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Soldaten im 18. Jahrhundert zwischen Friedensalltag und Kriegserfahrung : Lebenswelten und Kultur in der kursächsischen Armee 1728-1796 PDF

652 Pages·2006·126.496 MB·German
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Preview Soldaten im 18. Jahrhundert zwischen Friedensalltag und Kriegserfahrung : Lebenswelten und Kultur in der kursächsischen Armee 1728-1796

KRIEG IN DER GESCHICHTE (KRiG) HERAUSGEGEBEN VON STIG FÖRSTER • BERNHARD R. KROENER • BERND WEGNER BAND 26 SOLDATEN IM 18. JAHRHUNDERT ZWISCHEN FRIEDENSALLTAG UND KRIEGSERFAHRUNG Lebenswelten und Kultur in der kursächsischen Armee 1728-1796 FERDINAND SCHONINGH Paderborn • München • Wien • Zürich Stefan Kroll Soldaten im 18. Jahrhundert zwischen Friedensalltag und Kriegserfahrung Lebenswelten und Kultur in der kursächsischen Armee 1728-1796 FERDINAND SCHONINGH Paderborn • München • Wien • Zürich Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort Der Autor: Stefan Kroll, Dr. phil. habil., ist Privatdozent für Neuere Geschichte und Leiter des Arbeitsbereichs Multimedia und Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock, wo er 2004 mit der vorlie genden Arbeit habilitiert wurde. Titelbilder: Kursächsische Artillerie auf der Festung Sonnenstein (um 1755). Ausschnitt aus: Bernardo Bellotto: Die Festung Sonnenstein und Pirna vom Hohen Werk (zwischen 1753 und 1756). Bildausschnitt, Ol auf Leinwand, Staatliche Kunstsammlungen Dres den, Gemäldegalerie Alte Meister, Galerie-Nr. 628 [Original farbig]. Hintergrund: Zwei Kursächsische Dragoner in bewaldetem Gelände (um 1790). Aus: Reinhold Müller, Wolfgang Rother: Die kurfürstlich-sächsische Armee um 1791. 200 Kupfer stiche. Entworfen, gezeichnet und koloriert von Friedrich Johann Christian Reinhold in den Jahren von 1791 bis 1806 zu Dresden, Berlin (Ost) 1990, S. 109 (Tafel 72) [Original farbig]. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Umschlaggestaltung: Evelyn Ziegler, München Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier® ISO 9706 © 2006 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.schoeningh.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich ge schützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages nicht zulässig. Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn ISBN 13: 978-3-506-72922-4 ISBN 10: 3-506-72922-5 f06PM Bayerische Staatsbibliothek München V INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ZUR REIHE 11 VORWORT 13 1. EINLEITUNG 15 1.1 EINGRENZUNG DES THEMAS 15 1.2 THEORETISCH-METHODISCHER ANSATZ UND FRAGESTELLUNG .... 