Sermion Forte Sermion Spezial: Neue Daten und Perspektiven

216 Pages·1992·7.492 MB·German

by  S. Hoyer (auth.), Prof. Dr. med. G. Stille, Dr. D. H. Meier, Dr. J. Musil (eds.)

Wir danken der FARmlTALIA CARLO ERBA GmbH
fOr die freundliche UnterstOtzung bei der Herausgabe
dieses Suches.
G. Stille D. H. Meier J. Musil (Hrsg.)
Sermion Forte
Sermion Spezial
Neue Daten und Perspektiven
Mit 80 Abbildungen z. Teil mehrfarbig und 27 Tabellen
Springer-Verlag
Berlin Heidelberg N ew York
London Paris Tokyo
Hong Kong Barcelona
Budapest
Prof. Dr. med. G. Stille
Am Wall berg 49
D-2400 Lubeck 14
Dr. D .H. Meier
Farmitalia Carlo Erba GmbH
Merzhauser StraBe 112
D-7800 Freiburg
Dr. J. Musil
Farmitalia Carlo Erba GmbH
Merzhauser Str. 112
D-7800 Freiburg
ISBN-13: 978-3-540-54208-7 e-ISBN-13: 978-3-642-76728-9
DOl: 10.1007/978-3-642-76728-9
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Sermion forte, Sermion spezial : neue Daten und Perspektiven ; mit Tabellen 1
G. Stille ... (Hrsg.). - Berlin; Heidelberg; New York; London; Palis ; Tokyo;
HongKong ; Barcelona; Budapest: Springer, 1992
ISBN-13: 978-3-540-54208-7
NE: Stille, GUnther [Hrsg.]
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Vorwort
Aus seiner taglichen Arbeit weiB jeder Arzt, der sich mit dementiellen
Erkrankungen auseinandersetzt, daB dieses Krankheitsbild nicht nur den
Patienten selbst, sondern auch sein familiares, soziales und okonomisches
Umfeld betrifft. Infolge der zunehmenden Lebenserwartung wird der mit dieser
Erkrankung verbundene Problemkreis eher groBer als kleiner werden. Es ist
daher ein Gebot der Zeit, iiber die Therapie des Patienten hinaus auch die
Betreuung der pflegenden Angehorigen in die Behandlung miteinzubezie
hen.
Die pharmazeutische Industrie bemiiht sich, den Arzt durch die Entwicklung
wirksamer Medikamente bei der Losung seiner vielfaltigen Aufgaben zu
unterstiitzen. Ein Vorreiter auf dies em Gebiet ist das pharmazeutische Unter
nehmen Farmitalia, das seit iiber 20 lahren systematisch die Wirkweise von
Ergolin-Derivaten erforscht. Als wirksamste Substanz kristallisierte sich das
Nicergolin heraus, seit mehr als 10 lahren unter dem Namen Sermion in der
Bundesrepublik Deutschland, bald dar auf weltweit eingefiihrt. Ein weiterer
wichtiger Entwicklungsschritt war die Einfiihrung von Sermion Forte, dessen
klinische Wirksamkeit durch Doppelblindstudien an iiber 1000 Patienten
abgesichert werden konnte.
Heute ist Nicergolin weltweit eine der beiden fiihrenden Substanzen bei der
Behandlung von HirnleistungsstOrungen. Lange Erfahrung und der breite
Einsatz belegen das giinstige Verhaltnis von Nutzen zu Risiko. Sermion eignet
sich daher besonders gut fiir die Therapie in der taglichen Praxis.
Insbesondere in der 30-mg-Einzeldosierung hat sich die Substanz als Sermion
Spezial sowohl in der Wirksamkeit als auch in der Vertraglichkeit bestens
bewahrt. Den soziookonomischen Erfordernissen, die auch Farmitalia als
Aufgabe verstand und weiterhin versteht, tragt nicht zuletzt die Festbetragsre
gelung fUr Sermion Spezial - degressive Preisgestaltung bei hoheren Einzeldo
sen - Rechnung.
Dieses Buch informiert iiber die Wirkweise der Substanz, iiber die Patho
physiologie und v. a. iiber klinische, psychometrische und apparative Befunde
bei Patienten mit dementiellen Erkrankungen. Einen Schwerpunkt bildet
der Vergleich zwischen Sermion Forte (3mal 10 mg) und Sermion Spezial
(lmal 30 mg).
