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Solidarität: Konflikt, Umwelt und Dritte Welt PDF

349 Pages·2001·8.636 MB·German
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Solidarität Hans-Werner Bierhoff Detlef Fetchenhauer (Hrsg.) Solidarität Konflikt, Umwelt und Dritte Welt Leske + Budrich, Opladen 2001 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein TiteIdatensatz für die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-3088-7 ISBN 978-3-322-97521-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97521-8 © 2001 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für VervieIfältigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich, Opladen Inhaltsverzeichnis I. Einleitung H ans-Werner Bierhoff & Detlef F etchenhauer Solidarität: Themen und Probleme .................................................... 9 11. Phänomene der Solidarität Tobias Krettenauer Solidarität und soziales Engagement: Entwicklungsbedingungen im Jugendalter .................................................................................... 23 Dieter Rucht Solidaritäts bewegungen ............. .............. ............... ..... ....... ............... 43 LeoMontada Solidarität mit der Dritten Welt . ............... ... ......................... ............. 65 Dieter Frey, Renate Neumann & Mechthild Schäfer Determinanten von Zivilcourage und Hilfeverhalten ........................ 93 Detlef Fetchenhauer & Hans-Werner Bierhoff Ziviles und militärisches Engagement für die Durchsetzung der Menschenrechte ........................................................................... 123 Rafael Wittek & Andreas Flache Solidarität am Arbeitsplatz ................................................................ 149 6 Inhaltsverze ichnis Hans-Werner Bierhoff & Theo Schülken Ehrenamtliches Engagement .................................... ...................... .... 183 Detle! Fetchenhauer Fehlende Solidarität: Zur Erklärung von Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und (Sozial-)Versicherungsbetrug ............................. 205 Hans-Joachim Mosler Umweltschutz als kollektive Aktion und die Rolle von Solidarität ... 231 III. Erklärungen für Solidarität Sigrid Baringhorst Solidarität - Selbstinszenierung und Erlebnisorientierung ................ 253 Waldemar Li/li & Manuela Luber Solidarität aus sozialpsychologischer Sicht ....................................... 273 Jürgen Maes Solidarität - eine Frage der Persönlichkeit? Das Beispiel der Solidarität Westdeutscher mit Ostdeutschen ............................... 293 IV. Ausblick Günter Wiswede Versuch einer Synopse .................... .................................................. 323 Sachregister ..................................................... ............................. ...... 351 Autorenverzeichnis .............. ................................... ..................... ...... 359 I. Einleitung Solidarität: Themen und Probleme Hans-Wemer Bierhoff und Detlel F etchenhauer Der Diskurs über Solidarität lässt sich auf zwei Traditionen zurückführen (Nissen, 1999): Eine Quelle liegt in der theologischen Betrachtung, in der der Opfertod von Jesus als Ausdruck der Solidarität Gottes mit den Men schen interpretiert wird. Diese Sichtweise wird von der katholischen und der evangelischen Kirche gleichermaßen als Norm des Handelns vertre ten. Diese Denkrichtung verankert Solidarität somit in christlichen Wer ten und betrachtet sie als Richtschnur der Sozialethik. In Gegensatz zu dem wertorientierten Ansatz in der Theologie steht die zweite Quelle des Begriffs der Solidarität, die auf eigenen Interessen beruht. Dabei handelt es sich um die gewerkschaftlich-politische Bereitschaft von Arbeitneh mern, ihre Interessen gemeinsam zu vertreten, um Benachteiligungen und niedrige Löhne zu bekämpfen. Insofern kann hier auch von einer Kampf solidarität gesprochen werden (Bayertz, 1998). Erklärungen der Solidarität haben zwei Ziele (Nissen, 1999): Zum ei nen geht es um die Erklärung des gemeinsamen Eintretens für einen pro sozialen Zweck, zum anderen geht es aber auch um die Frage, warum So lidarität nicht zustande kommt bzw. warum sie in vielen Fällen ausbleibt, in denen es naheliegend wäre, sich solidarisch zu zeigen. Diese bei den komplementären Fragen verweisen auf tendenziell unterschiedliche Ziel setzungen, die in dem vorliegenden Band teilweise gemeinsam, teilweise aber auch getrennt angesprochen werden. 