23 1.2.1 Zugänge der Sozial- und der Alltagsgeschichte 23 1.2.2 Historische Kulturwissenschaft und Erfahrungs geschichte 27 1.3 FORSCHUNGSSTAND, QUELLEN UND VORGEHENSWEISE 32 1.3.1 Literatur zur sächsischen Militärgeschichte 32 1.3.2 Gedruckte Quellen 35 1.3.3 Ungedruckte Quellen 36 1.3.4 Quellenkritik zentraler »Selbstzeugnisse« und »Ego-Dokumente« 40 1.3.4.1 Gerichts- und Verhörprotokolle 40 1.3.4.2 Die »Bauer Näthersche Chronik« 42 1.3.4.3 Die Autobiographie des Fouriers Friedrich Christian Sohr 44 1.3.5 Vorgehensweise 48 1.4 RAHMENBEDINGUNGEN IM UNTERSUCHUNGSRAUM: POLITISCHE, WIRTSCHAFTLICHE UND GESELLSCHAFTLICHE STRUKTUREN UND ENTWICKLUNGEN IM KURFÜRSTENTUM SACHSEN WÄHREND DES 18. JAHRHUNDERTS 53 1.4.1 Territorium und Außenpolitik 53 1.4.2 Innenpolitische Machtverteilung und Verwaltung 56 1.4.3 Wirtschaft und Gesellschaft 58 2. DER EINTRITT IN DEN MILITÄRDIENST: WERBUNG UND REKRUTIERUNG 63 2.1 DIE KURSÄGHSISCHF ARMEE IM 18. JAHRHUNDERT 64 2.1.1 Aufbau, Organisation und Einsatz bis 1796 im chronologischen Überblick 64 2.1.2 Heeresstärke, Formationen und Militärverwaltung 70 6 Inhaltsverzeichnis 2.2 VORAUSSETZUNGEN UND ANREIZE FÜR DEN DIENST IM STEHENDEN HEER 77 2.3 WERBUNG UND REKRUTIERUNG IM INLAND 88 2.3.1 Werbung von Freiwilligen 88 2.3.2 Die Dienstverpflichtung der Untertanen durch Werbung 93 2.3.2.1 Die Ursprünge der Dienstverpflichtung im 18. Jahrhundert 93 2.3.2.2 Die Einstellung von »Müßiggängern« und »Vaga bunden« während der Heeresreform Friedrich Augusts I. 1726 bis 1730 95 2.3.2.3 Die Entwicklung des Werberechts bis zur Ordonnanz von 1752 98 2.3.2.4 Die Werbepraxis um 1750 am Beispiel des Rittergutes Vetschau/Niederlausitz 100 2.3.2.5 Reformen nach dem Siebenjährigen Krieg 108 2.3.3 Die Dienstverpflichtung der Untertanen durch Rekrutierung vom Lande 112 2.3.3.1 Auslosung und Auslese von Landrekruten für das Stehende Heer 112 2.3.3.2 Die Rekrutierungspraxis in Stadt und Land 117 2.3.3.3 Die Rekrutierung der Landmiliz 125 2.3.4 Gewaltsame Werbung 129 2.3.5 Widersetzlichkeit und Widerstand der Untertanen 136 2.3.6 Der Stellenwert der einzelnen Formen von Werbung und Rekrutierung im Inland 147 2.4 WERBUNG IM AUSLAND 150 2.5 HERKUNFT UND SOZIALE ZUSAMMENSETZUNG DER UNTEROFFIZIERE UND SOLDATEN 156 2.5.1 Die geographische Herkunft 156 2.5.2 Die soziale Herkunft und Zusammensetzung 162 2.6 VERGLEICHENDE ZUSAMMENFASSUNG 172 3. DIENSTALLTAG UND LEBENSWELTEN IM FRIEDEN .... 181 3.1 DER DIENST DES EINFACHEN SOLDATEN IM SPIEGEL AUFKLÄRERISCHER DISKURSE 181 3.1.1 Die militärische Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 181 3.1.2 Zeitgenössische Gesamtdarstellungen und die »moralische Besserung« der einfachen Soldaten als aufklärerisches Konzept 183 3.1.3 Kritische Reformdiskussionen über die Lebensbedingungen der Soldaten 192 Inhaltsverzeichnis 7 3.2 STAATLICHE BESTREBUNGEN ZUR DISZIPLINIERUNG UND MOTIVIERUNG DER SOLDATEN 201 3.2.1 Soldatische Disziplin im Spiegel von Dienst- und Exerzierreglements 201 3.2.2 Identitätsstiftung durch »Korpsgeist«, »Kameradschaft«, Symbole und Rituale 205 3.2.2.1 »Korpsgeist« und »Kameradschaft« 205 3.2.2.2 Fahne, Uniform, Musik und Ritual 210 3.3 LEBENSWELT UND ALLTAG IN DER PRAXIS 220 3.3.1 Die Frauen der Soldaten 220 3.3.1.1 Die Reglementierung der Heiraten 