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Sibyllinische Weissagungen. Griechisch - lateinisch - deutsch PDF

376 Pages·1951·15.401 MB·German
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ü Tusculum- Bücherei SIBYLLINISCHE WEISSAGUNGEN Urtext und Übersetzung Ed. Alfons Kurfess Bei Heimeran ULRICH KNOCHE in dankbarer Freundschaft zugeeignet * 1.-3· Tausend. 1951/184 Tite 1 νignette: Themisschale in Berlin SIBYLLEN UND SIBYLLINEN Σίβυλλα μαινομένφ στόματι αγέλαστα και άκαλλώπιστα καί αμύριστα φθεγγομένη χιλίων έτών έξικνεΐται τη φωνή δια τον θεό ν. Die Sibylle spricht mit rasendem Mund, ohne Lachen, ohne Schminke und ohne Myrrhen und dringt vermöge göttlicher Hilfe mit ihrer Stimme durch Jahrtausende. Heraklit I. Allgemeines Unter Sibyllen verstand man im Altertum gottbegeisterte Frauen, die in einem Zustand der Ekstase Ahnung kommender, meist unerfreu- licher und schreckhafter Ereignisse aus eigenem inneren Antrieb ver- kündeten, ohne befragt zu sein oder mit einem festen Orakelsitz in Ver- bindung zu stehen. Den Griechen sind sie aus dem Osten vermittelt; vielleicht ist ihr ältester Kult im Persisch-Iranischen Zu suchen. Varro (aus griechischen Quellen, bei Lact. div. inst. I 6, 8) nennt an erster Stelle in seinem Sibyllenkatalog (s. u.) die persische. Auch die Tat- sache, daß sie mit der Sintflut (= dem zoroastrischen Weltenwinter) in Zusammenhang gebracht wird und den Weltbrand (= Welten- sommer) prophezeit, verdient Beachtung. Die Weltdauer von 10000 bzw. 12 ooo Jahren weist in diese Richtung. Stehend ist endlich bei allen Sibyllinen die δεκάτη γενεά; auch ist die Sibylle nach Heraklit (fr. 92 Diels, s. u.) xooo Jahre alt geworden. Das hängt alles mit dem persischen Chiliasmus zusammen (vgl. K. Kerenyi, Das persische Mil- lenium im Mahabharata, bei der Sibylle und Vergil, Klio 29,1936, 1-35). Die erste Blütezeit der Sibylle fällt in das 8./6. Jahrh. v. Chr. (vgl. E. Rhode, Psyche II11, 1925, 63 ff.); ihre Tätigkeit erstreckt sich hauptsächlich auf das Gebiet der kleinasiatischen griechischen Kolo- nien. Neu aufgelebt sind die Sibyllen in der Zeit Alexanders des Großen; der große Aufschwung der Sibyllinendichtung fällt in die alexandrinische Zeit und setzte wohl bald nach dem Tode des großen Eroberers ein (vgl. Max J. Wolff, Sibyllen und Sibyllinen, Arch. f. Kulturgeschichte 24, 1934, 312-325); Lykophrons Alexandra, von der 6 Sibyllen und Sibyllinen die späteren „Sibyllen" die Geschichtserzählung in Form der Weis- sagung übernahmen, ist wohl um 270 v. Chr. entstanden. Die Etymologie des Namens ist unsicher (E. Nestle, BphW 24, 1904, 764/68). Wenn Varro (bei Lact. div. inst. I 6, 7) meint: σιούς deos, non θεούς et consilium non βουλήν, sed βούλλαν appellabant Aeolicio genere sermonis; itaque Sibyllam dictam esse quasi θεοβούλην; die Si- byllen hätten also ihren Namen a consiliis deorum enuntiandis und Sibylle sei gleich „Verkünderin der Ratschlüsse des Zeus", so liegt hier eine Volksetymologie vor. Unwillkürlich denken wir an das berühmte Wort des Tacitus (Germ. 8), wonach die Germanen in den Frauen sanctum aliquid et providum gesehen haben, und die dort erwähnte Albruna bezeichnet wohl die mit der Runenkraft der Elfen Begabte (Ihm, RE 1, 1370). Auffallend ist, daß die Sibylle, die meist in einer Grotte gedacht ist (ob das auf ein ursprüngliches Inkubationsorakel weist, läßt sich bei der Dürftigkeit des historischen Materials kaum entscheiden), immer mit dem Kult des Apollon, der ja ursprünglich auch ein chthonischer Gott ist, zusammen erwähnt wird (Über den chthonischen Kult