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Senecas Trostschrift an Polybius (Dialog 11): Ein Kommentar PDF

244 Pages·1994·27.393 MB·German
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Thomas Kurth Senecas Trostschrift an Polybius Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 59 £ Β. G. Teubner Stuttgart und Leipzig Senecas Trostschrift an Polybius Dialog 11 Ein Kommentar Von Thomas Kurth Β. G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1994 Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Kurth, Thomas: Senecas Trostschrift an Polybius, Dialog 11: ein Kommentar/ von Thomas Kurth. - Stuttgart: Teubner, 1994 (Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 59) Zugl.: Köln, Univ., Diss., 1993/94 ISBN 3-519-07608-X NE: GT Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts- gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt besonders fur Vervielfältigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © B. G. Teubner Stuttgart 1994 Printed in Germany Druck und Bindung: Röck, Weinsberg Vorwort "Cet ouvrage, plat, traçant, négligé de forme, et qui ne fait guère plus d1 honneur au talent qu' au caractère de son auteur, ne lui valut pas même la grâce qu' il implorait" Mit diesem vernichtenden Urteil bedenkt R. Waltz in seiner Ausgabe (S. 94) Senecas Trostschrift an Polybius: als literarisches Werk ungenügend, als Schrift mit politischer Absicht in seiner Zeit sinnlos. Also weg damit auf den Dachboden der römischen Literaturgeschichte? Keineswegs. Vor allem, wenn sich beim näheren Hinsehen ein anderes Bild einstellt, das ein milderes Urteil erlaubt. Freilich, das Werk ist nicht glatt und es gibt genügend Fragen auf. Sein Reiz liegt gerade darin, daß es mehrere Ebenen hat, mehrere Tendenzen in sich vereint, eine komplexe Struktur aufweist. Das und anderes macht die Lektüre aufwendig. 1915 erschien Duffs kommentierte Ausgabe der Seneca-Dialoge Χ, XI und ΧΠ und damit der einzige Kommentar zur Consolatio ad Polybium bislang über- haupt. Diese Arbeit, bescheiden im Umfang und gemessen an ihrer Zugänglichkeit eine Rarität, kann auch heute noch eine sehr wertvolle Hilfe für den Seneca-Leser sein. Seit dem sind fast acht Jahrzehnte vergangen, in denen etliche Forschungen zur antiken Trostliteratur, zu Seneca und seinen literarischen Werken und zur Trostschrift an Polybius Beiträge zu einer besseren Verständnismöglichkeit des Textes geliefert haben. Dem Seneca- Leser stehen diese Erträge aber bei seiner Lektüre des elften Dialoges in den wenigsten Fällen in gebotener Form zur Verfügung. Daher erschien es sinn- voll, einige dieser Erträge in einem neuen fortlaufenden Kommentar zum Text von ad Pol. zusammenzustellen. Die Anmerkungen in den Editionen von M. Ceccarini, N. Marziano und A. Traina bilden keinen fortlaufenden Kommentar und dienen auch eher einer ersten groben Orientierung. Ziel dieses hier vorgelegten Kommentars ist es, denjenigen eine Handreiche zu geben, die sich selbst mit dem Text beschäftigen wollen, um dann vielleicht für sich in der einen oder anderen Frage entscheiden zu können. Als Grund- lage dient immer der von L.D. Reynolds in seiner OCT-Ausgabe der Seneca- Dialoge (Oxford 1977 u.