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Solidarität in der Asylpolitik der Europäischen Union PDF

354 Pages·2019·3.204 MB·German
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Daniele Saracino Solidarität in der Asylpolitik der Europäischen Union Solidarität in der Asylpolitik der Europäischen Union Daniele Saracino Solidarität in der Asylpolitik der Europäischen Union Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Wolfram Hilz Daniele Saracino Bonn, Deutschland Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2019 ISBN 978-3-658-27996-7 ISBN 978-3-658-27997-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-27997-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Geleitwort Solidarität ist in den Jahren der vielfachen Krisen der Europäischen Union – spä- testens seit der „Euro-Krise“, über die „Flüchtlingskrise“ bis zur „Brexit-Krise“ – zu einem der schillerndsten Begriffe der Gegenwart geworden. So vielfältig die unterschiedlichen Einsatzzwecke des Solidaritätsbegriffs der letzten Jahre sind, so vielfältig sind auch die Interpretationen. Unterschiedliche, oft auch gegensätzliche Auslegungen von gemeinsam in den Integrationsverträgen verankerten Begriffen sind per se nicht problematisch. Schon die Klauseln der „immer engeren Union“, der Unionsbegriff selbst oder auch die Terminologie der „gemeinsamen Politik“ weisen darauf hin, dass un- scharfe Begriffe eine spezifische Rolle im Integrationsprozess spielen. Vielfach helfen Sie dabei, durch – sprichwörtliche – Formelkompromisse endlose Debatten auf europäischer Ebene zu beenden. Zugleich können Interpretationsspielräume von den EU-Partnern innenpolitisch dazu genutzt werden, Widerstände gegen Ge- meinschaftsprojekte argumentativ aus dem Weg zu räumen. Unschärfen bzw. bewusst offengelassene inhaltliche Präzisierungen führen jedoch auch immer wieder zu Auseinandersetzungen, da Ungenauigkeit in einem ansons- ten sehr stark regelbasierten Projekt ein Widerspruch in sich zu sein scheint. Und sobald der Versuch unternommen wird, auf europäischer Ebene gemeinsame Aus- legungen für diffuse europäische Begriffe zu erreichen, ist Streit meist vorpro- grammiert. Daniele Saracino hat im vorliegenden Werk den Solidaritätsbegriff als Fo- kussierungspunkt der widersprüchlichen, teils nicht mehr auf einen Nenner zu bringenden Diskussion im Kontext der gemeinsamen Asylpolitik der Europäi- schen Union in den Mittelpunkt gerückt. Hierbei treibt ihn das Anliegen an, klar- zumachen, inwiefern der insbesondere in der gemeinsamen europäischen Asylpo- litik wiederholt implizit, aber auch explizit erwähnte Solidaritätsbegriff eine Schlüsselrolle spielt, um die Schwierigkeiten in diesem Politikbereich der EU zu verstehen. Er beschäftigt sich bei seiner Forschung zugleich mit der sehr grund- sätzlichen Frage nach der generellen Bedeutung des Solidaritätsbegriffs in der Eu- ropäischen Union über die europäische Asylpolitik hinaus. Dabei gelingt es ihm VI Geleitwort unter Rückgriff auf die Begriffsgeschichte von Solidarität in überzeugender Weise nachvollziehbar zu machen, warum ein gemeinsames Solidaritätsverständnis unter den Mitgliedern der EU die Vorbedingung von Integration in jeder Hinsicht ist: Wenn nämlich Solidarität eingefordert werden muss bzw. abgelehnt werden kann, wie in der Migrationskrise seit 2015 geschehen, ist dies schlicht Ausdruck eines fehlenden Solidaritätsverständnisses. Es ist angesichts dieses klaren Befundes spannend zu lesen, wie Daniele Saracino herausarbeitet, über welche defizitären Konstruktionen des unsolidari- schen „Dublin-Systems“ alle EU-Mitglieder jahrzehntelang versucht haben, das als Gemeinschaftsanliegen identifizierte Politikfeld „Flucht und Asyl“ trotz ekla- tanter Gründungsmängel fortzuschreiben. Die Ereignisse des Herbstes 2015 – be- grifflich als „europäische Flüchtlingskrise“ in der Öffentlichkeit verankert – sind folglich Ausdruck einer grundlegenden „Solidaritätskrise“ unter den EU-Partnern, wie der Verfasser nachvollziehbar herausarbeitet. So präzise und im Ergebnis klar die Analyse der Solidaritätsdefizite durch Daniele Saracino ausfällt, so gewinnbringend sind auch seine darüber hinausge- henden Reformvorschläge: In einer von vielen kritisch beurteilten Phase der euro- päischen Integration wird es unvermeidbar sein, sich lange akzeptierter Formel- kompromisse