der Sibyllen vgl. H. Diels, Sib. Bl. 39 ff.). Die Delphische Sibylle allerdings wird geradezu in Gegensatz zu Apollon gesetzt (s. u.). Erwähnt sei noch, daß auf einer allerdings späten Münze (Head 499; abgebildet auch bei Roscher 4, 798) mit der Aufschrift ΘΕΑ CI В ТАЛА sie geradezu als Göttin aufgefaßt ist. II. Die Sibylla Ursprünglich gab es nur die Sibylla als Eigenname, wie wir aus dem ältesten Zeugnis des Heraklit erfahren (fr. 92 Diels aus Plut. de Pyth. or. 6, 397 Α): Σίβυλλα μαινομένω στόματι αγέλαστα καϊ άκαλλώπιστα και αμύριστα φθεγγομένη χιλίων έτών έξικνεΐται τη φωνη δια τον θεόν. (Die Sibylle, mit rasendem Munde Ungelachtes und Ungeschmink- tes und Ungesalbtes hinwerfend, dringt durch Jahrtausende mit der Stimme, getrieben von Gott.) Danach war im westlichen Kleinasien die Sibylle als eigentümliche Prophetin bereits berühmt. Bezeichnend ist ihr hohes Alter, von dem auch sonst die Rede ist (ζ. B. bei Paus. 10, 12; Euseb. Chron. 2, 82 Schöne; Augustin. CD 18, 22. 30. 23 E). Daher auch die Vorstellung, daß sie weite Reisen gemacht und an verschiede- nen Orten geweissagt habe. Im Gegensatz dazu streiten sich zwei Stät- ten um die Heimat der Sibylle, Marpessos und Erythrai (s. u.). Für die Sibyllen und Sibyllinen 7 übrigen Orte nimmt Buchholz (bei Roscher 4, 794) ätiologische Sagen an, deren wandernder Kult zu der Auffassung von wandernden Sibyl- len geführt habe (Rohde aaO 66 f.). Ein getreues Abbild der typischen Unglücksprophetin voll dämonischen Seelenzwanges ist die Kassandra des Aischylos, deren Name übrigens in einer Notiz der Suda von der phrygischen Sibylle gebraucht ist (Σίβυλλα Φρυγία ή κλη-9-εΐσα ... υπό τίνων Κασσάνδρα). Jedenfalls weist die älteste Sibylle in die Gegend der Troas. Bei Homer ist von der Sibylle noch keine Rede. Merkwür- digerweise spricht Herodot, der oft ein Orakel erzählt, nie von einer Sibylle. Wenn aber Aristophanes falsche Weissagungen verspottet und im „Frieden" (1116) τήν Σίβυλλαν nennt, so muß der Ruf der Sibyllen- sprüche damals in Athen verbreitet gewesen sein. Piaton nahm das Wissen der gottbegeisterten Sibylle durchaus ernst: Phaidr. 244Β εάν δή λέγωμεν Σίβυλλαν τε και άλλους, οσοι μαντική χρώμενοι έν θεω πολλά δή πολλοίς προλέγοντες εις τό μέλλον ώρθωσαν, μηκύνοιμεν αν δήλα παντί λέγοντες. (Wenn wir von der Sibylle und anderen re- den, die im Dienste der Mantik mit Gott vielen vieles richtig für die Zukunft prophezeit haben, so werden wir, denke ich, langweilig und sagen Altbekanntes.) Die Sibylle ist also ursprünglich ein sagenhaftes dämonisches We- sen, das aus dem Osten zu den Hellenen gedrungen ist. Der Name, zunächst Eigenname, ist später Gattungsname geworden. Nach Arrian (FHG 3, 598, 64) soll die Sibylle die Tochter des Dardanos und der Neso, der Tochter des Teukros, gewesen sein; nach ihr hätten sich auch andere weissagende Frauen so genannt. Die Übergangszeit, in der aus der einen Sibylle plötzlich verschiedene Sibyllen geworden sind, setzt die Entstehung verschiedener Orakelsammlungen bzw. ver- schiedene Kultstätten voraus, an denen solche Orakel gegeben wur- den. Als aber der Eigenname Gattungsname geworden war, hat man den einzelnen Sibyllen zur Unterscheidung Beinamen gegeben, so ζ. B. die erythräische Herophile, die samische Phyto, die cumanische Demo u. a. benannt. III. Sibyllenkataloge Mehrere Sibyllen begegnen uns zuerst bei Aristot. Problem. 