ö.) abgedruckte Text 6 Die vorliegende Arbeit ist die revidierte Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 1993/94 von der Philosophischen Fakultät der Universi- tät zu Köln angenommen wurde*. Ohne freundlichen Beistand und Ermuti- gung auch in kritischen Situationen wäre es nie soweit gekommen. Danken möchte ich deshalb an dieser Stelle zuallererst den Angehörigen der Mittel- lateinischen Abteilung des Kölner Instituts für Altertumskunde für eine in jeder Hinsicht angenehme Atmosphäre, der Freundin und Kollegin Dr. Flora Manakidou für ihre Hilfe bei den griechischen Zitaten und manche Aufmun- terung. Dank gilt insbesondere auch Dr. Peter Riemer für seine Freundlich- keit und seinen Langmut bei der Erstellung der Druckvorlage. Prof. Dr. Clemens Zintzen hat sich nicht nur der Mühe des Korreferates unterzogen, sondern darüberhinaus die Aufnahme meiner Arbeit in die „Bei- träge zur Altertumskunde" ermöglicht Hierfür wie auch für manch andere Unterstützung möchte ich ihm ganz herzlich danken. Mein besonderer Dank aber gilt Prof. Dr. Peter Frisch, der diese Arbeit angeregt und betreut hat. Sein Vertrauen in mich, seine unerschütterliche Sympathie und seine ständige Hilfsbereitschaft haben maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Dieser Kommentar soll die Lektüre des lateinischen Textes erleichtem. Seneca selbst lieferte die Richtlinien, die zu befolgen mein stetes Bemühen war: per partes pervenietur ad totum (epist. 108,2), aber simile confuso est quidquid usque in pulverem sectum est (epist. 89,3). Köln, im Juli 1994 Thomas Kurth * Rigorosumstermin war der 13.11.1993. Inhaltsverzeichnis Α. Vorwort S. 5 Β. Einleitung S. 9 L Der philosophische und literarische Hintergrund S. 9 1. Antike Trostliteratur S. 9 2. Diatribe, Dialogus, Rhetorik S. 11 Π. Senecas Trostschrift an Polybius S. 13 1. Senecas Trostschriften S. 13 2. Biographischer Hintergrund und Abfassungszeit S. 15 3. Der Adressat: Polybius S. 18 4. Trostschrift oder Bittschrift? S. 19 5. Herrscherlob S. 21 6. Authentizität S. 23 7. Komposition und Struktur S. 23 C. Einzelkommentar S. 24 Kap. 1 S. 24 Kap. 2 S. 35 Kap. 3 S. 50 Kap. 4 S. 58 Kap. 5 S. 66 Kap. 6 S. 75 Kap. 7 S. 90 Kap. 8 S. 98 Kap. 9 S. 107 Kap. 10 S. 124 Kap. 11 S. 131 Kap. 12 S. 144 Kap. 13 S. 152 Kap. 14 S. 167 Kap. 15 S. 176 Kap. 16 S. 188 Kap. 17 S. 202 Kap. 18 S. 217 D. Bibliographie S. 232 I. Der philosophische und literarische Hintergrund 1. Antike Konsolationsliteratur Jede Epoche hat ihre eigenen Probleme mit der Erfahrung und dem Bewußtsein des todsicher zuende gehenden Lebens. Und immer waren die Dichter und Denker empfänglich für die Todes-Ängste ihrer Zeitgenossen oder beschäftigten sich mit dem Phänomen von Trauer und Trost. Schon bei Homer, II. V 38Iff. wird Aphrodite von ihrer Mutter Dione getröstet. Trauer- und Trostgedichte lassen sich im griechischen und römischen Alter- tum etliche nachweisen1. Daneben hat die Antike eine literarische Gattung hervorgebracht, die dem modernen Leser fremd anmutet: die Consolatio2. Sie hat wenig von jenem Gemütston, der bei unserem Begriff von Trost mit- klingt, sondern stellt vielmehr eine Ermahnung, eine adhortatio, dar, die Trauer zu überwinden: Die antike Konsolatorik ist bestimmt von einem alles durchdringenden Intellektualismus. Der Trauemde soll sich besinnen, soll erkennen, daß er von einer falschen Meinung bestimmt ist, und soll von dieser seelischen Verwirrung geheilt werden. Dieser Seelenkrankheit, diesem Affekt gilt der Kampf, den zu führen sich der Tröstende vorge- nommen hat. Das Rüstzeug zu diesem Kampf ist von den Sophisten geliefert worden3, die Kyniker entwickelten die Trosüiteratur weiter4, richtig ausgebildet wurde 1 vgl. J. Esteve-Forriol, Die Trauer- und Trostgedichte in der römischen Literatur, untersucht nach ihrer Topik und ihrem Motivschatz, Diss. Manchen 1962.