zu entledigen. Nicht nur in der Asylpolitik, sondern sehr grundle- gend müssen sich alle EU-Partner im Klaren darüber werden, ob sie das Integrati- onsprojekt gemeinsam solidarisch reformieren, oder doch lieber verlassen wollen – andernfalls würde der aktuell dominierende Streit zwischen den Mitgliedern zum selbstzerstörerischen Dauerzustand. Das vorgelegte Buch von Daniele Saracino ist somit einerseits ein zentraler Beitrag zum Verständnis der tiefliegenden Probleme in der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik, andererseits aber auch ein wichtiges Forschungsdesiderat zum europäischen Integrationsprozess und dessen innewohnenden Widersprü- chen. Es ist zu wünschen, dass die hier vorgelegte Arbeit die zahlreichen Leser anregen möge, die Diskussion weiterzuführen, um angesichts vielfach feststellba- rer destruktiver Dynamiken, positiveren Überlegungen in einem eng verflochtenen Europa Argumente zu liefern. Prof. Dr. Wolfram Hilz Bonn, im August 2019 Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2019 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Dissertation angenommen. Forschungsrelevante Ereignisse wurden bis zum Jahreswechsel 2018/2019 berücksichtigt. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr. Wolfram Hilz. Er gewährte mir in meiner Forschung größtmögliche Freiheit, stand mir stets mit hilfreichem Rat zur Seite und förderte meine akademische Laufbahn auf vielfältige Weise. Einen besseren Betreuer hätte ich mir nicht wünschen können. Herzlich danken möchte ich auch Prof. Dr. Ludger Kühnhardt für die Anfertigung des Zweitgutachtens. Dr. Volker Best, Dr. Domenica Dreyer-Plum, Florian Engels, Dr. Jörg Löschke und Dr. Shushanik Minasyan verdanke ich wertvolle Anmerkungen am Manuskript der Arbeit, die mich bei der Fertigstellung maßgeblich weitergebracht haben. Gewidmet ist diese Arbeit meiner Mutter Rosanna, die große Entbehrungen auf sich genommen hat, um ihren beiden Kindern als ersten im Familienstamm- baum einen Hochschulabschluss zu ermöglichen. Ich habe es dank ihr nun sogar zur Promotion geschafft. Grazie mamma! Daniele Saracino Köln, im August 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................. 1 1.1. Fragestellung ............................................................................................. 1 1.2. Forschungsstand ........................................................................................ 5 1.3. Aufbau und Methodik ............................................................................. 10 2 Solidarität in der Europäischen Union .................................................... 15 2.1. Begriffsgeschichte von Solidarität........................................................... 18 2.1.1. Ursprung im römischen Recht ......................................................... 19 2.1.2. Adaption im Zuge der Französischen Revolution ............................ 20 2.1.3. Neuausrichtung im postrevolutionären Frankreich .......................... 21 2.1.4. Wirkung in der Arbeiterbewegung ................................................... 23 2.1.5. Verwendung in der aufkommenden Soziologie: Comte und Durkheim ......................................................................................... 25 2.1.6. Der französische Solidarismus ......................................................... 29 2.1.7. Solidarität in der katholischen Soziallehre ....................................... 31 2.1.8. Solidarität in der Gegenwartsdebatte: Habermas und Honneth........ 34 2.1.9. Zusammenfassung: Das Konzept der Solidarität ............................. 37 2.2. Das Solidaritätsprinzip in der Europäischen Union ................................. 41 2.2.1. Die Europäische Union als „Rechtsgemeinschaft“ .......................... 42 2.2.2. Das Solidaritätsprinzip als conditio sine qua non der Europäischen Union ......................................................................... 45 2.2.2.1. Solidarität und Gemeinwohl in der Europäischen Union .......... 45 X Inhaltsverzeichnis 2.2.2.2. Verrechtlichung des Solidaritätsprinzips in der Europäischen Union ................................................................. 50 2.2.3. Das Solidaritätsprinzip im Vertrag von Lissabon ............................ 52 2.2.3.1. Integrationshistorischer Hintergrund ........................................ 