Edition KWV Olaf Behrend Sinnhafte Strukturen des Handelns und neurobiologische Prozesse des Sehens Zur soziologischen Bestimmung von Wahrnehmen als Handeln sowie zur Kritik der neurowissenschaftlichen Rede über Gehirn, Bewusstsein und visuelle Wahrnehmung Edition KWV Die „Edition KWV“ beinhaltet hochwertige Werke aus dem Bereich der Wirtschaftswissen schaften. Alle Werke in der Reihe erschienen ursprünglich im Kölner Wissenschaftsverlag, dessen Programm Springer Gabler 2018 übernommen hat. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/16033 Olaf Behrend Sinnhafte Strukturen des Handelns und neurobiologi- sche Prozesse des Sehens Zur soziologischen Bestimmung von Wahrnehmen als Handeln sowie zur Kritik der neurowissenschaftlichen Rede über Gehirn, Bewusstsein und visuelle Wahrnehmung Olaf Behrend Universität Siegen Siegen, Deutschland Bis 2018 erschien der Titel im Kölner Wissenschaftsverlag, Köln Dissertation Universität Siegen, 2007 Edition KWV ISBN 9783658238896 ISBN 9783658238902 (eBook) https://doi.org/10.1007/9783658238902 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2008, Nachdruck 2019 Ursprünglich erschienen bei Kölner Wissenschaftsverlag, Köln, 2008 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen und MarkenschutzGesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: AbrahamLincolnStr. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Danksagung An erster Stelle möchte ich Prof. Dr. Ulrich Oevermann für die Inspiration und Ermunterung danken, diese untypische Untersuchung als Promotions- projekt zu wagen. Prof. Dr. Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Prof. Dr. Trutz von Trotha, Kim Behrend (geb. Poulev) M.A., Ariadne Sondermann M.A., Dipl.-Geol. Frau- ke Behrend, Dr. Oliver Schmidtke, Dipl.-Soz. Rosa Erdmann und Dr. Peter Münte danke ich für die Lektüre und Kritik des Manuskripts bzw. von Tei- len davon. Für Diskussionen während der zurückliegenden acht Jahre von manigfalti- gen Gegenständen dieser Untersuchung danke ich sehr Dr. med. Anette Wassner, Dr. med. Christoph Stephan, Dipl.-Bio. Peter Bäuerle und – ganz besonders – Dipl. oec. Dirk Lubkowitz. Außerdem danke ich den Kollegen des Forschungspraktikums von Ulrich Oevermann für deren Anmerkungen und Anregungen. Schließlich gilt mein Dank dem evangelischen Studienwerk e.V. Villigst für ein zweieinhalbjähriges Promotionsstipendium und die wiederholten Gelegenheiten zu anregenden Gesprächen mit anderen Promovenden im schönen Rahmen des Hauses Villigst. Frankfurt am Main, im August 2008 Olaf Behrend Inhalt Danksagung...................................................................................................V Inhalt...........................................................................................................VII Einleitung.......................................................................................................1 1. Zur Begründung des Gegenstandes; zur Fragestellung und zur Gliederung der Untersuchung.........................................................1 Teil eins: Neurowissenschaftliche Grundlagen..........................................9 2. Die Nervenzelle als kleinste Einheit des Gehirns und deren signalleitende Eigenschaften.....................................................10 3. Zu Hirnfunktionen, deren Lokalisation im Gehirn und neuronaler Integration.........................................................................21 4. Messtechnische und methodische Grundlagen der Neurowissenschaften..........................................................................45 Zusammenfassung Teil eins..........................................................................51 Teil zwei: Soziologische Prämissen............................................................55 5. Menschliche Gehirne sind in Praxis und damit in Sinnstrukturiertheit eingebettet...........................................................57 Zusammenfassung Teil zwei.........................................................................77 Teil drei: Methodologische Konsequenzen aus neurowissenschaftlichen Grundlagen und soziologischen Prämissen....81 6. Messen und Lesen als zwei methodische Zugriffe auf die wahrnehmbare Realität..................................................................81 7. Mereologische Irrtümer.......................................................................92 Zusammenfassung Teil drei..........................................................................95 STRUKTUREN DES HANDELNS UND PROZESSE DES SEHENS Teil vier: Zu philosophischen und konzeptuellen Problemen der Neurowissenschaften...................................................................................97 8. Zum Stellenwert des Bewusstseins in Entwicklungstheorien und Theorien der Neurowissenschaften.....................................................97 9. Zur soziologischen Bestimmung von Bewusstsein im Verhältnis zu Bedeutungen (Sinnstrukturen)....................................................119 10. Alter Wein