220 3.3.1.2 Die soziale Herkunft der Soldatenfrauen 232 3.3.1.3 Illegale Partnerschaften 235 3.3.1.4 Motive für die Heirat mit einem Soldaten 245 3.3.2 Die Kinder der Soldaten 252 3.3.2.1 Die Anzahl der Soldatenkinder 252 3.3.2.2 Staatliche Reformbestrebungen ab 1737 und die schulische Versorgung 255 3.3.2.3 Das Soldatcnknabcn-Erziehungsinstitut 260 3.3.2.4 Weitere Formen der staatlichen und kommunalen Fürsorge 265 3.3.3 Der Garnisonsdienst und die wirtschaftliche Situation des Soldaten 270 3.3.3.1 Der Garnisonsdienst 270 3.3.3.2 Sold und Sachleistungen 278 3.3.3.3 Sicherung der Grundversorgung und Nebcncin- künfte 283 3.3.4 Einquartierung und andere Probleme des Alltags in der Garnison 290 3.3.5 Der Soldat auf Urlaub 298 3.3.6 Dienstliche Vergehen und ihre Bestrafung 307 3.3.6.1 Die alltägliche Strafpraxis 308 3.3.6.2 Die Festungsbaustrafe 310 3.3.6.3 Parallelen und Unterschiede zur zivilen Strafpraxis 324 3.4 ZUSAMMENFASSUNG 326 4. KRIEGSERLEBEN UND KRIEGSERFAHRUNG 331 4.1 »VATERLANDSLIEBE« UND »GOTTESFURCHT«: ZWEI TRIEBFEDERN ZUR MOTIVATION UND DISZIPLINIERUNG IM KRIEG? 331 4.1.1 Nationale und konfessionelle Deutungsmuster in Deutschland im 18. Jahrhundert 331 4.1.2 »Gottesfurcht« und »Vaterlandsliebe« in der kursächsischen Armee 336 s Inhaltsverzeichnis 4.1.2.1 Der Diskurs im Spiegel von Theaterstücken, Soldatenliedern und Gedichten 337 4.1.2.2 Andachts- und Gesangbücher für den christlichen Soldaten 341 4.1.2.3 Das Wirken der Feldgeistlichen 343 4.1.3 Die Reichweite religiöser und patriotischer Appelle im Siebenjährigen Krieg 349 4.1.3.1 Religiöse und patriotische Deutungsmuster und ihre Wirkung auf die Bevölkerung 349 4.1.3.2 Die erzwungene Eingliederung der sächsischen Armee in preußische Dienste 1756 352 4.1.3.3 Meutereien und Massendesertionen 1757 357 4.1.3.4 Das sächsische »Sammlungswerk« 361 4.1.4 Vom Landespatriotismus zum Nationalbewusstsein? Der Koalitionskrieg gegen Frankreich (1793 bis 1796) 365 4.1.4.1 Der verstärkte Einfluss gedruckter Medien und anderer Kommunikationsmittel 365 4.1.4.2 Patriotische und religiöse Deutungsangebote in den Schriften des sächsischen Musketiers Christian Gottfried Friedrich Riedel 368 4.1.4.3 Formen patriotischer Unterstützung für die kämpfenden Soldaten 370 4.1.4.4 Ein neuer Typ Soldat? 375 4.2 DER KRIEGSALLTAG 380 4.2.1 Marsch und Feldlager im Überblick 380 4.2.2 Gewaltanwendung 386 4.2.2.1 Gewalt gegen die Zivilbevölkerung 387 4.2.2.2 Der Sonderfall der »leichten Truppen«: Ulanen und Husaren 397 4.2.2.3 Gewalt gegen Frauen 405 4.2.3 Die Erfahrung der Schlacht 412 4.2.3.1 Erwartungshaltungen der Armeeführung 413 4.2.3.2 Die Verhöre von 28 sächsischen Soldaten nach der Schlacht bei Hohenfriedeberg 414 4.2.3.3 »Tapferkeit« und »Furcht« 418 4.2.4 Der Alltag der Soldatenfrauen 423 4.2.4.1 Frauen in der »Heimat« 423 4.2.4.2 Nichteheliche Beziehungen 426 4.2.4.3 Frauen im Tross 429 4.3 KRIEGSGEFANGENSCHAFT 435 4.3.1 Die Perspektive der Armeeführung 435 4.3.2 Kriegsgefangenschaft in Briefen und anderen Ego- Dokumenten betroffener Unteroffiziere und Soldaten .. 