954a, 36 (Σίβυλλαι καί Βάκιδες και οΐ ενθ-εοι πάντες). Schon Herakleides Pon- tikos (4. Jahrh. v. Chr.) suchte die Nachrichten über die Sibyllen zu ordnen (A. Tresp, Die Fragmente der griechischen Kulturschriftsteller, 8 Sibyllen und Sibyllinen 1914, 177 ff.). Bei Clem. Alex, (ström, l, 108) lesen wir: „Die Sibylle ist älter als Orpheus; es gibt nämlich über ihren Beinamen und ihre von der Sage überlieferten Orakel mehrere Berichte: aus Phrygien stammend habe sie Artemis geheißen; diese sei nach Delphoi gekom- men und habe den Spruch getan: "Ω Δελφοί, θεράποντες έκαβόλου 'Απόλλωνος, ήλθον εγώ χρήσουσα Διός νόον αίγιόχοιο. αύτοκασιγνήτω κεχολωμένη Άπόλλωνι. Delphis Bewohner, ihr Diener des Fernhintreffers Apollo, Ich kam, um Zeus' Sinn, des Aigishalters, zu künden, Grollend meinem leiblichen Bruder, dem Gotte Apollo. Es gibt aber auch eine andere von Erythrai, Herophile genannt mit Namen. Dieser zwei gedenkt Herakleides Pontikos in seiner Schrift von den Orakeln." Und Laktanz (div. inst. I 6, 12 in der Sibyllenliste nach Varro) ergänzt den Bericht des Clem. Alex.: octavam Sibyllam Hellespontiam in agro Troiano natam, vico Marmesso circa oppidum Gergithium, quam scribit Heraclides Ponticus Solonis et Cyri fuisse temporibus. Pausanias (2. Jahrh. n. Chr.), dessen Bericht in der Hauptsache auf Alexander Polyhistor (1. Jahrh. v. Chr.) zurückgeht (vgl. E. Maaß, De Sibyllarum indicibus, Diss. Greifswald 1879), unterscheidet (10, 12) vier Sibyllen: 1. die libysche, die von den Libyern den Namen Sibylla erhalten habe (Erfindung des Euripides: Wortspiel Σίβυλλα - Λίβυσ- σα); 2. Herophile von Marpessos (bei der Stadt Gergis, unweit vom Granikos), die Pausanias mit der delphischen, erythräischen und sami- schen Sibylle identifiziert; 3. Demo von Cumae (vgl. Diels, Sib. Bl. 52, 1); 4. die Sabbe bei den Hebräern, die als Tochter des Berossos gelte und auch babylonische oder ägyptische Sibylle heiße (vgl. Ps.- Justin. Coh. ad Graec. 37). Diese Einteilung war offensichtlich nach geographischen Gesichtspunkten getroffen. Am meisten Beachtung verdient das Verzeichnis des Varro (nach älteren griechischen Quellen bei Lactant. div. inst. I 6, 8-12) mit zehn Sibyllen (entsprechend dem Kanon der 10 attischen Redner I): Die erste Sibylle stammt nach ihm aus Persien; erwähnt sei sie bei Nikanor, der die Taten Alexanders des Großen beschrieben habe; die zweite sei aus Libyen und von Euripides im Prolog zur Tragödie Lamia genannt; die Sibyllen und Sibyllinen 9 dritte aus Delphi, und von ihr rede Chrysippos in seiner Schrift über die Weissagung; die vierte sei die cimmerische in Italien, genannt werde sie von Naevius in seinem Punischen Krieg und von Piso in seinen Annalen; die fünfte sei die erythräische, von der Apollodoros behaupte, sie sei seine Landsmännin gewesen, und sie habe den Griechen auf dem Zug nach Troja geweissagt, Troja werde fallen und Homer werde Lügen niederschreiben (Or. Sib. III 414-430); die sechste sei die sa- mische, und Eratosthenes habe in den alten Jahrbüchern der Samier ein Zeugnis über sie gefunden; die siebente sei die cumanische, Amal- thea mit Namen, die bei anderen Herophile oder Demophile (Demo) heiße, und sie habe dem König Tarquinius Priscus die neun Bücher gebracht, von denen der König schließlich drei gekauft habe; die achte sei die hellespontische, gebürtig vom trojanischen Gebiet, näherhin vom Flecken Marmessos bei der Stadt Gergis; die neunte sei die phry- gische, die zu Ankyra geweissagt habe; endlich die zehnte sei die von Tibur, Albunea mit Namen, die in Tibur an den Ufern des Aniostromes als Göttin verehrt wurde, und in der Tiefe des Anio soll ein Standbild von ihr mit einem Buche in der Hand gefunden worden sein. Dieses Verzeichnis benutzen die Späteren, so der