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Sonderabdruck aus Arztliche Wochenschrift PDF

6 Pages·1953·0.409 MB·German
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ISBN 978-3-662-13439-9 ISBN 978-3-662-13438-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-13438-2 SONDERABDRUCK ADS ARZTLICHE WOCHENSCHRIFT UNTER MITWIRKUNG VON K. BINGOLD • W. HEUBNER · E. HOFFMANN • W. HOFFMEISTER . H. JACOBI . R. JANKER . P. KLOSE E. LEHNARTZ · E. LETTERER · P. MARTINI · H. MARTIUS . MAX MEYER . E. v. REDWITZ H. REIN B. RODEWALD · E. ROMINGER · R. ROSSLE · H. SCHUERMANN · PH. STOHR , W. UNVERRICHT . J. ZUTr HERAUSGEGEBEN VON H.v.KRESS F. REDEKER H.REINWEIN W. WACHSMUTH BERLlN BONN a. RH. WORZBURG Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 8. JAHRG .• HEFT 1 2. JANUAR 1953 SEITEN 18 u. 19 Wirksame Angina-Prophylaxe in Kinderheimen. Von Dr. Ji:iRGEN SCHMIDT-VOIGT. Aus dem Stadt. Krankenhaus Eppstein im Taunus (Chefarzt: Dr. J6RGEN SCHMIDT-VOIGT). In Kinderheimen, Ferienlagern oder ahnlichen Ein richtungen werden Jugendliche auf verhaltnismi.i.J3ig begrenztem Raum fiir langere Zeit zu einer engen Wohngemeinschaft zusammengefiihrt. Auch bei auf merksamster Betreuung drohen dabei Gefahren, die sich schon allein a us der Tatsache des engen Kontaktes ergeben. v. PFAUNDLER hat sie treffend als ,Pfer chungs-Schiiden" gekennzeichnet. Auf ki:irperlichem Gebiet sind solche Folgen vor allem als Infektions krankheiten seit langem bekannt und gefiirchtet. Einige von ihnen haben freilich seit der Einfiihrung und allgemeinen Anwendung spezifischer Schutz impfungen betrachtlich an Schrecken eingebul3t, so vor allem Diphtherie und Scharlach. Unverandert haufig zieht dagegen der ,grippale Infekt" auch heute noch durch die genannten Hausgemeinschaften, uber wiegend in Form der fieberhaften Halsentzundungen. J edem, der langere Erfahrung in der arztlichen Be treuung von Kinderheimen o. a. hat, ist diese Tatsache gelaufig. Vielen werden sich die eigenen Jugend- -2- erinnerungen an solche Erlebnisse mit dem Gedanken an das Gurgeln desinfizierender L6sungen verbinden. In unserer ărztlichen Betreuung steht ein klimatisch hervorragend gelegenes und pflegerisch sowie er zieherisch auf das gewissenhafteste betreutes Kinder heim. Es ist in regelrnăBigen Kuren von 4 Wochen mit etwa 40 Kindem dauemd belegt. Die Kinder, die im Alter von 6-14 Jahren stehen, kommen aus den ver schiedensten Gegenden Westdeutschlands. Trotz pein licher Sauberkeit, sachgemăBer Desinfektion bei jedem Belegungswechsel und unverzuglicher prophylak tischer Absonderung Krankheitsverdăchtiger muBten wir es seit J ahren als eine geradezu selbstverstăndliche Gegebenheit hinnehmen, daB mit einer fast gesetz măBigen RegelrnăBigkeit etwa die Hălfte der Beleg schaft an fieberhaften, z. T. hochfieberhaften Anginen erkrankte (vgl. Abb. la). Weder die obligatorisch eingefiihrte morgendliche Rachenspiilung mit KMn04, noch Auswechseln des Pflege- und Kiichenpersonals, deren wiederholt vor genommene Abstrichuntersuchungen des Nasen- und Rachensekretes auf Diphtheriebazillen einen stets ne gativen Befund ergeben hatten, konnten Abhilfe bringen. Wenn auch bedrohliche Komplikationen wie etwa Sepsis, Endokarditis, Polyarthritis gliicklicherweise ausblieben, so bedeutet doch die regelmăBige Erkran kung einer so groBen Kinderzahl eine schwere seelische und organisatorische und schlieBlich au.ch wirtschaft liche Belastung fiir jede Heimleitung. Ungeniigende oder gar fehlende Gewichtszunahme, die Unm6glich keit der Durchfiihrung eines einheitlichen Erziehungs planes usw. stellen nicht selten den Kurerfolg in Frage. Versuche zur Abwendung derartiger Heimendemien von Anginen sind daher dringend geboten. Die Vor aussetzung einer wirksamen Prophylaxe liegt freilich nicht zuletzt in der Aufklărung der ătiologischen Zu sammenhănge. Ein năheres Eingehen auf diese inter essante Frage verbietet der beschrănkte Rahmen der vorliegenden Mitteilung. Es sei daher nur das Folgende angedeutet. Infolge der "Pferchung" erkrankt im