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Shoah-Träume. Vergleichende Studien zum Traum als Erzählverfahren PDF

489 Pages·2021·3.832 MB·German
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Shoah-Träume Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Traum – Wissen – Erzählen Herausgegeben von Stefanie Kreuzer, Christiane Solte-Gresser Wissenschaftlicher Beirat Andrea Allerkamp Susanne Goumegou Markus Kuhn Hans-Walter Schmidt-Hannisa Roland Spiller Kerstin Thomas Band 10 Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Christiane Solte-Gresser Shoah-Träume Vergleichende Studien zum Traum als Erzählverfahren BRILL | Wilhelm Fink Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – 24 58 37 858/GRK 2021 Umschlagabbildung: Albert Herbig: o. T. (Sondagen), 2019, 20 x 20, Chitosantempera und Tinte (Ausschnitt) www. albertherbigArt.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2021 Brill Fink, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn ISSN: 2567-7993 ISBN 978-3-7705-6650-1 (hardback) ISBN 978-3-8467-6650-7 (e-book) Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Inhalt Vorbemerkung: Traumerfahrungen der Shoah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 I. Traumwissen und Traumliteratur: Erzählte Shoah-Träume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 II. Traumdiskurse des beschädigten Selbst: Jean Cayrol und Vercors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 III. Traumnotate zwischen Politik und Poetik: Rudolf Leonhard, Charlotte Beradt und Emil Szittya . . . . . . . . . . . . 51 IV. Träumen im Lager: Robert Antelme, Primo Levi, Charlotte Delbo, Jorge Semprún und Anna Langfus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 V. Traumsprachen des ‚Muselmanns‘: Charlotte Delbo, Vercors und Elie Wiesel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 VI. Alpträume der Nachkriegswirklichkeit: Günter Eich, Primo Levi und Anna Langfus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 VII. Traumzeit und Geschichtserfahrung: Anna Seghers und Lenka Reinerová . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 VIII. Vorausgeträumte Erinnerung: André Schwarz-Bart, D. M. Thomas und Jonathan Safran Foer . . . 195 Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig 6 Inhalt IX. Unheimliche Traumschriften: Paula Ludwig und Philip Larkin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 X. Der Traum von der Lagerrückkehr: Primo Levi, Charlotte Delbo, Werner Fritsch, Jean Cayrol, Georges Perec und Jorge Semprún . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 XI. Alptraum und Wunschtraum unmöglicher Erzähler: Romain Gary und Radu Mihăileanu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 XII. Traumwissen als Traumnotat: Charlotte Beradt, Paula Ludwig, Ingeborg Bachmann und Hélène Cixous . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 XIII. Täterträume zwischen Verblendung, Verdrängung und Heimsuchung: Romain Gary,Edgar Hilsenrath, Marcel Beyer, Jonathan Littell, Martin Amis, Olivier Guez und Daša Drndić . . . . . 333 XIV. Rückblicke und Ausblicke: Traumwissen der Shoah-Literatur und ‚Traumarbeit‘ der Nachgeborenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 Nachweis der Erstpublikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483 Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Vorbemerkung: Traumerfahrungen der Shoah „In Auschwitz träumten wir nicht, wir delirierten“, sagt Charlotte Delbo im zwei- ten Teil ihrer Roman-Trilogie über ihre traumatischen Erfahrungen. „Von Ausch- witz lässt sich nicht erzählen, allenfalls in Form eines Traums“, so müsste man demgegenüber Vercors resümieren, der als einer der ersten Nicht-Deportierten versucht, das Grauen der Vernichtungslager aus dem Untergrund heraus litera- risch in Worte zu fassen. Überlebende wie Primo Levi, Anna Langfus oder Jorge Semprún schreiben von wiederkehrenden Alpträumen, in denen sich das Leben nach dem Konzentrationslager als erschütternde Täuschung entpuppt. Robert Antelme oder Charlotte Delbo hingegen erzählen aus dem Inneren einer Lager- realität, wo der schmale Grat zwischen Leben und Tod derart brüchig wird, dass Halluzination, Delirium und Agonie auch die Grenzen zwischen Traum- und Wacherleben auflösen. Während für Jean Cayrol der Traum im Lager einen zeit- weiligen Fluchtraum bildet, sind für andere Überlebende – allen voran für Elie Wiesel – Träume oft der Ort, an dem sie den Toten begegnen oder ihnen eine Stimme verleihen können. Mitunter allerdings verlagern die Traumatisierten gar die gesamte eigene Existenz in die Träume der Toten hinein. Damit stellen sie die Wirklichkeit eines Lebens nach der Shoah grundsätzlich infrage. Ro- mane, die nationalsozialistische Täterstimmen zu Wort kommen lassen, erzäh- len wiederum auf provozierende Weise von Träumen, in denen die Grenze zwi- schen Tätern und Opfern ins Wanken gerät. Auch ihre Leserinnen und Leser werden damit an eine Grenze geführt: Die Traumtexte konfrontieren uns mit der unausweichlichen Frage, ob die Täter wirklich so anders sind als wir selbst. Ob Traumprotokolle, Träume in Autobiographien oder literarische Traumfik- tionen; ob Roman, Gedicht, Drama oder Film; ob in unmittelbarer Nähe zu den Konzentrationslagern oder aus der Distanz heraus entstanden; ob von Überle- benden selbst oder von den Nachgeborenen verfasst: Jeder einzelne der hier ver- sammelten Traumtexte spricht zunächst einmal in vielsagender Weise für sich