in neuen Schläuchen: Empirische Bewusstseinsforschung.....................................................................128 11. Experimente mit dem freien Willen? Das Libet-Experiment und seine Interpretationen........................................................................132 Zusammenfassung Teil vier........................................................................140 Teil fünf: Zum Leib-Seele-Dualismus, seiner vermeintlichen empirischen Überwindung und seiner soziologischen wie methodischen Berücksichtigung in einer realistischen Konstitutionstheorie von Bedeutungen...................................................143 12. Methodologische Implikationen des Dualismus und der Identitätsthese....................................................................................144 13. Zum kartesianischen Dualismus.......................................................154 14. Zur empiristischen Eliminierung des Bewusstseins als Lösung des Dualismus......................................................................158 15. Zu Bewusstsein in der phänomenologisch orientierten Soziologie und deren Passung zu neurowissenschaftlichen Modellen...............168 16. Ohne Bewusstsein, Intentionalität und intersubjektive Aushandlung: Zur Regelerzeugtheit von Bedeutungen als Grundlage von Normativität.............................................................176 Zusammenfassung Teil fünf........................................................................191 Teil sechs: Neurobiologische Prozesse des Sehens – Wahrnehmen als Handeln........................................................................195 17. Zur Neurobiologie der visuellen Wahrnehmung..............................195 VIII INHALTSVERZEICHNIS 18. Das Auge oder zur ersten ‚Transduktion‘ von Stimuli der Außenwelt in nervöse Erregung bzw. Sensationen..........................198 19. Kniehöcker und visueller Kortex oder zur zweiten ‚Transduktion‘ von neuronaler Erregung zu visuellen mentalen Repräsentationen..216 20. Unbewusstes Sehen, Wahrnehmen als Handeln und emotionales Bewerten von Bedeutungen von Handlungen..................................226 Zusammenfassung Teil sechs......................................................................237 Schluss........................................................................................................241 Ergebniszusammenfassung.........................................................................241 Ausblick: Mögliche Forschungsdesigns.....................................................245 Literatur.....................................................................................................247 IX „Weiter hin gegen Mittag war das Land und das Gebirge kaum zu erkennen wegen des blauen Wol- kenschattens und des blauen Wolkenduftes.“ Adalbert Stifter, aus dem „Nachsommer“ Einleitung 1. Zur Begründung des Gegenstandes; zur Fragestel- lung und zur Gliederung der Untersuchung Warum soll sich eine primär soziologische Untersuchung mit neurowissen- schaftlichen Ergebnissen befassen? Gegenstand der folgenden Abhandlung sind die in den letzten Jahrzehnten stark angewachsenen Erkenntnisse der Neurowissenschaften.1 Die meisten dieser Erkenntnisse ziehen Prämissen der psychosozialen Konstitution des Subjekts massiv in Zweifel. Dies färbt wiederum auch auf öffentliche und politische Diskurse ab.2 So sind Neu- rowissenschaftler zu pädagogischen Stichwortgebern der PISA-Debatte oder der um Kinderbetreuung avanciert. Es werden dabei etablierte sozio- logische und psychoanalytische Konzepte der (relativen) Handlungsauto- nomie des Subjekts negiert und nicht selten nur auf neurobiologische Vor- gänge im Gehirn zurückgeführt. Theorien von Handeln, Autonomie und Praxis werden als naiv abgetan; Kultur wird nicht selten auf neuronale Ver- schaltungen oder Mentales reduziert. Geist (Englisch: „mind“) wird in den Neurowissenschaften mit Gehirn (Englisch: „brain“) gleichgesetzt oder, als Unterpunkt, in philosophische Konzepte der Intentionalität, des Mentalen oder des Bewusstseins eingerückt. Solch umfassender Naturalisierung des Geistes sind Realitätsbegriff oder Bedeutungstheorie, die mit objektven 1 Als neurowissenschaftliches Übersichtswerk siehe Kandel et al. 19963 und 20004. Zu kognitiven Neurowissenschaften siehe Gazzaniga (Hrsg.) (2000); zu „cognitive neural networks“ siehe Arbib (Hrsg.) (2003). Siehe außerdem die Vielzahl der popu- läreren Einzeltitel von Neurowissenschaftlern, die allgemeine Abrisse über Aufbau und Funktion des Gehirns geben, etwa: Luria (1975), Damasio (1995), LeDoux (1996), Panksepp (1998) Roth (2001b) und Crick (1997). 2 Siehe zur Übersicht den Sammelband der Feuilletondebatte der Jahre 2002 bis 2004 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Geyer 2004). © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2008 O. Behrend, Sinnhafte Strukturen des Handelns und neurobiologische Prozesse des Sehens, Edition KWV, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23890-2_1