442 4.4 Der kranke, verwundete und »invalide« Soldat 453 4.4.1 Grundzüge der Entwicklung des kursächsischen Militärsanitätswesens und die medizinische Versorgung der Soldaten im Frieden 454 Inhaltsverzeichnis 9 4.4.2 Verwundungen, Krankheiten und ihre Versorgung im Krieg 460 4.4.2.1 Vorsorgemaßnahmen 460 4.4.2.2 Das Hilfskorps gegen die Türken 1737 465 4.4.2.3 Der Einsatz des sächsischen Reichskontingents am Rhein 1793/96 469 4.4.2.4 Die Feldzüge in Böhmen und Mähren 1741/42 und 1778/79 472 4.4.2.5 Die Versorgung der Verwundeten nach der Schlacht bei Kesselsdorf 1745 478 4.4.3 Verwundungs-, Krankheits- und Schmerzerfahrungen im Spiegel von Ego-Dokumenten 481 4.4.4 Kriegsversehrte und andere »abgedankte« Soldaten 489 4.4.4.1 Staatliche Förderung und Versorgung 490 4.4.4.2 Lebensbedingungen »abgedankter« Soldaten, insbesondere in den Städten 495 4.4.4.3 Der Umgang mit geisteskranken und »hilflosen« Soldaten 500 5. DESERTION UND ANDERE VERWEIGERUNGS HALTUNGEN 503 5.1 VORBEMERKUNGEN UND DEFINITION 503 5.2 DIMENSIONEN IN KRIEG UND FRIEDEN 507 5.2.1 Die Quellen und ihre Probleme 507 5.2.2 Friedensjahre 510 5.2.3 Kriegsjahre und die Desertion »ausländischer« Soldaten 517 5.2.4 Desertion im Infanterie-Regiment Sachsen-Weißenfels zwischen Krieg und Frieden (1740 bis 1742) 521 5.3 URSACHEN UND MOTIVE 525 5.3.1 Zeitgenössischer Diskurs und obrigkeitliche Sichtweise . 525 5.3.2 Wahrnehmungen und Handlungsweisen von Deserteuren 529 5.4 FAHNENFLUCHT IN DER AUTOBIOGRAPHIE DES FOURIERS SOHR. .. 541 5.5 OPERATIONSGESCHICHTE UND DESERTION: DIE SÄCHSISCHEN DESERTEURE IM BAYERISCHEN ERBFOLGEKRIEG UND IM FRIEDENSJAHR 1780/81 548 5.5.1 Quellen und Methodik 548 5.5.2 Die Operationen der sächsischen Armeekorps 551 5.5.3 Statistische Auswertung und Interpretation 554 5.6 »SELBSTVERSTÜMMELUNG« UND SELBSTMORD 564 10 Inhaltsverzeichnis 6. SCHLUSS 571 6.1 SOLDAT UND GESELLSCHAFT ZWISCHEN DISKURS UND PRAXIS .... 571 6.1.1 Konstruktion und Wirkung von »Soldatenbildern« 571 6.1.2 Forschungsansätze und -konzepte im Spiegelbild der sozialen Praxis 578 6.2 AUSBLICK 587 7. QUELLEN-UND LITERATURVERZEICHNIS 590 7.1 UNGEDRUCKTE QUELLEN 590 7.2 BIBLIOGRAPHIEN UND HILFSMITTEL 596 7.3 GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR VOR 1800 597 7.4 LITERATUR NACH 1800 602 8. SONSTIGE VERZEICHNISSE 638 8.1 VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN 638 8.2 VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN UND TABELLEN 639 9. REGISTER 641 9.1 ORTSREGISTER 641 9.2 PERSONENREGISTER 645 10. KARTENANHANG 651 KARTE 1: MITTELEUROPA IM 18. JAHRHUNDERT 651 KARTE 2: KURSACHSEN IN SEINEN ÄMTERGRENZEN 1790 652 KARTE 3: GARNISONSSTANDORTE DER KURSÄCHSISCHEN ARMEE 1785 654 VORWORT ZUR REIHE »Der Krieg ist nichts als die Fortsetzung der politischen Bestrebungen mit veränderten Mitteln. [...] Durch diesen Grundsatz wird die ganze Kriegsge schichte verständlich, ohne ihn ist alles voll der größten Absurdität.