Verfasser der sog. Si- byllinentheosophie (H. Erbse, Fragmente griechischer Theosophien, Hamburg 1941, 185 f.), aus der wieder der Verfasser des Prologes unse- rer heutigen Sammlung der Or. Sib. einen Auszug gemacht hat. Übri- gens führt K. Stützle, Progr. Ellwangen 1904, 4-13, diese 10 Sibyllen auf wenige oder gar nur auf eine einzige zurück. - Im Mittellater traten noch zwei weitere Sibyllen hinzu (entsprechend der Zahl der 12 Apo- stel!). So redet die um 635 entstandene byzantinische Osterchronik von zwölf Sibyllen (Krumbacher, Gesch. der byz. Lit. S. 116), und das deutsche Volksbuch fügt ihnen die Königin Richaula von Saba als dreizehnte hinzu (Schultess, Die sibyllinischen Bücher in Rom S. 3). IV. Einzelne Sibyllen A. Die Sibylle von Marpessos (spätere Form: Marmessos), ge- wöhnlich Έλλησποντία genannt (über ihre Herkunft s. o. die Notiz bei Arrian), ist die älteste hellenische Sibylle. Pausanias (10, 12, 3 aus Alex. Polyh.) überliefert uns das wichtige Epigramm: ειμί δ'έγώ γεγαυϊα μέσον θνητού τε θεάς τε νύμφης άθανάτης, πατρός δ' έκ κητοφάγοιο, 10 Sibyllen und Sibyllinen μητρόθεν Ίδογενής· πατρίς δ' έμοί έστιν ερυθρή Μαρπησσός, μητρός δ' ιερή, ποταμός 8' Άιδωνεύς. Mittleren Wesens von Göttin und Sterblichem, bin ich entsprossen Einer unsterblichen Nymphe, vom Thunfisch essendem Vater; Idaentsprossen die Mutter. Doch Heimat ist mir das rote, Meiner Mutter heil'ge Marpessos, der Fluß Aidoneus. Danach galt die im Gebiet von Marpessos waltende Sibylle als die Tochter eines sterblichen Fischers und einer Nymphe des Ida. Nach der rötlichen Erde ist Marpessos ερυθρή genannt. In dem rissigen Bo- den versickerte der Fluß Aidoneus in die Tiefe (Anspielung auf den Unterweltsgott!). Die Ansprüche der Marpessier auf die Sibylle bestrit- ten die Erythräer. Um das erwähnte Epigramm auf ihre lokalen Ver- hältnisse deuten zu können, strichen sie den letzten Vers und faßten 'Ερυθρή als Eigennamen; ίδογενής aber deuteten sie „von mütter- licher Seite dem Walde (ίδη = mit Gestrüpp oder Wald bedeckte Höhe) entstammt", d. h. die Mutter war als Waldnymphe gedacht. Einen Niederschlag dieser literarischen Fehde finden wir in dem gleich [unter B] zu erwähnenden Sibyllengedicht aus der Grotte von Erythrai [v. z. 4]. Aber der 4. Vers des obigen Epigramms sieht nicht nach einem Zu- satz aus. Auch ist es kaum glaublich, daß die Einwohner einer später bedeutungslos gewordenen Ortschaft, wenn sie sich nicht auf gute, alte Überlieferung stützen konnten, gegenüber einer Stadt wie Erythrai ihre Ansprüche geltend gemacht hätten. - Auch in einer anderen Stadt der Troas (Alexandreia) will die Herophile von Marpessos (der Name auch bei Tibull 2, 5, 67) geweilt haben und νεωκόρος τοϋ 'Απόλλωνος τοϋ Σμινθέως (Tempeldienerin des Apollo Smintheus) gewesen sein (Paus. 10, 12, 5); sie habe auf Grund des Traumes der Hekate geweis- sagt, was, wie man wisse, eingetroffen sei: Helena werde zum Ver- derben für Asien und Europa aufwachsen, und um ihretwillen werde Ilios von den Griechen erobert werden (Zusammenfließen mit der Ge- stalt der Kassandra; vgl. das oben von Varro-Laktanz über die ery- thräische Sibylle Gesagte). Den größten Teil ihres Lebens habe sie in Samos zugebracht, sei aber auch nach Klaros im Gebiet der Kolo- phonier gekommen, nach Delos und nach Delphoi (auf Delos erzähle man auch von einem Hymnus auf Apollon, worin sie sich nicht nur Herophile, sondern auch Artemis nenne und bald die Frau, bald die Schwester, bald die Tochter Apollons sein wolle, was sie ja freilich in

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