1 Was wird unter Solidarität verstanden? Bei einem Begriff, der in unterschiedlichen Zusammenhängen und von unterschiedlichen Disziplinen verwendet wird, kann es nicht verwundern, dass sich eine einheitliche Begriffsbildung nur langsam herausbildet. Während einer Tagung am Zentrum für Interdisziplinäre Forschung in 10 Hans-Werner Bierhojf, Detle! Fetchenhauer Bielefeld, die im Oktober 1994 von Kurt Bayertz organisiert wurde, wur de der Versuch unternommen, eine für alle Teilnehmer akzeptable Defini tion von Solidarität zu finden. Einigkeit bestand darüber, dass Solidarität ein Handlungsmuster ist, das durch Gefühle motiviert ist. Weitere Ele mente, die zur Definition vorgeschlagen wurden, sind die folgenden: Die Motivation ist altruistisch und beruht dementsprechend auf Frei willigkeit. Die Handlung stellt eine Hilfeleistung in einer Notlage dar. Die Notlage wird als moralisches Problem verstanden, mit dem ein Unrechtsgesichtspunkt verbunden ist. Die handelnde Person hält sich für moralisch verpflichtet, so zu han deln, wie sie es tut. Die handelnde Person unterstellt, dass der Adressat der Solidarität ei ne ähnliche Vorstellung von Unrecht hat wie sie selbst. Die handelnde Person unterstellt, dass es ähnliche Situationen geben könnte, wo sich der Adressat ihr gegenüber ähnlich verhalten würde. Einige dieser Kriterien überschneiden sich, so dass zusammenfassend ge sagt werden kann, dass Solidarität ein emotional getöntes Handlungsrnu ster kennzeichnet, dessen Motivation altruistisch ist und das die Idee von Gerechtigkeit zugrunde legt, der sich die handelnde Person verpflichtet fühlt. In diesem Zusammenhang lässt sich eine Reihe von Begriffen nen nen, die mit Solidarität verwandt sind: Brüderlichkeit, Sympathie, Chan cengleichheit, Altruismus, Gegenseitigkeit, Kooperation und Moral. Aber es wäre eine Verkürzung des Begriffs der Solidarität, wenn sie mit einem dieser verwandten Begriffe gleichgesetzt würde. Das lässt sich am Bei spiel des Begriffs der Brüderlichkeit demonstrieren (Hondrich & Koch Arzberger, 1992). Wenn Brüderlichkeit eine emotionale Verbundenheit zum Ausdruck bringt, dann ist damit der Begriff der Solidarität unterbe stimmt. Die bei den anderen Leitbegriffe der Französischen Revolution, Freiheit und Gleichheit, sind für Solidarität genauso grundlegend wie der Begriff der Brüderlichkeit, da sie Freiheit der Wahl und moralischen Pro test gegen Ungerechtigkeit thematisieren, die auch für Solidarität konsti tutiv sind. Das Ziel der Solidarität lässt sich aber auch mit dem Ziel der Freiheit und Individualität in einer liberalen Gesellschaft kontrastieren (Capaldi, 1998). Aus philosophischer Sicht ist damit die Suche nach einer Balance zwischen Freiheitsrechten und Solidarität angesprochen. Während kollek tivistische Gesellschaften diese Balance stärker in Richtung auf Solidari tät verschoben haben, sind demokratisch individualistische Gesellschaften stärker an einer Verwirklichung von Individualität interessiert (vgl. Lilli & Luber, in diesem Band). In diesem Zusammenhang lässt sich ein Kon- Solidarität: Themen und Probleme 11 flikt zwischen Selbstinteresse und Orientierung an dem Gemeingut fest stellen. Daher stellt sich die Frage, wann Solidarität gezeigt werden soll und in welchen Hinsichten. Dieses Thema lässt sich auch im Bereich der Sozialpolitik verfolgen (Metz, 1998). Aus sozialpolitischer Sicht stellt sich die Frage, wie Sozialhilfe mit sozialpolitischem Individualismus in Übereinstimmung gebracht werden kann (vgl. Houtepen & ter Meulen, 2000). Wir hatten schon darauf hingewiesen, dass der Begriff der Solidarität vielschichtig angelegt ist und in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird. Daher liegt es nahe, eine weitere Differenzierung durchzuführen. In diesem Zusammenhang schlägt Voland (1998) vor, den Begriff der Soli darität in zwei Unterformen aufzuspalten: als Kooperation mit dem Ziel, gemeinsame egoistische Interessen durchzusetzen als altruistische Verpflichtung gegenüber Benachteiligten. Eine ähnliche Zweiteilung haben auch Bierhoff und Küpper (1998) vor geschlagen, die Solidarität auf der Grundlage gemeinsamer Interessen (Beispiel: Gewerkschaftsaktionen) und Solidarität auf der Basis unter schiedlicher Interessen (Beispiel: Engagement der weißen Bevölkerung Australiens für die Aborigines) unterscheiden. