abbau der sowjetischen Truppenpräsenz an der sino-sowjetischen und sino-mongolischen Grenze, Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan, Verzicht auf Unterstützung der vietnamesischen Intervention in Kambodscha. In Peking reagierte man positiv. Erstmals seit dem Ab bruch der Parteibeziehungen im März 1966 wurde mit Gorba tschow wieder ein führendes Mitglied der KPdSU öffentlich als "Genosse" (tongzhi) angesprochen, zum ersten Mal seit den sechziger Jahren wurde die Sowjetunion wieder als ein "sozialistischer Staat" bezeichnet.2 Neu war auch, daß die Chinesen den Wunsch nach Herstellung auch politischer Beziehungen äußerten, und zwar ohne den üblichen Hinweis auf die "drei Hindernisse", und daß die beiden Partei chefs Grüße austauschten. Zwei Wochen später war die Aufbruchstimmung verflogen. Deng Xiaoping verkündete, die sowjetische Chinapolitik habe sich nicht grundlegend geändert, und tischte die "drei Hindernisse" erneut auf.3 in Moskau konterte man unverzüglich mit der "Drittstaatenklausel".^ Die Chinesen sahen sich offenbar in der Erwartung enttäuscht, der neue sowjetische Parteichef werden den freundlichen Worten konkrete Taten im Bereich der "Hindernisse" folgen las sen, er werde insbesondere in der Kambodscha-Problematik

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