selbst. Der systematische Vergleich zwischen bekannten und bislang kaum zur Kenntnis genommenen Schriften aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräu- men führt aber auch bedeutsame Überschneidungen vor Augen und eröffnet neue Denkräume. So werden etwa bestimmte Typen von Shoah-Träumen er- kennbar, die in verschiedenen Variationen immer wieder erzählt werden. Hierzu gehören u. a. der Traum von der verhinderten Heimkehr aus dem Lager, der Traum vom unwillkürlichen Zurückversetztwerden in die Lagerwirklichkeit, Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig 8 Vorbemerkung Träume, in denen ermordete Familienmitglieder erscheinen und versuchen, mit den Überlebenden in Kontakt zu treten, solche, in denen die Erfahrungen der Shoah im Bild der Hölle ihren Ausdruck finden oder in denen die Shoah regel- recht ‚vorausgeträumt‘ wird. Insgesamt wird damit ein eindrückliches Spektrum an Motiven und Erzähl- weisen des Träumens sichtbar, die eingesetzt werden, um sich schreibend der Shoah anzunähern. Die Vieldeutigkeit und Widersprüchlichkeit des Traums, sein unsicherer Wirklichkeitsstatus, die übermächtigen sinnlichen und leibli- chen Wahrnehmungen im Traumerleben und der ästhetische Eigensinn, der des Nachts Erfahrungen und Reflexionen in beunruhigende Bilder verdichtet, ma- chen den Traum zu einem äußerst produktiven Erzählverfahren, mit dem die Grenzen des Darstellbaren ausgelotet werden. So begegnen die Traumerzählungen dieses Buches auf je eigene Weise der Aporie der Shoah, die, wie Giorgio Agamben sagt, „in doppeltem Sinne ein Er- eignis ohne Zeugen“ ist. Über Träume setzen sich die Schreibenden damit ausei- nander, dass es „ebenso unmöglich ist, aus dem Inneren des Todes Zeugnis ab- zulegen – es gibt keine Stimme für das Verschwinden der Stimme –, wie von außen her – denn der outsider ist per definitionem vom Ereignis ausgeschlos- sen“. Vor diesem Hintergrund lassen sich die erzählten Shoah-Träume auch als eine kritische Reflexion über das vieldiskutierte Problem der ‚Unsagbarkeit‘ lesen. In ihnen scheint jedenfalls ein Wissen aufgehoben, das geborgen und wei- tergegeben werden will – und das auf anderem Wege kaum zugänglich oder ver- mittelbar ist. Die hier versammelten Studien sind Ergebnisse meiner langjährigen For- schungsarbeit zu Shoah-Träumen im Rahmen des von der Deutschen For- schungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Europäische Traumkul- turen“. Einige Beiträge gehen auf Artikel zurück, die bereits in anderen wissenschaftlichen Kontexten erschienen sind und für den vorliegenden Band überarbeitet wurden. Die Kapitel lassen sich damit als Einzelstudien zu ver- schiedenen thematischen Aspekten des Traums bei bestimmten Autorinnen und Autoren der Shoah-Literatur lesen. Weil manche Texte für ganz unter- schiedliche Facetten der Shoah und die damit verbundene Traumthematik wichtig sind, tauchen sie in mehreren Kapiteln auf. Geringfügige Dopplungen, etwa was Überblicke und Kontextualisierungen angeht, wurden in Kauf genom- men, um eine Lektüre einzelner Kapitel als in sich abgeschlossene Studien zu ermöglichen. Verweise auf weiterführende Argumentationen, Vertiefungen be- stimmter Aspekte an anderer Stelle und Ergänzungen durch zusätzliche Bei- spiele laden dazu ein, zwischen den einzelnen Buchkapiteln zu springen. Das Buch ist zugleich aber auch ausdrücklich als ein Gesamtes angelegt: Es folgt einer zeitlichen Struktur, die – wo immer es möglich war – die Entstehungschro- nologie der untersuchten Texte berücksichtigt. Es spannt dabei einen Bogen von Träumen vor der Shoah bzw. solchen, die während der Shoah außerhalb der Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Vorbemerkung 9 Lager geträumt wurden, über Träume im Konzentrationslager und Traumerzäh- lungen von Überlebenden bis hin zu Traumtexten der nachfolgenden Generati- onen, die sich literarisch mit der historischen Vergangenheit auseinanderset- zen. Ich danke meinen geschätzten Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich für die eröffneten Möglichkeiten zur Präsentation, Diskussion und Reflexion dieser Studien. Genannt seien hier, stellvertretend für viele andere, Manfred Engel vom Research Committee The Cultural and Literary History of the Dream der In- ternational Comparative Literature Association, Markus Messling mit seinem European Research Council Projekt Minor Universality. Narrative World Produc- tions After Western Universalism sowie Marie Guthmüller für das Network of Cul- tural Dream Studies und das DFG-Netzwerk Das nächtliche Selbst. Traumwissen und Traumkunst im Jahrhundert der Psychologie. Den ehemaligen und derzeiti- gen Mitgliedern des Graduiertenkollegs „Europäische Traumkulturen“ (GRK 2021) bin ich dankbar für die anregenden Debatten und ihr anhaltendes Inter- esse an der Thematik. Leah Kinberg und Alexander Friedman danke ich für ihre fachliche Expertise und ihre wohlwollende Aufmerksamkeit. Mein besonderer Dank geht an Lucia Hubig und Kristina Höfer für ihre sorgfältigen, kritischen Lektüren sowie an Angelika Selle, Jasna Pape und Norah El Gammal für die en- gagierte und verlässliche Unterstützung bei der Recherche und der Fertigstel- lung des Manuskripts. Saarbrücken, im März 2021 Christiane Solte-Gresser Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig Christiane Solte-Gresser - 978-3-8467-6650-7 Heruntergeladen von Brill.com01/29/2022 04:29:46PM via Universitat Leipzig

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