52 2.2.3.2. Werte, Grundsätze und Ziele des Vertrags von Lissabon ......... 55 2.2.3.3. Das Loyalitätsprinzip ................................................................ 57 2.2.4. Das Solidaritätsprinzip in den asylpolitischen Zielvorgaben des Vertrags von Lissabon ..................................................................... 61 2.3. Zusammenfassung ................................................................................... 64 3 Solidarität in der europäischen Asylpolitik ............................................. 69 3.1. Das Solidaritätsprinzip im Gemeinsamen Europäischen Asylsystem ..... 71 3.1.1. Die rechtlich-politische Ausgangssituation in der europäischen Asylkooperation ............................................................................... 71 3.1.2. Der Beginn: Die „TREVI“-Zusammenarbeit ................................... 74 3.1.3. Von „Schengen“ zu „Dublin“ .......................................................... 75 3.1.4. Die Auswirkungen der weltpolitischen Umwälzungen um 1990 ..... 79 3.1.5. Vom Maastrichter Vertrag bis zum Programm von Tampere .......... 85 3.1.6. Die Massenzustrom-Richtlinie ......................................................... 89 3.1.7. Die erste Phase des GEAS ............................................................... 92 3.1.8. Die zweite Phase des GEAS ............................................................ 95 3.2. Solidarität im Dublin-System ................................................................ 101 3.2.1. Beschaffenheit und Ziele des Dublin-Systems ............................... 102 3.2.2. Hintergründe zur Zuständigkeitsallokation im Dublin-System ...... 104 3.2.3. Von Dublin I zu Dublin II .............................................................. 108 3.2.4. Von Dublin II zu Dublin III ........................................................... 111 3.2.5. Verletzung des Solidaritätsprinzips durch das Dublin-System ...... 115 Inhaltsverzeichnis XI 3.2.6. Höchstrichterliche Eingriffe in das Dublin-System ....................... 119 3.2.7. Konsequenzen des Dublin-Systems für das Solidaritätsprinzip in der Europäischen Union............................................................. 123 3.3. Der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) ......................... 125 3.3.1. Der Beginn der finanziellen Solidaritätskomponente ..................... 126 3.3.2. Entwicklung zum AMIF ................................................................ 127 3.3.3. Einordnung und Problematisierung ................................................ 129 3.4. Solidarität im Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) ............................................................................... 138 3.4.1. Ziele und Umsetzung ..................................................................... 139 3.4.2. Hintergründe .................................................................................. 140 3.4.3. Einordnung und Problematisierung ................................................ 141 3.5. Zusammenfassung und Bewertung ........................................................ 143 4 Solidarität in der „Flüchtlingskrise“ ..................................................... 151 4.1. Prolog: Der italienisch-französische Konflikt zu Beginn des Arabischen Frühlings ............................................................................. 152 4.1.1. Der Beginn des Arabischen Frühlings in Tunesien ........................ 153 4.1.2. Der internationale Militäreinsatz im libyschen Bürgerkrieg .......... 153 4.1.3. Der italienisch-französische Konflikt als Ergebnis der Migrationsbewegungen über das Mittelmeer ................................. 157 4.1.4. Die Lösung des Konfliktes: Das „Schengen Governance Package“ ........................................................................................ 159 4.1.5. Einordnung der europäischen Antwort auf die Migrationsbewegungen über das Mittelmeer im Jahr 2011 ........... 162 4.1.6. Bewertung hinsichtlich der Solidarität in der europäischen Asylpolitik und der „Flüchtlingskrise“ .......................................... 165 4.2. Der Weg zur „Flüchtlingskrise“ ............................................................ 169

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