Ver hăltnis eine ungleich gr6Bere Zahl von Kindem an Angina als unter normalen Umweltbedingungen. Das Heim als solches (Einrichtung, Pflege- und Kiichen- -3- personal usw.) scheidet als Infektionsquelle aus, da Angina-Endemien eine allgemeine Erscheinung in allen iihnlichen Anstalten bilden. Am ausgesprochen sten sind derartige Endemien in Heimen, deren Beleg schaft aus verschiedenen Landstrichen kommt und fur eine verhăltnismăBig kurze Zeitdauer zusammenbleibt. Dabei erreicht die Krankenzahl ihren hOchsten Stand wăhrend der ersten 14 Tage. Es wăre daher denkbar, fUS 202 180 17/5 f08 112 2 a b Abb. 1. Zahl der Angina-Erkrankungen (schraffiert) vor (a) und nach (b) Einfiihrung der Formamint-Prophylaxe nach halbjăhrlichen Belegungsstarken zusammengestellt. daB die Kinder durch die geoklimatische Verănderung des Umweltmilieus eine spezifische Reaktionslage er halten, die eine erh6hte Erkrankungsbereitschaft rur angin6se Infekte zur Folge hat. Das Zusammentreffen unterschiedlich virulenter Erregerstămme bei den aus den verschiedensten Gegenden kommenden Kindern durfte von zusătzlicher Bedeutung sein. Angesichts der nicht unerheblichen Folgen einer immer wiederkehrenden Angina-Heimendemie ist die Sorge rur eine ProPhylaxe brennend. Unter Beriick sichtigung der besonderen Verhăltnisse einer Kinder gemeinschaft muB von einer solchen Prophylaxe neben ihrer Wirksamkeit gefordert werden, daB sie organisa torisch leicht durchfiihrbar sowie wirtschaftlich trag bar ist und dabei von den Kindern nicht unangenehm empfunden wird. Im Verfolg dieser Untersuchungen haben wir uber lăngere Zeit hin Versuche mit zahl reichen oral anwendbaren Vorbeugungsmitteln, u. a. auch mit Penicillin-Tabletten, unternommen. Als weitaus uberlegen hat sich uns dabei das Prăparat -- 4 - Formamintl bewăhrt. Bei gleichbleibenden Versuchs bedingungen ist bei konsequenter Anwendung dieser Prophylaxe die Zahl der Angina-Erkrankungen un mittelbar mit ihrem Einsetzen so weit abgesunken, daB sie praktisch jetzt ohne Bedeutung ist (vgl. Abb. ib). Wăhrend etwa im Jahr 1950 von 388 Kindem 204 er krankt sind (und in den Vorjahren war die Verhăltnis­ zahl ebenfa11s annăhemd konstant 2: 1), betrug die Zahl der Angina-Kranken im Jahr 1951 nach Ein fiihrung der Formamint-Prophylaxe bei einer Ge samtbelegschaft von 412 Kindem nur noch 12 Kinder. Die Prophylaxe fiihren wir in der folgenden Weise durch: In den ersten beiden Aufenthaltswochen erhălt jedes Kind 3mal tgl. 1 Tablette. Diese Dosis wird in den folgenden Wochen auf 2 bzw. 1 Tablette je Tag vermindert. Unvertrăglichkeitserscheinungen oderson stige Schwierigkeiten traten nicht auf. Die Kinder nehmen das Medikament ausgesprochen gem. Die ge ringe zusătzliche Belastung des tăglichen Pflegesatzes (2 Pfennige je Tablette) wird um ein Vielfaches auf gewogen durch die segensreiche Auswirkung dieser vor beugenden MaBnahme. Auf eine durchaus willkommene Nebenwirkung des Formaldehydanteils im Formamint lieB sich die fol gende Beobachtung zuriickfiihren. Die in friiheren Jahren wăhrend der Sommerkuren regelmăBig auf tretenden Diarrhoeninfolge Genusses von unreifem Obst usw. sind seit Einfiihrung der genannten Angina Prophylaxe nicht mehr vorgekommen. Eine Wirkung, die in der gleichen Weise etwa mit Sulfonamidderi vaten o. ă. angestrebt wird. Der vorliegende Bericht verfolgt die Absicht, die wăhrend einer lăngeren Beobachtungszeit gemachten iiberzeugend giinstigen Erfahrungen in der Angina Prophylaxe mit Formamint einem groBeren Kreis von Ărzten mitzuteilen, denen die Betreuung von Kinder heimen obliegt. Moge er zugleich Anregung zu einer Nachpriifung und Nachahmung dieses ebenso ein fachen und wirtschaftlichen wie segensreichen Ver fahrens geben. 1 Der Firma Bauer & Cie - J ohann A. Wtilfing (Dtissel-' dorf) , die unseren Wunsch um Uberlassen ausreichender Versuchsmengen zur Durchfiihrung der 1.; ntersuchungen in entgegenkommender Weise erftillt hat, sei auch an dieser Stelle ftir ihre Untersttitzung gedankt.

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