Dariiber hinaus sei die Uberlegung angestellt, welche Verpflichtungen auf
Arzt und pharmazeutischen Unternehmer in der Zukunft noch zukommen
werden. Ausgehend von der bisherigen Entwicklung steht wohl zu erwarten,
daB sich diese Aufgaben iiber die traditionellen Bereiche binaus erweitern bis
VI Vorwort
hin zur gemeinsamen Entwicklung von Therapiekonzepten, die sich noch mehr
als bisher am Alltag der Patienten und ihrer pflegenden Angehorigen zu
orientieren haben.
Freiburg, im Marz 1992 Dr. D. H. Meier
Dr. H.-P. Walther
Farmitalia Carlo Erba GmbH
Inhaltsverzeichnis
Biochemische Grundlagen der nootropen Therapie:
Ergebnisse und Hypothesen
S. HOYER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Beteiligung des Prostaglandin systems an den Kreislaufwirkungen
von Sermion
P. OURBAK, M. PORNIN, A. HORNYCH ....................... 19
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Therapeutische Wirksamkeit von Sermion bei Patienten
mit Morbus Alzheimer
R. RITTER ........................................... 31
Moderne Methoden psychopharmakologischer Forschung
B. GESSNER .......................................... 38
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Kombinationstherapie von Nootropika und Psychopharmaka
in der psychiatrischen Praxis
K. DITZLER .......................................... 55
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Behandlung des hirnorganischen Psychosyndroms beionkologischen
N achsorgepatienten
A. REINCKE .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Inzidenz und Behandlungsmoglichkeiten des hirnorganischen
Psychosyndroms bei Kurpatienten in einer Rheumaklinik
I. HORGER, V. MORO ................................... 73
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
VIII Inhaltsverzeichnis
Methodologische Probleme mit psychometrischen Untersuchungen
bei geriatrischen Patienten am Beispiel Sermion
S. LEHRL, B. FISCHER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Probleme psychopathometrischer Untersuchungen
bei Langzeitbehandlung mit nontropen Substanzen
L. BLAHA. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Elektroenzephalographische und psychometrische Untersuchungen
der therapeutischen Wirkung nach Einmalgabe von Sermion im
Vergleich zu Co-Dergocrinmesilat
B. SALETU ........................................... 129
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Ergebnisse in der Langzeittherapie mit Serrnion
J. KUGLER. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Wirkung von Sermion auf das EEG von Parkinson-Patienten
mit hirnorganischem Psychosyndrom
E. W. FUNFGELD ...................................... 158
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Vergleich der klinischen Wirksamkeit und pharmakodynamischen
Langzeitwirkung bei Behandlung mit geteilter oder Einmalgabe
von Sermion
B. HOFFERBERTH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Klinische Erfahrungen mit Sermion in der psychiatrischen
und neurologischen Facharztpraxis
H. BERZEWSKI ........................................ 186
Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 202
SchluBwort
G. STILLE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
Autorenverzeichnis
Berzewski, H., Dr. med. Horger, 1., Dr. med.
Chefarzt am Klinikum Steglitz, Rheumaklinik,
Freie UniversiHit Berlin, 8121 Bad Wiessee
Hindenburgdamm 30,
1000 Berlin 45
Hornych, A., Prof. Dr. med.
Abteilung fUr Kardiologie
Blaha, L., Dr. med. V-281NSERM
Bezirkskrankenhaus Mainkofen, Broussais-Krankenhaus
Medizinischer Bereich Paris
der Psychiatrie,
8360 Deggendorf 5
Hoyer, S., Prof. Dr. med.
Institut fUr Neurochemie,
Ditzler, K., Dr. med.
Universitat Heidelberg,
Schauinslandstr. 6,
1m Neuenheimer Feld 2201221,
7812 Bad Krozingen
6900 Heidelberg
Fischer, B., Prof. Dr.
Kugler, J., Prof. Dr. med.
Chefarzt der
Psychiatrische Klinik und Poliklinik,
Schwerpunktklinik Klausenbach,
NuBbaumstr. 7,
7618 Nordrach
8000 Mtinchen 2
Ftinfgeld, E., Prof. Dr. med.
Meier, D. H., Dr. med.
SchloBbergklinik Wittgenstein,
Farmitalia Carlo Erba GmbH,
SchloBstr. 40,
Merzhauser Str. 112,
5928 Bad Laasphe
7800 Freiburg
GeBner, B., Dr.