- Schon jetzt sei bemerkt, daB hier mit Trostschriften immer solche über den Tod gemeint sind. 2 vgl. R. Kassel, Untersuchungen zur griechischen und römischen Konsolationsliteratur, Zeternata 18, München 1958; K. Buresch, Consolationum a Graecis Romanisque scriptarum historia critica. Leipziger Studien zur Class. Philologie 9,1887, S. 1-170; H.-Th. Johann, Trauer und Trost. Eine quellen- und strukturanalytische Untersuchung der philosophischen Trostschriften über den Tod, Studia et Testimonia Antiqua 5, München 1968; A. Gercke, De consolationibus, in: Tirocinium philologum sodalium regii seminarli Bonnensis, Berlin 1883, S. 28-70. 3 Einen erschöpfenden Überblick über Genese, Entwicklung und Einflüsse der konsolatorischen Literatur gibt Kassel im ersten Teil seiner Untersuchungen, S. 3-48, so daß sich an dieser Stelle die Ausführungen auf das knappste beschränken lassen. 4 zur kynischen Diatribe vgl. unten den nächsten Paragraphen. 10 sie in der Stoa5. Chrysipp, einer der Schulgründer, zeichnet in seinem Therapeutikos den Philosophen als Arzt der kranken Seele. Der erste Stoiker, der als Verfasser einer Konsolationsschrift bekannt ist, ist Panaitios. Cicero (de fin. IV 23) berichtet über dessen Brief de dolore patiendo an Q. Tubero. Die berühmteste Consolatio, die grundlegend für die gesamte Gattung wurde, war aber das Werk des Akademikers Krantor "Über die Trauer"6 an Hippokles, eine Schrift von ganz erheblicher Wirkung, von der Cicero (Luculi. 135) überliefert: legimus omnes Crantons veteris Academici de luctu; est enim non magnus verum aureolus et ut Tuberoni Panaetius praecipit ad verbum ediscendus libellus. Hatte die alte Stoa alle Gemütsregungen zu beseitigen versucht, um so die Apathie, das völlige Freisein von Affekten zu erreichen, vertrat Krantor eine weniger rigorose Position, die einer maßvollen Seelenbewegung, der Metriopathie7. Damit war die Möglichkeit gegeben, mit Blick auf den einzelnen Menschen seinem Vermögen entsprechend zu helfen. Und sowenig ein Arzt, wenn er ein kör- perliches Gebrechen heilen will, Skrupel hat, jedes nur erdenkliche Heil- mittel anzuwenden, sowenig ging es weiterhin um Abgrenzimg der helleni- stischen Schulen untereinander, wo sie sich um seelsorgerliche Erfolge bemühten. Zur Zeit Ciceros lagen Trostschriften vor, in denen die Argu- mente der verschiedenen hellenistischen Schulen bereits neben- und mitein- ander aufgeführt waren, in der Hoffnung, daß dann schon für jeden Trost- suchenden etwas dabei ist. Cicero selbst hat es nach dem Tode seiner Tochter Tullia in seiner Consolatio an sich selbst, die zugegebenermaßen in der Tradition Krantors steht8, nicht anders gemacht: sunt etiam qui haec 5 vgl. die knappe Zusammenfassung bei P. Meinel, Seneca über seine Verbannung. Trostschrift an die Mutter Helvia. Mit einem Exkurs: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt, Diss. Bonn 1972, S. 22-25; im übrigen Kassel, Untersuchungen, S. 17ff. 6 Die Schrift ist nur sehr bruchstQckhaft auf uns gekommen. Versuche einer Rekonstruktion, wie zuletzt von Johann, Trauer und Trost, §§ 38-53, S. 28ff„ waren nie zufriedenstellend; vgl. Kassel, Untersuchungen, S. 35 Anm. 4 u. ö.; K. Abel, Gnomon 42, 1970, S. 261-265. 7 vgl. Cic., Tusc. ΠΙ 12; m 71ff.; überhaupt sind Ciceros Tuskulanen ein guter Spiegel der Konsolationsliteratur, bes. die Bücher I und HL 8 Plinius, NH praef. 22 in consolatione filiae Crantorem inquit sequor. Die Fragmente dieser gleichfalls weitestgehend verlorenen Trostschrift sind gut zugänglich in der Edition von Vitelli zusammengestellt: M. Tulli Ciceronis Consolaüonis Fragmenta, ree. C. Vitelli, Florenz 1979.

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