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Sicher auf den Schienen: Fragen zur Sicherheitsstrategie der Eisenbahn von 1825 bis heute PDF

262 Pages·1988·20.693 MB·German
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Hans Pottgießer Sicher auf den Schienen Fragen zur Sicherheitsstrategie der Eisenbahn von 1825 bis heute Springer Basel AG CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Pottgießer, Hans: Sicher auf den Schienen: Fragen zur Sicherheitsstrategie d. Eisenbahn von 1 825 bis heute / Hans Pottgießer. ISBN 978-3-0348-5257-9 ISBN 978-3-0348-5256-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-5256-2 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photo mechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die <Verwertungsgesellschaft Wort>, München, wahrgenommen. © 1988 Springer Basel AG Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel 1988 Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1988 Buchgestaltung: Albert Gomm swb/asg, Basel ISBN 978-3-0348-5257-9 Dieses Buch ist all denen gewidmet, die für die Sicherheit der Eisenbahn gedacht, geschaffen, gestritten haben. «Wahrlich, es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, nicht das Besitzen, sondern das Erwerben, nicht das Da-seyn, sondern das Hinkommen, was den größten Genuß gewährt.» Prof. Carl Friedrich Gauß (1777-1855) 5 Inhalt 1 Sicherheitsstrategie, was heißt das? 6 2 Was ist eigentlich eine Eisenbahn? 9 3 Wie regelt und steuert man den Zugverkehr? 13 4 Wann darf ein Zug abfahren? 21 5 Wie macht sich ein Zug bemerkbar? 29 6 Und wie verständigt man sich über die Zugfolge? 33 7 Was überwand die optische Telegraphie? 39 8 Wie deckt man GefahrsteIlen im Gleis? 54 9 Falsche Weichenstellung? Wie wird sie vermieden? 70 10 Ein sicherer Abstand. Kann man ihn garantieren? 85 11 Was ist ein Streckenblock? 93 12 Kann man Fehler bei der Blockbedienung ausschließen? 107 13 Wie verhindert man Gegenfahrten auf eingleisiger Strecke? 116 14 Wer führt das Kommando im Bahnhof? 127 15 Und was geschieht bei Nacht und Nebel? 137 16 Welche Signalfarben sind optimal? 146 17 Was bringt die elektro-mechanische Stellwerkstechnik? 155 18 Ist der Fahrweg frei? 166 19 Was stoppt den Zug am Haltsignal? 175 20 Wie vermeidet man zu schnelles Fahren? 190 21 Steigert die Relaistechnik die Sicherheit? 205 22 Wird die Sicherheit durch Signalstörungen beeinflußt? 217 23 Verbesserungen der Signaltechnik, wie schnell greifen sie? 225 24 Und was darf die Sicherheit kosten? 234 25 Bringt die Zukunft noch mehr Sicherheit? 238 26 Und wo bleibt der Mensch? 250 Anmerkungen 255 Literaturhinweise 257 Bildquellen 261 6 Kapitell Sicherheitsstrategie, was heißt das? «Der Reisende wirft wohl einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, doch sein Vertrauen in den geordneten Ablauf des Bahnwesens, in Weichenstellung, freie Fahrtzeichen, grüne und rote Lichter und das richtige Schalten in dem entfernten und nur für Befugte zu betretenden Stellwerk ist unbegrenzt. Er rollt sorglos an ihm vorbei.» Frank Thiess (1890-1 977) Zum Selbstverständnis der Eisenbahnen gehört das Bestreben, für Men schen und Güter sichere, schnelle und zuverlässige Verkehrsverbindun gen anzubieten. Dabei liegen die Stärken der Bahn anerkanntermaßen vor allem in ihrer Sicherheit und systematischen Planbarkeit. Diese Eigen schaften bringen dem Schienenverkehr ein hohes Maß an Ansehen und Wertschätzung in der Offentlichkeit. Sehr viele Menschen treten daher heute wie einst mit dem gleichen Gefühl der Geborgenheit so sorglos eine Reise mit der Eisenbahn an, wie es der Schriftsteller Frank Thiess beschrieben hat. Grundsätzlich möchte wohl jeder Mensch in Sicherheit und Frieden, also gefahrlos leben. Gleichwohl ist er dennoch mehr oder weniger bereit, bei seinen Unternehmungen, vor allem bei der Benutzung technischer Einrichtungen und im Sport, ein gewisses eigenes Risiko in Kauf zu neh men. Diese Risikoakzeptanz wird natürlich individuell ganz verschieden sein. Man hat auch erkannt, daß sich jedes Inidividuum selbst mehr als anderen zutraut, seine eigene Sicherheit gewährleisten zu können. Er fahrungsgemäß sind daher die Ansprüche des einzelnen an die Sicher heit um so größer, je mehr andere als er selbst die Verantwortung übernehmen müssen. Schon aus diesem Grunde ergibt sich für ein öf fentliches Verkehrsunternehmen wie die Eisenbahn die Notwendigkeit, in der Generallinie ihrer Selbstdarstellung dem Streben nach Sicherheit der Transporte einen besonders hohen Stellenwert einzuräumen. Und um dieses Wollen mit Erfolg in die Tat umsetzen zu können, bedarf es einer Strategie, einer Sicherheitsstrategie. Nun, die heute