« Mit diesen Sätzen umriss Carl von Clausewitz im Jahre 1827 sein Verständnis vom Krieg als historisches Phänomen. Er wandte sich damit gegen die zu seiner Zeit und leider auch später weit verbreitete Auffassung, wonach die Geschichte der Kriege in erster Linie aus militärischen Operationen, aus Logistik, Gefechten und Schlachten, aus den Prinzipien von Strategie und Taktik bestünde. Für Clausewitz war Krieg hingegen immer und zu jeder Zeit ein Ausfluss der Po litik, die ihn hervorbrachte. Krieg kann demnach nur aus den jeweiligen poli tischen Verhältnissen heraus verstanden werden, besitzt er doch allenfalls eine eigene Grammatik, niemals jedoch eine eigene Logik. Dieser Einschätzung des Verhältnisses von Krieg und Politik fühlt sich Krieg in der Geschichte grundsätzlich verpflichtet. Die Herausgeber legen also Wert darauf, bei der Untersuchung der Geschichte der Kriege den Blickwinkel nicht durch eine sogenannte militärimmanente Betrachtungsweise verengen zu las sen. Doch hat seit den Zeiten Clausewitz' der Begriff des Politischen eine er hebliche Ausweitung erfahren. Die moderne Historiographie beschäftigt sich nicht mehr nur mit Außen- und mit Innenpolitik, sondern auch mit der Ge schichte von Gesellschaft, Wirtschaft und Technik, mit Kultur- und Mentali tätsgeschichte und, nicht zuletzt, mit der Geschichte der Beziehungen zwi schen den Geschlechtern. All die diesen unterschiedlichen Gebieten eigenen Aspekte haben die Geschichte der Kriege maßgeblich mitbestimmt. Die mo derne historiographische Beschäftigung mit dem Phänomen Krieg kann des halb nicht umhin, sich die methodologische Vielfalt der gegenwärtigen Ge schichtswissenschaft zunutze zu machen. In diesem Sinne ist Krieg in der Geschichte offen für die unterschiedlichsten Ansätze in der Auseinanderset zung mit dem historischen Sujet. Diese methodologische Offenheit bedeutet jedoch auch, dass Krieg im en geren Sinne nicht das alleinige Thema der Reihe sein kann. Die Vorbereitung und nachträgliche »Verarbeitung« von Kriegen gehören genauso dazu wie der gesamte Komplex von Militär und Gesellschaft. Von der Mentalitäts- und Kulturgeschichte militärischer Gewaltanwendung bis hin zur Alltagsgeschich te von Soldaten und Zivilpersonen sollen alle Bereiche einer modernen Mili tärgeschichte zu Wort kommen. Krieg in der Geschichte beinhaltet demnach auch Militär und Gesellschaft im Frieden. Geschichte in unserem Verständnis umfasst den gesamten Bereich vergan gener Realität, soweit sie sich mit den Mitteln der Geschichtswissenschaft er fassen lässt. In diesem Sinne ist Krieg in der Geschichte (abgekürzte Zitierwei se: KRiG) grundsätzlich für Studien zu allen historischen Epochen offen, vom Altertum bis unmittelbar an den Rand der Gegenwart. Darüber hinaus ist

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