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass die Determinanten der Solidarität beider Formen unter schiedlich sind. So lässt sich auf Solidarität bei gemeinsamen Interessen das Paradigma des ökologisch-sozialen Dilemmas anwenden (vgl. Mos ler, in diesem Band) und eine Erklärung auf der Grundlage von Rezipro zität finden (Hondrich & Koch-Arzberger, 1992). Demgegenüber ver weist Solidarität bei unterschiedlichen Interessen auf altruistisches Ver halten, das z.B. durch Verantwortung, Empathie oder existentielle Schuld motiviert wird (vgl. Montada, in diesem Band).! Die Gegenüberstellung von Solidarität bei gemeinsamen und unter schiedlichen Interessen korrespondiert mit der Grundpolarität sozialer Werte, die von Schwartz (1992) als Selbsterhöhung und Selbstüberwin dung bezeichnet wird (vgl. Bierhoff & Schülken, in diesem Band). Wäh rend Selbsterhöhung Werte wie Wohlstand, soziale Macht und soziale Anerkennung umfasst, bezieht sich Selbstüberwindung auf soziale Ge- Im übrigen hat schon Durkheim (1902) eine Zweiteilung der Solidarität vorgeschla gen. Er unterscheidet zwischen mechanischer und organischer Solidarität, wobei er stere auf Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit aufgebaut ist, während letztere auf fort schreitender Arbeitsteilung basiert. Diese Unterscheidung kann als eine frühe Hypo these darüber angesehen werden, dass Solidarität auf unterschiedlichen Motiven be ruht. Durkheim nimmt an, dass eine historische Gesetzmäßigkeit darin besteht, dass die organische die mechanischen Solidarität verdrängt. 12 Hans-Werner Bierhojf, Detle! Fetchenhauer rechtigkeit, Frieden, Harmonie und Gleichheit der Menschen. Der Pol der Selbstüberwindung steht mit der Solidarität bei unterschiedlichen Interes sen in Übereinstimmung, während der Pol der Selbsterhöhung der Solida rität auf der Grundlage gemeinsamer Interessen entspricht. 2 Überblick über die Beiträge Die zwölf Beiträge, aus denen dieser Band besteht (neben Einführung und Ausblick), nähern sich dem Thema der Solidarität von unterschiedlichen Richtungen. Die Beiträge von Krettenauer, Rucht und Montada lassen sich dem Thema "Soziales Engagement" zuordnen, die von Frey, Neu mann und Schäfer bzw. Fetchenhauer und Bierhoff dem Thema "Zivil courage und Menschenrechte", die Beiträge von Wittek und Flache bzw. Bierhoff und Schülken dem Thema "Bezahlte und unbezahlte Arbeit" und die Beiträge von Fetchenhauer und Mosler dem Thema "Solidarität und Kollektivgutproblem". Die drei weiteren Beiträge von Baringhorst, Lilli und Luber bzw. Maes schließlich fokussieren auf Erklärungen der Solida rität. Der abschließende Beitrag von Wiswede dient nicht nur der Kom mentierung sondern auch der Integration dieser unterschiedlichen Per spektiven. Dabei wird erneut auf die Unterscheidung von zwei Formen der Solidarität, die gemeinsame und unterschiedliche Interessen zur Grundlage hat, Bezug genommen. Wiswede entwickelt eine faszinierende Gesamtschau der Einzelbeiträge, die auch viele weiterführende Gedanken enthält. Wir haben die Beiträge zu diesem Themenband unter zwei Oberthe men gestellt: Diskussion von bestimmten Phänomenen der Solidarität (soziales Engagement, Zivilcourage und Menschenrechte, bezahlte und unbezahlte Arbeit und Solidarität und Kollektivgutproblem) und Darstel lung von Erklärungsansätzen (Selbstinszenierung, Soziale Identität und Persönlichkeitstheorie ). 2.1 Phänomene der Solidarität Unter den Phänomenen der Solidarität werden zunächst verschiedene Fel der des sozialen Engagements thematisiert. Krettenauer befasst sich in seinem Beitrag mit der Frage, inwiefern die von vielen Sozialwissen schaftlern beschriebenen Individualisierungsprozesse notwendigerweise zu einem Nachlassen der Bereitschaft führen, sich für Andere solidarisch einzusetzen. In einer Verknüpfung von soziologischen Überlegungen, die sich bereits auf Durkheim zurückführen lassen, mit der moralpsychologi-

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