vielfach als <sprichwörtlich> bezeichnete Sicherheit auf der Schiene kommt somit nicht von ungefähr. Seitdem die erste Eisen bahn am 27. September 1 825 ihren Betrieb zwischen Stockton und Dar lington aufnahm, sind die Betriebsmethoden und Sicherungseinrichtun gen immer aufs neue ergänzt und verbessert worden mit dem Ziele, menschliches Fehlverhalten und technische Unzulänglichkeiten im Eisen- 7 Sicherheitsstategie, was heißt das? Abb.1 Eröffnungsfahrt auf der ersten Eisenbahn Stockton-Darlington am 27. September 1825. bahnbetriebe so weit als möglich zu vermeiden oder wenigstens unwirk sam zu machen. Auf diese Weise sind in diesen mehr als 1 60 Jahren die sich auftuenden Gefahrenquellen erkannt und verstopft worden. Dabei schuf erst die zunehmende Erfahrung ein vorausschauendes Sicherheits bewußtsein, wenngleich festzuhalten ist, daß die Sicherheitstechnik einen überwiegend empirischen Ursprung hat. Insofern nämlich, weil man zu geben muß, daß manche der heute gebräuchlichen Einrichtungen zur Sicherung des Eisenbahnbetriebes sich erst nach bestimmten, meist Auf sehen erregenden Unfällen in der Praxis durchgesetzt haben. So ergab sich ein über lange Zeiträume andauerndes, fruchtbares Zusammenwir ken von Theorie und Praxis, mit dem Ziele, die verfügbaren Möglichkei ten für die Sicherheit der Bahn optimal einzusetzen. Es ist wohl belanglos, ob man die so entwickelten Leitsätze und Grundre geln als <Sicherheitsphilosophie> bezeichnet, oder ob man dieses stetige Bemühen, mit Hilfe von Vernunft und Erfahrung eine größere Vollkom menheit zu erreichen, eine <Sicherheitsstrategie> nennen mag. Schließlich ist es sicherlich interessant, rückblickend die angewandte Methodik und benutzte Apparaturen aufzuzählen oder technische Einzelheiten des Sicherungswesens der Eisenbahn zu beschreiben. Man sollte gleichfalls aber auch Wert darauf legen, nach den Motiven zu forschen und die 8 Kapitell praktische Zielsetzung der jeweiligen Maßnahmen und technischen Neuerungen aufzuzeigen. Es war fürwahr ein ungeheuer interessanter und vielseitiger Prozeß, der sich da in der Vergangenheit bis in die heutige Zeit vollzogen hat. Er bekam immer wieder neue Impulse aus dem Bestreben und der ethischen Verpflichtung, die nicht auszuschließenden Gefahren des Verkehrsmittels Eisenbahn, die infolge der Zunahme von Geschwindigkeiten, Lasten und Menge der Züge immer neue, größere Dimensionen erhielten, zu ver mindern und Schäden zu vermeiden. Gewiß, die unbestrittene Erkennt nis, daß es eine absolute Sicherheit für einen technischen Betrieb wie die Eisenbahn selbst in Teilbereichen infolge des Naturgesetzes der Ver gänglichkeit und Unvollkommenheit nicht gibt, hätte, so könnte man meinen, zur Resignation führen können. Gleichwohl hat aber, ganz im Gegenteil, der Einsatz von Intelligenz und materiellen Ressourcen zu jedem erreichten Stand der Sicherheit noch eine Steigerungsmöglichkeit machbar werden lassen. An Hand einiger spezieller Fragen soll nun beispielhaft nachvollzogen werden, wie sich diese Sicherheitsstrategie zur heutigen Perfektion entwickelte und welche Erfolge ihr zuzuschrei ben sind. Abb.2 Rad und Schiene. 9 Kapitel 2 Was ist eigentlich eine Eisenbahn? 2 «Die Vereinigung der Kraft, deren Symbole die Ideen fast aller Völker, als Attribute der höchsten Macht, dem Bilde ihrer obersten Gottheit in die Hand gaben, mit dem Stoffe, der seit Jahrtausenden schon auf Erden um die irdische Macht entscheidet, die Vermählung von Blitz und Eisen, konnte nicht anders als von unwiderstehlich gestaltender Gewalt für die Kulturwelt, ihr Vorschritt mußte ein unaufhaltsamer, rastloser sein.}} Max Maria Freiherr von Weber (1 822-1 881 ) Mit diesen Worten hat der Königlich Sächsische Finanzrat, Ingenieur und Eisenbahndirektor Max Maria Freiherr von Weber, Sohn des bekannten Komponisten Carl Maria von Weber, anno 1 867 Wesen und Bedeutung der Eisenbahn zu charakterisieren versucht. 1 3 Jahre später, also vor mehr als hundert Jahren, gab auf die Frage, was eine Eisenbahn ist, das damals höchste deutsche Gericht, das Reichsgericht in Leipzig, im Urteil des 1. Zivilsenats vom 17 . März 18 80 folgende Antwort: «Ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen, beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Elektricität, thierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung u.s.w.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist.}} Dieses Urteil hat bereits ausdrücklich auf eine besondere technische Eigenschaft der Eisenbahn hingewiesen, nämlich auf die <metallene Grundlage>, also die Stahlschiene, die infolge ihrer <Konsistenz, Kon-

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