Bio Data GmbH, Moro, V., Dr. med.
Bahnhofstr. 9, Rheumaklinik,
6374 Steinbach 8182 Bad Wiessee
Hofferberth, B., Prof. Dr. med. Musil, J., Dr.
Neurologische Klinik, Farmitalia Carlo Erba GmbH,
Krankenhaus Lindenbrunn, Merzhauser Str. 112,
3256 Coppenbrtigge 7800 Freiburg
X Autorenverzeichnis
Ourbak, P., Dr. Reincke, A., Dr. med.
Abteilung flir Kardiologie Rehabilitationsklinik,
V-28INSERM Ernst-Eisenlohr-Str. 6,
Broussais-Krankenhaus 7847 Badenweiler
Paris
Ritter, R., Dr. med.
Gunterstalstr. 33 a,
Pornin, M., Dr.
7800 Freiburg
Abteilung fur Kardiologie
V-28INSERM
Saletu, B., Prof. Dr. med.
Broussais-Krankenhaus
Universitatsklinik Wien,
Paris
Psychiatrische Abteilung,
Wahringer Gurtel 74-76,
Lehrl, S., Dr. med. A-1090 Wien
Universitatsklinik
ErlangenlNurnberg, Stille, G., Prof., Dr. med.
Schwabachanlage 6 und 10, Am Wallberg 49
8520 Erlangen 2400 Lubeck 14
Biochemische Grondlagen der nootropen Therapie:
Ergebnisse ond Hypothesen
s.
HOYER
Einleitung
Durch die zunehmende Lebenserwartung bei gleichzeitigem Rtickgang der
Geburtenrate hat sich die Entwicklung der BevOlkerungsstruktur in den
hochentwickelten Uindern erheblich verandert. Aus dem einst bekannten
pyramidenahnlichen Aufbau ist eine Tonnenform geworden, die sich, wenn
Vorausberechnungen eintreffen, in den nachsten 40 Jahren in die Form eines
Rhomboids wandeln wird (Statistisches Bundesamt 1987). Bei sinkender
Mortalitat wachst der Bevolkerungsanteil der tiber 65jahrigen am starksten
(Rosenwaike et al. 1980). Wie diese Entwicklung versorgungsmedizinisch und
soziookonomisch beantwortet werden kann, ist derzeit noch nicht einmal in
Ansatzen zu erkennen.
Es ist unstrittig, daB Menschen ein hohes Alter bei nahezu ungetrtibter
geistiger Frische erreichen konnen. Andererseits ist nicht zu verkennen, daB bei
alteren Menschen mentale Defizite in Form von StOrungen inteIlektueller
Fahigkeiten oder Emotionen deutlich werden, die haufig als "Verkalkung"
eingestuft und als schicksalsbedingt akzeptiert werden. Solche mentalen
Defizite sind jedoch auf vaskulare oder degenerative Krankheitsprozesse des
Gehirns im mittleren und hoheren Lebensalter zurtickzuftihren. Sie werden als
Demenzen bezeichnet (s. unten). Welche Veranderungen im neuronalen
Stoffwechsel bei normaler Hirnalterung und bei dementiellen Prozessen
bekannt geworden sind, soIl nachfolgend erortert werden.
Physiologische Vorbemerkungen
Das nur etwa 2-3 % des normalen Korpergewichts eines gesunden Erwachsenen
ausmachende Gehirn benotigt rund 15% der zirkulierenden Gesamtblutmenge,
etwa 15% des yom Korper aufgenommenen Sauerstoffs und rund 25% der
Gesamtkohlenhydrataufnahme eines normalgewichtigen Erwachsenen, urn
seine Funktion und Struktur aufrechterhalten zu konnen. Dabei wird unter
physiologischen Bedingungen ausschlieBlich Glukose oxidiert, urn biologisch
verftigbare Energie zu gewinnen (Cohen et al. 1964; Gibbs et al. 1942; Gottstein
et al. 1963; Hoyer 1970). Der Glukosetransfer aus dem arteriellen Biut ins
Gehirn durch die Biut-Hirn-Schranke erfolgt mit Hilfe eines besonderen
Transportsystems, das aller Wahrscheinlichkeit nach insulinabhangig ist
(Bachelard 1971; Oldendorf 1971; Bachelard et al. 1973; Pardrige u. Oldendorf